Bei ei­nem zwei Jah­re und vier Mo­na­te nach der Erst­zu­las­sung er­wor­be­nen Ge­braucht­wa­gen be­grün­det der Um­stand, dass zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung des Fahr­zeugs ei­ne Stand­zeit von 19½ Mo­na­ten ver­stri­chen ist, je­den­falls dann kei­nen Sach­man­gel, wenn das Da­tum der Erst­zu­las­sung nur mit der Ein­schrän­kung „lt. Fahr­zeug­brief“ in den Kauf­ver­trag auf­ge­nom­men wur­de, das Fahr­zeug in der Ver­gan­gen­heit als Miet­wa­gen ge­nutzt wur­de und es bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges be­reits ei­ne Lauf­leis­tung von 38.616 km auf­wies.

OLG Braun­schweig, Ur­teil vom 23.07.2015 – 9 U 2/15
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 29.06.2016 – VI­II ZR 191/15)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten für 33.430 € ei­nen Ge­braucht­wa­gen (Au­di A4 Avant TDI). Die Par­tei­en strei­ten ins­be­son­de­re dar­über, ob die­ses Fahr­zeug man­gel­haft ist, weil zwi­schen sei­ner Her­stel­lung und der Erst­zu­las­sung 19½ Mo­na­te ver­stri­chen sind, und ob et­wai­ge Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Klä­gers ver­jährt sind.

Das Land­ge­rich (LG Göt­tin­gen, Urt. v. 27.11.2014 – 4 O 214/13) hat der auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges ge­rich­te­ten Kla­ge statt­ge­ge­ben. Zur Be­grün­dung hat es im We­sent­li­chen aus­ge­führt, der Klä­ger kön­ne die Rück­zah­lung des ge­sam­ten Kauf­preis ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung an sich ver­lan­gen, ob­wohl der Pkw der B-Bank zur Si­che­rung ei­nes Dar­le­hens über­eig­net wor­den sei. Denn die Ge­währ­leis­tungs­rech­te aus dem mit dem Dar­le­hens­ver­trag ver­bun­de­nen Kauf­ver­trag sei­en nicht an die B-Bank ab­ge­tre­ten wor­den. Der Klä­ger sei auch wirk­sam von dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­sen Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten. Denn der Pkw sei bei Über­ga­be man­gel­haft ge­we­sen, da er nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit auf­ge­wie­sen ha­be. Es ge­hö­re zur ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit i. S. des § 434 I 1 BGB, dass das Bau­jahr des Fahr­zeugs nicht mehr als zwölf Mo­na­te von dem im Ver­trag an­ge­ge­be­nen Jahr der Erst­zu­las­sung ab­wei­che. Dies gel­te auch beim Kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens. Die Recht­spre­chung des BGH zu Neu- und Jah­res­wa­gen, wo­nach ei­ne Stand­dau­er von über zwölf Mo­na­ten ei­nen wert­min­dern­den Fak­tor dar­stel­le, sei auf den vor­lie­gen­den Fall über­trag­bar. Ei­ne Ab­wei­chung von 19 Mo­na­ten zwi­schen dem Da­tum der Her­stel­lung und dem Da­tum der Erst­zu­las­sung ent­spre­che nicht dem, was der Klä­ger ha­be er­war­ten müs­sen. Der Klä­ger ha­be ein zwei Jah­re und vier Mo­na­te al­tes Fahr­zeug er­wer­ben wol­len, al­so ei­nen ver­hält­nis­mä­ßig „jun­gen“ Ge­braucht­wa­gen von be­acht­li­chem Wert. Hin­zu kom­me, dass wäh­rend die­ser Stand­zeit ein „Mo­dell­wech­sel“ statt­ge­fun­den ha­be, so­dass der Klä­ger zu­dem ein Mo­dell er­wor­ben ha­be, dass im Zeit­punkt der Erst­zu­las­sung nicht mehr ge­baut wor­den sei. Auch die­ser Mo­dell­wech­sel stel­le ei­nen wert­bil­den­den Fak­tor von we­sent­li­cher Be­deu­tung dar. Das Rück­tritts­recht des Klä­gers sei nicht ver­jährt. Der Klä­ger ha­be den Rück­tritt mit Schrei­ben vom 23.01.2013 und vom 05.02.2013 recht­zei­tig und hin­rei­chend deut­lich er­klärt.

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Auf die vom Land­ge­richt zu­tref­fend ver­nein­te Ver­jäh­rung kommt es nicht an. Dem Klä­ger steht der gel­tend ge­mach­te An­spruch auf ge­währ­leis­tungs­recht­li­che Rück­ab­wick­lung des Ge­braucht­wa­gen­kaufs nicht zu. Es fehlt am er­for­der­li­chen Ge­währ­leis­tungs­grund ei­nes Man­gels i. S. von §§ 434, 437 BGB.

Im Ein­zel­nen:

1. Die Kla­ge ist nicht be­reits un­zu­läs­sig; ins­be­son­de­re ist der Klä­ger pro­zess­füh­rungs­be­fugt. Der Klä­ger könn­te grund­sätz­lich die Rück­zah­lung des ge­sam­ten Kauf­prei­ses an sich ver­lan­gen. Es liegt in­so­weit kein Fall ei­ner ge­will­kür­ten Pro­zess­stand­schaft vor.

