1. Für ei­ne Kla­ge, mit der der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs die – am Kauf­ver­trag nicht be­tei­lig­te – Volks­wa­gen AG als Fahr­zeug­her­stel­le­rin ge­stützt auf § 826 BGB und/oder § 823 II BGB i. V. § 263 StGB auf Scha­dens­er­satz in An­spruch nimmt, ist ge­mäß § 32 ZPO (auch) das Ge­richt ört­lich zu­stän­dig, in des­sen Be­zirk die be­haup­te­te un­er­laub­te Hand­lung be­gan­gen wor­den ist. Be­ge­hungs­ort der un­er­laub­ten Hand­lung ist so­wohl der Hand­lungs- als auch der Er­folgs­ort; ei­ne Zu­stän­dig­keit ist des­halb wahl­wei­se dort ge­ge­ben, wo die Ver­let­zungs­hand­lung be­gan­gen wur­de, oder dort, wo in das Ver­mö­gen des Fahr­zeug­käu­fers als ein ge­schütz­tes Rechts­gut ein­ge­grif­fen wur­de.
  2. Bei ei­nem (be­haup­te­ten) Ver­mö­gens­scha­den aus un­er­laub­ter Hand­lung ist der Er­folgs­ort i. S. von § 32 ZPO nicht per se der Wohn­sitz des Ge­schä­dig­ten, in des­sen Ver­mö­gen ein­ge­grif­fen wur­de. Es wur­de aber dort in das Ver­mö­gen des Fahr­zeug­käu­fers als ge­schütz­tes Rechts­gut ein­ge­grif­fen, wo dem Käu­fer das Fahr­zeug ge­gen Bar­zah­lung des Kauf­prei­ses über­ge­ben wur­de, das heißt am Sitz des Ver­käu­fers.

OLG Hamm, Be­schluss vom 09.05.2019 – 32 SA 21/19

Sach­ver­halt: Der Klä­ger, der sei­nen Wohn­sitz in H. im Land­ge­richts­be­zirk S. hat, nimmt die in Wolfs­burg (Land­ge­richts­be­zirk Braun­schweig) an­säs­si­ge Be­klag­te, der Volks­wa­gen AG, we­gen sit­ten­wid­ri­ger vor­sätz­li­cher Schä­di­gung (§ 826 BGB) auf Scha­dens­er­satz in An­spruch. Dem liegt zu­grun­de, dass der Klä­ger am 15.11.2012 von ei­nem in B. im Land­ge­richts­be­zirk O. an­säs­si­gen Kfz-Händ­ler ei­nen ge­brauch­ten Au­di A6 2.0 TDI er­wor­ben hat, der nach dem Vor­trag des Klä­gers mit ei­nem EA189-Die­sel­mo­tor aus­ge­stat­tet und des­halb vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen ist. Den Kauf­preis für das Fahr­zeug in Hö­he von 16.000 € hat der Klä­ger sei­ner­zeit am Sitz des Ver­käu­fers, wo auch der Kauf­ver­trag ge­schlos­sen wur­de, bar ge­zahlt. Den Pkw hat der Klä­ger am 02.08.2018 für 5.201 € wei­ter­ver­äu­ßert; die Dif­fe­renz zwi­schen die­sem Be­trag und dem von ihm ge­zahl­ten Kauf­preis in Hö­he von (16.000 € − 5.201 € =) 10.799 € macht er als Scha­den gel­tend.

Mit Ver­fü­gung vom 11.01.2019 hat das von dem Klä­ger an­ge­ru­fe­ne Land­ge­richt S. auf Zwei­fel an sei­ner ört­li­chen Zu­stän­dig­keit hin­ge­wie­sen. Dass der Klä­ger sei­nen Wohn­sitz im Land­ge­richts­be­zirk S. ha­be, rei­che für ei­ne Zu­stän­dig­keits­be­grün­dung ge­mäß § 32 ZPO nicht aus.

