1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ist zwar i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, so­dass der Käu­fer grund­sätz­lich die Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs ver­lan­gen kann (§§ 437 Nr. 1, 439 I Fall 2 BGB). Die­se Art der Nach­er­fül­lung darf der Ver­käu­fer je­doch ge­mäß § 439 III BGB ver­wei­gern, wenn sie mit un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Kos­ten ver­bun­den ist.
  2. Bei der Prü­fung, ob die Lie­fe­rung ei­nes Neu­fahr­zeugs im Ver­gleich zur Nach­bes­se­rung durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates mit un­ver­hält­nis­mä­ßig ho­hen Kos­ten ver­bun­den ist, muss mit Blick auf die in § 439 III 2 BGB ge­nann­ten Kri­te­ri­en (auch) be­rück­sich­tigt wer­den, dass der Man­gel, an dem ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen lei­det, für den Klä­ger ob­jek­tiv nur ei­ne sehr ge­rin­ge Be­deu­tung hat. Denn der Käu­fer kann und darf das Fahr­zeug un­ein­ge­schränkt nut­zen, und er wür­de den Man­gel nicht ein­mal be­mer­ken, wenn er nicht dar­auf auf­merk­sam ge­macht wor­den wä­re. Auch für Drit­te ist der Man­gel bei ei­ner Be­sich­ti­gung oder beim Ge­brauch des Fahr­zeugs nicht fest­stell­bar.
  3. Aus jet­zi­ger Sicht kann auf ei­ne Nach­bes­se­rung durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates oh­ne er­heb­li­che Nach­tei­le für den Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens zu­rück­ge­grif­fen wer­den.
  4. Es be­steht kein ver­nünf­ti­ger An­lass, den Kauf ei­nes Pkw emo­tio­nal der­art auf­zu­la­den, dass schon das Vor­lie­gen ei­nes un­we­sent­li­chen Man­gels, wie er ei­nem vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeug an­haf­tet, zu der An­nah­me führt, das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen den Kauf­ver­trags­par­tei­en sei zer­rüt­tet.

LG Bam­berg, Ur­teil vom 24.10.2016 – 2 O 21/16

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt die Be­klag­te im Zu­sam­men­hang mit dem so­ge­nann­ten VW-Ab­gas­skan­dal auf Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Pkw (§§ 437 Nr. 1, 439 I Fall 2 BGB) in An­spruch.

Als „VW-Ab­gas­skan­dal“ – auch „VW-Ab­gas­af­fä­re“ oder gar „Die­sel­ga­te“ – wird ein seit dem 18.09.2015 auf­ge­deck­ter Vor­gang be­zeich­net, bei dem die Volks­wa­gen AG zur Op­ti­mie­rung der Ab­gas­emis­sio­nen be­stimm­ter Die­sel­mo­to­ren ei­ne il­le­ga­le Ab­schalt­ein­rich­tung ver­wen­det. Ei­ne Soft­ware er­kennt, ob sich das mit dem je­wei­li­gen Mo­tor aus­ge­stat­te­te Fahr­zeug auf ei­nem tech­ni­schen Prüf­stand be­fin­det oder ob es im re­gu­lä­ren Stra­ßen­ver­kehr be­trie­ben wird. Auf dem Prüf­stand ist der Aus­stoß von Stick­oxid (NOX) ge­rin­ger als im Nor­mal­be­trieb und wird der ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wert ein­ge­hal­ten.

Das Kraft­fahrt-Bun­des­amt gab der Volks­wa­gen AG mit Be­scheid vom 14.10.2015 auf, die in Deutsch­land vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen cir­ca 2,4 Mil­lio­nen Fahr­zeu­ge zu­rück­zu­ru­fen, die un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung aus die­sen Fahr­zeu­gen zu ent­fer­nen und nach­zu­wei­sen, dass die Fahr­zeu­ge da­nach al­le tech­ni­schen An­for­de­run­gen der re­le­van­ten Ein­zel­rechts­ak­te der (Rah­men-)Richt­li­nie 2007/46/EG er­fül­len. Die­ser Auf­for­de­rung kommt die Volks­wa­gen AG seit Ja­nu­ar 2016 nach und lässt suk­zes­si­ve bei den be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen in Ver­trags­werk­stät­ten ein Soft­ware­up­date in­stal­lie­ren. Der VW-Kon­zern si­chert zu, dass da­durch die Ei­gen­schaf­ten der Fahr­zeu­ge – vor al­lem der Kraft­stoff­ver­brauch – nicht ne­ga­tiv ver­än­dert wer­den.

