1. Zur Gel­tend­ma­chung ei­nes Nach­er­fül­lungs­an­spruchs reicht es mit Blick auf § 323 I BGB nicht aus, wenn der Käu­fer den Ver­käu­fer auf­for­dert, in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist sei­ne Be­reit­schaft zur Nach­er­fül­lung zu er­klä­ren. Er­for­der­lich ist viel­mehr, dass der Käu­fer den Ver­käu­fer ein­deu­tig und be­stimmt zur Nach­er­fül­lung auf­for­dert und un­miss­ver­ständ­lich deut­lich macht, dass der Ver­käu­fer die­se in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist zu be­wir­ken hat.
  2. Die Ob­lie­gen­heit des Käu­fers, dem Ver­käu­fer Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung zu ge­ben, be­schränkt sich nicht auf ei­ne münd­li­che oder schrift­li­che Auf­for­de­rung zur Nach­er­fül­lung, son­dern um­fasst auch die Be­reit­schaft des Käu­fers, dem Ver­käu­fer die Kauf­sa­che zur Über­prü­fung der er­ho­be­nen Män­gel­rü­gen zur Ver­fü­gung zu stel­len (im An­schluss an BGH, Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 310/08 Rn. 12). Der Ver­käu­fer ist nicht ver­pflich­tet, sich auf ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen des Käu­fers ein­zu­las­sen, be­vor die­ser ihm nicht Ge­le­gen­heit zu ei­ner sol­chen Un­ter­su­chung der Kauf­sa­che ge­ge­ben hat. Erst auf­grund ei­ner sol­chen Un­ter­su­chung kann der Ver­käu­fer näm­lich be­ur­tei­len, ob die ge­rüg­ten Män­gel be­ste­hen und bei Ge­fahr­über­gang vor­ge­le­gen ha­ben. Da­her ist er nur un­ter die­sen Vor­aus­set­zun­gen über­haupt zur Nach­er­fül­lung ver­pflich­tet (im An­schluss an BGH, Urt. v. 01.07.2015 – VI­II ZR 226/14 Rn. 30).
  3. An das Vor­lie­gen ei­ner ernst­haf­ten und end­gül­ti­gen Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung i. S. des § 323 II Nr. 1 BGB, § 281 II Fall 1 BGB sind stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len. Ei­ne Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung in die­sem Sin­ne liegt nur vor, wenn der Schuld­ner un­miss­ver­ständ­lich und ein­deu­tig zum Aus­druck bringt, er wer­de sei­nen Ver­trags­pflich­ten un­ter kei­nen Um­stän­den nach­kom­men. Dem­entspre­chend kann in dem blo­ßen Be­strei­ten von Män­geln noch nicht oh­ne Wei­te­res ei­ne end­gül­ti­ge Nach­er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung ge­se­hen wer­den. Viel­mehr müs­sen wei­te­re Um­stän­de hin­zu­tre­ten, die die An­nah­me recht­fer­ti­gen, dass der Schuld­ner über das Be­strei­ten der Män­gel hin­aus be­wusst und end­gül­tig die Er­fül­lung sei­ner Ver­trags­pflich­ten ab­lehnt und es da­mit aus­ge­schlos­sen er­scheint, dass er sich von ei­nem (ord­nungs­ge­mä­ßen) Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen wird um­stim­men las­sen (im An­schluss an BGH, Urt. v. 01.07.2015 – VI­II ZR 226/14 Rn. 33).

LG Bie­le­feld, Ur­teil vom 24.11.2017 – 3 O 63/17

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von dem Be­klag­ten ei­nen ge­brauch­ten Pkw (Au­di A4 Avant) zum Preis von 6.900 €. Der schrift­li­che Kauf­ver­trag vom 21.05.2016 ent­hält un­ter an­de­rem fol­gen­de Re­ge­lung:

„Die Sach­män­gel­haf­tung des Ver­käu­fers wird auf ein Jahr be­schränkt. Die­se Be­schrän­kung gilt nicht für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus Sach­män­gel­haf­tung, die auf ei­ner grob fahr­läs­si­gen oder vor­sätz­li­chen Ver­let­zung von Pflich­ten des Ver­käu­fers oder sei­nes Er­fül­lungs­ge­hil­fen be­ru­hen, so­wie bei der Ver­let­zung von Le­ben, Kör­per und Ge­sund­heit. Ggf. noch be­ste­hen­de An­sprü­che ge­gen­über Drit­ten aus Sach­män­gel­haf­tung wer­den an den Käu­fer ab­ge­tre­ten.“

Am 23.05.2016 wur­de das Fahr­zeug von ei­nem GTÜ-Sach­ver­stän­di­gen un­ter­sucht, der le­dig­lich be­män­gel­te, dass die „Kenn­zei­chen­be­leuch­tung links ein­sei­tig oh­ne Funk­ti­on“ sei. Wei­te­re Män­gel wur­den nicht fest­ge­stellt.

