Ent­ge­gen der herr­schen­den Mei­nung sind nach ei­nem Rück­tritt des Käu­fers von ei­nem – hier bei­der­seits er­füll­ten – Kauf­ver­trag die ge­gen­sei­ti­gen Rück­ge­währ­pflich­ten nicht ein­heit­lich dort zu er­fül­len, wo sich die Kauf­sa­che im Zeit­punkt des Rück­tritts ver­trags­ge­mäß be­fin­det. Viel­mehr ist der Er­fül­lungs­ort für je­de Rück­ge­währ­pflicht (Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung der Kauf­sa­che) ge­son­dert zu be­stim­men. Der Käu­fer kann des­halb re­gel­mä­ßig selbst dann nicht ge­stützt auf § 29 I ZPO bei dem für sei­nen Wohn­sitz zu­stän­di­gen Amts- oder Land­ge­richt auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses kla­gen, wenn er be­rück­sich­tigt, dass er dem Ver­käu­fer die Kauf­sa­che zu­rück­ge­wäh­ren muss, und da­her nur ei­ne Zug-um-Zug-Ver­ur­tei­lung des Ver­käu­fers er­strebt.

LG Mem­min­gen, Ur­teil vom 04.04.2018 – 31 O 846/17
(nach­fol­gend: OLG Mün­chen, Ur­teil vom 04.10.2018 – 24 U 1279/18)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger, der sei­nen Wohn­sitz im Be­zirk des LG Mem­min­gen hat, er­warb von dem in Eschwei­ler wohn­haf­ten Be­klag­ten am 28.09.2016 – nach ei­ner Pro­be­fahrt – ein Mo­tor­rad (Du­ca­ti Pan­tah 600 SL) zum Preis von 5.000 €. Im schrift­li­chen „Kauf­ver­trag über ein Ge­braucht­kraft­fahr­zeug von pri­vat“ heißt es un­ter an­de­rem:

II. Ge­währ­leis­tung

Das Fahr­zeug wird wie be­sich­tigt und un­ter Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ver­kauft, so­weit nicht un­ter Zif­fer III. ei­ne be­stimm­te Zu­si­che­rung er­folgt. Die­ser Aus­schluss gilt nicht für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus Sach­män­gel­haf­tung, die auf ei­ner vor­sätz­li­chen oder grob fahr­läs­si­gen Ver­let­zung von Pflich­ten des Ver­käu­fers be­ru­hen, so­wie bei der schuld­haf­ten Ver­let­zung von Le­ben, Kör­per und Ge­sund­heit. So­weit An­sprü­che aus Sach­män­gel­haf­tung ge­gen Drit­te be­ste­hen, wer­den sie an den Käu­fer ab­ge­tre­ten.

III. Zu­si­che­run­gen des Ver­käu­fers

Das Fahr­zeug hat kei­ne sons­ti­gen Be­schä­di­gun­gen.“

Vor dem Ver­kauf des Mo­tor­rads an den Klä­ger hat­te der Be­klag­te, der Ma­schi­nen­bau­in­ge­nieur ist, selbst den Zahn­rie­men ge­wech­selt und die Ven­ti­le ein­ge­stellt.

Nach­dem der Klä­ger den Kauf­preis ge­zahlt hat­te, ließ er das Mo­tor­rad nach Lau­trach ver­brin­gen, wo er sei­nen Wohn­sitz hat. Da­für ent­stan­den Kos­ten in Hö­he von 204,99 €.

Bei dem Mo­tor­rad, mit dem der Klä­ger bis heu­te nicht ge­fah­ren ist, sind al­le drei Sim­mer­rin­ge un­dicht, und das Mo­tor­ge­häu­se weist ei­nen Riss auf. Die­se und an­de­re – von dem Klä­ger be­haup­te­te und von dem Be­klag­ten be­strit­te­ne – Schä­den wur­den im Rah­men ei­ner von dem Klä­ger ver­an­lass­ten Un­ter­su­chung des Mo­tor­rads in ei­ner Du­ca­ti-Fach­werk­statt fest­ge­stellt.

Mit Schrei­ben vom 28.02.2017 for­der­ten die spä­te­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten des Klä­gers den Be­klag­ten un­ter Frist­set­zung bis zum 24.03.2017 zur Nach­bes­se­rung auf. Der Be­klag­te lehn­te ei­ne Nach­bes­se­rung mit Schrei­ben sei­nes spä­te­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 14.03.2017 ab. Dar­auf­hin er­klär­te der Klä­ger mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 30.03.2017 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te den Be­klag­ten un­ter Frist­set­zung bis zum 13.04.2017 auf, den Rück­tritt zu ak­zep­tie­ren. Auch dies lehn­te der Be­klag­te ab, und zwar mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 24.04.2017.

Mit sei­ner Kla­ge be­gehrt der Klä­ger die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ des Mo­tor­rads, so­wie die Fest­stel­lung, dass der Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs in An­nah­me­ver­zug sei. Au­ßer­dem ver­langt der Klä­ger den Er­satz der Trans­port­kos­ten (204,99 € nebst Zin­sen) so­wie die Frei­stel­lung von ei­ner Ver­gü­tungs­for­de­rung sei­ner Rechts­an­wäl­te in Hö­he von 492,54 €.