Der Klä­ger er­warb am 25.02.2014 von der Be­klag­ten ei­nen VW Ti­gu­an 2.0 TDI BMT Sport & Style (103 kW) zum Preis von 28.665 €. Den Kauf­preis fi­nan­zier­te er, in­dem er mit der Volks­wa­gen Bank GmbH ei­nen Dar­le­hens­ver­trag schloss. Das vom Klä­ger er­wor­be­ne Fahr­zeug ist mit ei­nem EA189-Die­sel­mo­tor aus­ge­stat­tet und des­halb vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen.

Im Jahr 2015 er­hielt der Klä­ger ei­ne Mit­tei­lung der Volks­wa­gen AG, dass der Mo­tor sei­nes Fahr­zeugs „von ei­ner Soft­ware be­trof­fen ist, die Stick­oxid­wer­te (NOX) im Prüf­stand­lauf (NEFZ) op­ti­miert“. Das Fahr­zeug sei je­doch tech­nisch si­cher und fahr­be­reit, und man be­daue­re, das Ver­trau­en des Klä­gers ent­täuscht zu ha­ben. Ei­ne ak­tua­li­sier­te Fas­sung die­ser Mit­tei­lung er­hielt der Klä­ger im Fe­bru­ar 2016; in dem ent­spre­chen­den Schrei­ben wur­den ihm auch Ein­zel­hei­ten zur Rück­ruf­ak­ti­on mit­ge­teilt.

Der Klä­ger ließ die Be­klag­te im No­vem­ber 2015 durch sei­nen spä­te­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten ge­stützt auf §§ 437 Nr. 1, 439 I Fall 2 BGB auf­for­dern, ihm er­satz­wei­se ei­nen man­gel­frei­en Neu­wa­gen zu lie­fern. Dies lehn­te die Be­klag­te ab und ver­wies dar­auf, dass der­zeit mit Hoch­druck die nö­ti­gen Soft­ware­up­dates ent­wi­ckelt wür­den und das Fahr­zeug des Klä­gers nach­ge­bes­sert wer­de, so­bald da­für ein Up­date zur Ver­fü­gung ste­he.

Ge­mäß ei­nem Schrei­ben des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes vom 01.06.2016 hat die Volks­wa­gen AG in­zwi­schen nach­ge­wie­sen, dass die vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen EA189-Die­sel­mo­to­ren nach der ge­for­der­ten Ent­fer­nung der un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung die vor­ge­ge­be­nen tech­ni­schen An­for­de­run­gen er­fül­len.

Der Klä­ger meint, dass er sich nicht auf ei­ne Nach­bes­se­rung sei­nes Fahr­zeugs ver­wei­sen las­sen müs­se, weil – so be­haup­tet er – durch die ge­plan­te In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates kei­ne voll­stän­di­ge Man­gel­frei­heit zu er­rei­chen sei. Viel­mehr sei ins­be­son­de­re zu be­fürch­ten, dass sich in­fol­ge des Up­dates der Kraft­stoff­ver­brauch sei­nes Fahr­zeugs er­hö­he und sich des­sen Mo­to­ren­leis­tung ver­rin­ge­re; au­ßer­dem sei mit ei­nem Weg­fall von Steu­er­vor­tei­len und da­mit zu rech­nen, dass ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert ver­blei­be.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. … 1. Dem Klä­ger ist al­ler­dings zu­zu­ge­ben, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft ist.