Der Klä­ger hat dar­auf­hin un­ter dem 18.01.2019 gel­tend ge­macht, für die ört­li­che Zu­stän­dig­keit des Land­ge­richts S. ge­nü­ge, dass der (be­haup­te­te) Scha­den in sei­nem Be­zirk ein­ge­tre­ten sei. Bei ei­nem Ver­mö­gens­scha­den aus un­er­laub­ter Hand­lung tre­te der Scha­den dort ein, wo sich der Ver­mö­gens­scha­den rea­li­sie­re. Der Ort des Scha­den­s­ein­tritts sei des­halb re­gel­mä­ßig am Wohn­sitz des Ge­schä­dig­ten, weil in des­sen dort be­le­ge­nes Ver­mö­gen ein­ge­grif­fen wur­de. Hilfs­wei­se für den Fall, dass das Land­ge­richt S. sich gleich­wohl für un­zu­stän­dig hal­te, hat der Klä­ger die Ver­wei­sung des Rechts­streits an das Land­ge­richt O. be­an­tragt.

Zu dem Schrift­satz des Klä­gers vom 18.01.2019 hat die Be­klag­te un­ter dem 04.02.2019 da­hin ge­hend Stel­lung ge­nom­men, dass auch nach ih­rer Auf­fas­sung das Land­ge­richt S. un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt ört­lich zu­stän­dig sei. Das gel­te aber auch für das Land­ge­richt O. Denn es feh­le schon an schlüs­si­gem Vor­trag des Klä­gers da­zu, dass im Be­zirk die­ses Ge­richts in sein Ver­mö­gen ein­ge­grif­fen wor­den sei. Zu­stän­dig – so die Be­klag­te – sei al­lein das LG Braun­schweig, bei dem sie ih­ren all­ge­mei­nen Ge­richts­stand ha­be (§§ 12, 17 I ZPO).

Das Land­ge­richt S. hat sich mit Be­schluss vom 05.02.2019 für ört­lich un­zu­stän­dig er­klärt und den Rechts­streit im Hin­blick dar­auf, dass der Klä­ger den Au­di A6 2.0 TDI in B. er­wor­ben hat, an das Land­ge­richt O. ver­wie­sen.

Die­ses hat die Par­tei­en mit Ver­fü­gung vom 12.02.2019 dar­auf hin­ge­wie­sen, dass be­ab­sich­tigt sei, die Über­nah­me des Ver­fah­rens ab­zu­leh­nen, weil das Land­ge­richts S. in sei­nem Ver­wei­sungs­be­schluss vom 05.02.2019 ei­nen nicht mehr ver­tret­ba­ren Stand­punkt zu § 32 ZPO ein­ge­nom­men ha­be. Der Klä­ger hat dar­auf­hin sei­ne Auf­fas­sung, dass für den Rechts­streit das Land­ge­richt O. ört­lich zu­stän­dig sei, ver­tei­digt. Hilfs­wei­se hat er be­an­tragt, die Sa­che dem Ober­lan­des­ge­richt zur Be­stim­mung des zu­stän­di­gen Ge­richts vor­zu­le­gen. Die Be­klag­te hat mit Schrift­satz vom 27.02.2019 um Wei­ter­ver­wei­sung des Rechts­streits an das LG Braun­schweig ge­be­ten.

Mit Be­schluss vom 01.03.2019 hat das Land­ge­richt O. die Über­nah­me des Rechts­streits ab­ge­lehnt, sich sei­ner­seits für ört­lich un­zu­stän­dig er­klärt und die Sa­che an das Land­ge­richt S. zu­rück­ge­ge­ben. Die­ses sei ge­mäß § 32 ZPO ört­lich zu­stän­dig, weil der Klä­ger in sei­nem Be­zirk sei­nen Wohn­sitz ha­be.

Das Land­ge­richt S. hat die Sa­che mit Be­schluss vom 14.04.2019 dem OLG Hamm vor­ge­legt, da­mit die­ses das zu­stän­di­ge Ge­richt be­stimmt (§ 36 I Nr. 6 ZPO). Par­al­lel da­zu hat der Klä­ger das OLG Hamm mit Schrift­satz vom 04.03.2019 um Be­stim­mung des zu­stän­di­gen Ge­richts ge­be­ten.

