1. Heißt es in ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trag, das Fahr­zeug ha­be – so­weit dem Ver­käu­fer be­kannt – in der sei­ner Be­sitz­zeit vor­ge­la­ger­ten Zeit kei­nen Un­fall­scha­den er­lit­ten, liegt kei­ne po­si­ti­ve Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts vor, dass das Fahr­zeug un­fall­frei ist. Ei­ne ne­ga­ti­ve Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung des In­halts, dass das ver­kauf­te Fahr­zeug mög­li­cher­wei­se nicht un­fall­frei ist, liegt eben­falls nicht vor. Viel­mehr ha­ben die Par­tei­en schlicht of­fen­ge­las­sen, ob das Fahr­zeug vor der Be­sitz­zeit des Ver­käu­fers ei­nen Un­fall­scha­den er­lit­ten hat.
  2. Ein Ge­braucht­wa­gen­käu­fer han­delt nicht des­halb grob fahr­läs­sig i. S. des § 442 I 2 BGB, weil er das Fahr­zeug vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags nicht be­gut­ach­ten lässt, ob­wohl er weiß, dass es ei­nen Un­fall er­lit­ten hat, des­sen Schwe­re ihm un­be­kannt ist (im An­schluss an OLG Ko­blenz, Beschl. v. 27.02.2015 – 3 U 993/14, MDR 2015, 886).
  3. Der für ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung (min­des­tens) er­for­der­li­che Even­tual­vor­satz ist nicht schon dann ge­ge­ben, wenn sich dem Ver­käu­fer das Vor­lie­gen von Tat­sa­chen, die ei­nen Man­gel der Kauf­sa­che be­grün­den, hät­te auf­drän­gen müs­sen. Denn lie­ße man das aus­rei­chen, wür­de die Arg­list vom Vor­satz ab­ge­kop­pelt und der Sa­che nach durch leicht­fer­ti­ge oder grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis er­setzt. Leicht­fer­ti­ge oder grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis ge­nügt in­des nicht, um das Tat­be­stands­merk­mal der Arg­list zu er­fül­len.

OLG Saar­brü­cken, Ur­teil vom 21.10.2015 – 2 U 63/14

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt die Rück­ab­wick­lung ei­nes mit dem Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kfz-Kauf­ver­trags.

Er er­warb mit schrift­li­chem Kauf­ver­trag vom 18.11.2012 von dem Be­klag­ten ei­nen ge­brauch­ten BMW Z4 zum Preis von 25.000 €. In dem ver­wen­de­ten ADAC-Ver­trags­for­mu­lar heißt es un­ter an­de­rem:

„Das Kraft­fahr­zeug wird un­ter Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ver­kauft. Die­ser Aus­schluss gilt nicht für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus Sach­män­gel­haf­tung, die auf ei­ner grob fahr­läs­si­gen oder vor­sätz­li­chen Ver­let­zung von Pflich­ten des Ver­käu­fers oder sei­nes Er­fül­lungs­ge­hil­fen be­ru­hen, so­wie bei der Ver­let­zung von Le­ben, Kör­per und Ge­sund­heit. Ggf. noch be­ste­hen­de An­sprü­che ge­gen­über Drit­ten aus Sach­män­gel­haf­tung wer­den an den Käu­fer ab­ge­tre­ten.“

Wei­ter heißt es:

3. Der Ver­käu­fer er­klärt:
3.1 dass das Kfz in der üb­ri­gen Zeit – so­weit ihm be­kannt –
☐ kei­nen Un­fall­scha­den
☐ kei­ne sons­ti­gen Be­schä­di­gun­gen
☒ le­dig­lich fol­gen­de Un­fall­schä­den od. sons­ti­ge Be­schä­di­gun­gen hat­te: Fahr­werks­tei­le vor­ne rechts aus­ge­tauscht“.

Au­ßer­dem ist an­ge­ge­ben, dass das Fahr­zeug – so­weit dem Ver­käu­fer be­kannt – ei­ne Ge­samt­fahr­leis­tung von 52.000 km auf­wei­se.

