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Ar­chiv: Ju­ni 2017

Kei­ne Nach­bes­se­rungs­frist von mehr als sechs Mo­na­ten im VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Ge­braucht­wa­gen ist i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, weil er nicht die bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen üb­li­che und des­halb von ei­nem durch­schnitt­li­chen Käu­fer zu er­war­ten­de Be­schaf­fen­heit auf­weist. Das er­gibt sich schon dar­aus, dass das Fahr­zeug – wie vom Kraft­fahrt-Bun­des­amt an­ge­ord­net – tech­nisch über­ar­bei­tet wer­den muss und ein Ver­lust der Be­triebs­er­laub­nis droht, wenn die tech­ni­sche Über­ar­bei­tung (durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates) un­ter­bleibt.
  2. Bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf reicht es mit Blick auf Art. 3 V Spie­gel­strich 2 der Ver­brauchs­gü­ter­kauf-Richt­li­nie für ei­nen man­gel­be­ding­ten Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag aus, dass „der Ver­käu­fer nicht in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist Ab­hil­fe ge­schaf­fen hat“. Ei­ne Frist zur Man­gel­be­sei­ti­gung muss der Käu­fer (Ve­brau­cher) dem Ver­käu­fer (Un­ter­neh­mer) nicht ge­setzt ha­ben.
  3. Ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Ge­braucht­wa­gens von mehr als ei­nem hal­ben Jahr ist nicht mehr an­ge­mes­sen i. S. des § 323 I BGB, son­dern un­an­ge­mes­sen lang. In­so­weit ist zwar zu be­rück­sich­ti­gen, dass der VW-Ab­gas­skan­dal ei­ne Viel­zahl von Fahr­zeu­gen be­trifft und des­halb ein ko­or­di­nier­tes Vor­ge­hen er­for­der­lich ist, um sämt­li­che Nach­bes­se­run­gen zu be­wäl­ti­gen. Zu be­rück­sich­ti­gen ist aber auch, dass die­ser Um­stand nicht in die Ri­si­ko­sphä­re ei­nes mit mei­nem man­gel­haf­ten Fahr­zeug be­lie­fer­ten Käu­fers fällt und die­sem des­halb nicht zum Nach­teil ge­rei­chen darf.
  4. Dass der Käu­fer ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug trotz des ihm an­haf­ten­den Man­gels un­ein­ge­schränkt nut­zen kann, än­dert nichts dar­an, dass ei­ne Nach­bes­se­rungs­frist von mehr als sechs Mo­na­ten un­an­ge­mes­sen lang ist. Denn dem Käu­fer ist es mit Blick auf die Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007, die ei­ne Ver­bes­se­rung der Luft­qua­li­tät zum Ziel hat, nicht zu­zu­mu­ten, län­ger mit ei­nem Fahr­zeug zu fah­ren, des­sen Schad­stoff­aus­stoß weit über den in der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 fest­ge­leg­ten Grenz­wer­ten liegt.
  5. Die Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers, die in der Lie­fe­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Ge­braucht­wa­gens liegt, ist schon des­halb nicht i. S. des § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich, weil ein Man­gel, des­sen Be­sei­ti­gung das Kraft­fahrt-Bun­des­amt an­ge­ord­net hat und in die es in­vol­viert ist, nicht ge­ring­fü­gig sein kann.

LG Bie­le­feld, Ur­teil vom 30.06.2017 – 7 O 201/16

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Be­rech­nung des Wert­er­sat­zes für ge­zo­ge­ne Nut­zun­gen