Bei dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag und dem Dar­le­hens­ver­trag mit der B-Bank han­delt es sich um ein ver­bun­de­nes Ge­schäft i. S. des § 358 III BGB. Tritt der Ver­brau­cher bei ei­nem der­ar­ti­gen Ge­schäft auf­grund der Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che vom Kauf­ver­trag zu­rück, so kann er von dem Ver­käu­fer die ge­sam­te Dar­le­hens­va­lu­ta her­aus­ver­lan­gen (OLG Köln, Urt. v. 25.03.2014 – 3 U 185/13; OLG Ko­blenz, Urt. v. 18.12.2008 – 6 U 564/08; MünchKomm-BGB/Ha­ber­sack, 6. Aufl. [2012], § 359 Rn. 71; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 74. Aufl. [2015], § 359 Rn. 8).

Der Klä­ger be­darf da­her le­dig­lich für ei­ne Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs an die Be­klag­te der Zu­stim­mung der B-Bank ge­mäß § 185 BGB (vgl. MünchKomm-BGB/Ha­ber­sack, a. a. O., § 359 Rn. 71). Mit der dem Klä­ger er­teil­ten „Pro­zeß­stand­schafts­voll­macht“ hat die B-Bank die­sen ana­log § 185 I BGB kon­klu­dent er­mäch­tigt, im Rah­men der be­an­trag­ten Zug-um-Zug-Ver­ur­tei­lung die Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs an­zu­bie­ten. Aus­weis­lich des Schrei­bens der B-Bank soll­te dem Klä­ger durch Er­tei­lung der Voll­macht die ge­wünsch­te Ak­tiv­le­gi­ti­ma­ti­on ver­schafft wer­den.

Es be­stün­de auch – falls ein Ge­währ­leis­tungs­an­spruch ge­ge­ben ge­we­sen wä­re – ein ei­ge­nes rechts­schutz­wür­di­ges In­ter­es­se des Klä­gers, die Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs an­zu­bie­ten. Die sich aus dem Rück­tritt er­ge­ben­den Ver­pflich­tun­gen sind ge­mäß § 348 Satz 1 BGB Zug um Zug zu er­fül­len. Da ge­mäß §§ 348 Satz 2, 322 I BGB ei­ne Kla­ge auf Rück­ge­währ des Kauf­prei­ses im Fal­le ei­nes Rück­tritts zu ei­ner Zug-um-Zug-Ver­tei­lung führt, muss­te der Klä­ger, um ei­ner teil­wei­sen Kla­ge­ab­wei­sung zu ent­ge­hen, die Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs im Rah­men sei­ner Kla­ge an­bie­ten.

2. Die Kla­ge ist in­des nicht be­grün­det.

Dem Klä­ger steht be­reits kein An­spruch auf Rück­ge­währ des an die Be­klag­te ge­leis­te­ten Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des ge­kauf­ten Fahr­zeugs ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 323 I, 326 V, 346 I, 348 Satz 1 BGB zu. Das Fahr­zeug war im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs sach­man­gel­frei.

a) Dass das ver­kauf­te Fahr­zeug zwi­schen sei­ner Her­stel­lung und sei­ner Erst­zu­las­sung 19½ Mo­na­te stand, stellt kei­nen Sach­man­gel ge­mäß § 434 I 1 BGB dar.

In der ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 27.06.2012 ist le­dig­lich das Erst­zu­las­sungs­da­tum des Fahr­zeugs, der 18.02.2010, an­ge­ge­ben. Un­strei­tig wur­de das Fahr­zeug am 01.07.2008 her­ge­stellt. Im Rah­men der Kauf­ver­trags­ver­hand­lun­gen sind zwi­schen den Par­tei­en kei­ne wei­te­ren Ab­spra­chen über das Al­ter des Fahr­zeugs ge­trof­fen wor­den.

Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB kann zwar auch kon­klu­dent oder still­schwei­gend zu­stan­de kom­men (Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 74. Aufl. [2015], § 434 Rn. 17).

Nach der Recht­spre­chung des BGH be­inhal­tet der Ver­kauf ei­nes Fahr­zeugs als „fa­brik­neu“ oder als „Jah­res­wa­gen“ die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit, dass das Fahr­zeug zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung nicht län­ger als zwölf Mo­na­te ge­stan­den hat (BGH, Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 227/02 [zu § 459 BGB a.F.]: kei­ne „Fa­brik­neu­heit“ bei ei­ner Stand­zeit von mehr als zwölf Mo­na­ten zwi­schen Her­stel­lung und Ab­schluss des Kauf­ver­trags; Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05: ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit, dass beim Ver­kauf als „Jah­res­wa­gen“ zwi­schen der Her­stel­lung und der Erst­zu­las­sung nicht mehr als zwölf Mo­na­te lie­gen). Die­se star­re Gren­ze kann auf ei­nen Ge­braucht­wa­gen­kauf nicht über­tra­gen wer­den. Ob im Ein­zel­fall ei­ne län­ge­re Stand­zeit ei­nen Man­gel be­grün­det, ist je­weils im Rah­men ei­ner wer­ten­den Be­trach­tung zu er­mit­teln (vgl. BGH, Urt. v. 10.03.2009 – VI­II ZR 34/08; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 26.05.2004 – 1 U 10/04).

