1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ist zu­min­dest i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, weil in dem Fahr­zeug – an­ders als in ver­gleich­ba­ren Fahr­zeu­gen an­de­rer Her­stel­ler – ei­ne „Ab­schalt­soft­ware“ zum Ein­satz kommt, die den Schad­stoff­aus­stoß (nur) op­ti­miert, so­bald das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nem Emis­si­ons­test un­ter­zo­gen wird.
  2. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass ein Man­gel i. S. des § 323 V 2 BGB ge­ring­fü­gig ist und des­halb ei­nen Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag nicht recht­fer­tigt, trifft den Ver­käu­fer. Ab­zu­stel­len ist in­so­weit auf den Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung. Durf­te der Käu­fer zu die­sem Zeit­punkt be­fürch­ten, dass ei­ne Nach­bes­se­rung zu neu­en Män­geln et­wa in Ge­stalt ei­nes hö­he­ren Kraft­stoff­ver­brauchs oder ei­ner ver­min­der­ten Mo­tor­leis­tung füh­ren wer­de, so spricht dies für das Vor­lie­gen ei­nes er­heb­li­chen Man­gels.
  3. Da­für, dass der Man­gel, un­ter dem ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug lei­det, i. S. des § 323 V 2 BGB er­heb­lich ist, spricht, dass der Ver­käu­fer nur mit Un­ter­stüt­zung der Volks­wa­gen AG nach­bes­sern kann, weil die­se ihm (min­des­tens) ein Soft­ware­up­date zur Ver­fü­gung stel­len muss, und die Volks­wa­gen AG ih­rer­seits auf die Frei­ga­be die­ses Up­dates durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt an­ge­wie­sen ist. Dar­über hin­aus ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ne Fahr­zeu­ge aus Sicht des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes zwin­gend über­ar­bei­tet wer­den müs­sen, um ih­re Zu­las­sung nicht zu ge­fähr­den.
  4. Ob dem Käu­fer (hier: ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens) ei­ne Nach­er­fül­lung i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar ist, ist un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls (z. B. Art und Aus­maß ei­ner Be­ein­träch­ti­gung der In­ter­es­sen des Käu­fers, Zu­ver­läs­sig­keit des Ver­käu­fers, ge­stör­tes Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen Käu­fer und Ver­käu­fer) zu be­ur­tei­len. Da­bei fin­det ei­ne Ab­wä­gung der In­ter­es­sen bei­der Kauf­ver­trags­par­tei­en nicht statt.
  5. Dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens ist ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) schon dann i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, wenn die be­grün­de­te Be­fürch­tung be­steht, dass die Nach­bes­se­rung et­wa der­ge­stalt zu Fol­ge­män­geln füh­ren wird, dass sie sich ne­ga­tiv auf den Kraft­stoff­ver­brauch und/oder die Mo­tor­leis­tung aus­wir­ken wird. Fer­ner kann sich die Un­zu­mut­bar­keit der Nach­bes­se­rung dar­aus er­ge­ben, dass der Käu­fer „ins Un­ge­wis­se hin­ein“ ab­war­ten müss­te, weil nicht ein­mal an­satz­wei­se ab­zu­se­hen ist, wann die Nach­bes­se­rung statt­fin­den kann, und der Käu­fer dem Ver­käu­fer des­halb kei­ne sinn­vol­le Frist Nach­bes­se­rung set­zen kann.

LG Bü­cke­burg, Ur­teil vom 11.01.2017 – 2 O 39/16

Sach­ver­halt: Nach­dem der Klä­ger im Rah­men des so­ge­nann­ten VW-Ab­gas­skan­dals von ei­nem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag über ei­nen Neu­wa­gen zu­rück­ge­tre­ten ist, nimmt er die Be­klag­te auf Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­prei­ses in An­spruch.

Der Klä­ger kauf­te von der Be­klag­ten, ei­ner VW-Ver­trags­händ­le­rin, mit Ver­trag vom 07.03.2014 ei­nen fa­brik­neu­en VW Cad­dy 1.6 TDI (75 kW) in der Aus­stat­tungs­va­ri­an­te Trend­li­ne zum Preis von 27.630 €. Das Fahr­zeug wur­de dem Klä­ger in der Fol­ge­zeit ge­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses über­ge­ben und über­eig­net. Es ist ei­nem 1,6-Li­ter-Die­sel­mo­tor vom Typ EA189 aus­ge­stat­tet, bei dem ei­ne Soft­ware den Aus­stoß von Stick­oxid (NOX) op­ti­miert, so­bald sich das Fahr­zeug zur Er­mitt­lung der Emis­si­ons­wer­te auf ei­nem tech­ni­schen Prüf­stand be­fin­det. In die­sem Fall („Mo­dus 1“) ist die Ab­gas­rück­füh­rungs­ra­te hö­her als beim Be­trieb des Fahr­zeugs im nor­ma­len Stra­ßen­ver­kehr („Mo­dus 0“). Da­durch sind im „Mo­dus 1“ die Stick­oxid­emis­sio­nen ge­rin­ger als beim Nor­mal­be­trieb des Fahr­zeugs, der durch­ge­hend im „Mo­dus 0“ er­folgt, und nur des­halb hält das Fahr­zeug die durch die Eu­ro-5-Ab­gas­norm vor­ge­ge­be­nen NOX-Grenz­wer­te ein.

