Nach ei­nem Rück­tritt des Käu­fers von ei­nem bei­der­seits voll­stän­dig er­füll­ten Kauf­ver­trag sind die wech­sel­sei­ti­gen Rück­ge­währ­pflich­ten – ent­ge­gen der herr­schen­den Mei­nung – nicht stets ein­heit­lich an dem Ort zu er­fül­len, an dem sich die zu­rück­zu­ge­wäh­ren­de Kauf­sa­che zur Zeit des Rück­tritts ver­trags­ge­mäß be­fin­det.

LG Tü­bin­gen, Ur­teil vom 17.09.2015 – 5 O 68/15
(nach­fol­gend: OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 13.01.2016 – 9 U 183/15)

Sach­ver­halt: Die im Be­zirk des LG Tü­bin­gen an­säs­si­ge Klä­ge­rin ver­langt von dem Be­klag­ten, der im Be­zirk des LG Pots­dam an­säs­sig ist, die Er­stat­tung des für ei­nen ge­brauch­ten Pkw ge­zahl­ten Kauf­prei­ses, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs. Au­ßer­dem be­gehrt die Klä­ge­rin Scha­dens­er­satz in Hö­he von 1.568,25 €.

Die Par­tei­en schlos­sen am 10.01.2015 ei­nen schrift­li­chen Kauf­ver­trag über den Ge­braucht­wa­gen, wo­bei sie sich auf ei­nen Kauf­preis von 4.800 € ei­nig­ten. Ge­gen Zah­lung die­ses Be­tra­ges wur­de der Klä­ge­rin das Fahr­zeug noch am sel­ben Tag über­ge­ben.

Mit An­walts­schrei­ben vom 16.02.2015 er­klär­te die Klä­ge­rin den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und mach­te Auf­wen­dungs- und Scha­dens­er­satz­an­sprü­che ge­gen­über dem Be­klag­ten gel­tend. Sie be­haup­tet, der er­wor­be­ne Pkw ha­be ei­nen nicht un­er­heb­li­chen Un­fall­scha­den und wei­se in mehr­fa­cher Hin­sicht nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit auf. Die Klä­ge­rin meint, für ih­re Kla­ge sei nach § 29 ZPO das LG Tü­bin­gen ört­lich zu­stän­dig, da der Kauf­ver­trag ein­heit­lich dort rück­ab­zu­wi­ckeln sei, wo sich das Fahr­zeug ver­trags­ge­mäß be­fin­de.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Kla­ge ist un­zu­läs­sig.

I. Das LG Tü­bin­gen ist ört­lich nicht zu­stän­dig. We­der aus §§ 12, 13 ZPO (1) noch aus § 29 I ZPO (2) folgt ein Ge­richts­stand beim LG Tü­bin­gen. Nach §§ 12, 13, 29 ZPO ist viel­mehr das LG Pots­dam ört­lich zu­stän­dig, da der Be­klag­te in des­sen Be­zirk sei­nen Sitz hat.

1. Aus §§ 12, 13 ZPO folgt kei­ne ört­li­che Zu­stän­dig­keit des LG Tü­bin­gen, son­dern ei­ne sol­che des LG Pots­dam, da der Be­klag­te in des­sen Be­zirk sei­nen all­ge­mei­nen Ge­richts­stand hat.

2. Die ört­li­che Zu­stän­dig­keit des LG Tü­bin­gen er­gibt sich auch nicht aus § 29 I ZPO, § 269 I BGB.

Nach § 29 I ZPO ist für Strei­tig­kei­ten aus ei­nem Ver­trags­ver­hält­nis das Ge­richt des Or­tes zu­stän­dig, an dem die strei­ti­ge Ver­pflich­tung, vor­lie­gend so­mit die gel­tend ge­mach­te Ver­pflich­tung zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, zu er­fül­len ist (a). Dies rich­tet sich nach § 269 I BGB pri­mär da­nach, ob die Par­tei­en ei­nen Ort für die Leis­tung be­stimmt ha­ben, an­dern­falls da­nach, ob sich ein be­stimm­ter Leis­tungs­ort aus der Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses ent­neh­men lässt und zu­letzt da­nach, wo der Schuld­ner zur Zeit der Ent­ste­hung des Schuld­ver­hält­nis­ses sei­nen Wohn­sitz hat­te.

Die Par­tei­en ha­ben we­der ei­nen be­stimm­ten Ort für die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses be­stimmt (b), noch er­gibt sich ein sol­cher – ent­ge­gen der herr­schen­den Mei­nung – aus ei­ner er­gän­zen­den Ver­trags­aus­le­gung oder aus der Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses (c), so­dass im vor­lie­gen­den Fall der Er­fül­lungs­ort am Wohn­sitz des Schuld­ners und da­mit im Be­zirk des LG Pots­dam liegt.

