1. Bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 I BGB) ist ge­mäß § 475 I BGB je­de Ver­ein­ba­rung un­ab­hän­gig von ih­rer Trans­pa­renz un­wirk­sam, die un­mit­tel­bar oder mit­tel­bar be­wirkt, dass der Käu­fer das Ri­si­ko trägt, dass die Kauf­sa­che an ei­nem ver­bor­ge­nen Man­gel lei­det. Un­wirk­sam ist des­halb ins­be­son­de­re ei­ne (ne­ga­ti­ve) Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts, dass die ver­kauf­te Sa­che „mög­li­cher­wei­se man­gel­haft“ ist.
  2. Die Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers, die in der Lie­fe­rung ei­nes Ge­braucht­wa­gens mit dem un­be­heb­ba­ren Man­gel der Ei­gen­schaft als Un­fall­wa­gen liegt, ist i. S. von § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich und recht­fer­tigt des­halb kei­nen Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag, wenn sich der Man­gel al­lein in ei­nem mer­kan­ti­len Min­der­wert des Fahr­zeugs aus­wirkt und die­ser nicht mehr als fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses be­trägt (vgl. BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, ju­ris Rn. 22).
  3. Den Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens trifft zwar oh­ne Vor­lie­gen be­son­de­rer An­halts­punk­te für ei­nen Un­fall­scha­den nicht die Ob­lie­gen­heit, ein zum Kauf an­ge­bo­te­nes Fahr­zeug auf Un­fall­schä­den zu un­ter­su­chen. Sieht der Ver­käu­fer aber von ei­ner Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs ab, muss er die Be­grenzt­heit sei­nes Kennt­nis­stands deut­lich ma­chen, wenn er die Un­fall­frei­heit in ei­ner Wei­se be­haup­tet, die dem Käu­fer den Ein­druck ver­mit­teln kann, dies ge­sche­he auf der Grund­la­ge ver­läss­li­cher Kennt­nis (im An­schluss an BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 15).

OLG Ros­tock, Ur­teil vom 28.08.2020 – 4 U 1/19

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von dem Be­klag­ten, ei­nem ge­werb­li­chen Au­to­händ­ler, am 12.08.2017 ei­nen ge­brauch­ten, am 15.12.2010 erst­zu­ge­las­se­nen Mer­ce­des-Benz Via­no mit ei­ner an­ge­ge­be­nen Lauf­leis­tung von 154.000 km zum Preis von 23.500 €. Der schrift­li­che Kauf­ver­trag ent­hielt un­ter an­de­rem die fol­gen­den For­mu­lie­run­gen:

Zahl, Art und Um­fang von Un­fall­schä­den lt. Vor­be­sit­zer: kei­ne
Dem Ver­käu­fer sind auf an­de­re Wei­se Un­fall­schä­den be­kannt: ☐ ja   ☒ nein
Wenn ja, fol­gen­de: Nachla­ckie­run­gen mög­lich

Der Be­klag­te über­gab dem Klä­ger ein TÜV-Süd-Ge­braucht­wa­gen­zer­ti­fi­kat, das auf skiz­zier­ten An­sich­ten des Wa­gens von vorn, von hin­ten und von den bei­den Sei­ten an ver­schie­de­nen Stel­len Kenn­zeich­nun­gen in Ge­stalt der Buch­sta­ben „D“ (für Del­le), „K“ (für Krat­zer) und „S“ (für Stein­schlag) ent­hielt. In den An­mer­kun­gen heißt es für ein im Dach­be­reich an­ge­brach­tes „D“ bzw. für ein eben­falls im Dach­be­reich an­ge­brach­tes „X1“:

D  – Del­le – Dach hin­ten
X1 – Heck­klap­pe oben – Dach hin­ten

Vor der Über­ga­be des Fahr­zeugs war es dem Klä­ger auf­grund sei­ner Grö­ße von 1,73 m nicht mög­lich, das Dach des 1,94 m ho­hen Fahr­zeugs zu be­sich­ti­gen.

Der Wa­gen weist im Be­reich des vor­de­ren rech­ten Kot­flü­gels und der lin­ken Schie­be­tür er­höh­te Lack­schicht­di­cken auf, was sich aus dem Ge­braucht­wa­gen­zer­ti­fi­kat nicht er­gibt.

Zur Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses schloss der Klä­ger eben­falls am 12.08.2017 ei­nen von dem Be­klag­ten ver­mit­tel­ten Dar­le­hens­ver­trag mit der Santan­der Con­su­mer Bank AG ab. In die­sem Ver­trag sind als Fi­nan­zie­rungs­ge­gen­stand das er­wor­be­ne Fahr­zeug und der Be­klag­te als ver­mit­teln­der Händ­ler an­ge­ge­ben. Der Brut­to­dar­le­hens­be­trag be­trug ein­schließ­lich der Kos­ten für ei­ne Ra­ten­schutz­ver­si­che­rung 32.195,90 €.

Am 18.08.2017 ließ der Klä­ger ei­nen DE­KRA-Be­richt zum tech­ni­schen und op­ti­schen Zu­stand des Fahr­zeugs er­stel­len („DE­KRA Sie­gel“). Die­ser Be­richt ent­hält den Ver­merk, dass an den be­reits ge­nann­ten Stel­len er­höh­te Lack­schicht­di­cken ge­mes­sen wor­den sei­en. Au­ßer­dem fin­den sich un­ter der Über­schrift „Ka­ros­se­rie-Check“ fol­gen­de Ein­tra­gun­gen:

01 Tür vor­ne links Del­len
   
07 Tür vor­ne rechts Del­len
   
09 Tür hin­ten rechts Del­len
   
12 Dach/Dach­rah­men Del­le

Die In­stand­set­zung des Fahr­zeugs er­for­dert hin­sicht­lich mas­si­ver Del­len auf dem Fahr­zeug­dach mit ei­nem Durch­mes­ser von 20 bis 30 cm und ei­ner Tie­fe von 1 bis 2 cm so­wie mas­si­ver Krat­zer und Lack­be­schä­di­gun­gen im Be­reich der An­ten­ne aus­weis­lich ei­nes Kos­ten­vor­an­schlags vom 05.09.2017 ei­nen Kos­ten­auf­wand von 2.660,73 € brut­to.

Mit Schrift­satz sei­ner spä­te­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 09.10.2017 focht der Klä­ger sei­ne auf den Ab­schluss des Kauf­ver­trags ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung un­ter Ver­weis auf die Nachla­ckie­rung der lin­ken Schie­be­tür und die Be­schä­di­gun­gen des Fahr­zeug­dachs we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung an. Der Klä­ger for­der­te den Be­klag­ten auf, ihn Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ des Fahr­zeugs von For­de­run­gen aus dem Dar­le­hens­ver­trag frei­zu­stel­len. Dies lehn­te der Be­klag­te ab und bot dem Klä­ger oh­ne An­er­ken­nung ei­ner Rechts­pflicht ei­ne Nach­bes­se­rung des Wa­gens an.

Der Klä­ger hat be­haup­tet, der DE­KRA-Sach­ver­stän­di­ge ha­be, um den „DE­KRA Sie­gel“-Be­richt er­stel­len zu kön­nen, das Fahr­zeug­dach mit­hil­fe ei­ner Lei­ter in Au­gen­schein ge­nom­men und da­bei das Vor­han­den­sein ei­ner gro­ßen Del­le fest­ge­stellt. Ei­ne ein­ge­hen­de Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs sei nicht er­folgt, weil er – der Klä­ger – die­se nicht in Auf­trag ge­ge­ben ha­be. So­wohl die Be­schä­di­gun­gen des Dachs als auch die er­höh­ten Lack­schicht­di­cken im Be­reich des vor­de­ren rech­ten Kot­flü­gels und der lin­ken Schie­be­tür re­sul­tier­ten aus Un­fäl­len. Es sei – so hat der Klä­ger ge­meint – un­glaub­wür­dig, dass dem Be­klag­ten die Be­schä­di­gun­gen des Dachs nicht be­kannt ge­we­sen sei­en, denn ein ge­werb­li­cher Kfz-Händ­ler prü­fe ein hoch­wer­ti­ges Ge­braucht­fahr­zeug, das er er­wer­ben wol­le, zu­min­dest um­fas­send von au­ßen. Ob der Be­klag­te Kennt­nis von den Schä­den ge­habt ha­be, sei al­ler­dings im Hin­blick auf den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, auf den die Kla­ge hilfs­wei­se ge­stützt wer­de, ir­re­le­vant. Ei­ne Nach­bes­se­rung des Fahr­zeugs kom­me nicht in Be­tracht, weil sich nicht än­dern las­se, dass es ein Un­fall­wa­gen sei.