Der Be­klag­te hat­te den BMW Z4 am 13.08.2011 von ei­nem BMW-Ver­trags­händ­ler auf der Grund­la­ge ei­ner ver­bind­li­chen Be­stel­lung für 25.000 € er­wor­ben. Das Be­stell­for­mu­lar ent­hielt zu „Zahl und Um­fang von Un­fall­schä­den lt. Vor­be­sit­zer“ kei­ne An­ga­ben; viel­mehr war an die­ser Stel­le des For­mu­lar ein Quer­strich ge­macht wor­den.

Als der Klä­ger das Fahr­zeug bei der BMW-Nie­der­las­sung in S. dem TÜV vor­stell­te, wur­de fest­ge­stellt, dass es ei­nen schwe­ren Un­fall­scha­den er­lit­ten hat­te. Der Dom des Fahr­zeugs war aus­ge­tauscht und die Fahr­ge­stell­num­mer nach­träg­lich ein­ge­ar­bei­tet wor­den. Die „TÜV-Pla­ket­te“ er­hielt das Fahr­zeug zu­nächst nicht. Dies teil­te der Klä­ger dem Be­klag­ten so­wohl te­le­fo­nisch als auch durch ei­ne Whats­App-Nach­richt mit. In der dar­auf­fol­gen­den, eben­falls durch Whats­App-Nach­rich­ten ge­führ­ten Kor­re­spon­denz ant­wor­te­te der Be­klag­te auf die Fra­ge des Klä­gers, ob er wis­se, was al­les ge­tauscht wor­den sei:

„Ich weis nim­mer ganz hab den be­richt nur kurz über­flo­gen ge­habt. Glaub aber das fahr­werk rechts kot­flü­gel und dom. Und dem­ent­spre­chen­de zu­be­hör­tei­le halt ist ja klar“.

Die vom Klä­ger ge­wünsch­te Rück­nah­me des Fahr­zeugs lehn­te der Be­klag­te ab. Der Klä­ger er­klär­te des­halb mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 11.09.2013 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Er hat gel­tend ge­macht, dass der Be­klag­te – wie des­sen Whats­App-Nach­rich­ten zeig­ten – Kennt­nis von dem gra­vie­ren­den Un­fall­scha­den, des­sen Be­he­bung min­des­tens 10.000 € ge­kos­tet ha­be, ge­habt ha­be. Das wah­re Aus­maß die­ses Scha­dens ha­be der Be­klag­te ins­be­son­de­re durch die Um­schrei­bung im Kauf­ver­trag, dass le­dig­lich Fahr­werks­tei­le vor­ne rechts aus­ge­tauscht wor­den sei­en, ver­harm­lost. Im Üb­ri­gen ha­be er – der Klä­ger – zwi­schen­zeit­lich fest­ge­stellt, dass auch der Kot­flü­gel des Fahr­zeugs ge­spach­telt und die Mo­tor­hau­be la­ckiert wor­den sei­en. Au­ßer­dem ha­be er von ei­nem Vor­be­sit­zer des Fahr­zeugs mitt­ler­wei­le ei­ne Rech­nung er­hal­ten, die ei­ne Re­pa­ra­tur am 25.06.2009 in ei­nem Ge­samt­um­fang von über 15.000 € be­le­ge.

