Der so­ge­nann­ten Sand­wich­bau­wei­se ge­schul­de­te Un­eben­hei­ten der Au­ßen­haut sind bei ei­nem (neu­en) Wohn­mo­bil grund­sätz­lich kein Man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB.

OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 11.07.2018 – 3 U 71/17

Sach­ver­halt: Der Klä­ger, der von der Be­klag­ten ein neu­es Wohn­mo­bil ge­kauft hat, nimmt die Be­klag­te auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags in An­spruch.

Er be­sich­tig­te am 31.08.2015 ge­mein­sam mit sei­ner Le­bens­ge­fähr­tin L auf der Mes­se „Ca­ra­van Sa­lon“ in Düs­sel­dorf ein Wohn­mo­bil des Her­stel­lers H. Nach ei­nem Ge­spräch mit dem Ver­kaufs­mit­ar­bei­ter V der Be­klag­ten be­stell­te der Klä­ger auf der Mes­se bei der Be­klag­ten ein Wohn­mo­bil „Op­ti­ma De Lu­xe T70 E“ als Neu­fahr­zeug ein­schließ­lich ei­nes Fahr­rad­trä­gers. Auf den Kauf­preis leis­te­te er in der Fol­ge­zeit ei­ne An­zah­lung.

Am 13.04.2016 er­schien der Klä­ger bei der Be­klag­ten, um das Wohn­mo­bil ab­zu­ho­len, und zahl­te ei­nen wei­te­ren Teil des Kauf­prei­ses. Er ver­wei­ger­te in­des die Ab­nah­me des Fahr­zeugs mit der Be­grün­dung, das Wohn­mo­bil sei man­gel­haft. Der Klä­ger rüg­te, dass die Au­ßen­haut des Wohn­mo­bils Ver­wer­fun­gen und Krat­zer auf­wei­se und dass das Fahr­zeug nicht mit ei­nem elek­tri­schen, son­dern mit ei­nem me­cha­ni­schen Fahr­rad­trä­ger aus­ge­stat­tet sei. Nach­dem die Be­klag­te die Män­gel­rü­gen zu­rück­ge­wie­sen hat­te, er­klär­te der Klä­ger mit Schrei­ben vom 30.05.2016 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Das Wohn­mo­bil be­fin­det sich wei­ter­hin bei der Be­klag­ten.

Der Klä­ger hat in ers­ter In­stanz im We­sent­li­chen die von ihm auf den Kauf­preis ge­leis­te­ten Zah­lun­gen nebst Zin­sen zu­rück­ge­for­dert und den Er­satz vor­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten ver­langt. Die Be­klag­te hat wi­der­kla­gend die Zah­lung des rest­li­chen Kauf­prei­ses nebst Zin­sen ver­langt. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen und der Wi­der­kla­ge statt­ge­ge­ben. Es hat ge­meint, nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me kön­ne nicht fest­ge­stellt wer­den, dass die Par­tei­en auf der Mes­se in Düs­sel­dorf ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts ge­trof­fen hät­ten, dass die Au­ßen­haut des vom Klä­ger be­stell­ten Wohn­mo­bils dem von ihm auf der Mes­se be­sich­tig­ten Wohn­mo­bil ent­spre­che. In­so­weit kom­me es des­halb dar­auf an, wel­che – üb­li­che – Be­schaf­fen­heit der Klä­ger ha­be er­war­ten dür­fen (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB). Nach dem Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen K sei­en die vom Klä­ger ge­rüg­ten Ver­for­mun­gen bei der so­ge­nann­ten Sand­wich­bau­wei­se kon­struk­ti­ons­be­dingt; sie stell­ten des­halb kei­nen Man­gel dar. Es kön­ne auch nicht fest­ge­stellt wer­den, dass die Par­tei­en i. S. von § 434 I 1 BGB ver­ein­bart hät­ten, dass das vom Klä­ger be­stell­te Wohn­mo­bil mit ei­nem elek­tri­schen Fahr­rad­trä­ger aus­ge­stat­tet sei. Dass ein me­cha­ni­scher Fahr­rad­trä­ger vor­han­den sei, sei des­halb kein Man­gel.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te (nur) zu ei­nem ge­rin­gen Teil Er­folg, weil das Land­ge­richt nicht be­rück­sich­tigt hat, dass der Klä­ger den rest­li­chen Kauf­preis nur Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des be­stell­ten Wohn­mo­bils an die Be­klag­te zah­len muss.