Der Pkw wur­de dem Klä­ger am 27.05.2016 ge­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses über­ge­ben. Zu die­sem Zeit­punkt war das Fahr­zeug cir­ca zehn Jah­re alt (Erst­zu­las­sung: 06.10.2005) und be­trug sei­ne Lauf­leis­tung 139.000 km.

Nach vier Mo­na­ten und 2.818 km stell­te der Klä­ger ei­nen Öl- und Was­ser­ver­lust fest. Er be­gab sich des­halb am 04.10.2016 mit dem Fahr­zeug zu ei­ner Au­di-Ver­trags­werk­statt. Dort riet man dem Klä­ger von ei­ner Wei­ter­fahrt ab, da an­sons­ten ein Mo­tor­scha­den dro­he. Die Toch­ter des Klä­gers teil­te dem Be­klag­ten dar­auf­hin am sel­ben Tag te­le­fo­nisch mit, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug er­heb­lich Öl ver­lie­re und nach Aus­kunft der Mit­ar­bei­ter der Au­di-Ver­trags­werk­statt die Ven­til­de­ckel­ab­dich­tung er­neu­ert wer­den müs­se. Der Be­klag­te er­klär­te ge­gen­über der Toch­ter des Klä­gers, dass es sich bei ei­ner de­fek­ten Ven­til­de­ckel­dich­tung um ei­nen Fall von Ver­schleiß han­de­le, für den er nicht ein­zu­ste­hen ha­be.

Der Klä­ger ließ das Fahr­zeug schließ­lich am 06.10.2016 in der Au­di-Ver­trags­werk­statt re­pa­rie­ren. Im Rah­men der Re­pa­ra­tur stell­te sich her­aus, dass auch der Kühl­mit­tel­flansch de­fekt war, wes­halb so­wohl die Ven­til­de­ckel­dich­tung als auch der Kühl­mit­tel­flansch er­neu­ert wur­den. Da­für wur­den dem Klä­ger 599,49 € in Rech­nung ge­stellt.

Mit E-Mail vom 07.10.2016 for­der­te der Klä­ger den Be­klag­ten zur Zah­lung die­ses Be­tra­ges auf und setz­te ihm hier­für ei­ne Frist bis um 14.10.2016. Der Be­klag­te lehn­te die Über­nah­me der Re­pa­ra­tur­kos­ten mit E-Mails vom 08.10.2016 un­ter Hin­weis dar­auf ab, dass die Ven­til­de­ckel­dich­tung und der Kühl­mit­tel­flansch bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger noch nicht de­fekt ge­we­sen sei­en. Er ver­wies in­so­weit auf den GTÜ-Be­richt und ver­trat im Üb­ri­gen wei­ter­hin den Stand­punkt, dass es um ei­nen Fall von nor­ma­lem Ver­schleiß ge­he. Mit E-Mail vom 11.10.2016 for­der­te der Klä­ger den Be­klag­ten dar­auf­hin er­neut zur Zah­lung der Re­pa­ra­tur­kos­ten auf und wie­der­hol­te die­se Auf­for­de­rung mit E-Mail vom 15.10.2016. Der Be­klag­te lehn­te ei­ne Zah­lung er­neut ab.

Der Klä­ger zeig­te dem Be­klag­ten mit E-Mails vom 19.11.2016 und 20.11.2016 an, dass das Fahr­zeug 1,6 l Öl auf 1.000 km ver­brau­che. Er bat den Be­klag­ten, bis zum 23.11.2016 mit­zu­tei­len, ob der Be­klag­te den Pkw in ei­ne Werk­statt sei­ner Wahl brin­gen wol­le oder ob er – der Klä­ger – selbst ei­ne Au­di-Ver­trags­werk­statt auf­su­chen sol­le. Der Be­klag­te re­agier­te dar­auf nicht. Des­halb for­der­te ihn der Klä­ger mit E-Mail vom 23.11.2016 zur Be­ant­wor­tung der E-Mails vom 19.11. und 20.11.2016 auf und kün­dig­te an, das Fahr­zeug – soll­te ei­ne Re­ak­ti­on des Be­klag­ten wei­ter aus­blei­ben – we­gen ei­nes dro­hen­den Ex­itus des Mo­tors in ei­ner Werk­statt re­pa­rie­ren zu las­sen.

