1. Er­klärt der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens im Vor­feld des Ver­trags­schlus­ses (z. B in ei­nem In­ter­net­in­se­rat), das Fahr­zeug sei un­fall­frei, dann wi­der­ruft er die­se Er­klä­rung (noch) recht­zei­tig, wenn er im Kauf­ver­trag deut­lich dar­auf hin­weist, dass er das Fahr­zeug nicht auf Un­fall­spu­ren un­ter­sucht ha­be und des­halb frü­he­re Un­fäl­le auch nicht aus­schlie­ßen kön­ne.
  2. Der pau­scha­len und an­prei­sen­den Er­klä­rung des Ver­käu­fers ei­nes Ge­braucht­wa­gens im Vor­feld des Ver­trags­schlus­ses, mit dem Fahr­zeug sei „al­les in bes­ter Ord­nung“, kann schon nicht ent­nom­men wer­den, dass das Fahr­zeug un­fall­frei ist. Erst recht schei­det des­halb die An­nah­me aus, der Ver­käu­fer ha­be durch die­se Er­klä­rung ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie für die Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs über­nom­men.

LG Dres­den, Ur­teil vom 29.03.2019 – 11 O 262/18
(nach­fol­gend: OLG Dres­den, Be­schluss vom 24.06.2019 – 4 U 928/19)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt den Be­klag­ten auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags in An­spruch.

Der Klä­ger wur­de durch ein In­se­rat im In­ter­net auf ei­nen von dem Be­klag­ten zum Kauf an­ge­bo­te­nen Pkw BMW 330i auf­merk­sam. Er be­haup­tet, dass es sich bei die­sem In­se­rat um das­je­ni­ge han­del­te, von dem er im Rechts­streit ei­nen Aus­druck als An­la­ge K 2 vor­ge­legt hat. Die­ses In­se­rat ist in spa­ni­scher Spra­che ver­fasst und ent­hält die An­ga­be „li­bre de ac­ci­den­tes“ („un­fall­frei“). Der Be­klag­te be­strei­tet, dass die­ses In­se­rat von ihm stammt; er ha­be kei­ner­lei Spa­nisch­kennt­nis­se und hät­te des­halb kei­ne Of­fer­te in Spa­nisch ab­fas­sen kön­nen.

Je­den­falls teil­te der Be­klag­te dem Klä­ger mit E-Mail vom 16.04.2017, dass mit dem Fahr­zeug „al­les in bes­ter Ord­nung“ sei. Nach­dem der Klä­ger den BMW 330i bei dem Be­klag­ten im Bei­sein der Zeu­gin Z be­sich­tigt hat­te, schlos­sen die Par­tei­en am 26.04.2017 ei­nen Kauf­ver­trag. Dar­in heißt es un­ter an­de­rem:

„… ge­braucht, wie aus­gie­big be­sich­tigt, un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Ge­währ­leis­tung im Hin­blick auf sicht­ba­re und un­sicht­ba­re Män­gel, ins­be­son­de­re be­züg­lich des Ki­lo­me­ter­stan­des, frü­he­rer Un­fäl­le und et­wa auf­tre­ten­der Schä­den in­fol­ge frü­he­rer Un­fäl­le. Da das Fahr­zeug vom Ver­käu­fer nicht auf Un­fall­spu­ren und auf an­de­re Män­gel un­ter­sucht wor­den ist, kön­nen frü­he­re Un­fäl­le, Kor­ro­si­ons­schä­den so­wie an­de­re sicht­ba­re und un­sicht­ba­re Schä­den an der Ka­ros­se­rie, am Fahr­ge­stell, an der Bo­den­grup­pe oder am Mo­tor auch nicht aus­ge­schlos­sen wer­den.“

Der BMW 330i wur­de dem Klä­ger am 26.04.2017 ge­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses über­eig­net.