Un­ter Ver­weis auf den so­ge­nann­ten VW-Ab­gas­skan­dal er­klär­te der Klä­ger mit An­walts­schrei­ben vom 16.02.2016 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, oh­ne der Be­klag­ten zu­vor ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt zu ha­ben. Gleich­zei­tig ließ er die Be­klag­te auf­for­dern, ihm bis zum 23.02.2016 Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs den um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­preis zu­rück­zu­zah­len. Die Hö­he die­ser Ent­schä­di­gung er­mit­tel­te der Klä­ger auf­grund ei­ner Stre­cke von 13.060 km, die er mit dem VW Cad­dy zu­rück­ge­legt hat­te, und ei­ner zu er­war­ten­den Ge­samt­lauf­leis­tung von 300.000 km.

Mit Schrei­ben vom 22.02.2016 teil­te die Be­klag­te dem Klä­ger dar­auf­hin mit, dass die Volks­wa­gen AG in Ab­stim­mung mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt Klar­heit zur Be­he­bung der „Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten“ ge­schaf­fen ha­be. In ei­ner VW-Ver­trags­werk­statt wer­de vor dem Luft­mas­sen­mes­ser des klä­ge­ri­schen Fahr­zeugs so schnell wie mög­lich ein so­ge­nann­ter Strö­mungs­gleich­rich­ter be­fes­tigt, und das Fahr­zeug er­hal­te ein Soft­ware­up­date. Der Zeit­auf­wand für die­se Maß­nah­men wer­de vor­aus­sicht­lich we­ni­ger als ei­ne Stun­de be­tra­gen; die da­mit ver­bun­de­nen Kos­ten wer­de die Volks­wa­gen AG tra­gen. Wört­lich heißt es in dem Schrei­ben vom 22.02.2016 au­ßer­dem:

„Durch die ge­schil­der­ten Maß­nah­men wird der Aus­stoß an NOX so weit re­du­ziert, dass die ein­schlä­gi­gen Grenz­wer­te ein­ge­hal­ten wer­den. Es ist un­ser Ziel, dass die Maß­nah­men kei­nen nach­hal­ti­gen Ein­fluss auf Ver­brauch und Fahr­leis­tung ha­ben wer­den.“

Im Üb­ri­gen ver­zich­te­te die Be­klag­te bis zum 31.2017 dar­auf, we­gen mög­li­cher An­sprü­che des Klä­gers im Zu­sam­men­hang mit der ein­ge­bau­ten Soft­ware die Ein­re­de der Ver­jäh­rung zu er­he­ben.

Die Be­klag­te ist dar­auf an­ge­wie­sen, dass ihr die Volks­wa­gen AG den im Schrei­ben vom 22.02.2016 er­wähn­ten Strö­mungs­gleich­rich­ter und das dort eben­falls er­wähn­te Soft­ware­up­date zur Ver­fü­gung stellt. Hier­zu be­darf es ei­ner Frei­ga­be durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt, mit dem die Volks­wa­gen AG ei­nen Zeit- und Maß­nah­men­plan für al­le vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge ab­ge­stimmt hat. Die­se wur­den da­für nach tech­ni­schen Ge­ge­ben­hei­ten in 14 Clus­ter ein­ge­teilt; sie wer­den nach der mit Kraft­fahrt-Bun­des­amt ab­ge­stimm­ten Über­ar­bei­tung nur noch im (NOX-op­ti­mier­ten) Mo­dus 1 be­trie­ben wer­den.

Laut ei­ner Pres­se­mit­tei­lung der Volks­wa­gen AG vom 16.12.2015 soll­te die Um­rüs­tung von Fahr­zeu­gen mit ei­nem 1,6-Li­ter-Die­sel­mo­tor im drit­ten Quar­tal 2016 be­gin­nen. Als der Klä­ger den Rück­tritt von dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag er­klär­te, hat­te das Kraft­fahrt-Bun­des­amt das Soft­ware­up­date für die auch beim Fahr­zeug des Klä­gers ge­ge­be­ne Mo­tor­kon­fi­gu­ra­ti­on noch nicht frei­ge­ge­ben; hier­für lag viel­mehr nur ei­ne so­ge­nann­te Kon­zept­soft­ware vor. Die Be­klag­te konn­te sei­ner­zeit kei­ne kon­kre­ten zeit­li­chen An­ga­ben be­züg­lich ei­ner Über­ar­bei­tung des klä­ge­ri­schen Fahr­zeugs ma­chen.