Er be­haup­tet, dass über die un­strei­ti­gen Män­gel hin­aus die drei Zahn­rie­men­rä­der des Mo­tor­rads der­art stark ab­ge­nutzt sei­en, dass je­der­zeit die Ge­fahr be­ste­he, dass der Zahn­rie­men ab­sprin­ge. Dar­über hin­aus sei die Spann­rol­le des Zahn­rie­mens stark ein­ge­lau­fen und da­her man­gel­haft. Die­se Män­gel – so be­haup­tet der Klä­ger wei­ter – ha­be der Be­klag­te als Ma­schi­nen­bau­in­ge­nieur bei dem von ihm durch­ge­führ­ten Zahn­rie­men­wech­sel er­kannt. Der Klä­ger meint, dass des­halb die Zu­si­che­rung des Be­klag­ten, das Mo­tor­rad ha­be kei­ne sons­ti­gen Be­schä­di­gun­gen, un­zu­tref­fend sei. Schon die­ser Ver­stoß ge­gen ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung füh­re da­zu, dass der im Kauf­ver­trag ent­hal­te­ne Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss un­wirk­sam sei; au­ßer­dem ha­be der Be­klag­te arg­lis­tig ge­han­delt, weil er ihm – dem Klä­ger – die in Re­de ste­hen­den Män­gel ver­schwie­gen ha­be.

Der Be­klag­te hat die ört­li­che Zu­stän­dig­keit des LG Mem­min­gen ge­rügt. Er be­haup­tet un­ter an­de­rem, bei Über­ga­be des Mo­tor­rads an den Klä­ger sei­en we­der die Sim­mer­rin­ge un­dicht ge­we­sen, noch ha­be das Mo­tor­ge­häu­se ei­nen Riss auf­ge­wie­sen. Er – der Be­klag­te – ha­be von kei­nem der be­haup­te­ten Män­gel Kennt­nis ge­habt.

Mit Ver­fü­gung vom 06.07.2017 hat das LG Mem­min­gen dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es ört­lich un­zu­stän­dig sei. Der Be­klag­te hat sich die­ser Auf­fas­sung an­ge­schlos­sen und mit­ge­teilt, dass er sich nicht rü­ge­los ein­las­sen wer­de. Der Klä­ger ist dem mit Schrift­satz vom 28.08.2017 ent­ge­gen­ge­tre­ten. Im Ter­min am 21.02.2018 hat der Be­klag­te sei­ne Zu­stän­dig­keits­rü­ge auf­recht­er­hal­ten.

Die Kla­ge wur­de als un­zu­läs­sig ab­ge­wie­sen.

Aus den Grün­den: I. Die Kla­ge ist un­zu­läs­sig, da das LG Mem­min­gen ört­lich un­zu­stän­dig ist.

Da der Be­klag­te sei­nen all­ge­mei­nen Ge­richts­stand nicht im Land­ge­richts­be­zirk Mem­min­gen hat, stützt die Klä­ger­sei­te die vor­ge­tra­ge­ne ört­li­che Zu­stän­dig­keit des LG Mem­min­gen auf § 29 I ZPO, den be­son­de­ren Ge­richts­stand an dem Ort, an dem die strei­ti­ge Pflicht zu er­fül­len ist.

Die herr­schen­de Mei­nung in den Kom­men­ta­ren und der Recht­spre­chung, so auch das OLG Mün­chen in sei­ner Ent­schei­dung vom 13.01.2014 – 19 U 3721/13 –, geht da­von aus, dass, falls nach er­folg­tem Rück­tritt der Käu­fer auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ der Kauf­sa­che klagt, Er­fül­lungs­ort und da­mit be­son­de­rer Ge­richts­stand i. S. von § 29 I ZPO der Ort ist, an dem sich die Kauf­sa­che zur Zeit des Rück­tritts nach dem Ver­trag be­fin­det, da dort die Kauf­sa­che zu­rück­zu­ge­wäh­ren ist. Dies wä­re im vor­lie­gen­den Fall am Wohn­ort des Klä­gers, al­so im Land­ge­richts­be­zirk Mem­min­gen. Das Ge­richt er­ach­tet die­se Be­grün­dung, in stän­di­ger Recht­spre­chung al­ler Mit­glie­der der 3. Zi­vil­kam­mer, wie auch bei­spiel­haft das LG Stral­sund (Beschl. v. 13.10.2011 – 6 O 211/11), das LG Kemp­ten (Beschl. v. 18.05.2009 – 21 O 698/09) und an­de­re, nicht für aus­rei­chend trag­fä­hig.

Ent­ge­gen ei­ner oft­mals ver­tre­te­nen Mei­nung wird die­se Auf­fas­sung nicht von ei­ner zum Bei­spiel vom OLG Hamm (Urt. v. 20.10.2015 – 28 U 91/15) zi­tier­ten Ent­schei­dung des BGH (Urt. v. 09.03.1983 – VI­II ZR 11/82, NJW 1983, 1479) ge­stützt. Dar­in hat der BGH le­dig­lich fest­ge­stellt, dass der be­klag­te Ver­käu­fer nach Voll­zug der Wan­de­lung ver­pflich­tet ist, die von ihm ge­lie­fer­ten man­gel­haf­ten Dach­zie­gel vom Dach des Hau­ses des kla­gen­den Käu­fers zu ent­fer­nen. Dies be­deu­tet, dass der Käu­fer nach Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, wenn er al­lein auf Rück­nah­me der Kauf­sa­che klagt, am Ort der ver­trags­mä­ßi­gen Be­le­gen­heit der Sa­che, al­so in der Re­gel an sei­nem Wohn­sitz, kla­gen kann. Zum Ge­richts­stand für Rück­ge­währ­kla­gen hat sich der BGH in die­ser Ent­schei­dung je­doch nicht ge­äu­ßert.