Aus den Grün­den: II. Der Klä­ger kann den von ihm er­klär­ten Rück­tritt nicht dar­auf stüt­zen, dass das ihm am 13.04.2016 von der Be­klag­ten an­ge­dien­te Wohn­mo­bil nicht der von den Par­tei­en ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit ent­sprä­che (§§ 437 Nr. 2 Fall 1, 434 I 1 BGB).

1. Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB setzt vor­aus, dass der Ver­käu­fer in ver­trags­ge­mäß bin­den­der Wei­se die Ge­währ für das Vor­han­den­sein ei­ner Ei­gen­schaft der Kauf­sa­che über­nimmt und da­mit sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ser Ei­gen­schaft ein­zu­ste­hen. Ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung kann aus­drück­lich oder durch schlüs­si­ges Ver­hal­ten ge­trof­fen wer­den. Die An­nah­me ei­ner kon­klu­den­ten Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung kommt aber nicht schon „im Zwei­fel“, son­dern nur in ei­nem ein­deu­ti­gen Fall in Be­tracht (BGH, Urt. v. 26.04.2017 – VI­II ZR 80/16, NJW 2017, 2817 Rn. 13).

Nach die­sem Maß­stab hat das Land­ge­richt auf der Grund­la­ge der Be­weis­auf­nah­me zu dem Ver­kaufs­ge­spräch auf der Mes­se in Düs­sel­dorf mit Recht kei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung im Hin­blick auf die Eben­heit der Au­ßen­haut fest­stel­len kön­nen. Zwar ist es un­strei­tig, dass der Klä­ger mit dem Zeu­gen V auf der Mes­se ein Wohn­mo­bil des Her­stel­lers H be­sich­tigt hat. Wenn der Klä­ger sich noch auf der Mes­se zur Be­stel­lung ei­nes sol­chen Wohn­mo­bils ent­schloss, so spricht schon die all­ge­mei­ne Le­bens­er­fah­rung da­für, dass der Käu­fer ein sol­ches Wohn­mo­bil ge­ra­de des­halb be­stell­te, weil ihm das Aus­stel­lungs­ob­jekt zu­sag­te. Al­lein hier­aus er­gibt sich aber nicht ei­ne kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, wo­nach das vom Klä­ger be­stell­te Neu­fahr­zeug in jeg­li­cher Hin­sicht dem Aus­stel­lungs­ob­jekt ent­spre­chen müs­se. Dass ge­ra­de die Eben­heit der Au­ßen­haut des aus­ge­stell­ten Fahr­zeugs bei den Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen vom Klä­ger ge­gen­über dem Ver­käu­fer V her­vor­ge­ho­ben wor­den wä­re, ist nicht fest­stell­bar.

2. Auch so­weit das von der Be­klag­ten dem Klä­ger an­ge­dien­te Wohn­mo­bil nicht mit ei­nem elek­tri­schen, son­dern ei­nem me­cha­ni­schen Fahr­rad­trä­ger aus­ge­rüs­tet ge­we­sen ist, hat das Land­ge­richt auf der Grund­la­ge der durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me zu­tref­fend kei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung fest­stel­len kön­nen. Die­se Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts, ge­gen wel­che die Be­ru­fung kei­ne An­grif­fe er­hebt, sind über­zeu­gend und für den Se­nat nach § 529 I Nr. 1 ZPO bin­dend.

III. Die Land­ge­richt hat im Er­geb­nis mit Recht an­ge­nom­men, dass die Un­eben­hei­ten und Ver­wer­fun­gen der Au­ßen­haut des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs den Klä­ger nicht zum Rück­tritt be­rech­tigt ha­ben.

