1. Ein ver­stän­di­ger Käu­fer weiß zwar, dass der tat­säch­li­che Kraft­stoff­ver­brauch ei­nes Fahr­zeugs von zahl­rei­chen Ein­flüs­sen und der in­di­vi­du­el­len Fahr­wei­se ab­hängt und des­halb nicht mit den An­ga­ben des Her­stel­lers, die auf ei­nem stan­dar­di­sier­ten Mess­ver­fah­ren be­ru­hen, gleich­ge­setzt wer­den darf. Der Käu­fer kann aber er­war­ten, dass die vom Fahr­zeug­her­stel­ler ge­nann­ten Ver­brauchs­wer­te un­ter Test­be­din­gun­gen re­pro­du­zier­bar sind (im An­schluss an OLG Hamm, Urt. v. 07.02.2013 – I-28 U 94/12, ju­ris).
  2. Ist der un­ter Test­be­din­gun­gen er­mit­tel­te Kraft­stoff­ver­brauch ei­nes Fahr­zeugs um mehr als zehn Pro­zent hö­her als vom Her­stel­ler an­ge­ge­ben, liegt ein i. S. des § 323 V 2 BGB er­heb­li­cher Man­gel vor, der den Käu­fer grund­sätz­lich zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt. Maß­geb­lich ist die Ab­wei­chung vom Durch­schnitts­wert („kom­bi­niert“), wenn sich die Her­stel­ler­an­ga­ben auf ver­schie­de­ne Fahr­zy­klen be­zie­hen.
  3. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug ist schon des­halb i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, weil es zwin­gend ein Soft­ware­up­date be­nö­tigt, um sei­ne Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr zu er­hal­ten.
  4. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs muss dem Ver­käu­fer kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung von meh­re­ren Mo­na­ten set­zen. Denn auch ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug ist schlicht ein man­gel­haf­ter Ge­brauchs­ge­gen­stand. Ei­ne au­ßer­halb des VW-Ab­gas­skan­dals als an­ge­mes­sen be­wer­te­te Frist ist des­halb auch dann an­ge­mes­sen, wenn es um die Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs geht, zu­mal es schon im An­satz nicht die Ob­lie­gen­heit des Käu­fers ist, an ei­nem mög­lichst rei­bungs­lo­sen Ab­lauf der Rück­ruf­ak­ti­on der Volks­wa­gen AG mit­zu­wir­ken.
  5. Rechts­an­walts­kos­ten, die ei­nem Käu­fer für die Gel­tend­ma­chung ei­nes Nach­er­fül­lungs­an­spruchs ent­ste­hen, kann der Ver­käu­fer dem Käu­fer ge­mäß § 439 II BGB ver­schul­dens­un­ab­hän­gig zu er­set­zen ha­ben.

LG Es­sen, Ur­teil vom 16.09.2016 – 16 O 165/16

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt im Zu­sam­men­hang mit dem so­ge­nann­ten VW-Ab­gas­skan­dal die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­tra­ges.

Er er­warb von der Be­klag­ten, ei­ner VW-Ver­trags­händ­le­rin, auf der Grund­la­ge ei­ner ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 23.12.2014 mit Kauf­ver­trag vom 28.12.2014 ei­nen VW Tou­ran 1.6 TDI Blu­e­Mo­ti­on zum Preis von 22.250 €. Zum Kraft­stoff­ver­brauch die­ses Fahr­zeugs mach­te die Volks­wa­gen AG als Her­stel­le­rin in ei­nem Ver­kaufs­pro­spekt sei­ner­zeit fol­gen­de An­ga­ben:

Kraft­stoff­ver­brauch (l/100 km)
in­ner­orts au­ßer­orts kom­bi­niert
5,1 4,2 4,5

In der dem Klä­ger aus­ge­hän­dig­ten Be­stell­über­sicht heißt es dar­über hin­aus „CO2-Emis­sio­nen (kom­bi­niert): 110 g/km“ und „Ef­fi­zi­enz­klas­se: A“. Au­ßer­dem wur­de das Fahr­zeug des Klä­gers in ei­ner An­la­ge zum Kauf­ver­trag un­ter an­de­rem als „schad­stoff­arm nach Ab­gas­norm Eu­ro 5“ be­schrie­ben.