Mit Schrei­ben vom 02.02.2017 er­klär­te der Be­klag­te, dass er die E-Mails des Klä­gers vom 19.11., vom 20.11. und vom 23.11.2016 nicht er­hal­ten ha­be. Er for­der­te den Klä­ger auf, das Fahr­zeug zwecks Über­prü­fung des er­höh­ten Öl­ver­brauchs zu ihm zu brin­gen und sich we­gen ei­nes ent­spre­chen­den Ter­mins mit ihm in Ver­bin­dung zu set­zen.

Der spä­te­re Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers for­der­te den Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 01.03.2017 auf, bis spä­tes­tens 09.03.2017 mit­zu­tei­len, ob er zur Nach­er­fül­lung bzw. Man­gel­be­sei­ti­gung be­reit sei und wann kon­kret der Klä­ger ihm das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ge­ge­be­nen­falls vor­füh­ren sol­le. Auf die­se Auf­for­de­rung re­agier­te der Be­klag­te nicht.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 21.03.2017 ließ der Klä­ger sei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klä­ren. Der Be­klag­te wur­de auf­ge­for­dert, dem Klä­ger den Kauf­preis Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs zu­rück­zu­zah­len so­wie die Re­pa­ra­tur­kos­ten zu er­set­zen. Da die­ses Schrei­ben dem Be­klag­ten nicht zu­ging, über­sand­te der Rechts­an­walt des Klä­gers es ihm un­ter dem 07.04.2017 er­neut und ver­län­ger­te zu­gleich die Frist zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses und zum Er­satz der Re­pa­ra­tur­kos­ten bis zum 17.04.2017. Der Be­klag­te teil­te dem Rechts­an­walt des Klä­gers mit Schrei­ben vom 18.04.2017 mit, dass er des­sen Schrei­ben vom 01.03.2017 nicht er­hal­ten ha­be, und wies den Rück­tritt zu­rück.

Der Klä­ger be­haup­tet, das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ver­brau­che 1,6 l Öl auf 1.000 km, und meint, dies sei ein Sach­man­gel. Auch bei der de­fek­ten Ven­til­de­ckel­dich­tung und dem de­fek­ten Kühl­mit­tel­flansch han­delt es sich nach Auf­fas­sung des Klä­gers um Sach­män­gel und nicht le­dig­lich um nor­ma­len Ver­schleiß. Sämt­li­che Män­gel – so macht der Klä­ger gel­tend – hät­ten auch be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs vor­ge­le­gen.

Der Klä­ger ist der An­sicht, der Be­klag­te müs­se ihm die Re­pa­ra­tur­kos­ten er­set­zen, ob­wohl er – der Klä­ger – dem Be­klag­ten kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt ha­be. Ei­ne Frist­set­zung sei ent­behr­lich ge­we­sen, weil der Be­klag­te ei­ne Nach­er­fül­lung im Te­le­fo­nat mit sei­ne – des Klä­gers – Toch­ter ab­ge­lehnt ha­be. Zu­dem ha­be er – der Klä­ger – dar­aus, dass der Klä­ger das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels stän­dig in Ab­re­de ge­stellt ha­be, ent­neh­men dür­fen, dass der Be­klag­te sein Nach­bes­se­rungs­recht nicht in An­spruch neh­men wol­le und die von ihm ge­schul­de­te Nach­bes­se­rung end­gül­tig ver­wei­ge­re.

Der Klä­ger hat zu­letzt die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges ver­langt und den Be­klag­ten dar­über hin­aus auf Zah­lung von Re­pa­ra­tur­kos­ten in Hö­he von 599,49 € nebst Zin­sen in An­spruch ge­nom­men. Au­ßer­dem hat der Klä­ger die Fest­stel­lung be­gehrt, dass sich der Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Au­di A4 Avant in (An­nah­me-)Ver­zug be­fin­de.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: B. Die Kla­ge ist … un­be­grün­det.

Der Klä­ger kann von dem Be­klag­ten man­gels ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Frist­set­zung we­der die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges noch Scha­dens­er­satz ver­lan­gen.