Der 32. Zi­vil­se­nat des OLG Hamm hat die Par­tei­en mit Ver­fü­gung vom 25.03.2019 an­ge­hört. Dar­auf­hin hat die Be­klag­te mit Schrift­satz vom 11.04.2019 be­an­tragt, den An­trag auf Be­stim­mung des zu­stän­di­gen Ge­richts zu­rück­zu­wei­sen. Der Um­stand, dass das Land­ge­richt O. die Bin­dungs­wir­kung des Ver­wei­sungs­be­schlus­ses des Land­ge­richts S. miss­ach­tet ha­be, füh­re nicht zu ei­ner Un­zu­stän­dig­keits­er­klä­rung i. S. von § 36 I Nr. 6 ZPO. Über­dies lei­be sie – die Be­kla­ge – bei ih­rer Auf­fas­sung, dass al­lein das an dem Kom­pe­tenz­kon­flikt bis­lang nicht be­tei­lig­te LG Braun­schweig ört­lich zu­stän­dig sei. Auch des­halb kom­me ei­ne Zu­stän­dig­keits­be­stim­mung nach § 36 I Nr. 6 ZPO nicht in Be­tracht.

Als zu­stän­di­ges Ge­richt wur­de das Land­ge­richt O. be­stimmt.

Aus den Grün­den: II. Die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Be­stim­mung des Ge­richts­stands ge­mäß § 36 I Nr. 6 ZPO lie­gen vor.

Das Land­ge­richt S. und das Land­ge­richt O. ha­ben sich bei­de i. S. von § 36 I Nr. 6 ZPO rechts­kräf­tig für ört­lich un­zu­stän­dig er­klärt. Das Land­ge­richt S. hat den Rechts­streit durch den grund­sätz­lich ge­mäß § 281 II 2 ZPO un­an­fecht­ba­ren Be­schluss vom 05.02.2019 an das Land­ge­richt O. ver­wie­sen. Das Land­ge­richt O. hat durch den Par­tei­en be­kannt ge­mach­ten Be­schluss vom 01.03.2019 die Über­nah­me des Ver­fah­rens ab­ge­lehnt, sich eben­falls für ört­lich un­zu­stän­dig er­klärt und das Ver­fah­ren an das Land­ge­richt S. zu­rück­ge­ge­ben. Das ge­nügt nach stän­di­ger Recht­spre­chung den An­for­de­run­gen, die an rechts­kräf­ti­ge Un­zu­stän­dig­keits­er­klä­run­gen i. S. des § 36 I Nr. 6 ZPO zu stel­len sind (vgl. BGH, Beschl. v. 10.12.1987 – I ARZ 809/87, ju­ris; Beschl. v. 10.09.2002 – X ARZ 217/02, ju­ris; Se­nat, Beschl. v. 25.07.2013 – 32 SA 46/13, ju­ris). Das Land­ge­richt S. hat dar­auf­hin den Rechts­streit mit Be­schluss vom 14.04.2019 dem OLG Hamm zum Zwe­cke der Zu­stän­dig­keits­be­stim­mung vor­ge­legt.

Das OLG Hamm ist ge­mäß § 36 II ZPO auch zur Ent­schei­dung über den Zu­stän­dig­keits­streit be­ru­fen. Da­nach wird, wenn das hö­he­re ge­mein­schaft­li­che Ge­richt der an dem Kom­pe­tenz­kon­flikt be­tei­lig­ten Ge­rich­te der BGH ist, das zu­stän­di­ge Ge­richt durch das Ober­lan­des­ge­richt be­stimmt, zu des­sen Be­zirk das zu­erst mit der Sa­che be­fass­te, an dem Kom­pe­tenz­kon­flikt be­tei­lig­te Ge­richt ge­hört (vgl. OLG Braun­schweig, Beschl. v. 28.10.2013 – 1 W 67/03, ju­ris). Vor­lie­gend war das im Be­zirk des OLG Hamm ge­le­ge­ne Land­ge­richt S. zu­erst mit der Sa­che be­fasst.