a) Der Leis­tungs­ort i. S. von § 269 I BGB ist für die je­weils kon­kret ge­schul­de­te Leis­tung zu be­stim­men. Sind meh­re­re Ver­pflich­tun­gen durch Ver­trag mit­ein­an­der ver­bun­den, so ist für je­de Ver­pflich­tung der Leis­tungs­ort ge­son­dert zu be­stim­men (vgl. BGH, Urt. v. 07.11.2012 – VI­II ZR 108/12, BGHZ 195, 243 Rn. 13; Urt. vom 04.03.2004 – IX ZR 101/03, NJW-RR 2004, 932; Münch­Komm-ZPO/Patz­i­na, 4. Aufl. [2013], § 29 Rn. 24; Smid/Hart­mann, in: Wiec­zo­rek/Schüt­ze, ZPO, 4. Aufl. [2015], § 29 Rn. 6; So­er­gel/Fors­ter, BGB, 13. Aufl. [2014], § 269 Rn. 9).

b) Aus­drück­lich ha­ben die Par­tei­en kei­nen Ort für die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses im Fal­le ei­nes Rück­tritts ver­ein­bart. We­der aus dem schrift­li­chen Kauf­ver­trag noch aus den be­kann­ten Ver­trags­um­stän­den, das heißt dem Ver­trags­ab­schluss und der Über­ga­be des Fahr­zeu­ges am Sitz des Be­klag­ten, er­ge­ben sich An­halts­punk­te da­für, dass die Par­tei­en über den Er­fül­lungs­ort ei­ner mög­li­chen Rück­ab­wick­lung im Fall des Rück­tritts ei­ne Re­ge­lung ge­trof­fen ha­ben oder dies woll­ten.

c) Ein sol­cher ge­mein­sa­mer Er­fül­lungs­ort für die Rück­ab­wick­lung ei­nes bei­der­seits voll­stän­dig er­füll­ten Kauf­ver­tra­ges er­gibt sich auch – ent­ge­gen der herr­schen­den Mei­nung – we­der aus ei­ner er­gän­zen­den Ver­trags­aus­le­gung noch aus der Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses.

aa) Bei ei­nem bei­der­seits er­füll­ten Kauf­ver­trag wird für die bei ei­nem Rück­tritt ent­ste­hen­den wech­sel­sei­ti­gen Ver­pflich­tun­gen von vie­len Stim­men in der Recht­spre­chung (vgl. RG, Urt. v. 16.06.1903 – II 543/02, RGZ 55, 105 [112 f.]; BGH, Urt. v. 09.03.1983 – VI­II ZR 11/82, BGHZ 87, 104; Ba­yO­bLG, Beschl. v. 09.01.2004 – 1 Z AR 140/03, MDR 2004, 646; OLG Schles­wig, Urt. v. 04.09.2012 – 3 U 99/11, SchlHA 2013, 108; OLG Bam­berg, Beschl. v. 24.04.2013 – 8 SA 9/13, ZfS 2013, 568; OLG Bam­berg, Urt. v. 18.08.2010 – 8 U 51/10, ZGS 2011, 140; OLG Mün­chen, Urt. v. 13.01.2014 – 19 U 3721/13, MDR 2014, 450; OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 17.03.2014 – 5 Sa 7/14, MDR 2014, 1047) und auch in der Li­te­ra­tur (vgl. Smid/Hart­mann, a. a. O., § 29 Rn. 47; Münch­Komm-ZPO/Patz­i­na, a. a. O., § 29 Rn. 62 – „Kauf­ver­trag“; So­er­gel/Fors­ter, a. a. O., § 269 Rn. 30; Roth, in: Stein/Jo­nas, ZPO, 22. Aufl., § 29 Rn. 21; Zöl­ler/Voll­kom­mer, ZPO, 30. Aufl. [2014], § 29 Rn. 25 – „Kauf­ver­trag“) ein ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort an dem Ort an­ge­nom­men, an dem sich die zu­rück­zu­ge­wäh­ren­de Sa­che zur Zeit des Rück­tritts ver­trags­ge­mäß be­fin­det.

(1) Die­se als herr­schen­de Mei­nung an­zu­se­hen­den Stim­men ge­hen im Kern auf ei­ne Ent­schei­dung des Reichs­ge­richts aus dem Jahr 1903 (vgl. RG, Urt. v. 16.06.1903 – II 543/02, RGZ 55, 105 [112 f.]) zu­rück. Das Reichs­ge­richt hat­te da­mals bei der Wand­lung ei­nes bei­der­seits er­füll­ten Kauf­ver­trags ei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort an dem Ort an­ge­nom­men, an dem sich die Kauf­sa­che ver­trags­ge­mäß be­fin­det und dies über § 269 I BGB mit der Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses be­grün­det. Denn aus § 467 Satz 2 BGB a.F. er­ge­be sich, dass die Durch­füh­rung der Wand­lung nicht mit Kos­ten für den Käu­fer ver­bun­den sein soll … Da dem Käu­fer im Fall ei­nes Rück­trans­ports zum Ver­käu­fer an­fal­len­de Trans­port­kos­ten aber nicht un­ter die „Ver­trags­kos­ten“ des § 467 Satz 2 BGB a.F. fal­len (vgl. auch OLG Stutt­gart, Urt. v. 23.10.1998 – 2 U 89/98, NJW-RR 1999, 1576 [1577]), sei der Käu­fer durch die Schaf­fung ei­nes ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­or­tes für die Rück­ab­wick­lung zu schüt­zen.