Der Klä­ger hat ur­sprüng­lich be­an­tragt, den Be­klag­ten zur Zah­lung von 1.159,15 € so­wie da­zu zu ver­ur­tei­len, ihn – den Klä­ger – von An­sprü­chen der Santan­der Con­su­mer Bank AG aus dem Dar­le­hens­ver­trag vom 12.08.2017 frei­zu­stel­len, und zwar Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs. Den ge­nann­ten Be­trag von 1.159,15 € hat der Klä­ger er­rech­net, in­dem er von den be­reits ge­zahl­ten Dar­le­hens­ra­ten in Hö­he von 2.627,90 € ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung für 6.000 ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter in Hö­he von 1.468,75 € ab­ge­zo­gen hat. Im Ver­lauf des Rechts­streits hat der Klä­ger ei­ne Neu­be­rech­nung vor­ge­nom­men, und zwar auf der Grund­la­ge in­zwi­schen ge­zahl­ter Dar­le­hens­ra­ten in Hö­he von 4.931,90 € und ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung für 14.000 ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter in Hö­he von 4.012,19 €. In­fol­ge­des­sen hat er die Haupt­sa­che teil­wei­se – in Hö­he von 239,44 € – für er­le­digt er­klärt.

Der Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Er hat gel­tend ge­macht, er ha­be das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nicht auf Schä­den un­ter­su­chen müs­sen. Schä­den am Dach des Fahr­zeugs ha­be er aus dem­sel­ben Grund wie der Klä­ger nicht er­kannt; sie sei­en bei der Über­ga­be des Wa­gens an den Klä­ger am 12.08.217 auch noch gar nicht vor­han­den ge­we­sen. Selbst wenn es sich bei die­sen Schä­den und den Stel­len mit er­höh­ten Lack­schicht­di­cken um Un­fall­schä­den han­deln soll­te, stell­ten die­se mit Blick auf das Al­ter und des Zu­stand des Fahr­zeugs kei­ne Sach­män­gel dar; je­den­falls aber wirk­ten sich die Män­gel al­len­falls in ei­nem mer­kan­ti­len Min­der­wert des Fahr­zeugs aus. Die in dem Kos­ten­vor­an­schlag vom 05.09.2017 aus­ge­wie­se­nen Kos­ten für ei­ne In­stand­set­zung des Fahr­zeugs sei­en über­zo­gen. Da für den Klä­ger auch die ihm be­kann­ten Vor­schä­den des Fahr­zeugs un­er­heb­lich ge­we­sen sei­en, sei da­von aus­zu­ge­hen, dass er den Wa­gen in je­dem Fall er­wor­ben hät­te. Ein Rück­tritts­recht ha­be der Klä­ger nicht ge­habt, weil er die von ihm – dem Be­klag­ten – an­ge­bo­te­ne Nach­bes­se­rung ab­ge­lehnt ha­be, und ei­ne Nach­bes­se­rung kön­ne der Klä­ger jetzt, nach­dem er den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt ha­be, nicht mehr mit Er­folg ver­lan­gen. Ein ent­spre­chen­der An­spruch sei zu­dem zwi­schen­zeit­lich ver­jährt.

Das Land­ge­richt hat der münd­li­chen Ver­hand­lung dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es das TÜV-Süd-Ge­braucht­wa­gen­zer­ti­fi­kat und den „DE­KRA Sie­gel“-Be­richt her­an­zie­he, um die Fra­ge zu be­ant­wor­ten, ob das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug die Be­schä­di­gun­gen am Dach be­reits auf­ge­wie­sen ha­be, als es dem Klä­ger über­ge­ben wor­den sei. So­dann hat das Land­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen, weil dem Klä­ger die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che we­der in­fol­ge ei­ner An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­gen Täu­schung noch in­fol­ge ei­nes Rück­tritts vom Kauf­ver­trag zu­stün­den.

Der Be­klag­te ha­be den ihm nach § 476 BGB a.F. (= § 477 BGB n.F.) ob­lie­gen­den Be­weis ge­führt, dass die Schä­den am Dach des Wa­gens bei des­sen Über­ga­be an den Klä­ger noch nicht vor­ge­le­gen ha­ben. Das TÜV-Süd-Ge­braucht­wa­gen­zer­ti­fi­kat und der „DE­KRA Sie­gel“-Be­richt er­bräch­ten als Pri­vat­ur­kun­den nach § 416 ZPO den Be­weis da­für, dass die in ih­nen ent­hal­te­nen Er­klä­run­gen von den je­wei­li­gen Aus­stel­lern ab­ge­ge­ben wor­den sei­en. Im Rah­men der frei­en Be­weis­wür­di­gung sei dann zu be­rück­sich­ti­gen, dass es sich um Be­rich­te an­er­kann­ter Prüf­or­ga­ni­sa­tio­nen han­de­le, die bei ein­ge­hen­der Un­ter­su­chung vor­han­de­ne Auf­fäl­lig­kei­ten der Ka­ros­se­rie kurz vor und kurz nach dem Ge­fahr­über­gang de­tail­liert ver­merkt hät­ten. In den je­wei­li­gen Be­rich­ten sei in­des be­züg­lich des Dachs le­dig­lich „Del­le“ und nicht – wie be­züg­lich an­de­rer Be­rei­che – „Del­len“ ver­merkt, al­so nur ein ein­zel­ner Scha­den er­wähnt. Dies las­se den Schluss zu, dass die vm Klä­ger an­ge­führ­ten Schä­den bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs noch nicht vor­han­den ge­we­sen sein.

Hin­sicht­lich der er­höh­ten Lack­schicht­di­cken im Be­reich des vor­de­ren rech­ten Kot­flü­gels und der lin­ken Schie­be­tür hat das Land­ge­richt aus­ge­führt, es ge­hö­re bei Ge­braucht­fahr­zeu­gen zur üb­li­chen Be­schaf­fen­heit, dass sich nicht mehr al­le Fahr­zeug­tei­le noch im Ori­gi­nal­zu­stand be­fän­den; ei­ne tech­nisch ein­wand­freie Neu­la­ckie­rung be­grün­de da­her für sich al­lein kei­nen Man­gel. Dies gel­te hier um­so mehr, als der Kauf­ver­trag den Hin­weis ent­hal­te, dass Nachla­ckie­run­gen mög­lich sei­en. Der von dem Klä­ger er­klär­te Rück­tritt sei auch dann un­wirk­sam, wenn den Nachla­ckie­run­gen Un­fall­schä­den zu­grun­de lä­gen. Der Be­klag­te ha­be kei­ne Ga­ran­tie für ei­ne Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs über­nom­men oder mit dem Klä­ger ver­ein­bart, dass das Fahr­zeug un­fall­frei sei. Bei den Un­fall­schä­den be­tref­fen­den Ein­tra­gun­gen im Kauf­ver­trag han­de­le es sich um rei­ne Wis­sens­mit­tei­lun­gen. Jen­seits ei­ner Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie oder -ver­ein­ba­rung sei­en Un­fall­schä­den, bei de­nen es sich um Ba­ga­tell­schä­den han­de­le, kein Sach­man­gel. Dass die Schä­den am vor­de­ren rech­ten Kot­flü­gel und an der lin­ken Schie­be­tür er­heb­lich sei­en, ha­be der Klä­ger nicht vor­ge­tra­gen.

