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Probleme beim Autokauf?

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Ar­chiv: Ju­ni 2019

Still­schwei­gen­der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss bei In­zah­lung­nah­me ei­nes Ge­braucht­wa­gens

  1. Nimmt ein Kraft­fahr­zeug­händ­ler beim Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens ein ge­brauch­tes Fahr­zeug des Käu­fers der­ge­stalt in Zah­lung, dass ein Teil des Kauf­prei­ses für das „neue“ Fahr­zeug durch Hin­ga­be des Ge­braucht­wa­gens ge­tilgt wer­den soll, so ist die Haf­tung des Käu­fers für Män­gel des in Zah­lung ge­ge­be­nen Fahr­zeugs (§§ 365, 434 ff. BGB) re­gel­mä­ßig still­schwei­gend aus­ge­schlos­sen, falls die Par­tei­en nichts Ab­wei­chen­des ver­ein­ba­ren (vgl. OLG Karls­ru­he, Urt. v. 04.12.2018 – 9 U 160/16, DAR 2019, 201, 202 f.).
  2. Auf den still­schwei­gend ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss kann sich der Käu­fer al­ler­dings ins­be­son­de­re hin­sicht­lich ei­nes Man­gels, den er arg­lis­tig ver­schwie­gen hat, nicht be­ru­fen (§ 444 Fall 1 BGB).

LG Frank­furt (Oder), Ur­teil vom 28.06.2019 – 12 O 75/18
(nach­fol­gend: OLG Bran­den­burg, Be­schluss vom 31.03.2020 – 3 U 105/19Be­schluss vom 29.06.2020 – 3 U 105/19)

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Kei­ne Über­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie durch blo­ße Be­schrei­bung ei­nes Ge­braucht­wa­gens als „un­fall­frei“

  1. Der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens über­nimmt durch die blo­ße Er­klä­rung in ei­nem In­ter­net­in­se­rat, das Fahr­zeug sei un­fall­frei, kei­ne ent­spre­chen­de Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie. Das gilt ins­be­son­de­re dann, wenn der Ver­käu­fer kein ge­werb­li­cher Kfz-Händ­ler, son­dern ei­ne Pri­vat­per­son ist. Denn die nicht wei­ter prä­zi­sier­te Be­schrei­bung „un­fall­frei“ sagt nichts dar­über aus, ob der Ver­käu­fer da­mit le­dig­lich zum Aus­druck brin­gen will, dass es wäh­rend sei­ner Be­sitz­zeit zu kei­nem Un­fall ge­kom­men sei, oder ob er tat­säch­lich ga­ran­tie­ren will, dass auch vor sei­ner Be­sitz­zeit – über die er ge­ra­de als Pri­vat­per­son un­ter Um­stän­den gar kei­ne Kennt­nis­se hat – kein Un­fall pas­siert sei.
  2. Ob der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie da­für über­neh­men will, dass das Fahr­zeug un­fall­frei ist, ist an­hand ei­nes Ka­ta­logs von Aus­le­gungs­kri­te­ri­en und An­halts­punk­ten un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Um­stän­de des Ein­zel­falls zu ent­schei­den (im An­schluss an OLG Ros­tock, Urt. v. 17.12.2003 – 6 U 227/02, ju­ris Rn. 52 ff.). Da­bei kann et­wa von Be­deu­tung sein, ob der Käu­fer – zum Bei­spiel durch wie­der­hol­tes Nach­fra­gen im Ver­kaufs­ge­spräch – er­kenn­bar Wert dar­auf ge­legt hat, ein un­fall­frei­es Fahr­zeug zu er­wer­ben, und ob der Ver­käu­fer beim Käu­fer den Ein­druck ei­ner be­son­de­ren Sach­kom­pe­tenz er­weckt hat.

OLG Dres­den, Be­schluss vom 24.06.2019 – 4 U 928/19
(vor­an­ge­hend: LG Dres­den, Ur­teil vom 29.03.2019 – 11 O 262/18)

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Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss vs. Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung in ei­nem münd­lich ge­schlos­se­nen Kfz-Kauf­ver­trag – „fahr­be­reit“

