1. Nennt der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens, der of­fen­kun­dig ei­nen schwe­ren Un­fall er­lit­ten hat und da­bei mas­siv be­schä­digt wor­den ist, im schrift­li­chen Kauf­ver­trag ein­zel­ne Män­gel, führt dies re­gel­mä­ßig nicht zu ei­ner (still­schwei­gen­den) Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung des In­halts, das der Pkw im Üb­ri­gen man­gel­frei ist. Et­was an­de­res mag al­len­falls gel­ten, wenn der Käu­fer kei­ne Mög­lich­keit hat, das Fahr­zeug vor Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges zu un­ter­su­chen.
  2. Gro­be Fahr­läs­sig­keit i. S. des § 442 I 2 BGB setzt ei­nen be­son­ders schwer­wie­gen­den Ver­stoß des Käu­fers ge­gen die An­for­de­run­gen der im Ein­zel­fall er­for­der­li­chen Sorg­falt vor­aus. Män­gel ei­nes Ge­braucht­wa­gens kön­nen dem Käu­fer des­halb in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt blei­ben, wenn der Käu­fer sich nicht über den Um­fang ei­nes Un­fall­scha­dens in­for­miert, ob­wohl ge­ra­de­zu mit Hän­den zu grei­fen ist, dass das Fahr­zeug ei­nen schwe­ren Un­fall er­lit­ten hat, bei dem es nicht nur sicht­ba­re (äu­ßer­li­che) Be­schä­di­gun­gen da­von­ge­tra­gen hat, son­dern das ge­sam­te Fahr­zeug­ge­fü­ge in Mit­lei­den­schaft ge­zo­gen wor­den ist.
  3. Den Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens, der er­kenn­bar ei­nen schwe­ren Un­fall er­lit­ten hat und da­bei mas­siv be­schä­digt wor­den ist, trifft hin­sicht­lich der Un­fall­schä­den kei­ne Of­fen­ba­rungs­pflicht. Viel­mehr kann ein Käu­fer kei­ne Auf­klä­rung über Män­gel er­war­ten, die ei­ner Be­sich­ti­gung zu­gäng­lich und da­mit oh­ne Wei­te­res er­kenn­bar sind, da er die­se Män­gel selbst wahr­neh­men kann, wenn er die im ei­ge­nen In­ter­es­se ge­bo­te­ne Sorg­falt wal­ten lässt.
  4. Grund­sätz­lich muss ein ge­werb­li­cher Kfz-Händ­ler ei­nem Kauf­in­ter­es­sen­ten Vor­schä­den ei­nes zum Ver­kauf ste­hen­den Fahr­zeugs selbst dann of­fen­ba­ren, wenn der Kauf­in­ter­es­sent Un­ter­neh­mer (§ 14 BGB) ist. Der pau­scha­le Hin­weis, das Fahr­zeug sei ein „Un­fall­fahr­zeug“ oder ein „Bast­ler­fahr­zeug“, reicht da­für zwar in der Re­gel nicht; al­ler­dings muss der Händ­ler von sich aus auch nicht dar­auf hin­wei­sen, dass ein Kfz-Sach­ver­stän­di­ger den Scha­den als „wirt­schaft­li­chen To­tal­scha­den“ ein­ge­stuft hat.

OLG Köln, Ur­teil vom 28.04.2017 – 19 U 1/17

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von dem Be­klag­ten ei­nen im Jah­re 2010 erst­zu­ge­las­se­nen Re­nault Méga­ne zum Preis von 8.400 €.

Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag vom 20.02.2016 heißt es vor­ge­druckt un­ter an­de­rem:

„Vor­be­zeich­ne­ter Ver­käu­fer ver­kauft an vor­be­zeich­ne­ten ge­werb­li­chen Käu­fer mit heu­ti­gem Da­tum nach­ste­hen­des Ge­braucht­fahr­zeug/Un­fall­fahr­zeug/Bast­ler­fahr­zeug. Die Ge­wer­be­an­mel­dung des Käu­fers wird dem Ver­käu­fer, so­weit nicht be­reits vor­han­den, nach­ge­reicht.“

In die­ser Pas­sa­ge ist das Wort „Ge­braucht­fahr­zeug“ hand­schrift­lich durch­ge­stri­chen.