Mit sei­ner da­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung hat der Klä­ger sei­nen Vor­trag wie­der­holt und ver­tieft, dass ei­ne ge­naue­re Un­ter­su­chung des Fahr­zeug­dachs erst nach der DE­KRA-Prü­fung in ei­ner Kfz-Werk­statt er­folgt sei und er – der Klä­ger – dem Be­klag­ten die da­bei ent­deck­ten Schä­den in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Über­ga­be des Fahr­zeugs an­ge­zeigt ha­be. Dies spre­che da­für, dass die Schä­den schon bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den ge­we­sen sei­en. Die Be­schä­di­gun­gen im Be­reich der An­ten­ne lie­ßen ex­pli­zit dar­auf schlie­ßen, dass das Fahr­zeug ei­nen Un­fall er­lit­ten ha­be, wor­auf das Land­ge­richt nicht ein­ge­gan­gen sei. Der nun als Zeu­ge be­nann­te Vor­be­sit­zer des Wa­gens kön­ne be­stä­ti­gen, dass die Schä­den schon vor­han­den ge­we­sen sei­en, als der Be­klag­te ihm – dem Klä­ger – das Fahr­zeug über­ge­ben ha­be. Er – der Klä­ger – ha­be au­ßer­dem Sach­ver­stän­di­gen­be­weis da­für an­ge­bo­ten, dass die er­höh­ten Lack­schicht­di­cken im Be­reich des vor­de­ren rech­ten Kot­flü­gels und der lin­ken Schie­be­tür auf ei­nen Un­fall zu­rück­gin­gen; dies be­inhal­te in­zi­dent die An­ga­be, dass es sich nicht um Ba­ga­tell­schä­den han­de­le. Die Er­heb­lich­keit der Schä­den wä­re ge­ra­de Ge­gen­stand des an­ge­bo­te­nen Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens ge­we­sen, weil es nicht sei­ne – des Klä­gers – Auf­ga­be sei, den ge­sam­ten Pro­zess­stoff vor­ab durch Ein­ho­lung von Pri­vat­gut­ach­ten kom­plett auf­zu­klä­ren. Der Kos­ten­auf­wand für ei­ne Be­sei­ti­gung der in Re­de ste­hen­den Schä­den be­tra­ge 1.500 €; au­ßer­dem ge­he mit den Schä­den ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert von min­des­tens 1.000 € ein­her. Ein man­gel­be­ding­ter Rück­tritt vom Kauf­ver­trag we­gen ei­nes Un­fall­scha­dens sei in­des we­gen Ge­ring­fü­gig­keit des Man­gels nur aus­ge­schlos­sen, wenn der mer­kan­ti­le Min­der­wert we­ni­ger als ein Pro­zent des Kauf­prei­ses be­tra­ge.

Der Klä­ger hat be­an­tragt, den Be­klag­ten un­ter Ab­än­de­rung des land­ge­richt­li­chen Ur­teils – auch un­ter dem Ge­sichts­punkt des Scha­dens­er­sat­zes – zur Zah­lung von 919 € und da­zu zu ver­ur­tei­len, ihn, den Klä­ger, von An­sprü­che der Santan­der Con­su­mer Bank AG aus dem Dar­le­hens­ver­trag vom 12.08.2017 frei­zu­stel­len, und zwar Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Mer­ce­des-Benz Via­no. Hilfs­wei­se woll­te der Klä­ger mit der Be­ru­fung er­rei­chen die Fest­stel­lung er­rei­chen, dass der Be­klag­te ver­pflich­tet sei, den Kauf­preis für das Fahr­zeug an die Santan­der Con­su­mer Bank AG zu­rück­zu­zah­len.

Der Be­klag­te hat das an­ge­foch­te­ne Ur­teil ver­tei­digt und im Hin­blick auf ei­ne Min­de­rung des Kauf­prei­ses die Ein­re­de der Ver­jäh­rung er­ho­ben. Er hat be­haup­tet, der Scha­den an der Schie­be­tür sei ent­stan­den, weil wäh­rend ei­nes Sturms ein Dach­zie­gel die Sei­ten­schei­be zer­stört ha­be; die Be­sei­ti­gung des da­bei ent­stan­de­nen Lack­scha­dens ha­be 575,45 € net­to ge­kos­tet. Die Be­schä­di­gung am rech­ten Kot­flü­gel, die der Vor­be­sit­zer des Fahr­zeugs mit ei­nem ge­rin­gen Kos­ten­auf­wand ha­be be­sei­ti­gen las­sen, sei ver­mut­lich auf ei­nem Park­platz durch ei­nen Ein­kaufs­wa­gen ver­ur­sacht wor­den. Der Mer­ce­des-Benz Via­no – so hat der Be­klag­te gel­tend ge­macht – sei kein Pkw im üb­li­chen Sin­ne, son­dern ein Trans­por­ter, für den an­de­re Maß­stä­be gel­ten müss­ten. Der Klä­ger ha­be das Fahr­zeug nach ei­ner zwei­stün­di­gen Be­gut­ach­tung we­gen sei­nes gu­ten All­ge­mein­zu­stands an­ge­kauft. Wä­ren die da­bei er­kann­ten Schä­den be­sei­tigt wor­den, wä­ren ähn­li­che oder so­gar stär­ke­re Lack­schicht­di­cken ent­stan­den wie an der Schie­be­tür und am Kot­flü­gel, so­dass sich an der Hö­he des Kauf­prei­ses mit Blick auf ei­nen hy­po­the­ti­schen mer­kan­ti­len Min­der­wert nichts ge­än­dert hät­te. Dass das Fahr­zeug ei­ne Del­le im Kot­flü­gel auf­wei­se, er­ge­be sich schon aus dem dem Klä­ger be­kann­ten TÜV-Süd-Ge­braucht­wa­gen­zer­ti­fi­kat. Bei der Be­ur­tei­lung, ob ein Sach­man­gel er­heb­lich sei, kön­ne nicht al­lein auf die Hö­he der Kos­ten ei­ner – mög­li­cher­wei­se lan­ge zu­rück­lie­gen­den und fach­ge­recht aus­ge­führ­ten – Re­pa­ra­tur ab­ge­stellt wer­den. Viel­mehr kom­me es dar­auf an, ob sich der Man­gel über­haupt noch in ei­nem mer­kan­ti­len Min­der­wert aus­wir­ke. Dass dies hier nicht der Fall (ge­we­sen) sei, sei schon im ers­ten Rechts­zug un­strei­tig ge­we­sen.

Die Be­ru­fung hat­te nur zu ei­nem ge­rin­gen Teil Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Im Er­geb­nis zu Recht ist das Land­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass der Klä­ger ei­nen An­spruch ge­gen den Be­klag­ten auf Zah­lung von 919 € so­wie auf Frei­stel­lung von For­de­run­gen der Santan­der Con­su­mer Bank AG aus dem Dar­le­hens­ver­trag zur Fahr­zeug­fi­nan­zie­rung in Hö­he von 32.195,90 € we­der ge­mäß § 433 I 2, § 434 I 2 Nr. 2, § 437 Nr. 2 und Nr. 3, §§ 323 I und II, 326 V BGB, §§ 346 I, 349, 284, 257 Satz 1 BGB in Ver­bin­dung mit dem un­strei­tig zwi­schen den Par­tei­en zu­stan­de ge­kom­me­nen Kauf­ver­trag noch aus § 812 I 1 Fall 1 BGB (Leis­tungs­kon­dik­ti­on), § 123 I Fall 1, § 142 I BGB hat.

a) Mit nicht zu be­an­stan­den­der Be­grün­dung hat das Land­ge­richt zu­nächst An­sprü­che des Klä­gers we­gen Schä­den am Dach des von ihm er­wor­be­nen Fahr­zeugs aus­ge­schlos­sen, weil dem Be­klag­ten der ihm ge­mäß § 477 BGB n.F. ob­lie­gen­de Be­weis ge­lun­gen ist, dass die­se Be­schä­di­gun­gen bei der Über­ga­be des Wa­gens und da­mit zu dem maß­geb­li­chen Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gan­ges ge­mäß § 446 Satz 1 BGB (vgl. ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 9. Aufl. [2020], § 434 Rn. 8 m. w. Nachw.) noch nicht vor­han­den wa­ren. Da­mit be­stand ei­ne Man­gel­haf­tig­keit des Wa­gens im Sin­ne des Kauf­rechts in die­ser Hin­sicht nicht; gleich­zei­tig fehlt es in der Fol­ge an den Vor­aus­set­zun­gen ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung durch den Be­klag­ten, weil es in­so­fern kei­nen für die Kauf­ent­schei­dung des Klä­gers we­sent­li­chen Um­stand gab, zu dem er ei­ner Auf­klä­rung durch den Be­klag­ten be­durft hät­te.

aa) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat nach § 529 I Nr. 1 ZPO sei­ner Ver­hand­lung und Ent­schei­dung die vom Ge­richt des ers­ten Rechts­zugs fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen zu­grun­de zu le­gen, so­weit nicht kon­kre­te An­halts­punk­te Zwei­fel an der Rich­tig­keit oder Voll­stän­dig­keit der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Fest­stel­lun­gen be­grün­den und des­halb ei­ne er­neu­te Fest­stel­lung ge­bie­ten.

