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Probleme beim Autokauf?

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Ar­chiv: Ju­li 2019

Fest­hal­ten am wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag trotz nach­träg­li­cher Man­gel­be­sei­ti­gung

Das Fest­hal­ten des Käu­fers an ei­nem wirk­sam er­klär­ten man­gel­be­ding­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ist nur dann ein Ver­stoß ge­gen Treu und Glau­ben (§ 242 BGB), wenn der Man­gel nach­träg­lich mit Zu­stim­mung des Käu­fers be­sei­tigt wird. Dar­an fehlt es, wenn ein ge­richt­lich be­stell­ter Sach­ver­stän­di­ger den Man­gel be­sei­ti­gen muss, um die Kauf­sa­che ord­nungs­ge­mäß be­gut­ach­ten zu kön­nen, und der Käu­fer den Re­pa­ra­tur­maß­nah­men des Sach­ver­stän­di­gen – wo­zu er nach dem be­reits wirk­sam er­klär­ten Rück­tritt auch kei­ne Ver­an­las­sung hat – le­dig­lich nicht ent­ge­gen­tritt (vgl. BGH, Urt. v. 05.11.2008 – VI­II ZR 166/07, ju­ris Rn. 23)

LG Os­na­brück, Be­schluss vom 31.07.2019 – 7 S 213/19

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Se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last bei be­haup­te­tem „Ha­cker­an­griff“ auf eBay-Mit­glieds­kon­to

  1. Zwar trägt der­je­ni­ge, der ei­nen Ar­ti­kel – hier: ein Wohn­mo­bil – auf der In­ter­net­platt­form eBay zum Kauf ge­gen Höchst­ge­bot an­ge­bo­ten hat und sich zur Gel­tend­ma­chung des Kauf­preis­an­spruchs auf das Zu­stan­de­kom­men ei­nes Kauf­ver­trags be­ruft, die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass er mit dem auf Zah­lung in An­spruch ge­nom­me­nen eBay-Mit­glied ei­nen Kauf­ver­trag ge­schlos­sen hat. In­so­weit gibt es kei­nen An­scheins­be­weis da­hin, dass ein über ein eBay-Mit­glieds­kon­to ab­ge­ge­be­nes Höchst­ge­bot vom In­ha­ber die­ses Mit­glieds­kon­tos ab­ge­ge­ben wur­de. Den Kon­to­in­ha­ber trifft aber ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last, wenn er be­haup­tet, sein eBay-Mit­glieds­kon­to sei „ge­hackt“ und von dem Ha­cker miss­bräuch­lich ge­nutzt wor­den.
  2. Der Schuld­ner ei­nes Rück­ge­währan­spruchs hat zwar mit Blick auf § 756 I ZPO und § 765 Nr. 1 ZPO so­wie § 300 BGB oh­ne Wei­te­res ein recht­li­ches In­ter­es­se (§ 256 I ZPO) an der Fest­stel­lung, dass der Gläu­bi­ger im Ver­zug der An­nah­me ist. Er kann aber in der Re­gel nicht mit Er­folg die Fest­stel­lung ver­lan­gen, wann An­nah­me­ver­zug ein­ge­tre­ten ist. Da­für be­darf es viel­mehr der Dar­le­gung, dass be­reits vor dem Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung ei­ne Rechts­fol­ge des An­nah­me­ver­zugs ein­ge­tre­ten ist.

LG Ra­vens­burg, Ur­teil vom 31.07.2019 – 5 O 13/19

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Kei­ne sit­ten­wid­ri­ge vor­sätz­li­che Schä­di­gung durch Ther­mo­fens­ter – Mer­ce­des-Benz-Ab­gas­skan­dal