Wei­ter heißt es:

„Der Ver­käu­fer schließt die Ge­währ­leis­tung und Ga­ran­tie für Sach­män­gel etc. aus. Der Käu­fer ver­zich­tet auf Ge­währ­leis­tung und Ga­ran­tie für Sach­män­gel etc.“,

und schließ­lich fin­det sich in der Ru­brik „Be­mer­kun­gen“ der hand­schrift­li­che Ein­trag: „Un­fall­scha­den Fah­rer­sei­te wie ge­se­hen.“

Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug war bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges au­ßer Be­trieb ge­setzt und fahr­un­tüch­tig; der Be­klag­te brach­te es mit ei­nem Ab­schlepp­fahr­zeug zum Klä­ger.

Das Fahr­zeug hat­te der der Be­klag­te vom Vor­be­sit­zer für 7.080 € er­wor­ben, nach­dem der Vor­be­sit­zer mit dem Pkw An­fang 2016 ei­nen Un­fall ge­habt hat­te, bei dem das Fahr­zeug aus­weis­lich ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens ei­nen wirt­schaft­li­chen To­tal­scha­den er­lit­ten hat­te. Der Sach­ver­stän­di­ge hat­te vor­aus­sicht­li­che Re­pa­ra­tur­kos­ten von cir­ca 25.000 € er­mit­telt und den Rest­wert des Fahr­zeugs auf der Grund­la­ge ei­nes An­ge­bots des Be­klag­ten mit 7.080 € be­zif­fert.

Die­se Vor­ge­schich­te des Fahr­zeugs und das Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten kann­te der Klä­ger bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges nicht. Nach­dem er da­von Kennt­nis er­langt hat­te, er­klär­te er mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 06.04.2016 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Der Klä­ger hat be­haup­tet, er ha­be die­sen Ver­trag als Ver­brau­cher i. S. des § 13 BGB ge­schlos­sen. Den tat­säch­li­chen Um­fang des Un­fall­scha­dens ha­be er als Laie nicht er­ken­nen kön­nen; für ihn sei viel­mehr nur ein – au­gen­schein­lich ord­nungs­ge­mäß be­sei­tig­ter – Streif­scha­den an der Fah­rer­sei­te er­kenn­bar ge­we­sen. Fahr­un­tüch­tig sei der Pkw nur des­halb ge­we­sen, weil ein Au­ßen­spie­gel ge­fehlt ha­be und zwei Rei­fen be­schä­digt ge­we­sen sei­en. Er – der Klä­ger – hab mit dem Be­klag­ten münd­lich ver­ein­bart, dass der Be­klag­te dies in Ord­nung brin­gen wer­de. Das sei je­doch nicht ge­sche­hen, und nur des­halb ha­be der Be­klag­te den Pkw mit ei­nem Ab­schlepp­fahr­zeug trans­por­tie­ren müs­sen. 

Das Land­ge­richt (LG Köln, Urt. v. 30.11.2016 – 32 O 162/16) hat die im We­sent­li­chen auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges und Er­satz von Auf­wen­dun­gen ge­rich­te­te Kla­ge ab­ge­wie­sen. Es hat of­fen­ge­las­sen, ob das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug man­gel­haft ist, und ge­meint, dem Klä­ger sei der – be­haup­te­te – Man­gel des Pkw in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ge­blie­ben. Dem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ste­he des­halb je­den­falls § 442 I 2 BGB ent­ge­gen, zu­mal der Be­klag­te den Klä­ger nicht arg­lis­tig ge­täuscht ha­be. Der Be­klag­te ha­be viel­mehr dar­auf hin­ge­wie­sen, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ein Un­fall­wa­gen sei, oh­ne den Ein­druck zu er­we­cken, es ha­be bei dem Un­fall nur den sicht­ba­ren Streif­scha­den auf der Fah­rer­sei­te er­lit­ten.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Dem Klä­ger steht ge­gen­über dem Be­klag­ten kein An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 8.400 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Pkw Re­nault Méga­ne … ge­mäß §§ 433 I, 434 I, 437 Nr. 2 Fall 2, 440, 323, 346, 348 BGB zu.

a) So­weit das Land­ge­richt die Fra­ge nach ei­nem Man­gel des ver­äu­ßer­ten Fahr­zeugs of­fen­ge­las­sen hat, er­weist sich der er­wor­be­ne Pkw be­reits nicht als man­gel­haft.

aa) Die Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che er­gibt sich nicht aus § 434 I 1 BGB. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers ha­ben die Par­tei­en kei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung hin­sicht­lich Art und Um­fang der an dem er­wor­be­nen Pkw vor­han­de­nen Män­gel ge­trof­fen. Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung liegt nur dann vor, wenn sich die Par­tei­en – zu­min­dest kon­klu­dent – dar­über ver­stän­digt ha­ben, dass die Sa­che be­stimm­te phy­si­sche Merk­ma­le auf­wei­sen soll.