bb) Auch aus dem Be­ru­fungs­vor­brin­gen des Klä­gers er­gibt sich kei­ne da­hin ge­hen­de Ver­an­las­sung be­zo­gen auf die Be­weis­wür­di­gung des Land­ge­richts zu dem hier be­han­del­ten Punkt, auf wel­che voll­um­fäng­lich ver­wie­sen wer­den kann. Ins­be­son­de­re han­delt es sich bei der erst im zwei­ten Rechts­zug er­folg­ten Be­nen­nung des Vor­ei­gen­tü­mers des Wa­gens als Zeu­gen da­für, dass die frag­li­chen Schä­den schon wäh­rend des­sen Be­sitz­zeit ent­stan­den sei­en, um ein neu­es An­griffs­mit­tel, für des­sen Zu­läs­sig­keit ein Aus­nah­me­fall ge­mäß § 531 II 1 ZPO nicht er­kenn­bar ist. So hat das Land­ge­richt in sei­ner münd­li­chen Ver­hand­lung dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es das Ge­braucht­wa­gen­zer­ti­fi­kat des TÜV Süd und den „DE­KRA Sie­gel“-Be­richt zum Ge­gen­stand ei­ner – noch of­fe­nen – Be­weis­wür­di­gung über das Vor­lie­gen der frag­li­chen Schä­den bei Ge­fahr­über­gang zu ma­chen be­ab­sich­ti­ge. Spä­tes­tens in die­sem Zeit­punkt hät­te für den Klä­ger An­lass be­stan­den, den statt­des­sen erst im Be­ru­fungs­ver­fah­ren be­nann­ten Zeu­gen an­zu­bie­ten. Wer ein Be­weis­mit­tel zu ei­nem zen­tra­len Punkt des Rechts­streits zu­rück­hält und erst ein­mal ab­war­tet, zu wel­chem Er­geb­nis die Er­he­bung der bis­her an­ge­bo­te­nen Be­wei­se führt, ver­stößt in gro­ber Wei­se ge­gen die all­ge­mei­ne Pro­zess­för­de­rungs­pflicht und han­delt da­mit nach­läs­sig i. S. von § 531 II 1 Nr. 3 ZPO (vgl. BGH, Beschl. v. 13.12.2006 – IV ZR 180/04, ju­ris Rn. 9 m. w. Nachw.). In­wie­fern die von dem Klä­ger an­ge­führ­te Ur­sa­che ei­nes Un­falls für die frag­li­chen Schä­den Rück­schlüs­se auf de­ren Vor­lie­gen vor der Über­ga­be des Au­tos an ihn zu­las­sen soll­te, er­schließt sich im Üb­ri­gen nicht.

b) Im Wei­te­ren ist zwi­schen den Par­tei­en zwar un­strei­tig, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Au­to be­reits bei sei­ner Über­ga­be an den Klä­ger er­höh­te Lack­schicht­di­cken im Be­reich des vor­de­ren rech­ten Kot­flü­gels und der lin­ken Schie­be­tür auf­wies; je­doch auch dar­aus kann der Klä­ger kei­ne Rech­te ge­gen den Be­klag­ten ab­lei­ten.

aa) So ist ein Rück­tritt des Klä­gers von dem Kauf­ver­trag aus­ge­schlos­sen.

(1) Die in dem Schrift­satz vom 09.10.2017 (aus­drück­lich) er­klär­te An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung ent­hält zu­gleich ei­nen Rück­tritt zu­min­dest im We­ge der Um­deu­tung nach § 140 BGB; der Klä­ger hat un­miss­ver­ständ­lich er­ken­nen las­sen, dass er un­ge­ach­tet des ver­wen­de­ten Be­griffs der An­fech­tung den mit dem Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag auf je­den Fall und da­mit un­ter je­dem in Be­tracht kom­men­den recht­li­chen Ge­sichts­punkt rück­ab­ge­wi­ckelt wis­sen woll­te, wo­bei zur wirk­sa­men Er­klä­rung ei­nes Rück­tritts ein Ge­brauch die­ses Wor­tes nicht er­for­der­lich ist (vgl. BGH, Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 182/08, ju­ris Rn. 15 f. m. w. Nachw.).

(2) We­gen der Vor­schä­den, wel­che den be­tref­fen­den Ka­ros­se­rie­stel­len zu­grun­de lie­gen, war der Pkw je­den­falls i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, weil er sich nicht für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­ne­te und kei­ne Be­schaf­fen­heit auf­wies, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann.

(a) Der Käu­fer kann auch bei dem Kauf ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs, wenn kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de vor­lie­gen, da­von aus­ge­hen, dass das Fahr­zeug kei­nen Un­fall er­lit­ten hat, bei dem es zu mehr als „Ba­ga­tell­schä­den“ ge­kom­men ist. Für die Ab­gren­zung zwi­schen ei­nem sol­chen „Ba­ga­tell­scha­den“ und ei­nem Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB ist auf die Grund­sät­ze zur Of­fen­ba­rungs­pflicht von Schä­den und Un­fäl­len beim Ge­braucht­wa­gen­kauf zu­rück­zu­grei­fen. Da­nach muss der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens ei­nen Scha­den oder Un­fall, der ihm be­kannt ist oder mit des­sen Vor­han­den­sein er rech­net, grund­sätz­lich auch un­ge­fragt dem Käu­fer mit­tei­len, wenn er sich nicht dem Vor­wurf arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gens aus­set­zen will, es sei denn, der Scha­den oder Un­fall war so ge­ring­fü­gig, dass er bei ver­nünf­ti­ger Be­trach­tungs­wei­se den Kauf­ent­schluss nicht be­ein­flus­sen kann. Die Gren­ze für nicht mit­tei­lungs­pflich­ti­ge „Ba­ga­tell­schä­den“ ist bei Per­so­nen­kraft­wa­gen sehr eng zu zie­hen. Als „Ba­ga­tell­schä­den“ sind bei Per­so­nen­kraft­wa­gen nur ganz ge­ring­fü­gi­ge, äu­ße­re (Lack-)Schä­den an­er­kannt, nicht da­ge­gen an­de­re (Blech-)Schä­den, auch wenn sie kei­ne wei­ter­ge­hen­den Fol­gen hat­ten und der Re­pa­ra­tur­auf­wand nur ge­ring war; oh­ne Be­deu­tung ist im Üb­ri­gen, ob das Fahr­zeug an­schlie­ßend fach­ge­recht re­pa­riert wor­den ist (vgl. BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, ju­ris Rn. 20 m. w. Nachw.).

(b) Der Sach­ver­stän­di­ge S hat in sei­nem durch­ge­hend in sich schlüs­si­gen und nach­voll­zieh­ba­ren Gut­ach­ten aus­ge­führt, dass im Be­reich er­höh­ter Lack­schicht­di­cken an der lin­ken Schie­be­tür und dem rech­ten vor­de­ren Kot­flü­gel des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw nicht le­dig­lich (blo­ße) Lack­schä­den, son­dern we­gen der Ver­ar­bei­tung von Spach­tel­ma­te­ri­al die Re­pa­ra­tur von Blech­schä­den er­folgt sein müs­se. Der Vor­trag des Be­klag­ten in die­sem Zu­sam­men­hang ist dann nicht ge­eig­net, die Fest­stel­lun­gen des Gut­ach­ters in Zwei­fel zu zie­hen.

(aa) Be­züg­lich des Scha­dens an der Schie­be­tür ist die Re­de von ei­nem „Lack­scha­den“, der auf ei­ne Zer­stö­rung der Sei­ten­schei­be durch ei­nen Dach­zie­gel wäh­rend ei­nes Sturms zu­rück­ge­he. In ei­ner Ge­gen­über­stel­lung mit den hier er­folg­ten sach­ver­stän­di­gen Fest­stel­lun­gen ist da­nach be­reits nicht er­kenn­bar, dass die­ses Scha­dens­er­eig­nis mit dem­je­ni­gen iden­tisch ist, auf wel­ches die von dem Ge­richts­gut­ach­ter er­kann­te Be­schä­di­gung zu­rück­geht; zu­dem müs­sen selbst ver­hält­nis­mä­ßig ge­ring­fü­gi­ge Re­pa­ra­tur­kos­ten in Hö­he von 575,42 € nicht für die An­nah­me ei­nes Ba­ga­tell­scha­dens spre­chen.

(bb) Im Hin­blick auf den Zu­stand des vor­de­ren rech­ten Kot­flü­gels ver­hält sich das Vor­brin­gen des Be­klag­ten nicht aus­drück­lich zu der Art der be­sei­tig­ten Be­schä­di­gung in ei­ner Ab­gren­zung von Lack- und Blech­scha­den; zu­dem wird ei­ne Scha­dens­ent­ste­hung durch das von dem Be­klag­ten da­für in Be­zug ge­nom­me­ne Er­eig­nis le­dig­lich als „wahr­schein­lich“ be­zeich­net.