1. Ge­mäß § 281 II 4 ZPO sind Ver­wei­sungs­be­schlüs­se grund­sätz­lich bin­dend, da – im Ein­klang mit der in § 281 II 2 ZPO nor­mier­ten Un­an­fecht­bar­keit von Ver­wei­sungs­be­schlüs­sen – im In­ter­es­se der Pro­zess­öko­no­mie das Ver­fah­ren ver­zö­gern­de und ver­teu­ern­de Zu­stän­dig­keits­strei­tig­kei­ten ver­mie­den wer­den sol­len. Ei­ne Bin­dung an den Ver­wei­sungs­be­schluss ist nur aus­nahms­wei­se zu ver­nei­nen, wenn der Ver­wei­sungs­be­schluss schlech­ter­dings nicht als im Rah­men des § 281 ZPO er­gan­gen an­zu­se­hen ist, et­wa weil er auf ei­ner Ver­let­zung recht­li­chen Ge­hörs be­ruht, nicht durch den ge­setz­li­chen Rich­ter er­las­sen wur­de oder je­der ge­setz­li­chen Grund­la­ge ent­behrt und des­halb als will­kür­lich be­trach­tet wer­den muss. Hier­für ge­nügt nicht, dass der Be­schluss in­halt­lich un­rich­tig oder feh­ler­haft ist (st. Rspr., z. B. BGH, Beschl. v. 09.06.2015 – X ARZ 115/15, ju­ris Rn. 9; Beschl. v. 17.05.2011 – X ARZ 109/11, ju­ris Rn. 12; Se­nat, Beschl. v. 29.07.2011 – 32 SA 57/11, ju­ris Rn. 19). Will­kür liegt nur vor, wenn der Ver­wei­sungs­be­schluss ei­nen über ei­nen ein­fa­chen Rechts­feh­ler hin­aus­ge­hen­den schwer­wie­gen­den Feh­ler auf­weist, der un­ter Um­stän­den be­gan­gen wur­de, die den Ver­wei­sungs­be­schluss in der Ge­samt­be­trach­tung bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung der das Grund­ge­setz be­herr­schen­den Ge­dan­ken als schlech­ter­dings nicht mehr nach­voll­zieh­bar und of­fen­sicht­lich un­halt­bar er­schei­nen las­sen (BGH, Beschl. v. 09.06.2015 – X ARZ 115/15, ju­ris Rn. 11 m. w. Nachw.). Ins­be­son­de­re lässt ein ein­fa­cher Rechts­irr­tum die Bin­dungs­wir­kung noch nicht ent­fal­len.

2. Ge­mes­sen an die­sen Grund­sät­zen ver­mag der Se­nat aus­rei­chen­de An­halts­punk­te für die An­nah­me ob­jek­ti­ver Will­kür nicht zu er­ken­nen.

a) Die Zu­stän­dig­keit des Land­ge­richts O. er­gibt sich zwar nicht schon aus § 29 I ZPO. Der Ge­richts­stand des Er­fül­lungs­orts ist ge­gen­über der Be­klag­ten nicht be­grün­det, da es im Ver­hält­nis der Par­tei­en an ei­ner ver­trag­li­chen oder ihr gleich­ste­hen­den Son­der­ver­bin­dung fehlt. Der Kauf­ver­trag ist mit ei­nem Fahr­zeug­händ­ler ge­schlos­sen wor­den, den der Klä­ger nicht mit­ver­klagt hat. Ein Schuld­ver­hält­nis mit der Be­klag­ten er­gibt sich auch nicht aus § 311 III 1 BGB. Ins­be­son­de­re hat die Be­klag­te nicht i. S. von § 311 III 2 BGB in be­son­de­rem Ma­ße Ver­trau­en für sich in An­spruch ge­nom­men und da­durch die Ver­trags­ver­hand­lun­gen oder den Ver­trags­schluss be­ein­flusst. Je­den­falls trägt der Klä­ger hier­zu nichts vor.

b) Im Be­zirk des Land­ge­richts O. ist aber der Ge­richts­stand der un­er­laub­ten Hand­lung ge­mäß § 32 ZPO be­grün­det, da der Klä­ger hier den Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug ab­ge­schlos­sen und die Zah­lung ge­leis­tet hat, die zum Scha­den ge­führt hat.