Der schrift­li­che Kauf­ver­trag vom 20.02.2016 ent­hält kei­ne – ex­pli­zi­te oder kon­klu­den­te – Ver­ein­ba­rung, dass an dem ver­äu­ßer­ten Pkw aus­schließ­lich die of­fen­kun­di­gen Män­gel an der Fah­rer­sei­te vor­han­den sind, ins­be­son­de­re stellt die An­ga­be „Un­fall­scha­den Fah­rer­sei­te wie ge­se­hen“ kei­ne der­ar­ti­ge Ver­stän­di­gung .dar.

Ei­ne aus­drück­li­che Ver­ein­ba­rung schei­det be­reits des­halb aus, weil der schrift­li­che Kauf­ver­trag mit Aus­nah­me des Scha­dens an der Fah­rer­sei­te we­der zum Vor­lie­gen von kon­kre­ten Män­geln noch zu ih­rem Feh­len An­ga­ben ent­hält, ins­be­son­de­re fin­det sich in ihm kei­ne Er­klä­rung des Be­klag­ten, dass über den an­ge­führ­ten Man­gel hin­aus an dem Pkw kei­ne sons­ti­gen Schä­den vor­han­den sind.

In der Er­wäh­nung des Un­fall­scha­dens an der Fah­rer­sei­te liegt auch kei­ne still­schwei­gen­de Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, dass der Pkw an­sons­ten frei von Män­geln ist. Wer­den im Kauf­ver­trag über ei­nen er­kenn­bar mas­siv vor­ge­schä­dig­ten Pkw Män­gel fest­ge­hal­ten, so folgt hier­aus nicht, dass an dem Fahr­zeug le­dig­lich die be­schrie­be­nen Män­gel vor­han­den sind. Denn in der Mit­tei­lung ei­nes Man­gels liegt re­gel­mä­ßig – und so auch hier – nicht zu­gleich die Er­klä­rung, dass die Kauf­sa­che im Üb­ri­gen man­gel­frei ist Das Fest­hal­ten ei­nes Man­gels im schrift­li­chen Ver­trag dient – ne­ben der In­for­ma­ti­on der Käu­fers über den kon­kre­ten Feh­ler – pri­mär der Do­ku­men­ta­ti­on, dass der Er­wer­ber die Kauf­sa­che im Wis­sen um den Man­gel er­wor­ben hat, und da­mit den In­ter­es­sen der Ver­käu­fers, der sich im Streit­fall auf die­se Kennt­nis be­ru­fen und da­mit die Män­gel­rech­te des Er­wer­bers ab­weh­ren kann (vgl. § 442 I 1 BGB).

An­ge­sichts die­ser In­ter­es­sen­la­ge ver­bie­tet sich je­den­falls in Fäl­len der vor­lie­gen­den Art die An­nah­me ei­ner kon­klu­den­ten Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung. Ob dies auch dann gilt, wenn der Käu­fer – wie et­wa beim Kauf im In­ter­net – kei­ne Mög­lich­keit zur Un­ter­su­chung der Sa­che hat, be­darf hier kei­ner Klä­rung, da der Klä­ger den Pkw vor Un­ter­zeich­nung des Kauf­ver­trags ein­ge­hend be­sich­tigt hat. An­ge­sichts des Zu­stands des Fahr­zeugs wä­re es da­her Sa­che des Klä­gers ge­we­sen, die ihm wich­ti­gen Be­schaf­fen­heits­merk­ma­le – wie et­wa den un­be­schä­dig­ten Zu­stand der Ach­se und des Un­ter­bo­dens – in den schrift­li­chen Kauf­ver­trag auf­zu­neh­men (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 27.01.2016 – 8 U 3852/15, ju­ris Rn. 22).