Auch die im Tho­mas/Putzo (Hüß­te­ge, in: Tho­mas/Putzo, ZPO, 38. Aufl., § 29 Rn. 6) für die­se Auf­fas­sung her­an­ge­zo­ge­ne BGH-Ent­schei­dung (BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, NJW 2011, 2278) trifft hier­zu ge­ra­de kei­ne Aus­sa­ge. Ge­gen­stand die­ses Ur­teils ist der Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung, nicht des Rück­tritts. Der BGH stellt in die­ser Ent­schei­dung le­dig­lich fest, dass sich die zum Er­fül­lungs­ort der Rück­ge­währan­sprü­che nach er­folg­tem Rück­tritt ent­wi­ckel­ten Grund­sät­ze nicht auf die Nach­er­fül­lung nach § 439 BGB über­tra­gen las­sen, und stellt hier­bei fest, dass der Er­fül­lungs­ort der Rück­ge­währan­sprü­che viel­fach an dem Ort an­ge­sie­delt wird, an dem sich die Sa­che ver­trags­ge­mäß be­fin­det. Der BGH trifft je­doch ge­ra­de kei­ne Aus­sa­ge dar­über, ob er letz­te­re An­sicht teilt bzw. ei­ne Ge­gen­mei­nung für eben­falls zu­tref­fend oder ver­tret­bar er­ach­tet.

Da­mit ist aber vom Grund­satz aus­zu­ge­hen, dass der Er­fül­lungs­ort auch bei ge­gen­sei­ti­gen Schuld­ver­hält­nis­sen für je­de Ver­pflich­tung ge­son­dert zu be­stim­men ist und nach § 269 BGB im Zwei­fel am Wohn- bzw. Ge­schäfts­sitz des Schuld­ners der je­wei­li­gen Ver­bind­lich­keit liegt, beim An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses al­so am Sitz des Ver­käu­fers. Et­was an­de­res wür­de nur dann gel­ten, wenn sich aus den Um­stän­den, ins­be­son­de­re aus der Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses, nach den von den Par­tei­en ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen oder aus dem Ge­setz et­was an­de­res er­ge­ben wür­de. Dies ist je­doch nicht der Fall.

Für die Be­stim­mung des Ge­richts­stands als Er­fül­lungs­ort ist aus­schließ­lich auf die be­an­trag­te Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses als im Streit ste­hen­de Ver­pflich­tung ab­zu­stel­len. Es geht ge­ra­de nicht um ei­nen – ge­setz­lich nicht ge­re­gel­ten und of­fen­sicht­lich auch nicht ge­woll­ten – Ge­richts­stand am Ort der Er­brin­gung (sons­ti­ger) ver­trags­ty­pi­scher Leis­tun­gen. Dies wird bei­spiel­haft dar­an deut­lich, dass der BGH von sei­ner ur­sprüng­li­chen Auf­fas­sung ab­ge­rückt ist, dass die Ho­no­rar­k­la­ge des An­walts am Kanz­lei­sitz als Ort, an dem die ty­pi­schen Leis­tun­gen er­bracht wer­den, ge­führt wer­den kann. Auch die be­an­trag­te Ver­ur­tei­lung Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs führt zu kei­nem an­de­ren Er­geb­nis. Die­ser An­trag er­folgt aus­schließ­lich vor dem Hin­ter­grund, ei­ne mög­li­che teil­wei­se Kla­ge­ab­wei­sung, auf das ent­spre­chen­de Vor­brin­gen der Ge­gen­sei­te hin, zu ver­mei­den und um ei­nen ver­meint­li­chen Ge­richts­stand am Wohn­sitz des Klä­gers zu schaf­fen. Mit der im Streit ste­hen­den und zu be­ur­tei­len­den Zah­lungs­ver­pflich­tung hat die­ser An­trag je­doch nicht zu tun, ge­nau­so we­nig wie mit dem wirt­schaft­li­chen In­ter­es­se der Klä­ger­sei­te und ih­ren pro­zes­sua­len Zie­len (Zah­lungs­ver­pflich­tung). Die Rück­ga­be­ver­pflich­tung des Käu­fers ist ge­ra­de nicht strei­ti­ge Ver­bind­lich­keit.

Es wird ja auch bei den in ei­nem Ge­gen­sei­tig­keits­ver­hält­nis ste­hen­den pri­mä­ren Leis­tungs­ver­pflich­tun­gen bei ge­gen­sei­ti­gen Ver­trä­gen grund­sätz­lich nicht von ei­nem ein­heit­li­chen Leis­tungs­ort und da­mit ei­nem ent­spre­chen­den Ge­richts­stand aus­ge­gan­gen. An­sons­ten müss­te bei al­len ge­gen­sei­ti­gen Ver­trä­gen stets ein ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort und Ge­richts­stand an­zu­neh­men sein.

So­mit be­steht ge­ra­de kein Grund, von der ge­setz­lich nor­mier­ten Grund­re­gel ab­zu­wei­chen und durch die Schaf­fung wei­te­rer Aus­nah­men die Kom­pli­zie­rung des Rechts­sys­tems und der Rechts­la­ge wei­ter vor­an­zu­trei­ben.

Wie das OLG Hamm (Urt. v. 20.10.2015 – 28 U 91/15) zu dem Er­geb­nis ge­langt, dass nach der Vor­stel­lung des Ge­setz­ge­bers der Ver­käu­fer bei der Ge­le­gen­heit der Fahr­zeug­ab­ho­lung Zug um Zug sei­ne Ver­pflich­tung zur Rück­nah­me des Kauf­prei­ses er­fül­len soll und dies mut­maß­lich auch von den Par­tei­en so ge­wollt ist und dies da­zu führt, ei­nen ein­heit­li­chen Ge­richts­stand des Er­fül­lungs­or­tes am Wohn­sitz des Käu­fers an­zu­neh­men, er­schließt sich dem Ge­richt nicht. Zah­lun­gen grö­ße­rer Be­trä­ge er­fol­gen re­gel­mä­ßig seit Lan­gem nicht mehr in bar. Die al­lein strit­ti­ge Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses hat ge­ra­de nicht an die­sem Ort zu er­fol­gen, und es liegt we­der im In­ter­es­se noch ent­spricht es dem mut­maß­li­chen oder tat­säch­li­chen Wil­len des Ver­käu­fers, auf­grund der Rück­ga­be­ver­pflich­tung auf ei­nen für ihn re­gel­mä­ßig nach­tei­li­gen Ge­richts­stand zu schlie­ßen.

