1. Die Nut­zungs­ent­schä­di­gung, die ein Kfz-Käu­fer dem Ver­käu­fer bei der – hier: nach Be­rei­che­rungs­recht vor­zu­neh­men­den – Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags schul­det, ist bis zur Rück­ge­währ des Fahr­zeugs bzw., wenn der Ver­käu­fer mit der An­nah­me des Fahr­zeugs in Ver­zug ist, bis zur Zwangs­voll­stre­ckung aus dem vom Käu­fer er­strit­te­nen Zug-um-Zug-Ti­tel zu be­rech­nen. Dem muss das Ge­richt bei der Te­n­o­rie­rung, wenn al­so die Hö­he der Nut­zungs­ent­schä­di­gung noch nicht fest­steht, da­durch Rech­nung tra­gen, dass es die Nut­zungs­ent­schä­di­gung nicht ex­akt be­zif­fert, son­dern le­dig­lich ih­re Be­rech­nung vor­gibt.
  2. Bei ei­ner – hier we­gen der Ba­ga­tel­li­sie­rung ei­nes er­heb­li­chen Un­fall­scha­dens er­folg­ten – An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung ist es Sa­che des An­fech­tungs­geg­ners (hier: des Kfz-Ver­käu­fers) dar­zu­le­gen und ge­ge­be­nen­falls zu be­wei­sen, dass der An­fech­ten­de (hier: der Kfz-Käu­fer) be­reits län­ger als ein Jahr vor Zu­gang sei­ner An­fech­tungs­er­klä­rung Kennt­nis von der arg­lis­ti­gen Täu­schung hat­te.

LG Ber­lin, Ur­teil vom 20.12.2005 – 3 O 52/05
(nach­fol­gend: KG, Ur­teil vom 18.12.2006 – 2 U 13/06)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt von der Be­klag­ten, ei­ner VW-Ver­trags­händ­le­rin, die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen ge­brauch­ten Pkw VW Golf IV.

Die­ses Fahr­zeug, das sei­ner­zeit ei­ne Lauf­leis­tung von 44.079 km auf­wies, er­warb die Klä­ge­rin von der Be­klag­ten auf der Grund­la­ge ei­ner ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 15.10.2001 zum Preis von 9.663,42 € (brut­to). Der Pkw – ein ehe­ma­li­ges Lea­sing­fahr­zeug – hat­te vor der Be­sitz­zeit der Klä­ge­rin ei­nen er­heb­li­chen Un­fall­scha­den er­lit­ten. In ei­nem Lea­sing-Rück­ga­be­pro­to­koll der Volks­wa­gen Lea­sing GmbH, das der Be­klag­ten vor­lag, als sie den VW Golf IV an die Klä­ge­rin ver­kauf­te, wird die Scha­dens­hö­he mit 9.901 DM (net­to) an­ge­ge­ben. Der Ver­kaufs­mit­ar­bei­ter V der Be­klag­ten wies die Klä­ge­rin, die von B be­glei­tet wur­de, im Ver­kaufs­ge­spräch dar­auf hin, dass der Pkw ei­nen re­pa­rier­ten Vor­scha­den auf­wei­se. Dies wur­de auch im Be­stell­for­mu­lar ver­merkt.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 04.11.2004 focht die Klä­ge­rin ge­gen­über der Be­klag­ten den mit die­ser ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag an. Ei­ne Rück­ab­wick­lung die­ses Ver­trags lehn­te die Be­klag­te ab.

Die Klä­ge­rin be­haup­tet, sie ha­be erst im Sep­tem­ber 2004 von ih­rem jet­zi­gen Le­bens­ge­fähr­ten er­fah­ren, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug bei ei­nem Un­fall ei­nen er­heb­li­chen Scha­den er­lit­ten ha­ben könn­te. V ha­be im Ver­kaufs­ge­spräch hin­sicht­lich des Vor­scha­dens ge­äu­ßert, bei der Re­pa­ra­tur des Pkw ha­be nur die Stoß­fän­ger­ver­klei­dung aus­ge­tauscht wer­den müs­sen. Tat­säch­lich hät­ten die Re­pa­ra­tur­kos­ten in­des 9.901 DM net­to be­tra­gen; die durch­ge­führ­ten Ar­bei­ten sei­en aus ei­ner als An­la­ge K 2 vor­ge­leg­ten Rech­nung ei­nes Au­to­hau­ses er­sicht­lich. Der Vor­be­sit­zer des VW Golf IV, Dr. N, ha­be die Be­klag­te über den Um­fang des Un­fall­scha­dens zu­tref­fend in­for­miert. Seit dem Kauf des Pkw ha­be sie, die Klä­ge­rin für Er­hal­tungs­maß­nah­men ins­ge­samt 1.041,76 € auf­ge­wen­det.

Mit ih­rer Kla­ge hat die Klä­ge­rin die Be­klag­te auf Zah­lung von 7.226,35 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs, in An­spruch ge­nom­men. Au­ßer­dem hat sie die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten be­gehrt.

Die Be­klag­te be­haup­tet, der ge­naue Um­fang des streit­ge­gen­ständ­li­chen Vor­scha­dens sei ihr nicht be­kannt ge­we­sen; die Klä­ge­rin ha­be da­von je­doch be­reits vor Sep­tem­ber 2004 er­fah­ren. Die von der Klä­ge­rin als An­la­ge K 2 vor­ge­leg­te Rech­nung sei fin­giert. V ha­be die Klä­ge­rin im Ver­kaufs­ge­spräch dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der VW Golf IV ei­nen er­heb­li­chen Un­fall­scha­den er­lit­ten ha­be.

Die Kla­ge hat­te im We­sent­li­chen Er­folg. Das Ge­richt hat die Be­klag­te ins­be­son­de­re ver­ur­teilt, an die Klä­ge­rin – Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung ei­nes VW Golf IV – 10.705,18 € zu­züg­lich Zin­sen in ge­setz­li­cher Hö­he aus 9.663,42 € vom 15.10.2001 bis zum 13.11.2004 und aus 10.106 € seit dem 14.11.2004 und ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von min­des­tens 3.478,83 € zu zah­len, die sich wie folgt er­rech­ne und vor­ran­gig auf die 10.705,18 € an­zu­rech­nen sei:

{\frac{\text{(Ki­lo­me­ter­stand lt. Ta­cho bei Pkw-Rück­ga­be − 44.079 km)}\times\text{72,48 €}}{\text{1.000 km}}}.

Aus den Grün­den: Die zu­läs­si­ge Kla­ge ist mit der Maß­ga­be be­grün­det, dass das von der Klä­ge­rin an die Be­klag­te zu ent­rich­ten­de und mit der Kla­ge­for­de­rung zu ver­rech­nen­de ki­lo­me­ter­ab­hän­gi­ge Nut­zungs­ent­gelt für den VW Golf IV erst im Zeit­punkt der Voll­stre­ckung ab­schlie­ßend er­mit­telt wer­den kann, was bei der Te­n­o­rie­rung zu be­rück­sich­ti­gen ist. So­weit der An­trag der Klä­ge­rin so ge­fasst ist, dass das mit der Kla­ge­for­de­rung zu ver­rech­nen­de Nut­zungs­ent­gelt nicht „nach oben of­fen“ ist, ist die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

I. Die Klä­ge­rin hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Zah­lung von 10.705,18 € ab­züg­lich ei­nes Ent­gelts für die Nut­zung des von ihr ge­kauf­ten VW Golf IV und Zug um Zug ge­gen sei­ne Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung.

1. Der An­spruch auf Rück­zah­lung des von der Klä­ge­rin an die Be­klag­te ge­zahl­ten Kauf­prei­ses von 9.663,42 € er­gibt sich aus § 812 I 1 Fall 1 BGB.

a) Die Klä­ge­rin hat die­se Leis­tung oh­ne Rechts­grund er­bracht, denn sie hat den zu­grun­de lie­gen­den Kauf­ver­trag mit der Be­klag­ten vom 15.12.2001 wirk­sam mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 04.11.2004 an­ge­foch­ten (§ 142 I BGB).

aa) Der bei dem Ver­kaufs­ge­spräch für die Be­klag­te auf­ge­tre­te­ne Zeu­ge V hat die Klä­ge­rin arg­lis­tig ge­täuscht (§ 123 I Fall 1 BGB).

Der von der Klä­ge­rin ge­kauf­te VW Golf IV hat­te un­strei­tig noch wäh­rend der Lea­sing­zeit ei­nen er­heb­li­chen Un­fall­scha­den er­lit­ten, was der Be­klag­ten vor dem Wei­ter­ver­kauf an die Klä­ge­rin auch be­kannt war. Dies räumt der Be­klag­ten­ver­tre­ter auf Sei­te 3 sei­nes Schrift­sat­zes vom 02.03.2005 und auf Sei­te 2 des Schrift­sat­zes vom 27.04.2005 aus­drück­lich ein. An der zu­letzt ge­nann­ten Stel­le räumt der Be­klag­ten­ver­tre­ter au­ßer­dem aus­drück­lich ein, dass der Be­klag­ten durch das Rück­ga­be­pro­to­koll der Volks­wa­gen Lea­sing GmbH auch die Hö­he der Net­to­re­pa­ra­tur­kos­ten von 9.901 DM mit­ge­teilt wor­den war.