1. Al­ler­dings sieht der Se­nat ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts in den vom Klä­ger ge­rüg­ten Un­eben­hei­ten in­so­weit ei­nen Sach­man­gel, als die Ver­wer­fun­gen im Be­reich der Fens­ter­aus­schnit­te auf der lin­ken Fahr­zeug­sei­te be­trof­fen sind.

a) Nach­dem die vom Klä­ger be­an­stan­de­ten Un­eben­hei­ten al­lein ei­ne op­ti­sche Be­ein­träch­ti­gung dar­stel­len und die Funk­tio­na­li­tät des Wohn­mo­bils nicht be­rüh­ren, kommt ein Man­gel un­ter dem Ge­sichts­punkt man­geln­der Eig­nung für die vom Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB) oder die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung (§ 434 I 2 Nr. 2 Fall 1 BGB) nicht in Be­tracht. Das Wohn­mo­bil lässt sich un­ein­ge­schränkt ver­wen­den. Für die Fra­ge, ob die Un­eben­hei­ten und Ver­wer­fun­gen der Au­ßen­haut ei­nen Sach­man­gel im Rechts­sin­ne dar­stel­len, kommt es da­her dar­auf an, wel­che Be­schaf­fen­heit bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und vom Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­tet wer­den kann (§ 434 I 2 Nr. 2 Fall 2 BGB). Hier­für kommt es auf die nach dem Emp­fän­ger­ho­ri­zont ei­nes Durch­schnitts­käu­fers ob­jek­tiv be­rech­tig­te Käu­fe­rer­war­tung an, die sich in Er­man­ge­lung ab­wei­chen­der An­halts­punk­te je­den­falls im Re­gel­fall an der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit gleich­ar­ti­ger Sa­chen ori­en­tiert. Da­ge­gen ist nicht ent­schei­dend, wel­che Be­schaf­fen­heit der Käu­fer tat­säch­lich er­war­tet hat und wie er auf ei­ne hier­von ab­wei­chen­de Be­schaf­fen­heit re­agiert (BGH, Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, BGHZ 181, 170 Rn. 14).

Ent­schei­dend ist folg­lich, wel­ches Maß an Eben­heit bzw. Un­eben­heit ein durch­schnitt­li­cher Wohn­mo­bil­käu­fer bei dem Kauf ei­nes Wohn­mo­bils wie dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug er­war­ten kann. Die­se am Stand der Tech­nik ori­en­tier­te Be­trach­tung ist da­bei nicht auf das streit­ge­gen­ständ­li­che Mo­dell ver­engt, son­dern hat die nach der Ver­kehrs­auf­fas­sung be­rech­tig­te Er­war­tungs­hal­tung ei­nes Käu­fers in den Blick zu neh­men, wel­cher ein Wohn­mo­bil ver­gleich­ba­rer Bau­art, Grö­ße und Preis­klas­se – gleich wel­chen Her­stel­lers – er­wirbt (vgl. BGH, Beschl. v. 16.05.2017 – VI­II ZR 102/16, ju­ris Rn. 3; OLG Stutt­gart, Urt. v. 15.08.2006 – 10 U 84/06, NJW-RR 2006, 1720, 1722).

b) Der Se­nat hat ge­mäß § 412 ZPO zur Fra­ge der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit ver­gleich­ba­rer Wohn­mo­bi­le der Mit­tel­klas­se ein er­neu­tes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten durch Be­auf­tra­gung des Sach­ver­stän­di­gen S ein­ge­holt, weil das erst­in­stanz­lich ein­ge­hol­te Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen K nicht er­ken­nen lässt, dass in die­se Be­ur­tei­lung ei­ne hin­rei­chen­de An­zahl von Ver­gleichs­fahr­zeu­gen so­wohl des Her­stel­lers H wie auch kon­kur­rie­ren­der Wohn­mo­bil­her­stel­ler der Mit­tel­klas­se ein­ge­flos­sen sind. Auf der Grund­la­ge des schrift­li­chen Gut­ach­tens des Sach­ver­stän­di­gen S, der münd­li­chen Er­gän­zung und Er­ör­te­rung mit den Par­tei­en in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung so­wie der In­au­gen­schein­nah­me des Wohn­mo­bils ist Fol­gen­des fest­zu­stel­len:

aa) Der Auf­bau von Wohn­mo­bi­len der hier streit­ge­gen­ständ­li­chen Klas­se wird von den Wohn­mo­bil­her­stel­lern auf ei­nem von ei­nem Kraft­fahr­zeug­her­stel­ler be­zo­ge­nen Chas­sis (hier: Fi­at Du­ca­to) her­ge­stellt, wo­bei die so­ge­nann­ten Sand­wich­bau­wei­se üb­lich ist. Sand­wich­bau­wei­se be­deu­tet, dass die Auf­bau­wän­de aus ver­schie­de­nen Ma­te­ria­li­en be­ste­hen, wel­che auf die rich­ti­ge Grö­ße zu­ge­schnit­ten und so­dann un­ter Druck fest ver­klebt wer­den.