  1. Ein Ge­braucht­wa­gen ist „fahr­be­reit“, wenn er kei­ne ver­kehrs­ge­fähr­den­den Män­gel auf­weist, auf­grund de­rer er bei ei­ner Haupt­un­ter­su­chung als ver­kehrs­un­si­cher ein­ge­stuft wer­den müss­te, und wenn er im Hin­blick auf sei­ne we­sent­li­chen tech­ni­schen Funk­tio­nen so be­schaf­fen ist, dass ein Be­trieb über­haupt mög­lich ist. Dar­an kann es zwar feh­len, wenn das Fahr­zeug schon im Zeit­punkt der Über­ga­be we­gen gra­vie­ren­der tech­ni­scher Män­gel nicht im­stan­de ist, ei­ne auch nur mi­ni­ma­le Fahrt­stre­cke zu­rück­zu­le­gen. Der Ver­käu­fer über­nimmt aber mit der An­ga­be, das Fahr­zeug sei „fahr­be­reit“, nicht oh­ne Wei­te­res die Ge­währ im Sin­ne ei­ner Halt­bar­keits­ga­ran­tie da­für, dass das Fahr­zeug auch noch nach der Über­ga­be an den Käu­fer über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum oder über ei­ne län­ge­re Stre­cke fahr­be­reit bleibt (im An­schluss an BGH, Urt. v. 22.11.2006 – VI­II ZR 72/06, BGHZ 170, 67 Rn. 21, 24).
  2. Ein in ei­nem – hier münd­lich ge­schlos­se­nen – Kfz-Kauf­ver­trag ent­hal­te­ner Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss gilt nicht für ei­nen Man­gel, der dar­in be­steht, dass dem Fahr­zeug ei­ne ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit i. S. von § 434 I 1 BGB fehlt (im An­schluss an BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 31; OLG Köln, Urt. v. 28.03.2011 – 3 U 174/10, ju­ris Rn. 8).
  3. Auch bei ei­nem 20 Jah­re al­ten Ge­braucht­wa­gen kann an­ge­sichts ei­nes Kauf­prei­ses von 10.500 € trotz der aus­drück­li­chen Be­zeich­nung des Fahr­zeugs als „Bast­ler­fahr­zeug“ nicht an­ge­nom­men wer­den, dass das Fahr­zeug aus­schließ­lich zum „Her­um­schrau­ben“ oder als Tei­le­spen­der die­nen soll.

OLG Mün­chen, Ur­teil vom 12.06.2019 – 7 U 1630/18

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Nach­bes­se­rung durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Pkw ist man­gel­haft, weil dar­in ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10, Art. 5 II 1 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 in­stal­liert ist und des­halb die Ge­fahr ei­ner Be­triebs­un­ter­sa­gung be­steht (im An­schluss u. a. an BGH, Hin­weis­be­schl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 4 ff.). Die­ser Man­gel wird durch die In­stal­la­ti­on des von der Volks­wa­gen AG an­ge­bo­te­nen Soft­ware­up­dates i. S. von § 439 I Fall 1 BGB (Nach­bes­se­rung) be­sei­tigt.
  2. An­ge­sichts des tech­ni­schen Fort­schritts und der Än­de­run­gen bei der Fahr­zeug­her­stel­lung ist es i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich, dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs, das er be­reits 2009 er­wor­ben hat, er­satz­wei­se ein man­gel­frei­es, im Üb­ri­gen aber gleich­ar­ti­ges und gleich­wer­ti­ges Neu­fahr­zeug zu lie­fern.
  3. Ein Kfz-Händ­ler muss sich ein mög­li­cher­wei­se arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten der Volks­wa­gen AG im VW-Ab­gas­skan­dal selbst dann we­der ge­mäß § 278 BGB noch ge­mäß § 123 II 1 BGB zu­rech­nen las­sen, wenn er Ver­trags­händ­ler der Fahr­zeug­her­stel­le­rin ist (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 07.09.2017 – 1 U 302/17, NJW-RR 2018, 54).
  4. Ein Kla­ge­an­trag, mit dem der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs er­rei­chen will, dass ihm der Ver­käu­fer „ein gleich­ar­ti­ges und gleich­wer­ti­ges Er­satz­fahr­zeug aus der ak­tu­el­len Se­ri­en­pro­duk­ti­on des Her­stel­lers mit iden­ti­scher tech­ni­scher Aus­stat­tung“ lie­fern muss, ist schon des­halb nicht hin­rei­chend be­stimmt i. S. von § 253 II Nr. 2 ZPO, weil zu er­war­ten ist, dass die Par­tei­en in ei­nem Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren (wei­ter­hin) dar­über strei­ten, ob und ge­ge­be­nen­falls un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen ein Fahr­zeug aus der ak­tu­el­len Se­ri­en­pro­duk­ti­on „gleich­ar­tig und gleich­wer­tig“ ist.

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 06.06.2019 – 1 U 1552/18
(nach­fol­gend: BGH, Be­schluss vom 30.06.2020 – VI­II ZR 167/19)

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Ra­batt für Schwer­be­hin­der­te min­dert Scha­dens­er­satz nach Ver­kehrs­un­fall

Der Ge­schä­dig­te, des­sen noch fa­brik­neu­er Pkw bei ei­nem Un­fall er­heb­lich be­schä­digt wor­den ist, kann den ihm ent­stan­de­nen Scha­den auf Neu­wa­gen­ba­sis ab­rech­nen, so­bald er ein fa­brik­neu­es Er­satz­fahr­zeug ver­bind­lich be­stellt hat. Er muss sich je­doch scha­dens­min­dernd ei­nen Ra­batt an­rech­nen las­sen, den der Her­stel­ler des Er­satz­fahr­zeugs schwer­be­hin­der­ten Men­schen ge­ne­rell ge­währt.

OLG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 03.06.2019 – 29 U 203/18
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 14.07.2020 – VI ZR 268/19)

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