Die zu ei­ner man­gel­be­grün­den­den Stand­zeit bei Ge­braucht­fahr­zeu­gen er­gan­ge­nen ober­ge­richt­li­chen Ent­schei­dun­gen las­sen sich auf­grund der je­weils zu­grun­de lie­gen­den Sach­ver­hal­te nicht ver­all­ge­mei­nern (Ge­währ­leis­tungs­an­spruch be­jaht: OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 16.06.2008 – 1 U 231/07: Her­stel­lung 31 Mo­na­te vor Erst­zu­las­sung, 10 km Lauf­leis­tung und zwei Mo­na­te seit Erst­zu­las­sung bei Ver­kauf an Klä­ger, Sach­man­gel be­jaht; OLG Cel­le, Urt. v. 13.07.2006 – 11 U 254/05: Her­stel­lung 23 Mo­na­te vor Erst­zu­las­sung, 10 km Lauf­leis­tung und neun Mo­na­te seit Erst­zu­las­sung bei Ver­kauf an Klä­ger als „Vor­führ­wa­gen“, Sach­man­gel be­jaht; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 26.05.2004 – 1 U 10/04: Her­stel­lung 5½ Jah­re vor Erst­zu­las­sung, dort in­des arg­lis­ti­ges Ver­schwie­gen; OLG Ol­den­burg, Urt. v. 28.10.2005 – 6 U 155/05: Her­stel­lung 2½ Jah­re vor Erst­zu­las­sung, wo­bei im kon­kre­ten Fall ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung be­jaht und die Man­gel­haf­tig­keit nicht ex­pli­zit an­ge­spro­chen wor­den ist; OLG Nürn­berg, Urt. v. 21.03.2005 – 8 U 2366/04: Her­stel­lung 13 Mo­na­te vor Erst­zu­las­sung, 600 km Lauf­leis­tung und elf Mo­na­te seit Erst­zu­las­sung bei Ver­kauf, dort aber un­zu­tref­fen­des Mo­dell­jahr als Be­schaf­fen­heit ver­ein­bart; Ge­währ­leis­tungs­an­spruch und Sach­man­gel ver­neint: OLG Schles­wig, Urt. v. 25.11.2008 – 3 U 39/07: Her­stel­lung 14 Mo­na­te vor Erst­zu­las­sung, Erst­ver­äu­ße­rung als „La­ger­fahr­zeug­mo­dell“; OLG Braun­schweig, Urt. v. 07.07.2005 – 2 U 128/04: Her­stel­lung 27 Mo­na­te vor Erst­zu­las­sung, Ver­kauf als „La­ger­fahr­zeug“; KG, Beschl. v. 13.01.2011 – 8 U 97/10: Her­stel­lung 14½ Mo­na­te vor Erst­zu­las­sung, Lauf­leis­tung 35.240 km bei Kauf durch dor­ti­gen Klä­ger).

Nach der Recht­spre­chung des BGH ist die La­ger­dau­er ei­nes Fahr­zeugs nach der Ver­kehrs­an­schau­ung für die Wert­schät­zung des Fahr­zeugs von we­sent­li­cher Be­deu­tung (BGH, Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 227/02 Rn. 12). Da je­des Fahr­zeug ei­nem Al­te­rungs­pro­zess un­ter­liegt, der mit Ver­las­sen des Wer­kes ein­setzt, ver­schlech­tert sich grund­sätz­lich der Zu­stand ei­nes Fahr­zeugs durch Zeit­ab­lauf (BGH, Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 227/02 Rn. 12). Dar­an än­dert sich den­klo­gisch auch nichts, wenn es sich im Ein­zel­fall nicht um ei­nen als Neu- oder Jah­res­wa­gen ver­kauf­ten Pkw han­delt. Die Fra­ge, ob der be­schrie­be­ne Vor­gang auch dann ei­ne Be­deu­tung für den Käu­fer ha­ben kann oder mit ei­ner als üb­lich er­war­te­ten Be­schaf­fen­heit ver­knüpft ist, ist da­von zu tren­nen. Die abs­trakt-tech­ni­sche Aus­gangs­über­le­gung wird nicht tan­giert. Die­se tritt aber um­so mehr in den Hin­ter­grund, je län­ger ein Fahr­zeug, das vor Erst­zu­las­sung ge­stan­den hat, nach Erst­zu­las­sung be­nutzt wird. Nicht nur – hier nicht gel­tend ge­mach­te – tat­säch­li­che Stand­schä­den, son­dern erst recht auch da­hin­ter zu­rück­blei­ben­de Ver­än­de­run­gen wer­den von üb­li­cher wie tat­säch­li­cher Ge­brauchs­ab­nut­zung über­la­gert.