Der Be­klag­te ist dem ent­ge­gen­ge­tre­ten und hat be­haup­tet, „sein“ Ver­käu­fer ha­be ihm le­dig­lich mit­ge­teilt, dass das Fahr­zeug ei­nen fach­ge­recht durch ei­nen BMW-Händ­ler be­ho­be­nen Scha­den im Front­be­reich – Re­pa­ra­tur am Un­ter­bo­den in­klu­si­ve Stoß­dämp­fer und Spur­rin­ne – und kei­nen Un­fall­scha­den ha­be. Wä­re ihm ein schwe­rer Un­fall­scha­den mit­ge­teilt wor­den, hät­te er das Fahr­zeug nicht für 25.000 € er­wor­ben. Auch wäh­rend sei­ner Be­sitz­zeit sei kein Un­fall­scha­den ein­ge­tre­ten. Die vom Klä­ger vor­ge­leg­te Whats­App-Nach­richt sei aus dem Kon­text ge­ris­sen; der Klä­ger ha­be ihm, dem Be­klag­ten, zu­vor mit­ge­teilt, dass die Tei­le (Dom, Kot­flü­gel) aus­ge­tauscht wor­den sei­en. Er – der Be­klag­te – ha­be von die­sem Aus­tausch oder ei­nem Un­fall nichts ge­wusst. Zu­dem sei er kein Fach­mann und ha­be in dem Mo­ment nicht über­bli­cken kön­nen, dass mit „Fahr­werk, Dom, Kot­flü­gel“ et­was an­de­res hät­te ge­meint sein kön­nen als die im Kauf­ver­trag an­ge­ge­be­ne Re­pa­ra­tur. Au­ßer­dem ste­he nicht fest, dass das Fahr­zeug ei­nen über den im Kauf­ver­trag an­ge­ge­be­nen Scha­den hin­aus­ge­hen­den Scha­den er­lit­ten ha­be; ein sol­cher Scha­den könn­te im Üb­ri­gen erst wäh­rend der Be­sitz­zeit des Klä­gers ein­ge­tre­ten sein.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen, weil mit Blick auf den ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss und den Um­stand, dass der Klä­ger ein arg­lis­ti­gen Ver­hal­ten des Be­klag­ten nicht ha­be be­wei­sen kön­nen, ein Rück­tritts­recht aus­ge­schlos­sen sei.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … [D]er Klä­ger kann sich we­gen des ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses nicht mit Er­folg auf ein Rück­tritts­recht be­ru­fen (§ 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 434 I, 440, 444, 323, 346 BGB).

1. Zwar steht ei­nem Rück­tritts­recht des Klä­gers grund­sätz­lich nicht der in dem schrift­li­chen Kauf­ver­trag um­fas­send und – da der Be­klag­te beim Ver­kauf des Fahr­zeugs nicht als Un­ter­neh­mer ge­han­delt hat – nach § 475 I BGB zu­läs­si­ger­wei­se ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss … ent­ge­gen. Denn ein for­mu­lar­mä­ßi­ger oder auch in­di­vi­du­ell ver­ein­bar­ter Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss im Kauf­ver­trag be­sei­tigt nicht die Haf­tung des Ver­käu­fers aus ei­ner gleich­zei­tig ab­ge­schlos­se­nen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (BGH, Urt. v. 13.03.2013 – VI­II ZR 186/12, MDR 2013, 516 Rn. 20; Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 117/12, NJW 2013, 1733 Rn. 15). Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ist je­doch, ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers, nicht ge­trof­fen wor­den.

Zu­tref­fend ist das Land­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass sich aus der An­ga­be des Be­klag­ten …, dass das Fahr­zeug in der üb­ri­gen – … sei­ner Be­sitz­zeit vor­ge­la­ger­ten – Zeit, so­weit ihm be­kannt, kei­nen Un­fall­scha­den hat, kei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) er­gibt, son­dern dass es sich hier­bei le­dig­lich um ei­ne Wis­sens­er­klä­rung oder Wis­sens­mit­tei­lung han­delt, mit der der Be­klag­te die An­ga­ben des Vor­be­sit­zers wie­der­gibt (grund­le­gend BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 12 ff. m. zahl­rei­chen w. Nachw.; fest­hal­tend BGH, Beschl. v. 02.11.2010 – VI­II ZR 287/09, DAR 2011, 520 Rn. 4 ff.).