In der Fol­ge­zeit wur­de der Klä­ger an­läss­lich ei­ner re­gu­lä­ren In­spek­ti­on dar­auf auf­merk­sam ge­macht, dass der Pkw ei­nen grö­ße­ren Un­fall­scha­den er­lit­ten ha­ben müs­se. Die Vor­ei­gen­tü­me­rin des Fahr­zeugs teil­te dem Klä­ger dar­auf­hin mit, dass der Wa­gen bei ei­nem Un­fall am 26.07.2016 ei­nen wirt­schaft­li­chen To­tal­scha­den da­von­ge­tra­gen ha­be.

Auf­grund die­ser In­for­ma­ti­on er­klär­te der Klä­ger ge­gen­über dem Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 02.08.2017 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und ver­lang­te den ge­zahl­ten Kauf­preis zu­rück.

Der Klä­ger meint, der Rück­tritt sei wirk­sam, weil der BMW 330i – an­ders als von dem Be­klag­ten in sei­nem In­ter­net­in­se­rat und bei der Be­sich­ti­gung des Pkw an­ge­ge­ben – nicht un­fall­frei sei. Der im Kauf­ver­trag ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss schüt­ze den Be­klag­ten nicht, zu­mal er – der Klä­ger – da­von über­zeugt sei, dass der Be­klag­te den Un­fall­scha­den ge­kannt ha­be.

Der Be­klag­te hat sich auf den ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss be­ru­fen und be­strit­ten, den BMW 330i als „un­fall­frei“ be­schrie­ben zu ha­ben. Er sei zwar bei Ab­schluss des mit dem Klä­ger ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags da­von aus­ge­gan­gen, dass das Fahr­zeug un­fall­frei sei, weil es in dem Kauf­ver­trag, mit dem er den Pkw an­ge­kauft ha­be, hei­ße, dass& das Fahr­zeug kei­nen Un­fall­scha­den auf­wei­se. Er ha­be dem Klä­ger in­des selbst auf kon­kre­te Nach­fra­ge im Ver­kaufs­ge­spräch nicht be­stä­tigt, dass der BMW 330i un­fall­frei sei.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. … Der vom Klä­ger gel­tend ge­mach­te Man­gel „feh­len­de Un­fall­frei­heit“ ist je­den­falls vom zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss um­fasst, so­dass die hier­auf ge­stütz­te Rück­tritts­er­klä­rung un­wirk­sam ist.

1. Ein Rück­tritts­recht des Klä­gers setzt vor­aus, dass das ver­kauf­te Fahr­zeug ei­nen Sach­man­gel i. S. von § 434 I BGB auf­weist, für wel­chen ein Haf­tungs­aus­schluss i. S. von § 444 BGB nicht greift.

a) Für ei­ne Be­schaf­fen­heits­an­ga­be „un­fall­frei“ des Be­klag­ten im In­ter­net (§ 434 I 2 Nr. 2, I 3 BGB kann sich der Klä­ger nicht auf das als An­la­ge K 2 vor­ge­leg­te, in spa­ni­scher Spra­che ver­fass­tes An­ge­bot … be­ru­fen, nach­dem der Be­klag­te be­strei­tet, dass die­ses von ihm stam­me. Den Text ei­nes deut­schen An­ge­bots, nach dem Vor­trag des Klä­gers im April 2017 auf „mobile.​de“ ver­öf­fent­licht, hat der Klä­ger nach Be­strei­ten des Be­klag­ten, das Fahr­zeug sei dort nicht als un­fall­frei be­schrie­ben ge­we­sen, nicht vor­ge­legt.

b) So­weit der Be­klag­te in ei­ner E-Mail an den Klä­ger vom 16.04.2017 äu­ßer­te, es sei „al­les in bes­ter Ord­nung“, ist hier­in le­dig­lich ei­ne pau­scha­le Er­klä­rung mit An­prei­sung­s­cha­rak­ter zu se­hen, der ei­ne ver­bind­li­che Aus­sa­ge zur Be­schaf­fen­heit hin­sicht­lich ei­ner Un­fall­frei­heit nicht ent­nom­men wer­den kann (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 13. Aufl., Rn. 2446, 3254 m. w. Nachw.).