  1. Die erst­ma­li­ge Gel­tend­ma­chung von selbst­stän­di­gen An­sprü­chen des Be­klag­ten aus dem­sel­ben Sach­ver­halt wird durch die rechts­kräf­ti­ge Ent­schei­dung über die An­sprü­che des Klä­gers im Vor­pro­zess nicht präk­lu­diert. Über sol­che An­sprü­che wird durch die Ent­schei­dung über die dort gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che nur un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 322 ZPO – al­so bei Wi­der­kla­ge oder Auf­rech­nung – rechts­kräf­tig ent­schie­den.
  2. Bei der Be­rech­nung des nach § 346 II 1 BGB ge­schul­de­ten Wert­er­sat­zes für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen ist bei ei­nem ge­gen­sei­ti­gen Ver­trag wie ei­nem Kauf­ver­trag nicht de­ren ob­jek­ti­ver Wert, son­dern die Ge­gen­leis­tung maß­geb­lich, bei dem Rück­tritt von ei­nem Kauf­ver­trag da­mit der Er­werbs­preis, aus dem der Wert­er­satz zeit­an­tei­lig li­ne­ar ab­zu­lei­ten ist.
  3. Ver­langt der Käu­fer nach be­rech­tig­tem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ne­ben des­sen Rück­ab­wick­lung Er­satz et­wa sei­ner Fi­nan­zie­rungs- und/oder Be­triebs­kos­ten und er­langt er da­durch ei­nen Nut­zungs­vor­teil, der den nach § 346 II 1 BGB ge­schul­de­ten Wert­er­satz für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen der Kauf­sa­che über­steigt, ist ihm die­ser wei­ter­ge­hen­de Vor­teil an­zu­rech­nen.

BGH, Ur­teil vom 30.06.2017 – V ZR 134/16

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Ver­ein­bar­ter Er­fül­lungs­ort für Kauf­preis­zah­lung bei Kfz-Kauf – „Bar­zah­lung bei Ab­ho­lung“

  1. Ha­ben die Par­tei­en ei­nes – hier auf der In­ter­net­platt­form eBay ge­schlos­se­nen – Kfz-Kauf­ver­trags aus­drück­lich ver­ein­bart, dass der Käu­fer das Fahr­zeug bei der Über­ga­be in bar zu be­zah­len ha­be, so ist Er­fül­lungs­ort für die Kauf­preis­schuld i. S. von § 29 ZPO der für die Fahr­zeug­über­ga­be ver­ein­bar­te Ort.
  2. Ein Ver­wei­sungs­be­schluss ist ent­ge­gen § 281 II 4 ZPO für das Ge­richt, an das der Rechts­streit ver­wie­sen wird, nicht bin­dend, wenn sich das ver­wei­sen­de Ge­richt in die­sem Be­schluss nur zur ei­ge­nen Un­zu­stän­dig­keit und nicht zur Zu­stän­dig­keit des Ge­richts, an das der Rechts­streit ver­wie­sen wird, be­fasst.

OLG Bam­berg, Be­schluss vom 30.06.2017 – 8 SA 17/17

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Kein An­spruch auf Er­satz­lie­fe­rung ei­nes VW Ti­gu­an II im VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ist i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, weil er nicht die Be­schaf­fen­heit auf­weist, die ein durch­schnitt­li­cher Neu­wa­gen­käu­fer er­war­ten kann. Denn der Durch­schnitts­käu­fer ei­nes Neu­wa­gens darf da­von aus­ge­hen, dass in sei­nem Fahr­zeug kei­ne als un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu qua­li­fi­zie­ren­de Soft­ware zum Ein­satz kommt, die er­kennt, ob das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert, und die (nur) in die­sem Fall ei­ne Ver­rin­ge­rung ins­be­son­de­re der Stick­oxid(NOX)-Emis­sio­nen sorgt. Das gilt um­so mehr, als die Ver­wen­dung ei­ner den Schad­stoff­aus­stoß ma­ni­pu­lie­ren­den Soft­ware bei Fahr­zeu­gen an­de­rer Her­stel­ler nicht be­kann­ter­ma­ßen üb­lich ist.
  2. Der Ver­käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen und be­reits An­fang 2012 aus­ge­lie­fer­ten VW Ti­gu­an der ers­ten Ge­ne­ra­ti­on (VW Ti­gu­an I) ist nicht zur Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) ver­pflich­tet. Denn die Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en fa­brik­neu­en VW Ti­gu­an I ist in­fol­ge ei­nes Ge­ne­ra­ti­ons­wech­sels i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich, und die Lie­fe­rung ei­nes – nicht gleich­ar­ti­gen und gleich­wer­ti­gen – Neu­wa­gens der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on (VW Ti­gu­an II) kann der Käu­fer auch dann nicht mit Er­folg ver­lan­gen, wenn der Kauf­ver­trag ei­nen Än­de­rungs­vor­be­halt i. S. des § 308 Nr. 4 BGB ent­hält.