In­so­weit han­delt es sich nach der Recht­spre­chung des BGH, von der ab­zu­wei­chen für den Se­nat kei­ne Ver­an­las­sung be­steht, we­der um ei­ne po­si­ti­ve Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung des In­halts, dass das ver­kauf­te Fahr­zeug un­fall­frei ist, noch um ei­ne ne­ga­ti­ve Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung des In­halts, dass das ver­kauf­te Fahr­zeug mög­li­cher­wei­se nicht un­fall­frei ist. Zwar bleibt we­gen der Ein­schrän­kung „so­weit ihm be­kannt“ mit­tel­bar of­fen, ob das Fahr­zeug ent­ge­gen den An­ga­ben des Vor­be­sit­zers viel­leicht doch nicht un­fall­frei ist. Dar­aus folgt aber noch nicht ei­ne ent­spre­chen­de Ver­ein­ba­rung. Al­lein da­durch, dass hier ei­ne be­stimm­te Ei­gen­schaft, näm­lich die Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs, nicht ver­ein­bart ist, ist ihr mög­li­ches Feh­len noch nicht ver­ein­bart. Viel­mehr ist die­ser Punkt von den Par­tei­en schlicht of­fen­ge­las­sen wor­den (BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 14).

Die näm­li­chen Er­wä­gun­gen be­an­spru­chen Gel­tung, so­weit … durch An­kreu­zen ver­merkt ist, dass das Fahr­zeug – so­weit dem Ver­käu­fer be­kannt – kei­ne sons­ti­gen Be­schä­di­gun­gen, son­dern le­dig­lich fol­gen­de Un­fall­schä­den oder sons­ti­ge Be­schä­di­gun­gen hat­te: „Fahr­werks­tei­le vor­ne rechts aus­ge­tauscht“. Da­mit ist of­fen, ob das Fahr­zeug noch wei­te­re Schä­den (Un­fall­schä­den) als sol­che, die in ei­nem Aus­tausch von Fahr­werks­tei­len vor­ne rechts lie­gen, auf­weist.

Dass das Fahr­zeug wäh­rend der Be­sitz­zeit des Be­klag­ten … ei­nen Un­fall ge­habt hat, der zu ei­nem Aus­tausch der in Re­de ste­hen­den Fahr­werks­tei­le ge­führt hat, bzw. sons­ti­ge Be­schä­di­gun­gen er­lit­ten hat, be­haup­tet der Klä­ger selbst nicht.

2. Dem ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss steht auch nicht § 444 BGB ent­ge­gen. Hier­nach kann sich der Ver­käu­fer auf ei­ne Ver­ein­ba­rung, durch wel­che die Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels – auch ein fach­ge­recht und voll­stän­dig re­pa­rier­ter Un­fall­scha­den oh­ne jeg­li­che Wert­min­de­rung kann zu ei­nem Man­gel des Fahr­zeugs i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB füh­ren (BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 18; s. zum Gan­zen auch Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl., Rn. 3153 ff. m. w. Nachw.) – aus­ge­schlos­sen oder be­schränkt wer­den, nicht be­ru­fen, so­weit er den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen hat oder ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit der Sa­che über­nom­men hat.

Die Gel­tend­ma­chung von Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen nach die­ser Be­stim­mung ist nicht be­reits ge­mäß § 442 I BGB we­gen Kennt­nis bzw. grob fahr­läs­si­ger Un­kennt­nis des Man­gels oder Scha­dens aus­ge­schlos­sen.

Dem Klä­ger war zwar bei Ver­trags­schluss be­kannt, dass, wie im Kauf­ver­trag schrift­lich nie­der­ge­legt, an dem Fahr­zeug Fahr­werks­tei­le aus­ge­tauscht wor­den sind. Ihm war aber die Schwe­re des Scha­dens, wie sie durch die Rech­nung des Vor­be­sit­zers S so­wie das zu den Ak­ten ge­reich­te Scha­dens­gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen U vom 26.05.2009 hin­rei­chend be­legt ist, nicht be­kannt, was auch der Be­klag­te nicht be­haup­tet.