(2) Der BGH hat die­se An­sicht des Reichs­ge­richts in sei­ner Dach­zie­gel-Ent­schei­dung (vgl. BGH, Urt. v. 09.03.1983 – VI­II ZR 11/82, BGHZ 87, 104) über­nom­men. In die­sem vom BGH ent­schie­de­nen Fall hat­te der Käu­fer nach Wand­lung auch die Kos­ten für das Ab­de­cken ver­kauf­ter man­gel­haf­ter Zie­gel vom Ver­käu­fer ver­langt. Der BGH hat die­se Kos­ten als Ver­zugs­scha­den zu­ge­spro­chen mit der Be­grün­dung, der Ver­käu­fer sei auf­grund des be­reits vom Reichs­ge­richt an­ge­nom­men ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­or­tes ver­pflich­tet, die man­gel­haf­ten Zie­gel beim Käu­fer ab­zu­ho­len. Da die­ser sich mit die­ser Ab­hol­pflicht in Ver­zug be­fun­den ha­be, ste­he dem Käu­fer ein Scha­dens­er­satz­an­spruch aus Ver­zug in Ge­stalt der Trans­port­kos­ten zu. Zu­dem hat der BGH die­se Ri­si­ko­ver­tei­lung auch als ge­recht an­ge­se­hen, weil der Ver­käu­fer den Man­gel, der zur Wand­lung ge­führt ha­be, auch zu ver­tre­ten ha­be. Die­ses Ar­gu­ment wur­de un­ter an­de­rem vom OLG Schles­wig (vgl. OLG Schles­wig, Urt. v. 04.09.2012 – 3 U 99/11, SchlHA 2013, 108) über­nom­men.

(3) In neue­ren OLG-Ent­schei­dun­gen wird zu­dem über ei­ne er­gän­zen­de Ver­trags­aus­le­gung ein ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort an­ge­nom­men.

(a) Das OLG Schles­wig-Hol­stein (vgl. z. B. OLG Schles­wig, Urt. v. 04.09.2012 – 3 U 99/11, SchlHA 2013, 108) führt da­zu an, dass für ei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort auch ein prak­ti­sches Be­dürf­nis der Par­tei­en be­ste­he, da ein Rechts­streit kos­ten­güns­ti­ger am Be­le­gen­heits­ort aus­ge­tra­gen wer­den kön­ne, so­dass ein ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort für die Rück­ab­wick­lung der In­ter­es­sen­la­ge bei­der Par­tei­en ent­spre­che.

(b) Das OLG Mün­chen (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 13.01.2014 – 19 U 3721/13, MDR 2014, 450) fol­gert ei­nen sol­chen mut­maß­li­chen Wil­len der Par­tei­en aus den vom Reichs­ge­richt und BGH in den oben zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen dar­ge­stell­ten Er­wä­gun­gen, dass Käu­fer im Fall des Rück­tritts (der Wand­lung) mög­lichst so ge­stellt wer­den müs­se, als ob er den Ver­trag nicht ge­schlos­sen hät­te.

bb) Dem hal­ten ei­ni­ge Land- und Amts­ge­rich­te (vgl. AG Hechin­gen, Urt. v. 02.02.2012 – 2 C 463/11, ju­ris Rn. 16 ff.; LG Stral­sund, Beschl. v. 13.10.2011 – 6 O 211/11, BB 2011, 2690; LG Kre­feld, Beschl. v. 27.07.1977 – 2 O 262/77, MDR 1977, 1018 [1019]) und in der Li­te­ra­tur (vgl. Stö­ber, NJW 2006, 2661) ent­ge­gen, dass die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen nur aus­nahms­wei­se an­zu­neh­men­den ge­mein­sa­men Er­fül­lungs­ort für die Rück­ab­wick­lung nicht be­stün­den.

cc) Die­ser Min­der­mei­nung schließt sich der Re­fe­rats­rich­ter an, da die von der herr­schen­den Mei­nung an­ge­führ­ten Er­wä­gun­gen nicht über­zeu­gen, ei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort über § 269 I BGB aus der Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses (1–3) oder im We­ge ei­ner er­gän­zen­den Ver­trags­aus­le­gung (4) zu be­grün­den.

(1) Der An­satz des Reichs­ge­richts, mit Blick auf § 467 Satz 2 BGB a.F. aus der Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses für die Wand­lung ei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort zu schaf­fen, war be­reits nicht zwin­gend und steht im Ge­gen­satz zur all­ge­mei­nen An­sicht, dass auch bei syn­al­lag­ma­tisch ver­knüpf­ten Leis­tungs­pflich­ten der Er­fül­lungs­ort je­weils ge­son­dert für die je­wei­li­ge Leis­tungs­pflicht zu be­stim­men ist (sie­he oben un­ter 2 a). Zu­dem ist die­se Vor­schrift mit der Schuld­rechts­re­form weg­ge­fal­len, so­dass der An­satz des Reichs­ge­richts be­reits aus die­sem Grund nicht mehr her­an­ge­zo­gen wer­den kann. Denn der Ge­setz­ge­ber hat auf ei­ne ver­gleich­ba­re oder gar wei­ter­ge­hen­de den Käu­fer be­güns­ti­gen­de Vor­schrift beim Rück­tritt so­gar ganz ver­zich­tet. Dass dies be­wusst er­folgt war, folgt dar­aus, dass er mit § 439 II BGB (wohl auf­grund der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie) le­dig­lich für die Nach­er­fül­lung ei­ne den Käu­fer be­güns­ti­gen­de Re­ge­lung ge­schaf­fen hat und im Üb­ri­gen, so auch im Fall des Rück­tritts, der Käu­fer Trans­port­kos­ten nur un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des Scha­dens­er­sat­zes nach §§ 284, 280 I BGB ver­lan­gen kann.