Das Fahr­zeug ist mit ei­nem Die­sel­mo­tor des Typs EA189 aus­ge­rüs­tet. Die­ser Mo­tor ist – was we­der der Klä­ger noch die Be­klag­te bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges wuss­te – vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen. In dem Fahr­zeug kommt ei­ne Soft­ware zum Ein­satz, die den Stick­oxid­aus­stoß op­ti­miert, so­bald das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nem Emis­si­ons­test un­ter­zo­gen wird.

Nach­dem der Klä­ger fest­ge­stellt hat­te, dass sein Fahr­zeug vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen ist, wand­te er sich mit An­walts­schrei­ben vom 15.10.2015 an die Be­klag­te und rüg­te nicht nur, dass in sei­nem Fahr­zeug ei­ne Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware zum Ein­satz kom­me, son­dern auch ei­nen deut­lich er­höh­ten Kraft­stoff­ver­brauch. Gleich­zei­tig setz­te er der Be­klag­ten ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung bis zum 02.11.2015.

Dar­auf­hin teil­te die Be­klag­te dem Klä­ger un­ter dem 22.10.2015 mit, dass im Ja­nu­ar 2016 mit der Nach­bes­se­rung der vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge be­gon­nen wer­de. Wei­te­re An­fra­gen sol­le der Klä­ger an die Kun­den­be­treu­ung der Fahr­zeug­her­stel­le­rin rich­ten.

Mit An­walts­schrei­ben vom 04.01.2016 er­klär­te der Klä­ger schließ­lich den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te die Be­klag­te auf, ihm bis zum 18.01.2016 den um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­preis zu­rück­zu­zah­len. Den Rück­tritt wies die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 06.01.2016 zu­rück. Die­ses Schrei­ben lau­tet aus­zugs­wei­se wie folgt:

„Der ak­tu­el­le Zeit­plan sieht vor, dass die ers­ten Fahr­zeu­ge ab Ja­nu­ar 2016 auf den er­for­der­li­chen tech­ni­schen Stand ge­bracht wer­den. VW ar­bei­tet mit Hoch­druck dar­an, dass sämt­li­che Maß­nah­men für al­le Mo­tor­va­ri­an­ten so schnell wie mög­lich ab­ge­schlos­sen wer­den. Selbst­ver­ständ­lich er­folgt die Durch­füh­rung der Maß­nah­men auf Kos­ten von VW. Wir wer­den Sie so­bald wie mög­lich nä­her über den Zeit­plan und die für Ihr Fahr­zeug kon­kret vor­ge­se­he­nen Maß­nah­men in­for­mie­ren. Wir kön­nen Ih­nen be­reits jetzt ver­si­chern, dass die Volks­wa­gen AG Ih­nen zur Ver­mei­dung von Un­an­nehm­lich­kei­ten ger­ne für den Zeit­raum der Durch­füh­rung der Maß­nah­me ei­ne in­di­vi­du­ell auf Ih­re Be­dürf­nis­se zu­ge­schnit­te­ne an­ge­mes­se­ne Er­satz­mo­bi­li­tät kos­ten­frei zur Ver­fü­gung stel­len wird. Bis zur kon­kre­ten Durch­füh­rung der Maß­nah­men möch­ten wir Sie um Ge­duld und Ihr Ver­ständ­nis da­für bit­ten, dass wir al­le not­wen­di­gen Schrit­te mit dem ge­bo­te­nen Tem­po, aber auch mit der Sorg­falt an­ge­hen, die Sie jetzt von uns er­war­ten dür­fen. […] Das Zu­war­ten ist für Sie nicht nach­tei­lig, da wir aus­drück­lich bis zum 31.12.2017 auf die Er­he­bung der Ver­jäh­rungs­ein­re­de im Hin­blick auf et­wai­ge An­sprü­che, die im Zu­sam­men­hang mit der in Fahr­zeu­gen mit Mo­tor­typ EA189 ein­ge­bau­ten Soft­ware be­ste­hen, ver­zich­ten. Der Ver­jäh­rungs­ver­zicht für der­ar­ti­ge An­sprü­che gilt auch, so­weit die­se be­reits ver­jährt sind. Vor die­sem Hin­ter­grund bit­ten wir um Ihr Ver­ständ­nis, dass wir Ih­rem Wunsch, Ihr Fahr­zeug zu­rück­zu­neh­men, nicht ent­spre­chen kön­nen.“

Mit der Kla­ge ver­langt der Klä­ger im We­sent­li­chen die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, und zwar un­ter An­rech­nung von ihm ge­zo­ge­ner Ge­brauchs­vor­tei­le, die er mit 2.410,94 € be­wer­tet. Au­ßer­dem be­gehrt er – ne­ben der Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten – die Er­stat­tung ihm vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ner An­walts­kos­ten in Hö­he von 1.171,67 €.