Auch un­ter dem Ge­sichts­punkt des Käu­fer­schut­zes oder ei­ner Er­leich­te­rung der Be­weis­auf­nah­me ist kei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung ge­bo­ten. In zahl­rei­chen pro­zes­sua­len Kon­stel­la­tio­nen wer­den An­sprü­che auf Um­stän­de ge­stützt, die dem Be­klag­ten zu­zu­rech­nen sind bzw. aus sei­nem Ri­si­ko­be­reich stam­men. Hier­bei han­delt es sich je­doch re­gel­mä­ßig um strit­ti­ge noch zu be­wei­sen­de Ge­sichts­punk­te. Die­se re­gel­mä­ßi­ge und ge­ra­de nicht be­son­de­re Aus­gangs­si­tua­ti­on hat den Ge­setz­ge­ber je­doch nicht da­zu ver­an­lasst, ei­nen grund­sätz­li­chen Ge­richts­stand am Be­le­gen­heits­ort ein­zu­füh­ren. Selbst wenn der An­spruch auf ei­ne un­er­laub­te Hand­lung ge­stützt wird, be­fin­det sich der Ge­richts­stand am Ort der un­er­laub­ten Hand­lung und nicht am Wohn­ort des Klä­gers (falls die Hand­lung nicht dort be­gan­gen wur­de). Al­lein der Ge­sichts­punkt ei­ner re­gel­mä­ßi­gen Er­leich­te­rung der Be­weis­auf­nah­me im Rah­men ei­nes Sach­ver­stä1n­di­gen­gut­ach­tens durch die räum­li­che Nä­he des zu be­gut­ach­ten­den Ob­jekts zum er­ken­nen­den Ge­richt recht­fer­tigt eben­falls nicht die An­nah­me ei­nes ein­heit­li­chen Ge­richts­stands. Die­ser Ge­sichts­punkt führt, wie in vie­len an­de­ren Ver­fah­ren auch, mög­li­cher­wei­se zu ei­ner Ver­teue­rung des Ver­fah­rens, je­doch nicht zu ei­ner grund­sätz­lich er­schwer­ten Er­kennt­nis­fin­dung. Im Üb­ri­gen sind re­gel­mä­ßig auch Zeu­gen zum Kauf­ver­trags­ab­schluss bzw. aus dem Um­feld des Ver­käu­fers zu ver­neh­men, die re­gel­mä­ßig nä­her am Wohn­ort des Ver­käu­fers le­ben.

Ein­fa­che und ein­heit­li­che Re­geln und ge­ra­de nicht an ver­meint­li­chen Be­son­der­hei­ten aus­ge­rich­te­te Aus­nah­men schaf­fen Rechts­si­cher­heit, ins­be­son­de­re auch für den Bür­ger. Aus­nah­men müs­sen des­we­gen grund­sätz­lich die Aus­nah­me blei­ben, so­weit für sie kein zwin­gen­des Be­dürf­nis be­steht. Dass sie recht­lich be­gründ­bar sind, stellt ge­ra­de kei­nen der­ar­ti­gen Grund dar, wie Stö­ber aus­führ­lich und sorg­fäl­tig in sei­nem Auf­satz (NJW 2006, 2661 ff.) dar­ge­stellt hat. Die­ser Auf­fas­sung ist Tho­mas/Putzo (Hüß­te­ge, in: Tho­mas/Putzo, ZPO, 30.–32. Aufl., § 29 Rn. 6) von der 30. bis zu 32. Auf­la­ge ge­folgt, hat sich dann je­doch wie­der, ent­ge­gen der hier ver­tre­te­nen Mei­nung, der herr­schen­den Auf­fas­sung an­ge­schlos­sen.

Die Kla­ge ist des­we­gen aus den dar­ge­stell­ten Grün­den, nach er­folg­tem Hin­weis durch das Ge­richt und nach auf­recht­er­hal­te­ner Zu­stän­dig­keits­rü­ge durch die Be­klag­ten­sei­te, ab­zu­wei­sen. …

Hin­weis: Auf die Be­ru­fung des Klä­gers hat das OLG Mün­chen das Ur­teil des LG Mem­min­gen auf­ge­ho­ben und die Sa­che an das LG Mem­min­gen zu­rück­ver­wie­sen. In dem Be­ru­fungs­ur­teil vom 04.10.2018 – 24 U 1279/18 – heißt es:

„I. 1. Die zu­läs­si­ge Be­ru­fung ist be­grün­det. Das LG Mem­min­gen ist ge­mäß § 29 I ZPO ört­lich zu­stän­dig.