(2) Dem vom BGH in sei­ner Dach­zie­gel-Ent­schei­dung – eben­falls noch un­ter der Gel­tung von § 467 Satz 2 BGB a.F. – an­ge­führ­ten Ar­gu­ment, dass ein sol­cher ge­mein­sa­mer Er­fül­lungs­ort den Ver­käu­fer auch nicht un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­li­ge, da die­ser den Rück­tritt auf­grund der Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che ver­ur­sacht ha­be, kann zu­min­dest kein er­heb­li­ches Ge­wicht zu­kom­men.

(a) Denn für die Be­stim­mung der ört­li­chen Zu­stän­dig­keit kommt es al­lein auf den schlüs­si­gen Kla­ge­vor­trag an, so­dass sich auch bei ei­ner tat­säch­lich man­gel­frei­en Kauf­sa­che der Ver­käu­fer vor ei­nem aus­wär­ti­gen Ge­richt ver­tei­di­gen müss­te, wenn dies der kla­gen­de Käu­fer le­dig­lich be­haup­tet.

(b) Der Ver­weis des OLG Schles­wig (vgl. OLG Schles­wig, Urt. v. 04.09.2012 – 3 U 99/11, SchlHA 2013, 108), dass dies die Kon­se­quenz aus der für den Zi­vil­pro­zess gel­ten­den Leh­re von den so­ge­nann­ten dop­pel­re­le­van­ten Tat­sa­chen sei, nö­tigt erst recht da­zu – auch im ma­te­ri­el­len Recht –, ei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort nur un­ter be­son­de­ren Um­stän­den an­zu­neh­men.

(c) Die Recht­spre­chung übt bei der An­nah­me ei­nes ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­or­tes all­ge­mein auch Zu­rück­hal­tung. Sie nimmt ei­nen sol­chen ne­ben der ge­gen­ständ­li­chen Pro­ble­ma­tik – so­weit be­kannt – auch nur noch beim Bau­ver­trag und beim klas­si­schen La­den­ge­schäft des täg­li­chen Le­bens an. Der BGH hat ins­be­son­de­re für den An­walts­ver­trag sei­ne Recht­spre­chung ge­än­dert und lehnt seit 2003 ei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort am Sitz der Kanz­lei ab (vgl. BGH, Beschl. v. 11. 11.2003 – X ARZ 91/03, BGHZ 157, 20; BGH, Urt. v. 04.03.2004 – IX ZR 101/03, NJW-RR 2004, 932).

(3) Um … ei­nen ge­mein­sa­men Er­fül­lungs­ort aus der Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses her­aus zu be­grün­den, müs­sen über das blo­ße Syn­al­ag­ma hin­aus­ge­hen­de Um­stän­de fest­ge­stellt wer­den kön­nen, die wie beim La­den­ge­schäft oder beim Bau­ver­trag ei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort recht­fer­ti­gen (vgl. BGH, Beschl. v. 11. 11.2003 – X ARZ 91/03, BGHZ 157, 20). An­er­kann­ter­ma­ßen von Ge­wicht sind in­so­weit die Orts­ge­bun­den­heit und die Art der vor­zu­neh­men­den Leis­tung (vgl. BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 30 m. w. Nachw.).

(a) Sol­che ge­wich­ti­gen Um­stän­de sind hier aber nicht er­sicht­lich. Nach Vor­ste­hen­dem (1 und 2) ver­bleibt viel­mehr al­lein noch die Prak­ti­ka­bi­li­täts­er­wä­gung, dass ei­ne ge­richt­li­che Aus­ein­an­der­set­zung an dem Ort, an dem sich die Kauf­sa­che be­fin­det, im Fall ei­ner Be­weis­auf­nah­me kos­ten­güns­ti­ger durch­ge­führt wer­den kön­ne. Dies al­lein ist zu schwach, um von dem all­ge­mein an­er­kann­ten Grund­satz, den Er­fül­lungs­ort für je­de ein­zel­ne Leis­tungs­pflicht ge­son­dert zu be­stim­men (s. oben un­ter 2 a), ab­zu­wei­chen.

(b) Die syn­al­lag­ma­ti­sche Ver­knüp­fung der Leis­tungs­pflich­ten als sol­che ist nicht ge­eig­net, ei­nen ge­mein­sa­men Er­fül­lungs­ort zu be­grün­den. Dies steht all­ge­mein au­ßer Streit. Zu­dem hängt es bei der Rück­ab­wick­lung vom Zu­fall ab, ob ein sol­ches Aus­tausch­syn­al­lag­ma bei Kla­ge­er­he­bung über­haupt (noch) be­steht. Denn für die Fäl­le, in de­nen nur noch die Kauf­preis­rück­zah­lung of­fen­steht, ist eben­falls all­ge­mein an­er­kannt, dass dann der Er­fül­lungs­ort für die Kauf­preis­rück­zah­lung am Sitz des Ver­käu­fers liegt.