Ein an­de­res Er­geb­nis folgt auch nicht aus den von dem Klä­ger erst­in­stanz­lich zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen der Ober­lan­des­ge­rich­te Düs­sel­dorf (Urt. v. 26.09.2003 – 22 U 72/03, ju­ris) und Ol­den­burg (Urt. v. 23.04.1987 – 8 U 206/86, NJW-RR 1987, 1269). Die­se Sach­ver­hal­te sind mit dem vor­lie­gen­den be­reits des­halb nicht ver­gleich­bar, weil die dort er­wor­be­nen Fahr­zeu­ge äu­ßer­lich kei­ne Män­gel (mehr) auf­wie­sen, so­dass für die Er­wer­ber kein An­lass zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen beim Ver­käu­fer be­züg­lich des tat­säch­li­chen Scha­dens­aus­ma­ßes be­stand.

Es ist auch nicht fest­zu­stel­len, dass die Fra­ge, ob an dem er­wor­be­nen Pkw aus­schließ­lich die er­kenn­ba­ren Män­gel an der Fah­rer­sei­te vor­han­den sind, von den Par­tei­en münd­lich er­ör­tert wur­de. So­weit der Klä­ger erst­mals auf Sei­te 5 der Be­ru­fungs­be­grün­dung be­haup­tet hat, er ha­be „sehr wohl kon­kret nach­ge­fragt", wor­auf­hin „der Be­klag­te dann hand­schrift­lich den kon­kre­ten Scha­den­sum­fang auf­grund der Nach­fra­ge des Klä­gers in den Kauf­ver­trag un­ten ein­ge­fügt“ ha­be, hat der Be­klag­te die­sen Vor­trag be­strit­ten. Be­weis für sei­ne Be­haup­tung hat der Klä­ger nicht an­ge­bo­ten. Zu­dem ist die­ser Vor­trag ge­mäß § 531 II 1 Nr. 3 ZPO nicht zu­zu­las­sen, weil nicht er­sicht­lich ist, wes­halb er von dem Klä­ger, oh­ne dass ihm Nach­läs­sig­keit an­zu­las­ten wä­re, nicht be­reits in ers­ter In­stanz vor­ge­bracht wur­de.

bb) Es liegt auch kein sons­ti­ger Man­gel i. S. des § 434 I 2 BGB vor.

Da­nach ist, so­weit ei­ne Be­schaf­fen­heit nicht ver­ein­bart ist, die Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net bzw. wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen glei­cher Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann.

Vor­lie­gend eig­net sich der er­wor­be­ne Pkw in­des so­wohl für die ver­trag­lich – zu­min­dest still­schwei­gend – vor­aus­ge­setz­te als auch für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung. Der Klä­ger hat wis­sent­lich ei­nen Pkw er­wor­ben, der of­fen­kun­dig in ei­nen schwe­ren Ver­kehrs­un­fall ver­wi­ckelt und hier­bei mas­siv be­schä­digt wor­den war. Wie die von dem Be­klag­ten erst­mals in der Be­ru­fungs­in­stanz … vor­ge­leg­ten Licht­bil­der, die un­strei­tig – und da­her von dem Se­nat zu be­rück­sich­ti­gen – den Zu­stand des Fahr­zeugs bei der Be­sich­ti­gung durch den Klä­ger wie­der­ge­ben, be­le­gen, wa­ren der Schwel­ler und die A-Säu­le er­heb­lich be­schä­digt. Fer­ner sind am vor­de­ren wie hin­te­ren Kot­flü­gel deut­li­che Spalt­maß­ver­än­de­run­gen, Knick­stel­len und Krat­zer zu er­ken­nen. Der Au­ßen­spie­gel war ab­ge­ris­sen, und bei­de Rei­fen wa­ren platt. Der ab­ge­mel­de­te Pkw war schließ­lich we­der fahr­fä­hig noch ver­kehrs­si­cher. An­ge­sichts die­ses Scha­dens­bilds dräng­te es sich selbst für ei­nen tech­ni­schen Lai­en ge­ra­de­zu auf, dass das Fahr­zeug bei dem Un­fall nicht nur äu­ßer­li­che Be­schä­di­gun­gen er­lit­ten hat­te, son­dern auch wei­te­re Bau­tei­le und das ge­sam­te Fahr­zeug­ge­fü­ge in Mit­lei­den­schaft ge­zo­gen wor­den wa­ren. Ins­be­son­de­re die Spalt­maß­ver­än­de­run­gen und die er­heb­li­chen Be­schä­di­gun­gen an Schwel­ler und A-Säu­le – und da­mit an für die Auf­nah­me von auf das Fahr­zeug bei Un­fäl­len ein­wir­ken­den Kräf­ten be­deu­ten­den Bau­tei­len – wie­sen er­sicht­lich auf mas­si­ve Be­ein­träch­ti­gun­gen der Fahr­zeug­si­cher­heit hin, die nur mit er­heb­li­chem fi­nan­zi­el­len Auf­wand zu be­he­ben sein wür­den. Das be­reits den Licht­bil­dern zu ent­neh­men­de Scha­dens­aus­maß war da­her nicht mit ei­nem üb­li­chen Streif­scha­den, wie er et­wa beim Tou­chie­ren ei­nes an­de­ren Fahr­zeugs im Zu­sam­men­hang mit ei­nem Park­vor­gang vor­kom­men kann, zu er­klä­ren.