Im Hin­blick auf die Ma­te­ria­li­en, wel­che bei den Auf­bau­wän­den zum Ein­satz kom­men, sind ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten ver­brei­tet. Bei der her­kömm­li­chen Sand­wich­bau­wei­se wird die Au­ßen­wand aus mit Sty­ro­por aus­ge­fach­tem Holz­fach­werk er­stellt und mit ein­brenn­la­ckier­tem Alu­mi­ni­um­blech als Au­ßen­haut ver­klei­det. Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ist in die­ser Bau­wei­se her­ge­stellt, wel­che ne­ben dem Her­stel­ler H auch noch von an­de­ren Wohn­mo­bil­her­stel­lern ver­wen­det wird. An­de­re Her­stel­ler set­zen für die Sand­wich­bau­wei­se holz­frei­es Kern­ma­te­ri­al aus Po­ly­sty­rol- oder Po­ly­ure­than­hart­schaum ein. Im Hin­blick auf die Au­ßen­haut wird als Al­ter­na­ti­ve zu Alu­mi­ni­um von man­chen Her­stel­lern glas­fa­ser­ver­stärk­ter Kunst­stoff (GFK) ver­wen­det.

bb) Das Auf­tre­ten von Un­eben­hei­ten ist bei den in Sand­wich­bau­wei­se her­ge­stell­ten Auf­bau­ten seit lan­ger Zeit ein be­kann­tes Pro­blem. Un­eben­hei­ten im Sin­ne von Wel­lig­keit so­wie Ver­wer­fun­gen der Au­ßen­haut kön­nen da­durch ent­ste­hen, dass die auf Maß zu­ge­schnit­te­nen Ein­zel­tei­le der Wohn­mo­bi­lauf­bau­ten ge­wis­se Fer­ti­gungs­to­le­ran­zen auf­wei­sen und da­her vor dem Ver­kle­ben nicht ex­akt die iden­ti­sche Grö­ße ha­ben. Auch kann die Aus­deh­nung der Au­ßen­wän­de bei hö­he­rer Au­ßen­tem­pe­ra­tur zu sol­chen Un­eben­hei­ten und Ver­wer­fun­gen füh­ren. Bei der Ver­wen­dung des Werk­stof­fes Holz kann noch die Auf­nah­me oder Ab­ga­be von Feuch­tig­keit im Holz hin­zu­kom­men.

Die Wohn­mo­bil­her­stel­ler ha­ben in der Ver­gan­gen­heit An­stren­gun­gen un­ter­nom­men, um sol­che Un­eben­hei­ten und Ver­wer­fun­gen zu mi­ni­mie­ren. Die­se An­stren­gun­gen sind auch er­folg­reich ge­we­sen in dem Sin­ne, dass das bei Neu­fahr­zeu­gen an­zu­tref­fen­de Maß an Eben­heit deut­lich zu­ge­nom­men hat. Ei­ne völ­li­ge Eben­heit lässt sich aber wei­ter­hin nicht her­stel­len. Da­bei va­ri­iert das Maß, wel­che Un­eben­hei­ten bei neu­en Wohn­mo­bi­len wei­ter­hin üb­lich sind, je nach ver­wen­de­ten Ma­te­ria­li­en. Bei der Ver­wen­dung von Holz als Na­tur­pro­dukt las­sen sich Un­eben­hei­ten schwe­rer ver­mei­den als bei der Ver­wen­dung von Kunst­stoff­ker­nen.