  1. Zu den An­for­de­run­gen an die sub­stan­zi­ier­te Dar­le­gung, dass ein – nicht von ei­nem sei­tens des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes an­ge­ord­ne­ten Rück­ruf be­trof­fe­nes – Kraft­fahr­zeug (hier: ein Mer­ce­des-Benz Vi­to mit ei­nem OM 651-Mo­tor) man­gel­haft ist, weil dar­in min­des­tens ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10, 5 II der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 in­stal­liert sei.
  2. Wird bei ei­nem – hier mit ei­nem OM 651-Mo­tor aus­ge­stat­te­ten – Die­sel­fahr­zeug die Ab­gas­rück­füh­rung un­ter an­de­rem in Ab­hän­gig­keit von der Au­ßen­tem­pe­ra­tur ge­steu­ert („The­ro­mo­fens­ter“), dann ist in dem Fahr­zeug ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10, 5 II der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 in­stal­liert. Dies hat zur Fol­ge, dass sich das Fahr­zeug nicht für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB eig­net, weil die Ge­fahr ei­ner Be­triebs­be­schrän­kung oder -un­ter­sa­gung durch die für die Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr zu­stän­di­ge Be­hör­de (§ 5 I FZV) be­steht und so­mit bei Ge­fahr­über­gang der wei­te­re (un­ge­stör­te) Be­trieb des Fahr­zeugs im öf­fent­li­chen Stra­ßen­ver­kehr nicht ge­währ­leis­tet ist (vgl. BGH, Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 21 ff.).
  3. Dass ein von der Daim­ler AG in den Ver­kehr ge­brach­tes und ver­äu­ßer­tes Fahr­zeug – hier: ein Mer­ce­des-Benz Vi­to mit ei­nem OM 651-Mo­tor – über ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10, 5 II der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 in Ge­stalt ei­ner un­ter an­de­rem tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­gen Ab­gas­rück­füh­rung („Ther­mo­fens­ter“) ver­fügt, be­grün­det für sich ge­nom­men nicht oh­ne Wei­te­res den Vor­wurf, die Dai­mer AG ha­be den Käu­fer des Fahr­zeugs durch Ver­schwei­gen ei­nes Man­gels arg­lis­tig ge­täuscht (§ 123 I Fall 1, § 438 III 1 BGB) oder ihm gar in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­sto­ßen­den Wei­se vor­sätz­lich Scha­den zu­ge­fügt (§ 826 BGB).

LG Stutt­gart, Ur­teil vom 25.07.2019 – 30 O 34/19

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Zur Aus­le­gung des Be­griffs „Werks­wa­gen“ in ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag – Werks­wa­gen vs. Miet­wa­gen

  1. Ha­ben die Par­tei­en ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags i. S. von § 434 I 1 BGB ver­ein­bart, dass der Käu­fer ei­nen „Werks­wa­gen“ er­hält, dann schul­det der Ver­käu­fer grund­sätz­lich die Lie­fe­rung ei­nes Fahr­zeugs, das ent­we­der des­sen Her­stel­ler (hier: die Adam Opel AG) selbst zu be­trieb­li­chen Zwe­cken ge­nutzt hat oder das ein Mit­ar­bei­ter des Her­stel­lers ver­güns­tigt von die­sem er­wor­ben, ei­ne ge­wis­se Zeit ge­nutzt und so­dann auf dem frei­en Markt ver­kauft hat. Der Käu­fer muss re­gel­mä­ßig selbst dann nicht da­von aus­ge­hen, dass er ein Fahr­zeug er­hält, das ge­werb­lich als Miet­wa­gen ge­nutzt wur­de, wenn der Her­stel­ler in­tern auch Fahr­zeu­ge, die er ei­nem ge­werb­li­chen Au­to­ver­mie­ter über­lässt, als Werks­wa­gen be­zeich­net.
  2. Zwar ist bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf ei­ne Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) nicht von vorn­her­ein we­gen Un­mög­lich­keit aus­ge­schlos­sen (§ 275 I BGB). Viel­mehr ist ei­ne Er­satz­lie­fe­rung mög­lich, wenn das man­gel­haf­te Fahr­zeug nach der Vor­stel­lung der Ver­trags­par­tei­en durch ein gleich­ar­ti­ges und gleich­wer­ti­ges man­gel­frei­es Fahr­zeug er­setzt wer­den kann. Dies ist je­doch in der Re­gel zu ver­nei­nen, wenn sich der Käu­fer erst auf­grund ei­ner Be­sich­ti­gung und Pro­be­fahrt zum Kauf des man­gel­haf­ten Fahr­zeugs ent­schlos­sen hat (im An­schluss an BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 18 ff.).
  3. Ei­ne (an­wal­ti­che) Auf­for­de­rung zur „Nach­bes­se­rung“ kann dann, wenn ei­ne Be­sei­ti­gung des Man­gels (§ 439 I Fall 1 BGB) i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich ist, da­hin aus­zu­le­gen sein, dass der Käu­fer tat­säch­lich ei­ne Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) – hier: die Lie­fe­rung ei­nes nicht als Miet­wa­gen ge­nutz­ten Ge­braucht­wa­gens – be­gehrt.