Ei­ne Stand­zeit von über zwölf Mo­na­ten stellt bei ei­nem vom Kraft­fahr­zeug­händ­ler als „Jah­res­wa­gen“ ver­kauf­ten Ge­braucht­wa­gen ge­ra­de des­halb ei­nen Sach­man­gel dar, weil es dem Käu­fer bei ei­nem sol­chen Kauf er­sicht­lich dar­auf an­kommt, ei­nen „jun­gen“ Ge­braucht­wa­gen zu er­wer­ben, der sich von ei­nem Neu­wa­gen le­dig­lich durch sei­ne ein­jäh­ri­ge Nut­zung im Stra­ßen­ver­kehr un­ter­schei­det (BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05 Rn. 11). Dem­entspre­chend – so die höchst­rich­ter­li­che Recht­spre­chung – wür­de es den schutz­wür­di­gen In­ter­es­sen des Käu­fers zu­wi­der­lau­fen, „die ver­trag­lich ge­schul­de­te Be­schaf­fen­heit ei­nes Jah­res­wa­gens im Hin­blick auf die höchst­zu­läs­si­ge Stand­zeit vor der Erst­zu­las­sung an­ders zu be­ur­tei­len als die La­ger­dau­er ei­nes Neu­fahr­zeugs bis zu des­sen Ver­kauf“ (BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05 Rn. 11).

Die­se Grund­sät­ze sind im vor­lie­gen­den Fall je­doch nicht ein­schlä­gig:

Für den Käu­fer ei­nes Kraft­fahr­zeu­ges ist in der Re­gel zwar nicht (nur) das Da­tum der Erst­zu­las­sung, son­dern auch das Al­ter von In­ter­es­se (vgl. OLG Ol­den­burg, Urt. v. 28.10.2005 – 6 U 155/05, dort zwar „Vor­führ­wa­gen“, was aber für die ge­nann­te all­ge­mei­ne Über­le­gung kei­ne Rol­le spiel­te). Bei Ge­braucht­wa­gen­käu­fen ist aber re­gel­mä­ßig für Kauf­ent­schei­dun­gen das Fahr­zeug­ge­samt­al­ter nur ein Kri­te­ri­um mitt­le­rer Be­deu­tung (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl., Rn. 2602).

aa) Die nicht we­sent­li­che Ab­wei­chung des Her­stel­lungs­da­tums vom Erst­zu­las­sungs­da­tum kann ei­ne ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs dar­stel­len. Die Vor­aus­set­zun­gen lie­gen da­für hier je­doch nicht vor.

Zwar kann der Käu­fer ei­nes Kraft­fahr­zeu­ges man­gels nä­he­rer An­ga­ben nicht oh­ne Wei­te­res da­von aus­ge­hen, dass das Fahr­zeug so­fort nach der Her­stel­lung zum Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­sen wor­den ist. Ein Käu­fer auch ei­nes Ge­braucht­wa­gens darf aber dar­auf ver­trau­en, dass zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung ein re­la­tiv über­schau­ba­rer Zeit­raum liegt. Wenn die Ver­trags­par­tei­en das Da­tum der Erst­zu­las­sung in den Kauf­ver­trag auf­neh­men, so kann im Ein­zel­fall dar­in die kon­klu­den­te Ver­ein­ba­rung lie­gen, dass das Da­tum der Her­stel­lung je­den­falls da­von nicht meh­re­re Jah­re bzw. nicht we­sent­lich vom Jahr der Erst­zu­las­sung ab­weicht (vgl. OLG Karls­ru­he, Urt. v. 26.05.2004 – 1 U 10/04). Ei­ne kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ist aber nicht an­zu­neh­men, wenn es sich bei der Erst­zu­las­sungs­an­ga­be um ei­ne blo­ße Wis­sens­er­klä­rung han­delt und ein Bin­dungs­wil­le, für ei­ne Be­schaf­fen­heit ein­zu­ste­hen, er­kenn­bar fehlt.

Im vor­lie­gen­den Fall steht ei­nem Bin­dungs­wil­len, für die Rich­tig­keit des Erst­zu­las­sungs­da­tums und für ei­ne Be­schaf­fen­heit der vor­ge­nann­ten Art be­züg­lich des Her­stel­lungs­zeit­punkts ein­zu­ste­hen, ent­ge­gen, dass die Auf­nah­me des Erst­zu­las­sungs­da­tums in den Ver­trag mit der Ein­schrän­kung „lt. Fahr­zeug­brief“ er­folgt ist. Ei­ne kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ist da­her fern­lie­gend (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 16.06.2008 – 1 U 231/07; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 2636).

bb) Es ist auch nicht von ei­nem Man­gel ge­mäß § 434 I 2 Nr. 2 BGB we­gen der Ab­wei­chung von der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit aus­zu­ge­hen.