Es kann auch kei­ne grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis an­ge­nom­men wer­den. Aus dem Um­stand, dass im schrift­li­chen Kauf­ver­trag auf den Aus­tausch von Fahr­werks­tei­len hin­ge­wie­sen wor­den ist, muss­te der Klä­ger nicht zwin­gend auf ei­nen schwe­ren (Un­fall-)Scha­den schlie­ßen. Ein grob fahr­läs­si­ges Ver­hal­ten des Klä­gers ver­mag es auch nicht zu be­grün­den, dass er es in Kennt­nis ei­nes of­fen­bar­ten Scha­dens un­ter­las­sen hat, vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags ei­ne Be­gut­ach­tung des Fahr­zeugs vor­neh­men zu las­sen (OLG Ko­blenz, Beschl. v. 27.02.2015 – 3 U 993/14, MDR 2015, 886).

In­des ist der An­wen­dungs­be­reich die­ser Vor­schrift man­gels Über­nah­me ei­ner Ga­ran­tie (a) bzw. ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung (b) nicht er­öff­net.

a) Ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit der Sa­che hat der Be­klag­te nicht über­nom­men.

Die Über­nah­me ei­ner Ga­ran­tie setzt vor­aus, dass der Ver­käu­fer in ver­trags­mä­ßig bin­den­der Wei­se die Ge­währ für das Vor­han­den­sein der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che über­nimmt und da­mit sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ser Be­schaf­fen­heit ein­zu­ste­hen (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 20). Ei­ne sol­che hat der Be­klag­te … aus­ge­schlos­sen und lässt sich im Üb­ri­gen nicht den Um­stän­den ent­neh­men.

Mit Rück­sicht auf die weit­rei­chen­den Fol­gen – die Ga­ran­tie er­streckt sich et­wa auch auf die Ver­pflich­tung zum Scha­dens­er­satz, wo­bei Scha­dens­er­satz selbst dann zu leis­ten ist, wenn den Ver­käu­fer hin­sicht­lich des Feh­lens der ga­ran­tier­ten Be­schaf­fen­heit kein Ver­schul­den i. S. des § 276 BGB trifft oder dem Käu­fer der Man­gel in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ge­blie­ben ist – ist ins­be­son­de­re bei der An­nah­me ei­ner – grund­sätz­lich mög­li­chen – still­schwei­gen­den Über­nah­me ei­ner sol­chen Ein­stands­pflicht Zu­rück­hal­tung ge­bo­ten (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 20 m. w. Nachw.). Ob der Ver­käu­fer da­nach ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che über­nom­men hat, ist ei­ne Fra­ge der Ver­trags­aus­le­gung. Ob ei­ne be­stimm­te An­ga­be le­dig­lich als Be­schaf­fen­heits­an­ga­be i. S. des § 434 I 1 BGB oder aber als Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie i. S. des § 444 Fall 2 BGB zu wer­ten ist, ist un­ter Be­rück­sich­ti­gung der beim Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags über ein Ge­braucht­fahr­zeug ty­pi­scher­wei­se ge­ge­be­nen In­ter­es­sens­la­ge zu be­wer­ten (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 22). Beim – wie hier vor­lie­gen­den – pri­va­ten Ver­kauf steht dem In­ter­es­se des Käu­fers gleich­ge­wich­tig das In­ter­es­se des Ver­käu­fers ge­gen­über, für nicht mehr als das­je­ni­ge ein­ste­hen zu müs­sen, was er nach sei­ner lai­en­haf­ten Kennt­nis zu be­ur­tei­len ver­mag. Will der Käu­fer beim pri­va­ten Ge­braucht­wa­gen­kauf ei­ne Ga­ran­tie für be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten ha­ben, muss er sich die­se re­gel­mä­ßig aus­drück­lich von dem Ver­käu­fer ge­ben las­sen. Von ei­ner still­schwei­gen­den Ga­ran­tie­über­nah­me kann beim Pri­vat­ver­kauf ei­nes Ge­braucht­fahr­zeugs nur dann aus­nahms­wei­se aus­zu­ge­hen sein, wenn be­son­de­re Um­stän­de vor­lie­gen, die bei dem Käu­fer die be­rech­tig­te Er­war­tung we­cken, der Ver­käu­fer wol­le für ei­ne be­stimm­te Ei­gen­schaft des Fahr­zeugs ein­ste­hen (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 26).