Im Hin­blick auf das Maß, wel­che Un­eben­hei­ten und Ver­wer­fun­gen noch üb­lich und hin­zu­neh­men sind, gibt es kein all­ge­mein an­er­kann­tes Re­gel­werk, das zu­läs­si­ge To­le­ran­zen de­fi­nier­te. Die Wohn­mo­bil­her­stel­ler selbst – na­ment­lich auch der Her­stel­ler H – le­gen sich nicht auf zu­läs­si­ge Maß­ab­wei­chun­gen der Au­ßen­haut ih­rer Fahr­zeu­ge fest. Auch der Bran­chen­ver­band der Wohn­mo­bil­her­stel­ler, der Ca­ra­va­ning In­dus­trie Ver­band e. V., stellt in sei­nem Re­pa­ra­tur­hand­buch le­dig­lich fest, dass Un­eben­hei­ten „im Rah­men der To­le­ran­zen“ nicht ver­meid­bar sei­en, oh­ne die zu­läs­si­gen To­le­ran­zen aber quan­ti­ta­tiv zu de­fi­nie­ren. Durch die Sach­ver­stän­di­gen­or­ga­ni­sa­ti­on O ist zwar ei­ne Stu­die zur Wel­lig­keit von Glatt­blechau­ßen­wän­den er­stellt wor­den, wel­che das Maß der üb­li­chen Ab­wei­chung quan­ti­fi­ziert. Die­se Stu­die ist aber le­dig­lich für die Fahr­zeug­her­stel­ler B, X und D er­stellt wor­den und nicht öf­fent­lich zu­gäng­lich. Ei­ne all­ge­mein an­er­kann­te Re­gel der Tech­nik kann dar­aus nicht ab­ge­lei­tet wer­den.

Die quan­ti­ta­ti­ve Be­stim­mung des zu­läs­si­gen Höchst­ma­ßes an Un­eben­heit ist da­bei auch des­halb schwie­rig, weil der op­ti­sche Sin­nes­ein­druck nicht not­wen­dig mit dem tat­säch­li­chen Grad der Un­eben­heit kor­re­liert. So fal­len Un­eben­hei­ten auf­grund des un­ter­schied­li­chen Glanz­bil­des bei Alu­mi­ni­um­o­ber­flä­chen stär­ker auf als bei Ober­flä­chen aus glas­fa­ser­ver­stärk­tem Kunst­stoff (GFK). Auch wer­den Un­eben­hei­ten vom Be­trach­ter sub­jek­tiv als stär­ker emp­fun­den, wenn die­se bei ei­ner dunk­len Flä­che auf­tre­ten, als dies bei ei­ner hel­len Flä­che der Fall wä­re.

cc) Um zu be­stim­men, ob das Maß an Un­eben­heit beim streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug noch dem Stand der Tech­nik ent­spricht, hat der Sach­ver­stän­di­ge S im Auf­trag des Se­nats ei­ne Viel­zahl von Ver­gleichs­fahr­zeu­gen be­trach­tet. Der Sach­ver­stän­di­ge hat beim Her­stel­ler H, bei der Be­klag­ten so­wie bei ei­nem wei­te­ren Händ­ler et­wa 20 Fahr­zeu­ge aus der hier ge­gen­ständ­li­chen Mo­dell­rei­he „Op­ti­ma De Lu­xe“ des Her­stel­lers H in Au­gen­schein ge­nom­men. Über­dies hat er rund 30 Wohn­mo­bi­le an­de­rer Her­stel­ler un­ter­sucht, wel­che eben­falls mit ei­nem in Sand­wich­bau­wei­se ge­fer­tig­ten Wand­auf­bau ver­se­hen sind und auch der Mit­tel­klas­se zu­zu­rech­nen sind. Der Wand­auf­bau die­ser Ver­gleichs­fahr­zeu­ge an­de­rer Her­stel­ler ist da­bei teil­wei­se un­ter Ver­wen­dung an­de­rer Ma­te­ria­li­en her­ge­stellt wor­den als das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug (C, L, La), teil­wei­se mit den­sel­ben Ma­te­ria­li­en (D, B).

Der Sach­ver­stän­di­ge hat fest­ge­stellt, dass die von ihm un­ter­such­ten Ver­gleichs­fahr­zeu­ge des Her­stel­lers H sämt­lich ei­ne Wel­lig­keit der Au­ßen­haut auf­wei­sen, wel­che mit der­je­ni­gen des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ver­gleich­bar ist. Auf­fal­lend ist beim streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug je­doch, dass sich – ins­be­son­de­re an der lin­ken Fahr­zeug­sei­te – die Un­ter­kon­struk­ti­on an den Fens­ter­aus­schnit­ten ab­zeich­net. Ver­gleich­ba­re Ver­wer­fun­gen die­ses Aus­ma­ßes hat der Sach­ver­stän­di­ge bei kei­nem Fahr­zeug der Kon­kur­renz­her­stel­ler D und B an­ge­trof­fen und auch bei den meis­ten – über­schlä­gig bei 95 % – der von ihm be­sich­tig­ten Fahr­zeu­ge des Her­stel­lers H nicht. Der Sach­ver­stän­di­ge hat hier­aus ab­ge­lei­tet, dass die­se Ver­wer­fun­gen bei ei­nem Neu­fahr­zeug nicht mehr hin­nehm­bar sei­en.