LG Hei­del­berg, Ur­teil vom 30.06.2017 – 3 O 6/17

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Rück­tritt vom Kauf­ver­trag über ei­nen Ško­da-Neu­wa­gen – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug, bei dem ei­ne Soft­ware für ei­ne Ver­rin­ge­rung der Stick­oxid­emis­sio­nen sorgt, so­bald sie er­kennt, dass das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert, ist i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft.
  2. Ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs von knapp zwei Mo­na­ten ist an­ge­mes­sen i. S. des § 323 I BGB. Denn zu­guns­ten des Fahr­zeug­ver­käu­fers ist zwar zu be­rück­sich­ti­gen, dass er dar­auf an­ge­wie­sen ist, vom Fahr­zeug­her­stel­ler das für ei­ne Man­gel­be­sei­ti­gung er­for­der­li­che Soft­ware­up­date zu er­hal­ten, und dass das be­trof­fe­ne Fahr­zeug bis zur In­stal­la­ti­on die­ses Up­dates un­ein­ge­schränkt be­nutzt wer­den kann und ver­kehrs­si­cher ist. Der Ver­käu­fer darf in­des nicht zum Nach­teil des Käu­fers gel­tend ma­chen, dass im Rah­men des VW-Ab­gas­skan­dals Mil­lio­nen von Fahr­zeu­ge ma­ni­pu­liert wur­den und es vie­le Mo­na­te dau­ern wird, die­se Ma­ni­pu­la­tio­nen rück­gän­gig zu ma­chen.
  3. Ei­ne Nach­bes­se­rung durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs un­zu­mut­bar (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB), wenn die be­grün­de­te Be­fürch­tung be­steht, dass das Up­date den Man­gel, der dem Fahr­zeug an­haf­tet, nicht be­sei­ti­gen oder zu Fol­ge­män­geln (z. B. ei­nem hö­he­ren Kraft­stoff­ver­brauch) füh­ren wird. Dass Fol­ge­män­gel ent­ste­hen wer­den, muss der kla­gen­de Käu­fer nicht be­wei­sen oder auch nur als si­cher be­haup­ten; es ge­nügt, wenn er kon­kre­te tat­säch­li­che An­halts­punk­te auf­zeigt, die Fol­ge­män­gel aus der Sicht ei­nes ver­stän­di­gen Käu­fers mög­lich er­schei­nen las­sen.
  4. Bei der Be­ur­tei­lung, ob der Man­gel, der ei­nem vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeug an­haf­tet, i. S. von § 323 V 2 BGB ge­ring­fü­gig ist, kann nicht dar­auf ab­ge­stellt wer­den, mit wel­chem Kos­ten­auf­wand die In­stal­la­ti­on des zur Man­gel­be­sei­ti­gung er­for­der­li­chen Soft­ware­up­dates ver­bun­den ist. Denn das aus­schließ­lich vom Fahr­zeug­her­stel­ler an­ge­bo­te­ne Soft­ware­up­date hat kei­nen Markt­preis, so­dass al­len­falls an die vom Fahr­zeug­her­stel­ler an­ge­ge­be­nen Ent­wick­lungs- und In­stal­la­ti­ons­kos­ten an­ge­knüpft wer­den könn­te. Dies ver­bie­tet sich je­doch, weil an­dern­falls der Fahr­zeug­her­stel­ler be­stim­men könn­te, ob ein vom ihm ver­ur­sach­ter Man­gel ge­ring­fü­gig ist oder nicht.