Aus­ge­hend hier­von ver­mö­gen … die An­ga­ben des Be­klag­ten in Be­zug auf die Be­schrei­bung des Zu­stands des Ob­jekts kei­ne Ga­ran­tie zu be­grün­den, denn es fehlt letzt­lich an ei­nem durch den Be­klag­ten ge­schaf­fe­nen Ver­trau­en­stat­be­stand, wel­cher dem Klä­ger vom ob­jek­ti­vem Emp­fän­ger­ho­ri­zont den Ein­druck hät­te ver­mit­teln kön­nen, dass der Be­klag­te un­ein­ge­schränkt und ver­schul­dens­un­ab­hän­gig für be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten des Fahr­zeugs ein­ste­hen wol­le.

b) Der ver­ein­bar­te Haf­tungs­aus­schluss ist auch nicht durch ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung aus­ge­schlos­sen. Denn der in­so­weit dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­te Klä­ger (statt al­ler: ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 7. Aufl., § 444 Rn. 70 m. w. Nachw.) hat nicht nach­ge­wie­sen, dass der Be­klag­te ihn arg­lis­tig ge­täuscht hat.

Arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen ei­nes Man­gels liegt vor, wenn der Ver­käu­fer ei­nen Man­gel, den er kennt oder zu­min­dest für mög­lich hält, trotz Of­fen­ba­rungs­pflicht ver­schweigt und da­bei bil­li­gend in Kauf nimmt, dass der Käu­fer den Man­gel nicht kennt und bei Kennt­nis den Ver­trag je­den­falls nicht so ab­ge­schlos­sen hät­te. Das Tat­be­stands­merk­mal der Arg­list er­fasst da­bei nicht nur ein von be­trü­ge­ri­scher Ab­sicht ge­tra­ge­nes Ver­hal­ten des Ver­äu­ße­rers, son­dern auch sol­che Ver­hal­tens­wei­sen, die auf be­ding­ten Vor­satz im Sin­ne ei­nes „Für­mög­lich­hal­tens“ und „In­kauf­neh­mens“ re­du­ziert sind und mit de­nen kein mo­ra­li­sches Un­wert­ur­teil ver­bun­den sein muss. Der für Arg­list er­for­der­li­che Even­tual­vor­satz ist nicht be­reits dann ge­ge­ben, wenn sich dem Ver­käu­fer das Vor­lie­gen von (auf­klä­rungs­pflich­ti­gen) Tat­sa­chen hät­te auf­drän­gen müs­sen, die ei­nen Man­gel des Kauf­ob­jekts be­grün­den. An­sons­ten wür­de die Arg­list vom Vor­satz ab­ge­kop­pelt und der Sa­che nach durch leicht­fer­ti­ge oder grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis er­setzt. Leicht­fer­ti­ge oder grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis reicht nicht aus, um das Tat­be­stands­merk­mal der Arg­list zu er­fül­len (BGH, Urt. v. 12.04.2013 – V ZR 266/11, NJW 2013, 2182 Rn. 12; Urt. v. 16.03.2012 – V ZR 18/11, NJW-RR 2012, 1078 Rn. 24; ju­risPK-BGB/Pamm­ler, a. a. O., Rn. 19 ff. m. zahl­rei­chen w. Nachw.).