I. Dem Klä­ger steht ge­gen den Be­klag­ten kein An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 6.900 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw ge­mäß §§ 346 I, 348 BGB i. V. mit §§ 433, 434, 437 Nr. 2 Fall 1, 323 BGB zu.

Der Klä­ger hat un­strei­tig ge­mäß § 349 BGB den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt.

Es kann da­hin­ste­hen, ob es sich bei den De­fek­ten an der Ven­til­de­ckel­dich­tung und dem Kühl­mit­tel­flansch um ei­nen Fall von nor­ma­lem Ver­schleiß oder um ei­nen Sach­man­gel han­delt. Eben­so be­darf es kei­ner Ent­schei­dung dar­über, ob der von dem Klä­ger be­haup­te­te er­neu­te er­höh­te Öl­ver­brauch zu ei­ner Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs führt und dem Be­klag­ten das Schrei­ben vom 01.03.2017 zu­ge­gan­gen ist.

Selbst wenn dem Be­klag­ten das Schrei­ben vom 01.03.2017 zu­ge­gan­gen ist, hat der Klä­ger dem Be­klag­ten kei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Frist zur Nach­er­fül­lung i. S. des § 323 I BGB ge­setzt.

Ei­ne wirk­sa­me Frist­set­zung i. S. des § 323 I BGB setzt ei­ne be­stimm­te und ein­deu­ti­ge Auf­for­de­rung zur Er­brin­gung der ge­schul­de­ten Leis­tung vor­aus (Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 76. Aufl. [2017], § 323 Rn. 13). Der Gläu­bi­ger muss die ge­schul­de­te Leis­tung un­ter Hin­weis auf die­je­ni­ge Un­zu­läng­lich­keit im Stand der Leis­tungs­er­brin­gung, die der Gläu­bi­ger be­ho­ben se­hen will, ver­lan­gen (MünchKomm-BGB/Ernst, 7. Auf. [2016], § 323 Rn. 61 f.). Der Gläu­bi­ger muss ge­gen­über dem Schuld­ner un­miss­ver­ständ­lich deut­lich ma­chen, dass die­ser die ge­schul­de­te Leis­tung in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist zu be­wir­ken hat. Im Rah­men der Gel­tend­ma­chung ei­nes Nach­er­fül­lungs­an­spruchs ist in­so­weit nicht aus­rei­chend, wenn der Käu­fer sich an den Ver­käu­fer mit dem Ziel rich­tet, die­ser mö­ge sich in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist zu sei­ner Leis­tungs­be­reit­schaft er­klä­ren (MünchKomm-BGB/Ernst, a. a. O., § 323 Rn. 61). Die Ob­lie­gen­heit des Käu­fers, vor der Gel­tend­ma­chung der in § 437 Nr. 2 und Nr. 3 BGB auf­ge­führ­ten Rech­te ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen an den Ver­käu­fer zu rich­ten, be­schränkt sich nicht auf ei­ne münd­li­che oder schrift­li­che Auf­for­de­rung zur Nach­er­fül­lung, son­dern um­fasst auch die Be­reit­schaft des Käu­fers, dem Ver­käu­fer die Kauf­sa­che zur Über­prü­fung der er­ho­be­nen Män­gel­rü­gen für ei­ne ent­spre­chen­de Un­ter­su­chung zur Ver­fü­gung zu stel­len. Der Ver­käu­fer ist nicht ver­pflich­tet, sich auf ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen des Käu­fers ein­zu­las­sen, be­vor die­ser ihm nicht Ge­le­gen­heit zu ei­ner sol­chen Un­ter­su­chung der Kauf­sa­che ge­ge­ben hat (BGH, Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 310/08 Rn. 12). Erst auf­grund ei­ner sol­chen Un­ter­su­chung kann er be­ur­tei­len, ob die ge­rüg­ten Män­gel be­ste­hen und bei Ge­fahr­über­gang vor­ge­le­gen ha­ben. Da­her ist er nur un­ter die­sen Vor­aus­set­zun­gen über­haupt zur Nach­er­fül­lung ver­pflich­tet (BGH, Urt. v. 01.07.2015 – VI­II ZR 226/14 Rn. 30).