LG Stutt­gart, Ur­teil vom 30.06.2017 – 20 O 425/16

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Rück­ab­wick­lung ei­nes teil­wei­se fi­nan­zier­ten Kfz-Kaufs – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug (hier: ein Au­di Q3), bei dem ei­ne Soft­ware für ei­ne Re­du­zie­rung des Schad­stoff­aus­sto­ßes sorgt, so­bald das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert, ist i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft (im An­schluss u. a. an LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – I-2 O 425/15). Das folgt schon dar­aus, dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt dem VW-Kon­zern auf­er­legt hat, die Soft­ware aus al­len vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen zu ent­fer­nen, und die­sen Fahr­zeu­gen ein Ver­lust der Be­triebs­er­laub­nis droht, falls dies nicht ge­schieht.
  2. Die Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers, die in der Lie­fe­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Fahr­zeugs liegt, ist schon des­halb nicht un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB, weil die vom VW-Kon­zern ent­wi­ckel­ten Maß­nah­men zur Be­sei­ti­gung des Man­gels ei­ner um­fas­sen­den Prü­fung und Ge­neh­mi­gung durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt be­durf­ten (im An­schluss an LG Aa­chen, Urt. v. 06.12.2016 – 10 O 146/16).
  3. Je­den­falls noch im No­vem­ber 2015 muss­te sich dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs die Be­fürch­tung ge­ra­de­zu auf­drän­gen, dass sich das für ei­ne Nach­bes­se­rung des Fahr­zeugs er­for­der­li­che Soft­ware­up­date ne­ga­tiv auf den Kraft­stoff­ver­brauch, die Mo­tor­leis­tung, die Schad­stoff­emis­sio­nen oder die Halt­bar­keit von Fahr­zeug­bau­tei­len aus­wir­ken wer­de. Zu die­sem Zeit­punkt war dem Käu­fer ei­ne Nach­bes­se­rung des­halb un­zu­mut­bar (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB).
  4. Bei der Prü­fung, ob dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ei­ne Nach­bes­se­rung i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar ist, ist auch zu be­rück­sich­ti­gen, dass das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen dem Käu­fer und dem Fahr­zeug­her­stel­ler nach­hal­tig er­schüt­tert ist. Das gilt auch dann, wenn der Her­stel­ler nicht Par­tei des Kauf­ver­tra­ges ist, da nur er das für ei­ne Nach­bes­se­rung er­for­der­li­che Soft­ware­up­date zur Ver­fü­gung stel­len kann. In­so­weit ist oh­ne Be­lang, dass der Fahr­zeug­her­stel­ler nicht Er­fül­lungs­ge­hil­fe des Kfz-Ver­käu­fers ist und die­sem da­her ein mög­li­ches Ver­schul­den des Her­stel­lers nicht ge­mäß § 278 BGB zu­ge­rech­net wer­den kann.
  5. Ein Kfz-Käu­fer, der zur Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses mit ei­ner Bank ei­nen Dar­le­hens­ver­trag ge­schlos­sen hat, der mit dem Kfz-Kauf­ver­trag i. S. von § 358 III BGB ver­bun­den ist, kann vom Ver­käu­fer nach ei­nem man­gel­be­ding­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag die Rück­zah­lung des ge­sam­ten Kauf­prei­ses ver­lan­gen. Sein Rück­zah­lungs­an­spruch ist nicht auf den Be­trag be­schränkt, der den be­reits an die fi­nan­zie­ren­de Bank ge­zahl­ten Ra­ten ent­spricht.
  6. Ein Kfz-Käu­fer, der zur Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses ein Dar­le­hen auf­ge­nom­men und das Fahr­zeug der fi­nan­zie­ren­den Bank zur Si­che­rung der Dar­le­hens­schuld über­eig­net hat, kann den Ver­käu­fer nach ei­nem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag nicht da­durch in (An­nah­me-)Ver­zug mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs ver­set­zen, dass er dem Ver­käu­fer statt der Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs an­bie­tet, ihm sei­nen – des Käu­fers – An­spruch ge­gen die Bank auf Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs ab­zu­tre­ten. Denn ge­mäß § 346 I BGB und un­ge­ach­tet der Si­che­rungs­über­eig­nung ist der Käu­fer ver­pflich­tet, dem Ver­käu­fer das Fahr­zeug zu­rück­zu­ge­ben und ihm und das Ei­gen­tum dar­an wie­der zu ver­schaf­fen.
  7. Bei ei­ner Zug-um-Zug-Ver­ur­tei­lung hat die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs kei­nen ei­ge­nen wirt­schaft­li­chen Wert.