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 25.07.2019 – 6 U 80/19

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Er­klä­rung des un­mit­tel­bar in An­spruch ge­nom­me­nen Kfz-Haft­pflicht­ver­si­che­rers mit Nicht­wis­sen

Zur Zu­läs­sig­keit ei­ner Er­klä­rung mit Nicht­wis­sen sei­tens des un­mit­tel­bar in An­spruch ge­nom­me­nen Kfz-Haft­pflicht­ver­si­che­rers hin­sicht­lich der Dar­stel­lung des Un­fall­her­gangs durch den Ge­schä­dig­ten.

BGH, Ur­teil vom 23.07.2019 – VI ZR 337/18

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Prüf­pflich­ten ei­ner Werk­statt bei kon­kre­tem Re­pa­ra­tur­auf­trag

Wird ei­ner Kfz-Werk­statt ein kon­kre­ter Re­pa­ra­tur­auf­trag – hier: Über­prü­fung und In­stand­set­zung des funk­ti­ons­lo­sen di­gi­ta­len Ta­cho­me­ters bei ei­nem Mo­tor­rad (Hon­da Fireb­la­de SC 59) – er­teilt, dann be­steht sei­tens der Werk­statt kei­ne (Ne­ben-)Pflicht, das Fahr­zeug im Üb­ri­gen zu über­prü­fen. Das gilt um­so mehr, wenn ei­ne im An­schluss an ei­ne Re­pa­ra­tur­maß­nah­me – hier: Aus­tausch der Fahr­zeug­bat­te­rie – durch­ge­führ­te Pro­be­fahrt er­gibt, dass der dem Re­pa­ra­tur­auf­trag zu­grun­de lie­gen­de De­fekt nicht mehr vor­han­den ist, und das Fahr­zeug wäh­rend der Pro­be­fahrt auch im Üb­ri­gen ta­del­los funk­tio­niert.

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 18.07.2019 – 1 U 242/19

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Kei­ne Nich­tig­keit ei­nes Neu­wa­gen-Kauf­ver­trags we­gen Ver­sto­ßes ge­gen § 27 I 1 EG-FGV – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein Kauf­ver­trag über ei­nen vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gen ist auch dann nicht ge­mäß § 134 BGB nich­tig, wenn das Fahr­zeug ent­ge­gen § 27 I 1 EG-FGV nicht mit ei­ner gül­ti­gen Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung im Sin­ne die­ser Vor­schrift ver­se­hen sein soll­te (im An­schluss an OLG Ham­burg, Urt. v. 21.12.2018 – 11 U 55/18, ju­ris Rn. 66 ff.; OLG Köln, Beschl. v. 16.07.2018 – 5 U 82/17, ju­ris Rn. 8 ff.; OLG Stutt­gart, Beschl. v. 01.08.2018 – 12 U 179/17, n. v.). Ob ei­ne Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung schon dann „gül­tig“ i. S. von § 27 I 1 EG-FGV ist, wenn sie be­stimm­ten for­mel­len An­for­de­run­gen ge­nügt, oder ob es da­für auch der in­halt­li­chen Rich­tig­keit der Be­schei­ni­gung be­darf, kann des­halb da­hin­ste­hen.
  2. Nimmt ein Kfz-Ver­käu­fer (nicht nur un­we­sent­li­che) Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten an ei­nem Fahr­zeug vor, kann dar­in im Ein­zel­fall ein An­er­kennt­nis des Nach­bes­se­rungs­ans­an­spruchs des Käu­fers i. S. von § 212 I Nr. 1 BGB lie­gen. Maß­geb­lich ist in­so­weit, ob der Ver­käu­fer aus der Sicht des Käu­fers nicht nur aus Ku­lanz oder zur güt­li­chen Bei­le­gung ei­nes Streits, son­dern in dem Be­wusst­sein han­delt, zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­tet zu sein. Dar­an fehlt es, wenn der Ver­käu­fer das Vor­lie­gen ei­nes – ihn zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­ten­den – Man­gels in Ab­re­de stellt, be­vor er Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten (hier: In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates) vor­nimmt.
  3. Ein Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, den der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs er­klärt, ob­wohl sein (hy­po­the­ti­scher) An­spruch auf Nach­er­fül­lung be­reits ver­jährt ist, ist un­wirk­sam, wenn der Ver­käu­fer sich dar­auf be­ruft (§ 438 IV 1, § 218 I BGB). Das gilt aus­nahms­wei­se nur dann nicht, wenn es dem Ver­käu­fer nach Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) ver­wehrt ist, die Ein­re­de der Ver­jäh­rung zu er­he­ben.