Zwar trifft der Ein­wand der Be­klag­ten un­strei­tig zu, dass der Wa­gen un­ein­ge­schränkt und be­stim­mungs­ge­mäß ge­nutzt wer­den kann und darf. Auch ist die Be­haup­tung des Klä­gers, es sei ihm bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges auf die be­son­de­re Um­welt­ver­träg­lich­keit des Fahr­zeugs an­ge­kom­men, of­fen­kun­dig un­zu­tref­fend. Denn bei dem von ihm er­wor­be­nen Pkw han­delt es sich um ei­nen so­ge­nann­ten SUV in „sport­li­cher“ Aus­füh­rung mit ho­hem Ge­wicht und ho­hem Luft­wi­der­stand so­wie mit ei­nem Mo­tor, der ei­nen Hub­raum von zwei Li­tern und ei­ne Leis­tung von 140 PS so­wie ei­nen re­la­tiv ho­hen Kraft­stoff­ver­brauch auf­weist. Der Er­werb ei­nes Fahr­zeugs ei­ner sol­chen Ka­te­go­rie lässt aber nicht dar­auf schlie­ßen, dass der Käu­fer ein be­son­de­res In­ter­es­se an ei­ner Um­welt­ver­träg­lich­keit des Fahr­zeugs ha­ben könn­te. Ab­ge­se­hen da­von ha­ben kon­kre­te Stick­oxid-Emis­si­ons­wer­te für die Kauf­ent­schei­dung ei­ner na­tür­li­chen Per­son grund­sätz­lich kei­ne Be­deu­tung. Für den End­kun­den kommt es im Zu­sam­men­hang mit den Emis­sio­nen ei­nes Fahr­zeugs al­len­falls auf die Zer­ti­fi­zie­rung nach ei­ner be­stimm­ten Emis­si­ons­klas­se an (so auch LG Bam­berg, Urt. v. 19.09.2016 – 10 O 129/16). Die­se Zer­ti­fi­zie­rung liegt bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug aber un­strei­tig wei­ter­hin vor, und es ist auch nichts da­für er­sicht­lich, dass de­ren Ent­zug dro­hen könn­te.

Der Käu­fer ei­nes neu­en Kraft­fahr­zeugs kann je­doch er­war­ten, dass die­ses in vol­lem Um­fang den ak­tu­el­len ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen ent­spricht. Denn das den je­weils gel­ten­den Ab­gas­vor­schrif­ten ent­spre­chen­de Emis­si­ons­ver­hal­ten des Mo­tors stellt ei­ne Ei­gen­schaft dar, wel­che für die ge­schul­de­te Be­schaf­fen­heit i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB maß­geb­lich ist (statt vie­ler OLG Hamm, Beschl. v. 21.06.2016 – 28 W 14/16; OLG Cel­le, Beschl. v. 30.06.2016 – 7 W 26/16, MDR 2016, 1016). Das Emis­si­ons­ver­hal­ten des streit­ge­gen­ständ­li­chen Mo­tors ent­spricht die­sen Vor­schrif­ten je­doch nicht, weil, wie die Volks­wa­gen AG in ih­rem An­schrei­ben vom Fe­bru­ar 2016 selbst ein­ge­räumt hat, „die Stick­oxid­wer­te (NOX) im Ver­gleich zwi­schen Prüf­stand­lauf (NEFZ) und rea­lem Fahr­be­trieb ver­schlech­tert wer­den“. An­ge­sichts die­ses Ein­ge­ständ­nis­ses und der aus­drück­lich ein­ge­räum­ten Ent­täu­schung des Ver­trau­ens der Käu­fer so­wie der vom Kraft­fahrt-Bun­des­amt ge­for­der­ten Nach­bes­se­rung be­frem­det es er­heb­lich, dass die Be­klag­te nun das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels sehr um­fas­send in Ab­re­de stellt. Im Üb­ri­gen hat, so­weit dies aus den in „ju­ris“ ver­öf­fent­lich­ten Ent­schei­dun­gen er­sicht­lich ist, bis­lang noch kein Ge­richt fest­ge­stellt, dass die be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge man­gel­frei sei­en.

2. Dem Klä­ger steht aber gleich­wohl von Rechts we­gen der­zeit kein Recht auf Nach­lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Neu­wa­gens zu.