c) Nach dem über­ein­stim­men­den Vor­brin­gen der Par­tei­en ins­be­son­de­re an­läss­lich ih­rer An­hö­rung im Ter­min am 06.02.2019 frag­te der Klä­ger je­den­falls ex­pli­zit nach der Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs nach. Nach Be­strei­ten des Be­klag­ten des In­halts, er ha­be auf die Fra­ge ei­ne Un­fall­frei­heit nicht be­stä­tigt, son­dern ge­ant­wor­tet, dass er das nicht wis­se, dass ihm nichts be­kannt sei, hat der Klä­ger sei­ne Be­haup­tung, der Be­klag­te ha­be im Bei­sein der Zeu­gin Z be­stä­tigt, das Fahr­zeug sei un­fall­frei, nicht mit letz­ten Zwei­feln Schwei­gen ge­bie­ten­der Ge­wiss­heit be­wie­sen: Nach Er­in­ne­rung der Zeu­gin sei die Fra­ge, ob das Au­to sonst noch Schä­den ge­habt ha­be, vom Be­klag­ten ver­neint wor­den. Ein kon­kre­ter Wort­laut der Fra­ge, ob das Au­to ei­nen Un­fall oder ob es Schä­den ge­habt ha­be, war der Zeu­gin nicht mehr er­in­ner­lich. Da­bei ist ein Scha­den oh­ne kon­kre­te An­ga­ben zu des­sen Ur­sa­chen nicht oh­ne Wei­te­res mit ei­nem Un­fall­scha­den gleich­zu­set­zen, da – ins­be­son­de­re bei ei­nem Ge­braucht­fahr­zeug mit ei­ner Lauf­leis­tung von über 90.000 km – auch an­de­re Ur­sa­chen für Fahr­zeug­schä­den denk­bar sind.

d) Je­den­falls muss­te der Klä­ger die An­ga­be im Kauf­ver­trag vom 26.04.2017 als Wi­der­ruf ei­ner et­wa zu­vor er­hal­te­nen, nach dem oben Ge­sag­ten al­ler­dings nicht be­wie­se­nen Aus­kunft über ei­ne Un­fall­frei­heit auf­fas­sen (vgl. zur Ab­gren­zung: BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 11 f.): Der Kauf­ver­trag wur­de nach den über­ein­stim­men­den Be­kun­dun­gen der Par­tei­en bei ih­rer in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung im Ver­hand­lungs­ter­min am 06.02.2019 am En­de der Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen zeit­lich nach den strei­ti­gen Äu­ße­run­gen zur Un­fall­frei­heit un­ter­schrie­ben. Da­bei trug der Klä­ger sei­nen Na­men, sei­ne Adres­se und Te­le­fon­num­mer selbst ein, und er hat den ein­sei­ti­gen Ver­trags­text ober­halb der Un­ter­schrif­ten, ein­schließ­lich des Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses, auch ge­le­sen. Der Text des Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses um­fasst sie­ben fett ge­druck­te Zei­len an zen­tra­ler Stel­le im Text, zwi­schen der Be­zeich­nung der Ver­trags­par­tei­en und der An­ga­be des Kauf­prei­ses. In die­sem Text­teil kommt vier Mal der Wort­be­stand­teil „Un­fäl­le“ bzw. „Un­fall“ vor. Er ent­hält ei­ne ein­deu­ti­ge For­mu­lie­rung, dass ins­be­son­de­re frü­he­re Un­fäl­le man­gels Un­ter­su­chung des Ver­käu­fers nicht aus­ge­schlos­sen wer­den und sich der ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss auch auf frü­he­re Un­fäl­le be­zieht. Dies ist ei­ne kla­re und ein­deu­ti­ge For­mu­lie­rung, wel­che von vom Klä­ger be­haup­te­ten, im Vor­feld münd­lich ab­ge­ge­be­nen Er­klä­run­gen deut­lich und er­kenn­bar ab­weicht. Die Ru­bri­ken „Be­son­de­re Ver­ein­ba­run­gen“ und „Be­son­de­re Zu­si­che­run­gen“ be­inhal­ten kei­nen Ein­trag zur Un­fall­frei­heit. Un­ter­zeich­net der Klä­ger die­sen Ver­trags­text oh­ne Ein­schrän­kun­gen, hat er den dort ge­re­gel­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss auch hin­sicht­lich frü­he­rer Un­fäl­le ak­zep­tiert und ist hier­an ge­bun­den.