aa) Be­ge­hungs­or­te der de­lik­ti­schen Hand­lung sind so­wohl der Hand­lungs- als auch der Er­folgs­ort, so­dass ei­ne Zu­stän­dig­keit wahl­wei­se dort ge­ge­ben ist, wo die Ver­let­zungs­hand­lung be­gan­gen wur­de, und dort, wo in ein ge­schütz­tes Rechts­gut ein­ge­grif­fen wur­de (BGH, Urt. v. 28.02.1996 – XII ZR 181/93, BGHZ 132, 105, 110 f. = ju­ris Rn. 26; Urt. v. 02.03.2010 – VI ZR 23/09, BGHZ 184, 313 Rn. 8; Urt. v. 06.11.2007 – VI ZR 34/07, NJW-RR 2008, 516 Rn. 24; Münch­Komm-ZPO/Patz­i­na, 5. Aufl. [2016], § 32 Rn. 20; je­weils m. w. Nachw.). Der Scha­dens­ort ist als sol­cher oh­ne Be­lang, es sei denn, dass der Scha­den­s­ein­tritt zum Tat­be­stand der Rechts­ver­let­zung ge­hört (Zöl­ler/Schultz­ky, ZPO, 32. Aufl. [2018], § 32 Rn. 19 m. w. Nachw.).

(1) Dar­aus folgt, dass der Klä­ger nicht auf den Ort be­schränkt ist, an dem nach sei­nem Vor­trag die Tat­hand­lung be­gan­gen wor­den ist. Ihm steht viel­mehr ein Wahl­recht zu, das er nach Be­lie­ben aus­zu­üben be­rech­tigt ist. Er kann auch dann am Er­folgs­ort kla­gen, wenn der Be­ge­hungs­ort wo­an­ders liegt. Eben­so kann er an je­dem Er­folgs­ort kla­gen, wenn die­ser in ver­schie­de­nen Ge­richts­be­zir­ken liegt (vgl. nur Roth, in: Stein/Jo­nas, ZPO, 23. Aufl. [2014], § 32 Rn. 26 m. w. Nachw.).

(2) Wird die Haf­tung auf die Er­fül­lung des Be­trugs­tat­be­stands ge­mäß § 823 II 1 BGB i. V. mit § 263 I StGB ge­stützt, ist der Er­folgs­ort dort, wo die Täu­schungs­hand­lung ei­nen Irr­tum er­regt oder die schä­di­gen­de Ver­mö­gens­ver­fü­gung aus­ge­löst hat. Wird ein An­spruch aus § 826 BGB gel­tend ge­macht, ge­hört zum Tat­be­stand der un­er­laub­ten Hand­lung der Ein­tritt ei­nes Ver­mö­gens­scha­dens (vgl. Be­ckOK-ZPO/Tous­saint, Stand: 01.07.2018, § 32 Rn. 12.1 m. w. Nachw.). Das nach § 32 ZPO zu­stän­di­ge Ge­richt ist da­her in die­sen Fäl­len nicht nur an­hand des Or­tes zu be­stim­men, an dem der Tä­ter ge­han­delt hat, son­dern auch dort be­grün­det, wo der Rechts­guts­ein­griff er­folgt und der Scha­den ent­stan­den ist (vgl. Smid/Hart­mann, in: Wiec­zo­rek/Schüt­ze, ZPO, 4. Aufl. [2015], § 32 Rn. 40 m. w. Nachw.).