Nach Maß­ga­be des­sen liegt ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung nicht vor. Hier­von könn­te nur dann aus­ge­gan­gen wer­den, wenn der Be­klag­te von ei­nem Un­fall­scha­den bzw. ei­nem sol­chen mas­si­ven Scha­den, der über die An­ga­be im Kauf­ver­trag „Fahr­werks­tei­le vor­ne rechts aus­ge­tauscht“ hin­aus­geht, Kennt­nis hat­te. Denn in die­sem Fall han­del­te es sich bei den im Kauf­ver­trag ge­mach­ten An­ga­ben je­den­falls um ei­ne un­zu­läs­si­ge Ba­ga­tel­li­sie­rung des wirk­li­chen Scha­dens bzw. – ab­hän­gig vom Kennt­nis­stand – ge­ge­be­nen­falls auch um das Ver­schwei­gen ei­nes Un­fall­scha­dens (sie­he zum Gan­zen auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 4365 ff., 4376 ff., je­weils m. w. Nachw.). Hier­von kann in­des auf der Grund­la­ge des sich im Be­ru­fungs­ver­fah­ren dar­bie­ten­den Sach- und Streit­stan­des nicht aus­ge­gan­gen wer­den.

Der Klä­ger lei­tet ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten des Be­klag­ten – sei­ner Ar­gu­men­ta­ti­on in der Be­ru­fung fol­gend – dar­aus her, dass die­ser ihm in ei­ner Whats­App-Nach­richt auf die Fra­ge, ob er – der Be­klag­te – wis­se, was al­les aus­ge­tauscht wor­den sei, fol­gen­de Mit­tei­lung ge­macht hat:

„Ich weis nim­mer ganz hab den be­richt nur kurz über­flo­gen ge­habt. Glaub aber das fahr­werk rechts kot­flü­gel und dom. Und dem­ent­spre­chen­de zu­be­hör­tei­le halt ist ja klar“.

Da­mit ha­be der Be­klag­te Kennt­nis von ei­nem mas­si­ven Scha­den ge­habt, der über das hin­aus­ge­he, was an­ge­ge­ben wor­den sei, und der mit Blick auf die Scha­dens­be­sei­ti­gungs­kos­ten nicht als Ba­ga­tell­scha­den ein­ge­stuft wer­den kön­ne.

Dies ge­nügt in­des nicht zum Nach­weis der arg­lis­ti­gen Täu­schung. An­hand der dem Ge­richt vor­ge­leg­ten Whats­App-His­to­rie kann näm­lich, wor­auf der Be­klag­te ab­hebt, nach­voll­zo­gen wer­den, dass der Klä­ger dem Be­klag­ten in ei­ner zeit­lich frü­he­ren Whats­App-Nach­richt Hin­wei­se dar­auf ge­ge­ben hat, wel­che Tei­le aus­ge­tauscht wor­den sind

(„Wenn n kot­flü­gel ge­tauscht wird dann is­ses noch ok. Aber bei nem tra­gen­den teil wie n dom denk ich schon dass es n un­fal­ler is“),

und es ist nicht aus­ge­schlos­sen, dass der Be­klag­te, wie er be­haup­tet, sei­ne spä­te­re Nach­richt „zwi­schen Tür und An­gel“ ge­schrie­ben und den „Kot­flü­gel“ bzw. den „Dom“ nur er­wähnt hat, weil der Klä­ger ihm die­se Tei­le zu­vor be­nannt hat­te.

Auch dass der Be­klag­te in sei­nen Whats­App-Nach­rich­ten auf die Fra­ge des Klä­gers nach der Re­pa­ra­tur­werk­statt und dem Scha­dens­aus­maß … auf ei­nen Be­richt – of­fen­sicht­lich ei­nen Re­pa­ra­tur­be­richt … – Be­zug ge­nom­men hat, recht­fer­tigt kei­ne an­de­re Sicht. Auch dies ge­nügt letzt­lich nicht zur Über­zeu­gungs­bil­dung, dass der Be­klag­te arg­lis­tig ge­täuscht hat. Der Be­klag­te hat be­strit­ten, dass ihm ein Re­pa­ra­tur­be­richt vor­ge­le­gen hat, aus dem sich gra­vie­ren­de Schä­den (Un­fall­scha­den) bzw. Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten von über 10.000 € er­ge­ben hät­ten, und dass auch die Re­de von ei­nem Aus­tausch des Kot­flü­gels oder des Doms ge­we­sen sei. Ob und wel­cher Re­pa­ra­tur­be­richt oder Re­port dem Be­klag­ten tat­säch­lich vor­ge­le­gen hat, konn­te … im ers­ten Rechts­zug … nicht ge­klärt wer­den. Von da­her ist of­fen, ob dem Be­klag­ten tat­säch­lich Kennt­nis­se von Schä­den an Kot­flü­gel und Dom ver­mit­telt wor­den sind.