Ob die von der Klä­ge­rin vor­ge­leg­te Rech­nung des Au­to­hau­ses G (An­la­ge K 2), die sich ge­nau auf die­sen Be­trag be­läuft, „fin­giert“ ist, wie der Be­klag­ten­ver­tre­ter be­haup­tet, kann da­hin­ste­hen. Ent­schei­dend ist, dass sich die Par­tei­en je­den­falls dar­über ei­nig sind, dass der Vor­scha­den des VW Golf IV „er­heb­lich“ war und dass der Be­klag­ten dies be­kannt war.

Denn die Be­klag­te hat die Klä­ge­rin beim Ver­kaufs­ge­spräch nicht über die­sen er­heb­li­chen Un­fall­scha­den auf­ge­klärt. Der für die Be­klag­te auf­ge­tre­te­ne Zeu­ge V hat auf die Fra­ge nach Vor­schä­den des Wa­gens nur ge­äu­ßert, er ha­be ei­nen Un­fall im Front­be­reich er­lit­ten, dar­auf­hin ha­be aber le­dig­lich die Stoß­fän­ger­ver­klei­dung aus­ge­wech­selt wer­den müs­sen. In sei­nem Schrift­satz vom 02.03.2005 räumt der Be­klag­ten­ver­tre­ter auf Sei­te 2 un­ten aus­drück­lich ein, dass durch ei­ne sol­che Re­pa­ra­tur le­dig­lich Kos­ten von 250 bis 300 € ent­ste­hen, ein da­durch be­sei­tig­ter Scha­den al­so nicht „er­heb­lich“ ist.

Zwar be­haup­tet die Be­klag­te, der Zeu­ge V ha­be die Klä­ge­rin dar­über auf­ge­klärt, dass der VW Golf IV ei­nen er­heb­li­chen Scha­den er­lit­ten ha­be; nach Ab­schluss der Be­weis­auf­nah­me ist das Ge­richt aber von der Rich­tig­keit des an­ders­lau­ten­den klä­ge­ri­schen Vor­trags über­zeugt.

Der Zeu­ge B hat de­tail­liert und nach­voll­zieh­bar an­ge­ge­ben, dass der für die Be­klag­te auf­ge­tre­te­ne Ver­käu­fer bei dem Ver­kaufs­ge­spräch hin­sicht­lich des Front­scha­dens ge­äu­ßert ha­be, dass nur der Front­spoi­ler, al­so die Stoß­fän­ger­ver­klei­dung, ha­be aus­ge­wech­selt wer­den müs­sen. Die Nach­fra­ge nach wei­te­ren Re­pa­ra­tu­ren ha­be er ver­neint. Ins­ge­samt sei der Ein­druck ent­stan­den, dass es sich bei dem Un­fall um ei­nen Ba­ga­tell­scha­den ge­han­delt ha­be. Das Ge­richt hat kei­nen An­lass, an der Glaub­wür­dig­keit des Zeu­gen B zu zwei­feln. Der Zeu­ge war bei sei­ner Ver­neh­mung er­sicht­lich be­müht, nur das zu schil­dern, wor­an er sich noch tat­säch­lich er­in­ner­te, und ließ auch kei­ne Be­las­tungs­ten­den­zen er­ken­nen. Der Um­stand al­lein, dass er ein Be­kann­ter der Klä­ge­rin sein mag und es des­halb denk­bar ist, dass er ein In­ter­es­se am Aus­gang des Ver­fah­rens hat, macht den Zeu­gen nicht un­glaub­wür­dig. Fer­ner spricht es auch nicht ge­gen die Glaub­wür­dig­keit des Zeu­gen B, dass er zur Zeit des Ver­kaufs­ge­sprächs ei­ne Leh­re als Kfz-Me­cha­ni­ker ab­sol­vier­te und den tat­säch­li­chen Um­fang des Vor­scha­dens nicht er­kannt ha­ben will. Es ist nicht zwin­gend, dass ein Fach­kun­di­ger in der La­ge ge­we­sen wä­re, den Vor­scha­den des VW Golf IV in sei­nem tat­säch­li­chen Um­fang zu er­ken­nen. Es ist durch­aus mög­lich, dass auch ei­nem Kfz-Me­cha­ni­ker ein sol­cher Scha­den ver­bor­gen bleibt. Der Zeu­ge B gab nach­voll­zieh­bar an, dass er da­mals trotz sei­ner Leh­re nicht ha­be er­ken­nen kön­nen, dass an dem Wa­gen wei­ter­ge­hen­de Re­pa­ra­tu­ren durch­ge­führt wor­den sei­en, und dass er auch heu­te, nach dem Ab­schluss die­ser Leh­re, da­zu mög­li­cher­wei­se nicht in der La­ge wä­re.

Die Aus­sa­ge des Zeu­gen V war dem­ge­gen­über un­er­gie­big und ver­mag die An­ga­ben des Zeu­gen B nicht zu wi­der­le­gen. Der Zeu­ge V konn­te sich an das streit­ge­gen­ständ­li­che Ge­spräch nicht mehr er­in­nern. Zwar hat der Zeu­ge V an­ge­ge­ben, dass er beim Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens ei­nen ihm be­kann­ten Vor­scha­den ord­nungs­ge­mäß an­ge­ge­ben und nicht ba­ga­tel­li­siert hät­te; er war aber nicht mehr in der La­ge, kon­kret zu schil­dern, was er ge­gen­über der Klä­ge­rin im Hin­blick auf den streit­ge­gen­ständ­li­chen Vor­scha­den ge­sagt ha­ben will. Je­den­falls nahm der Zeu­ge im Ver­lauf sei­ner Aus­sa­ge die Ein­schrän­kung vor, dass er je­den­falls die Hö­he der Re­pa­ra­tur­kos­ten ei­nem Kauf­in­ter­es­sen­ten nicht mit­ge­teilt hät­te. Die auf die glaub­haf­ten An­ga­ben des Zeu­gen B ge­stütz­te Über­zeu­gung des Ge­richts wird durch die Aus­sa­ge des Zeu­gen V mit­hin nicht er­schüt­tert.

Die Be­klag­te war ver­pflich­tet, die Klä­ge­rin über den ihr be­kann­ten Vor­scha­den bei Ver­trags­schluss auf­zu­klä­ren (vgl. Pa­landt/​Hein­richs, BGB, 64. Aufl. [2005], § 123 Rn. 7 m. w. Nachw.). Da­zu ge­hört auch, dass die Be­klag­te ei­nen sol­chen Vor­scha­den nicht ba­ga­tel­li­siert. Durch die zur Über­zeu­gung des Ge­richts er­wie­se­ne An­ga­be des Zeu­gen V, der Vor­scha­den sei durch Aus­tausch der Stoß­fän­ger­ver­klei­dung be­ho­ben wor­den, ist dies ge­sche­hen. Vor die­sem Hin­ter­grund ver­mag es die Be­klag­te auch nicht zu ent­las­ten, dass in das Be­stell­for­mu­lar für das Kfz „Rep.-Vor­scha­den“ ein­ge­tra­gen wor­den ist, denn aus Sicht der Klä­ge­rin ist die­se Ein­tra­gung selbst­ver­ständ­lich vor dem Hin­ter­grund der münd­li­chen An­ga­ben des Zeu­gen V zu ver­ste­hen.

bb) Die Klä­ge­rin trägt un­wi­der­spro­chen vor, dass sie den VW Golf IV nicht ge­kauft hät­te, wenn sie über den tat­säch­li­chen Um­fang des Scha­dens in­for­miert wor­den wä­re.

cc) Die An­fech­tung des Kauf­ver­trags durch die Klä­ge­rin ist auch frist­ge­recht er­folgt (§ 124 BGB). Die Klä­ge­rin gibt an, erst im Sep­tem­ber 2004 da­von Kennt­nis er­langt zu ha­ben, dass ihr VW Golf IV mög­li­cher­wei­se ei­nen er­heb­li­chen Vor­scha­den er­lit­ten hat­te. Die von ihr mit Schrei­ben vom 04.11.2004 er­klär­te An­fech­tung wahr­te da­her die Jah­res­frist ge­mäß § 124 I und II BGB. Wenn sich die Be­klag­te auf die Nicht­ein­hal­tung der An­fech­tungs­frist ge­mäß § 124 BGB be­ruft, muss sie vor­tra­gen, wo­durch die Klä­ge­rin be­reits zu ei­nem frü­he­ren Zeit­punkt Kennt­nis von der Täu­schung er­langt ha­ben soll (vgl. Pa­landt/​Hein­richs, a. a. O., § 124 Rn. 4). Sie kann sich nicht dar­auf be­schrän­ken, den klä­ge­ri­schen Vor­trag mit Nicht­wis­sen zu be­strei­ten, wor­auf sie mit ge­richt­li­chem Schrei­ben vom 22.03.2005 hin­ge­wie­sen wor­den ist.

b) Die Be­klag­te hat der Klä­ge­rin den ge­zahl­ten Kauf­preis von 9.663,42 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des ge­kauf­ten VW Golf IV zu­rück­zu­ge­wäh­ren (§ 812 I 1 Fall 1, § 818 I BGB).