Der Klä­ger meint, er sei zum Rück­tritt von dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag be­rech­tigt ge­we­sen, weil – so be­haup­tet er – das er­wor­be­ne Fahr­zeug zum ei­nen mehr als dop­pelt so viel Kraft­stoff ver­brau­che wie von der Volks­wa­gen AG an­ge­ge­ben. Der kom­bi­nier­te Ver­brauch be­tra­ge mehr als 11 l/100 km, und auch un­ter La­bor­be­din­gun­gen wei­che der Ver­brauch um mehr als zehn Pro­zent von den Her­stel­ler­an­ga­ben ab. Zum an­de­ren ist das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nach Auf­fas­sung des Klä­gers man­gel­haft, weil es vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen, das heißt mit ei­ner Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware ver­se­hen sei.

Die Kla­ge hat­te im We­sent­li­chen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te An­spruch auf Zah­lung von 22.250 € ab­züg­lich ge­zo­ge­ner Nut­zun­gen in Hö­he von 3.228,70 € aus §§ 346 I, 347, 437 Nr. 2 Fall 1, 440, 323 BGB Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs. Le­dig­lich der Nut­zungs­er­satz war ge­ring­fü­gig hö­her an­zu­set­zen als in der Kla­ge­schrift be­an­tragt.

1. Zwi­schen den Par­tei­en hat ein Kauf­ver­trag (§ 433 BGB) über den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw … be­stan­den.

2.​Im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung – hier am 04.01.2016 – wa­ren ins­ge­samt zwei Sach­män­gel i. S. des § 434 BGB ge­ge­ben. Dies steht auch oh­ne Durch­füh­rung ei­ner Be­weis­auf­nah­me fest.

a) Der ers­te Sach­man­gel liegt in dem er­höh­ten Kraft­stoff­ver­brauch be­grün­det.

aa) Das ge­setz­li­che Rück­tritts­recht er­gibt sich in­so­weit dar­aus, dass dem vom Klä­ger ge­kauf­ten Fahr­zeug i. S. des § 434 I 2 Nr. 2, Satz 3 BGB ei­ne Be­schaf­fen­heit fehl­te, die [der Klä­ger] nach dem Ver­kaufs­pro­spekt des Her­stel­lers er­war­ten durf­te.

Aus dem Ver­kaufs­pro­spekt (dort Sei­te 11) er­gibt sich, dass das von dem Klä­ger er­wor­be­ne Mo­dell (77 kW/105 PS, 7-Gang-DSG) nach dem vor­ge­schrie­be­nen Mess­ver­fah­ren den aus Blatt 24 d. A. er­sicht­lich Kraft­stoff­ver­brauch auf­weist. Na­ment­lich soll der kom­bi­nier­te Ver­brauch bei 4,5 Li­tern pro 100 Ki­lo­me­ter lie­gen. Dar­aus folgt zwar kei­ne Soll-Be­schaf­fen­heit in dem Sin­ne, dass die­se Ver­brauchs­wer­te im All­tags­ge­brauch des kon­kret er­wor­be­nen Fahr­zeugs er­reicht wer­den müss­ten. Denn ein ver­stän­di­ger Käu­fer weiß, dass die tat­säch­li­chen Ver­brauchs­wer­te von zahl­rei­chen Ein­flüs­sen und der in­di­vi­du­el­len Fahr­wei­se des Nut­zers ab­hän­gen und des­halb nicht mit den Pro­spekt­an­ga­ben gleich­ge­setzt wer­den dür­fen, die auf ei­nem stan­dar­di­sier­ten Mess­ver­fah­ren be­ru­hen. Der Käu­fer kann aber er­war­ten, dass die im Pro­spekt an­ge­ge­be­nen Wer­te un­ter Test­be­din­gun­gen re­pro­du­zier­bar sind (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 07.02.2013 – I-28 U 94/12, ju­ris).