Das Kraft­fahrt-Bun­des­amt hat am 19.05.2016 das Soft­ware­up­date für zwei Mo­tor­va­ri­an­ten des VW Cad­dy 1.6 TDI (75 kW) frei­ge­ge­ben; von die­ser Frei­ga­be ist das Fahr­zeug des Klä­gers al­ler­dings nicht er­fasst. In dem ent­spre­chen­den Be­scheid des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes ist fest­ge­hal­ten, dass nach der Um­rüs­tung die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te ein­ge­hal­ten wer­den und sich die Um­rüs­tung nicht nach­tei­lig auf den Kraft­stoff­ver­brauch oder die Mo­tor­leis­tung aus­wirkt.

Ei­ne das Fahr­zeug des Klä­gers be­tref­fen­de Frei­ga­be des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes lag bis zur münd­li­chen Ver­hand­lung am 24.10.2016 nicht vor, son­dern war erst für die 47. Ka­len­der­wo­che des Jah­res 2016 zu er­war­ten. Ei­nen Ter­min zur Um­rüs­tung des klä­ge­ri­schen Fahr­zeugs konn­te die Be­klag­te in der münd­li­chen Ver­hand­lung schon des­halb nicht nen­nen, weil nach der Frei­ga­be des Soft­ware­up­dates durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt noch Fein­an­pas­sun­gen der Soft­ware er­for­der­lich sei­en.

Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ist auch oh­ne Um­rüs­tung fahr­be­reit und ver­kehrs­si­cher. Die EG-Typ­ge­neh­mi­gung wur­de bis­lang nicht ent­zo­gen. Das Kraft­fahrt-Bun­des­amt be­trach­tet je­doch das Auf­spie­len des Soft­ware­up­dates als ver­pflich­tend.

Der Klä­ger be­haup­tet, er ha­be sich we­gen der ver­gleichs­wei­se po­si­ti­ven Ab­gas­wer­te be­wusst für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ent­schie­den. Die­ses – so meint der Klä­ger – sei man­gel­haft, weil sein Schad­stoff­aus­stoß hö­her sei als von der Her­stel­le­rin und der Be­klag­ten an­ge­ge­ben und weil das Fahr­zeug die Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wer­te nicht ein­hal­te. Die Er­tei­lung der All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für den streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug­typ ha­be sich die Volks­wa­gen AG un­ter Ein­satz ei­ner Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware er­schli­chen; des­halb dro­he sei­nem – des Klä­gers – Fahr­zeug so lan­ge, wie das Kraft­fahrt-Bun­des­amt es nicht zur Um­rüs­tung frei­ge­ge­ben ha­be, die Still­le­gung. Aus Sicht des Klä­gers ist zu be­fürch­ten, dass sich die Um­rüs­tung des Fahr­zeugs ne­ga­tiv auf des­sen Schad­stoff­aus­stoß, den Kraft­stoff­ver­brauch und/oder die Mo­tor­leis­tung aus­wirkt, al­so zu Fol­ge­män­geln führt. Be­kann­ter­ma­ßen – so macht der Klä­ger ins­be­son­de­re ge­stützt auf ei­ne Dis­ser­ta­ti­on des Dipl.-Ing. (FH) Wen­zel gel­tend – ge­be es ei­nen Ziel­kon­flikt zwi­schen güns­ti­gen NOX-Wer­ten und güns­ti­gen CO2-Wer­ten. Des­halb sei da­von aus­zu­ge­hen, dass ei­ne Ver­rin­ge­rung der NOX-Emis­sio­nen mit er­höh­ten CO2-Emis­sio­nen und/oder ei­nem hö­he­ren Kraft­stoff­ver­brauch und/oder ei­nem hö­he­ren Ver­schleiß des Mo­tors und des Die­sel­par­ti­kel­fil­ters ein­her­ge­he. Der Klä­ger meint wei­ter, dass es ihm auch des­halb nicht zu­zu­mu­ten ge­we­sen sei, bis zur Nach­bes­se­rung sei­nes Fahr­zeugs durch die Be­klag­te zu­zu­war­ten, weil im Zeit­punkt sei­ner Rück­tritts­er­klä­rung gar nicht ab­zu­se­hen ge­we­sen sei, wann die Nach­bes­se­rung statt­fin­det. Im Üb­ri­gen sei sein Ver­trau­ens­ver­hält­nis zur Volks­wa­gen AG und ih­ren Ver­trags­händ­lern auf­grund des VW-Ab­gas­skan­dals und der in­trans­pa­ren­ten In­for­ma­ti­ons­po­li­tik nach­hal­tig ge­stört. Die Volks­wa­gen AG ha­be die Käu­fer ih­rer Fahr­zeu­ge arg­lis­tig ge­täuscht, und die­se Täu­schung sei der Be­klag­ten als Ver­trags­händ­le­rin zu­zu­rech­nen. Schließ­lich sei der Wie­der­ver­kaufs­wert sei­nes Fahr­zeugs schon jetzt ge­min­dert und ver­blei­be selbst nach durch­ge­führ­ter Nach­bes­se­rung ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert.