(c) Zu­dem hat der BGH in sei­ner Ent­schei­dung zum Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lungs­pflicht des Ver­käu­fers so­gar aus­ge­führt, dass nicht je­der Nach­teil des Käu­fers da­zu führt, den Er­fül­lungs­ort am Be­le­gen­heits­ort der Sa­che an­zu­sie­deln (vgl. BGH, Urt. V. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 52).

(4) Auch für ei­ne er­gän­zen­de Ver­trags­aus­le­gung, über die na­ment­lich das OLG Mün­chen ei­nen ge­mein­sa­men Er­fül­lungs­ort be­grün­den will, be­steht kein Raum. Denn hier­für müss­te der Ver­trag an ei­ner „plan­wid­ri­gen Un­voll­stän­dig­keit“ lei­den, die durch die Her­an­zie­hung des dis­po­si­ti­ven Rechts nicht sach­ge­recht ge­schlos­sen wer­den kann.

(a) Das OLG Mün­chen (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 13.01.2014 – 19 U 3721/13, MDR 2014, 450) ist un­ter Be­zug­nah­me auf die Dach­zie­gel-Ent­schei­dung des BGH auch un­ter der Gel­tung des neu­en Schuld­rechts der An­sicht, der Käu­fer müs­se im Fall des Rück­tritts mög­lichst so ge­stellt wer­den, als ob er den Ver­trag nicht ge­schlos­sen hät­te. Es ent­spre­che da­her dem mut­maß­li­chen Wil­len der Par­tei­en, den Ort der ver­trags­mä­ßi­gen Be­le­gen­heit der Kauf­sa­che als ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort nicht nur für die Rück­ga­be­ver­pflich­tung des Käu­fers, son­dern auch für die Er­fül­lung der Ver­pflich­tung des Ver­käu­fers, den Kauf­preis zu­rück­zu­zah­len, an­zu­se­hen.

(b) Hier­bei über­schrei­tet das OLG Mün­chen die Gren­zen der er­gän­zen­den Ver­trags­aus­le­gung. Selbst wenn man in­so­weit von ei­ner plan­wid­ri­gen Un­voll­stän­dig­keit des Ver­tra­ges aus­gin­ge, die sich auch erst durch nach Ver­trags­schluss ein­tre­ten­de Um­stän­de, wie vor­lie­gend den Rück­tritt, er­ge­ben kann (vgl. Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 74. Aufl. [2015], § 157 Rn. 3 m. w. Nachw.), kann die­se Un­voll­stän­dig­keit durch die Her­an­zie­hung des dis­po­si­ti­ven Rech­tes, das in­so­weit Vor­rang hat (vgl. Pa­landt/El­len­ber­ger, a. a. O., § 157 Rn. 4 m. w. Nachw.), sach­ge­recht ge­schlos­sen wer­den. Denn nach dem Ge­setz muss der Käu­fer im Fall des Rück­tritts, wenn er sei­nen Kauf­preis wie­der­ha­ben will, den Kauf­ge­gen­stand zum Ver­käu­fer brin­gen. Dass ihm da­bei un­ter Um­stän­den Trans­port­kos­ten ent­ste­hen, die er nur un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des Scha­dens­er­sat­zes vom Ver­käu­fer er­stat­tet be­kom­men kann, be­grün­det be­reits kei­ne durch das dis­po­si­ti­ve Recht nicht ge­schlos­se­ne Lü­cke. Denn der Ge­setz­ge­ber hat bei der Schuld­rechts­re­form beim Rück­tritt auf ei­ne § 467 Satz 2 BGB a.F. ver­gleich­ba­re Re­ge­lung ver­zich­tet und mit § 325 BGB n.F. klar­ge­stellt, dass Scha­dens­er­satz ne­ben dem Rück­tritt ver­langt wer­den kann. Dass so­mit der Käu­fer beim Rück­tritt sei­ne Trans­port­kos­ten nicht ver­schul­dens­un­ab­hän­gig, son­dern nur nach §§ 284, 280 I BGB un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des Scha­dens­er­sat­zes ver­lan­gen kann, stellt ei­ne be­wuss­te Ent­schei­dung des Ge­setz­ge­bers dar. Dies folgt auch dar­aus, dass der Ge­setz­ge­ber mit § 439 II BGB nur für die Nach­er­fül­lung ei­ne über den Scha­den­er­satz hin­aus­ge­hen­de Re­ge­lung zu­guns­ten des Käu­fers ge­trof­fen hat, nicht aber beim Rück­tritt. Die­se Ent­schei­dung des dis­po­si­ti­ven Ge­setz­ge­bers ist zu re­spek­tie­ren und geht der er­gän­zen­den Ver­trags­aus­le­gung vor, zu­mal An­halts­punk­te für ein mut­maß­li­ches Ein­ver­ständ­nis des Ver­käu­fers mit ei­nem ent­spre­chen­den ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort für die Rück­ab­wick­lung nicht er­sicht­lich sind.