Au­ßer­dem ist die Klä­ge­rin ih­rer­seits ge­mäß § 812 I 1 Fall 1, § 818 I BGB ver­pflich­tet, der Be­klag­ten die aus dem Kfz ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen zu er­set­zen. Ge­mäß der so­ge­nann­ten Sal­do­theo­rie ist die­ser An­spruch der Be­klag­ten auf Nut­zungs­er­satz mit dem Be­rei­che­rungs­an­spruch der Klä­ge­rin auf Rück­ge­währ des Kauf­prei­ses zu sal­die­ren, so­dass die Kla­ge­for­de­rung nur in Hö­he die­ses Sal­dos be­grün­det ist.

Die Hö­he des von der Klä­ge­rin zu leis­ten­den Nut­zungs­er­sat­zes hängt da­von ab, wel­che Lauf­leis­tung sie mit dem von ihr zu­rück­zu­ge­wäh­ren­den VW Golf IV zu­rück­ge­legt hat. Der maß­geb­li­che Zeit­punkt ist die Voll­stre­ckung des Zah­lungs­ti­tels, die noch aus­steht. Bei der Te­n­o­rie­rung ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass die ge­naue Hö­he der Nut­zungs­ent­schä­di­gung erst dann be­rech­net wer­den kann. Das Ge­richt ist bei der Er­mitt­lung des Nut­zungs­er­sat­zes von ei­ner Ent­schä­di­gung in Hö­he von 0,75 % des Brut­to­kauf­prei­ses pro von der Klä­ge­rin ge­fah­re­ner 1.000 km aus­ge­gan­gen (vgl. Pa­landt/​Hein­richs, a. a. O., § 346 Rn. 10 m. w. Nachw.). Es er­gibt sich die aus dem Te­nor er­sicht­li­che Be­rech­nung (0,75 % × 9.663,42 € = 72,48 €). Es ist ein Min­dest­ab­zug von 3.478,83 € vor­zu­neh­men, da ei­ne ent­spre­chen­de Lauf­leis­tung un­strei­tig be­reits jetzt er­reicht ist. Dass sich die Be­klag­te mit der Rück­nah­me des VW Golf IV in An­nah­me­ver­zug be­fin­det, ist für ih­ren An­spruch auf Nut­zungs­er­satz un­er­heb­lich, da mit die­sem nur tat­säch­lich ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter ver­gü­tet wer­den (§ 302 BGB). Soll­te die Klä­ge­rin we­gen des fest­ge­stell­ten An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten aus dem Ti­tel voll­stre­cken, be­vor der VW Golf IV an die Be­klag­te zu­rück­ge­langt, was mög­lich ist, wie sich aus § 756 I, § 765 Nr. 1 ZPO er­gibt, könn­te der Nut­zungs­er­satz­an­spruch der Be­klag­ten nur auf Grund­la­ge des Ki­lo­me­ter­stands im Zeit­punkt der Voll­stre­ckung mit der Kla­ge­for­de­rung sal­diert wer­den.

2. Dar­über hin­aus steht der Klä­ge­rin ge­gen die Be­klag­te ein An­spruch auf Ver­wen­dungs­er­satz in Hö­he von 1.041,76 € aus § 994 I BGB zu.

Da die Klä­ge­rin den Kauf­ver­trag mit der Be­klag­ten mit Wir­kung ex tunc wirk­sam an­ge­foch­ten hat, ist sie seit Voll­zug des Kauf­ver­trags (gut­gläu­bi­ge) un­be­rech­tig­te Be­sit­ze­rin des VW Golf IV. Da sie, wie so­eben un­ter 1 fest­ge­stellt, der Be­klag­ten ge­mäß § 812 I 1 Fall 1, § 818 I BGB zum Nut­zungs­er­satz ver­pflich­tet ist, kann sie ih­rer­seits von der Be­klag­ten den Er­satz ih­rer not­wen­di­gen Ver­wen­dun­gen be­an­spru­chen (§ 994 I BGB). Die­se be­lau­fen sich auf 1.041,76 €, wie die Klä­ge­rin auf Sei­te 5 f. der Kla­ge­schrift im Ein­zel­nen dar­ge­legt hat.

Die Klä­ge­rin hat die­se Ver­wen­dun­gen auch be­zahlt. So­weit der Be­klag­ten­ver­tre­ter dies im Ter­min am 29.11.2005 erst­mals be­strit­ten hat, wird die­ses Be­strei­ten ge­mäß §§ 296 II, 282 I ZPO als ver­spä­tet zu­rück­ge­wie­sen. Der klä­ge­ri­sche Vor­trag gilt da­her nach wie vor als un­strei­tig.

Das Be­strei­ten des Be­klag­ten­ver­tre­ters ist ver­spä­tet. Er ist ge­mäß § 282 I ZPO ver­pflich­tet, sein Be­strei­ten so zei­tig vor­zu­brin­gen, wie es ei­ner auf För­de­rung des Ver­fah­rens be­dach­ten Pro­zess­füh­rung ent­spricht. Die­se Pro­zess­för­de­rungs­pflicht ist un­ter an­de­rem dar­an aus­zu­rich­ten, dass ein Rechts­streit durch das Ge­richt in der Re­gel in ei­nem Ter­min er­le­digt wer­den soll (§ 272 I ZPO, vgl. Zöl­ler/​Gre­ger, ZPO, 24. Aufl. [2004], § 282 Rn. 1). In die­sem Zu­sam­men­hang ist es un­er­heb­lich, ob dem Be­klag­ten­ver­tre­ter ei­ne Frist zur Kla­ge­er­wi­de­rung ge­setzt wor­den ist. An­ders als bei § 296 I ZPO greift der Präk­lu­si­ons­tat­be­stand des § 296 II ZPO ge­ra­de dann ein, wenn ei­ne sol­che Frist nicht ge­setzt wur­de. Durch die Ter­mins­ver­fü­gung des Ge­richts vom 19.09.2005 war für die Par­tei­en of­fen­sicht­lich, dass das Ge­richt die Be­weis­er­he­bung nicht et­wa in ei­nem ge­son­der­ten Ter­min, son­dern am Tag des an­be­raum­ten Ver­hand­lungs­ter­mins plan­te. Da auf­grund des Be­strei­tens des Be­klag­ten­ver­tre­ters auf ei­nen da­hin ge­hen­den Be­weis­an­tritt der Klä­ge­rin die­se Be­weis­er­he­bung aus­zu­wei­ten ge­we­sen wä­re, hät­te es der Be­klag­ten­ver­tre­ter so zei­tig vor­brin­gen müs­sen, dass die Be­weis­er­he­bung über die­se Fra­ge im Ter­min durch La­dung der Zeu­gen hät­te mit­er­le­digt wer­den kön­nen. In­dem der Be­klag­ten­ver­tre­ter erst­mals im Ter­min be­stritt, hat er dies ver­hin­dert und da­mit sei­ne Pro­zess­för­de­rungs­pflicht ver­letzt.

Dies ge­schah auch durch gro­be Nach­läs­sig­keit (§ 296 II ZPO). Grob nach­läs­sig han­delt ein Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ter, wenn er das­je­ni­ge au­ßer Acht lässt, was je­dem Rechts­kun­di­gen, der ei­nen Pro­zess führt, hät­te ein­leuch­ten müs­sen (vgl. Zöl­ler/​Gre­ger, a. a. O., § 296 Rn. 27 m. w. Nachw.). So ver­hält es sich hier hin­sicht­lich sei­nes Be­strei­tens der not­wen­di­gen Ver­wen­dun­gen der Klä­ge­rin. Der Be­klag­ten ist der ent­spre­chen­de Vor­trag der Klä­ge­rin nebst der da­zu­ge­hö­ri­gen An­la­gen be­reits neun Mo­na­te vor dem Ver­hand­lungs­ter­min, näm­lich im Rah­men des Pkh-Ver­fah­rens, zu­ge­stellt wor­den. Seit­her hat­te der Be­klag­ten­ver­tre­ter die Mög­lich­keit zu be­strei­ten, dass die Klä­ge­rin die­se Aus­ga­ben tat­säch­lich ge­tä­tigt hat. Hier­zu hät­te ein ein­zi­ger Satz ge­nügt, da die Be­klag­te den klä­ge­ri­schen Vor­trag in­so­weit mit Nicht­wis­sen be­strei­ten kann (§ 138 IV ZPO). Als Rechts­an­walt muss­te ihm klar sein, dass über die­sen Vor­trag der Klä­ge­rin nur dann Be­weis er­ho­ben wird, wenn er durch die Ge­gen­sei­te be­strit­ten wird, denn an un­strei­ti­gen Par­tei­vor­trag ist das Ge­richt im Zi­vil­pro­zess ge­bun­den.

