Mit der „nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­ten Ver­wen­dung“ (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB) zielt das Ge­setz nicht auf kon­kre­te Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che ab, die sich der Käu­fer vor­stellt, son­dern dar­auf, ob die Sa­che für die Nut­zungs­art (Ein­satz­zweck) ge­eig­net ist, den die Par­tei­en dem Ver­trag zu­grun­de ge­legt ha­ben.

BGH, Ur­teil vom 20.03.2019 – VI­II ZR 213/18

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten um die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­ne in­dus­tri­el­le Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne.

Die Klä­ge­rin ist Pro­du­zen­tin und Groß­händ­le­rin von Vo­gel­fut­ter. Das von ihr her­ge­stell­te Vo­gel­fut­ter wird ma­schi­nell in Plas­tik­beu­teln ver­packt, die an­schlie­ßend ver­schweißt wer­den. Im Jahr 2011 plan­te die Klä­ge­rin, die ih­re Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tät aus­wei­ten woll­te, zu­sätz­lich zu der be­reits vor­han­de­nen ei­ne wei­te­re Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne zu er­wer­ben. Sie wand­te sich des­halb an die Be­klag­te, die Ver­pa­ckungs­ma­schi­nen des chi­ne­si­schen Her­stel­lers H ver­treibt.

Nach Ver­hand­lun­gen, bei de­nen Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten auch den vor­ge­se­he­nen Auf­stell­ort der zu er­wer­ben­den Ma­schi­ne in Au­gen­schein ge­nom­men hat­ten, be­stell­te die Klä­ge­rin ge­mäß Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 04.05.2011 ei­ne nä­her be­zeich­ne­te Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne zum Preis von 89.250 €. Die Ma­schi­ne wur­de im Ok­to­ber 2011 ge­lie­fert und nach meh­re­ren Tech­ni­k­erein­sät­zen der Be­klag­ten in Be­trieb ge­nom­men. Im De­zem­ber 2011 und Ja­nu­ar 2012 rüg­te die Klä­ge­rin ei­ne zu ge­rin­ge Pro­duk­ti­ons­ge­schwin­dig­keit der Ma­schi­ne, weil die­se le­dig­lich neun statt der ge­for­der­ten zwan­zig 5-kg-Beu­tel je Mi­nu­te pro­du­zie­re. Im Ja­nu­ar 2012 rüg­te die Klä­ge­rin au­ßer­dem das Feh­len bzw. das Auf­rei­ßen der rück­wär­ti­gen Beu­tel­näh­te.

Im März 2012 lei­te­te die Klä­ge­rin ein selbst­stän­di­ges Be­weis­ver­fah­ren ein, mit dem sie Fest­stel­lun­gen zum Zu­stand und zur Leis­tungs­fä­hig­keit der Ma­schi­ne so­wie zum Vor­lie­gen von Män­geln be­gehr­te. Nach Ein­ho­lung meh­re­rer Gut­ach­ten und Er­gän­zungs­gut­ach­ten for­der­te die Klä­ge­rin die Be­klag­te un­ter Frist­set­zung auf, die in den Gut­ach­ten fest­ge­stell­ten Män­gel zu be­sei­ti­gen. Dies lehn­te die Be­klag­te mit der Be­grün­dung ab, dass die Ma­schi­ne kei­ne Män­gel auf­wei­se, für die sie – die Be­klag­te – ver­ant­wort­lich sei. Die Klä­ge­rin er­klär­te dar­auf­hin mit An­walts­schrei­ben vom 25.02.2015 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Das Land­ge­richt hat der auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be der Ma­schi­ne, ge­rich­te­ten Kla­ge statt­ge­ge­ben. Das Ober­lan­des­ge­richt hat die Be­ru­fung der Be­klag­ten durch Be­schluss nach § 522 II ZPO zu­rück­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten, mit der sie ihr Kla­ge­ab­wei­sungs­be­geh­ren wei­ter­ver­folg­te, hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: [7]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung, so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren noch von In­ter­es­se, im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[8]    Die auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­rich­te­te Kla­ge sei be­grün­det, weil sich die strei­ti­ge Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne nicht für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB) eig­ne und der von der Klä­ge­rin nach frucht­lo­ser Frist­set­zung zur Man­gel­be­sei­ti­gung er­klär­te Rück­tritt des­halb wirk­sam ge­we­sen sei.

[9]    Auch wenn – wie hier – ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nicht vor­lie­ge, sei ein Sach­man­gel ge­ge­ben, wenn von bei­den Par­tei­en oder zu­min­dest für den Ver­käu­fer er­kenn­bar ei­ne be­stimm­te Ver­wen­dung der Kauf­sa­che un­ter­stellt wer­de, die­ser Zweck dem Ver­käu­fer be­kannt sei und er sich nicht da­ge­gen ver­wah­re. Da­bei ge­nü­ge für die An­nah­me ei­nes Man­gels be­reits ei­ne Ein­schrän­kung der Ge­brauchs­taug­lich­keit der Kauf­sa­che, so­dass es nicht dar­auf an­kom­me, dass die Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne nicht völ­lig un­brauch­bar sei.