2. § 29 I ZPO be­grün­det ei­nen be­son­de­ren Ge­richts­stand an dem Ort, an dem die strei­ti­ge Ver­pflich­tung zu er­fül­len ist (Er­fül­lungs­ort, syn­onym: Leis­tungs­ort), was sich nach ma­te­ri­el­lem Recht, hier man­gels ge­setz­li­cher Son­der­re­ge­lun­gen nach § 269 BGB, be­stimmt. Nach die­ser Vor­schrift ist der Er­fül­lungs­ort für die Ver­bind­lich­kei­ten bei­der Ver­trags­tei­le grund­sätz­lich ein­zeln und ge­son­dert zu be­stim­men (OLG Mün­chen, Urt. v. 13.01.2014 – 19 U 3721/13, ju­ris Rn. 14 m. w. Nachw.). Da­nach wä­re Er­fül­lungs­ort für die vom Klä­ger nach Rück­tritt ein­ge­klag­te Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses (Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des ge­kauf­ten Kraft­rads) grund­sätz­lich der Ort, an wel­chem der be­klag­te Ver­käu­fer sei­nen Wohn­sitz hat (§ 269 I BGB i. V. mit § 270 IV BGB), hier al­so Eschwei­ler, so­dass der be­son­de­re Ge­richts­stand des Er­fül­lungs­or­tes (§ 29 I ZPO) der­sel­be wä­re wie der all­ge­mei­ne Ge­richts­stand ge­mäß §§ 12 f. ZPO (LG Aa­chen).

Et­was an­de­res kann sich ge­mäß § 269 I BGB je­doch im Fall ei­ner an­der­wei­ti­gen Be­stim­mung oder aus den Um­stän­den, ins­be­son­de­re aus der Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses, er­ge­ben. Ei­ne von der dar­ge­leg­ten Ge­set­zes­la­ge ab­wei­chen­de Be­stim­mung hin­sicht­lich des Leis­tungs­or­tes ha­ben die Par­tei­en nicht ge­trof­fen. Es ist je­doch seit Lan­gem um­strit­ten, ob sich ‚aus den Um­stän­den, ins­be­son­de­re aus der Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses‘, er­gibt, dass bei ei­nem Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis nach Rück­tritt von ei­nem bei­der­seits er­füll­ten Kauf­ver­trag auf der Grund­la­ge ei­nes ge­setz­li­chen Rück­tritts­rechts als Er­fül­lungs­ort für die vom Käu­fer be­gehr­te Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses (Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ der Kauf­sa­che) der Ort an­zu­se­hen ist, an dem sich die Kauf­sa­che zur Zeit des Rück­tritts ver­trags­ge­mäß be­fin­det, so­dass die­ser Be­le­gen­heits­ort als ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort des Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis­ses gilt. In die­sem Fall er­gä­be sich die ört­li­che Zu­stän­dig­keit des LG Mem­min­gen, da sich das Mo­tor­rad, das der Klä­ger vom Be­klag­ten er­wor­ben hat, ver­trags­ge­mäß beim Klä­ger in Lau­trach be­fin­det.

Ei­nig­keit be­steht dar­über, dass sich hin­sicht­lich des Be­ste­hens ei­nes ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­or­tes un­ter dem gel­ten­den Recht nichts an­de­res er­gibt als nach dem frü­he­ren Recht der Wan­de­lung (Stö­ber, NJW 2006, 2661, 2662 m. w. Nachw.); die zum frü­he­ren Recht ver­tre­te­nen Auf­fas­sun­gen ha­ben al­so ih­re Grund­la­ge nicht ver­lo­ren. Im Üb­ri­gen stellt sich der Mei­nungs­stand wie folgt dar:

a) Das Reichs­ge­richt hat ei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort be­jaht (RG, Urt. v. 16.06.1903 – Rep. II 543/02, RGZ 55, 105, 112 ff.). Der BGH hat zu­nächst bei­läu­fig aus­ge­führt, der Wohn­sitz des Käu­fers sei des­halb als Er­fül­lungs­ort für den Wan­de­lungs­an­spruch an­zu­se­hen, weil er als der Ort des Aus­tau­sches der zu­rück­zu­ge­wäh­ren­den Leis­tun­gen er­schei­ne (BGH, Urt. v. 20.11.1961 – VI­II ZR 167/60, MDR 1962, 399, 400). In ei­ner spä­te­ren Ent­schei­dung hat der BGH die An­nah­me ei­nes ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­or­tes für den Wan­de­lungs­voll­zug an dem Ort, an dem sich die Sa­che zur Zeit der Wand­lung ver­trags­ge­mäß be­fin­det, un­ter An­ga­be von Nach­wei­sen als ‚herr­schen­de Mei­nung‘ be­zeich­net (BGH, Urt. v. 09.03.1983 – VI­II ZR 11/82, ju­ris Rn. 14). Die­ser Auf­fas­sung hat sich der BGH so­dann in­so­weit an­ge­schlos­sen, als er das sich aus die­ser Auf­fas­sung für den Ver­käu­fer er­ge­ben­de Ri­si­ko, am wo­mög­lich weit ent­fern­ten Be­le­gen­heits­ort (zu­meist am Wohn­sitz des Käu­fers) auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ver­klagt zu wer­den, un­ter Be­ru­fung auf die Recht­spre­chung des Reichs­ge­richts als ‚ge­recht­fer­tigt‘ be­zeich­net hat, ‚weil der vom Ver­käu­fer zu ver­tre­ten­de Man­gel der Kauf­sa­che zur Wan­de­lung ge­führt hat‘. Al­ler­dings hat der BGH im An­schluss dar­an aus­ge­führt, dass sich im von ihm zu be­ur­tei­len­den Fall nichts an­de­res er­gä­be, wenn man ei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort im kauf­recht­li­chen Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis ver­nein­te. Im dor­ti­gen Fall ging es näm­lich nicht um ei­ne Kla­ge auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, wo­zu die Ver­käu­fe­rin be­reits rechts­kräf­tig ver­ur­teilt wor­den war, son­dern nur um die Kos­ten für den Rück­trans­port der auf das Haus des Käu­fers auf­ge­brach­ten man­gel­haf­ten Dach­zie­gel, wel­che die Be­klag­te ge­lie­fert hat­te.