Die Auf­for­de­rung des Klä­gers in sei­ner E-Mail vom 19.11.2016, der Be­klag­te mö­ge mit­tei­len, ob er das Fahr­zeug in ei­ne Werk­statt sei­ner Wahl brin­gen möch­te oder der Klä­ger selbst in ei­ne Au­di-Ver­trags­werk­statt fah­ren soll, ge­nügt den vor­ge­nann­ten An­for­de­run­gen nicht. Das­sel­be gilt hin­sicht­lich der Auf­for­de­rung des Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten des Klä­gers im Schrei­ben vom 01.03.2017, wo­nach der Be­klag­te in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist mit­tei­len soll, ob er tat­säch­lich zur Nach­er­fül­lung bzw. Män­gel­be­sei­ti­gung be­reit ist und der Klä­ger das Fahr­zeug kon­kret vor­füh­ren soll. Bei den Auf­for­de­run­gen des Klä­gers und sei­nes Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten han­delt es sich um all­ge­mei­ne Auf­for­de­rung zur Er­klä­rung hin­sicht­lich der Leis­tungs­be­reit­schaft des Be­klag­ten. Der Be­klag­te war nicht ver­pflich­tet, sich hier­auf ein­zu­las­sen, da der Klä­ger das Fahr­zeug bis zu die­sen Zeit­punk­ten nicht bei dem Be­klag­ten vor­ge­führt und die­ser kei­ne Mög­lich­keit zur Über­prü­fung hat­te.

Ei­ne Frist­set­zung war auch nicht nach § 323 II Nr. 1 BGB we­gen ei­ner ernst­haf­ten und end­gül­ti­gen Leis­tungs­ver­wei­ge­rung des Be­klag­ten ent­behr­lich.

Der Klä­ger kann sich in­so­weit nicht dar­auf be­ru­fen, dass der Be­klag­te durch das Be­strei­ten des Vor­lie­gens ei­nes Man­gels so­wohl hin­sicht­lich der de­fek­ten Ven­til­de­ckel­dich­tung als auch des er­neu­ten er­höh­ten Öl­ver­brauchs die Nach­er­fül­lung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert ha­be.

Nach der Recht­spre­chung des BGH sind an das Vor­lie­gen ei­ner ernst­haf­ten und end­gül­ti­gen Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung i. S. des § 323 II Nr. 1 BGB stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len. Ei­ne Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung in die­sem Sin­ne liegt nur vor, wenn der Schuld­ner un­miss­ver­ständ­lich und ein­deu­tig zum Aus­druck bringt, er wer­de sei­nen Ver­trags­pflich­ten un­ter kei­nen Um­stän­den nach­kom­men (st. Rspr.; vgl. BGH, Urt. v 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12 Rn. 22; Urt. v. 13.07.2011 – VI­II ZR 215/10 Rn. 24; Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10 Rn. 14; Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 49/05 Rn. 25). Dem­entspre­chend kann in dem blo­ßen Be­strei­ten von Män­geln noch nicht oh­ne Wei­te­res ei­ne end­gül­ti­ge Nach­er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung ge­se­hen wer­den. Viel­mehr müs­sen wei­te­re Um­stän­de hin­zu­tre­ten, wel­che die An­nah­me recht­fer­ti­gen, dass der Schuld­ner über das Be­strei­ten der Män­gel hin­aus be­wusst und end­gül­tig die Er­fül­lung sei­ner Ver­trags­pflich­ten ab­lehnt und es da­mit aus­ge­schlos­sen er­scheint, dass er sich von ei­ner (ord­nungs­ge­mä­ßen) Nach­er­fül­lungs­auf­for­de­rung wer­de um­stim­men las­sen (BGH, Urt. v. 01.07.2015 – VI­II ZR 226/14 Rn. 33).

Wei­te­re Um­stän­de in die­sem Sin­ne sind vor­lie­gend nicht er­sicht­lich. Viel­mehr hat der Be­klag­te dem Klä­ger mehr­fach an­ge­bo­ten, die­ser mö­ge das Fahr­zeugs zwecks ei­ner Un­ter­su­chung zu ihm brin­gen.