Die Kla­ge hat­te im We­sent­li­chen Er­folg.

Aus den Grün­den: B. … I. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses von 27.630 € ab­züg­lich ge­zo­ge­ner Nut­zun­gen in Hö­he von 1.975,77 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs (§§ 346 I, 348 BGB i. V. mit §§ 433, 434 I, 437 Nr. 2, 440 Satz 1 Fall 3, 323 I BGB).

1. Der Klä­ger ist mit Schrei­ben vom 16.02.2016 wirk­sam von dem Kauf­ver­trag mit der Be­klag­ten über den streit­ge­gen­ständ­li­chen VW Cad­dy zu­rück­ge­tre­ten. Der Pkw wies bei Ge­fahr­über­gang ei­nen Sach­man­gel auf. Ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung war ent­behr­lich und die Pflicht­ver­let­zung war nicht un­er­heb­lich; die­se letz­te­ren bei­den Vor­aus­set­zun­gen des Rück­tritts­rechts hän­gen eng mit­ein­an­der zu­sam­men.

a) Die in dem Fahr­zeug in­stal­lier­te Soft­ware, mit der die Stick­oxid­emis­sio­nen auf dem Rol­len­prüf­stand be­ein­flusst wer­den, so­dass die Ein­hal­tung der Grenz­wer­te der Eu­ro-5-Norm er­reicht wird, stellt ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I BGB dar (vgl. OLG Cel­le, Beschl. v. 30.06.2016 – 7 W 26/16, ju­ris).

Hier liegt auf­grund der … öf­fent­lich be­wor­be­nen Emis­si­ons­wer­te bzw. Eu­ro-5-Norm na­he, dass die­se Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zwi­schen den Par­tei­en ge­wor­den sind (vgl. Rein­king/ Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl. [2012], Rn. 478 ff.; so auch LG Braun­schweig, Urt. v. 12.10.2016 – 4 O 202/16, ju­ris m. w. Nachw.). Die un­ter Ein­satz ei­ner Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware er­mit­tel­ten Wer­te wür­den da­zu füh­ren, dass das Fahr­zeug als man­gel­haft i. S. von § 434 I 1 BGB an­zu­se­hen ist, weil die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nicht (auf lau­te­rem We­ge) ein­ge­hal­ten wur­de.

Die Fra­ge be­darf aber kei­ner ab­schlie­ßen­den Klä­rung, weil je­den­falls ein Man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB vor­liegt: Das Fahr­zeug weist kei­ne Be­schaf­fen­heit auf, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Die In­stal­la­ti­on und Ver­wen­dung ei­ner so­ge­nann­ten Ab­schalt­soft­ware zur Er­rei­chung bzw. bei der Er­mitt­lung ge­setz­li­cher Grenz­wer­te ist bei Pkw an­de­rer Her­stel­ler in ei­ner ver­gleich­ba­ren Fahr­zeug­klas­se je­den­falls nicht be­kann­ter­ma­ßen üb­lich (vgl. LG Braun­schweig, Urt. v. 12.10.2016 – 4 O 202/16, ju­ris). Die Be­klag­te hat Sol­ches auch nicht vor­ge­tra­gen.