OLG Karls­ru­he, Ur­teil vom 18.07.2019 – 17 U 204/18

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Ab­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf über ei­nen Ge­braucht­wa­gen

  1. Ent­ge­gen § 476 II BGB n.F. (= § 475 II BGB a.F.) ist es bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf über ei­ne ge­brauch­te Sa­che – hier: ei­nen Ge­braucht­wa­gen – un­zu­läs­sig, die ge­setz­li­che Ver­jäh­rungs­frist für die An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels der Kauf­sa­che (§ 438 I Nr. 3, II BGB) auf ein Jahr ab­zu­kür­zen. Denn Art. 7 I Un­terabs. 2 der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie, des­sen Um­set­zung § 476 II BGB n.F. dient, ver­leiht den Mit­glieds­staa­ten kei­ne Be­fug­nis zu be­stim­men, dass die Par­tei­en ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs die Dau­er der in Art. 5 I 2 der Richt­li­nie ge­nann­ten Ver­jäh­rungs­frist be­gren­zen dür­fen (vgl. EuGH, Urt. v. 13.07.2017 – C-133/16, ECLI:EU:C:2017:541 Rn. 32 ff. – Fe­ren­schild). Die ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung ei­ner kür­ze­ren als der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist ist des­halb bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf über ei­ne ge­brauch­te Sa­che trotz der Re­ge­lung in § 476 II BGB n.F. un­wirk­sam.
  2. Bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen ist, so­fern kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de ge­ge­ben sind, je­den­falls der nor­ma­le al­ters- und ge­brauchs­be­ding­te Ver­schleiß üb­lich und hin­zu­neh­men (im An­schluss an BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 19 m. w. Nachw.). Des­halb sind der Aus­fall von Ver­schleiß­tei­len und ei­ne grö­ße­re Re­pa­ra­tur­an­fäl­lig­keit grund­sätz­lich kein Sach­man­gel, wenn sie in ei­nem nor­ma­len Ver­hält­nis zur Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs ste­hen. Ein Sach­man­gel liegt aber ins­be­son­de­re dann vor, wenn das Fahr­zeug ins­ge­samt oder bau­teil­be­zo­gen ei­nen über­mä­ßi­gen Ver­schleiß auf­weist, der mit der kon­kre­ten Fahr­zeug­tech­nik in Zu­sam­men­hang steht (im An­schluss an OLG Bran­den­burg, Urt. v. 01.03.2019 – 4 U 30/18, MDR 2019, 665 f. m. w. Nachw.).
  3. Zum Un­ter­schied zwi­schen ei­nem An­spruch auf Scha­dens­er­satz „statt der Leis­tung“ (§ 437 Nr. 3, 280 I, III, 281 BGB) und ei­nem An­spruch auf Scha­dens­er­satz „ne­ben der Leis­tung“ (§ 437 Nr. 3, 280 I BGB) beim Kauf­ver­trag.

OLG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 11.07.2019 – 16 U 112/18

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Agen­tur­ge­schäft im Ge­braucht­wa­gen­han­del – Kfz-Händ­ler als Sach­wal­ter i. S. von § 311 III BGB