(3) Ge­währ­leis­tungs­rech­te des Klä­gers we­gen die­ser Män­gel sind nicht ge­mäß § 442 I 1 BGB aus­ge­schlos­sen. Auch aus den Dar­le­gun­gen des Be­klag­ten un­ter Ver­weis auf ei­ne dem Ver­trags­ab­schluss vor­aus­ge­gan­ge­ne „zwei­stün­di­ge Be­gut­ach­tung“ des Pkw durch den Klä­ger er­gibt sich nicht, dass die­sem die er­höh­ten Lack­schicht­di­cken und ih­nen zu­grun­de lie­gen­de be­ho­be­ne Blech­schä­den be­kannt ge­we­sen wä­ren. Zu­tref­fend ver­weist der Be­klag­te da­ne­ben zwar dar­auf, dass sich das Vor­han­den­sein ei­ner Del­le im Kot­flü­gel vor­ne rechts aus dem Ge­braucht­wa­gen­zer­ti­fi­kat des TÜV Süd er­gab; die­se be­fin­det sich nach der dor­ti­gen Skiz­ze je­doch auf der Hö­he des Rad­stands, wäh­rend die er­höh­ten Lack­schicht­di­cken im Be­reich des wei­ter vor­ne ge­le­ge­nen Schein­wer­fers fest­ge­stellt wur­den. Ei­ne ge­ne­rel­le An­nah­me, dass bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen mit ei­nem Al­ter von acht Jah­ren und ei­ner Lauf­leis­tung von 154.600 km das Vor­han­den­sein (ver­bor­ge­ner) frü­he­rer Blech­schä­den zu er­war­ten wä­re, lässt sich nicht be­grün­den.

(4) Eben­so we­nig be­inhal­tet der Ver­merk „Nachla­ckie­rung mög­lich“ in dem Kauf­ver­trag der Par­tei­en ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss für den Be­klag­ten.

(a) Ein sol­cher ist bei Ver­brauchs­gü­ter­käu­fen wie hier ge­mäß § 474 I 1, § 476 I BGB un­zu­läs­sig. Die im Ein­zel­fall schwie­ri­ge Ab­gren­zung zwi­schen (zu­läs­si­ger) Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung und (un­zu­läs­si­ger) Be­schrän­kung der Käu­fer­rech­te muss sich vor die­sem Hin­ter­grund an der Fra­ge ori­en­tie­ren, ob die je­wei­li­ge Ver­trags­ge­stal­tung da­zu füh­ren soll, dass der Käu­fer das Ri­si­ko des Be­ste­hens ei­nes ver­bor­ge­nen Man­gels trägt. Die­ses dem Käu­fer – auch ge­gen ent­spre­chen­den Preis­nach­lass – zu über­tra­gen, schließt § 475 I BGB in Be­zug auf die ihm un­ab­hän­gig vom Ver­tre­ten­müs­sen des Ver­käu­fers zu­ste­hen­den Rechts­be­hel­fe aus. Je­de Ver­ein­ba­rung, die un­mit­tel­bar oder mit­tel­bar be­wirkt, dass der Käu­fer das Ri­si­ko des Vor­han­den­seins ei­nes ver­bor­ge­nen Man­gels trägt, ist un­ab­hän­gig von ih­rer Trans­pa­renz nach § 475 I BGB un­wirk­sam; dies gilt ins­be­son­de­re für ei­ne (ne­ga­ti­ve) Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung des In­halts, dass die ver­kauf­te Sa­che „mög­li­cher­wei­se man­gel­haft“ ist (vgl. MünchKomm-BGB/Lo­renz, 7. Aufl. [2016], § 475 Rn. 10; s. auch Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 13. Aufl. [2017], Rn. 2497, 3083 f.; je­weils m. w. Nachw.; of­fen­ge­las­sen noch in BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, ju­ris Rn. 15, dort al­ler­dings be­reits, weil das Be­ru­fungs­ge­richt kei­ne Fest­stel­lun­gen zum Vor­lie­gen ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs ge­trof­fen hat­te, un­ter gleich­zei­ti­gem Ver­weis auf Fund­stel­len zu der hier ver­tre­te­nen Auf­fas­sung). Ab­ge­se­hen von der sich aus § 476 I BGB n.F. er­ge­ben­den Ri­si­ko­ver­tei­lung nach dem ge­setz­li­chen Re­ge­lungs­sys­tem des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs spricht da­für in der Ab­wä­gung der In­ter­es­sen von Käu­fer und Ver­käu­fer nicht zu­letzt, dass der Ver­käu­fer ge­mein­hin über wei­ter­ge­hen­de Fach­kun­de und zu­mut­ba­re Mög­lich­kei­ten ei­ner Prü­fung der Kauf­sa­che ver­fügt, auf­grund de­rer er die Ge­fahr ver­bor­ge­ner Män­gel für sich klä­ren und sein wei­te­res Vor­ge­hen bei Ver­trags­ge­stal­tung und -ab­schluss da­von ab­hän­gig ma­chen kann (vgl. BeckOGK/Au­gen­ho­fer, Stand: 01.07.2020, § 476 BGB Rn. 36 m. w. Nachw.).

(b) Dem­ge­mäß sind die For­mu­lie­run­gen und Ein­tra­gun­gen in dem Kauf­ver­trags­for­mu­lar in dem vor­lie­gen­den Fall in der Ge­samt­schau nicht als ne­ga­ti­ve Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung im Sin­ne ei­ner „mög­li­cher­wei­se nicht be­ste­hen­den Un­fall­frei­heit“ zu qua­li­fi­zie­ren. Der Be­klag­te hat ei­ne Kennt­nis von Un­fall­schä­den so­wohl bei dem Vor­be­sit­zer als auch aus an­de­rem Zu­sam­men­hang ver­neint; al­lein aus dem – oh­ne­hin mehr­deu­ti­gen – Ver­weis dar­auf, dass (den­noch) ei­ne „Nachla­ckie­rung mög­lich“ sei, war für den Klä­ger nicht zwin­gend ab­zu­lei­ten, dass er des­halb mit ei­nem (er­heb­li­chen) Un­fall­vor­scha­den zu rech­nen hat­te.

(5) Letzt­lich schei­tert ein Rück­tritt des Klä­gers al­ler­dings ge­mäß § 323 V 2 BGB dar­an, dass le­dig­lich ei­ne un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten vor­liegt.

(a) So­weit ein „Ba­ga­tell­scha­den“ nach dem oben un­ter (2) (a) Ge­sag­ten al­lein im Fal­le ganz ge­ring­fü­gi­ger, äu­ße­rer (Lack-)Schä­den im Ge­gen­satz zu an­de­ren (Blech-)Schä­den, auch wenn sie kei­ne wei­ter­ge­hen­den Fol­gen hat­ten und der Re­pa­ra­tur­auf­wand nur ge­ring war, an­ge­nom­men wird, sagt dies noch nichts dar­über aus, dass wei­ter­ge­hen­de Schä­den nicht den­noch als un­we­sent­lich im Sin­ne der ein­gangs ge­nann­ten Norm an­ge­se­hen wer­den kön­nen. Liegt die Pflicht­ver­let­zung in der Lie­fe­rung ei­nes Fahr­zeugs mit dem un­be­heb­ba­ren Man­gel der Ei­gen­schaft als Un­fall­wa­gen, kommt es viel­mehr dar­auf an, ob und ge­ge­be­nen­falls in wel­cher Hö­he sich dies in ei­nem mer­kan­ti­len Min­der­wert des Au­tos nie­der­schlägt (so aus­drück­lich un­ter Auf­ga­be ei­ner frü­he­ren ab­wei­chen­den Auf­fas­sung BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, ju­ris Rn. 22).Bei ei­nem be­heb­ba­ren Man­gel ist im Rah­men ei­ner um­fas­sen­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung auf der Grund­la­ge der Um­stän­de des Ein­zel­falls in der Re­gel von ei­ner Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung nicht mehr aus­zu­ge­hen, wenn der Män­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand ei­nen Be­trag von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses über­steigt (vgl. BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 = ju­ris Rn. 30 ff.). Die­se Schwel­le lässt sich auf die Be­wer­tung der Er­heb­lich­keit ei­nes mer­kan­ti­len Min­der­werts im Fal­le ei­nes un­be­heb­ba­ren Man­gels über­tra­gen. Ei­ne Dis­kre­panz zu der Be­wer­tung im Fal­le be­heb­ba­rer Män­gel er­gibt sich dar­aus nicht des­halb, weil der mer­kan­ti­le Min­der­wert grund­sätz­lich pro­zen­tu­al ge­rin­ger ist als die par­al­le­len Re­pa­ra­tur­kos­ten; denn der Man­gel der Ei­gen­schaft als Un­fall­wa­gen kann sich bei ei­nem Ge­braucht­fahr­zeug für den Käu­fer von vorn­her­ein al­lein in ei­ner ent­spre­chen­den Wert­min­de­rung nie­der­schla­gen, wäh­rend die frag­li­chen Schä­den ge­mein­hin schon be­sei­tigt sind und ein Kos­ten­auf­wand in­so­fern gar nicht (mehr) an­fal­len kann (vgl. BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, ju­ris Rn. 22; der dor­ti­ge Leit­satz zu 2 ist in der Zu­sam­men­schau mit den Ent­schei­dungs­grün­den oh­ne­hin so zu le­sen, dass „je­den­falls“ Män­gel, für die sich le­dig­lich knapp ein Pro­zent des Kauf­prei­ses er­gibt, oh­ne Zwei­fel als un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 ZPO ein­zu­stu­fen sind).