Dass ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­soft­ware zum Ein­satz kam, wird von der Be­klag­ten zwar in Ab­re­de ge­nom­men, steht für das Ge­richt al­ler­dings auf­grund des ei­ge­nen (und un­strei­ti­gen) Vor­brin­gens der Be­klag­ten fest. Die Be­klag­te selbst hat vor­ge­tra­gen, dass nur auf dem Rol­len­prüf­stand die Mo­tor­steue­rung in den NOX-op­ti­mier­ten Mo­dus 1 mit hö­he­rer Ab­gas­rück­füh­rung ge­schal­tet ha­be, wäh­rend sich der Mo­tor im nor­ma­len Fahr­be­trieb durch­gän­gig im par­ti­kel­op­ti­mier­ten Mo­dus 0 be­fun­den ha­be. Zwar gibt der Prüf­stand­mo­dus nicht den rea­len Fahr­be­trieb wie­der; die Mo­tor­steue­rung muss aber je­den­falls im We­sent­li­chen iden­tisch wie dort funk­tio­nie­ren (vgl. LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris m. w. Nachw.). An­de­ren­falls fehlt es an ei­ner Kor­re­la­ti­on zwi­schen Ab­gas- und Ver­brauchs­wer­ten, wie sie im Prüf­mo­dus er­mit­telt wer­den und wie sie im rea­len Fahr­be­trieb auf­tre­ten. Ei­ne Aus­sa­ge über Ab­gas- und Ver­brauchs­wer­te im rea­len Fahr­be­trieb und ein Ver­gleich zu an­de­ren Fahr­zeu­gen kann da­mit auf der Ba­sis der auf dem Prüf­stand er­mit­tel­ten Wer­te nicht ge­trof­fen wer­den. Da nur die Prüf­stands­fahrt Grund­la­ge der EG-Typ­ge­neh­mi­gung ist und nur de­ren Wer­te öf­fent­lich (in Pro­spek­ten und Wer­bung) be­kannt ge­macht wer­den, wer­den Kun­den (und die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de) über die Aus­sa­ge­kraft der Mess­wer­te für die im rea­len Fahr­be­trieb zu er­war­ten­den Emis­si­ons­wer­te ge­täuscht (vgl. et­wa LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris m. w. Nachw.; LG Müns­ter, Urt. v. 14.03.2016 – 011 O 341/15, ju­ris).

b) Dem Rück­tritt des Klä­gers steht nicht ent­ge­gen, dass er der Be­klag­ten kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­mäß § 323 I BGB ge­setzt hat. Ei­ne Nach­er­fül­lung war vor­lie­gend un­zu­mut­bar und die Frist­set­zung da­mit ent­behr­lich (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB; vgl. LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris).

Die Un­zu­mut­bar­keit der Nach­er­fül­lung be­ur­teilt sich al­lein aus der Per­spek­ti­ve des Käu­fers, vor­lie­gend des Klä­gers, zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung. Ei­ne In­ter­es­sen­ab­wä­gung fin­det nicht statt (vgl. Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2013, § 440 Rn. 23 ff.). In die Be­ur­tei­lung sind al­le Um­stän­de des Ein­zel­falls ein­zu­stel­len, ins­be­son­de­re die Art des Man­gels und die Be­ein­träch­ti­gung der In­ter­es­sen des Käu­fers, die Be­gleit­um­stän­de der Nach­er­fül­lung, die Zu­ver­läs­sig­keit des Ver­käu­fers so­wie ei­ne nach­hal­ti­ge Stö­rung des Ver­trau­ens­ver­hält­nis­ses der Par­tei­en (vgl. BGH, Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, ju­ris Rn. 23; LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 440 Rn. 23 ff.).

aa) Dies zu­grun­de ge­legt, war vor­lie­gend dem Klä­ger ei­ne Nach­bes­se­rung schon des­halb un­zu­mut­bar, weil er die be­grün­de­te Be­fürch­tung he­gen durf­te, dass das be­ab­sich­tig­te Soft­ware­up­date zu Fol­ge­män­geln im Sin­ne ei­ner ne­ga­ti­ven Ver­än­de­rung der Koh­len­di­oxid­wer­te, des Kraft­stoff­ver­brauchs, der Mo­tor­leis­tung und/oder der Halt­bar­keit des Mo­tors bzw. des Die­sel­par­ti­kel­fil­ters füh­ren könn­te (vgl. LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris; OLG Cel­le, Beschl. v. 30.06.2016 – 7 W 26/16, ju­ris).

Der Ver­dacht ei­nes Fol­ge­man­gels er­gibt sich vor­lie­gend aus dem vom Klä­ger sub­stan­zi­iert und plau­si­bel vor­ge­tra­ge­nen Ziel­kon­flikt zwi­schen Stick­oxid­wer­ten und Koh­len­di­oxid­wer­ten, aus der na­he­lie­gen­den Fra­ge, war­um der Her­stel­ler die jetzt be­ab­sich­tig­ten Nach­bes­se­rungs­maß­nah­men nicht be­reits bei der Mo­tor­ent­wick­lung be­rück­sich­tig­te so­wie aus der von der Be­klag­ten in ih­rem Schrei­ben vom 22.02.2016 selbst aus­ge­drück­ten Un­si­cher­heit der fol­gen­lo­sen Män­gel­be­sei­ti­gung („Es ist un­ser Ziel, dass die Maß­nah­men kei­nen nach­hal­ti­gen Ein­fluss auf Ver­brauch und Fahr­leis­tung ha­ben wer­den.“). Die Be­klag­te hat den be­rech­tig­ten Ver­dacht ei­nes Fol­ge­man­gels auch nicht et­wa durch Gut­ach­ten oder ei­ne Ga­ran­tie­er­klä­rung (ge­ge­be­nen­falls auch des Her­stel­lers) aus­ge­räumt. So­weit das Kraft­fahrt-Bun­des­amt für an­de­re Va­ri­an­ten ei­nes VW Cad­dy 1.6 TDI fest­ge­stellt hat, dass Fol­ge­män­gel nicht zu be­fürch­ten sei­en, ist dies oh­ne Re­le­vanz. Zum ei­nen er­ging der Be­scheid am 19.05.2016 und da­mit erst gut drei Mo­na­te nach der Rück­tritts­er­klä­rung. Zum an­de­ren lag für die Mo­tor­va­ri­an­te des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs bis zur münd­li­chen Ver­hand­lung am 24.10.2016 ei­ne Frei­ga­be des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes noch nicht ein­mal vor, son­dern wur­de – nach nicht mehr zu be­rück­sich­ti­gen­dem Vor­trag der Be­klag­ten – al­len­falls erst kurz vor dem Ver­kün­dungs­ter­min des Ur­teils er­teilt.