Auf die Ver­spä­tungs­rüge der Ge­gen­sei­te im Ter­min hat der Be­klag­ten­ver­tre­ter kei­ne Ent­schul­di­gungs­grün­de für die Ver­spä­tung vor­ge­bracht.

Die Zu­las­sung des ver­spä­te­ten Be­strei­tens wür­de die Er­le­di­gung des Rechts­streits ver­zö­gern. Denn es müss­ten dann die von der Klä­ge­rin be­nann­ten Zeu­gen K und H ver­nom­men wer­den, wo­zu ein neu­er Ter­min an­be­raumt wer­den müss­te. An­sons­ten ist der Rechts­streit be­reits jetzt ent­schei­dungs­reif (sog. ab­so­lu­ter Ver­zö­ge­rungs­be­griff, vgl. Zöl­ler/​Gre­ger, a. a. O., § 296 Rn. 20 m. w. Nachw.). Selbst wenn man ent­ge­gen der Recht­spre­chung des BGH den so­ge­nann­ten re­la­ti­ven Ver­zö­ge­rungs­be­griff an­wen­de­te, lä­ge ei­ne sol­che Ver­zö­ge­rung vor. In­so­weit ist maß­geb­lich, wie der Rechts­streit ab­lie­fe, wenn der Be­klag­ten­ver­tre­ter recht­zei­tig be­strit­ten hät­te. Dann hät­te das Ge­richt die von der Klä­ge­rin ge­ge­be­nen­falls be­nann­ten Zeu­gen K und H zum Ter­min am 29.11.2005 ge­la­den und dort ver­nom­men, so­dass auch dann kein wei­te­rer Ter­min er­for­der­lich ge­we­sen wä­re.

II. Der Zins­an­spruch er­gibt sich hin­sicht­lich der Ver­zin­sung des zu­rück­zu­ge­wäh­ren­den Kauf­prei­ses aus §§ 819 I, 818 IV, 291, § 288 I 2 BGB, im Üb­ri­gen aus §§ 280 I, II, 286, 288 I BGB.

III. Auf den zu­läs­si­gen Fest­stel­lungs­an­trag ist fest­zu­stel­len, dass sich die Be­klag­te mit der Rück­nah­me des VW Golf IV in Ver­zug be­fin­det. Zwar ist frag­lich, ob das Schrei­ben der Klä­ge­rin vom 04.11.2004 ein aus­rei­chen­des wört­li­ches An­ge­bot (§ 295 BGB) dar­stellt, weil die Be­klag­te dort zur Ab­ho­lung des VW Golf IV bei der Klä­ge­rin auf­ge­for­dert wird, ei­ni­ges aber für ei­ne Bring­schuld der Klä­ge­rin spricht. Je­den­falls ist der An­nah­me­ver­zug der Be­klag­ten aber nach der in dem Schrei­ben vom 25.11.2005 lie­gen­den Ver­wei­ge­rung (An­la­ge K 4) durch das in der Kla­ge­schrift wie­der­hol­te wört­li­che An­ge­bot be­grün­det (vgl. § 295 Satz 1 Fall 1 BGB). …

Hin­weis: Die Be­ru­fung der Be­klag­ten, die ins­be­son­de­re ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung der Klä­ge­rin in Ab­re­de ge­stellt hat, hat­te zum Teil Er­folg. Das Kam­mer­ge­richt hat die Ent­schei­dung des Land­ge­richts mit Ur­teil vom 18.12.2006 – 2 U 13/06 – da­hin ab­ge­än­dert, dass die Be­klag­te der Klä­ge­rin (nur) 9.078,24 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des Pkw VW Golf IV, zah­len muss. Zur Be­grün­dung hat das Kam­mer­ge­richt aus­ge­führt:

„I. 1. Das vor­lie­gen­de Be­ru­fungs­ver­fah­ren ist durch das be­ru­fungs­recht­li­che Ver­schlech­te­rungs­ver­bot (§ 528 ZPO) und den Um­stand ei­ner Be­ru­fungs­ein­le­gung nur durch die Be­klag­te nicht et­wa da­hin be­schränkt, dass le­dig­lich ei­ne Än­de­rung des land­ge­richt­li­chen Te­nors zum Nach­teil der Klä­ge­rin mög­lich wä­re. Das Ver­bot der Schlech­ter­stel­lung des Rechts­mit­tel­klä­gers greift nicht, wenn das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil – et­wa ge­ra­de auch in­fol­ge ei­ner im We­ge der Teil­ab­wei­sung vor­ge­nom­me­nen Be­schrän­kung der Leis­tungs­pflicht – ei­ne un­be­stimm­te und nicht voll­streck­ba­re Ver­ur­tei­lung aus­spricht. Denn dann ist es nicht nur im Um­fang der Ver­ur­tei­lung, son­dern auch in sei­nem Ge­gen­stück, näm­lich hin­sicht­lich der Kla­ge­ab­wei­sung, völ­lig un­be­stimmt und kann ins­ge­samt kei­ne Rechts­wir­kun­gen er­zeu­gen, was von Amts we­gen zu be­ach­ten ist. Der fal­sche Te­nor ist ins­ge­samt zu kor­ri­gie­ren (s. BGH, Urt. v. 19.01.1996 – V ZR 298/94, NJW-RR 1996, 659).

So liegt es hier. Das land­ge­richt­li­che Ur­teil ver­pflich­tet die Be­klag­te (der Sa­che nach) zur Zah­lung von höchs­tens 7.226,35 € nebst fünf Pro­zent Zin­sen über dem Ba­sis­zins­satz1Ge­meint ist hier wie auch im Ur­teil des Land­ge­richts „Zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz“ (vgl. BGH, Beschl. v. 07.02.2013 – VII ZB 2/12, NJW-RR 2013, 511). aus 9.663,42 € seit dem 15.10.2001 und aus wei­te­ren 442,58 € seit dem 14.11.2004. Die Hö­he des Zahl­be­trags soll da­von ab­hän­gen, wel­cher Be­trag für von der Klä­ge­rin ge­zo­ge­ne Nut­zun­gen im un­ge­wis­sen Zeit­punkt der Rück­ab­wick­lung (‚laut Ta­cho bei Über­ga­be an die Be­klag­te‘) bei An­satz von 78,48 € je 1.000 ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter an­zu­rech­nen sei. Be­reits die­se Kon­struk­ti­on, die das Land­ge­richt im We­ge der ‚Teil­ab­wei­sung‘ vor­ge­nom­men hat, nimmt dem Te­nor die er­for­der­li­che Be­stimmt­heit (§ 253 II Nr. 2 ZPO) und Voll­streck­bar­keit. Die­se setzt vor­aus, dass In­halt und Um­fang der Leis­tungs­pflicht aus dem Ti­tel selbst zu ent­neh­men sind (vgl. BGH, Urt. v. 19.01.1996 – V ZR 298/94, NJW-RR 1996, 659; Urt. v. 28.01.1994 – V ZR 90/92, BGHZ 125, 41 = NJW 1994, 3221, 3222; Urt. v. 18.09.1992 – V ZR 86/91, NJW 1993, 324, 325). Dar­an fehlt es hier, da nur ein Ma­xi­mal­be­trag aus­ge­wie­sen ist und der ex­ak­te Um­fang der Ver­pflich­tung erst an­hand von Um­stän­den er­rech­net wer­den muss, die nicht im Ur­teil vor­ge­ge­ben sind. Die Er­mitt­lung der be­rech­tig­ten Kla­ge­for­de­rung kann nicht den Voll­stre­ckungs­or­ga­nen über­las­sen wer­den. Im Üb­ri­gen ist be­reits im An­satz nicht er­kenn­bar, wer die ent­schei­den­de Fest­stel­lung des Ta­chostands tref­fen soll, wenn es – auf­grund der Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs im Te­nor zu 2; § 756 I, § 765 Nr. 1 ZPO – ei­nes tat­säch­li­chen An­ge­bots des Pkw gar nicht be­darf.