(b) Die Durch­füh­rung ei­ner Be­weis­auf­nah­me hier­zu war nicht des­halb ent­behr­lich, weil das be­tref­fen­de Vor­brin­gen des als Ver­käu­fer für die Un­er­heb­lich­keit dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­ten Be­klag­ten (vgl. Be­ckOK-BGB/H. Schmidt, Stand: 01.05.2020, § 323 Rn. 53 m. w. Nachw.; a. A. OLG Ko­blenz, Beschl. v. 27.09.2017 – 2 U 4/17, ju­ris Rn. 26: „Die aus § 363 BGB fol­gen­de Be­weis­last­ver­tei­lung gilt glei­cher­ma­ßen für die Fra­ge, ob ei­ne in der nach dem Vor­brin­gen des Käu­fers nicht ver­trags­ge­mäß be­wirk­ten Leis­tung lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung er­heb­lich und der An­spruch nicht kraft Ge­set­zes nach § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen ist.“) im ers­ten Rechts­zug un­strei­tig ge­we­sen wä­re. Ab­ge­se­hen da­von, dass der Vor­trag erst­mals in ei­nem nach­ge­las­se­nen Schrift­satz nach der münd­li­chen Ver­hand­lung er­folgt und die­se dar­auf­hin nicht wie­der er­öff­net wor­den ist, wird er im Tat­be­stand des an­ge­foch­te­nen Ur­teils im Rah­men des strei­ti­gen Be­klag­ten­vor­brin­gens wie­der­ge­ge­ben; da­mit wirkt in­so­fern je­den­falls die Be­weis­kraft des § 314 Satz 1 ZPO ge­gen den Be­klag­ten, nach­dem er ei­nen (frist­ge­mä­ßen) Tat­be­stands­be­rich­ti­gungs­an­trag nicht ge­stellt hat, wäh­rend es auf den feh­len­den Ein­tritt ei­ner Rechts­kraft der Ent­schei­dungs­grün­de nach § 322 I BGB in­so­fern nicht an­kommt. Nicht re­le­vant war da­ne­ben, ob sich die mit di­cke­ren Lack­schich­ten be­ho­be­nen Vor­be­schä­di­gun­gen mög­li­cher­wei­se als nicht gra­vie­ren­der dar­stell­ten als die ihm bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags schon be­kann­ten Schä­den an an­de­ren Stel­len des Au­tos bzw. sie kei­ne Aus­wir­kung auf die Bil­dung des Kauf­prei­ses im Ver­hält­nis der Par­tei­en zu­ein­an­der ge­habt hät­ten. Die hier maß­geb­li­che Dif­fe­ren­zie­rung folgt viel­mehr dar­aus, dass Ge­währ­leis­tungs­rech­te des Klä­gers im Hin­blick auf ihm be­kann­te Män­gel ge­mäß § 442 I 1 BGB aus­ge­schlos­sen ge­we­sen wä­ren, wäh­rend dies im Hin­blick auf die erst nach­träg­lich fest­ge­stell­ten Vor­schä­den eben nicht der Fall war.

(c) Der Sach­ver­stän­di­ge S hat in eben­falls in sich schlüs­si­ger und nach­voll­zieh­ba­rer Wei­se ei­nen mer­kan­ti­len Min­der­wert des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs auf­grund der Vor­schä­den, wel­che den er­höh­ten Lack­schicht­di­cken zu­grun­de lie­gen, zwar nicht gänz­lich ver­neint. Er hat ei­ne von ihm er­mit­tel­te Wert­min­de­rung al­ler­dings auf nur 600 € be­zif­fert, was le­dig­lich 2,55 % des zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses in Hö­he von 23.500 eu­ro; ent­spricht. An­halts­punk­te da­für, dass nicht von ei­ner Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung aus­zu­ge­hen wä­re, ob­wohl die Schwel­le von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses nicht er­reicht wird, sind nach ei­ner Ab­wä­gung der je­wei­li­gen In­ter­es­sen der Par­tei­en nicht er­sicht­lich.

bb) Die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung ge­mäß § 123 I Fall 1 BGB lie­gen in die­sem Zu­sam­men­hang eben­falls nicht vor.

(1) We­der aus dem Vor­trag des Klä­gers noch aus sons­ti­gen An­halts­punk­ten ist er­sicht­lich, dass dem Be­klag­ten die er­höh­ten Lack­schicht­di­cken, wel­che sich ins­be­son­de­re nicht aus dem Ge­braucht­wa­gen­zer­ti­fi­kat des TÜV Süd er­ge­ben, vor dem Ab­schluss des Kauf­ver­trags be­kannt ge­we­sen wä­ren; arg­lis­ti­ges Han­deln setzt aber die Ab­ga­be un­rich­ti­ger Er­klä­run­gen in Kennt­nis ih­rer Un­rich­tig­keit vor­aus (vgl. BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 = ju­ris Rn. 13 m. w. Nachw.).

(2) Eben­so we­nig hat der Be­klag­te un­ab­hän­gig von ei­ner sol­chen po­si­ti­ven (Un-)Kennt­nis ei­ne Zu­si­che­rung des Nicht­vor­han­den­sein an­de­rer als der in dem Ge­braucht­wa­gen­zer­ti­fi­kat des TÜV Süd ein­ge­tra­ge­nen Vor­schä­den ins Blaue hin­ein ab­ge­ge­ben, so­weit für die An­nah­me von Arg­list be­ding­ter Vor­satz aus­reicht.

(a) Den Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens trifft oh­ne Vor­lie­gen be­son­de­rer, hier nicht er­kenn­ba­rer An­halts­punk­te für ei­nen Un­fall­scha­den nicht die Ob­lie­gen­heit, das zum Ver­kauf an­ge­bo­te­ne Fahr­zeug auf Un­fall­schä­den zu un­ter­su­chen. Je­doch muss der Ver­käu­fer, der von ei­ner ei­ge­nen Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs ab­sieht und gleich­wohl des­sen Un­fall­frei­heit zu­si­chert, die Be­grenzt­heit sei­nes Kennt­nis­stands deut­lich ma­chen, wenn er die Un­fall­frei­heit in ei­ner Wei­se be­haup­tet, die dem Käu­fer den Ein­druck ver­mit­teln kann, dies ge­sche­he auf der Grund­la­ge ver­läss­li­cher Kennt­nis.

(b) Ein sol­cher – ein­schrän­ken­der – Hin­weis des Be­klag­ten folgt aber aus dem Ver­weis in dem Kauf­ver­trag auf die An­ga­ben zu Un­fall­schä­den „lt. Vor­be­sit­zer“ und der Ver­nei­nung ei­ner Kennt­nis des Be­klag­ten auf an­de­re Wei­se; der Be­klag­te hat ei­ne – ab­ge­se­hen von den Ver­mer­ken in dem Ge­braucht­wa­gen­zer­ti­fi­kat des TÜV Süd be­ste­hen­de – Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs ge­gen­über dem Klä­ger da­mit nicht zu­ge­si­chert, oh­ne deut­lich zu ma­chen, dass er über die Un­fall­frei­heit kei­ne ei­ge­nen Er­kennt­nis­se hat­te (vgl. BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 = ju­ris Rn. 15).