Der be­rech­tig­te Ver­dacht ei­nes Fol­ge­man­gels ist vor­lie­gend hin­rei­chend, um ei­ne Nach­bes­se­rung für den Klä­ger un­zu­mut­bar zu ma­chen. Der Klä­ger muss nicht be­wei­sen oder auch nur als si­cher ein­tre­tend be­haup­ten, dass ein Fol­ge­man­gel ent­ste­hen wer­de (vgl. LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris). Die In­ter­es­sen des Klä­gers als Käu­fer sind näm­lich be­reits dann hin­rei­chend be­ein­träch­tigt, wenn aus Sicht ei­nes ver­stän­di­gen Kun­den kon­kre­te tat­säch­li­che An­halts­punk­te für die Mög­lich­keit von Fol­ge­män­geln vor­lie­gen (vgl. LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris, un­ter Ver­weis auf die Recht­spre­chung zu sog. Mon­tags­au­tos). Dies ist, wie oben dar­ge­stellt, der Fall.

bb) Die Un­zu­mut­bar­keit ei­nes Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gens er­gibt sich vor­lie­gend fer­ner dar­aus, dass die Durch­füh­rung der Nach­bes­se­rung für den Klä­ger bei Rück­tritts­er­klä­rung zeit­lich nicht ab­seh­bar war.

Zwar war hier zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Nach­bes­se­rungs­maß­nah­men mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt ab­ge­stimmt wer­den muss­ten und ei­ne Viel­zahl an Pkw be­tra­fen so­wie dass der Klä­ger sein Fahr­zeug in der Zwi­schen­zeit un­ein­ge­schränkt nut­zen konn­te. Das rei­ne Ab­stel­len auf die­se Fak­to­ren wür­de aber die In­ter­es­sen des Klä­gers un­an­ge­mes­sen zu­rück­stel­len. Vor­lie­gend war der Be­klag­ten im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung die Man­gel­be­sei­ti­gung näm­lich noch gar nicht mög­lich, weil das er­for­der­li­che Soft­ware­up­date noch nicht zur Ver­fü­gung stand. Die Be­klag­te konn­te sei­ner­zeit auch kei­ne An­ga­ben zu ei­nem et­wai­gen Um­rüst­ter­min ma­chen. Dies war im Üb­ri­gen selbst in der münd­li­chen Ver­hand­lung am 24.10.2016, und da­mit über ein Jahr nach Be­kannt­wer­den der Ab­gas­pro­ble­ma­tik, noch der Fall. Für den Klä­ger be­deu­te­te dies, dass die Nach­bes­se­rung im – maß­geb­li­chen – Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung (und selbst noch im Ter­min der münd­li­chen Ver­hand­lung) zeit­lich völ­lig un­ge­wiss war. An­de­res er­gibt sich auch nicht aus der Pres­se­mit­tei­lung der Volks­wa­gen AG vom De­zem­ber 2015, die völ­lig va­ge ei­ne Um­rüs­tung „ab 3. Quar­tal 2016“ an­deu­te­te und an­ge­sichts der Un­wäg­bar­kei­ten der Kraft­fahrt-Bun­des­amt-Frei­ga­be des Soft­ware­up­dates kei­ne sinn­vol­le Pla­nungs­grund­la­ge dar­stell­te. An­ge­sichts die­ser Un­si­cher­heit war es für den Klä­ger über­haupt nicht mög­lich, sinn­voll ei­ne Frist zu set­zen. Das Ab­war­ten ins Un­ge­wis­se hin­ein mach­te ein Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen für den Klä­ger un­zu­mut­bar (vgl. LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris).

