1. Nimmt ein Kfz-Händ­ler beim Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens als Ver­mitt­ler und Ab­schluss­ver­tre­ter des Ver­käu­fers ei­ne un­ein­ge­schränk­te Sach­wal­ter­stel­lung ein, so haf­tet er grund­sätz­lich dem ihm ver­trau­en­den Ver­trags­part­ner des Ver­käu­fers für Pflicht­ver­let­zun­gen bei Ver­trags­schluss auf Er­satz des Ver­trau­ens­scha­dens.
  2. Zur Fra­ge, ob ein mit dem ver­tre­te­nen Ver­käu­fer ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ei­ner Haf­tung des Ver­tre­ters aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss ent­ge­gen­steht.

BGH, Ur­teil vom 29.01.1975 – VI­II ZR 101/73

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb im Sep­tem­ber 1970 ei­nen ge­brauch­ten Opel Ka­dett B Coupé, Bau­jahr 1966, zum Preis von 3.300 DM.

Die­ses Fahr­zeug war am 25.03.1966 erst­mals, und zwar für den Buch­dru­cker B, zu­ge­las­sen wor­den. Am 13.06.1969 er­folg­te die Um­schrei­bung auf den Gal­va­nis­eur G in Düs­sel­dorf. Als G den Wa­gen am 29.05.1970 dem zu­stän­di­gen TÜV vor­führ­te, wur­de be­an­stan­det, dass die Fahr­ge­stell­num­mer nicht ori­gi­nal sei. Der rech­te vor­de­re Kot­flü­gel, in den da­mals die Fahr­ge­stell­num­mer – üb­li­cher­wei­se – ein­ge­schla­gen war, war näm­lich an­läss­lich ei­ner Re­pa­ra­tur er­setzt wor­den. Seit dem 07.07.1970 ent­hält der Fahr­zeug­brief fol­gen­de Ein­tra­gung: „Die Fahr­ge­stell-Nr. 320829161 wur­de nach Re­pa­ra­tur auf An­wei­sung des SVA neu ein­ge­schla­gen“.

Im Au­gust 1970 be­ab­sich­tig­te G, sich ein an­de­res Fahr­zeug zu kau­fen, und woll­te des­halb das Alt­fahr­zeug bei der Be­klag­ten in Zah­lung ge­ben. Nach Ge­sprä­chen mit den Ver­käu­fern V und H der Be­klag­ten füll­te G am 28.08.1970 ein For­mu­lar aus, in dem es un­ter der Über­schrift „Auf­trag zur Ver­mitt­lung ei­nes Kraft­fahr­zeug-Ver­kaufs“ heißt:

„Zwi­schen der Fir­ma AU­DI-NSU-Ver­trieb D als Ver­mitt­ler und G, Düs­sel­dorf … Auf­trag­ge­ber, wird fol­gen­der Ver­trag ge­schlos­sen:

I. Ge­gen­stand des Ver­tra­ges

1. Der Ver­mitt­ler wird be­auf­tragt und er­mäch­tigt das ihm über­ge­be­ne, dem Auf­trag­ge­ber ge­hö­ren­de Fahr­zeug … im Na­men und für Rech­nung des Auf­trag­ge­bers zu ver­kau­fen und zu über­eig­nen. …

II. Ver­kaufs­be­din­gun­gen

1. Für den Ver­kauf durch den Ver­mitt­ler wird zwi­schen den Par­tei­en ei­ne un­te­re Preis­gren­ze von 3.000 DM ver­ein­bart. …

III. Pro­vi­si­on

1. Für den Ver­kauf des Fahr­zeugs ent­spre­chend den vor­ste­hen­den Be­din­gun­gen er­hält der Ver­mitt­ler ei­ne Pro­vi­si­on in Hö­he von 250 DM. …“

Das For­mu­lar trägt kei­ne Un­ter­schrif­ten.