Vor die­sem Hin­ter­grund ist fest­zu­stel­len, dass kei­ne ak­tu­el­le­re be­last­ba­re höchst­rich­ter­li­che Recht­spre­chung zur Fra­ge ei­nes ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­or­tes im kauf­recht­li­chen Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis vor­liegt.

b) Je­den­falls in der ak­tu­el­le­ren ver­öf­fent­lich­ten ober­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung wird hin­ge­gen (so­weit er­sicht­lich) aus­nahms­los die Auf­fas­sung ver­tre­ten, ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort im kauf­recht­li­chen Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis (je­den­falls nach Aus­übung des ge­setz­li­chen Rück­tritts­rechts) sei bei bei­der­seits er­füll­tem Ver­trag der Ort, an dem sich die Kauf­sa­che ver­trags­ge­mäß be­fin­det (Ba­yO­bLG, Beschl. v. 09.01.2004 – 1Z AR 140/03, ju­ris Rn. 10; OLG Bam­berg, Beschl. v. 24.04.2013 – 8 SA 9/13, ju­ris Rn. 21 f.; KG, Beschl. v. 21.03.2016 – 2 AR 9/16, ju­ris Rn. 10; OLG Cel­le, Beschl. v. 17.11.1999 – 4 AR 78/99, ju­ris Rn. 5; OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 17.07.2013 – I-22 W 19/13, ju­ris Rn. 11 ff. mit aus­führ­li­cher Be­grün­dung; OLG Hamm, Urt. v. 20.10.2015 – 28 U 91/15, ju­ris Rn. 33; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 14.06.2013 – 13 U 53/13, ju­ris Rn. 6 f. un­ter Ver­weis auf die hier ge­nann­te Ent­schei­dung des OLG Schles­wig; OLG Köln, Beschl. v. 28.03.2011 – I-3 U 174/10, ju­ris Rn. 10; OLG Mün­chen, Urt. v. 13.01.2014 – 19 U 3721/13, ju­ris Rn. 14 ff. mit aus­führ­li­cher Be­grün­dung; OLG Saar­brü­cken, Beschl. v. 06.01.2005 – 5 W 306/04, ju­ris Rn. 5; OLG Schles­wig, Urt. v. 04.09.2012 – 3 U 99/11, ju­ris Rn. 17 ff. mit aus­führ­li­cher Be­grün­dung; OLG Stutt­gart, Urt. v. 13.01.2016 – 9 U 183/15, ju­ris Rn. 5 ff. mit aus­führ­li­cher Be­grün­dung).

In der Li­te­ra­tur wird mehr­heit­lich die­sel­be Auf­fas­sung ver­tre­ten (s. et­wa Er­man/Artz, BGB, 15. Aufl. [2017], § 269 Rn. 13; Stau­din­ger/Bitt­ner, BGB, Neu­be­arb. 2014, § 269 Rn. 28; So­er­gel/Fors­ter, BGB, 13. Aufl. [2014], § 269 Rn. 30; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 78. Aufl. [2018], § 269 Rn. 16; Hein­rich, in: Mu­sielak/Voit, ZPO, 14. Aufl. [2017]; Hüß­te­ge, in: Tho­mas/Putzo, ZPO, 38. Aufl. [2017], § 29 Rn. 6 [ent­ge­gen der bis zur 31. Aufl. ver­tre­te­nen An­sicht]; MünchKomm-BGB/Krü­ger, 7. Aufl. [2016], § 269 Rn. 41; Münch­Komm-ZPO/Patz­i­na, 5. Aufl. [2016], § 29 Rn. 62; Roth, in: Stein/Jo­nas, ZPO, 23. Aufl. [2014], § 29 Rn. 21 und 45; Zöl­ler/Schultz­ky, ZPO, 32. Aufl. [2018], § 29 Rn. 25 – ‚Rück­ab­wick­lung‘; Smid/Hart­mann, in: Wiec­zo­rek/Schüt­ze, ZPO, 4. Aufl. [2015], § 29 Rn. 46).