cc) Rück­ge­währ­pflich­ten auf­grund ei­nes Rück­tritts oder ei­ner An­fech­tung des Klä­gers nach §§ 346 I, 812 I 1 Fall 1 BGB er­fass­ten so­dann zwar al­lein den ge­leis­te­ten Net­to­dar­le­hens­be­trag bzw. die an die fi­nan­zie­ren­de Bank ge­leis­te­ten Net­to­kre­dit­ra­ten ab­züg­lich der von dem Klä­ger ge­zo­ge­nen Nut­zungs­vor­tei­le als von dem Be­klag­ten emp­fan­ge­ne Leis­tun­gen, wäh­rend die Dar­le­hens­kos­ten und -zin­sen nicht mit­tel­bar an den Be­klag­ten, son­dern aus­schließ­lich an den Kre­dit­ge­ber ge­leis­tet wur­den; de­ren Er­stat­tung könn­te sich da­her al­len­falls aus § 284 BGB er­ge­ben. Um ver­geb­li­che Auf­wen­dun­gen im Sin­ne die­ser Vor­schrift han­del­te es sich bei den Dar­le­hens­kos­ten und -zin­sen aber von vorn­her­ein le­dig­lich dann, wenn die Kauf­sa­che we­gen ih­rer Man­gel­haf­tig­keit zu­rück­ge­ge­ben wür­de oder nicht be­stim­mungs­ge­mäß ge­nutzt wer­den könn­te (vgl. ju­risPK-BGB/Seich­ter, 9. Aufl. [2020], § 284 Rn. 15 m. w. Nachw.). Nach den Aus­füh­run­gen zu­vor un­ter aa und bb schei­det ei­ne Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Wa­gens für den Klä­ger aber aus, und die Vor­schä­den, wel­che das Au­to als Un­fall­wa­gen man­gel­haft ma­chen, be­ein­träch­ti­gen sei­ne Mög­lich­kei­ten zur Nut­zung des Pkw nicht (vgl. zum Gan­zen OLG Hamm, Urt. v. 08.09.2005 – 28 U 60/05, ju­ris Rn. 27 f.).

2. So­weit der Klä­ger sei­nen Zah­lungs­an­trag in der Be­ru­fungs­in­stanz hilfs­wei­se auf ei­nen An­spruch ge­gen den Be­klag­ten zu­min­dest in Hö­he des von dem Sach­ver­stän­di­gen er­mit­tel­ten mer­kan­ti­len Min­der­werts zu­züg­lich Zin­sen stützt, ist die Kla­ge teil­wei­se be­reits un­zu­läs­sig, im Üb­ri­gen da­ge­gen be­grün­det.

a) Der voll­stän­di­gen Zu­läs­sig­keit der Kla­ge steht ih­re feh­len­de hin­rei­chen­de Be­stimmt­heit i. S. von § 253 II Nr. 2 ZPO hin­sicht­lich der Zins­for­de­rung ent­ge­gen, wäh­rend im Üb­ri­gen die Vor­aus­set­zun­gen des § 533 ZPO für ei­ne Kla­ge­än­de­rung im zwei­ten Rechts­zug ge­ge­ben sind.

aa) Nach der § 253 II Nr. 2 ZPO muss die Kla­ge­schrift un­ter an­de­rem die be­stimm­te An­ga­be des Ge­gen­stands und Grunds des er­ho­be­nen An­spruchs so­wie ei­nen be­stimm­ten An­trag ent­hal­ten. Im Fal­le ei­nes Zins­an­spruchs be­dingt dies ne­ben der An­ga­be des Zins­fu­ßes auch die Be­nen­nung des Ta­ges für den Be­ginn des Zins­laufs (vgl. Münch­Komm-ZPO/Be­cker-Eber­hard,, 6. Aufl. [2020], § 253 Rn. 132 m. w. Nachw.). Ein Da­tum für den Zins­be­ginn hat der Klä­ger hier nicht an­ge­ge­ben. Ein da­hin ge­hen­der ge­richt­li­cher Hin­weis war nach § 139 II 1 ZPO ent­behr­lich, weil nur ei­ne Ne­ben­for­de­rung be­trof­fen ist.

bb) Der Über­gang von ei­nem Rück­zah­lungs­ver­lan­gen auf­grund von Rück­tritt oder An­fech­tung zu dem Er­satz ei­ner Wert­min­de­rung stellt ei­ne Kla­ge­än­de­rung nach § 263 ZPO dar (vgl. BGH, Urt. v. 01.06.1990 – V ZR 48/89, ju­ris Rn. 8 m. w. Nachw. zum Ver­hält­nis von Wan­de­lung und Min­de­rung; Urt. v. 22.09.2016 – V ZR 4/16, ju­ris Rn. 26 ff. zum Fall, dass sich der Käu­fer nach ei­ner er­folg­lo­sen Kla­ge, mit der er auf­grund ei­ner An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung die Rück­ab­wick­lung des Ver­trags ver­langt hat, auf den Bo­den des Ver­trags stellt und nun­mehr Min­de­rung des Kauf­prei­ses und An­sprü­che auf klei­nen Scha­dens­er­satz gel­tend macht).

(1) Un­ab­hän­gig von ei­ner Ein­wil­li­gung des Be­klag­ten ist die­se je­den­falls sach­dien­lich i. S. von § 533 Nr. 1 Fall 2 ZPO.

(a) Die Be­ur­tei­lung der Sach­dien­lich­keit er­for­dert ei­ne Be­rück­sich­ti­gung, Be­wer­tung und Ab­wä­gung der bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen. Es kommt in­so­weit al­lein auf die ob­jek­ti­ve Be­ur­tei­lung an, ob und in­wie­weit die Zu­las­sung der Kla­ge­än­de­rung den sach­li­chen Streitstoff im Rah­men des an­hän­gi­gen Rechts­streits aus­räumt und ei­nem an­de­ren­falls zu ge­wär­ti­gen­den wei­te­ren Rechts­streit vor­beugt. Maß­ge­bend ist der Ge­sichts­punkt der Pro­zess­wirt­schaft­lich­keit. Un­ter die­sem Ge­sichts­punkt ist nicht die be­schleu­nig­te Er­le­di­gung des an­hän­gi­gen Pro­zes­ses, son­dern die Er­le­di­gung der Streit­punk­te zwi­schen den Par­tei­en ent­schei­dend. Des­halb steht der Sach­dien­lich­keit ei­ner Kla­ge­än­de­rung grund­sätz­lich nicht ent­ge­gen, dass im Fal­le ih­rer Zu­las­sung Be­weis­er­he­bun­gen nö­tig wer­den und da­durch die Er­le­di­gung des Pro­zes­ses ver­zö­gert wür­de (vgl. BGH, Urt. v. 27.09.2006 – VI­II ZR 19/04, ju­ris Rn. 10 f.).

(b) Die Be­schei­dung ei­nes An­spruchs des Be­klag­ten auf Er­satz ei­nes mer­kan­ti­len Min­der­werts des streit­ge­gen­ständ­li­chen Wa­gens in dem vor­lie­gen­den Rechts­streit dient ei­ner Ge­samt­be­rei­ni­gung des Ver­hält­nis­ses zwi­schen den Par­tei­en, wo­bei das Ver­fah­ren (auch) in­so­weit un­mit­tel­bar ent­schei­dungs­reif ist.

(2) Die Kla­ge­än­de­rung kann zu­dem ge­mäß § 533 Nr. 2 ZPO auf Tat­sa­chen ge­stützt wer­den, die das Be­ru­fungs­ge­richt sei­ner Ver­hand­lung und Ent­schei­dung über die Be­ru­fung oh­ne­hin nach § 529 ZPO zu­grun­de zu le­gen hat.

b) Der Klä­ger hat ei­nen An­spruch ge­gen den Be­klag­ten auf Zah­lung von 600 € auf­grund ei­ner Min­de­rung ge­mäß § 433 I 2, § 434 I 2 Nr. 2, §§ 437 Nr. 2 Fall 2, §§ 441 I 1, III und IV, 346 I BGB bzw. als (klei­nen) Scha­dens­er­satz nach § 433 I 2, § 434 I 2 Nr. 2, § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I und III, 281 I, 249 I BGB, je­weils in Ver­bin­dung mit dem un­strei­tig zwi­schen den Par­tei­en zu­stan­de ge­kom­me­nen Kauf­ver­trag.

aa) Nach dem oben un­ter II 1 b aa (2) Ge­sag­ten war der Pkw bei Ge­fahr­über­gang auf­grund der Vor­schä­den, wel­che den er­höh­ten Lack­schicht­di­cken im Be­reich des vor­de­ren rech­ten Kot­flü­gels und der lin­ken Schie­be­tür zu­grun­de lie­gen, man­gel­haft.