An dem Fahr­zeug des G, das mit ei­ner Preis­aus­zeich­nung auf dem Be­triebs­ge­län­de des Be­klag­ten ab­ge­stellt war, fand der Klä­ger Ge­fal­len, als er am 22.09.1970 in den Ge­schäfts­räu­men der Be­klag­ten nach ei­nem ge­brauch­ten Wa­gen frag­te. Er ver­han­del­te mit dem Ver­käu­fer V und un­ter­zeich­ne­te ei­nen for­mu­lar­mä­ßi­gen „Auf­trag auf ge­brauch­tes Kraft­fahr­zeug“, den V aus­ge­füllt und un­ten links mit sei­nem Na­mens­zei­chen ver­se­hen hat. In dem Auf­trag heißt es:

K [= der Klä­ger] be­stellt nach Kennt­nis­nah­me und un­ter An­er­ken­nung der nach­ste­hen­den und um­sei­ti­gen Ge­schäfts­be­din­gun­gen bei G, Düs­sel­dorf …, das nach­ste­hend be­schrie­be­ne ge­brauch­te Fahr­zeug: … ge­braucht, wie be­sich­tigt und un­ter Aus­schluss je­der Ge­währ­leis­tung zum Preis von 3.300 DM …

Zah­lungs- und Fi­nan­zie­rungs­be­din­gun­gen: An­zah­lung 500 DM vor Lie­fe­rung, Rest Fi­nan­zie­rung NTB …“

Bald nach der Über­nah­me des Wa­gens stell­ten der Klä­ger und sein Bun­des­wehr­ka­me­rad X fest, dass die Len­kung sich nur schwer be­tä­ti­gen ließ und das Fahr­zeug nicht spur­ge­recht lief. Dar­auf­hin ließ der Klä­ger das Fahr­zeug von dem Sach­ver­stän­di­gen S un­ter­su­chen. S kam zu dem Er­geb­nis, dass der Wa­gen we­gen schwe­rer, nicht sach­ge­recht re­pa­rier­ter Un­fall­schä­den nicht ver­kehrs­si­cher sei. Der TÜV ord­ne­te des­halb am 05.11.1970 an, dass das Fahr­zeug aus dem Ver­kehr zu zie­hen sei.

Ein vom Klä­ger ge­gen V in Gang ge­setz­tes Straf­ver­fah­ren we­gen Ver­dachts des Be­tru­ges en­de­te mit rechts­kräf­ti­gem Frei­spruch.

Mit der Kla­ge hat der Klä­ger ur­sprüng­lich au­ßer der Be­klag­ten auch den Ver­käu­fer V auf Er­stat­tung der­je­ni­gen Kos­ten in An­spruch ge­nom­men, die ihm im Zu­sam­men­hang mit dem Ab­schluss des Kaufs und des­sen Fi­nan­zie­rung so­wie aus An­lass der Be­gut­ach­tung und an­schlie­ßen­den Still­le­gung des Fahr­zeugs ent­stan­den sind.

Das Land­ge­richt hat nach Be­weis­auf­nah­me die Kla­ge ge­gen den Ver­käu­fer V ab­ge­wie­sen. Die Be­klag­te hat es da­ge­gen ent­spre­chend dem Kla­ge­an­trag ver­ur­teilt. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Das Be­ru­fungs­ge­richt hat aus­ge­führt, die Be­klag­te müs­se den Klä­ger im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes so stel­len, als hät­te er mit G den Kauf­ver­trag … nicht ab­ge­schlos­sen. Sie sei des­halb scha­dens­er­satz­pflich­tig, weil sie bei den Ver­hand­lun­gen über den un­ter ih­rer Mit­wir­kung als Ver­tre­te­rin des G zwi­schen die­sem und dem Klä­ger zu­stan­de ge­kom­me­nen Kauf­ver­trag ein be­son­de­res Ver­trau­en des Klä­gers in An­spruch ge­nom­men und die ihr ihm ge­gen­über ob­lie­gen­de Auf­klä­rungs­pflicht schuld­haft ver­letzt ha­be.

Die Re­vi­si­on wen­det sich nicht da­ge­gen, dass das Be­ru­fungs­ge­richt in Über­ein­stim­mung mit dem Schrift­tum (vgl. Bal­ler­stedt, AcP 151 [1950/51], 501 ff.) und der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung (BGH, Urt. v. 05.04.1971 – VII ZR 163/69, WM 71, 592 m. w. Nachw.) da­von aus­ge­gan­gen ist, un­ter be­son­de­ren Um­stän­den müs­se auch der Ver­tre­ter selbst für die Ver­let­zung der Pflich­ten bei Ver­trags­ver­hand­lun­gen ein­ste­hen, näm­lich dann, wenn ihm per­sön­lich vom Ver­trags­part­ner be­son­de­res Ver­trau­en ent­ge­gen­ge­bracht wur­de oder wenn er am Ab­schluss des Ge­schäfts ein ei­ge­nes In­ter­es­se hat­te (BGH Urt. v. 05.04.1971 – VII ZR 163/69, WM 71, 592). Sie meint viel­mehr, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner die Be­klag­te selbst tref­fen­den Haf­tung aus mehr­fa­chen Grün­den zu Un­recht be­jaht.