e) Erst recht hat der Be­klag­te kei­ne Ga­ran­tie für die Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs in der Wei­se über­nom­men, dass er in ver­trags­mä­ßig bin­den­der Wei­se sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen ge­ge­ben hät­te, für al­le Fol­gen des Feh­lens der Un­fall­frei­heit ein­ste­hen zu wol­len (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 20).

2. Der Klä­ger hat auch nicht dar­zu­le­gen und zu be­wei­sen ver­mocht, dass der Be­klag­te den Un­fall­scha­den arg­lis­tig ver­schwie­gen hat.

Der Klä­ger geht auf Grund­la­ge ei­ner Rei­he von ihm be­haup­te­ter Tat­sa­chen da­von aus, dass dem Be­klag­ten die Tat­sa­che des er­heb­li­chen Un­fall­vor­scha­dens be­kannt war und dem­ge­mäß ei­ne Auf­klä­rungs­pflicht be­stand. Al­ler­dings ist nicht be­wie­sen, dass der Be­klag­te die Vor­ei­gen­tü­me­rin V, in de­ren Ob­hut sich der Un­fall of­fen­bar er­eig­ne­te und die das Fahr­zeug un­re­pa­riert an die Fir­ma F ver­kauf­te, tat­säch­lich kann­te und in die­sem Zu­sam­men­hang Kennt­nis vom Un­fall­scha­den hat­te. Kon­kre­te An­halts­punk­te da­für, dass die Ver­käu­fe der Fir­ma F an H und von die­sem an den Be­klag­ten mit Kauf­ver­trag vom 04.01.2017 der Ver­schleie­rung und Ver­tu­schung des Un­fall­scha­dens die­nen soll­ten und die Be­tei­lig­ten kol­lu­siv zu­sam­men­wirk­ten, sind denk­bar, aber vom hier­für dar­le­gungs-und be­weis­be­las­te­ten Klä­ger nicht be­wie­sen. So ver­bleibt es bei der nicht wi­der­leg­ten Aus­sa­ge des Be­klag­ten, er ha­be das Fahr­zeug selbst am 04.01.2017 mit der im schrift­li­chen Kauf­ver­trag ent­hal­te­nen An­ga­be er­wor­ben, dass die­ses Fahr­zeug kei­nen Un­fall­scha­den hat­te. …

Hin­weis: Mit Be­schluss vom 24.06.2019 – 4 U 928/19 – hat der 4. Zi­vil­se­nat des OLG Dres­den dar­auf hin­ge­wie­sen, dass er be­ab­sich­ti­ge, die Be­ru­fung des Klä­gers oh­ne münd­li­che Ver­hand­lung durch Be­schluss zu­rück­zu­wei­sen, weil sie of­fen­sicht­lich kei­ne Aus­sicht auf Er­folg ha­be (§ 522 II ZPO). In dem Hin­weis­be­schluss heißt es:

„Zu Recht und mit zu­tref­fen­der Be­grün­dung hat das Land­ge­richt ei­nen An­spruch des Klä­gers auf Rück­ab­wick­lung des zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags ver­neint. Die hier­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fungs­an­grif­fe grei­fen nicht durch. Denn sie zei­gen kei­ne kon­kre­ten An­halts­punk­te da­für auf, dass die Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts un­voll­stän­dig oder un­rich­tig sind. Sol­che kon­kre­ten An­halts­punk­te er­ge­ben sich auch nicht aus an­de­ren Um­stän­den, die es ge­bö­ten, ge­mäß § 529 I Nr. 1 ZPO ei­ne er­gän­zen­de Be­weis­auf­nah­me durch­zu­füh­ren oder aber die er­ho­be­nen Be­wei­se ge­ge­be­nen­falls an­ders zu wür­di­gen.