LG Ko­blenz, Ur­teil vom 30.06.2017 – 15 O 205/16

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(Kein) Rück­tritt we­gen zu ge­rin­ger Höchst­ge­schwin­dig­keit ei­nes Neu­wa­gens (R)

  1. Ein Neu­wa­gen, des­sen tat­säch­li­che Höchst­ge­schwin­dig­keit um we­ni­ger als fünf Pro­zent hin­ter der in den Fahr­zeug­pa­pie­ren an­ge­ge­be­nen Höchst­ge­schwin­dig­keit zu­rück­bleibt, weist kei­nen (er­heb­li­chen) Man­gel auf, der den Käu­fer zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt.
  2. Zur Mes­sung der Höchst­ge­schwin­dig­keit ei­nes Kraft­fahr­zeugs durch ei­nen (ge­richt­lich be­stell­ten) Sach­ver­stän­di­gen nach den Vor­ga­ben der ECE-Re­ge­lung Nr. 68.

OLG Köln, Be­schluss vom 29.06.2017 – 19 U 40/17
(vor­an­ge­hend: LG Köln, Ur­teil vom 14.02.2017 – 21 O 465/15)

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(Scha­dens­er­satz­recht­li­che) Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Neu­wa­gen – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ist je­den­falls i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, weil er kei­ne bei ei­nem Neu­wa­gen üb­li­che und des­halb vom Käu­fer zu er­war­ten­de Be­schaf­fen­heit auf­weist. Ein Neu­wa­gen­käu­fer muss zwar da­mit rech­nen, dass der Schad­stoff­aus­stoß des Fahr­zeugs im rea­len Stra­ßen­ver­kehr hö­her ist als wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests auf ei­nem Prüf­stand. Er muss in­des nicht da­von aus­ge­hen, dass in dem Fahr­zeug ei­ne Soft­ware zum Ein­satz kommt, die (nur) in ei­ner Test­si­tua­ti­on den Schad­stoff­aus­stoß re­du­ziert, so­dass die auf dem Prüf­stand er­mit­tel­ten Wer­te kei­ne Aus­sa­ge­kraft ha­ben.
  2. Der Man­gel, der ei­nem vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeug an­haf­tet, ist schon des­halb nicht i. S. des § 323 V 2 BGB ge­ring­fü­gig, weil der Käu­fer prak­tisch nicht auf ei­ne – zwi­schen der Fahr­zeug­her­stel­le­rin und dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt ab­ge­stimm­te – Nach­bes­se­rung ver­zich­ten kann, oh­ne die Be­triebs­er­laub­nis des Fahr­zeugs zu ge­fähr­den.
  3. Ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, wenn das da­für er­for­der­li­che Soft­ware­up­date erst noch ent­wi­ckelt wer­den muss und der Käu­fer des­halb nicht ab­se­hen kann, wann sein Fahr­zeug nach­ge­bes­sert wer­den kann.
  4. Die be­rech­tig­te Be­fürch­tung des Käu­fers, dass sein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug auch nach ei­ner Nach­bes­se­rung durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates nicht man­gel­frei sein wer­de, son­dern sich das Up­date et­wa nach­tei­lig auf den Kraft­stoff­ver­brauch aus­wir­ken wer­de, macht ei­ne Nach­bes­se­rung un­zu­mut­bar (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB).
  5. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens hat ge­gen die – am Kauf­ver­trag nicht be­tei­lig­te – Volks­wa­gen AG ei­nen auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­rich­te­ten Scha­dens­er­satz­an­spruch (§ 826 BGB i. V. mit § 31 BGB), wenn ein ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­ner Ver­tre­ter (§ 31 BGB) der Volks­wa­gen AG den ob­jek­ti­ven und sub­jek­ti­ven Tat­be­stand des § 826 BGB ver­wirk­licht hat. In­so­weit trifft die Volks­wa­gen AG ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last, der sie ins­be­son­de­re durch den Vor­trag ge­nügt, in wel­cher Or­ga­ni­sa­ti­ons­ein­heit die im Zu­sam­men­hang mit dem VW-Ab­gas­skan­dal maß­geb­li­chen Ent­schei­dun­gen ge­trof­fen wor­den und bis zu wel­cher hö­he­ren Ebe­ne die­se Ent­schei­dun­gen kom­mu­ni­ziert wor­den sind.