(1) Im In­land pro­du­zier­te Pkw (hier: Au­di A4 Avant 2.0 TDI), die – wie hier – nicht in den Ex­port ge­hen, wer­den zwar über­wie­gend in­ner­halb von zwölf Mo­na­ten nach der Pro­duk­ti­on zum öf­fent­li­chen Ver­kehr (erst-)zu­ge­las­sen (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 16.06.2008 – 1 U 231/07). Das ist der nor­ma­le Lauf der Din­ge, wie er auch sich in der „Zwölf­mo­nats­recht­spre­chung“ des BGH für Neu- und Jah­res­wa­gen so­wie im Ein­zel­fall für Vor­führ­wa­gen nie­der­ge­schla­gen hat (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 16.06.2008 – 1 U 231/07 un­ter Hin­weis auf BGH, Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 227/02, NJW 2004, 160; Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05, NJW 2006, 2694; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 2604 m. w. Nachw.). Das be­darf als Be­stand­teil der all­ge­mei­nen Le­bens­er­fah­rung nicht des Be­wei­ses durch Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten. Der Um­stand für sich al­lein recht­fer­tigt es aber nicht, die „Zwölf­mo­nats­recht­spre­chung“ auf je­den Ge­braucht­wa­gen­kauf an­zu­wen­den, weil er für die Er­war­tun­gen an die üb­li­che Be­schaf­fen­heit von Ge­braucht­wa­gen nicht al­lein prä­gend ist.

(2) Der Klä­ger hat von der Be­klag­ten, ei­ner Kraft­fahr­zeug­händ­le­rin, ei­nen Ge­braucht­wa­gen er­wor­ben, der zu­vor nur auf die den Ver­trag ver­mit­teln­de Au­to­haus H-GmbH zu­ge­las­sen war. Die vor­an­ge­gan­ge­ne Zu­las­sung auf nur ei­nen Hal­ter be­sagt über das Ge­samt­al­ter ei­nes Fahr­zeugs ab sei­ner Her­stel­lung je­doch nichts.

(3) Ein­zi­ger An­halts­punkt des Klä­gers für das Al­ter des Fahr­zeugs war das in der ver­bind­li­chen Be­stel­lung „lt. Fahr­zeug­brief“ an­ge­ge­be­ne – und un­strei­tig zu­tref­fen­de – Da­tum der Erst­zu­las­sung, wel­che im Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Kauf­ver­tra­ges zwei Jah­re und vier Mo­na­te zu­rück­lag. Bei dem ver­kauf­ten Fahr­zeug han­del­te es sich da­mit schon nicht mehr um ein re­la­tiv jun­ges Ge­braucht­fahr­zeug, selbst wenn das Fahr­zeug un­mit­tel­bar nach Her­stel­lung erst­zu­ge­las­sen wor­den wä­re.

(a) Ei­ne Ori­en­tie­rung bei der Ein­stu­fung bie­tet die für die Ab­schrei­bung von An­la­ge­gü­tern für Pkw (inkl. Pkw-Kom­bi) gel­ten­de be­triebs­ge­wöhn­li­che Nut­zungs­dau­er von sechs Jah­ren (Nr. 4.2.1 der AfA-Ta­bel­le des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Fi­nan­zen …). Von die­sem ge­wöhn­li­chen Zeit­raum wä­re un­ter Zu­grun­de­le­gung von zwei Jah­ren und vier Mo­na­ten schon mehr als ein Drit­tel ver­stri­chen ge­we­sen (39 %).

(b) Die be­kann­te Zu­las­sungs­dau­er bis zum streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­zeit­punkt be­trug deut­lich über ein Jahr, so­dass we­der die Jah­res­wa­gen­ent­schei­dung des BGH (Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05) noch die im Ein­zel­fall er­gan­ge­ne Recht­spre­chung des OLG Düs­sel­dorf (Urt. v. 16.06.2008 – 1 U 231/07) und des OLG Cel­le (Urt. v. 13.07.2006 – 11 U 254/05) man­gels Ver­gleich­bar­keit her­an­ge­zo­gen wer­den kann (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 2647 und Fn. 249). Denn al­le ge­nann­ten Ent­schei­dun­gen stel­len ge­ra­de auf die im Ein­zel­fall ent­spre­chend er­wart­ba­re „Ju­gend“ des Pkw ab, der BGH we­gen der Be­zeich­nung als „Jah­res­wa­gen“ (Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05 Rn. 11), das OLG Düs­sel­dorf we­gen der dort ge­rin­gen Lauf­leis­tung von 10 km und der Zeit seit Erst­zu­las­sung von nur zwei Mo­na­ten (Urt. v. 16.06.2008 – 1 U 231/07, ju­ris Rn. 29) das OLG Cel­le we­gen der eben­falls nur ge­rin­gen Lauf­leis­tung von 10 km so­wie we­gen der Be­zeich­nung als „Vor­führ­wa­gen“ (Urt. v. 13.07.2006 – 11 U 254/05, ju­ris Rn. 16). Arg­list (vgl. oben OLG Karls­ru­he, Urt. v. 26.05.2004 – 1 U 10/04, und OLG Ol­den­burg, Urt. v. 28.10.2005 – 6 U 155/05) bzw. ei­ne un­zu­tref­fen­de Mo­dell­jahr­be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (vgl. OLG Nürn­berg, Urt. v. 21.03.2005 – 8 U 2366/04, ju­ris Rn. 19) lie­gen hier nicht vor.