Im Ein­zel­nen:

Der Klä­ger hat sei­ne Be­haup­tung, der Be­klag­te ha­be die Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs zu­ge­si­chert mit der Fol­ge, dass die­se vom spä­ter un­strei­tig ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht um­fasst war, nicht be­wie­sen. Es gilt hier das Be­weis­maß des § 286 ZPO, was be­deu­tet, dass der Klä­ger den Voll­be­weis für die von ihm auf­ge­stell­te Be­haup­tung zu er­brin­gen hat. Die von ihm be­haup­te­te Ge­sche­hens­ver­si­on darf nicht nur als ei­ne von meh­re­ren Mög­lich­kei­ten in Be­tracht kom­men, viel­mehr muss das Ge­richt in ei­ner Wei­se von der klä­ge­ri­schen Ver­si­on über­zeugt sein, die Zwei­feln Ein­halt ge­bie­tet, auch wenn sie sie nicht voll­stän­dig zum Schwei­gen brin­gen muss. Um­ge­kehrt reicht we­ni­ger als die Über­zeu­gung von der Wahr­heit für das Be­wie­sen­sein nicht aus; ein blo­ßes Glau­ben, Wäh­nen oder Für-wahr­schein­lich-Hal­ten be­rech­tigt den Rich­ter nicht zur Be­ja­hung des strei­ti­gen Tat­be­stands­merk­mals (Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 32. Aufl., § 286 Rn. 18 f. m. w. Nachw.). Ge­mes­sen an die­sen Grund­sät­zen kann die land­ge­richt­li­che Be­weis­wür­di­gung nicht be­an­stan­det wer­den. Dem Klä­ger ist zu­zu­ge­ben, dass die von ihm auf­ge­zähl­ten Um­stän­de, ins­be­son­de­re der ‚Ket­ten­ver­kauf‘ des Fahr­zeugs, un­ge­wöhn­lich bis su­spekt er­schei­nen. Wenn aber das Land­ge­richt hier­aus nicht den Schluss zie­hen kann, dass auch und ge­ra­de der Be­klag­te und nicht nur mög­li­cher­wei­se sei­ne Rechts­vor­gän­ger, näm­lich das Au­to­haus und der Zwi­schen­käu­fer H Kennt­nis von dem Un­fall­scha­den hat­te, so ist dies nicht zu be­an­stan­den, denn ei­ne si­che­re Über­zeu­gung von der Arg­list des Be­klag­ten ist hier­aus nicht zu ge­win­nen. Dies ins­be­son­de­re vor dem Hin­ter­grund des zwi­schen den Be­klag­ten und dem Vor­ei­gen­tü­mer H ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags, in dem zu­min­dest zu­ge­si­chert wur­de, dass wäh­rend der In­ha­ber­schaft des H das Fahr­zeug je­den­falls kei­nen Un­fall­scha­den er­lit­ten ha­be. Da­mit ist ge­ra­de nicht, wie der Klä­ger mit der Be­ru­fung meint, auf­grund ei­ner ‚Viel­zahl von Fak­ten‘ ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen des Be­klag­ten nach­ge­wie­sen.

Das Land­ge­richt war auch nicht ver­pflich­tet, wei­te­ren Be­weis durch Ein­ho­lung ei­ner Aus­kunft der In­ter­net­platt­form ‚mobile.​de‘, wie vom Klä­ger in ers­ter In­stanz be­an­tragt, ein­zu­ho­len. Un­ab­hän­gig von der pro­zes­sua­len Fra­ge, ob der Klä­ger nicht selbst ver­pflich­tet ge­we­sen wä­re, sich um die Vor­la­ge des in deut­scher Spra­che ab­ge­fass­ten An­ge­bots des Be­klag­ten zu küm­mern, wür­de es dem Klä­ger für die von ihm auf­ge­stell­te Be­haup­tung nicht wei­ter­hel­fen, wenn das Fahr­zeug auch auf deutsch im In­ter­net als ‚un­fall­frei‘ be­wor­ben wor­den wä­re.