Das trifft in­des­sen nicht zu.

1. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist zu Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass die Be­klag­te als Ver­hand­lungs- und Ab­schluss­ver­tre­te­rin des G auf­ge­tre­ten ist, wo­bei sie sich des Ver­käu­fers V als ih­res Ver­tre­ters und Er­fül­lungs­ge­hil­fen be­dient hat. Ih­re Be­fug­nis­se er­ge­ben sich aus Zif­fer I 1 des „Auf­trags zur Ver­mitt­lung ei­nes Kraft­fahr­zeug-Ver­kaufs“ vom 28.08.1970. Dass die Ur­kun­de nicht un­ter­schrie­ben wor­den ist, ist oh­ne recht­li­che Be­deu­tung, da die Par­tei­en das Rechts­ge­schäft dem In­halt der Ur­kun­de ent­spre­chend durch­ge­führt ha­ben. Die Be­klag­te hat­te da­nach Auf­trag und Voll­macht, den Opel Ka­dett „im Na­men und für Rech­nung des Auf­trag­ge­bers G zu ver­kau­fen und zu über­eig­nen“.

Die Re­vi­si­ons­rüge, für den Klä­ger sei dies und ins­be­son­de­re nicht er­kenn­bar ge­we­sen, dass V „als Ver­tre­ter ei­nes Ver­tre­ters fun­giert ha­be“, greift nicht durch. Der Klä­ger wuss­te, dass er sich in den Ge­schäfts­räu­men ei­ner AU­DI-NSU-Ver­tre­tung be­fand. Mag er sich auch kei­ne Ge­dan­ken ge­macht ha­ben, wer Be­sit­zer des La­dens ge­we­sen ist, so hat er doch je­den­falls V nicht als Ge­schäfts­in­ha­ber, son­dern als Ver­käu­fer an­ge­se­hen. Dass ein Kun­de, der Ge­schäfts­räu­me ei­nes kauf­män­ni­schen Un­ter­neh­mens be­tritt und von ei­nem Ver­käu­fer be­dient wird, nicht auf den Ge­dan­ken kommt, der Ver­käu­fer han­de­le im ei­ge­nen Na­men, es sei denn, er wird dar­auf be­son­ders auf­merk­sam ge­macht, ent­spricht all­ge­mei­ner Er­fah­rung. Da­von durf­te das Be­ru­fungs­ge­richt oh­ne Wei­te­res aus­ge­hen. V hat auch für die Be­klag­te ge­han­delt. Zur Ver­tre­tung der Be­klag­ten galt er als er­mäch­tigt (§ 56 HGB). Auch dar­in hat das Be­ru­fungs­ge­richt Recht, V war als Kraft­fahr­zeug­ver­käu­fer an­ge­stellt. Die ge­setz­li­che Er­mäch­ti­gung zur Ver­tre­tung des Ge­schäfts­herrn ge­mäß § 56 HGB er­streckt sich auf Ver­käu­fe, die in ei­nem der­ar­ti­gen La­den oder Wa­ren­la­ger ge­wöhn­lich ge­sche­hen. Der Opel Ka­dett war in den Be­stand der zu ver­kau­fen­den Fahr­zeu­ge ein­ge­glie­dert. Er war zwar nicht in der Ver­kaufs­lis­te ent­hal­ten, stand aber, wie un­strei­tig ist, mit Preis­aus­zeich­nung auf dem Hof des Be­triebs­ge­län­des der Be­klag­ten. Die Er­mäch­ti­gung zur Ver­tre­tung er­streckt sich auch auf die Ver­mitt­lung von Kraft­fahr­zeug­kauf­ver­trä­gen zwi­schen zwei Kun­den. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zu­tref­fend Tat­sa­che und Grün­de der Zu­nah­me sol­cher Ge­schäf­te im Kraft­fahr­zeug­han­del dar­ge­legt. Da­ge­gen hat die Re­vi­si­on nichts vor­ge­bracht. Sie kann aber auch nicht mit Er­folg gel­tend ma­chen, das Be­ru­fun­ge­richt ha­be nicht fest­ge­stellt, dass es zum ge­wöhn­li­chen Ge­schäfts­ver­kehr der Be­klag­ten ge­hö­re, Ver­mitt­lungs­ge­schäf­te für ge­brauch­te Pkw frem­der Mar­ken ab­zu­schlie­ßen. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat dar­ge­legt, dass für den in Re­de ste­hen­den Auf­trag ein For­mu­lar ver­wen­det wur­de. Das For­mu­lar ist, wie der Auf­druck auf Sei­te 1 un­ten aus­weist, vom Zen­tral­ver­band des Kraft­fahr­zeug­han­dels e. V. (ZDK) her­aus­ge­ge­ben und fin­det dem­nach all­ge­mei­ne Ver­wen­dung. Die Be­weis­auf­nah­me im ers­ten Rechts­zug, auf die auch das Be­ru­fungs­ge­richt Be­zug ge­nom­men hat, hat er­ge­ben, dass das For­mu­lar zur Bü­ro­aus­stat­tung der Be­klag­ten ge­hör­te. Die Ver­wen­dung von For­mu­lar­ver­trä­gen macht deut­lich, dass es sich um häu­fig wie­der­keh­ren­de Ge­schäfts­vor­gän­ge han­delt.