(c) Das Fahr­zeug wies zum Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Kauf­ver­tra­ges mit 38.616 km be­reits ei­ne Lauf­leis­tung auf, die ih­rer­seits ei­ne nicht un­er­heb­li­che Ab­nut­zung des Fahr­zeugs in­di­ziert und da­her im Ver­gleich zu ei­ner et­wai­gen Stand­zeit, die sich ja nicht mehr ver­än­dern konn­te, zu­neh­mend an Be­deu­tung ge­won­nen hat.

(d) Der Um­stand, dass der Pkw aus­weis­lich der Ver­ein­ba­rung im schrift­li­chen Kauf­ver­trag als „Eu­ro­mo­bil­fahr­zeug ge­nutzt“, das heißt als Miet­wa­gen bei dem Miet­wa­gen­un­ter­neh­men Eu­ro­mo­bil Au­to­ver­mie­tung GmbH im Ein­satz ge­we­sen ist, spricht eben­falls da­ge­gen, dass der Klä­ger ei­ne be­stimm­te „Stand­zeit­nicht­über­schrei­tung“ zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung und da­mit ein be­stimm­tes Höchst­al­ter als üb­lich er­war­ten durf­te.

Für Miet­wa­gen­un­ter­neh­men ist er­kenn­bar we­ni­ger das Al­ter ei­nes Wa­gens seit Her­stel­lung, son­dern vor­ran­gig von Be­deu­tung, dass es noch nicht erst­zu­ge­las­sen ist. Die ins­be­son­de­re für den das Kraft­fahr­zeug ge­werb­lich nut­zen­den Au­to­ver­mie­ter er­heb­li­che Fra­ge des Re­pa­ra­tur­kos­ten­un­ter­halts als Amor­ti­sa­ti­ons­fak­tor hängt maß­geb­lich auch von der Dau­er der Her­stel­ler­ga­ran­tie ab. De­ren Be­ginn knüpft an das Erst­zu­las­sungs­da­tum, nicht an das Da­tum der Her­stel­lung an (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 2614). Da beim Wie­der­ver­kauf mit weit­ge­hen­der Ver­brei­tung die Miet­wa­gen­nut­zug ab­ge­fragt wird, wel­che so­dann wahr­heits­ge­mäß an­zu­ge­ben ist und die im Markt re­gel­mä­ßig zu er­heb­li­chen Wert­re­du­zie­rung führt (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3186–3190), fällt dem­ge­gen­über ei­ne vor Erst­zu­las­sung seit Her­stel­lung nicht be­son­ders deut­lich über ein Jahr hin­aus­ge­hen­de Stand­zeit ver­gleichs­wei­se so we­nig ins Ge­wicht, dass ein Miet­wa­gen­zweit­käu­fer nicht da­mit rech­nen kann, das Miet­wa­gen­un­ter­neh­men le­ge als Erst­erwer­ber be­son­de­ren Wert dar­auf, dass sei­ne Fahr­zeu­ge vor Erst­zu­las­sung und Erst­be­nut­zung nicht deut­lich über ein Jahr alt sind. Ein Miet­wa­gen­un­ter­neh­men wird oh­ne­hin er­kenn­bar we­ni­ger Be­den­ken ha­ben, zur Ver­grö­ße­rung sei­ner Ren­ta­bi­li­tät güns­tig noch nie zu­ge­las­sen ge­we­se­ne „Hal­den­fahr­zeu­ge“ ein­zu­kau­fen.

In der Ge­samt­be­trach­tung kann da­her nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass der Klä­ger als üb­li­che Be­schaf­fen­heit an­neh­men durf­te, dass bei dem von ihm er­wor­be­nen Ge­braucht­wa­gen zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung we­ni­ger als 19½ Mo­na­te ver­gan­gen sind.

Ob es der Be­klag­ten als Kraft­fahr­zeug­händ­le­rin eher als dem Klä­ger mög­lich ge­we­sen wä­re, das tat­säch­li­che Al­ter des Fahr­zeugs fest­zu­stel­len, hat auf die vor­ge­nann­ten Um­stän­de kei­nen Ein­fluss und da­mit für die Fra­ge der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit der kon­kre­ten Kauf­sa­che kei­ne Be­deu­tung.

Ein an­nä­hernd ver­gleich­ba­rer Sach­ver­halt liegt dem Be­schluss des Kam­mer­ge­richts vom 13.01.2011 – 8 U 97/10 – zu­grun­de, in dem das Ge­richt bei ei­ner 14½-mo­na­ti­gen Stand­zeit vor Erst­zu­las­sung bei Er­werb als Ge­braucht­wa­gen nach drei Jah­ren und fünf Mo­na­ten Nut­zung nach Erst­zu­las­sung mit ei­ner Lauf­leis­tung von 35.240 km ei­nen Sach­man­gel ver­neint hat (KG, Beschl. v. 13.01.2011 – 8 U 97/10, ju­ris Rn. 7). Dass vor­lie­gend die Stand­zeit fünf Mo­na­te län­ger, die Zeit seit Erst­zu­las­sung elf Mo­na­te kür­zer ist, än­dert nichts an den oben ge­nann­ten ent­schei­den­den Kri­te­ri­en, die den Rah­men da­für er­ge­ben, was der Käu­fer ei­nes über zwei Jah­re – zu­dem als Miet­wa­gen – seit Erst­zu­las­sung im Ge­brauch be­find­li­chen Pkw an ma­xi­ma­ler Stand­zeit vor Erst­zu­las­sung er­war­ten kann, wenn – wie hier – kei­ne Stand­schä­den vor­ge­tra­gen oder sonst er­sicht­lich sind.