Ge­mäß §§ 437 Nr. 1, 439 I BGB kann der Käu­fer ei­ner man­gel­haf­ten Sa­che zum Zwe­cke der ge­schul­de­ten Nach­er­fül­lung grund­sätz­lich wäh­len, ob er den Man­gel be­sei­ti­gen las­sen oder ei­ne man­gel­freie Sa­che ge­lie­fert ha­ben will. Al­ler­dings kann der Ver­käu­fer die von dem Käu­fer ge­wähl­te Art der Nach­er­fül­lung ver­wei­gern, wenn sie nur mit un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Kos­ten mög­lich ist. Der An­spruch des Käu­fers be­schränkt sich dann auf die an­de­re Art der Nach­er­fül­lung (§ 439 III 3 BGB). Im ge­ge­be­nen Fall stellt sich die von dem Klä­ger ge­wähl­te Art der Nach­er­fül­lung als of­fen­kun­dig un­ver­hält­nis­mä­ßig dar.

a) Im Fal­le der Nach­lie­fe­rung müss­te die Be­klag­te dem Klä­ger ei­nen Neu­wa­gen über­eig­nen und er­hiel­te den streit­ge­gen­ständ­li­chen und über zwei Jah­re al­ten Wa­gen zu­rück. Die­ser hat al­lein durch den Zeit­ab­lauf er­heb­lich an Wert ver­lo­ren. In Hö­he der Dif­fe­renz zwi­schen dem Wert bei­der Fahr­zeu­ge ent­stün­de der Be­klag­ten so­mit ein be­trächt­li­cher Scha­den, weil der Klä­ger als Ver­brau­cher nicht zu ei­ner Her­aus­ga­be der Nut­zun­gen bzw. Wert­er­satz ver­pflich­tet wä­re (§§ 439 IV, 346 I, 474 V 1 BGB).

Im Ge­gen­satz da­zu kann die In­stal­la­ti­on ei­nes blo­ßen Soft­ware­up­dates der Be­klag­ten kei­ne er­heb­li­chen Kos­ten ver­ur­sa­chen. Dies ver­mag das er­ken­nen­de Ge­richt ge­mäß § 287 II ZPO an­ge­sichts ähn­li­cher Vor­gän­ge an Com­pu­tern selbst fest­zu­stel­len, so­dass hier­für die Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens nicht in Be­tracht kommt.

Ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers ha­ben die sehr er­heb­li­chen Kos­ten, wel­che der Volks­wa­gen AG für die Ent­wick­lung die­ses Up­dates ent­ste­hen, hier kei­ne ent­schei­den­de Be­deu­tung. Denn zum ei­nen wird die­ses Up­date für ei­ne sehr gro­ße An­zahl von Fahr­zeu­gen ent­wi­ckelt, und zum an­de­ren ist die Volks­wa­gen AG hier­zu oh­ne­hin ver­pflich­tet.

b) Bei der Prü­fung der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit ist au­ßer­dem die Be­deu­tung des Man­gels zu be­rück­sich­ti­gen.

Hier hat der streit­ge­gen­ständ­li­che Man­gel für den Klä­ger je­doch ob­jek­tiv nur sehr ge­rin­ge Be­deu­tung. Denn er kann und darf das Fahr­zeug un­ein­ge­schränkt nut­zen und wür­de das Vor­lie­gen des Man­gels nicht ein­mal be­merkt ha­ben, wenn er nicht dar­auf auf­merk­sam ge­macht wor­den wä­re. Auch für Drit­te ist die­ser Man­gel bei Be­sich­ti­gung und Ge­brauch des Fahr­zeugs nicht fest­stell­bar.

c) Schließ­lich ist zu prü­fen, ob auf die Nach­bes­se­rung oh­ne er­heb­li­che Nach­tei­le für den Klä­ger zu­rück­ge­grif­fen wer­den kann. Dies ist zu be­ja­hen. Denn wie be­reits fest­ge­stellt er­ge­ben sich für den Klä­ger der­zeit kei­ner­lei Be­schrän­kun­gen der Fahr­zeug­nut­zung. Die Be­klag­te bzw. die Volks­wa­gen AG wird, was auch be­reits aus­drück­lich zu­ge­si­chert wur­de, sämt­li­che Kos­ten für die Nach­bes­se­rung über­neh­men und ge­mäß Er­klä­rung der Be­klag­ten­ver­tre­ter in der münd­li­chen Ver­hand­lung auch „Er­satz­mo­bi­li­tät“ zur Ver­fü­gung stel­len.