LG Müns­ter, Ur­teil vom 28.06.2017 – 02 O 165/16

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Kein An­spruch des Neu­wa­gen­käu­fers auf Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) trotz Än­de­rungs­vor­be­halt – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Der An­spruch des Käu­fers ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens auf Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs (§§ 437 Nr. 1, 439 I Fall 2 BGB) ist ge­mäß § 275 I BGB we­gen Un­mög­lich­keit aus­ge­schlos­sen, wenn das Fahr­zeug – hier: ein VW Ti­gu­an 2.0 TDI BMT 4MO­TI­ON – so wie vom Käu­fer ur­sprüng­lich be­stellt nicht mehr pro­du­ziert wird, son­dern nur noch ein op­tisch und tech­nisch über­ar­bei­te­tes Nach­fol­ge­mo­dell her­ge­stellt wird. Dar­auf, ob die Än­de­run­gen ei­nen „Mo­dell­wech­sel“ be­grün­den oder ob sie le­dig­lich als „Face­lift“ oder „Mo­dell­pfle­ge“ be­zeich­net wer­den, kommt es in­so­weit nicht an.
  2. In ei­nem sol­chen Fall kann der Käu­fer auch dann nicht mit Er­folg die Er­satz­lie­fe­rung ei­nes Fahr­zeugs der ak­tu­el­len Bau­rei­he ver­lan­gen, wenn der Kauf­ver­trag ei­nen Än­de­rungs­vor­be­halt i. S. des § 308 Nr. 4 BGB ent­hält.

LG Stutt­gart, Ur­teil vom 26.6.2017 – 2 O 26/17

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Dar­le­gungs- und Be­weis­last für das Ab­han­den­kom­men (§ 935 I BGB) ei­nes Kraft­fahr­zeugs

  1. Dass ei­ne Sa­che i. S. des § 935 I BGB ab­han­den­ge­kom­men ist, muss der­je­ni­ge – der (Alt-)Ei­gen­tü­mer – dar­le­gen und be­wei­sen, der sich dar­auf be­ruft und mit die­ser Be­grün­dung ei­nen gut­gläu­bi­gen Ei­gen­tums­er­werb in Ab­re­de stellt. Der (Alt-)Ei­gen­tü­mer muss al­ler­dings nicht Zeit und Ort des Ab­han­den­kom­mens be­nen­nen; viel­mehr reicht es ge­ra­de bei Lu­xus­gü­tern – hier: ei­nem BMW Z8 – im Grund­satz aus, dass der (Alt-)Ei­gen­tü­mer dar­legt und be­weist, dass er in dem in Be­tracht kom­men­den Zeit­raum Be­sit­zer der Sa­che war.
  2. Der Käu­fer ei­nes wer­vol­len Ge­braucht­fahr­zeugs – hier: ei­nes BMW Z8 –, darf an­neh­men, dass der Ver­käu­fer Ei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs ist, wenn der Ver­käu­fer im Be­sitz des Fahr­zeugs ist und die Fahr­zeug­pa­pie­re so­wie sämt­li­ches Zu­be­hör vor­le­gen kann. Denn ge­ra­de bei ei­nem wert­vol­len Fahr­zeug ist zu er­war­ten, dass des­sen (wah­rer) Ei­gen­tü­mer zu­min­dest ru­di­men­tä­re Si­che­rungs­maß­nah­men er­greift. Da­zu ge­hört, die Fahr­zeug­pa­pie­re, die Fahr­zeug­schlüs­sel und das Zu­be­hör ge­trennt vom Fahr­zeug auf­zu­be­wah­ren.

LG Aa­chen, Ur­teil vom 22.06.2017 – 12 O 331/16

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