Die Re­vi­si­on kann nicht da­mit durch­drin­gen, dass sie die rechts­ge­schäft­li­chen Er­klä­run­gen Vs des­halb nicht ge­gen sich gel­ten zu las­sen brau­che, weil sie den Ver­käu­fern Ver­mitt­lungs­ge­schäf­te un­ter­sagt ha­be. Sie hat ein sol­ches Ver­bot, wenn es aus­ge­spro­chen wor­den sein soll­te, je­den­falls, wie das Be­ru­fungs­ge­richt fest­ge­stellt hat, nicht durch­ge­setzt. Der Kun­de, der von ei­nem an­ge­stell­ten Ver­käu­fer be­dient wird und im Ge­wer­be­be­trieb über ei­nen zum Ver­kauf auf- oder aus­ge­stell­ten Ge­gen­stand mit ihm Ver­hand­lun­gen führt, darf dar­auf ver­trau­en, dass der Ver­käu­fer zu rechts­ge­schäft­li­chen Er­klä­run­gen für den Ge­schäfts­herrn be­fugt ist. Dar­in lie­gen Sinn und Zweck des § 56 HGB. Be­schrän­kun­gen der Voll­macht, auch ihr Feh­len über­haupt, wir­ken ge­gen Drit­te nur, wenn sie den Man­gel ken­nen oder ken­nen müs­sen (Baum­bach/Du­den, HGB, 21. Aufl., § 56 Anm. A). Ei­nes Ein­ge­hens auf die ge­son­der­ten Hilfs­er­wä­gun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts über ei­ne An­scheins­voll­macht be­darf es da­nach für die Ent­schei­dung nicht.

Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on war für den Klä­ger schließ­lich er­kenn­bar, dass die Be­klag­te als Ver­tre­te­rin ei­nes Kun­den han­del­te. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat fest­ge­stellt, dass dem Klä­ger mit­ge­teilt wor­den ist, der Wa­gen sei „im Kun­den­auf­trag da“. Der Na­me des Ver­käu­fers (G) er­gab sich über­dies aus dem Auf­trags­for­mu­lar, das der Klä­ger un­ter­schrie­ben hat.

2. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat im Ge­gen­satz zum Land­ge­richt kei­ne Fest­stel­lun­gen zu der Fra­ge ge­trof­fen, ob die Be­klag­te ein ei­ge­nes wirt­schaft­li­ches In­ter­es­se am Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges hat­te. Es hat le­dig­lich dar­auf ab­ge­ho­ben, die Be­klag­te ha­be ein be­son­de­res per­sön­li­ches Ver­trau­en des Klä­gers in An­spruch ge­nom­men. Da­zu hat es aus­ge­führt, wer von ei­nem Kraft­fahr­zeug­händ­ler mit grö­ße­rem Be­trieb ein ge­brauch­tes Fahr­zeug kau­fe, oh­ne selbst zu ei­ner ein­ge­hen­den Prü­fung des Fahr­zeugs in der La­ge zu sein, schen­ke dem Händ­ler ein be­son­de­res per­sön­li­ches Ver­trau­en, wo­bei er von dem Händ­ler ins­be­son­de­re er­war­te, dass die­ser das Fahr­zeug gründ­lich be­sich­tigt, die für ei­nen Fach­mann er­kenn­ba­ren Män­gel be­merkt und die be­merk­ten Män­gel of­fen­bart. Der In­ter­es­sent ma­che da­bei kei­nen Un­ter­schied zwi­schen Fahr­zeu­gen, die der Händ­ler im ei­ge­nen Na­men und sol­chen, wel­che er im Na­men ei­nes Drit­ten ver­kau­fe; den Drit­ten ken­ne der In­ter­es­sent nicht und kön­ne ihm des­halb kein Ver­trau­en schen­ken.