Mit dem Kauf ei­nes sol­chen Fahr­zeugs hat der Klä­ger mit­hin be­wusst das Ri­si­ko auf sich ge­nom­men, dass an dem Pkw wei­te­re – und zwar mas­si­ve – Schä­den vor­han­den wa­ren, de­ren In­stand­set­zung mit ganz er­heb­li­chen Kos­ten ver­bun­den sein wür­de. Es geht da­her zu­las­ten des Klä­gers, wenn sich nach der Über­ga­be des Pkw her­aus­stell­te, dass tat­säch­lich der­ar­ti­ge wei­te­re Schä­den vor­la­gen.

2. Zu Recht und mit zu­tref­fen­der Be­grün­dung, auf die zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen zu­nächst Be­zug ge­nom­men wird, ist das Land­ge­richt im Üb­ri­gen da­von aus­ge­gan­gen, dass even­tu­el­le Män­gel­rech­te des Klä­gers – selbst wenn er den Pkw als Ver­brau­cher er­wor­ben ha­ben soll­te – je­den­falls nach § 442 I 2 BGB aus­ge­schlos­sen sind.

a) Bei dem Klä­ger lag ei­ne grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis be­züg­lich des tat­säch­li­chen Aus­ma­ßes des Un­fall­scha­dens vor. Ab­zu­stel­len ist auf die im Ein­zel­fall er­for­der­li­che Sorg­falt, al­so auf das Min­dest­maß an In­for­ma­ti­on und Auf­merk­sam­keit (Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 75. Aufl., § 442 Rn. 11 m. w. Nachw.). Die­se muss der Käu­fer in be­son­ders schwe­rem Maß ver­nach­läs­sigt ha­ben. Wie be­reits aus­ge­führt, war es hier an­ge­sichts des Scha­dens­bilds an der Fah­rer­sei­te ge­ra­de­zu mit Hän­den zu grei­fen, dass an dem Pkw über die er­kenn­ba­ren Be­ein­träch­ti­gun­gen hin­aus wei­te­re mas­si­ve Schä­den vor­la­gen. Der Klä­ger hät­te sich da­her nä­her über den Um­fang des Scha­dens in­for­mie­ren müs­sen, zu­min­dest durch kon­kre­te Nach­fra­ge beim Be­klag­ten.

b) Der Be­klag­te hat den ver­meint­li­chen Man­gel nicht arg­lis­tig ver­schwie­gen. Ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen schei­det hier be­reits des­halb aus, weil den Be­klag­ten als Ver­käu­fer kei­ne Auf­klä­rungs­pflicht hin­sicht­lich der wei­te­ren Schä­den an dem Fahr­zeug traf. Denn ei­ne Auf­klä­rung über Män­gel, die ei­ner Be­sich­ti­gung zu­gäng­lich bzw. oh­ne Wei­te­res er­kenn­bar sind, kann der Käu­fer nach der Ver­kehrs­auf­fas­sung nicht er­war­ten, weil er sie bei der im ei­ge­nen In­ter­es­se ge­bo­te­nen Sorg­falt selbst wahr­neh­men kann (BGH, Urt. v. 08.04.1994 – V ZR 178/92, ju­ris Rn. 13 m. w. Nachw.). An­ge­sichts der hier auf den ers­ten Blick er­kenn­ba­ren Schä­den an dem Pkw war auch für ei­nen Nicht­fach­mann of­fen­kun­dig, dass nicht le­dig­lich ein ober­fläch­li­cher Streif­scha­den vor­lag, son­dern der Pkw in ei­nen schwe­ren Ver­kehrs­un­fall ver­wi­ckelt ge­we­sen war, bei dem er mas­si­ve Be­schä­di­gun­gen er­lit­ten hat­te. Der Scha­den war da­mit oh­ne Wei­te­res wahr­nehm­bar. In­so­weit kommt es auch nicht dar­auf an, ob dem Klä­ger im Ein­zel­nen be­wusst war, wel­che Bau­tei­le ge­nau zu er­neu­ern wa­ren und was für Re­pa­ra­tur­kos­ten hier­für an­fal­len wür­den. Denn wer ei­ne er­kenn­bar stark man­gel­haf­te Sa­che er­wirbt, kann nicht nur kei­ne Auf­klä­rung er­war­ten, son­dern han­delt wirt­schaft­lich auf ei­ge­nes Ri­si­ko.