b) Es stellt fer­ner kei­nen Sach­man­gel dar, dass das Fahr­zeug nicht aus dem Mo­dell­jahr 2010 stammt.

aa) Un­strei­tig wur­de zwi­schen den Par­tei­en über die Mo­dell­rei­he kei­ne aus­drück­li­che Ab­spra­che ge­trof­fen.

bb) Ein Man­gel kä­me da­her nur in Be­tracht, wenn sich aus dem Kauf­ver­trag kon­klu­dent ei­ne ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit da­hin ge­hend er­gä­be, dass das Fahr­zeug dem Mo­dell­jahr­gang 2010 an­ge­hört (§ 434 I 1 BGB) oder das Fahr­zeug da­durch, dass es im Aus­se­hen dem bis Som­mer 2009 pro­du­zier­ten Mo­dell des Au­di A4 (B8) ent­spro­chen hat, nicht die Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB).

(1) Um ei­nen Sach­man­gel an­neh­men zu kön­nen, müss­te in der An­ga­be des Da­tums der Erst­zu­las­sung im Kauf­ver­trag zu­gleich die Er­klä­rung ent­hal­ten sein, das ge­brauch­te Fahr­zeug ha­be zum Zeit­punkt sei­ner Erst­zu­las­sung dem da­mals ak­tu­el­len Mo­dell ent­spro­chen. Ein der­art weit­ge­hen­der Er­klä­rungs­wert ist der An­ga­be des Erst­zu­las­sungs­da­tums je­doch nicht zu ent­neh­men.

(2) Nach der Recht­spre­chung des BGH darf ein Neu­wa­gen nicht mehr als „fa­brik­neu“ ver­kauft wer­den, wenn das be­tref­fen­de Mo­dell zum Zeit­punkt des Ver­kaufs nicht mehr un­ver­än­dert her­ge­stellt wird (BGH, Urt. v. 16.07.2003 – VI­II ZR 243/02; Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 227/02). Ob dies auch im Fall ei­nes Mo­dell­wech­sels vor Erst­zu­las­sung beim Ver­kauf ei­nes Jah­res­wa­gens gilt, hat der BGH aus­drück­lich of­fen­ge­las­sen (Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05 Rn. 10); ent­spre­chend zu Ge­braucht­wa­gen gibt es so­weit er­sicht­lich kei­ne höchst­rich­ter­li­chen Ent­schei­dun­gen.

Ei­ne Über­tra­gung der höchst­rich­ter­li­chen Grund­sät­ze, die für Neu­wa­gen und für zwi­schen ih­rer Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung et­wa ein­ge­tre­te­ne Mo­dell­wech­sel gel­ten, auf den Ge­braucht­wa­gen­kauf kommt nicht in Be­tracht.

Im Ge­gen­satz zu ei­nem Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens kommt es dem Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens re­gel­mä­ßig nicht auf die Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner be­stimm­ten Mo­dell­rei­he oder zum ei­nem be­stimm­ten Mo­dell­jahr an. Der im Ver­gleich zu ei­nem Jah­res­wa­gen deut­lich er­höh­te Preis ei­nes Neu­wa­gens wird von den Käu­fern un­ter an­de­rem auf­grund der Ak­tua­li­tät des Mo­dells ge­zahlt, wo­hin­ge­gen bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf an­de­re Fak­to­ren wie Al­ter, Lauf­leis­tung und Zu­stand im Vor­der­grund ste­hen. So­fern es ei­nem Ge­braucht­wa­gen­käu­fer aus­drück­lich auf ei­ne be­stimm­te Mo­dell­rei­he an­kommt, müss­te er dies ge­gen­über dem Ver­käu­fer zum Aus­druck brin­gen und ent­spre­chen­de Nach­fra­gen stel­len.

Un­ab­hän­gig da­von er­folg­te das ei­gent­li­che „Face­lift“ des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw-Typs Au­di A4, Mo­dell B8, erst im im No­vem­ber 2011 be­gon­ne­nen Mo­dell­jahr 2012 (vgl. …), wel­ches der Klä­ger bei ei­nem Au­di A4 Avant mit der Erst­zu­las­sung vom 18.02.2010 oh­ne­hin nicht er­war­ten durf­te. Ein ech­ter Mo­dell­wech­sel vom streit­ge­gen­ständ­li­chen Mo­del Au­di A4, Mo­dell B8, Bau­zeit 2007–2015, zum Au­di A4, Mo­dell B9, Bau­zeit ab 2015, ist über­dies nicht für vor Mit­te bzw. Herbst 2015 an­ge­kün­digt (vgl. …).