(5) Dar­auf, ob ein ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort für die Rück­ab­wick­lung an dem Ort, den dem sich die Kauf­sa­che ver­trags­ge­mäß be­fin­det, ei­ner am eu­ro­päi­schen Zi­vil­ver­fah­rens­recht ori­en­tier­ten har­mo­ni­schen Aus­le­gung des § 29 I ZPO ent­sprä­che (da­zu Stau­din­ger/Artz, NJW 2011, 3125), wor­auf auch das OLG Mün­chen hin­weist (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 13.01.2014 – 19 U 3721/13, MDR 2014, 450.), kommt es hier nicht an, da kein grenz­über­schrei­ten­der Sach­ver­halt vor­liegt.

(6) Im Er­geb­nis liegt so­mit für den den Schwer­punkt der Kla­ge bil­den­den Kauf­preis­rück­zah­lungs­an­spruch der Er­fül­lungs­ort nach § 269 I BGB am Sitz des Be­klag­ten und da­mit im Be­zirk des LG Pots­dam …

Hin­weis: Auf die Be­ru­fung des Klä­gers wur­de das Ur­teil auf­ge­ho­ben und die Sa­che an das LG Tü­bin­gen zu­rück­ver­wie­sen. Im Be­ru­fungs­ur­teil des OLG Stutt­gart vom 13.01.2016 – 9 U 183/15 – heißt es un­ter an­de­rem:

„1. Das LG Tü­bin­gen ist ge­mäß § 29 I ZPO ört­lich zu­stän­dig.

Ge­mäß § 29 I ZPO ist für Strei­tig­kei­ten aus ei­nem Ver­trags­ver­hält­nis das Ge­richt des Or­tes zu­stän­dig, an dem die strei­ti­ge Ver­pflich­tung zu er­fül­len ist. Die Vor­schrift ver­weist auf die Re­ge­lung des ma­te­ri­el­len Rechts. Da­nach hat die Leis­tung an dem Ort zu er­fol­gen, an wel­chem der Schuld­ner zur Zeit der Ent­ste­hung des Schuld­ver­hält­nis­ses sei­nen Wohn­sitz hat­te, so­fern nicht ein an­de­rer Ort von den Par­tei­en be­stimmt oder aus den Um­stän­den, ins­be­son­de­re der Na­tur des Rechts­ver­hält­nis­ses, zu ent­neh­men ist (§ 269 I BGB). Bei ge­gen­sei­ti­gen Ver­trä­gen be­steht da­nach im all­ge­mei­nen kein ein­heit­li­cher Leis­tungs­ort; die­ser muss grund­sätz­lich für je­de Ver­pflich­tung ge­son­dert be­stimmt wer­den (BGH, Urt. v. 04.03.2004 – IX ZR 101/03, BGHR ZPO § 29 I Ge­richts­stand). Auch bei ge­gen­sei­ti­gen Ver­trä­gen rich­tet sich der Leis­tungs­ort für die wech­sel­sei­ti­gen Leis­tun­gen je­weils nach den Wohn­sit­zen der Ver­trags­par­tei­en; er ist da­her nicht not­wen­dig ein­heit­lich (BGH, Beschl. v. 05.12.1985 – I ARZ 737/85, NJW 1986, 935; Urt. v. 09.03.1995 – IX ZR 134/94, NJW 1995, 1546). Da­nach hat die Leis­tung vor­be­halt­lich ge­setz­li­cher Son­der­vor­schrif­ten in der Re­gel an dem Ort zu er­fol­gen, an wel­chem der Schuld­ner zur Zeit der Ent­ste­hung des Schuld­ver­hält­nis­ses sei­nen Wohn­sitz, bei ju­ris­ti­schen Per­so­nen den Sitz hat­te. Et­was an­de­res gilt erst dann, wenn fest­ge­stellt wird, dass die Ver­trags­par­tei­en ei­nen an­de­ren Leis­tungs­ort be­stimmt ha­ben oder die Um­stän­de des Falls ei­nen sol­chen er­ge­ben (BGH, Urt. v. 11.11.2003 – X ARZ 91/03, NJW 2004, 54 [55]; Urt. v. 24.01.2007 – XII ZR 168/04, ju­ris Rn. 11 = BGHR ZPO § 29 I Be­her­ber­gungs­ver­trag 1). Die ein­mal ge­ge­be­ne Zu­stän­dig­keit des Pro­zess­ge­richts wird ge­mäß § 261 III Nr. 2 ZPO durch ei­ne Ver­än­de­rung der sie be­grün­den­den Um­stän­de nicht be­rührt (per­pe­tua­tio fo­ri; BGH, Urt. v. 26.04.2001 – IX ZR 53/00, ju­ris Rn. 10).

a) Zwar ha­ben die Par­tei­en kei­nen Leis­tungs­ort be­stimmt, je­doch lie­gen hier Um­stän­de vor, nach de­nen es sach­ge­recht und der In­ter­es­sen­la­ge der Par­tei­en an­ge­mes­sen er­scheint, ei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort dort an­zu­neh­men, wo sich das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ver­trags­ge­mäß be­fin­det. Dies ist hier bei der Klä­ge­rin im Land­ge­richts­be­zirk Tü­bin­gen.