Dass der Be­klag­te im Üb­ri­gen Kennt­nis von ei­nem Un­fall­scha­den hat­te, kann we­der auf der Grund­la­ge der Whats­App-Nach­rich­ten, in de­nen der Be­klag­te dar­auf hin­weist, dass in sei­nem Kauf­ver­trag das Fahr­zeug als un­fall­frei be­schrie­ben wor­den ist, noch aus dem zwi­schen dem Be­klag­ten und der Fir­ma F ab­ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag nach­voll­zo­gen wer­den. Ent­spre­chen­de Fest­stel­lun­gen kön­nen, wie das Land­ge­richt zu Recht aus­ge­führt hat und was von dem Klä­ger nicht mit er­heb­li­chem Be­ru­fungs­vor­brin­gen in­fra­ge ge­stellt wor­den ist, auch nicht auf­grund der von dem Land­ge­richt durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me ge­trof­fen wer­den, zu­mal in der von dem Zeu­gen R in sei­ner E-Mail in Be­zug ge­nom­me­nen Fahr­zeug-Werk­statt­his­to­rie die Re­pa­ra­tur ei­nes Un­fall­scha­dens, wie er … ge­mäß Rech­nung vom 25.06.2009 bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 17.500 (nächs­te HU 5/10) zu ei­nem Ge­samt­be­trag von 15.840,99 € be­ho­ben wor­den ist, aus wel­chen Grün­den auch im­mer nicht ver­merkt ist.

So­weit der Be­klag­te ein­ge­räumt hat, dass er den Klä­ger über die ihm ver­mit­tel­ten Schä­den – Re­pa­ra­tur Un­ter­bo­den in­klu­si­ve Stoß­dämp­fer und Spur­stan­ge – auf­ge­klärt ha­be, was in dem Kauf­ver­trag als Re­pa­ra­tur Fahr­werks­tei­le be­nannt wor­den sei, ist der Klä­ger die­sem Vor­brin­gen nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten. Ins­be­son­de­re er­gibt sich aus sei­ner in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung im Ter­min vom 10.02.2014, dass zwi­schen den Par­tei­en the­ma­ti­siert wor­den ist, dass mit dem Fahr­zeug zu schnell über ei­nen Bord­stein ge­fah­ren wor­den sei, wo­durch Schä­den an der Vor­der­ach­se bzw. Spur­stan­ge und der­glei­chen, al­so an Fahr­werks­tei­len, ein­ge­tre­ten sei­en. Den Aus­füh­run­gen des Be­klag­ten, dass ei­ne Re­pa­ra­tur am Un­ter­bo­den, der Spur­stan­ge und dem Stoß­dämp­fer er­folgt ist, hat der Klä­ger ak­ten­er­sicht­lich nicht wi­der­spro­chen.

Ha­ben die Par­tei­en dem­zu­fol­ge die von dem Be­klag­ten of­fen­bar­ten Schä­den in dem Kauf­ver­trag durch die Um­schrei­bung „Fahr­werks­tei­le vor­ne rechts aus­ge­tauscht“ auf­ge­nom­men, fehlt es auch in­so­weit an ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung sei­tens des Be­klag­ten.

Da der ver­ein­bar­te Haf­tungs­aus­schluss man­gels arg­lis­ti­gen Ver­hal­tens des Be­klag­ten ein­greift, kann der Klä­ger von dem Be­klag­ten nicht die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ver­lan­gen.

Von da­her hat das Rechts­mit­tel des Klä­gers ins­ge­samt kei­nen Er­folg. …

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