Die Un­be­stimmt­heit be­trifft auch den Zins­an­spruch. Be­reits der Kla­ge­an­trag – der in­so­weit Ein­gang in den Te­nor ge­fun­den hat – war teil­wei­se un­be­stimmt, da es für Zin­sen, die auf ei­nen die Haupt­for­de­rung von 7.226,35 € über­stei­gen­den Be­trag ge­for­dert wur­den, an ei­nem End­zeit­punkt fehl­te; dass mit Zah­lung von 7.226,35 € auch der Zins­lauf auf den hö­he­ren Be­trag en­den soll­te, war dem An­trag nicht zu ent­neh­men. Nach­dem das Land­ge­richt den Te­nor je­doch ins­ge­samt und auch zur Haupt­for­de­rung un­be­stimmt ge­fasst hat, wird da­von der ge­sam­te Zins­an­spruch be­trof­fen. Denn es ist nun un­klar, wie und für wel­chen Zeit­raum die Zin­sen be­rech­net wer­den sol­len, wenn bei Rück­ab­wick­lung ei­ne Haupt­for­de­rung nicht mehr be­steht, da die Klä­ge­rin in­so­weit an­zu­rech­nen­de Nut­zun­gen ge­zo­gen hat.

2. Aus­gangs­punkt der Prü­fung in der Be­ru­fung ist so­mit der erst­in­stanz­li­che Kla­ge­an­trag. Die­ser ist, wie dar­ge­legt, in Be­zug auf ei­nen Teil des Zins­an­spruchs we­gen des feh­len­den End­zeit­punkts nicht hin­rei­chend be­stimmt i. S. von § 253 II Nr. 2 ZPO. Je­doch ist dies in der vor­lie­gen­den Si­tua­ti­on un­schäd­lich, da bei der vor­zu­neh­men­den Sal­die­rung un­ter Ein­be­zie­hung der Zin­sen (s. un­ten) die Be­stimmt­heit in­so­weit her­ge­stellt ist.

II. Die Be­ru­fung hat nur in­so­weit Er­folg, als das Land­ge­richt der Klä­ge­rin auch ei­nen Ver­wen­dungs­er­satz­an­spruch in Hö­he von 1.041,76 € zu­er­kannt hat und die Klä­ge­rin in ih­rer Kla­ge­for­de­rung an­re­chen­ba­re Nut­zun­gen le­dig­lich in Hö­he von 3.478,83 € (und nicht in Hö­he von 3.902,83 €) be­rück­sich­tigt hat.

1. Das Land­ge­richt hat ein Durch­grei­fen der Arg­listan­fech­tung der Klä­ge­rin zu­tref­fend fest­ge­stellt.

a) Ent­ge­gen der An­sicht der Be­klag­ten setzt Arg­list nicht vor­aus, dass der Ver­käu­fer ei­ge­ne Kennt­nis von ‚Art und Um­fang des Vor­scha­dens‘ hat. Arg­list liegt be­reits vor, wenn der Ver­käu­fer auf die Fra­ge nach Un­fall­frei­heit des Pkw oh­ne tat­säch­li­che An­halts­punk­te und da­mit ‚ins Blaue‘ ei­ne un­rich­ti­ge Ant­wort gibt, an­statt auf das Feh­len ei­ge­ner Kennt­nis hin­zu­wei­sen (vgl. BGH, Urt. v. 29.01.1975 – VI­II ZR 101/73, BGHZ 63, 382 = NJW 1975, 642, 645; Urt. v. 18.03.1981 – VI­II ZR 44/80, NJW 1981, 1441, 1442; Urt. v. 31.03.1982 – VI­II ZR 65/81, NJW 1982, 1699; Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 = NJW 2006, 2839 Rn. 13). Arg­list liegt auch bei ei­ner (in Kauf ge­nom­me­nen) Ba­ga­tel­li­sie­rung ei­nes Un­fall­scha­dens vor.

So liegt es nach der vor dem Land­ge­richt durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me hier.

Die Äu­ße­rung des Ver­käu­fers V auf die Fra­ge nach Vor­schä­den, dass bei ei­ner Re­pa­ra­tur im Front­be­reich nur die Stoß­fän­ger­ver­klei­dung aus­ge­wech­selt wor­den sei, ist dort be­wie­sen wor­den. Die Be­weis­wür­di­gung des Land­ge­richts (§ 286 ZPO) ist an­ge­sichts der kla­ren Aus­sa­ge des Zeu­gen B und der Un­er­gie­big­keit der Aus­sa­ge des Zeu­gen V nicht zu be­an­stan­den. Rechts­feh­ler zeigt auch die Be­ru­fung nicht auf, so­dass die­se Fest­stel­lung auch in zwei­ter In­stanz zu­grun­de zu le­gen ist (§ 529 I Nr. 1 ZPO).

Der blo­ße Hin­weis, dass ‚Nach­for­schun­gen‘ durch den Zeu­gen B (ge­meint ist wohl: ei­ne Be­sich­ti­gung der Un­fall­stel­le am Fahr­zeug) der Le­bens­er­fah­rung ent­sprä­chen, lässt nicht er­ken­nen, in wel­cher Hin­sicht sich dar­aus ei­ne Un­rich­tig­keit der Be­weis­wür­di­gung des Land­ge­richts er­ge­ben soll, zu­mal der Zeu­ge an­ge­ge­ben hat, dass er die Front­schür­ze (of­fen­bar oh­ne He­be­büh­ne) an­ge­se­hen, je­doch kei­ne Auf­fäl­lig­kei­ten ent­deckt ha­be. Die in der Be­ru­fungs­in­stanz neu auf­ge­stell­te Be­haup­tung, der Zeu­ge V ha­be sich nicht zu ei­nem Front­scha­den ge­äu­ßert, son­dern zu ei­nem hin­te­ren Stoß­fän­ger, wi­der­spricht dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me.

Die An­ga­be des Ver­käu­fers zum Um­fang des Front­scha­dens ent­sprach je­doch nicht den Tat­sa­chen und er­folg­te ‚ins Blaue‘, da das Fahr­zeug im Front­be­reich ei­nen er­heb­li­chen Un­fall­scha­den er­lit­ten hat­te, der über ei­ne Er­neue­rung der Stoß­fän­ger­ver­klei­dung deut­lich hin­aus ging. Der Ver­such der Be­klag­ten, in der Be­ru­fungs­in­stanz das Vor­lie­gen auf­klä­rungs­pflich­ti­ger Un­fall­schä­den zu be­strei­ten, bleibt oh­ne Er­folg. Die Klä­ge­rin hat­te erst­in­stanz­lich vor­ge­tra­gen, dass un­fall­be­dingt der Kot­flü­gel vor­ne rechts, die Wind­schutz­schei­be, die Si­cher­heits­gur­te und die Air­bags aus­ge­tauscht wer­den, das Rad­haus vor­ne in­stand­ge­setzt und die Fahr­zeug­front rück­ver­formt wer­den muss­ten. Die Be­klag­te hat­te dies erst­in­stanz­lich nicht sub­stan­zi­iert be­strit­ten, näm­lich zu­nächst über­haupt nicht (in der Kla­ge­er­wi­de­rung vom 05.10.2005 war auf den Schrift­satz vom 02.03.2005 im Pkh-Ver­fah­ren ver­wie­sen wor­den, wo ‚er­heb­li­che Un­fall­schä­den‘ aus­drück­lich zu­ge­stan­den und nur ei­ne Ba­ga­tel­li­sie­rung be­strit­ten wor­den war), und so­dann le­dig­lich in den Schrift­sät­zen vom 27.10.2005 und (oh­ne­hin nicht nach­ge­las­sen) vom 07.12.2005 von ei­ner ‚fin­gier­ten‘ Re­pa­ra­tur­rech­nung und ei­nem da­her un­kla­ren und un­be­leg­ten Scha­den­sum­fang ge­spro­chen. Auf die nur zur Er­gän­zung des Kla­ge­vor­brin­gens vor­ge­leg­te Re­pa­ra­tur­rech­nung kam es je­doch un­mit­tel­bar über­haupt nicht an, ins­be­son­de­re nicht et­wa dar­auf, ob Un­fall­schä­den ord­nungs­ge­mäß von ei­nem au­to­ri­sier­ten Fach­be­trieb oder sonst wie be­ho­ben wor­den wa­ren. Ein sub­stan­zi­ier­tes Be­strei­ten der kon­kret vor­ge­tra­ge­nen Un­fall­schä­den selbst war in der Aus­ein­an­der­set­zung mit der Rech­nung da­her nicht zu er­bli­cken, zu­mal die Be­klag­te den Wi­der­spruch zu ih­rem frü­he­ren Vor­trag, der in ei­nem Be­strei­ten jeg­li­chen Un­fall­scha­dens (über ei­ne Be­schä­di­gung der Stoß­fän­ger­ver­klei­dung hin­aus) ge­le­gen hät­te, nicht er­klär­te. Das Land­ge­richt hat da­mit zu Recht da­von ab­ge­se­hen, den von der Klä­ge­rin be­nann­ten Vor­be­sit­zer Dr. N zum Um­fang des Un­falls zu ver­neh­men.