c) Die­se Mei­nung war nie un­an­ge­foch­ten (vgl. aus der äl­te­ren Recht­spre­chung OLG Mün­chen, HRR 1936, 42; LG Kre­feld, Beschl. v. 27.07.1977 – 2 O 262/77, ju­ris Rn. 3 ff. m. w. Nachw. [das dort zi­tier­te Ur­teil des OLG Nürn­berg vom 25.06.1974 – 7 U 57/74, NJW 1974, 2237 – lässt die Fra­ge frei­lich of­fen und führt le­dig­lich aus, bei­de Auf­fas­sun­gen führ­ten zum sel­ben Er­geb­nis]; aus der Li­te­ra­tur So­er­gel/Hu­ber, BGB, 12. Aufl. [1991], § 467 Rn. 97 und 99; mo­no­gra­fisch Döh­mel, Der Leis­tungs­ort bei Rück­ab­wick­lung von Ver­trä­gen, 1996, S. 110–114 und 134–136). Vor al­lem Stö­ber (NJW 2006, 2661–2665) hat die herr­schen­de Auf­fas­sung ei­ner ein­ge­hen­den Kri­tik un­ter­zo­gen und ist zu der Auf­fas­sung ge­langt, dass es kei­nen über­zeu­gen­den Grund ge­be, ab­wei­chend vom all­ge­mei­nen Grund­satz, dass der Er­fül­lungs­ort hin­sicht­lich je­der ein­zel­nen Leis­tungs­ver­pflich­tung ge­son­dert zu be­trach­ten sei, im Fall der Aus­übung ei­nes ge­setz­li­chen Rück­tritts­rechts ei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort am Ort der ver­trags­ge­mä­ßen Be­le­gen­heit der Kauf­sa­che an­zu­neh­men. Wohl vor al­lem im An­schluss an die­sen Auf­satz ver­tre­ten meh­re­re erst­in­stanz­li­che Ge­rich­te mit je­weils aus­führ­li­cher Be­grün­dung die Auf­fas­sung, ein ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort und da­mit ein be­son­de­rer Ge­richts­stand am Be­le­gen­heits­ort der Kauf­sa­che sei ab­zu­leh­nen (LG Bie­le­feld, Urt. v. 28.04.2015 – 7 O 321/14, ju­ris Rn. 16 ff. [auf­ge­ho­ben durch OLG Hamm, Urt. v. 20.10.2015 – 28 U 91/15, ju­ris]; LG Mün­chen I, Beschl. v. 27.05.2016 – 31 O 4974/16, ju­ris Rn. 5 ff.; LG Stral­sund, Beschl. v. 13.10.2011 – 6 O 211/11, ju­ris Rn. 4 ff.; LG Tü­bin­gen, Urt. v. 17.09.2015 – 5 O 68/15, ju­ris Rn. 23 ff. [auf­ge­ho­ben durch OLG Stutt­gart, Urt. v. 13.01.2016 – 9 U 183/15, ju­ris]; AG Hechin­gen, vom 02.02.2012 – 2 C 463/11, ju­ris Rn. 16 ff.). Auch Kai­ser (Stau­din­ger/Kai­ser, BGB, Neu­be­arb. 2012, § 346 Rn. 84) ver­tritt nun­mehr (un­ter Auf­ga­be ih­rer in der Vor­auf­la­ge ver­tre­te­nen Auf­fas­sung) die An­sicht, der Er­fül­lungs­ort kön­ne in der Re­gel nicht an den Be­le­gen­heits­ort der Sa­che ver­legt wer­den.

3. Der Se­nat schließt sich der herr­schen­den und in der (je­den­falls ver­öf­fent­lich­ten) ober­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung seit Lan­gem aus­nahms­los ver­tre­te­nen Auf­fas­sung an.

a) Der Se­nat sieht da­von ab, den In­halt der Dis­kus­si­on ein wei­te­res Mal nach­zu­zeich­nen. In­so­weit wird hin­sicht­lich der herr­schen­den Auf­fas­sung auf die oben zu 2 b zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen der Ober­lan­des­ge­rich­te Düs­sel­dorf, Hamm, Mün­chen, Stutt­gart und vor al­lem Schles­wig, hin­sicht­lich der Ge­gen­mei­nung auf die oben zu 2 c zi­tier­te Recht­spre­chung und vor al­lem auf den Auf­satz von Stö­ber (NJW 2006, 2661–2665) ver­wie­sen.

b) Der an der herr­schen­den Mei­nung ge­üb­ten Kri­tik ist nach Auf­fas­sung des Se­nats in­so­weit zu­zu­stim­men, als es kei­nen sach­lich oder dog­ma­tisch zwin­gen­den Grund da­für gibt, ‚aus den Um­stän­den, ins­be­son­de­re aus der Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses‘ (§ 269 I BGB) zu fol­gern, nach ge­setz­li­chem Rück­tritt vom bei­der­seits er­füll­ten Kauf­ver­trag ge­be es ei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort am Ort der ver­trags­ge­mä­ßen Be­le­gen­heit der Kauf­sa­che.

c) Eben­so we­nig ver­mag der Se­nat al­ler­dings zu er­ken­nen, dass die herr­schen­de Auf­fas­sung un­ver­tret­bar wä­re. Ins­be­son­de­re spre­chen aus Sicht des Se­nats zwei prak­ti­sche Ar­gu­men­te für die herr­schen­de Mei­nung: Zum ei­nen hat der Käu­fer im Fall des Rück­tritts nicht nur ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, son­dern auch ei­nen An­spruch auf Rück­nah­me der Kauf­sa­che durch den Ver­käu­fer; die­ser An­spruch ist un­strei­tig am Ort der ver­trags­ge­mä­ßen Be­le­gen­heit der Kauf­sa­che zu er­fül­len. So­fern der Käu­fer bei­de An­sprü­che nach Rück­tritt ge­richt­lich gel­tend ma­chen will, wi­der­sprä­che es der Pro­zess­öko­no­mie, wenn er zwar den Rück­nah­me­an­spruch, nicht aber den An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses am Ge­richts­stand der Be­le­gen­heit der Sa­che ver­fol­gen könn­te (OLG Schles­wig, Urt. v. 04.09.2012 – 3 U 99/11, ju­ris Rn. 36; im glei­chen Sinn wohl OLG Hamm, Urt. v. 20.10.2015 – 28 U 91/15, ju­ris Rn. 32, und OLG Stutt­gart, Urt. v. 13.01.2016 – 9 U 183/15, ju­ris Rn. 6). Zum an­de­ren ge­stal­tet sich ei­ne oft­mals zur Klä­rung des Be­ste­hens ei­nes Rück­tritts­grun­des er­for­der­li­che Be­weis­auf­nah­me durch Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten kos­ten­güns­ti­ger, wenn ein Aus­ein­an­der­fal­len von Be­le­gen­heits- und Ge­richts­ort ver­mie­den wird, da ein am Ge­richts­ort an­säs­si­ger Sach­ver­stän­di­ger mit der Be­gut­ach­tung der Sa­che am sel­ben Ort be­auf­tragt wer­den kann und der Sach­ver­stän­di­ge auch kei­ne lan­ge An­rei­se hat, wenn er zur Er­läu­te­rung sei­nes Gut­ach­tens zum Ter­min ge­la­den wird. Ver­nein­te man hin­ge­gen den Ge­richts­stand am Be­le­gen­heits­ort, er­gä­be sich, dass ent­we­der die zu be­gut­ach­ten­de Sa­che zum Ge­richts­ort ge­schafft wer­den müss­te oder der Sach­ver­stän­di­ge zeit- und kos­ten­in­ten­si­ve wei­te We­ge auf sich neh­men müss­te, sei es, um die Sa­che zu be­gut­ach­ten, sei es, um sein Gut­ach­ten im Ter­min zu er­läu­tern. In­so­fern ist die Ar­gu­men­ta­ti­on des OLG Schles­wig (Urt. v. 04.09.2012 – 3 U 99/11, ju­ris Rn. 35; vgl. auch OLG Hamm, Urt. v. 20.10.2015 – 28 U 91/15, ju­ris Rn. 36), die Be­ja­hung ei­nes Ge­richts­stands am Be­le­gen­heits­ort ent­spre­che dem mut­maß­li­chen Wil­len der an ei­ner kos­ten­güns­ti­gen Be­weis­auf­nah­me in­ter­es­sier­ten Par­tei­en, ver­ständ­lich.