cc) Ob sich die Un­zu­mut­bar­keit ei­ner Nach­bes­se­rung dar­über hin­aus auch aus ei­ner vom Klä­ger be­fürch­te­ten mer­kan­ti­len Wert­min­de­rung und/oder aus dem von ihm vor­ge­tra­ge­nen Ver­trau­ens­ver­lust in die Zu­ver­läs­sig­keit der Be­klag­ten bzw. Arg­list be­grün­det, er­scheint … zwei­fel­haft. So­weit sich der Klä­ger auf ei­ne Arg­list des Her­stel­lers be­ru­fen hat, war die­se der Be­klag­ten je­den­falls nicht zu­zu­rech­nen (OLG Cel­le, Beschl. v. 30.06.2016 – 7 W 26/16, ju­ris). Ins­ge­samt be­dür­fen die Fra­gen aber kei­ner ab­schlie­ßen­den Ent­schei­dung, weil sich die Un­zu­mut­bar­keit der Nach­bes­se­rung be­reits hin­rei­chend aus den oben dar­ge­stell­ten Grün­den er­gibt.

c) Das Rück­tritts­recht des Klä­gers war auch nicht ge­mäß § 323 V 2 BGB we­gen Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung aus­ge­schlos­sen. Der Man­gel war nicht ge­ring­fü­gig.

Ob die Pflicht­ver­let­zung als un­er­heb­lich ein­zu­stu­fen, der Man­gel al­so als ge­ring­fü­gig an­zu­se­hen ist, be­ur­teilt sich im We­ge ei­ner um­fas­sen­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung auf der Grund­la­ge der Ein­zel­fal­l­um­stän­de (vgl. BGH, Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, ju­ris Rn. 23 m. w. Nachw.), wo­bei die Dar­le­gung- und Be­weis­last die Be­klag­te als Rück­tritts­geg­ne­rin trägt. Bei der In­ter­es­sen­ab­wä­gung ist zwi­schen be­heb­ba­ren und un­be­heb­ba­ren Män­geln zu dif­fe­ren­zie­ren. Bei ei­nem be­heb­ba­ren Sach­man­gel ist im Rah­men der In­ter­es­sen­ab­wä­gung je­den­falls in der Re­gel dann die Er­heb­lich­keits­schwel­le als er­reicht an­zu­se­hen, wenn der Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand ei­nen Be­trag von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses über­schrei­tet (vgl. BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, ju­ris Rn. 30). Hier­bei han­delt es sich je­doch nicht um ei­nen star­ren Grenz­wert, son­dern al­lein um ei­ne Re­gel­fall­be­trach­tung, die die wei­te­re In­ter­es­sen­ab­wä­gung nicht von vorn­her­ein aus­schließt.

Die Be­klag­te hat sich vor­lie­gend dar­auf be­ru­fen, dass das Fahr­zeug – un­strei­tig – un­ein­ge­schränkt tech­nisch si­cher, op­tisch in Ord­nung und in der Fahr­be­reit­schaft nicht ein­ge­schränkt sei und dass für das Fahr­zeug auch al­le er­for­der­li­chen Ge­neh­mi­gun­gen er­teilt wor­den sei­en. Fer­ner wür­den mit der Män­gel­be­sei­ti­gung le­dig­lich Kos­ten von 0,36 % des Kauf­prei­ses und ein zeit­li­cher Re­pa­ra­tur­auf­wand von un­ter ei­ner Stun­de ver­bun­den sein. Dem­ge­gen­über war aber zu­guns­ten des Klä­gers zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Be­heb­bar­keit des Man­gels im – al­lein maß­geb­li­chen – Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung un­ge­wiss war, so­dass nicht ent­schei­dend auf das Ver­hält­nis zwi­schen Kauf­preis und Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten ab­ge­stellt wer­den kann. Denn der Klä­ger hat be­rech­tig­te – und von der Be­klag­ten nicht aus­ge­räum­te – Be­fürch­tun­gen vor­ge­tra­gen, dass die Man­gel­be­sei­ti­gung zu neu­en Män­geln füh­ren könn­te (s. oben). In­so­weit ha­ben die Grün­de, aus de­nen ei­ne Nach­bes­se­rung für den Klä­ger un­zu­mut­bar ist, auch für die Fra­ge der Er­heb­lich­keit des Man­gels Re­le­vanz (vgl. LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris, und so auch LG Braun­schweig, Urt. v. 12.10.2016 – 4 O 202/16, ju­ris; vgl. Pa­landt/Grün­berg, BGB, 75. Aufl. [2016], § 323 Rn. 32).

Dar­über hin­aus er­scheint es recht­lich be­denk­lich, wenn sich die Be­klag­te ei­ner­seits auf die Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung be­ruft, an­de­rer­seits aber nach mehr als ei­nem Jahr (zur Zeit der münd­li­chen Ver­hand­lung) noch im­mer nicht zur Man­gel­be­sei­ti­gung in der La­ge ist, weil sie auf ein vom Her­stel­ler be­reit­zu­stel­len­des Soft­ware­up­date an­ge­wie­sen ist, das zu­dem mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt ab­ge­stimmt wer­den muss. Ge­gen die Un­er­heb­lich­keit des Man­gels spricht zu­dem, dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt für sämt­li­che vom Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ne Fahr­zeu­ge ei­ne Um­rüs­tung als ver­pflich­tend be­trach­tet, um die Zu­las­sung des Fahr­zeu­ges nicht zu ge­fähr­den (vgl. LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris m. w. Nachw.).