  1. Ein Agen­tur­ge­schäft, bei dem ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler ein Fahr­zeug un­ter Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung in frem­dem Na­men und für frem­de Rech­nung an ei­nen Ver­brau­cher ver­kauft, ist ein ge­mäß § 476 I 2 BGB un­zu­läs­si­ges Um­ge­hungs­ge­schäft, wenn bei wirt­schaft­li­cher Be­trach­tung in Wahr­heit ein Ei­gen­ge­schäft des Händ­lers vor­liegt, weil die­ser das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Fahr­zeug­ver­kaufs trägt (im An­schluss an BGH, Urt. v. 22.11.2006 – VI­II ZR 72/06, BGHZ 170, 67 Rn. 16 m. w. Nachw.).
  2. Für die An­nah­me, ein Agen­tur­ge­schäft wer­de miss­bräuch­lich da­zu ein­ge­setzt, ein in Wahr­heit vor­lie­gen­des Ei­gen­ge­schäft ei­nes Kfz-Händ­lers zu ver­schlei­ern, ge­nügt nicht, dass der Händ­ler das zum Ver­kauf ste­hen­de Fahr­zeug in sei­nen Ver­kaufs­räu­men aus­stellt. Denn die­ser Um­stand lässt kei­nen Rück­schluss dar­auf zu, wer das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Ver­kaufs tra­gen soll. Glei­ches gilt für den Fall, dass der Händ­ler dem Käu­fer ei­ne Pro-for­ma-Rech­nung er­teilt.
  3. Dar­zu­le­gen, dass ein Agen­tur­ge­schäft ein ge­mäß § 476 I 2 BGB un­zu­läs­si­ges Um­ge­hungs­ge­schäft ist, stellt den Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens vor er­heb­li­che Schwie­rig­kei­ten, weil er re­gel­mä­ßig die Ri­si­ko­ver­tei­lung im In­nen­ver­hält­nis zwi­schen dem Kfz-Händ­ler und dem als Ver­käu­fer in Er­schei­nung tre­ten­de Fahr­zeug­ei­gen­tü­mer nicht kennt. Die­se Schwie­rig­kei­ten recht­fer­ti­gen Er­leich­te­run­gen zu­guns­ten des Käu­fer, die bis zu ei­ner se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last des Kfz-Händ­lers rei­chen kön­nen, aber al­len­falls, wenn der Käu­fer die­je­ni­gen Um­stän­de dar­legt, von de­nen er Kennt­nis ha­ben muss und die für die Be­ur­tei­lung, ob ein Um­ge­hungs­ge­schäft vor­liegt, re­le­vant sind. Ins­be­son­de­re muss der Käu­fer dar­le­gen, wer bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags Hal­ter des ge­kauf­ten Fahr­zeugs war.
  4. Ein Kfz-Händ­ler, der ein Fahr­zeug im Na­men ei­nes Kun­den ver­kauft, ist nicht stets des­halb Sach­wal­ter i. S. von § 311 III BGB, weil er die ge­sam­ten Ver­trags­ver­hand­lun­gen bis zum Ab­schluss des Kauf­ver­trags al­lei­ne führt und der Käu­fer zu dem ei­gent­li­chen Ver­käu­fer des Fahr­zeugs kei­nen Kon­takt hat. Die­sem Um­stand kommt zwar bei der Be­ur­tei­lung, ob der Händ­ler als Ver­mitt­ler des Kauf­ver­trags oder als Ab­schluss­ver­tre­ter aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss selbst haf­tet, we­sent­li­che Be­deu­tung zu (im An­schluss an BGH, Urt. v. 16.12.2009 – VI­II ZR 38/09, NJW 2010, 858 Rn. 24). Er ge­nügt für sich ge­nom­men aber nicht, um den Händ­ler als Sach­wal­ter i. S. von § 311 III BGB an­zu­se­hen, wenn die äu­ße­ren Ge­ge­ben­hei­ten des Fahr­zeug­ver­kaufs – hier: ein Ver­kauf weit au­ßer­halb der Öff­nungs­zei­ten ei­nes se­riö­sen Un­ter­neh­mens – es nicht recht­fer­ti­gen, dass der Käu­fer dem Händ­ler ein be­son­de­res, über die nor­ma­le Ver­hand­lungs­loya­li­tät hin­aus­ge­hen­des Ver­trau­en ent­ge­gen­bringt.

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 09.07.2019 – 6 U 11/19
(vor­an­ge­hend: LG Cott­bus, Ur­teil vom 13.12.2018 – 2 O 340/18)

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Scha­dens­be­mes­sung nach fik­ti­ven Män­gel­be­sei­ti­gungkos­ten im Kauf­recht

Ein mit ei­ner man­gel­haf­ten Kauf­sa­che be­lie­fer­ter Käu­fer hat ge­gen den Ver­käu­fer je­den­falls dann ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (§ 437 Nr. 3, §§ 280 I, III, 281 BGB) in Hö­he der Kos­ten, die er vor­aus­sicht­lich für die Be­sei­ti­gung des Man­gels auf­wen­den muss, wenn hin­rei­chend si­cher ist, dass der Käu­fer den man­gel­haf­ten Zu­stand nicht ak­zep­tie­ren, son­dern die ein­ge­bau­te man­gel­haf­te Kauf­sa­che ent­fer­nen und durch ei­ne man­gel­freie er­set­zen wird. Auf ei­ne sol­che Kon­stel­la­ti­on ist die Recht­spre­chung des BGH, wo­nach ein Be­stel­ler, der ein man­gel­haf­tes Werk be­hält und den Man­gel nicht be­sei­ti­gen lässt, sei­nen Scha­den nicht nach den fik­ti­ven Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten be­mes­sen darf (BGH, Urt. v. 22.02.2018 – VII ZR 46/17, BGHZ 218, 1; Urt. v. 06.12.2018 – VII ZR 71/15, NJW-RR 2019, 406), nicht über­trag­bar.

LG Nürn­berg-Fürth, Ur­teil vom 08.07.2019 – 6 O 7787/18

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