[10]   Dass dem Ver­trag die auch für die Be­klag­te er­kenn­ba­re Ab­sicht der Klä­ge­rin zu­grun­de ge­le­gen ha­be, mit der neu­en Ma­schi­ne die Ge­schwin­dig­keit der Fut­ter­mit­tel­pro­duk­ti­on ge­gen­über der be­reits vor­han­de­nen Ma­schi­ne zu er­hö­hen, er­ge­be sich be­reits aus dem von den Par­tei­en im Rah­men der Ver­trags­ver­hand­lun­gen ge­führ­ten Schrift­ver­kehr. Die Klä­ge­rin ha­be für die 5-kg-Beu­tel in ih­rer E-Mail vom 16.02.2011 ei­ne Ge­schwin­dig­keit von zwan­zig Beu­teln je Mi­nu­te vor­ge­ge­ben. Dass sie von der ge­wünsch­ten Stück­zahl im wei­te­ren Ver­lauf der Ver­trags­ver­hand­lun­gen Ab­stand ge­nom­men hät­te, sei dem vor­ge­leg­ten Schrift­ver­kehr nicht zu ent­neh­men. Hin­zu kom­me, dass ei­ne In­ves­ti­ti­on der vor­lie­gen­den Grö­ßen­ord­nung nur wirt­schaft­lich sinn­voll sei, wenn sie sich für die Klä­ge­rin als Käu­fe­rin auch loh­ne, zu­mal die al­te An­la­ge noch funk­tio­niert ha­be. Au­ßer­dem ha­be die Klä­ge­rin in ih­ren zahl­rei­chen Män­gel­rü­gen im­mer wie­der mo­niert, dass die von ihr ge­wünsch­te Stück­zahl nicht er­reicht wer­de und die Leis­tung der Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne noch hin­ter der­je­ni­gen der al­ten Ma­schi­ne zu­rück­blei­be.

[11]   Hier sei von den Par­tei­en ver­trag­lich vor­aus­ge­setzt wor­den, dass die Ma­schi­ne zu ei­ner ver­läss­li­chen Pro­duk­ti­on mit ei­ner hö­he­ren Ge­schwin­dig­keit als die bis­her bei der Klä­ge­rin vor­han­de­ne Ma­schi­ne in der La­ge sei. Die von der Klä­ge­rin ge­wünsch­te und auch zur Ge­schäfts­grund­la­ge des Kauf­ver­tra­ges ge­wor­de­ne Stück­zahl ha­be die Ma­schi­ne in­des nicht er­rei­chen kön­nen. Nach dem Er­geb­nis der erst­in­stanz­li­chen Be­weis­auf­nah­me sei die Ma­schi­ne zwar ge­lau­fen, aber eben nicht re­gel­mä­ßig und be­an­stan­dungs­frei, wie das Pro­blem der nicht ver­schweiß­ten Längs­näh­te bei den 5-kg-Beu­teln zei­ge.

[12]   Der im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren be­auf­trag­te Sach­ver­stän­di­ge sei in sei­nem Gut­ach­ten vom 10.09.2012 zu dem Er­geb­nis ge­langt, dass bei der Ma­schi­ne meh­re­re Män­gel vor­lä­gen, die da­zu ge­führt hät­ten, dass die An­la­ge beim tech­ni­schen Stand zum Orts­ter­min am 23.08.2012 über­haupt nicht ein­setz­bar ge­we­sen sei. Die An­la­ge lie­fe­re bei der Ver­schwei­ßung kei­ne feh­ler­frei­en Er­geb­nis­se, was auch durch mehr­fa­che Ver­än­de­run­gen sei­tens des hin­zu­ge­zo­ge­nen Tech­ni­kers X der Be­klag­ten nicht dau­er­haft ver­bes­sert wor­den sei. Zu­dem sei die An­la­ge we­gen ei­nes durch ei­nen „Kon­struk­ti­ons­feh­ler (Kon­takt zwi­schen ei­ner Schrau­be und dem Heiz­draht)“ be­ding­ten Kurz­schlus­ses zum Still­stand ge­kom­men und ha­be neu an­ge­fah­ren wer­den müs­sen. Fer­ner sei es we­gen ei­nes Auf­stau­ens der Ver­pa­ckungs­fo­lie zu ei­nem Stau­chen der Beu­tel ge­kom­men, was eben­falls da­zu ge­führt ha­be, dass die Ma­schi­ne mit den vor­han­de­nen Ein­stel­lun­gen nicht ein­setz­bar sei. In ei­nem spä­te­ren Er­gän­zungs­gut­ach­ten ha­be der Sach­ver­stän­di­ge sei­ne Aus­füh­run­gen da­hin prä­zi­siert, dass mit der An­la­ge ein pro­duk­ti­ons­si­che­res Ar­bei­ten nicht mög­lich sei. Ein ein­wand­frei­es Ver­schwei­ßen ha­be im­mer nur kurz­zei­tig er­reicht wer­den kön­nen, es sei im­mer wie­der zu Pro­duk­ti­ons­un­ter­bre­chun­gen ge­kom­men, die neue Ein­stel­lun­gen er­for­der­lich ge­macht hät­ten.