d) Vor die­sem Hin­ter­grund ist es aus Sicht des Se­nats be­reits zur Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung und da­mit im In­ter­es­se der Rechts­si­cher­heit ge­bo­ten, nicht von der ein­heit­li­chen Li­nie ab­zu­wei­chen, wel­che durch die zi­tier­ten zahl­rei­chen ober­ge­richt­li­chen Ent­schei­dun­gen vor­ge­ge­ben ist. Das gilt um­so mehr, als es nicht mög­lich ist, die Re­vi­si­on zu­zu­las­sen und so ei­ne Lei­tent­schei­dung durch den BGH zu er­mög­li­chen. Die­sem zu­fol­ge er­gibt sich aus § 545 II ZPO über des­sen Wort­laut hin­aus näm­lich, dass die Zu­stän­dig­keit des Ge­richts ers­ter In­stanz der Nach­prü­fung durch das Re­vi­si­ons­ge­richt schlecht­hin ent­zo­gen ist (BGH, Urt. v. 22.02.2005 – KZR 28/03, ju­ris Rn. 22; Urt. v. 07.03.2006 – VI ZR 42/05, ju­ris Rn. 11), so­dass ei­ne Re­vi­si­on auch dann nicht zu­läs­sig ist oder zu­ge­las­sen wer­den kann, wenn das Be­ru­fungs­ge­richt die ört­li­che Zu­stän­dig­keit des erst­in­stanz­li­chen Ge­richts im Ge­gen­satz zu die­sem be­jaht (BGH, Beschl. v. 26.06.2003 – III ZR 91/03, ju­ris Rn. 7). Un­ter die­sen Um­stän­den ist die Ein­heit­lich­keit der Recht­spre­chung, de­ren Be­deu­tung auf der Hand liegt und auch vom Ge­setz­ge­ber in § 543 II 1 Nr. 2 ZPO an­er­kannt und her­vor­ge­ho­ben wor­den ist, nur da­durch zu wah­ren, dass der Se­nat sich der aus sei­ner Sicht gut ver­tret­ba­ren, wenn auch nicht un­be­zwei­fel­ba­ren ein­heit­li­chen Recht­spre­chung zahl­rei­cher Ober­lan­des­ge­rich­te an­schließt.

II. Der Se­nat konn­te ge­mäß § 538 II 1 Nr. 3 ZPO das Ur­teil auf­he­ben und die Sa­che an das LG Mem­min­gen zu­rück­ver­wei­sen, weil das Land­ge­richt nur über die Zu­läs­sig­keit der Kla­ge ent­schie­den und der Klä­ger die Zu­rück­ver­wei­sung (hilfs­wei­se) be­an­tragt hat. Ei­ne wei­te­re Ver­hand­lung über die strei­ti­ge Fra­ge ei­nes Rück­tritts­grunds ist er­for­der­lich.

III. Die Kos­ten­ent­schei­dung ist dem Ur­teil ers­ter In­stanz vor­zu­be­hal­ten (vgl. Zöl­ler/Heß­ler, ZPO, 32. Aufl. [2018], § 538 Rn. 58). Für ei­ne An­wen­dung des § 21 GKG be­steht kei­ne Ver­an­las­sung.

Auch wenn das Ur­teil selbst kei­nen voll­stre­ckungs­fä­hi­gen In­halt im ei­gent­li­chen Sin­ne hat, ist die Ent­schei­dung für vor­läu­fig voll­streck­bar zu er­klä­ren, da ge­mäß § 775 Nr. 1 ZPO und § 776 Satz 1 ZPO das Voll­stre­ckungs­or­gan die Voll­stre­ckung aus dem erst­in­stanz­li­chen Ur­teil erst ein­stel­len und be­reits ge­trof­fe­ne Voll­stre­ckungs­maß­re­geln erst auf­he­ben darf, wenn ei­ne voll­streck­ba­re Aus­fer­ti­gung vor­ge­legt wird (OLG Mün­chen, Urt. v. 13.01.2014 – 19 U 3721/13, ju­ris Rn. 20).

Ei­ne Zu­las­sung der Re­vi­si­on kommt, wie oben zu I 3 d dar­ge­legt, nicht in Be­tracht.“

PDF er­stel­len