We­gen der un­ein­ge­schränk­ten Nutz­bar­keit des Wa­gens ist auch nichts da­für er­sicht­lich, dass dem Klä­ger das län­ge­re Zu­war­ten bis zu der Nach­bes­se­rung un­zu­mut­bar wä­re. Die von ihm zi­tier­ten land­ge­richt­li­chen Ent­schei­dun­gen, in de­nen ei­ne an­de­re An­sicht ver­tre­ten wird, kön­nen dem Klä­ger nicht zur Sei­te ste­hen. Denn es wer­den dar­in zum Bei­spiel un­pas­sen­de Ver­glei­che mit au­gen­schein­lich fest­stell­ba­ren Lack­schä­den an­ge­stellt (LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16) bzw. die Be­son­der­hei­ten der hie­si­gen Fall­kon­stel­la­tio­nen au­ßer Acht ge­las­sen.

Un­be­hel­flich ist in die­sem Zu­sam­men­hang auch die Dar­stel­lung ei­nes be­son­de­ren Ver­trau­ens­ver­lus­tes. Denn zum ei­nen kann dem be­klag­ten Au­to­haus nach rich­ti­ger An­sicht nicht die bei der Volks­wa­gen AG vor­han­de­ne Kennt­nis von den Soft­ware­ma­ni­pu­la­tio­nen zu­ge­rech­net wer­den, so­dass der Be­klag­ten kein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten zur Last fällt (vgl. da­zu OLG Cel­le, Beschl. v. 30.06.2016 – 7 W 26/16, MDR 2016, 1016; LG Fran­ken­thal, Urt. v. 12.05.2016 – 8 O 208/15; je­weils für ei­nen selbst­stän­di­gen Ver­trags­händ­ler). Zum an­de­ren be­steht kein ver­nünf­ti­ger An­lass, den Kauf ei­nes Per­so­nen­kraft­wa­gens emo­tio­nal der­ar­tig auf­zu­la­den, dass beim Vor­lie­gen ei­nes solch un­we­sent­li­chen Man­gels jed­we­des Ver­trau­en des Käu­fers als zer­rüt­tet an­zu­se­hen wä­re.

d) Den Be­haup­tun­gen des Klä­gers, es wür­de auch nach der an­ge­kün­dig­ten Soft­ware­ak­tua­li­sie­rung der Man­gel nicht be­sei­tigt sein, die ver­trag­lich ge­schul­de­ten Ei­gen­schaf­ten des Mo­tors wür­den sich nach­tei­lig ver­än­dern, und es wür­de ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert ver­blei­ben und au­ßer­dem ein Weg­fall von Steu­er­vor­tei­len dro­hen, ist der­zeit nicht nach­zu­ge­hen. Denn zum ei­nen hat das Kraft­fahrt-Bun­des­amt mit sei­nem Schrei­ben vom 01.06.2016 er­klärt, dass die Volks­wa­gen AG nun den Nach­weis ge­führt ha­be, dass bei den Mo­to­ren der auch in dem klä­ge­ri­schen Fahr­zeug ver­bau­ten Ken­nung nach der ge­for­der­ten Ent­fer­nung der Ab­schalt­ein­rich­tung die vor­ge­schrie­be­nen tech­ni­schen An­for­de­run­gen er­füllt wer­den. Dies muss der­zeit ge­nü­gen, denn kein Sach­ver­stän­di­ger könn­te dies­be­züg­lich wei­ter­ge­hen­de Un­ter­su­chun­gen an­stel­len. Auch an der Neu­tra­li­tät des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes be­ste­hen kei­ne Zwei­fel.