[13]   Dar­aus er­ge­be sich, dass die Ma­schi­ne zu ei­ner re­gel­mä­ßi­gen Pro­duk­ti­on mit ver­läss­li­chen Stück­zah­len nicht in der La­ge ge­we­sen sei, mit­hin den nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­ten Zweck nicht er­füllt ha­be und des­halb man­gel­haft sei.

[14]   So­weit der Zeu­ge T be­kun­det ha­be, dass die An­la­ge nach dem zwei­ten Tech­ni­k­er­ein­satz „zwar lang­sam, aber ein­wand­frei funk­tio­niert“ hät­te, wi­der­spre­che dies den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen und wer­de im Üb­ri­gen durch die wei­te­re Ent­wick­lung wi­der­legt. Zum ei­nen le­ge die Aus­sa­ge des Zeu­gen T selbst na­he, dass die An­la­ge die von der Klä­ge­rin ge­wünsch­ten Leis­tungs­zah­len nicht er­bracht ha­be. Zum an­de­ren ha­be die Klä­ge­rin in der E-Mail vom 27.01.2012 ge­rügt, dass seit dem 26.01.2012 bei den 5-kg-Beu­teln die senk­rech­te Schweiß­naht nicht er­fol­ge. Da­mit sei das zu­vor schon ge­rüg­te Pro­blem der nicht ver­schweiß­ten Beu­tel wie­der auf­ge­tre­ten, das im Nach­gang auch vom Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stellt wor­den sei.

[15]   Der Man­gel der nicht aus­rei­chen­den Ver­wend­bar­keit/Pro­duk­ti­ons­leis­tung ha­be auch bei Ge­fahr­über­gang vor­ge­le­gen. Dies er­ge­be sich aus der Aus­sa­ge des Zeu­gen A. Die­ser ha­be bei sei­ner erst­in­stanz­li­chen Ver­neh­mung an­ge­ge­ben, dass von An­fang an Pro­ble­me mit der Ein­stel­lung der Ma­schi­ne auf­ge­tre­ten sei­en, wo­bei ent­spre­chen­de Ein­stell­ver­su­che der Be­klag­ten nicht zum Er­folg ge­führt hät­ten. Be­stä­tigt wür­den die­se glaub­haf­ten An­ga­ben des Zeu­gen A durch den von der Be­klag­ten dar­ge­stell­ten Ab­lauf, wor­aus sich er­ge­be, dass trotz mehr­tä­gi­ger Ein­sät­ze des Tech­ni­kers T ei­ne sich an den dem Ver­trags­schluss zu­grun­de lie­gen­den Vor­stel­lun­gen der Klä­ge­rin ori­en­tie­ren­de Leis­tungs­men­ge der An­la­ge nicht er­reich­bar ge­we­sen sei.

[16]   Ent­ge­gen dem Ein­wand der Be­klag­ten sei ei­ne er­neu­te Ver­neh­mung der Zeu­gen A und T durch den Se­nat nicht er­for­der­lich. Al­ler­dings ha­be das Be­ru­fungs­ge­richt ei­nen in ers­ter In­stanz ver­nom­me­nen Zeu­gen er­neut zu ver­neh­men, wenn es des­sen Aus­sa­ge ein an­de­res Ge­wicht oder ei­ne an­de­re Trag­wei­te bei­mes­sen oder die Glaub­wür­dig­keit an­ders be­ur­tei­len wol­le als der Er­strich­ter. Hier ha­be das Land­ge­richt den Zeu­gen A zwar be­züg­lich der völ­li­gen Nicht­lauf­fä­hig­keit der An­la­ge nicht für über­zeu­gend ge­hal­ten; ei­nen sol­chen Zu­stand der An­la­ge le­ge der Se­nat je­doch nicht zu­grun­de, son­dern ge­he da­von aus, dass die An­la­ge ge­lau­fen sei, wenn auch nicht mit den an­ge­streb­ten und zur Ge­schäfts­grund­la­ge ge­wor­de­nen Pro­duk­ti­ons­zah­len.