So­weit die Be­klag­te in der Be­ru­fungs­be­grün­dung (S. 9) nun­mehr vor­trägt, dass der der Rech­nung an­geb­lich zu­grun­de lie­gen­de Un­fall ‚tat­säch­lich nie ein­ge­tre­ten‘ sei, stellt dies ein neu­es und (so­fern über­haupt sub­stan­zi­ier­tes) je­den­falls nach § 531 II Nr. 3 ZPO in zwei­ter In­stanz nicht mehr zu­zu­las­sen­des Be­strei­ten dar. Der Be­klag­ten stand es von Be­ginn des Pro­zes­ses an frei, das Vor­lie­gen ei­nes Un­falls zu be­strei­ten. Sie rich­te­te ih­re Rechts­ver­tei­di­gung je­doch an­ders aus und stell­te nur ei­ne Ba­ga­tel­li­sie­rung und ih­re Arg­list in Ab­re­de. Oh­ne Wi­der­spruch der Be­klag­ten wur­de noch im Ter­min am 29.11.2005 ei­ne Be­weis­er­he­bung über die Be­haup­tung der Be­klag­ten an­ge­ord­net, ihr Ver­käu­fer ha­be dar­auf hin­ge­wie­sen, ‚dass es sich bei dem Vor­scha­den des VW Golf um ei­nen er­heb­li­chen Un­fall­scha­den ge­han­delt ha­be‘. Das Un­ter­las­sen ei­nes kon­kre­ten Be­strei­tens des Un­fall­scha­dens bis zum Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung ers­ter In­stanz be­ruh­te auf Nach­läs­sig­keit, da hier­zu – bei ent­spre­chen­dem Wil­len – hin­rei­chend An­lass und Ge­le­gen­heit be­stan­den hät­te. Das Be­strei­ten ist auch nicht nur in­fol­ge ei­nes Ver­fah­rens­man­gels im ers­ten Rechts­zug nicht gel­tend ge­macht wor­den (§ 531 II Nr. 2 ZPO). Aus § 275 II, III ZPO folgt nicht, dass das Land­ge­richt ei­nen wei­te­ren Ter­min un­ter Set­zung ei­ner Kla­ge­er­wi­de­rungs­frist an­be­rau­men muss­te. Denn der Rechts­streit war im frü­hen ers­ten Ter­min am 29.11.2005 ent­schei­dungs­reif und konn­te da­mit ‚ab­ge­schlos­sen‘ wer­den (vgl. Zöl­ler/​Gre­ger, ZPO, 25. Aufl., § 275 Rn 5). Da­mit er­üb­rig­te sich auch die Fra­ge ei­ner wei­te­ren Frist­set­zung nach § 275 III ZPO. Das Un­ter­las­sen ei­ner Frist­set­zung bzw. Auf­for­de­rung nach § 275 I ZPO vor dem frü­hen ers­ten Ter­min war vor­lie­gend un­schäd­lich. Es er­folg­te er­kenn­bar vor dem Hin­ter­grund der be­reits im Pkh-Ver­fah­ren ge­wech­sel­ten Schrift­sät­ze, und die Be­klag­te hat auf die Kla­ge un­ter dem 05.10.2005 – durch Be­zug­nah­me auf ihr Vor­brin­gen im Pkh-Ver­fah­ren- er­wi­dert. Von ei­nem Ab­schnei­den der Ver­tei­di­gungs­mög­lich­keit kann da­her kei­ne Re­de sein.

b) Die An­fech­tungs­er­klä­rung vom 04.11.2004 war recht­zei­tig. Die Jah­res­frist nach § 124 BGB be­ginnt mit po­si­ti­ver Kennt­nis von der Täu­schung, vor­lie­gend al­so vom Vor­lie­gen ei­nes er­heb­li­chen Un­fall­scha­dens. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass der Ge­täusch­te be­reits län­ger als ein Jahr vor sei­ner An­fech­tungs­er­klä­rung Kennt­nis von der Täu­schung hat­te, trifft den An­fech­tungs­geg­ner (BGH, Urt. v. 11.03.1992 – VI­II ZR 291/90, NJW 1992, 2346, 2348). Die Be­klag­te hat hier­für nichts vor­ge­tra­gen. Auf die (nicht ge­nutz­te) Mög­lich­keit, sich Kennt­nis durch Nach­for­schun­gen beim Vor­be­sit­zer zu ver­schaf­fen, kommt es ent­ge­gen der An­sicht der Be­klag­ten nicht an.

2. Fol­ge der An­fech­tung ist die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags un­ter bei­der­sei­ti­ger Rück­ge­währ der emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen nach § 812 I 1 Fall 1, § 818 I bis III BGB.

a) Da­bei be­grün­den die bei­der­sei­ti­gen Ver­mö­gens­ver­schie­bun­gen (grund­sätz­lich) kei­ne ei­gen­stän­di­gen Her­aus­ga­be­an­sprü­che. Es be­steht viel­mehr von vorn­her­ein nur ein ein­heit­li­cher An­spruch auf Her­aus­ga­be des Über­schus­ses der Ak­tiv- über die Pas­siv­pos­ten, der dem Teil zu­steht, zu des­sen Guns­ten sich ein Sal­do er­rech­net (BGH, Urt. v. 14.07.2000 – V ZR 82/99, BGHZ 145, 52 = NJW 2000, 3064 m. w. Nachw.). Ei­ne Sal­die­rung hat grund­sätz­lich auch statt­zu­fin­den, wenn ei­ne Rück­ab­wick­lung nach An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung er­folgt, es sei denn, die In­ter­es­sen des Ge­täusch­ten ste­hen ei­ner Sal­die­rung ent­ge­gen (ins­be­son­de­re bei Un­ver­mö­gen der Rück­ga­be der Kauf­sa­che, vgl. BGH, Urt. v. 14.07.2000 – V ZR 82/99, BGHZ 145, 52 = NJW 2000, 3064, 3065; ein sol­cher Aus­nah­me­fall liegt hier je­doch nicht vor. Die Sal­die­rung führt zu ei­ner Ver­rech­nung sämt­li­cher Zah­lungs­an­sprü­che, und zwar un­ter Ein­be­zie­hung der bei­der­seits ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen (vgl. BGH, Urt. v. 14.07.2000 – V ZR 82/99, BGHZ 145, 52 = NJW 2000, 3064, 3065; Urt. v. 11.11.1994 – V ZR 116/93, NJW 1995, 454, 454; Fin­ke­n­au­er, NJW 2004, 1704, 1705).

Ei­ne Sal­die­rung noch nicht ab­ge­schlos­se­ner Vor­gän­ge, wie der bei­der­sei­ti­gen Nut­zungs­zie­hung, kann frei­lich nur auf ei­nen be­stimm­ten Stich­tag er­fol­gen. Der grund­sätz­lich maß­geb­li­che und zu­gleich spä­test­mög­li­che Zeit­punkt für die Be­rech­nung ist der Tag der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung (s. Wen­de­horst, in: Bam­ber­ger/​Roth, BGB, 2003, § 818 Rn. 41, und zur gleich lie­gen­den Fra­ge ei­ner Scha­dens­be­rech­nung BGH, Urt. v. 23.10.2003 – IX ZR 249/02, NJW 2004, 444, 445, und Urt. v. 12.07.1996 – V ZR 117/95, BGHZ 133, 246 = NJW 1996, 2652, 2654: letz­te münd­li­che Ver­hand­lung als pro­zes­su­al spä­test­mög­li­cher Zeit­punkt).

Kla­ge­an­trag und Te­nor ers­ter In­stanz be­ach­ten das Er­for­der­nis ei­ner Sal­die­rung nicht. Der Te­nor des land­ge­richt­li­chen Ur­teils weist kei­nen Zah­lungs­sal­do aus, son­dern nur die Ele­men­te ei­ner Sal­die­rung (Kauf­preis­rück­zah­lung; Ver­wen­dungs­er­satz; Ver­zin­sung des Kauf­prei­ses ei­ner­seits und Nut­zung des Pkw an­de­rer­seits). Auch der An­trag der Klä­ge­rin un­ter­lässt, die Ver­zin­sung des Kauf­prei­ses in die Sal­die­rung ein­zu­be­zie­hen. Die nach dem Ge­sag­ten pro­zes­su­al und ma­te­ri­ell er­for­der­li­che Sal­die­rung ist vom Se­nat, be­zo­gen auf den Zeit­punkt der münd­li­chen Ver­hand­lung am 04.12.2006, nach­zu­ho­len.