Im Hin­blick auf die quan­ti­ta­ti­ve Ab­wei­chung der vom Sach­ver­stän­di­gen als auf­fal­lend an­ge­se­he­nen Ver­wer­fun­gen im Be­reich der Fens­ter­aus­schnit­te hat der Sach­ver­stän­di­ge kei­ne Mes­sung vor­ge­nom­men, um das Maß der Un­eben­heit mit dem­je­ni­gen der Ver­gleichs­fahr­zeu­ge in Be­zie­hung zu set­zen. Der Sach­ver­stän­di­ge hat hier­zu aus­ge­führt, er ha­be ei­ne Mes­sung nicht für ge­bo­ten er­ach­tet, weil die Pro­ble­ma­tik die­ser Ver­wer­fun­gen oh­ne­hin al­lein die op­ti­sche Be­ein­träch­ti­gung sei und der op­ti­sche Ein­druck nicht mit der ge­mes­se­nen Tie­fe ei­ner Ver­wer­fung gleich­zu­set­zen sei. Ge­ra­de bei den Be­din­gun­gen des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs, wel­ches ei­ne Au­ßen­haut aus Alu­mi­ni­um be­sitzt und im Be­reich der Fens­ter­aus­schnit­te in ei­nem dunk­len An­thra­zit­farb­ton la­ckiert ist, fie­len Ver­wer­fun­gen be­son­ders auf.

Auf das Vor­brin­gen der Be­klag­ten, der von ihr be­auf­trag­te Pri­vat­gut­ach­ter ha­be die Ver­wer­fun­gen im Be­reich der Fens­ter­aus­schnit­te ver­mes­sen und de­ren Maß mit 0,08 mm bis 0,4 mm er­mit­telt, hat der Sach­ver­stän­di­ge S aus­ge­führt, dass ihm die­se Mes­sun­gen plau­si­bel er­schie­nen. Aus zahl­rei­chen von ihm er­stell­ten Gut­ach­ten zu Ha­gel­schä­den sei ihm be­kannt, dass Ein­del­lun­gen und Ver­wer­fun­gen sub­jek­tiv als weit­aus grö­ßer ein­ge­schätzt wür­den, als sie sich bei ei­ner Ver­mes­sung her­aus­stell­ten.

c) Die vom Sach­ver­stän­di­gen S auf­grund der Be­trach­tung ei­ner Viel­zahl von Ver­gleichs­fahr­zeu­gen vor­ge­nom­me­ne Be­trach­tung führt zu der Be­ur­tei­lung, dass ein Käu­fer nach der be­rech­tig­ten Er­war­tung des Ver­kehrs nicht mit den beim streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug vor­han­de­nen Ver­wer­fun­gen im Be­reich der Fens­ter­aus­schnit­te der lin­ken Fahr­zeug­sei­te zu rech­nen braucht.

Zwar ist bei der Fra­ge der be­rech­tig­ten Ver­kehrser­war­tung zu be­rück­sich­ti­gen, dass die beim streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug ver­wen­de­te Holz­kon­struk­ti­on im Hin­blick auf Un­eben­hei­ten an­fäl­li­ger ist als Kunst­stoff­ker­ne und zu­dem bei der hier ver­wen­de­ten Alu­mi­ni­um­o­ber­flä­che Un­eben­hei­ten stär­ker ins Au­ge fal­len als bei Ober­flä­chen aus glas­fa­ser­ver­stärk­tem Kunst­stoff. Die vom Sach­ver­stän­di­gen her­an­ge­zo­ge­nen Fahr­zeu­ge der Her­stel­ler D und B sind aber im Hin­blick auf die ver­wen­de­ten Ma­te­ria­li­en dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug voll ver­gleich­bar und wie­sen gleich­wohl kei­ne Ver­wer­fun­gen in dem hier vor­lie­gen­den Aus­maß auf. Auch bei der ganz über­wie­gen­den Zahl der Ver­gleichs­fahr­zeu­ge des Her­stel­lers H wa­ren kei­ne Ver­wer­fun­gen in dem hier ge­ge­be­nen Aus­maß an­zu­tref­fen.