Das ist bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug in­des nicht der Fall. Der ge­sam­te Vor­trag des Klä­gers ist hier­zu un­strei­tig ge­blie­ben, wor­auf der Klä­ger­ver­tre­ter wie­der­holt hin­ge­wie­sen hat, oh­ne dass in­so­weit ir­gend­ei­ne Re­ak­ti­on der Be­klag­ten­sei­te er­folgt ist. Zu­letzt wur­de die­ser Um­stand in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 16.09.2016 the­ma­ti­siert. Auch auf den ent­spre­chen­den aus­drück­li­chen Hin­weis des Ge­richts hat die Be­klag­ten­sei­te hier­zu nichts vor­ge­tra­gen. Da­nach über­schrei­tet der Kraft­stoff­ver­brauch bei kom­bi­nier­tem Zy­klus auch un­ter La­bor­be­din­gun­gen die Her­stel­ler­an­ga­ben im Ver­kaufs­pro­spekt um mehr als zehn Pro­zent.

bb) Der Man­gel ist er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB. Ei­ne er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung im vor­ge­nann­ten Sin­ne ist re­gel­mä­ßig dann an­zu­neh­men, wenn der im Ver­kaufs­pro­spekt an­ge­ge­be­ne (kom­bi­nier­te) Ver­brauchs­wert um mehr als zehn Pro­zent über­schrit­ten wird (vgl. BGH, Beschl. v. 08.05.2007 – VI­II ZR 19/05, NJW 2007, 2111 Rn. 3), was hier der Fall ist.

b) Der zwei­te Sach­man­gel liegt in dem Ein­bau der Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware be­grün­det.

aa) In­so­weit liegt ein Man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB vor.

Ein Fahr­zeug ent­spricht nicht schon dann der üb­li­chen und be­rech­tig­ter­wei­se von ei­nem Käu­fer zu er­war­ten­den Be­schaf­fen­heit, wenn es tech­nisch si­cher und fahr­be­reit ist und über al­le Ge­neh­mi­gun­gen ver­fügt. Durch die In­stal­la­ti­on der Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware, die die kor­rek­te Mes­sung der Stick­oxid­wer­te ver­hin­dert und im Prüf­be­trieb nied­ri­ge­re Aus­stoß­men­gen vor­spie­gelt, weicht ein Fahr­zeug viel­mehr von der bei ver­gleich­ba­ren Fahr­zeu­gen üb­li­chen Be­schaf­fen­heit ab (vgl. OLG Hamm, Beschl. v. 21.06.2016 – I-28 W 14/16, ju­ris).

Die Man­gel­haf­tig­keit folgt im Üb­ri­gen schon dar­aus, dass das Fahr­zeug auch nach dem Vor­brin­gen der Be­klag­ten im Lau­fe des Jah­res 2016 ei­nem Soft­ware­up­date un­ter­zo­gen wer­den muss, um den ent­spre­chen­den Auf­la­gen des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes zu ge­nü­gen und nicht den Ver­lust der All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis zu ris­kie­ren. Wenn es dem Klä­ger mit­hin nicht frei­steht, dem Rück­ruf sei­nes Fahr­zeugs im Lau­fe des Jah­res 2016 Fol­ge zu leis­ten und des­sen Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr da­mit zu er­hal­ten, dann kann aus dem der­zei­ti­gen Feh­len des beim Rück­ruf auf­zu­spie­len­den Soft­ware­up­dates auch auf die Man­gel­haf­tig­keit des klä­ge­ri­schen Fahr­zeugs ge­schlos­sen wer­den (vgl. LG Fran­ken­thal, Urt. v. 12.05.2016 – 8 O 208/15, ju­ris).

bb) Der Man­gel ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten auch er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB.

Im Rah­men der Er­heb­lich­keits­prü­fung ge­mäß § 323 V 2 BGB ist ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung auf der Grund­la­ge der Um­stän­de des Ein­zel­falls vor­zu­neh­men. Im Rah­men die­ser um­fas­sen­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung ist bei be­heb­ba­ren Män­geln im Grund­satz auf die Kos­ten der Män­gel­be­sei­ti­gung ab­zu­stel­len (BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 17). Nach höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung ist bei ei­nem be­heb­ba­ren Man­gel im Rah­men die­ser In­ter­es­sen­ab­wä­gung von ei­ner Ge­ring­fü­gig­keit des Man­gels und da­mit von ei­ner Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung je­den­falls in der Re­gel nicht mehr aus­zu­ge­hen, wenn der Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand ei­nen Be­trag von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses über­steigt (BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 30). Maß­geb­li­cher Zeit­punkt für die Be­ur­tei­lung der (Un-)Er­heb­lich­keit und da­mit auch für die Hö­he der Man­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten ist der Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung (BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, NJW 2013, 1365 Rn. 18; vgl. zum Gan­zen OLG Hamm, Urt. v. 22.03.2016 – I-28 U 44/15, ju­ris).