Zu ih­ren Be­stand­tei­len gilt:

b) Der Kauf­preis ist von der Be­klag­ten auch oh­ne Nut­zungs­zie­hung (§ 818 I BGB) ge­mäß §§ 819 I, 818 IV, 142 II, 166 BGB i. V. mit §§ 291, 288 I 2 BGB ab Emp­fang mit fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz zu ver­zin­sen, da sie die An­fecht­bar­keit des Ver­trags kann­te. Zu den all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten zählt auch § 291 BGB (Pa­landt/​Sprau, BGB, 66. Aufl., § 818 Rn. 52). Für die Ein­be­zie­hung der Rechts­hän­gig­keits­zin­sen in die Sal­die­rung kann nichts an­de­res gel­ten als bei ei­nem zins­för­mi­gen Nut­zungs­her­aus­ga­be­an­spruch nach § 818 I BGB, zu­mal zwi­schen bei­den Zin­sen ei­ne An­rech­nung zu er­fol­gen hät­te (vgl. BGH NJW 1998, 2529, 2531).

Aus § 347 I BGB, der den Wert­er­satz für nicht ge­zo­ge­ne Nut­zun­gen im Rück­tritts­recht re­gelt, er­gibt sich ent­ge­gen der An­sicht der Be­klag­ten nichts ge­gen ei­ne Zins­pflicht nach §§ 819 I, 818 IV, 291 BGB.

Auf­grund der un­strei­ti­gen Kauf­preis­zah­lung am 18.10.2001 hat die Ver­zin­sung ab dem 19.10.2001 zu er­fol­gen. Der in die Sal­die­rung ein­zu­be­zie­hen­de Zins­be­trag be­läuft sich da­nach bis zum 04.12.2006 auf 3.317,65 €.

c) Un­be­grün­det ist die Kla­ge auf Er­satz von Auf­wen­dun­gen in Hö­he von 1.041,76 €, die die Klä­ge­rin nach ih­rer Be­haup­tung im Zu­sam­men­hang mit der Nut­zung des Fahr­zeugs hat­te. Aus­weis­lich Sei­te 5 f. der Kla­ge­schrift han­delt es sich um fol­gen­de Auf­wen­dun­gen:

Rech­nungs­da­tum Art Be­trag
02.08.2002 Er­neue­rung Brems­be­lä­ge 55,89 €
01.11.2002 Ein- und Aus­bau Tem­pe­ra­tur­ge­ber 56,67 €
20.12.2002 Win­ter­rei­fen inkl. Mon­ta­ge 200,87 €
12.04.2003 Zahn­rie­men, Kühl­mit­tel­pum­pe 462,31 €
24.05.2003 Mon­ta­ge und Aus­wuch­ten Rei­fen 89,26 €
15.07.2003 AU-Ser­vice 35,29 €
  Haupt­un­ter­su­chung 40,99 €
01.12.2003 Ein- und Aus­bau Sta­bi­li­sa­tor­la­ger 55,36 €
30.04.2004 Brems­klöt­ze 40,92 €
07.05.2004 Öl­fil­ter 4,20 €
Ge­samt   1.041,76 €

aa) Der Auf­fas­sung des Land­ge­richts, dass sich ein Er­satz­an­spruch aus § 994 I BGB er­ge­be, kann nicht ge­folgt wer­den. Selbst wenn es sich – was ins­be­son­de­re bei den Win­ter­rei­fen zwei­fel­haft ist – um not­wen­di­ge Ver­wen­dun­gen han­delt, fehlt es be­reits an ei­nem Ei­gen­tü­mer-Be­sit­zer-Ver­hält­nis. Auch wenn man an­nimmt, dass die An­fech­tung des Kauf­ver­trags we­gen ih­rer Rück­wir­kung zum Feh­len des Be­sitz­rechts der Klä­ge­rin führ­te, fehlt es je­den­falls an ei­ner An­fech­tung auch der Über­eig­nung an sie (§ 929 BGB), wes­halb es da­bei bleibt, dass sie selbst im Zeit­punkt der Ver­wen­dun­gen Ei­gen­tü­me­rin war. Ei­ne An­fech­tung auch der Über­eig­nungs­er­klä­rung ist vom Land­ge­richt nicht fest­ge­stellt wor­den und auch nicht er­sicht­lich. So­fern et­wa Rein­king/​Eg­gert (Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 1721) aus­füh­ren, dass die Arg­listan­fech­tung ‚meist‘ auch das ding­li­che Ge­schäft er­fas­se, kann dem nicht zu­ge­stimmt wer­den. Auf­grund des Abs­trak­ti­ons­prin­zips bleibt das ding­li­che Er­fül­lungs­ge­schäft bei An­fech­tung des Kau­sal­ge­schäfts grund­sätz­lich un­be­rührt (Stau­din­ger/​Roth, BGB, Neu­be­arb. 2003, § 142 Rn. 21). An­ders ist es ins­be­son­de­re, wenn der täu­schungs­be­ding­te Irr­tum auch das Er­fül­lungs­ge­schäft er­fasst und auch des­sen An­fech­tung nach § 123 BGB recht­fer­tigt (sog. Feh­leri­den­ti­tät, vgl. Stau­din­ger/​Roth, a. a. O., § 142 Rn. 21; Pa­landt/​Hein­richs, BGB, 66. Aufl., Über­blick vor § 104 Rn. 23). Das ist in Be­zug auf die Hin­ga­be der Leis­tung des Ge­täusch­ten (Kauf­preis­zah­lung des ge­täusch­ten Käu­fers, s. BGH, Urt. v. 08.03.1972 – VI­II ZR 40/71, BGHZ 58, 257 = NJW 1972, 872) an­zu­neh­men. Es be­steht je­doch kein Grund für die wei­te­re An­nah­me, dass der Käu­fer auch die er­hal­te­ne Leis­tung, al­so das Ei­gen­tum am Fahr­zeug, auf­ge­ben und sich da­mit frei­wil­lig zu ei­nem Nicht­be­rech­tig­ten ma­chen will, der mit der Sa­che nicht mehr nach Be­lie­ben ver­fah­ren (§ 903 Satz 1 BGB) darf.

bb) Ei­ne Be­rück­sich­ti­gung der Auf­wen­dun­gen als Ak­tiv­pos­ten im Rah­men ei­nes Be­rei­che­rungs­sal­dos ist nicht mög­lich, da es sich (im We­sent­li­chen) um ge­wöhn­li­che Er­hal­tungs­kos­ten in Form von Re­pa­ra­tu­ren etc. han­delt, die den Wert des Fahr­zeugs nicht ge­stei­gert ha­ben, so­dass ein An­spruch nach § 812 I 1 Fall 2 BGB (vgl. BGH, Urt. v. 16.07.1999 – V ZR 56/98, NJW 1999, 2890, 2892) nicht be­steht.

In Be­zug auf die Win­ter­rei­fen könn­te zwar noch ei­ne Wert­er­hö­hung be­ste­hen, je­doch ist nicht er­kenn­bar, dass Win­ter­rei­fen Ge­gen­stand des Kauf­ver­trags der Par­tei­en wa­ren. Das aus ei­ge­nen Stü­cken an­ge­schaff­te Zu­be­hör ist in die Rück­ab­wick­lung da­her nicht ein­zu­be­zie­hen. Die Klä­ge­rin kann es auch ge­son­dert ver­äu­ßern.

cc) So­mit stellt sich die Fra­ge, ob die Auf­wen­dun­gen we­gen ei­ner ent­rei­chern­den Wir­kung (§ 818 III BGB) we­nigs­tens als Pas­siv­pos­ten zu­guns­ten der Klä­ge­rin in die Sal­die­rung ein­zu­be­zie­hen sind.

Teil­wei­se wird an­ge­nom­men, dass der Kraft­fahr­zeug­käu­fer ge­gen­über dem Nut­zungs­her­aus­ga­be­an­spruch des Ver­käu­fers auch ge­wöhn­li­che Er­hal­tungs­kos­ten, die er vor Kennt­nis des An­fech­tungs­grun­des auf­ge­wen­det hat, min­dernd in An­satz brin­gen kön­ne (OLG Ol­den­burg, Urt. v. 27.10.1992 – 5 U 80/92, DAR 1993, 467, 468; Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 1722, die dort in Be­zug ge­nom­me­ne Ent­schei­dung BGH, Urt. v. 12.12.1997 – V ZR 81/97, BGHZ 137, 314 = NJW 1998, 989, 991, in der ‚Auf­wen­dun­gen auf die Sa­che‘ min­dernd be­rück­sich­tigt wur­den, be­traf je­doch ei­nen Im­mo­bi­li­en­kauf).