b) Da­mit folgt der Se­nat der herr­schen­den Mei­nung. Da­nach ist ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort für sämt­li­che Rück­ge­währs­an­sprü­che nach Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, je­den­falls nach bei­der­sei­ti­ger Ver­trags­er­fül­lung, der Ort, an dem sich die Kauf­sa­che zur Zeit des Rück­tritts ver­trags­ge­mäß be­fin­det (BGH, Urt. v. 09.03.1983 – VI­II ZR 11/82, NJW 1983, 1479 [1480] – Dach­zie­gel­fall; Urt. v. 20.11.1961 – VI­II ZR 167/60, MDR 1962, 399 [400]; OLG Mün­chen, Urt. v. 13.01.2014 – 19 U 3721/13, ju­ris Rn. 14; OLG Bam­berg, Beschl. v. 24.04.2013 – 8 SA 9/13, BeckRS 2013, 17459; OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 17.07.2013 – 22 W 19/13, ju­ris Rn. 11; Zöl­ler/Voll­kom­mer, ZPO, 31. Aufl. [2016], § 29 Rn. 25 – „Kauf­ver­trag“; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 75. Aufl. [2016], § 269 Rn. 16; Münch­Komm-ZPO/Patz­i­na, 4. Aufl [2013], § 29 Rn. 62; Hein­rich, in: Mu­sielak/Voit, ZPO, 12. Aufl. [2015], § 29 Rn. 28; a. A. Stö­ber, NJW 2006, 2661; LG Stral­sund, Beschl. v. 13.10.2011 – 6 O 211/11, BeckRS 2011, 25552). Der Schwer­punkt der Rück­ab­wick­lung des Ver­tra­ges liegt we­gen der be­son­de­ren Orts­be­zo­gen­heit der ver­trags­ty­pi­schen Leis­tung an ei­nem be­stimm­ten Ort. Des­halb ist er als Er­fül­lungs­ort für die bei­der­sei­ti­gen Ver­pflich­tun­gen an­zu­se­hen (vgl. BGH, Urt. v. 24. Ja­nu­ar 2007 – XII ZR 168/04, BGHR ZPO § 29 I Be­her­ber­gungs­ver­trag 1 m. w. Nachw.). Das gilt je­den­falls dann, wenn ein mit dem Rück­ga­be­an­spruch des Ver­käu­fers nach § 346 I BGB kor­re­spon­die­ren­der Rück­nah­me­an­spruch des Käu­fers be­steht (vgl. BGH, Beschl. v. 14.01.2009 – VI­II ZR 70/08, BGH­Re­port 2009, 485 Rn. 21). Dann hat der Ver­käu­fer bei der Rück­nah­me der Kauf­sa­che sei­ne nach § 348 BGB Zug um Zug zu er­fül­len­de Ver­pflich­tung zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses an die­sem Ort zu er­fül­len.

Dem Käu­fer steht hier ein An­spruch auf Rück­nah­me, dem Ver­käu­fer ein sol­cher auf Rück­ge­währ zu, das folgt aus § 346 I BGB (vgl. BGH, Beschl. v. 14.01.2009 – VI­II ZR 70/08, BGH­Re­port 2009, 485 Rn. 21). Der Rück­tritts­grund, näm­lich das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels, rührt aus dem Ri­si­ko­be­reich des Ver­käu­fers her (BGH, Urt. v. 09.03.1983 – VI­II ZR 11/82, NJW 1983, 1479 [1480] – Dach­zie­gel­fall). Er hat die man­gel­haf­te Sa­che ge­lie­fert und nicht nach­er­füllt. Der Käu­fer soll im Rah­men der Rück­ab­wick­lung nach den §§ 346 ff. BGB da­her mög­lichst so ge­stellt wer­den, als ob er den Ver­trag nicht ge­schlos­sen hät­te (OLG Schles­wig, Urt. v. 04.09.2012 – 3 U 99/11, ju­ris Rn. 32; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 17.07.2013 – 22 W 19/13, ju­ris Rn. 13). Sind nach dem Rück­tritt die aus­ge­tausch­ten Leis­tun­gen Zug um Zug rück­ab­zu­wi­ckeln, dann ent­spricht es dem mut­maß­li­chen Wil­len der Par­tei­en, den Ort der ver­trags­ge­mä­ßen Be­le­gen­heit der Kauf­sa­che als ein­heit­li­chen Leis­tungs­ort nicht nur für die Rück­nah­me­ver­pflich­tung, son­dern auch für den Kauf­preis­rück­ge­währan­spruch an­zu­se­hen (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 20.10.2015 – 28 U 91/15, ju­ris Rn. 22).