Zum an­de­ren könn­ten die wei­ter­ge­hen­den Be­haup­tun­gen an dem kon­kre­ten Fahr­zeug aus na­he­lie­gen­den Grün­den erst dann über­prüft wer­den, wenn die an­ge­kün­dig­te Soft­ware­instal­la­ti­on er­folgt ist. Des­halb ist der­zeit auch dies­be­züg­lich das Ein­ho­len ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens nicht ge­bo­ten.

Auch ei­ne even­tu­ell ver­blei­ben­de Wert­min­de­rung könn­te ein Gut­ach­ter ak­tu­ell nur mit spe­ku­la­ti­ven Er­wä­gun­gen ab­schät­zen, weil die Rück­ruf- und Nach­bes­se­rungs­ak­ti­on der­zeit erst durch­ge­führt wird und des­halb noch kein Markt für be­reits nach­ge­bes­ser­te Fahr­zeu­ge be­steht. Auf Spe­ku­la­tio­nen kann aber ei­ne ge­richt­li­che Ent­schei­dung nicht ge­stützt wer­den.

e) Auf­grund die­ser Sach­la­ge kommt es ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers auch nicht in Be­tracht, im We­ge ei­ner te­leo­lo­gi­schen Re­duk­ti­on des § 439 III BGB zu ei­nem Aus­schluss des Nach­bes­se­rungs­rechts der Be­klag­ten zu ge­lan­gen.

Nach den von dem Klä­ger zi­tier­ten ge­richt­li­chen Ent­schei­dun­gen darf ein Ver­käu­fer zwar ei­ne für ihn un­ver­hält­nis­mä­ßig nach­tei­li­ge Art der Nach­er­fül­lung nicht ver­wei­gern, wenn sie die ein­zi­ge Mög­lich­keit zur Man­gel­be­sei­ti­gung dar­stellt (EuGH, Urt. v. 16.06.2011 – C-65/09 und C-87/09, Slg. 2011, I-5257 = NJW 2011, 2269 – Gebr. We­ber und Putz; BGH, Urt. v. 21.12.2011 – VI­II ZR 70/08, BGHZ 192, 148). Im Streit­fall ist aber auch die von der Be­klag­ten an­ge­bo­te­ne Nach­bes­se­rung aus jet­zi­ger Sicht ge­eig­net, den Man­gel zu be­sei­ti­gen. Des­halb sind die­se Ent­schei­dun­gen für die Be­ur­tei­lung des vor­lie­gen­den Falls nicht ein­schlä­gig.

f) Auch im Hin­blick auf ei­ne Ver­jäh­rung der Man­gel­be­sei­ti­gungs­an­sprü­che dro­hen dem Klä­ger kei­ner­lei Nach­tei­le. Denn der jetzt von ihm be­rech­tig­ter­wei­se ge­rüg­te Man­gel muss von der Be­klag­ten be­sei­tigt wer­den. Falls die­se Nach­bes­se­rung tat­säch­lich un­ge­eig­net und da­mit selbst man­gel­haft sein soll­te, et­wa weil die Ei­gen­schaf­ten des Mo­tors da­durch nach­tei­lig ver­än­dert wer­den soll­ten, wür­de ei­ne neue Pflicht­ver­let­zung vor­lie­gen und so­mit ei­ne neue Ver­jäh­rungs­frist be­gin­nen (vgl. BGH, Urt. v. 05.10.2005 – VI­II ZR 16/05, NJW 2006, 47; OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 25.10.2011 – 4 U 540/10, NJW-RR 2012, 285; Haas, in: Haas/Me­di­cus/Rolland/Schä­fer/Wendt­land, Das neue Schuld­recht, 2002, Kap. 5 Rn. 332 f.; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 75. Aufl., § 438 Rn. 16a). Der Klä­ger hät­te dann, eben­so wie bei der Nach­lie­fe­rung ei­nes man­gel­haf­ten Neu­wa­gens, aus­rei­chend Zeit, die Man­gel­be­sei­ti­gung zu for­dern.

3. Ein An­spruch auf Er­stat­tung vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Kos­ten der Rechts­ver­fol­gung … be­steht gleich­falls nicht, weil der Kla­ge­par­tei … kei­ne Haupt­for­de­run­gen zu­stan­den bzw. zu­ste­hen. …

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