Da­mit ent­spricht das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nicht der be­rech­tig­ten Er­war­tung des Ver­kehrs. Der Hin­weis der Be­klag­ten, dass kei­ne tech­ni­sche Norm exis­tiert, wel­che das zu­läs­si­ge Maß sol­cher Un­eben­hei­ten be­stimm­te, ist zwar zu­tref­fend, führt aber zu kei­ner an­de­ren Be­ur­tei­lung. Denn die Ver­kehrser­war­tung grün­det sich hier nicht auf tech­ni­sche Nor­men, son­dern auf die üb­li­che Be­schaf­fen­heit, wel­che nach dem ge­gen­wär­ti­gen Stand der Tech­nik von Her­stel­lern er­reicht wer­den kann und im Re­gel­fall auch er­reicht wird.

2. Der von der Be­klag­ten be­reits erst­in­stanz­lich hilfs­wei­se er­ho­be­ne Ein­wand, dass der vom Klä­ger ge­rüg­te Man­gel je­den­falls nicht zum Rück­tritt be­rech­ti­ge, greift durch.

a) Ge­mäß § 323 V 2 BGB ist der Rück­tritt aus­ge­schlos­sen, wenn die in der Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich, das heißt der Man­gel ge­ring­fü­gig ist. Dies er­for­dert ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung auf der Grund­la­ge des Ein­zel­falls, wo­bei im Fal­le ei­nes be­heb­ba­ren Man­gels grund­sätz­lich nicht auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ab­zu­stel­len ist, son­dern auf die Kos­ten der Man­gel­be­sei­ti­gung (BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 16 f.). Auf­grund der ge­bo­te­nen In­ter­es­sen­ab­wä­gung kann im Ein­zel­fall bei sehr ge­ring­fü­gi­ger Ge­brauchs­be­ein­träch­ti­gung ein Man­gel auch dann un­er­heb­lich sein, wenn der Män­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand mehr als fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses be­trägt (BGH, Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 242/16, ju­ris Rn. 13). Ist der Man­gel gar nicht oder nur mit ho­hen Kos­ten be­heb­bar, so kommt es ent­schei­dend auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung an (BGH, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872 Rn. 21).

b) Der fest­zu­stel­len­de Man­gel ist hier­nach un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB.

aa) Der Man­gel un­zu­läng­li­cher Eben­heit der Au­ßen­haut im Be­reich der Fens­ter­aus­schnit­te be­ein­träch­tigt die Ge­brauchs­taug­lich­keit des Wohn­mo­bils in kei­ner Wei­se. Der Sach­ver­stän­di­ge S hat in sei­ner münd­li­chen An­hö­rung vor dem Se­nat klar­ge­stellt, dass es al­lein um ein op­ti­sches Pro­blem ge­he, mit wel­chem kei­ne an­de­ren De­fi­zi­te des Wohn­mo­bils ver­bun­den sind. Es kommt hin­zu, dass die vom Klä­ger be­an­stan­de­te Un­eben­heit nach dem Stand der Tech­nik nicht gänz­lich ver­meid­bar und da­mit als sol­che von ei­nem Käu­fer hin­zu­neh­men ist. Der Man­gel be­steht hier al­lein dar­in, dass im Be­reich der Fens­ter­aus­schnit­te auf der lin­ken Sei­te das­je­ni­ge Maß an Un­eben­heit über­schrit­ten ist, wel­ches bei der über­wie­gen­den Zahl ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge ein­ge­hal­ten wird. Die­ser op­ti­sche Ein­druck be­ruht da­bei maß­geb­lich auch auf den Um­stän­den, dass die­se Un­eben­hei­ten auf­grund der glat­ten und glän­zen­den Ober­flä­chen­struk­tur so­wie ih­rer dunk­len La­ckie­rung hier be­son­ders auf­fal­len. Wie der Se­nat bei der In­au­gen­schein­nah­me des Wohn­mo­bils fest­ge­stellt hat, ist die op­ti­sche Auf­fäl­lig­keit die­ser Ver­wer­fun­gen auch stark ab­hän­gig vom Licht­ein­fall und Blick­win­kel des Be­trach­ters. Aus man­cher Be­trach­ter­po­si­ti­on sind die Ver­wer­fun­gen na­he­zu nicht er­kenn­bar, aus an­de­rem Blick­win­kel hin­ge­gen durch­aus, so­fern der Be­trach­ter ge­zielt hier­auf ach­tet. In je­dem Fal­le muss das Wohn­mo­bil sehr ge­nau an­ge­se­hen wer­den, da­mit die­se Ver­wer­fun­gen auf­fal­len. Es han­delt sich kei­nes­falls um Um­stän­de, wel­che be­reits bei flüch­ti­ger Be­trach­tung „ins Au­ge sprin­gen“.