Al­ler­dings ist der Er­folgs­ort ei­ner un­er­laub­ten Hand­lung der Ver­mö­gens­schä­di­gung ent­ge­gen der An­nah­me es Klä­gers nicht schon des­halb am Wohn­sitz des Ge­schä­dig­ten be­grün­det, weil sich dort sein Ver­mö­gen be­fin­det. Denn die Kon­zen­tra­ti­on der Zu­stän­dig­keit am Hand­lungs- oder Ver­let­zungs­ort der un­er­laub­ten Hand­lung knüpft an die Sach­nä­he und da­mit ein­her­ge­hen­de leich­te­re Auf­klä­rung des Sach­ver­halts an. Die­ser Zweck wür­de ver­fehlt, wenn im­mer auch auf den Ort ab­ge­stellt wer­den könn­te, an dem sich das Ver­mö­gen des Ge­schä­dig­ten im Zeit­punkt der Vor­nah­me der schä­di­gen­den Hand­lung be­fun­den hat (OLG Mün­chen, Urt. v. 21.1.1992 – 25 U 2987/91, NJW-RR 1993, 701, 703 m. w. Nachw.; miss­ver­ständ­lich in­so­weit Zöl­ler/Schultz­ky, a. a. O., § 32 Rn. 19: „Be­trug am Be­le­gen­heits­ort des Klä­ger­ver­mö­gens“; zum Gan­zen auch um­fas­send Se­nat, Beschl. v. 26.10.2018 – 32 SA 30/18, ju­ris).

bb) Dem­nach ist auf die Um­stän­de des Ein­zel­falls ab­zu­stel­len und auf die­ser Grund­la­ge zu prü­fen, wo die Ver­let­zungs­hand­lung vor­ge­nom­men und der tat­be­stands­mä­ßi­ge Er­folg ein­ge­tre­ten ist.

(1) Dass die Be­klag­te dem Klä­ger sei­nem Vor­trag ge­mäß den Ein­satz ei­ner mit ei­ner so­ge­nann­ten Prüf­stand-Ent­de­ckungs­soft­ware aus­ge­stat­te­ten Vor­schalt­ein­rich­tung ver­schwie­gen hat, kann ei­nen Ein­ge­hungs­be­trug i. S. von § 263 I StGB be­grün­den, der dar­in liegt, dass der Käu­fer ei­nen für ihn wirt­schaft­lich nach­tei­li­gen Ver­trag mit dem Ver­käu­fer des Fahr­zeugs ab­ge­schlos­sen hat. In­fol­ge die­ses Ver­trags­schlus­ses ist sein Ver­mö­gen mit ei­ner un­ge­woll­ten Ver­pflich­tung ne­ga­tiv be­las­tet wor­den. Dies folgt dar­aus, dass bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung und un­ter le­bens­na­her Be­trach­tung kein durch­schnitt­lich in­for­mier­ter und wirt­schaft­lich ver­nünf­tig den­ken­der Ver­brau­cher ein Fahr­zeug er­wer­ben wür­de, wel­ches mit ei­ner ge­set­zes­wid­ri­gen Soft­ware aus­ge­stat­tet ist. Ein sol­cher Ver­brau­cher kann und muss nicht da­von aus­ge­hen, dass die ge­setz­lich vor­ge­ge­be­nen und im tech­ni­schen Da­ten­blatt auf­ge­nom­me­nen Ab­gas­wer­te nur des­halb als ein­ge­hal­ten at­tes­tiert wer­den, weil ei­ne Soft­ware in­stal­liert wor­den ist, die da­für sorgt, dass der Lauf des Prüf­stands er­kannt und über ei­ne ent­spre­chen­de Pro­gram­mie­rung der Mo­tor­steue­rung des­we­gen – in ge­setz­lich un­zu­läs­si­ger Wei­se – ins­be­son­de­re der Stick­oxid­aus­stoß re­du­ziert wird (vgl. LG Pa­der­born, Urt. v. 07.04.2017 – 2 O 118/16, ju­ris Rn. 38; eben­so LG Kre­feld, Urt. v. 04.10.2017 – 2 O 19/17, ju­ris Rn. 25; Urt. v. 28.02.2018 – 7 O 10/17, ju­ris Rn. 34).