Die Re­vi­si­on rügt, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be über­se­hen, dass der Klä­ger über­haupt nur zu­fäl­lig am La­den der Be­klag­ten … vor­bei­ge­gan­gen und zu­fäl­lig nach ei­nem Opel Ka­dett ge­fragt ha­be. Über den La­den­in­ha­ber ha­be er sich kei­ne Ge­dan­ken ge­macht. Die Re­vi­si­on meint, es wür­de zu ei­ner un­er­träg­li­chen Aus­ufe­rung des Ver­trau­ens­be­griffs füh­ren, woll­te man bei ein­ma­li­gen zu­fäl­li­gen Ge­le­gen­heits­ge­schäf­ten ei­nem Ver­kaufs­ver­tre­ter be­son­de­re Sorg­falts­pflich­ten auf­bür­den.

Das Be­ru­fungs­ur­teil wür­de in der Tat zu ei­ner Über­deh­nung der ei­ge­nen Haf­tung des Ver­tre­ters (Ver­mitt­lers) aus dem Ge­sichts­punkt des Ver­schul­dens bei Ver­trags­schluss füh­ren, wenn dar­in all­ge­mein hät­te ge­sagt wer­den sol­len, Kraft­fahr­zeug­kauf ist Ver­trau­ens­sa­che, der Kauf ei­nes ge­brauch­ten Wa­gens aber stets ei­ne Sa­che be­son­de­ren Ver­trau­ens. Aber auch der Stand­punkt, bei ei­nem ein­ma­li­gen Ge­le­gen­heits­ge­schäft, dem Er­geb­nis ei­ner zu­fäl­li­gen Ver­trags­an­bah­nung, schei­de ei­ne Ei­gen­haf­tung des Ver­tre­ters stets aus, wie ihn die Re­vi­si­on ein­nimmt, ver­dient kei­ne Zu­stim­mung, weil die Haf­tungs­tat­be­stän­de so in un­ge­recht­fer­tig­ter Wei­se ein­ge­schränkt wür­den. Auch bei ei­nem ein­zi­gen Ge­schäft, das un­ter Ein­schal­tung ei­nes Ver­tre­ters ab­ge­schlos­sen wird, ist denk­bar, dass die­ser dem Ver­trags­part­ner über das nor­ma­le Ver­hand­lungs­ver­trau­en hin­aus ei­ne zu­sätz­li­che, von ihm per­sön­lich aus­ge­hen­de Ge­währ für den Be­stand und die Er­fül­lung des in Aus­sicht ge­nom­me­nen Rechts­ge­schäfts ge­bo­ten hat. Be­ru­hen die Pflich­ten aus dem vor­ver­trag­li­chen Schuld­ver­hält­nis auf ei­ner Ver­trau­ens­be­zie­hung, so kommt es, wie Bal­ler­stedt (AcP 151 [1950/51], 501 [508]) zu­tref­fend her­vor­ge­ho­ben hat, für die Fra­ge, ob dem Ver­trags­part­ner der Ver­tre­te­ne oder der Ver­tre­ter für ei­ne Ver­let­zung die­ser Pflich­ten haf­ten, dar­auf an, wem der Ver­trags­part­ner sein Ver­hand­lungs­ver­trau­en in der Er­war­tung schen­ken darf, in die­sem Ver­trau­en Rechts­schutz zu ge­nie­ßen. Wenn und so­weit Ver­trau­ens­per­son für den Drit­ten nicht der Ver­tre­te­ne, son­dern der Ver­tre­ter ist, müs­sen die Pflich­ten je­den­falls sol­che des Ver­tre­ters sein (Bal­ler­stedt, AcP 151 [1950/51], 501 [508]). Die­ses Ab­gren­zungs­kri­te­ri­um hat das Be­ru­fungs­ge­richt sich mit Recht zu ei­gen ge­macht, in­dem es aus­ge­führt hat, der In­ter­es­sent (Käu­fer) ken­ne den Drit­ten (Ver­käu­fer) nicht und kön­ne die­sem da­her kein Ver­trau­en schen­ken. So aber lag der Fall hier. Mag der Klä­ger zu­fäl­lig am Ge­wer­be­be­trieb der Be­klag­ten vor­bei­ge­kom­men sein und nach dem Vor­han­den­sein ei­nes ihn in­ter­es­sie­ren­den Ge­braucht­wa­gens ge­fragt ha­ben, als er in Kauf­ver­hand­lun­gen ein­trat, so stand ihm die Be­klag­te re­prä­sen­tiert durch den an­ge­stell­ten Ver­käu­fer V doch je­den­falls als ein Part­ner ge­gen­über, des­sen weit­rei­chen­de Be­fug­nis­se ihn zum Qua­si-Ver­käu­fer mach­ten. Die Be­klag­te hat­te nicht nur den Wa­gen, son­dern auch al­le Kraft­fahr­zeug­pa­pie­re in ih­rem Be­sitz. Es be­stand für den Klä­ger al­so kei­ner­lei Not­wen­dig­keit, mit dem Ei­gen­tü­mer des Wa­gens, dem Ver­käu­fer im Rechts­sin­ne, Kon­takt auf­zu­neh­men. Zu G konn­te der Klä­ger un­ter den ge­ge­be­nen Um­stän­den kein Ver­trau­ens­ver­hält­nis her­stel­len. Es lag in der Na­tur der Sa­che, daß, wenn über­haupt Ver­trau­en den Klä­ger be­stimm­te, es der Be­klag­ten und ih­rem An­ge­stell­ten galt.