aa) Den ver­ein­zelt in der Li­te­ra­tur und Recht­spre­chung auf­ge­kom­me­nen Stim­men, wo­nach ein ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort bei ei­nem kauf­ver­trag­li­chen Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis nicht an­ge­nom­men wer­den kön­ne (Stö­ber, NJW 2006, 2661; AG Ber­gisch Glad­bach, Urt. v. 21.05.2008 – 62 C 267/07; LG Stral­sund, Beschl. v. 13.10.2011 – 6 O 211/11, BeckRS 2011, 25552), ist zwar zu­zu­ge­ben, dass der BGH in sei­ner von der herr­schen­den Mei­nung her­an­ge­zo­ge­nen Dach­zie­gel­fall-Ent­schei­dung (Urt. v. 09.03.1983 – VI­II ZR 11/82, NJW 1983, 1479) nicht über die ma­te­ri­el­le Fra­ge des Er­fül­lungs­or­tes für die Rück­zah­lungs­pflicht oder über die pro­zes­sua­le Fra­ge des Ge­richts­stands für Rück­ge­währ­kla­gen zu ent­schei­den hat­te. Den­noch stützt die­se Ent­schei­dung die herr­schen­de Mei­nung. Denn der BGH führt die herr­schen­de Mei­nung an, wo­nach ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort für den Wan­de­lungs­voll­zug der so­ge­nann­te Aus­tauschort, das heißt der Ort, an dem sich die Sa­che zu Zeit der Wan­de­lung ver­trags­ge­mäß be­fin­det, ist, und ver­weist hier­bei aus­drück­lich auf ei­ne frü­he­re Se­nats­ent­schei­dung (BGH, Urt. v. 20.11.1961 – VI­II ZR 167/60, MDR 1962, 399 [400] …), in der er selbst von ei­nem ein­heit­li­chen Ge­richt­stand auch für die Kauf­preis­rück­zah­lungs­kla­ge aus­ge­gan­gen ist.

bb) Die un­ter Gel­tung des al­ten Schuld­rechts be­ste­hen­de Rechts­la­ge wird im Rah­men des heu­te gel­ten­den Schuld­rechts fort­ge­führt. Bei der Wand­lung und dem ge­setz­li­chem Rück­tritt han­delt es sich um das ver­gleich­ba­re Rechts­in­sti­tut zur Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­tra­ges (vgl. OLG Karls­ru­he, Urt. v. 14.06.2013 – 13 U 53/13, NJOZ 2014, 530; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 17.07.2013 – 22 W 19/13, ju­ris Rn. 14). Die Rück­ab­wick­lung hat heu­te wie un­ter Gel­tung des al­ten Rechts Zug um Zug zu er­fol­gen. Das folgt aus der Be­stim­mung des § 348 BGB, die durch die Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung kei­ne Än­de­rung er­fah­ren hat. § 348 BGB war über § 467 BGB a.F. i. V. mit § 346 BGB a.F. … und ist über §§ 437 Nr. 2, 323, 346 BGB in der seit dem 01.01.2002 gel­ten­den Fas­sung des Ge­set­zes zur Mo­der­ni­sie­rung des Schuld­rechts vom 26.11.2001 an­zu­wen­den. An der Be­stim­mung des Er­fül­lungs­orts hat das Ge­setz zur Mo­der­ni­sie­rung des Schuld­rechts vom 26.11.2001 nichts ge­än­dert (BGH, Urt. v. 08.01.2008 – X ZR 97/05, ju­ris Rn. 13).

cc) Et­was an­de­res er­gibt sich auch nicht aus der Ent­schei­dung des BGH vom 13.04.2011 (BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, ju­ris Rn. 29). Das Ge­gen­teil ist der Fall. In der vor­ge­nann­ten Ent­schei­dung wird aus­ge­führt, dass sich die zum Er­fül­lungs­ort der Rück­ge­währs­an­sprü­che nach er­folg­tem Rück­tritt ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 440, 346 BGB, der viel­fach an dem Ort an­ge­sie­delt sei, an dem sich die Sa­che ver­trags­ge­mäß be­fin­de, ent­wi­ckel­ten Grund­sät­ze nicht auf die Nach­er­fül­lung nach § 439 BGB über­tra­gen las­sen (so auch OLG Karls­ru­he, Urt. v. 14.06.2013 – 13 U 53/13, NJOZ 2014, 530). Hier­in liegt kei­ne Ab­kehr von den für den Rück­tritt ent­wi­ckel­ten Grund­sät­zen. Sie sind nach Auf­fas­sung des für das Kauf­recht zu­stän­di­gen Se­nats des BGH le­dig­lich nicht auf die Nach­er­fül­lung über­trag­bar.

dd) Aus der Ent­schei­dung des BGH vom 11.11.2003 (BGH, Urt. v. 11.11.2003 – X ARZ 91/03, NJW 2004, 54), in der er un­ter Än­de­rung sei­ner frü­he­ren Recht­spre­chung den Er­fül­lungs­ort von Ge­büh­ren­for­de­run­gen ei­nes Rechts­an­walts nicht am Kanz­lei­sitz son­dern am Wohn­sitz des Be­klag­ten sieht, folgt nicht, dass der BGH für kauf­recht­li­che Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis­se kei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort mehr an­nimmt. Die Fall­ge­stal­tun­gen sind schon nicht ver­gleich­bar. Dar­über hin­aus hat der X. Zi­vil­se­nat für den An­walts­ver­trag ei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort ab­ge­lehnt, je­doch auch aus­ge­führt, dass sich aus den Um­stän­den des Ein­zel­falls ein ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort er­ge­ben kann. Die­se lie­gen hier, wie be­reits aus­ge­führt, vor …“

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