bb) Ei­ner Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung durch Nach­bes­se­rung durch den Klä­ger be­durf­te es ge­mäß § 326 V BGB nicht, weil der Man­gel, der in der Ei­gen­schaft des Fahr­zeugs als Un­fall­wa­gen liegt, nicht be­heb­bar ist. Durch Nach­bes­se­rung lässt sich die­ser Man­gel nicht kor­ri­gie­ren (vgl. BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, ju­ris Rn. 21). Ei­ne Er­satz­lie­fe­rung wie­der­um schei­det nach dem durch Aus­le­gung zu er­mit­teln­den Wil­len der Ver­trags­par­tei­en bei Ver­trags­schluss aus, wenn der Käu­fer sei­ne Kauf­ent­schei­dung – wie hier – nicht nur auf­grund ob­jek­ti­ver An­for­de­run­gen, son­dern auch auf­grund des bei der Be­sich­ti­gung ge­won­ne­nen per­sön­li­chen Ein­drucks von dem Fahr­zeug ge­trof­fen hat; beim Kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens ist in der Re­gel erst der bei ei­ner per­sön­li­chen Be­sich­ti­gung ge­won­ne­ne Ge­samt­ein­druck von den tech­ni­schen Ei­gen­schaf­ten, der Funk­ti­ons­fä­hig­keit und dem äu­ße­ren Er­schei­nungs­bild des in­di­vi­du­el­len Fahr­zeugs aus­schlag­ge­bend für den Ent­schluss des Käu­fers, das kon­kre­te Fahr­zeug zu kau­fen, das in der Ge­samt­heit sei­ner Ei­gen­schaf­ten dann nicht ge­gen ein an­de­res aus­tausch­bar sein soll (vgl. zum Gan­zen BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 = ju­ris Rn. 17 ff.).

cc) Der Sach­ver­stän­di­ge hat nach den Er­läu­te­run­gen zu­vor un­ter Zif­fer II 1 b aa (5) (c) ei­nen mer­kan­ti­len Min­der­wert des Wa­gens in Hö­he von 600 € er­mit­telt.

dd) We­gen der Un­wirk­sam­keit sei­nes Rück­tritts ge­mäß § 323 V 2 BGB war der Klä­ger be­rech­tigt, noch zu ei­ner Min­de­rung über­zu­ge­hen (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 79. Aufl. [2020], § 437 Rn. 27); die Gel­tend­ma­chung ei­nes (klei­nen) Scha­dens­er­sat­zes ist ge­mäß § 325 BGB schon ne­ben ei­nem Rück­tritt mög­lich.

ee) Der Be­klag­te ist letzt­lich nicht ge­mäß § 214 I BGB auf­grund der von ihm er­ho­be­nen Ein­re­de der Ver­jäh­rung be­rech­tigt, die Leis­tung zu ver­wei­gern. Die Ver­jäh­rungs­frist be­trägt nach § 438 I Nr. 3 und II BGB zwei Jah­re und wä­re – be­gin­nend mit der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger am 12.08.2017 – folg­lich mit dem 12.08.2019 ab­ge­lau­fen. Der Frist­ab­lauf ist durch den Klä­ger je­doch mit der Zu­stel­lung der Kla­ge­schrift an den Be­klag­ten am 25.05.2018 ge­mäß § 204 I Nr. 1 Fall 1 BGB recht­zei­tig ge­hemmt wor­den. Zwar rich­te­te sich die Kla­ge da­mals noch auf An­sprü­che auf­grund ver­trags­be­en­den­der Er­klä­run­gen in Form ei­nes Rück­tritts bzw. ei­ner An­fech­tung und nicht auf die jetzt zu­ge­spro­che­ne Wert­min­de­rung; nach § 213 BGB gilt die Hem­mung al­ler­dings auch für An­sprü­che, die aus den­sel­ben Grün­den wahl­wei­se ne­ben dem An­spruch oder an sei­ner Stel­le ge­ge­ben sind (vgl. BGH, Urt. v. 29.04.2015 – VI­II ZR 180/14, BGHZ 205, 151 = ju­ris Rn. 35 f. m. w. Nachw. [kauf­recht­li­che Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che]).

3. Der hilfs­wei­se Fest­stel­lungs­an­trag des Klä­gers schließ­lich ist dem­ge­gen­über be­reits ins­ge­samt un­zu­läs­sig man­gels ei­nes ge­mäß § 256 I ZPO er­for­der­li­chen be­son­de­ren Fest­stel­lungs­in­ter­es­ses. Es fehlt zum ei­nen we­gen der bes­se­ren Rechts­schutz­mög­lich­keit ei­nes auf Zah­lung an die fi­nan­zie­ren­de Bank ge­rich­te­ten und be­reits be­zif­fer­ba­ren Leis­tungs­an­trags (vgl. Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 33. Aufl. [2020], § 256 Rn. 7a m. w. Nachw.; s. zur ma­te­ri­ell-recht­li­chen Zu­läs­sig­keit ei­nes sol­chen Be­geh­rens der Leis­tung an ei­nen Drit­ten OLG Ham­burg, Urt. v. 04.03.1958 – 2 U 255/57, NJW 1958, 1781). Zum an­de­ren ent­fal­te­te ei­ne der­ar­ti­ge Fest­stel­lung im Ver­hält­nis zu der fi­nan­zie­ren­den Bank nicht die von dem Klä­ger an­ge­nom­me­ne Rechts­kraft, weil sie an dem vor­lie­gen­den Rechts­streit nicht be­tei­ligt ist (vgl. Zöl­ler/Voll­kom­mer, ZPO, 33 Aufl. [2020], § 325 Rn. 3 m. w. Nachw.); von der Mög­lich­keit ei­ner Streit­ver­kün­dung ge­gen­über dem Kre­dit­in­sti­tut hat der Klä­ger kei­nen Ge­brauch ge­macht.

IV. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 92 II Nr. 1 ZPO; die Vor­schrift gilt ana­log auch für den spie­gel­ver­kehr­ten Fall, dass der Be­klag­te nur in ei­nem ge­ring­fü­gi­gen Um­fang ver­ur­teilt wird (vgl. Be­ckOK-ZPO/Jas­per­sen, Stand: 01.07.2020, § 92 Rn. 34).

V. Die Ent­schei­dung über die vor­läu­fi­ge Voll­streck­bar­keit be­ruht auf § 708 Nr. 10, § 711 ZPO.

VI. Grün­de für ei­ne Zu­las­sung der Re­vi­si­on ge­mäß § 543 II 1 ZPO lie­gen nicht vor.

VII. Der Streit­wert des Be­ru­fungs­ver­fah­rens war ge­mäß §§ 43 I, 47 I 1, § 48 I 1 GKG, § 3 ZPO auf bis zu 35.000 € fest­zu­set­zen.

1. Maß­geb­lich ist be­zo­gen auf die Haupt­an­trä­ge zum ei­nen der Haupt­for­de­rungs­be­trag des be­zif­fer­ten Zah­lungs­an­trags, zum an­de­ren der Be­trag der For­de­rung, be­züg­lich de­rer der Klä­ger Frei­stel­lung durch den Be­klag­ten be­gehr­te (vgl. zu Letz­te­rem BGH, Beschl. v. 21.12.1989 – VII ZR 152/88, ju­ris Rn. 1 m. w. Nachw.). In der Ad­di­ti­on er­gibt sich ein Streit­wert in Hö­he von (919 € + 32.195,90 € =) 33.114,90 €, der in die hier an­ge­nom­me­ne Ge­büh­ren­stu­fe fällt.

2. Durch die be­an­trag­te Zug-um-Zug-Leis­tung er­gibt sich kei­ne dar­über hin­aus­ge­hen­de Streit­wert­er­hö­hung; denn die Ge­gen­leis­tung bleibt in­so­weit un­be­rück­sich­tigt, selbst wenn der Klä­ger sie schon an­bie­tet (vgl. Zöl­ler/Her­get, ZPO, 33. Aufl. [2020], § 3 Rn. 16.217 m. w. Nachw.).

3. Eben­so we­nig folgt ge­mäß § 45 I 2 und I 3 GKG ei­ne Streit­wert­er­hö­hung aus den Hilfs­an­trä­gen, denn die­se be­tref­fen den­sel­ben Ge­gen­stand wie die Haupt­an­sprü­che; nach der so­ge­nann­ten Iden­ti­täts­for­mel ist dies der Fall, wenn wenn die je­wei­li­gen An­sprü­che sich der­ge­stalt aus­schlie­ßen, dass die Zu­er­ken­nung des ei­nen die Ab­er­ken­nung des an­de­ren not­wen­di­ger­wei­se be­dingt (vgl. Dörn­dor­fer, in: Binz/Dörn­dor­fer/Zim­mer­mann, GKG · FamG­KG · JVEG, 4. Aufl. [2019], § 45 Rn. 4 m. w. Nachw.).

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