Die vor­zu­neh­men­de um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung er­gibt da­mit, dass die In­ter­es­sen des Klä­gers die der Be­klag­ten so deut­lich über­wie­gen, dass ei­ne bloß un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung nicht an­ge­nom­men wer­den kann.

2. Dem Klä­ger steht der gel­tend ge­mach­te Zah­lungs­an­spruch je­doch nicht im vol­len Um­fang zu. Auf­grund der vom Kauf­preis ab­zu­zie­hen­den Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 1.975,77 € hat der Klä­ger le­dig­lich An­spruch auf Zah­lung von 25.654,23 €.

Ge­mäß §§ 346 I, II, 323 I BGB hat der Klä­ger im Fall des wirk­sa­men Rück­tritts die emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen zu­rück­zu­ge­wäh­ren und die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen her­aus­zu­ge­ben bzw. hier­für Wert­er­satz zu leis­ten. Auf den zu­rück­zu­er­stat­ten­den Kauf­preis in Hö­he von 27.630 € hat sich der Klä­ger des­halb ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung we­gen der Fahr­leis­tung des Fahr­zeugs an­rech­nen zu las­sen. Un­strei­tig liegt die Lauf­leis­tung des Pkw seit Ge­fahr­über­gang bis zur maß­geb­li­chen letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung bei 17.877 km. Der Klä­ger hat in sei­ner Be­rech­nung zu Nut­zungs­ent­schä­di­gung al­ler­dings nur ei­ne Fahr­leis­tung von 13.060 km be­rück­sich­tigt.

Vor dem Hin­ter­grund der tat­säch­li­chen Lauf­leis­tung ist nach den Grund­sät­zen der ki­lo­me­ter­an­tei­li­gen li­nea­ren Wert­min­de­rung

\left({\frac{\text{Brut­to­kauf­preis}\times\text{ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter}}{\text{zu er­war­ten­de Ge­samt­lauf­leis­tung}}}\right)

ein Nut­zungs­er­satz in Hö­he von 1.975,77 € in Ab­zug zu brin­gen, wo­bei das Ge­richt die zu er­war­ten­de Ge­samt­lauf­leis­tung ge­mäß § 287 ZPO auf 250.000 km ge­schätzt hat (vgl. Steen­buck, MDR 2016, 185 [188]).

II. Dem Klä­ger ste­hen nach frucht­lo­sem Ab­lauf der im Rück­tritts­schrei­ben bis zum 23.02.2016 ge­setz­ten Frist Ver­zugs­zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 24.02.2016 zu (§§ 286, 288 I BGB).

III. Der Kla­ge­an­trag zu 2 ist be­grün­det. Die Be­klag­te be­fin­det sich ge­mäß § 293 BGB seit dem 24.02.2016 im An­nah­me­ver­zug, nach­dem der Klä­ger den Rück­tritt er­klärt und die Über­ga­be und Über­eig­nung des Fahr­zeugs Zug um Zug ge­gen Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses (ab­züg­lich bis zum Rück­tritt ge­zo­ge­ner Nut­zun­gen) un­ter Frist­set­zung bis zum 23.02.2016 ord­nungs­ge­mäß an­ge­bo­ten hat.

So­weit die Be­klag­te vor­bringt, dass das An­ge­bot des Klä­gers zur Über­ga­be und Über­eig­nung un­voll­stän­dig ge­we­sen sei, weil et­wa die Fahr­zeug­pa­pie­re und Er­satz­schlüs­sel nicht er­wähnt sei­en, greift dies nicht durch. Bei ver­stän­di­ger Aus­le­gung des Rück­tritts­schrei­bens er­gibt sich, dass ne­ben dem Pkw auch sämt­lich wei­te­re beim Kauf über­las­se­ne Ge­gen­stän­de zur Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung an­ge­bo­ten sind.

Mit Schrei­ben vom 22.02.2016 wies die Be­klag­te die Rück­ab­wick­lung zu­rück.

IV. Dem Klä­ger steht der gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Zah­lung der au­ßer­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.430,38 € nicht zu. Der An­spruch er­gibt sich ins­be­son­de­re nicht aus §§ 280 I, II, 286 BGB, denn der hier­für vor­aus­ge­setz­te Ver­zug wur­de erst durch das An­walts­schrei­ben vom 16.02.2016 be­grün­det. Ei­ne an­de­re An­spruchs­grund­la­ge ist nicht er­sicht­lich …

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