Die­se al­lein Kau­sa­li­täts­ge­sichts­punk­te be­rück­sich­ti­gen­de Sicht greift je­doch zu kurz. Bei dem Be­rei­che­rungs­aus­gleich gilt der Grund­satz, dass der sich auf Ent­rei­che­rung Be­ru­fen­de nicht bes­ser ste­hen soll, als er oh­ne das rück­ab­zu­wi­ckeln­de Ge­schäft stün­de (vgl. Wen­de­horst, in: Bam­ber­ger/​Roth, a. a. O., § 818 Rn. 48 und 69). Wer ei­ne be­weg­li­che Sa­che – wie ein Kfz – kauft, trifft ei­ne gänz­lich an­de­re In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­dung als ein Mie­ter. Kommt es zur Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags, kann er da­her hin­sicht­lich der Ge­brauchs­vor­tei­le nicht so be­han­delt wer­den, als hät­te er die Sa­che ge­mie­tet; viel­mehr hat er nur den ‚Wert­ver­zehr‘ her­aus­zu­ge­ben, der durch sei­ne Nut­zung an der Sa­che ent­stan­den ist und des­sen Ein­tritt in sei­nem Ver­mö­gen er in­fol­ge der Rück­ab­wick­lung er­spart hat (s. BGH, Urt. v. 31.03.2006 – V ZR 51/05, BGHZ 167, 108 = NJW 2006, 1582, 1583 m. w. Nachw.). Dem Käu­fer wird al­so – ent­ge­gen ei­ner äl­te­ren Recht­spre­chung – die Stel­lung ei­nes Mie­ters durch Be­rech­nung des Nut­zungs­werts nach dem grund­sätz­lich hö­he­ren üb­li­chen Miet­zins nicht ‚un­ter­ge­scho­ben‘ (vgl. da­zu MünchKomm-BGB/​Lieb, 4. Aufl., § 818 Rn. 15). Wird die In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­dung des Käu­fers aber im Rah­men der Rück­ab­wick­lung be­rück­sich­tigt, dann muss dies zur Ver­mei­dung ei­ner Bes­ser­stel­lung auch in Be­zug auf die Las­ten der Sa­che gel­ten. Es muss dann auch da­bei blei­ben, dass er als Ei­gen­tü­mer für die Dau­er sei­ner Nut­zung die ge­wöhn­li­chen Er­hal­tungs­kos­ten und Las­ten zu tra­gen hat (in die­se Rich­tung Stau­din­ger/​Lo­renz, BGB, Neu­be­arb. 1999, § 818 Rn. 37; s. nun­mehr die Er­wä­gun­gen in BGH, Urt. v. 31.03.2006 – V ZR 51/05, BGHZ 167, 108 = NJW 2006, 1582, 1585, die – al­ler­dings für den Fall der scha­dens­er­satz­recht­li­chen Rück­ab­wick­lung ei­nes Grund­stücks­kauf­ver­trags – auf ei­nen Gleich­lauf von In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­dung und Las­ten­tra­gung hin­aus­lau­fen).

Hier­nach kann die Klä­ge­rin die Kos­ten über 1.041,76 € nicht im We­ge der Sal­die­rung auf die Be­klag­te ab­wäl­zen. Es han­delt sich um ge­wöhn­li­che Er­hal­tungs­kos­ten und Las­ten, die ein Ei­gen­tü­mer für sei­ne Nut­zungs­mög­lich­keit (an­ders als ein Mie­ter nach § 536 BGB) auf­zu­brin­gen hat. Auch so­weit es sich nicht um oh­ne­hin pe­ri­odi­sche Auf­wen­dun­gen (Haupt- und Ab­gas­un­ter­su­chung; Mon­ta­ge von Win­ter­rei­fen) han­delt, al­so bei den Re­pa­ra­tur­kos­ten, kommt ei­ne Zu­rech­nung zur Be­klag­ten nicht in Be­tracht, da es sich der Art nach um je­der­zeit mög­li­che Scha­dens­fäl­le han­delt, de­ren Be­he­bung zum lau­fen­den Un­ter­halt des Fahr­zeugs zu rech­nen ist. Bei der An­schaf­fung der Win­ter­rei­fen han­del­te es sich be­reits um kei­ne Auf­wen­dung auf die Kauf­sa­che (vgl. oben).

d) Zu­guns­ten der Be­klag­ten ist in den Sal­do die von der Klä­ge­rin durch Ge­brauch ge­zo­ge­ne Nut­zung (§ 818 I, II BGB) ein­zu­stel­len, die nach dem so­ge­nann­ten Wert­ver­zehr zu be­rech­nen ist (BGH, Urt. v. 25.10.1995 – VI­II ZR 42/94, NJW 1996, 250, 252; Urt. v. 31.03.2006 – V ZR 51/05, BGHZ 167, 108 = NJW 2006, 1582, 1583) und sich bei Kraft­fahr­zeu­gen nach der Ki­lo­me­ter­leis­tung be­misst (BGH, Urt. v. 17.05.1995 – VI­II ZR 70/94, NJW 1995, 2159, 2161). Ge­gen die im Rah­men von § 287 ZPO vom Land­ge­richt an­ge­wand­te For­mel (0,75 % des Kauf­prei­ses je ge­fah­re­ne 1.000 km) wer­den auch von der Be­klag­ten kei­ne Be­den­ken er­ho­ben.

Je ge­fah­re­ne 1.000 km sind so­mit 72,48 € an­zu­set­zen. Bis zum 04.12.2006 ist von ei­ner Nut­zung durch die Klä­ge­rin von (97.926 km − 44.079 km =) 53.847 km aus­zu­ge­hen, so­dass der Nut­zungs­wert \left({\frac{\text{53.847 km}\times\text{72,48 €}}{\text{1.000 km}}} =\right) 3.902,83 € be­trägt.

Zwar hat die Be­klag­te die An­ga­be des Ki­lo­me­ter­stands der Klä­ge­rin mit 53.847 km per 04.12.2006 mit Nicht­wis­sen be­strit­ten. Das ist je­doch nicht hin­rei­chend, da die Be­klag­te die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für ei­ne wei­ter­ge­hen­de Nut­zung trifft. Es be­steht kein An­lass, dem Be­rei­che­rungs­schuld­ner die Be­weis­last für ei­ne von ihm gel­tend ge­mach­te Min­de­rung des Sal­dos ab­zu­neh­men (BGH, Urt. v. 10.02.1999 – VI­II ZR 314/97, NJW 1999, 1181 f.).

e) Per 04.12.2006 er­gibt sich da­nach fol­gen­der Zah­lungs­sal­do zu­guns­ten der Klä­ge­rin:

Kauf­preis 9.663,42 €
Zin­sen + 3.317,65 €
Nut­zun­gen 3.902,83 €
Sal­do 9.078,24 €

3. Auf den sich er­ge­ben­den Sal­do sind ge­mäß §§ 291, 288 I 2 BGB Zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit 05.12.2006 zu zah­len. Dies hält sich im Rah­men des Kla­ge­an­trags (§ 308 I ZPO), mit dem Zin­sen auf den Ge­samt­kauf­preis seit dem 15.10.2001 be­gehrt wur­den. Auch stellt sich die Fra­ge ei­nes Dop­pel­an­sat­zes von Zin­sen nicht, da der Sal­do – bei Bil­dung ei­nes Un­ter­sal­dos der Zin­sen mit den hö­he­ren Nut­zun­gen – kei­nen Zins auf den Kauf­preis ent­hält.

4. An­nah­me­ver­zug der Be­klag­ten in Be­zug auf die Rück­nah­me des Fahr­zeugs ist vom Land­ge­richt zu­tref­fend fest­ge­stellt wor­den. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten rügt in­so­weit auch nichts.

III. Man­gels ei­nes erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­rens­man­gels und we­gen Ent­schei­dungs­rei­fe des Rechts­streits kam ei­ne Zu­rück­ver­wei­sung auf den Hilfs­an­trag der Be­klag­ten (§ 538 II 1 Nr. 1 ZPO) nicht in Be­tracht. …

Re­vi­si­ons­zu­las­sungs­grün­de nach § 543 II 1 ZPO la­gen nicht vor und konn­ten ins­be­son­de­re von der Be­klag­ten in der münd­li­chen Ver­hand­lung auch nicht dar­ge­tan wer­den. Al­len­falls hin­sicht­lich der Ab­wei­sung in Hö­he von 1.041,76 € (Ver­wen­dun­gen) konn­te ei­ne Re­vi­si­ons­zu­las­sung er­wo­gen wer­den. Je­doch er­gibt sich der Aus­schluss der An­rech­nung ge­wöhn­li­cher Er­hal­tungs­kos­ten bei Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags mit hin­rei­chen­der Klar­heit aus all­ge­mei­nen Grund­sät­zen des Be­rei­che­rungs­rechts und höchst­rich­ter­lich (wenn auch in an­de­rem Zu­sam­men­hang) an­er­kann­ten Er­wä­gun­gen, so­dass ei­ne grund­sätz­li­che Be­deu­tung der Rechts­sa­che we­gen ei­ner klä­rungs­be­dürf­ti­gen Fra­ge nicht an­zu­er­ken­nen ist.

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