Der Klä­ger hat Ver­trau­en ge­fasst. Das zeigt sich dar­in, daß er auf die Rich­tig­keit des­sen bau­te, was er als Ant­wort auf sei­ne Fra­gen, ins­be­son­de­re auf die nach ei­ner et­wai­gen Un­fall­be­tei­li­gung des Wa­gens, er­hielt. Das Ver­trau­en galt, das hat das Be­ru­fungs­ge­richt rich­tig ge­se­hen, dem fach­kun­di­gen Ver­kaufs­per­so­nal und dem ihm zur Ver­fü­gung ste­hen­den tech­ni­schen Ap­pa­rat. Schon die Mög­lich­keit sei­nes Ein­sat­zes ist da­bei aus­schlag­ge­bend, nicht erst die Ver­si­che­rung, es wür­den Kon­trol­len und In­spek­tio­nen durch­ge­führt.

Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on war auch er­kenn­bar, dass der Klä­ger sich auf die ihm zu­teil ge­wor­de­nen Aus­künf­te ver­ließ.

Nimmt mit­hin im Kraft­fahr­zeug­ge­wer­be der Fach­händ­ler (für ei­ne Werks­ver­tre­tung gilt nichts an­de­res) beim Ver­kauf von Ge­braucht­wa­gen als Ver­mitt­lungs- und Ab­schluß­ver­tre­ter ei­ne un­ein­ge­schränk­te Sach­wal­ter­stel­lung für den Ver­käu­fer ein, so haf­tet er grund­sätz­lich für Pflicht­ver­let­zun­gen bei Ver­trags­schluss dem ihm ver­trau­en­den Ver­trags­part­ner auf Er­satz des Ver­trau­ens­scha­dens.

3. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat der Be­klag­ten ei­ne Ver­let­zung von Sorg­falts- und Of­fen­ba­rungs­pflich­ten mit der Be­grün­dung an­ge­las­tet, ein red­lich den­ken­der Kauf­mann brin­ge nicht oh­ne Kon­trol­le ge­brauch­te Fahr­zeu­ge, bei de­nen stets der Ver­dacht des Vor­han­den­seins ernst­li­cher Män­gel be­ste­he, wie­der in den Ver­kehr. Zur Über­prü­fung des Fahr­zeugs ha­be, da­von ab­ge­se­hen, im vor­lie­gen­den Fall um so mehr ei­ne Ver­pflich­tung be­stan­den, als die La­ckie­rung und Aus­wechs­lung des rech­ten Kot­flü­gels den drin­gen­den Ver­dacht ei­nes Un­falls mit erns­ten Fol­gen ge­weckt hät­ten.