[17]   Auch we­gen des in­halt­li­chen Wi­der­spruchs der Zeu­gen­aus­sa­gen X und T be­züg­lich ei­ner Schrau­be als Ur­sa­che für ei­nen Kurz­schluss sei ei­ne Wie­der­ho­lung der Be­weis­auf­nah­me nicht er­for­der­lich, weil der Se­nat ei­ne Be­wer­tung die­ser wi­der­sprüch­li­chen Zeu­gen­aus­sa­gen ge­ra­de nicht vor­neh­me, son­dern sich für sei­ne An­nah­me, dass Ur­sa­che des Kurz­schlus­ses ein Kon­struk­ti­ons­feh­ler sei, auf die An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen stüt­ze. Der Ein­ho­lung ei­nes wei­te­ren Gut­ach­tens, auch über die Fra­ge nach der Ur­sa­che des Kurz­schlus­ses hin­aus, be­dür­fe es nicht. Die Klä­ge­rin ha­be aus­rei­chend Zeit ge­habt, ih­re ab­wei­chen­den Stand­punk­te zur Be­ur­tei­lung der Ma­schi­ne mit dem Sach­ver­stän­di­gen Prof. Dr. M zu er­ör­tern, nach­dem das Land­ge­richt ihn auf ih­ren An­trag hin zur münd­li­chen Er­läu­te­rung des Gut­ach­tens ge­la­den ha­be. Grün­de für die Ein­ho­lung ei­nes neu­en Gut­ach­tens nach § 412 ZPO lä­gen nicht vor. Die vom Sach­ver­stän­di­gen ge­schil­der­te „Mo­ment­auf­nah­me“ be­ru­he nicht dar­auf, dass die­ser nicht aus­rei­chend Zeit auf die Un­ter­su­chung der Ma­schi­ne ver­wen­det hät­te. Viel­mehr ha­be sich ein si­che­rer Pro­duk­ti­ons­vor­gang mit den Vor­stel­lun­gen der Klä­ge­rin ent­spre­chen­den Stück­zah­len nicht er­rei­chen las­sen, im Ge­gen­teil sei­en im­mer wie­der Feh­ler, ins­be­son­de­re in Form nicht aus­rei­chend ver­schweiß­ter Beu­tel auf­ge­tre­ten.

[18]   Die Klä­ge­rin ha­be auch recht­zei­tig ei­ne Män­gel­rü­ge nach § 377 HGB an­ge­bracht; dies gel­te für die nicht aus­rei­chen­de Stück­zahl eben­so wie für die Pro­ble­ma­tik of­fe­ner, nicht ord­nungs­ge­mäß ver­schlos­se­ner Beu­tel. Auch die Ein­re­de der Ver­jäh­rung sei nicht be­grün­det, denn die Ver­jäh­rung sei durch das selbst­stän­di­ge Be­weis­ver­fah­ren ge­hemmt wor­den, da die von der Klä­ge­rin im Be­weis­ver­fah­ren for­mu­lier­ten Be­weis­fra­gen – auch zur Stück­zahl – aus­ge­reicht hät­ten.

[19]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand. Mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung kön­nen Sach­män­gel der Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne und ein dar­auf ge­stütz­ter An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges (§ 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 434 I, 323 I, 346, 348 BGB) nicht be­jaht wer­den.

[20]   1. Nach § 434 I BGB ist ei­ne Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang ei­ne ver­trag­lich ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit auf­weist (Satz 1), sich für ei­ne nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net (Satz 2 Nr. 1) oder wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (Satz 2 Nr. 2).

[21]   a) Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung – ins­be­son­de­re hin­sicht­lich ei­ner be­stimm­ten Pro­duk­ti­ons­ge­schwin­dig­keit der Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne – hat das Be­ru­fungs­ge­richt, das die­se Fra­ge im Hin­blick auf die von ihm be­jah­ten Vor­aus­set­zun­gen des § 434 I 2 Nr. 1 BGB of­fen­ge­las­sen hat, al­ler­dings nicht fest­ge­stellt. Dies ist aus Rechts­grün­den nicht zu be­an­stan­den; ins­be­son­de­re er­gibt sich – ent­ge­gen den Er­wä­gun­gen der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung – we­der aus der Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 04.05.2011 noch aus sons­ti­gen Um­stän­den ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung hin­sicht­lich ei­ner Min­dest­pro­duk­ti­ons­ge­schwin­dig­keit der Ma­schi­ne.

[22]   aa) Nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des Se­nats setzt ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB vor­aus, dass der Ver­käu­fer in ver­trags­ge­mäß bin­den­der Wei­se die Ge­währ für das Vor­han­den­sein ei­ner Ei­gen­schaft der Kauf­sa­che über­nimmt und da­mit sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ser Ei­gen­schaft ein­zu­ste­hen (vgl. Se­nat, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 13; Urt. v. 26.04.2017 – VI­II ZR 80/16, NJW 2017, 2817 Rn. 13). An das Vor­lie­gen ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB sind stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len; un­ter der Gel­tung des neu­en Schuld­rechts kommt sie nicht mehr im Zwei­fel, son­dern nur noch in ein­deu­ti­gen Fäl­len in Be­tracht (st. Rspr.; zu­letzt Se­nat, Urt. v. 15.06.2016 – VI­II ZR 134/15, NJW 2016, 2874 Rn. 16; Urt. v. 29.06.2016 – VI­II ZR 191/15, NJW 2016, 3015 Rn. 35; Urt. v. 26.04.2017 – VI­II ZR 80/16, NJW 2017, 2817 Rn. 13; Urt. v. 27.09.2017 – VI­II ZR 271/16, NJW 2018, 146 Rn. 18; Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 32/16, NJW 2018, 150 Rn. 16).