Zwar ist der Vor­trag der Be­klag­ten, die In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates wer­de nur mit Kos­ten von ma­xi­mal 100 €, al­so we­ni­ger als ei­nem Pro­zent des Kauf­prei­ses, ver­bun­den sein, von dem Klä­ger nicht be­strit­ten wor­den. Der Hin­weis der Be­klag­ten auf die Recht­spre­chung des BGH, wo­nach bei sol­chen ge­ring­fü­gi­gen Nach­bes­se­rungs­kos­ten ein Rück­tritt nach § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen sei, ver­fängt in­des nicht. Die Be­klag­te über­sieht da­bei, dass für die Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob die in der Lie­fe­rung ei­nes man­gel­haf­ten Fahr­zeugs lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich ist und des­we­gen das Rück­tritts­recht des Käu­fers aus­schließt, auf den Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung ab­zu­stel­len ist und es dem er­klär­ten Rück­tritt des­halb nicht die Wirk­sam­keit nimmt, wenn sich im Nach­hin­ein her­aus­stellt, dass der zum Zeit­punkt des Rück­tritts nicht oder nur mit un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Auf­wand be­heb­ba­re Man­gel mit ver­hält­nis­mä­ßig ge­rin­gem Kos­ten­auf­wand kor­ri­giert wer­den kann (BGH, Urt. v. 15.06.2011 – VI­II ZR 139/09, ju­ris Rn. 9).

So­weit die Be­klag­ten­ver­tre­te­rin in der münd­li­chen Ver­hand­lung am 16.09.2016 aus­ge­führt hat, be­reits im No­vem­ber 2015 sei­en die Kos­ten der Nach­rüs­tung „be­kannt“ ge­we­sen, so ist die­ser Vor­trag un­er­heb­lich. Es ist näm­lich zum ei­nen nicht vor­ge­tra­gen wor­den, dass dem Klä­ger be­reits zu die­sem Zeit­punkt ei­ne sol­che Mit­tei­lung für sein kon­kre­tes Fahr­zeug­mo­dell ge­macht wor­den ist. Zum an­de­ren ist bis heu­te nicht ein­deu­tig ge­klärt, ob die vom Her­stel­ler be­ab­sich­tig­te Maß­nah­me auch für das klä­ge­ri­sche Fahr­zeug er­folg­reich sein wird. Die Be­klag­ten­sei­te hat ins­be­son­de­re mit Schrift­satz vom 24.05.2016 le­dig­lich all­ge­mei­ne Aus­füh­run­gen da­zu ge­macht, dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt be­reits di­ver­se nach­ge­rüs­te­te Fahr­zeug ge­prüft ha­be. Hier­zu hat sie un­ter an­de­rem aus­ge­führt:

„Auch al­le an­de­ren Mo­dell­rei­hen wer­den nach Um­set­zung der tech­ni­schen Maß­nah­men vom Kraft­fahrt-Bun­des­amt über­prüft wer­den. Ge­nau wie für die oben ge­nann­ten Mo­dell­rei­hen wird es al­so auch für die an­de­ren Mo­dell­rei­hen, un­ter an­de­rem für die­je­ni­ge des Klä­gers, im An­schluss an de­ren tech­ni­sche Über­ar­bei­tung ei­nen amt­li­chen Prüf­be­scheid ge­ben. Es wird Aus­kunft dar­über ge­ben, ob al­le im Hin­blick auf die Schad­stoff­emis­sio­nen gel­ten­den Grenz­wer­te ein­ge­hal­ten wer­den und die Um­set­zung der tech­ni­schen Maß­nah­me er­folg­reich war.“

Dar­aus er­gibt sich in­des, dass für den Klä­ger zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung noch gar nicht ab­seh­bar war, wann ei­ne Über­prü­fung der Mo­dell­rei­he sei­nes Fahr­zeugs er­fol­gen und ob die­se er­folg­reich sein wird. Auf die sich dar­aus er­ge­be­ne Un­si­cher­heit muss­te sich der Klä­ger nicht ein­las­sen.