Die Re­vi­si­on rügt ei­ne Über­span­nung der Sorg­falts­pflich­ten und macht gel­tend, der Klä­ger kön­ne von der Be­klag­ten kei­ne wei­ter­ge­hen­den Aus­künf­te er­war­ten als vom Ver­käu­fer selbst. Der Ver­käu­fer ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs sei nicht ver­pflich­tet, ei­ne In­spek­ti­on durch­zu­füh­ren.

Der er­ken­nen­de Se­nat hat wie­der­holt ent­schie­den, dass der Ver­käu­fer ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs, auch wenn der Ver­trag mit dem Zu­satz „wie be­sich­tigt und Pro­be ge­fah­ren“ ge­schlos­sen ist, nicht schlecht­hin von der Ver­pflich­tung ent­bun­den ist, den Käu­fer auf Män­gel hin­zu­wei­sen (Se­nat, Urt. v. 30.10.1956 – VI­II ZR 77/56, BGHZ 22, 123). Der Ver­käu­fer muß den Man­gel ken­nen oder für mög­lich hal­ten (Se­nat, Urt. v. 23.02.1960 – VI­II ZR 57/59). Zwei­fel am Vor­han­den­sein von Män­geln oder das Wis­sen um die Mög­lich­keit ih­res Vor­han­den­seins kann ei­ne Un­ter­su­chungs­pflicht für den Ver­käu­fer be­grün­den. Der Ver­käu­fer muss ei­ne Re­pa­ra­tur, die durch ei­nen Un­fall ver­ur­sacht wor­den ist, in je­dem Fal­le an­ge­ben, al­so auch, wenn „ge­braucht wie be­sich­tigt“ ge­kauft wor­den ist(Se­nat, Urt. v. 08.02.1967 – VI­II ZR 205/64, BB 1967, 311). Für den Um­fang der Of­fen­ba­rungs­pflicht kommt es un­ter an­de­rem auch dar­auf an, wel­che Er­ken­nungs­mög­lich­kei­ten dem Kauf­in­ter­es­sen­ten zu Ge­bo­te ste­hen (Se­nat, Urt. v. 21.10.1964 – VI­II ZR 151/63, NJW 1965, 35).

Dass der Vor­ei­gen­tü­mer des Wa­gens, G, ver­pflich­tet war, die Un­fall­be­tei­li­gung des Opel Ka­dett, die ihm ge­nau be­kannt war, zu of­fen­ba­ren, liegt au­ßer­halb je­den Zwei­fels. Da er wuss­te, daß die Kennt­nis von der Un­fall­be­tei­li­gung des Fahr­zeugs maß­geb­li­che Be­deu­tung für die Ent­schei­dung ei­nes je­den Kauf­in­ter­es­sen­ten ha­ben muss­te, hat das Be­ru­fungs­ge­richt ihm zu Recht arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen ei­nes Man­gels an­ge­las­tet.

Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die Of­fen­ba­rungs­pflicht der Be­klag­ten da­durch als ver­letzt an­ge­se­hen, dass ih­re An­ge­stell­ten sich auf die An­ga­ben Gs über den „Vor­scha­den“ (Del­le im Kot­flü­gel) ver­las­sen ha­ben. Das be­geg­net kei­nen recht­li­chen Be­den­ken. Das Aus­wech­seln ei­nes an­ge­schweiß­ten Kot­flü­gels ist ei­ne Re­pa­ra­tur, die ver­nünf­ti­ger­wei­se nicht we­gen ei­ner so­ge­nann­ten Del­le vor­ge­nom­men wird. Bei hier­nach an­ge­brach­ter Skep­sis ge­gen­über ei­ner Mit­tei­lung, wie sie G den An­ge­stell­ten der Be­klag­ten ge­gen­über mach­te, und bei Be­ach­tung der ge­bo­te­nen Sorg­falt hät­te es auf der Hand ge­le­gen, das Fahr­zeug ge­nau­er an­zu­se­hen. Die schlecht aus­ge­führ­te Re­pa­ra­tur an der vor­de­ren Rah­men­par­tie wä­re, wie das Be­ru­fungs­ge­richt auf­grund der Be­weis­auf­nah­me fest­ge­stellt hat, ei­nem Fach­mann da­bei oh­ne Wei­te­res auf­ge­fal­len.