[23]   bb) Nach die­sen Maß­stä­ben lässt sich aus der Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 04.05.2011, in der be­züg­lich der Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne ei­ne Takt­zahl von „up to 40 pcs/min“ ge­nannt ist, ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung im Sin­ne ei­ner be­stimm­ten Min­dest­ge­schwin­dig­keit der Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne nicht ent­neh­men. Kon­kre­te An­halts­punk­te, aus de­nen sich mit der ge­bo­te­nen Ein­deu­tig­keit er­gä­be, dass die Be­klag­te in ver­trags­mä­ßig bin­den­der Wei­se die Ge­währ für ei­ne be­stimm­te Pro­duk­ti­ons­ge­schwin­dig­keit der Ma­schi­ne über­neh­men woll­te, wer­den von der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung nicht auf­ge­zeigt und sind auch nicht er­sicht­lich.

[24]   b) Die wei­te­re Be­ur­tei­lung des Be­ru­fungs­ge­richts, der Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne feh­le die Eig­nung für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­ten Ver­wen­dung (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB), weil die von der Klä­ge­rin ge­wünsch­te und zur „Ge­schäfts­grund­la­ge“ ge­wor­de­ne Pro­duk­ti­ons­ge­schwin­dig­keit und der ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­te Zweck ei­ner „re­gel­mä­ßi­gen Pro­duk­ti­on mit ver­läss­li­chen und ge­gen­über der al­ten Ma­schi­ne ver­bes­ser­ten Stück­zah­len“ nicht er­reicht wer­de, ist hin­ge­gen von Rechts­irr­tum be­ein­flusst. Denn die Eig­nung der Kauf­sa­che für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB) ist nicht dar­an zu mes­sen, ob be­stimm­te vom Käu­fer ge­wünsch­te Qua­li­täts­merk­ma­le „Ge­schäfts­grund­la­ge“ oder „Ver­trags­zweck“ ge­wor­den sind.

[25]   aa) § 434 I 2 Nr. 1 BGB stellt dar­auf ab, ob sich die Kauf­sa­che für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net. Da­bei geht es um die kon­kre­te Nut­zung der Kauf­sa­che durch den Käu­fer, die die Par­tei­en zwar nicht ver­ein­bart, aber über­ein­stim­mend un­ter­stellt ha­ben (Se­nat, Urt. v. 26.04.2017 – VI­II ZR 80/16, NJW 2017, 2817 Rn. 16). Bei der Er­mitt­lung die­ser Ver­wen­dung sind ne­ben dem Ver­trags­in­halt die Ge­samt­um­stän­de des Ver­trags­ab­schlus­ses her­an­zu­zie­hen (Se­nat, Urt. v. 06.12.2017 – VI­II ZR 219/16, WM 2018, 1811 Rn. 33).

[26]   § 434 I 2 Nr. 1 BGB zielt mit dem Merk­mal der „nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­ten Ver­wen­dung“ nicht auf kon­kre­te Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che ab, die sich der Käu­fer vor­stellt, son­dern dar­auf, ob die Sa­che für die dem Ver­käu­fer er­kenn­ba­re Ver­wen­dung (Nut­zungs­art) durch den Käu­fer ge­eig­net ist (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 78. Aufl., § 434 Rn. 21). Die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung kann sich da­bei von der ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung der Kauf­sa­che un­ter­schei­den (vgl. Se­nat, Urt. v. 26.04.2017 – VI­II ZR 80/16, NJW 2017, 2817 Rn. 16 m. w. Nachw.; BGH, Urt. v. 16.03.2012 – V ZR 18/11, NJW-RR 2012, 1078, Rn. 16). Letzt­lich wird der feh­len­den Eig­nung für die Ver­wen­dung nach § 434 I 2 Nr. 1 BGB in der Re­gel nur dann ei­ne ei­gen­stän­di­ge Be­deu­tung ge­gen­über der­je­ni­gen nach § 434 I 2 Nr. 2 BGB zu­kom­men, wenn die Par­tei­en nach dem Ver­trag ei­ne an­de­re als die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung vor­aus­ge­setzt ha­ben.

[27]   (1) Das Be­ru­fungs­ge­richt ist zwar zu­nächst von dem Tat­be­stands­merk­mal der „nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­ten Ver­wen­dung“ aus­ge­gan­gen, hat die­sen Rechts­be­griff je­doch nicht hin­rei­chend er­fasst und statt­des­sen auf be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten der Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne – ins­be­son­de­re ei­ne kon­kre­te Pro­duk­ti­ons­ge­schwin­dig­keit – ab­ge­stellt, die aus Sicht der Klä­ge­rin wün­schens­wert wa­ren, die sie aber, wie oben aus­ge­führt, nicht zum Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­macht hat­te. Es hat da­mit die „nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung“ zu weit ge­fasst. Denn es hat nicht – wie an­ge­sichts der in § 434 I 1 und I 2 Nr. 1 BGB vor­ge­nom­me­nen Un­ter­schei­dung zwi­schen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung und Eig­nung zu dem nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­ten Zweck ge­bo­ten – be­rück­sich­tigt, dass die „nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung“ al­lein nach dem Ein­satz­zweck (hier: Ver­pa­ckung von Vo­gel­fut­ter in zu ver­schwei­ßen­de Plas­tik­beu­tel) zu be­stim­men ist (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 213). Statt­des­sen hat es zu­sätz­lich ei­ne ein­zel­ne Ei­gen­schaft der Ma­schi­ne (Er­rei­chen ei­ner be­stimm­ten Pro­duk­ti­ons­ge­schwin­dig­keit) zu der nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­ten Ver­wen­dung er­ho­ben.