Der Be­klag­te war auch nicht ver­pflich­tet, den Klä­ger über den Um­stand, dass der Pkw ei­nen wirt­schaft­li­chen To­tal­scha­den er­lit­ten hat­te, auf­zu­klä­ren. Denn nach all­ge­mei­ner An­sicht stellt die Ein­stu­fung durch den Sach­ver­stän­di­gen als wirt­schaft­li­cher To­tal­scha­den kei­ne Tat­sa­che dar, son­dern nur ei­ne Be­wer­tung, die le­dig­lich Be­deu­tung für die Fra­ge hat, wie der Schä­di­ger bzw. des­sen Haft­pflicht­ver­si­che­rung den Scha­den zu re­gu­lie­ren hat (vgl. nur OLG Schles­wig, Urt. v. 28.09.2001 – 14 U 71/01, ju­ris Rn. 4 m. w. Nachw.).

c) Vor­sorg­lich ist der Be­klag­te al­ler­dings dar­auf hin­zu­wei­sen, dass er als ge­werb­li­cher Kraft­fahr­zeug­händ­ler – will er den Vor­wurf arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gens ver­mei­den – grund­sätz­lich of­fen­ba­rungs­pflich­tig im Hin­blick auf Vor­schä­den an von ihm ver­äu­ßer­ten Fahr­zeu­gen ist, und zwar oh­ne ent­spre­chen­de Nach­fra­ge des Kauf­in­ter­es­sen­ten und auch ge­gen­über Un­ter­neh­mern i. S. des § 14 BGB. Die­ser Auf­klä­rungs­pflicht ge­nü­gen in der Re­gel auch nicht pau­scha­le Hin­wei­se, es han­de­le sich um ein „Un­fall­fahr­zeug“ oder ein „Bast­ler­fahr­zeug“. Wird der tat­säch­li­che Scha­den­sum­fang arg­lis­tig ver­schwie­gen, so ist auch ein ver­trag­lich ver­ein­bar­ter Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nach § 444 Fall 1 BGB un­wirk­sam. Die­se Norm gilt – eben­so wie § 442 BGB – auch im Rechts­ver­kehr zwi­schen Un­ter­neh­mern, da auch ein Un­ter­neh­mer vor un­red­li­chen Haf­tungs­frei­zei­ch­nun­gen ge­schützt wer­den soll. Die Ver­nei­nung von Arg­list be­ruht mit­hin – eben­so wie das Nicht­vor­lie­gen ei­nes Man­gels – aus­schließ­lich auf den Be­son­der­hei­ten des vor­lie­gen­den Ein­zel­falls.

d) Schließ­lich hat der Be­klag­te kei­ne Ga­ran­tie da­für über­nom­men, dass an dem Pkw aus­schließ­lich die er­kenn­ba­ren Män­gel an der Fah­rer­sei­te vor­han­den wa­ren. Dies folgt be­reits aus den oben bei der Ab­leh­nung ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung dar­ge­leg­ten Grün­den.

3. Da der Be­klag­te nicht in Ver­zug mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs Ist, hat der Klä­ger kei­nen An­spruch auf die … be­gehr­te Fest­stel­lung. Gleich­falls kann er nicht den Aus­gleich vor­gerlcht­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten, die Zah­lung von Zin­sen oder sons­ti­gen Ne­ben­for­de­run­gen ver­lan­gen. …

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