Bei ei­ner blo­ßen Be­schrei­bung ei­nes Ge­gen­stands, der im In­ter­net zum Ver­kauf an­ge­bo­ten wird, be­darf es re­gel­mä­ßig der Aus­le­gung, wie die Be­schrei­bung zu ver­ste­hen ist, ins­be­son­de­re, ob der An­prei­sen­de tat­säch­lich ei­ne Ga­ran­tie da­für über­neh­men bzw. ei­ne Zu­si­che­rung er­klä­ren möch­te, der Ge­gen­stand wei­se die an­ge­prie­se­ne Be­schaf­fen­heit auf. Re­gel­mä­ßig lässt die Be­schrei­bung ei­nes Fahr­zeugs als ‚un­fall­frei‘ in In­ter­net­an­zei­gen, zu­mal wenn sie von Pri­vat­per­so­nen und nicht von ge­werb­li­chen Au­to­häu­sern er­folgt, nicht auf die Über­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie schlie­ßen (OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 06.07.2016 – 2 U 54/15, ju­ris Rn. 32 m. w. Nachw.). Mit der nicht wei­ter prä­zi­sier­ten Be­schrei­bung ‚un­fall­frei‘ ist näm­lich nichts dar­über aus­ge­sagt, ob der Ver­käu­fer da­mit zum Aus­druck brin­gen will, wäh­rend sei­ner Be­sitz­zeit sei es zu kei­nem Un­fall ge­kom­men, oder ob er tat­säch­lich ga­ran­tie­ren will, dass auch vor sei­ner Be­sitz­zeit – über die er als Pri­vat­per­son un­ter Um­stän­den gar kei­ne Kennt­nis­se hat – kein Un­fall pas­siert sei. Wenn – wie hier – hin­zu­kommt, dass der Kauf nicht be­reits im In­ter­net voll­zo­gen wird, wie et­wa bei In­ter­net-Ver­stei­ge­rungs­platt­for­men, son­dern es im Nach­gang noch zu Ver­hand­lun­gen kommt, in de­nen aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen wird, man über­neh­me ge­ra­de kei­ne Ge­währ für die Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs, kann der Käu­fer sich auf den In­halt der In­ter­net­an­zei­ge ei­ner Pri­vat­per­son nicht ver­las­sen.

Ge­ne­rell gilt, dass die Fra­ge, ob der Ver­käu­fer ei­ne ver­bind­li­che Ge­währ für die ‚Un­fall­frei­heit‘ ei­nes Ge­braucht­wa­gens über­neh­men woll­te, an­hand ei­nes Ka­ta­logs von Aus­le­gungs­kri­te­ri­en und An­halts­punk­ten un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Um­stän­de des Ein­zel­falls zu ent­schei­den ist (z. B. wie­der­hol­te Nach­fra­ge des Käu­fers bei den Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen, Ein­druck be­son­de­rer Sach­kom­pe­tenz des Ver­käu­fers etc.; OLG Ros­tock, Urt. v. 17.12.2003 – 6 U 227/02, ju­ris Rn. 51 ff.).

An­ge­sichts der auf das be­haup­te­te In­se­rat nach­fol­gen­den Ver­hand­lun­gen und an­ge­sichts des Wort­lauts des Kauf­ver­trags­tex­tes spre­chen die Um­stän­de vor­lie­gend eher ge­gen ei­ne Zu­si­che­rung als für ei­ne ge­woll­te Ge­währs­über­nah­me.

Die üb­ri­gen Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts hat der Klä­ger nicht an­ge­grif­fen, sie bie­ten auch oh­ne­dies kei­nen An­lass zu Zwei­feln. …“

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