[28]   (2) Ob das Feh­len ei­ner be­stimm­ten, nicht zum Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­mach­ten Ei­gen­schaft ei­nen Sach­man­gel nach § 434 I 2 Nr. 1 BGB dar­stellt, rich­tet sich nicht da­nach, ob die­se „Ge­schäfts­grund­la­ge“ des Ver­trags ge­wor­den ist. Dies lie­fe – falls das Be­ru­fungs­ge­richt mit dem Be­griff „Ge­schäfts­grund­la­ge“ ge­meint ha­ben soll­te, dass die Par­tei­en ei­ne be­stimm­te Pro­duk­ti­ons­ge­schwin­dig­keit oder von der Klä­ge­rin ge­wünsch­te Stück­zah­len als kon­kre­te Nut­zung ge­mein­sam un­ter­stellt hät­ten – im prak­ti­schen Er­geb­nis dar­auf hin­aus, die an ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB zu stel­len­den (stren­gen) An­for­de­run­gen dem Ge­setz zu­wi­der zu un­ter­lau­fen.

[29]   bb) Maß­geb­lich für die Be­stim­mung der nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­ten Ver­wen­dung ist so­mit nicht ei­ne „Ver­pa­ckung in ei­ner be­stimm­ten Ge­schwin­dig­keit“, son­dern al­lein die vor­ge­se­he­ne „Nut­zungs­art“, näm­lich hier die Ver­pa­ckung von Vo­gel­fut­ter in ver­schweiß­ten Beu­teln. Dass ei­ne sol­che Ver­wen­dung „nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setzt“ war, er­gibt sich be­reits dar­aus, dass die Vo­gel­fut­ter pro­du­zie­ren­de und ver­trei­ben­de Klä­ge­rin – wie die Be­klag­te auf­grund der vor­an­ge­gan­ge­nen Ver­hand­lun­gen und der Be­sich­ti­gung des künf­ti­gen Auf­stell­orts der Ma­schi­ne im Be­trieb der Klä­ge­rin wuss­te – zur Er­wei­te­rung ih­rer Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tät ei­ne zu­sätz­li­che Ma­schi­ne zum Ver­pa­cken des Vo­gel­fut­ters in (ver­schweiß­ten) Plas­tik­beu­teln such­te. Ein Man­gel nach § 434 I 2 Nr. 1 BGB konn­te des­halb nicht schon – wie das Be­ru­fungs­ge­richt ge­meint hat – mit der Be­grün­dung be­jaht wer­den, dass die Ma­schi­ne die von der Klä­ge­rin ge­wünsch­te Pro­duk­ti­ons­ge­schwin­dig­keit nicht er­reich­te. Viel­mehr war zu prü­fen, ob die Ma­schi­ne für die Ver­pa­ckung von Vo­gel­fut­ter in Plas­tik­beu­teln ge­eig­net war. Hier­zu hat das Be­ru­fungs­ge­richt al­ler­dings kei­ne trag­fä­hi­gen Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen (da­zu im Ein­zel­nen un­ter 2).

[30]   2. Die Be­ur­tei­lung des Be­ru­fungs­ge­richts stellt sich auch nicht aus an­de­ren Grün­den als rich­tig dar (§ 561 ZPO).

[31]   Da we­der von den Par­tei­en vor­ge­tra­gen noch sonst er­sicht­lich ist, dass die von der Klä­ge­rin ver­pack­te Wa­re (Vo­gel­fut­ter) be­son­de­re An­for­de­run­gen an die Ma­schi­ne stell­te, dürf­te die hier nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung zu­gleich der ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung der Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne ent­spre­chen. Dem­entspre­chend könn­te die Ma­schi­ne nach § 434 I 2 Nr. 1 und Nr. 2 BGB man­gel­haft sein, wenn sie auf­grund von Qua­li­täts­män­geln für die – so­wohl nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te als auch ge­wöhn­li­che – Ver­wen­dung als in­dus­tri­el­le Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne nicht oder nur ein­ge­schränkt ge­eig­net wä­re.

[32]   So­weit sich das Be­ru­fungs­ge­richt in sei­ner Ent­schei­dung mit in Be­tracht kom­men­den Män­geln (un­zu­rei­chen­de Pro­duk­ti­ons­ge­schwin­dig­keit, Män­gel beim Ver­schwei­ßen der Beu­tel, Kurz­schlüs­se) be­fasst hat, fehlt es je­doch an aus­rei­chen­den Fest­stel­lun­gen da­zu, ob die Ma­schi­ne sich in die­ser Hin­sicht für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­ne­te und ei­ne üb­li­che Be­schaf­fen­heit auf­wies. Wei­te­re von der Klä­ge­rin be­haup­te­te Män­gel hat das Be­ru­fungs­ge­richt – von sei­nem Stand­punkt aus al­ler­dings fol­ge­rich­tig – bis­her nicht ge­prüft.