In der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 16.09.2016 hat die Be­klag­ten­ver­tre­te­rin über­dies be­stä­tigt, dass so­gar bis zum heu­ti­gen Zeit­punkt kein amt­li­cher Prüf­be­scheid für die Mo­dell­rei­he des klä­ge­ri­schen Fahr­zeugs er­gan­gen ist.

Der auf­grund der ein­ge­bau­ten Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware be­ste­hen­de Man­gel ist auch in An­se­hung der ver­blei­ben­den zeit­li­chen Un­si­cher­heit des Klä­gers er­heb­lich. Die um­fang­rei­chen schrift­li­chen Aus­füh­run­gen der Be­klag­ten­sei­te zum Zeit- und Maß­nah­men­plan des Her­stel­lers sind in­so­weit nicht ziel­füh­rend. Ent­schei­dend ist die Vor­ge­hens­wei­se im kon­kre­ten Fall, das heißt be­zo­gen auf das klä­ge­ri­sche Fahr­zeug. Die Be­klag­ten­ver­tre­te­rin muss­te in­des in der münd­li­chen Ver­hand­lung am 16.09.2016 ein­räu­men, dass nach wie vor kein kon­kre­ter Ter­min für die Nach­rüs­tung des Klä­ger­fahr­zeu­ges fest­steht.

3. Die wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen des Rück­tritts ge­mäß § 323 I BGB sind eben­falls er­füllt.

Der Klä­ger hat der Be­klag­ten mit An­walts­schrei­ben vom 15.10.2015 ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ge­setzt.

Die An­ge­mes­sen­heit der Frist be­stimmt sich nach den Um­stän­den des kon­kre­ten Ver­tra­ges, wo­bei die In­ter­es­sen bei­der Ver­trags­par­tei­en zu be­rück­sich­ti­gen sind. Ei­ner­seits hat der Gläu­bi­ger ein In­ter­es­se an als­bal­di­ger Klar­heit dar­über, ob der Schuld­ner die Leis­tung er­brin­gen wird; an­de­rer­seits soll dem Schuld­ner die letz­te Mög­lich­keit ge­ge­ben wer­den, die Leis­tung tat­säch­lich noch zu er­brin­gen. Die Frist muss da­her so lang be­mes­sen sein, dass der Schuld­ner in der La­ge ist, die be­reits be­gon­ne­ne Er­fül­lung zu be­schleu­ni­gen und zu voll­enden. Sie braucht je­doch nicht so lang zu sein, dass der Schuld­ner die Mög­lich­keit hat, erst jetzt mit der Leis­tungs­vor­be­rei­tung zu be­gin­nen (vgl. statt al­ler LG Wup­per­tal, Urt. v. 23.04.2015 – 9 S 255/14, ju­ris m. w. Nachw.).

a) Hin­sicht­lich des er­höh­ten Kraft­stoff­ver­brauchs ist die mit An­walts­schrei­ben vom 15.10.2015 ge­setz­te Nach­bes­se­rungs­frist bis zum 02.11.2015 oh­ne Wei­te­res an­ge­mes­sen. In die­sem vor­ge­richt­li­chen An­walts­schrei­ben hat der Klä­ger der Be­klag­ten mit­ge­teilt, dass der er­höh­te Kraft­stoff­ver­brauch sei­ne Ur­sa­che of­fen­bar in ei­ner Funk­ti­ons­stö­rung der Kraft­stoff­an­la­ge bzw. des Mo­tors ha­be. Es sind kei­ne Grün­de vor­ge­tra­gen oder er­sicht­lich, war­um es der Be­klag­ten nicht mög­lich ge­we­sen sein soll­te, die­sen De­fekt in­ner­halb der oben ge­nann­ten Frist zu be­he­ben. Die Be­klag­te hat sich hier­zu auch vor­ge­richt­lich nicht er­klärt, und zwar we­der mit Schrei­ben vom 22.10.2015 noch mit Schrei­ben vom 06.01.2016.

b) Das Ge­richt be­wer­tet die vom Klä­ger mit An­walts­schrei­ben vom 15.10.2015 ge­setz­te Nach­bes­se­rungs­frist aber auch hin­sicht­lich der Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware als an­ge­mes­sen. Zu­min­dest war ei­ne Frist­set­zung nach Er­halt des Schrei­bens der Be­klag­ten vom 22.10.2015 ent­behr­lich (§ 323 II Nr. 3 BGB).