Das Be­ru­fungs­ge­richt hat schließ­lich dar­in Recht, dass ei­ne um zwei Mo­na­te zu­rück­lie­gen­de Ab­nah­me beim Tech­ni­schen Über­wa­chungs­ver­ein kei­ne zu­ver­läs­si­gen Rück­schlüs­se auf das Nicht­vor­han­den­sein von Un­fall­schä­den er­laubt und die Be­klag­te nicht ent­las­ten kann.

4. Die Re­vi­si­ons­rüge, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be nicht be­ach­tet, dass Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che aus Sach­män­gel­haf­tung An­sprü­che aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss aus­schlös­sen, so­weit es um Pflicht­ver­let­zun­gen in Be­zug auf Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che ge­he (BGH, Urt. v. 16.06.1973 – V ZR 118/71), greift nicht durch.

Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che be­ste­hen nur im Ver­hält­nis der Kauf­ver­trags­par­tei­en. Das Auf­ge­hen des Er­satz­an­spruchs des Käu­fers aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss im Ge­währ­leis­tungs­an­spruch hat nicht zur Fol­ge, dass der Klä­ger ei­nen An­spruch auf Er­satz des Ver­trau­ens­scha­dens ge­gen die Be­klag­te ver­liert (a. A. Bal­ler­stedt, AcP 151 [1950/51], 501 [529], je­doch oh­ne Be­grün­dung). Dass im Au­gen­blick des Ver­trags­schlus­ses der zu­nächst ge­ge­be­ne Haf­tungs­grund des ent­täusch­ten Ver­hand­lungs­ver­trau­ens gleich­sam von der stär­ke­ren Haf­tung aus Ver­trag über­holt wird, gilt nicht im Ver­hält­nis zwi­schen Klä­ger (Käu­fer) und Be­klag­ter (Ver­mitt­ler). Die Haf­tung der Be­klag­ten als Ver­tre­te­rin ist ei­ne ei­ge­ne. Sie be­steht des­halb ne­ben der Haf­tung des Ver­käu­fers aus Ge­währ­leis­tung wei­ter.

5. Die Haf­tung des Ver­tre­ters geht al­ler­dings nicht wei­ter als die­je­ni­ge des Ver­käu­fers aus dem Ver­trag. Das hat das Be­ru­fungs­ge­richt, ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on, we­der for­mell noch vom In­halt der Haf­tung her ver­kannt. Es hat zu­tref­fend dar­ge­legt, dass der Ver­käu­fer G sich nicht mit Er­folg auf den ver­ein­bar­ten Haf­tungs­aus­schluss be­ru­fen könn­te, wenn der Klä­ger statt der Be­klag­ten ihn in An­spruch ge­nom­men hät­te. Für den arg­lis­tig ver­schwie­ge­nen Man­gel der Un­fall­be­tei­li­gung gilt der Haf­tungs­aus­schluss nicht. Auch die Be­klag­te kann sich schon des­halb nicht auf den ver­ein­bar­ten Haf­tungs­aus­schluss be­ru­fen, weil auch ihr Ver­tre­ter V den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen hat. Nach stän­di­ger Recht­spre­chung des Se­nats (Urt. v. 02.02.1966 – VI­II ZR 284/63; Urt. v. 10.07.1968 – VI­II ZR 167/66) han­delt ein Ver­käu­fer be­reits dann arg­lis­tig, wenn er zu Fra­gen, de­ren Be­ant­wor­tung er­kenn­bar maß­geb­li­che Be­deu­tung für den Kauf­ent­schluss sei­nes Kon­tra­hen­ten hat, oh­ne tat­säch­li­che Grund­la­ge ins Blaue hin­ein un­rich­ti­ge An­ga­ben macht. So liegt der Fall hier; denn nach den tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts hat V die Fra­ge des Klä­gers, ob der Wa­gen ein Un­fall­wa­gen sei, schlecht­hin ver­neint, ob­wohl für ihn als Fach­mann das Ge­gen­teil un­ver­kenn­bar war.

6. Die Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts zum Zeit­punkt der Scha­dens­ent­ste­hung und zur Scha­dens­hö­he hat die Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fen.

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