[33]   a) Ob die der Klä­ge­rin ver­kauf­te An­la­ge hin­sicht­lich der Pro­duk­ti­ons­ge­schwin­dig­keit ei­nen Man­gel auf­weist, kann auf der Grund­la­ge der Ent­schei­dung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht be­ur­teilt wer­den, weil das Be­ru­fungs­ge­richt kei­ne Fest­stel­lun­gen da­zu ge­trof­fen hat, wel­che Pro­duk­ti­ons­ge­schwin­dig­keit ei­ne in­dus­tri­el­le Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne er­brin­gen muss, um ih­ren Zweck zu er­fül­len, bzw. wel­che Leis­tun­gen Ma­schi­nen der glei­chen Art üb­li­cher­wei­se er­brin­gen.

[34]   b) Ob die Ma­schi­ne des­halb man­gel­haft ist, weil sie – et­wa auf­grund ei­nes Kon­struk­ti­ons- oder Ma­te­ri­al­feh­lers – nicht oder nur ein­ge­schränkt in der La­ge ist, ord­nungs­ge­mäß ver­schweiß­te Plas­tik­beu­tel her­zu­stel­len, kann – ent­ge­gen der vom Pro­zess­be­voll­mäch­ti­gen der Klä­ge­rin in der Re­vi­si­ons­ver­hand­lung ge­äu­ßer­ten Auf­fas­sung – auf­grund der bis­he­ri­gen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts eben­falls nicht be­ur­teilt wer­den.

[35]   Zwar hat das Be­ru­fungs­ge­richt in sei­nem Hin­weis­be­schluss auch dar­auf ab­ge­stellt, dass die Ma­schi­ne, wie der Sach­ver­stän­di­ge bei sei­nem am 23.08.2012 durch­ge­führ­ten Orts­ter­min fest­ge­stellt ha­be, nicht ein­setz­bar ge­we­sen sei und es im­mer wie­der zu Pro­ble­men mit der Ver­schwei­ßung der Beu­tel ge­kom­men sei. Die Aus­sa­gen der Zeu­gen T und X, dass die Ma­schi­ne nach dem zwei­ten Tech­ni­k­er­ein­satz und den da­bei durch­ge­führ­ten Ein­stel­lungs­maß­nah­men ord­nungs­ge­mäß funk­tio­niert ha­be, sei­en als „wi­der­legt“ an­zu­se­hen.

[36]   In sei­nem Zu­rück­wei­sungs­be­schluss hat das Be­ru­fungs­ge­richt hin­ge­gen – of­fen­bar auf den (zu­tref­fen­den) Ein­wand der Be­klag­ten, dass es die­se von der Be­ur­tei­lung des Land­ge­richts ab­wei­chen­de Wür­di­gung nicht oh­ne er­neu­te Ver­neh­mung des Zeu­gen tref­fen dür­fe – aus­ge­führt, es le­ge die Aus­sa­ge des Zeu­gen T, dass die An­la­ge „zwar ge­lau­fen sei, aber nicht mit den an­ge­streb­ten und zur Ge­schäfts­grund­la­ge ge­wor­de­nen Pro­duk­ti­ons­stück­zah­len“ zu­grun­de; da­her sei ei­ne er­neu­te Ver­neh­mung ent­behr­lich.

[37]   Da­mit dürf­te da­von aus­zu­ge­hen sein, dass das Be­ru­fungs­ge­richt die Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung letzt­lich nur auf den von ihm be­jah­ten Man­gel der zu ge­rin­gen Pro­duk­ti­ons­ge­schwin­dig­keit ge­stützt hat, oh­ne ab­schlie­ßen­de Fest­stel­lun­gen zu ei­nem et­wai­gen wei­te­ren Qua­li­täts­man­gel be­züg­lich un­zu­rei­chend ver­schweiß­ter Beu­tel zu tref­fen. So­weit das Be­ru­fungs­ge­richt am En­de sei­nes Zu­rück­wei­sungs­be­schlus­ses – im Zu­sam­men­hang mit sei­nen Aus­füh­run­gen zur Fra­ge ei­nes Kurz­schlus­ses und nicht aus­rei­chen­der Pro­duk­ti­ons­zah­len – „bei­läu­fig“ wie­der­um auch auf Feh­ler in Form „nicht aus­rei­chend ver­schweiß­ter Beu­tel“ zu­rück­kommt, las­sen sich dar­aus an­ge­sichts des hier­in lie­gen­den Wi­der­spruchs zu sei­nen vor­an­ge­gan­ge­nen Aus­füh­run­gen, die Aus­sa­ge des Zeu­gen T zu­grun­de zu le­gen, kei­ne ver­läss­li­chen Fest­stel­lun­gen ab­lei­ten.