bb) Nach­dem die­se op­ti­schen Auf­fäl­lig­kei­ten ih­re Ur­sa­che in der so­ge­nann­ten Sand­wich­bau­wei­se der Auf­bau­wän­de ha­ben, kommt ei­ne Be­sei­ti­gung nur durch Rück­bau die­ser Sei­ten­wand in Be­tracht, was we­gen des im Fahr­zeu­gin­nern hier­an mon­tier­ten Mo­bi­li­ars ei­ner teil­wei­sen Neu­her­stel­lung des Wohn­mo­bils gleich­kä­me. An­ge­sichts des Um­stands, dass die Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung null ist und die Gren­ze zwi­schen er­wart­ba­rer Soll­be­schaf­fen­heit und Man­gel nur knapp über­schrit­ten ist, wer­tet der Se­nat den Man­gel un­ter Ab­wä­gung der wech­sel­sei­ti­gen In­ter­es­sen als ge­ring­fü­gig. Es ist dem Klä­ger zu­mut­bar, das Fahr­zeug ab­zu­neh­men und sich mit ei­ner Min­de­rung zu be­gnü­gen. An­de­res gäl­te nur dann, wenn ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zur Eben­heit ge­trof­fen wor­den wä­re (§ 434 I 1 BGB), wel­che ge­ra­de nicht nach­ge­wie­sen ist.

Auf den Um­fang ei­nes Min­de­rungs­an­spruchs kommt es hier nicht an, weil der Klä­ger Min­de­rung nicht – auch nicht hilfs­wei­se – gel­tend macht.

IV. Ist der vom Klä­ger er­klär­te Rück­tritt nicht wirk­sam, so kann die Be­klag­te die Zah­lung des noch of­fe­nen Rest­kauf­prei­ses ver­lan­gen, wes­halb die Wi­der­kla­ge im Aus­gangs­punkt be­grün­det ist. Mit sei­nem im Be­ru­fungs­ver­fah­ren hilfs­wei­se vor­ge­brach­ten Ein­wand er­hebt der Klä­ger aber mit Recht die Ein­re­de des nicht er­füll­ten Ver­trags (§ 320 BGB). Der Klä­ger ist zur Zah­lung des Rest­kauf­prei­ses nur Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ver­pflich­tet, wel­ches sich im­mer noch bei der Be­klag­ten be­fin­det.

So­weit der Klä­ger die Ein­re­de des § 320 BGB da­hin ge­hend er­ho­ben hat, er schul­de die Zah­lung des Rest­kauf­prei­ses al­len­falls Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des Fahr­zeugs in man­gel­frei­em Zu­stand, kann da­hin­ste­hen, ob hier­mit ein­re­de­wei­se ein Nach­er­fül­lungs­an­spruch auf Man­gel­be­sei­ti­gung (§§ 437 Nr. 1, 439 I Fall 1 BGB) gel­tend ge­macht wer­den soll. Ei­ne Nach­er­fül­lung, wel­che hier ei­ner Neu­her­stel­lung na­he kä­me, kann je­den­falls we­gen Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit nicht ver­langt wer­den und ist da­her von der Be­klag­ten zur Recht ver­wei­gert wor­den (§ 439 IV BGB).

V. … Die Re­vi­si­on ist nicht zu­zu­las­sen, weil die maß­geb­li­chen Rechts­fra­gen ge­klärt sind und le­dig­lich die Rechts­an­wen­dung im Ein­zel­fall in­fra­ge steht (§ 543 II ZPO).

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