Das Ge­richt hat hier­bei fol­gen­de Um­stän­de in die Be­trach­tung ein­be­zo­gen:

Zwar ist das In­ter­es­se der Be­klag­ten als Au­to­händ­le­rin ver­ständ­lich, von ne­ga­ti­ven wirt­schaft­li­chen Fol­gen als Kon­se­quenz des „Ab­gas­skan­dals“ ver­schont zu blei­ben und da­her den Kun­den zu ei­nem ge­dul­di­gen Zu­war­ten bis zur Ab­ar­bei­tung des Zeit- und Maß­nah­men­plans des Her­stel­lers ver­pflich­ten zu wol­len. Es ist aber schon im An­satz nicht die Ob­lie­gen­heit des Klä­gers, als be­trof­fe­ner Kun­de an ei­nem mög­lichst rei­bungs­lo­sen Ab­lauf der Nach­rüs­tungs­ak­ti­on mit­zu­wir­ken.

Die Be­klag­te ver­kennt zu­dem, dass es vor­lie­gend schlicht um ei­nen man­gel­haf­ten Ge­brauchs­ge­gen­stand geht. In­so­weit stel­len sich Nach­bes­se­rungs­fris­ten von meh­re­ren Mo­na­ten als un­an­ge­mes­sen lang dar. Der­art au­ßer­or­dent­lich lan­ge Fris­ten ha­ben, so­weit er­sicht­lich, für Ge­brauchs­ge­gen­stän­de wie Fahr­zeu­ge oder Ähn­li­ches in der ober­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung kei­nen Nie­der­schlag ge­fun­den. Es ist nicht nach­voll­zieh­bar, war­um aus­ge­rech­net im vor­lie­gen­den Fall ei­ne Aus­nah­me ge­macht wer­den soll.

Dar­über hin­aus wür­de ei­ne mehr­mo­na­ti­ge Nach­bes­se­rungs­frist die Be­klag­te nicht le­dig­lich in die La­ge ver­set­zen, ei­ne be­gon­ne­ne Er­fül­lung zu voll­enden. Viel­mehr wür­de der Be­klag­ten die – vom Sinn und Zweck der Nach­bes­se­rungs­frist nicht um­fass­te – Mög­lich­keit er­öff­net, über­haupt erst den Ver­such der Be­wir­kung ei­ner Leis­tung zu un­ter­neh­men.

Zu­dem muss die Be­mes­sung der Nach­frist in Re­la­ti­on zur üb­li­chen Nut­zungs­zeit be­wer­tet wer­den. Kraft­fahr­zeu­ge wer­den re­gel­mä­ßig nicht meh­re­re Jahr­zehn­te ge­nutzt, son­dern nach ei­ni­gen Jah­ren aus­ge­tauscht. Selbst wenn man ei­ne durch­schnitt­li­che Nut­zungs­zeit von zehn Jah­ren zu­grun­de legt, um­fasst die dem Klä­ger von der Be­klag­ten zu­ge­mu­te­te War­te­zeit mitt­ler­wei­le fast ein Jahr und da­mit be­reits ein Zehn­tel der Ge­samt­nut­zungs­zeit. In die­sem Zu­sam­men­hang ist auch zu kon­sta­tie­ren, dass die Dis­po­si­ti­ons­frei­heit des Klä­gers über das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug durch ei­ne mehr­mo­na­ti­ge War­te­zeit in er­heb­li­cher Wei­se ein­ge­schränkt wird. So­lan­ge die Nach­rüs­tung des Pkw nicht er­folgt, kann der Klä­ger im Fal­le ei­nes be­ab­sich­ti­gen Wei­ter­ver­kaufs sei­nes Fahr­zeugs le­dig­lich ei­nen man­gel­haf­ten Kauf­ge­gen­stand an­bie­ten, der ihm sei­ner­seits Hin­weis­pflich­ten ge­gen­über dem Kauf­in­ter­es­sen­ten auf­er­legt.