Dem Klä­ger war zu den hier­auf be­zo­ge­nen recht­li­chen Aus­füh­run­gen des Ge­richts im Rah­men der münd­li­chen Ver­hand­lung kein Schrift­satz­nach­lass zu ge­wäh­ren. Bei den Hin­wei­sen des Ge­richts han­del­te es sich aus­schließ­lich um recht­li­che Aus­füh­run­gen. Sämt­li­che tat­säch­li­chen Um­stän­de für die recht­li­che Be­ur­tei­lung wa­ren be­reits durch die Par­tei­en vor­ge­tra­gen wor­den. Es la­gen in­so­weit kei­ne „Män­gel“ bzw. „Lü­cken“ im Sach­vor­trag des Klä­gers vor. Die recht­li­chen Aus­füh­run­gen wa­ren für die Par­tei­en auch nicht et­wa über­ra­schend. Viel­mehr war ge­ra­de die Fra­ge ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Frist­set­zung zwi­schen den Par­tei­en strei­tig. Dem Klä­ger stand es zu­dem auch oh­ne Schrift­satz­nach­lass­frist frei, wei­te­re recht­li­che Aus­füh­run­gen zu ma­chen. Rechts­aus­füh­run­gen ei­ner Par­tei kön­nen nicht we­gen Ver­spä­tung ge­mäß § 296 ZPO zu­rück­ge­wie­sen wer­den (Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 31. Auf. [2016], § 296 Rn. 4). Über­dies hat­ten die Par­tei­en Ge­le­gen­heit zur Stel­lung­nah­me im Rah­men der münd­li­chen Ver­hand­lung.

II. Der Klä­ger hat ge­gen den Be­klag­ten auch kei­nen An­spruch auf Er­stat­tung der Re­pa­ra­tur­kos­ten be­tref­fend den Aus­tausch der Ven­til­de­ckel­dich­tung und des Kühl­mit­tel­flanschs in Hö­he von 599,49 € ge­mäß §§ 433, 434, 437 Nr. 3, 280 I, III, 281 I BGB.

Auch in­so­weit fehlt es an ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Frist­set­zung. Dies­be­züg­lich ist be­reits un­strei­tig, dass dem Be­klag­ten we­der hin­sicht­lich der Ven­til­de­ckel­dich­tung noch des Kühl­mit­tel­flan­sches ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ge­setzt wur­de.

Ei­ne Frist­set­zung war auch nicht nach § 281 II Fall 1 BGB we­gen ei­ner ernst­haf­ten und end­gül­ti­gen Ver­wei­ge­rung der Nach­er­fül­lung des Be­klag­ten ent­behr­lich. Wie be­reits aus­ge­führt, sind stren­ge An­for­de­run­gen an ei­ne ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Leis­tungs­ver­wei­ge­rung zu stel­len. Der Klä­ger bzw. des­sen Toch­ter hat den Be­klag­ten le­dig­lich über die de­fek­te Ven­til­de­ckel­dich­tung in Kennt­nis ge­setzt. Der Be­klag­te hat dar­auf­hin ei­ne Nach­bes­se­rung un­ter Ver­weis dar­auf, dass es sich aus sei­ner Sicht um ei­nen Fall von nor­ma­lem Ver­schleiß han­delt, ab­ge­lehnt. Dies stellt le­dig­lich das Be­strei­ten ei­nes Man­gels dar, was nicht für ei­ne ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Leis­tungs­ver­wei­ge­rung aus­reicht. An­halts­punk­te da­für, dass der Be­klag­te auch über das Be­strei­ten ei­nes Man­gels hin­aus be­wusst und end­gül­tig die Er­fül­lung sei­ner Ver­pflich­tung ab­lehn­te und es des­we­gen aus­ge­schlos­sen er­schien, dass er sich von ei­ner Frist­set­zung hät­te um­stim­men las­sen, be­ste­hen nicht. Et­was an­de­res er­gibt sich auch nicht dar­aus, dass der Be­klag­te spä­ter die Be­glei­chung der Re­pa­ra­tur­kos­ten ab­lehn­te. Hier­zu war er nicht ver­pflich­tet, da ihm be­reits kei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Frist zur Nach­bes­se­rung ge­setzt wor­den war.

III. Der Be­klag­te be­fin­det sich auch nicht mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs im An­nah­me­ver­zug i. S. der §§ 293 ff. BGB. Man­gels ei­nes wirk­sa­men Rück­tritts vom Kauf­ver­trag war der Be­klag­te schon nicht ver­pflich­tet, das Fahr­zeug zu­rück­zu­neh­men und bei dem Klä­ger ab­zu­ho­len.

IV. Ein An­spruch auf Ver­zugs­zin­sen ge­mäß §§ 286 I, 288 BGB steht dem Klä­ger man­gels ei­nes ent­spre­chen­den Haupt­an­spruchs eben­falls nicht zu. …

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