(2) Ein un­ter Be­tei­li­gung des Fahr­zeug­händ­lers ver­üb­ter Ein­ge­hungs­be­trug ist vom Klä­ger bis­lang nicht be­haup­tet wor­den. Er trägt nicht vor, dass der Ver­käu­fer bös­gläu­big ge­we­sen sei, so­dass ei­ne Mit­tä­ter­schaft oder Teil­nah­me ge­mäß §§ 263 I, 25 II, 26, 27 I StGB bzw. §§ 826, 830 I, II BGB aus­schei­det. In Be­tracht kä­me al­len­falls ei­ne mit­tel­ba­re Tä­ter­schaft der Be­klag­ten i. S. von §§ 263 I, 25 I Fall 2 StGB, bei der die Tat­hand­lung i. S. von § 9 I Fall 1 StGB al­ler­dings so­wohl am Ort des ei­ge­nen Tä­tig­wer­dens des Tat­mitt­lers als auch dort be­gan­gen wird, wo das Werk­zeug ge­han­delt hat, da dem mit­tel­ba­ren Tä­ter des­sen Hand­lung zu­ge­rech­net wird (vgl. BGH, Urt. v. 15.01.1991 – 1 StR 617/90, wis­tra 1991, 135; Eser, in: Schön­ke/Schrö­der, StGB, 29. Aufl. [2014], § 9 Rn. 4; Satz­ger, in: Satz­ger/Schlu­cke­bier/Wid­mai­er, StGB, 3. Aufl. [2017], § 9 Rn. 10; LK-StGB/Wer­le/Jeß­ber­ger, 12. Aufl. [2007], § 9 Rn. 14).

(3) Aus­ge­hend von dem Fahr­zeug­händ­ler als Werk­zeug lä­ge ein Ort der Tat­be­ge­hung in B., weil dort der Kauf­ver­trag ab­ge­schlos­sen wor­den ist. Zu die­sem Tat­ort ge­langt man auch, wenn für die Fra­ge der ört­li­chen Zu­stän­dig­keit dar­auf ab­ge­stellt wird, wo die Er­fül­lungs­hand­lun­gen i. S. von § 362 I BGB vor­ge­nom­men wor­den sind. Hier­zu hat der Klä­ger un­wi­der­spro­chen vor­ge­tra­gen, dass nicht nur der Kauf­ver­trag am 15.11.2012 in B. ge­schlos­sen wor­den, son­dern dort am glei­chen Tag auch der Kauf­preis in Hö­he von 16.000 € von ihm in bar be­gli­chen wor­den ist. Dem­entspre­chend ist in B. der Ver­mö­gens­scha­den ein­ge­tre­ten und so­mit auch der Er­folgs­ort i. S. von § 32 ZPO an­zu­neh­men.

3. Dar­über hin­aus hat der Se­nat auch kei­ne An­halts­punk­te da­für ge­se­hen, dass ei­ne Vor­la­ge an den BGH nach § 36 III 1 ZPO er­for­der­lich sein könn­te. Sei­ne Ent­schei­dung steht im Ein­klang mit der Recht­spre­chung des OLG Düs­sel­dorf, wo­nach für die auf de­lik­ti­sche An­sprü­che ge­gen die be­klag­te Fahr­zeug­her­stel­le­rin ge­rich­te­te Kla­ge der Ge­richts­stand der un­er­laub­ten Hand­lung be­grün­det ist, da ein Be­ge­hungs­ort i. S. von § 32 ZPO so­wohl am Sitz ei­ner Ver­käu­fe­rin, an dem der Kauf­ver­trag ge­schlos­sen wor­den ist, als auch am Wohn­sitz des ge­schä­dig­ten Käu­fers – vor­lie­gend des Klä­gers – be­grün­det sein kann, wenn dort der Ver­mö­gens­scha­den ein­ge­tre­ten ist (OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 30.10.2017 – I-5 Sa 44/17, ju­ris Rn. 23). Da der Ver­mö­gens­scha­den im vor­lie­gen­den Fall be­reits mit der Kauf­preis­zah­lung in B. ein­ge­tre­ten ist, war in­so­weit nicht auf den da­ma­li­gen Wohn­sitz des Klä­gers ab­zu­stel­len. So­weit er­sicht­lich, lie­gen der Se­nats­recht­spre­chung ent­ge­gen­ste­hen­de Ent­schei­dun­gen an­de­rer Ober­lan­des­ge­rich­te eben­falls nicht vor.

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