[38]   Im Üb­ri­gen fehlt es oh­ne­hin an tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen zu der Fra­ge, wor­auf die Pro­duk­ti­ons­schwie­rig­kei­ten (nicht ver­schweiß­te Beu­tel) zu­rück­zu­füh­ren wa­ren, die der Sach­ver­stän­di­ge neun Mo­na­te nach Ge­fahr­über­gang fest­ge­stellt hat, ins­be­son­de­re da­zu, ob die Ur­sa­che in ei­nem Kon­struk­ti­ons- oder Ma­te­ri­al­feh­ler lag und so­mit auf ei­nem be­reits im maß­geb­li­chen Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs be­ste­hen­den Sach­man­gel be­ruh­te (vgl. fer­ner die Hin­wei­se un­ter III).

[39]   c) So­weit das Be­ru­fungs­ge­richt ei­nen Sach­man­gel in ei­nem zu Kurz­schlüs­sen füh­ren­den Kon­struk­ti­ons­feh­ler der Ver­pa­ckungs­ma­schi­ne ge­se­hen ha­ben soll­te, be­ruht die­se Fest­stel­lung gleich­falls nicht auf ei­ner trag­fä­hi­gen Grund­la­ge.

[40]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sich in­so­weit auf die pau­scha­le Aus­sa­ge zu­rück­ge­zo­gen, dass Ur­sa­che von Kurz­schlüs­sen nach den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen ein Kon­struk­ti­ons­feh­ler der Ma­schi­ne sei. Wor­in die­ser Kon­struk­ti­ons­feh­ler be­ste­hen soll, hat das Be­ru­fungs­ge­richt nicht hin­rei­chend fest­ge­stellt. Ins­be­son­de­re fehlt, wie die Re­vi­si­on mit Recht rügt, ei­ne in­halt­li­che Aus­ein­an­der­set­zung mit der Aus­sa­ge des Zeu­gen X, der vor dem Land­ge­richt be­kun­det hat, Ur­sa­che des Kurz­schlus­ses sei ei­ne nicht von der Be­klag­ten an­ge­brach­te zu lan­ge Schrau­be am ver­ti­ka­len Schweiß­bal­ken ge­we­sen, nach de­ren Aus­tausch die Ma­schi­ne ein­wand­frei ge­lau­fen sei.

[41]   III. Nach al­le­dem kann der Zu­rück­wei­sungs­be­schluss des Be­ru­fungs­ge­richts kei­nen Be­stand ha­ben; er ist da­her auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Die nicht ent­schei­dungs­rei­fe Sa­che ist an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I 1 ZPO). Da­bei macht der Se­nat von der Mög­lich­keit des § 563 I 2 ZPO Ge­brauch.

[42]   Für das wei­te­re Ver­fah­ren weist der Se­nat vor­sorg­lich dar­auf hin, dass sich ei­ne An­hö­rung des Sach­ver­stän­di­gen durch das Be­ru­fungs­ge­richt be­reits un­ab­hän­gig von ei­nem ent­spre­chen­den An­trag ei­ner oder bei­der Par­tei­en auf­drän­gen dürf­te. Der im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren ein­ge­schal­te­te Sach­ver­stän­di­ge hat sich auf den Zu­stand und die Funk­ti­ons­fä­hig­keit der Ma­schi­ne im Zeit­punkt des et­wa neun Mo­na­te nach Ge­fahr­über­gang er­folg­ten Orts­ter­mins kon­zen­triert, wo­bei die Ma­schi­ne zu die­sem Zeit­punkt be­reits seit län­ge­rer Zeit still­ge­legt war.

[43]   Es ver­steht sich da­her – so­weit sich die Aus­füh­run­gen des Gut­ach­ters nicht auf Kon­struk­ti­ons­feh­ler be­zo­gen – kei­nes­wegs von selbst, dass die im Orts­ter­min fest­ge­stell­ten Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gun­gen auf Män­geln der Ma­schi­ne be­ruh­ten, die be­reits im ent­schei­den­den Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­la­gen. So­weit es dem Tech­ni­ker der chi­ne­si­schen Her­stel­ler­fir­ma in dem fünf­stün­di­gen Orts­ter­min des Sach­ver­stän­di­gen nicht ge­lun­gen ist, ei­ne zu­frie­den­stel­len­de Ein­stel­lung der Ma­schi­ne mit ord­nungs­ge­mä­ßer Pro­duk­ti­on („ver­schlos­se­ne Beu­tel“) zu be­werk­stel­li­gen, stellt sich an­ge­sichts des Um­stands, dass auch bei der Auf­stel­lung und Ein­stel­lung der Ma­schi­ne im De­zem­ber 2011 mehr­tä­gi­ge Tech­ni­k­erein­sät­ze der Be­klag­ten er­for­der­lich ge­we­sen wa­ren, die Fra­ge, ob be­reits die­ser Um­stand aus­reicht, um ei­nen Man­gel zu be­ja­hen. Hin­zu kommt, dass es sich bei den vom Sach­ver­stän­di­gen zur Ab­hil­fe vor­ge­schla­ge­nen Maß­nah­men zu­min­dest teil­wei­se um „Ex­tras“ han­deln könn­te, von de­ren Be­stel­lung die Klä­ge­rin – of­fen­bar aus Kos­ten­grün­den& – ab­ge­se­hen hat­te, wie et­wa bei der teu­re­ren Schweiß­ein­heit.

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