Wie­der­um un­ab­hän­gig da­von macht der Klä­ger im Be­ru­fungs­ver­fah­ren auch nicht mehr ei­nen wirk­li­chen Mo­dell­wech­sel oder ein „Face­lift“ gel­tend. Viel­mehr ist in der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung nur noch von „zu­min­dest op­ti­scher Ver­än­de­rung des Er­schei­nungs­bil­des zur Mo­dell­va­ri­an­te 2010“ ab Som­mer 2009 die Re­de, die für ei­nen „Fach­mann“ er­kenn­bar sei. Un­ter­stellt man das als zu­tref­fend, so hät­te, wür­de die „Zwölf­mo­nats­recht­spre­chung“ An­wen­dung fin­den, der Klä­ger oh­ne­hin nicht er­war­ten kön­nen und dür­fen, dass das von ihm er­wor­be­ne und im Fe­bru­ar 2010 erst­zu­ge­las­se­ne Fahr­zeug nicht ge­ring­fü­gig an­ders aus­sieht als sol­che Au­di A4 (B8), die im Fe­bru­ar 2010 her­ge­stellt wur­den. Er hät­te auch in die­sem Fall da­mit rech­nen müs­sen, ein Fahr­zeug er­wor­ben zu ha­ben, das bis zu zwölf Mo­na­te zu­vor her­ge­stellt wur­de und da­her die „zu­min­dest op­ti­schen“, für ei­nen „Fach­mann“ wahr­nehm­ba­ren „Ver­än­de­run­gen“ im Som­mer 2009 noch nicht er­fah­ren ha­ben muss­te.

c) Es sind auch kei­ne zu­rei­chen­den An­halts­punk­te für ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen der Be­klag­ten er­sicht­lich. Nach dem Vor­ste­hen­den muss­te die Be­klag­te nicht un­ge­fragt auf den Zeit­raum zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung hin­wei­sen, auch nicht auf et­wai­ge „op­ti­sche Ver­än­de­run­gen“.

3. Da dem Klä­ger der gel­tend ge­mach­te Haupt­an­spruch aus Ge­währ­leis­tung nicht zu­steht (s. oben), kann die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs so­wie die Zu­er­ken­nung der Ne­ben­for­de­run­gen eben­falls kei­nen Be­stand ha­ben.

Der An­spruch des Klä­gers auf Er­satz au­ßer­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.307,81 € be­steht aber auch da­von un­ab­hän­gig nicht. Der An­spruch wä­re ge­ge­be­nen­falls ge­mäß § 86 I VVG auf die Rechts­schutz­ver­si­che­rung des Klä­gers über­ge­gan­gen. Der Klä­ger hat trotz des Hin­wei­ses des Land­ge­richts vom 31.07.2013 nicht vor­ge­tra­gen, von der Rechts­schutz­ver­si­che­rung zum For­de­rungs­ein­zug an sich selbst er­mäch­tigt wor­den zu sein. Er hat le­dig­lich vor­ge­tra­gen, die For­de­rung in Pro­zess­stand­schaft gel­tend zu ma­chen. Die Er­mäch­ti­gung zur Pro­zess­füh­rung be­inhal­tet aber nicht zu­gleich die Er­mäch­ti­gung, die Leis­tung an sich ver­lan­gen zu dür­fen (OLG Stutt­gart, Beschl. v. 17.10.2003 – 13 W 48/03).

III. … Die Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­las­sung der Re­vi­si­on ge­mäß § 543 II Nr. 1 ZPO lie­gen vor.

Die Rechts­sa­che hat grund­sätz­li­che Be­deu­tung. Sie wirft ei­ne ent­schei­dungs­er­heb­li­che, klä­rungs­be­dürf­ti­ge und klä­rungs­fä­hi­ge Rechts­fra­ge auf, die sich in ei­ner un­be­stimm­ten Viel­zahl von Fäl­len stel­len kann und des­halb das abs­trak­te In­ter­es­se der All­ge­mein­heit an der ein­heit­li­chen Ent­wick­lung und Hand­ha­bung des Rechts be­rührt (vgl. BGH, Beschl. v. 27.03.2003 – V ZR 291/02).

Es fehlt bis­lang an ei­ner höchst­rich­ter­li­chen Ent­schei­dung da­zu, ob ei­ne – und ge­ge­be­nen­falls wel­che – Stand­zeit zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung bei Ge­braucht­wa­gen, die nicht als Jah­res- oder Vor­führ­wa­gen ver­kauft wer­den, die auch kei­ne un­ge­wöhn­lich nied­ri­ge Ge­samt­lauf­leis­tung (wie Neu-, Jah­res- oder Vor­führ­wa­gen) und kei­ne Stand­schä­den auf­wei­sen, ei­ne Ab­wei­chung von der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit im Sin­ne ei­nes Sach­man­gels ge­mäß § 434 I 2 Nr. 2 BGB be­grün­det (vgl. BGH, Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 61/09 Rn. 21: zu­läs­si­ge Stand­zeit zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung beim Ge­braucht­wa­gen­kauf aus­drück­lich of­fen­las­send).

Hin­weis: Die Rev­si­on des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg (s. BGH, Urt. v. 29.06.2016 – VI­II ZR 191/15).

PDF er­stel­len