Die wei­te­re Ar­gu­men­ta­ti­on der Be­klag­ten, wo­nach sich ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist i. S. des § 323 I BGB an den Vor­ga­ben des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes ge­gen­über dem Her­stel­ler zu ori­en­tie­ren ha­be, ist nicht über­zeu­gend. Die Maß­nah­men des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes sind für die recht­li­che Be­wer­tung des Ge­richts nicht bin­dend. Zu­dem rich­ten sich die Maß­nah­men an den Her­stel­ler und nicht an die ein­zel­nen Käu­fer. Das Kraft­fahrt-Bun­des­amt mag – ver­ständ­li­cher­wei­se – ins­be­son­de­re aus volks­wirt­schaft­li­chen Grün­den den Zeit- und Maß­nah­men­plan des Her­stel­lers ak­zep­tiert ha­ben, um die Still­le­gung von meh­re­ren Hun­dert­tau­send Fahr­zeu­gen zu ver­mei­den. Die hin­ge­gen von der Be­klag­ten an­ge­deu­te­te In­ten­ti­on des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes, den be­trof­fe­nen Käu­fern ei­ne „War­te­pflicht“ hin­sicht­lich der Nach­rüs­tungs­ak­ti­on zu si­gna­li­sie­ren, ist ab­we­gig.

Nach Wür­di­gung al­ler vor­ge­nann­ten Um­stän­de hält das Ge­richt die vom Klä­ger ge­setz­te zwei­wö­chi­ge Nach­bes­se­rungs­frist für an­ge­mes­sen.

Je­den­falls war ei­ne Frist­set­zung nach Er­halt des Schrei­bens der Be­klag­ten vom 22.10.2015 ent­behr­lich i. S. des § 323 II Nr. 3 BGB.

Die Be­kla­ge hat sich in ih­rer Re­ak­ti­on auf die Nach­frist­set­zung am 22.10.2015 aus­schließ­lich dar­auf be­schränkt, den Klä­ger an den Her­stel­ler zu ver­wei­sen. Ei­ne ei­gen­ver­ant­wort­li­che Nach­bes­se­rung hat die Be­klag­te dem Klä­ger nicht an­ge­bo­ten. Ei­nen kon­kre­ten Ter­min für die Durch­füh­rung der Nach­rüs­tung hat die Be­klag­te dem Klä­ger nicht ge­nannt, wo­zu sie auch bis heu­te nicht in der La­ge ist. Bei ob­jek­ti­ver Wür­di­gung des Schrei­bens der Be­klag­ten vom 22.10.2015 muss­te der Klä­ger da­von aus­ge­hen, dass wei­te­re, an sei­nen Ver­trags­part­ner ge­rich­te­te Frist­set­zun­gen sinn­los sein wer­den. Zwar be­fin­det sich die Be­klag­te nach­voll­zieh­bar in ei­ner schwie­ri­gen La­ge, weil sie die Nach­bes­se­rung selbst nicht ei­gen­ver­ant­wort­lich ge­stal­ten kann, son­dern auf die Maß­nah­men des Her­stel­lers in Ab­stim­mung mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt an­ge­wie­sen ist. Die­ser Um­stand liegt aber al­lein in der Ri­si­ko­sphä­re der Be­klag­ten.

4. Die er­for­der­li­che Rück­tritts­er­klä­rung des Klä­gers i. S. des § 349 BGB ist mit dem An­walts­schrei­ben vom 04.01.2016 ge­ge­ben.

5. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te in­fol­ge des Rück­tritts ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des von ihm ge­leis­te­ten Kauf­prei­ses in Hö­he von 22.250 € ab­züg­lich ge­zo­ge­ner Nut­zun­gen in Hö­he von 3.228,70 € und hat sei­ner­seits das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug an die Be­klag­te her­aus­zu­ge­ben und zu über­eig­nen (§ 346 I BGB).

Ge­mäß § 346 I, II 1 Nr. 1 BGB hat der Klä­ger Wert­er­satz für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen zu leis­ten. Im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs hat­te das Fahr­zeug ei­ne Lauf­leis­tung von 18.500 km. Wäh­rend der Be­sitz­zeit des Klä­gers wur­de ei­ne Lauf­leis­tung von 41.500 km er­reicht, wie der Klä­ger in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 16.09.2016 un­wi­der­spro­chen er­klärt hat. Aus­gangs­punkt ist da­mit ei­ne Lauf­leis­tung von 23.000 km.

Für die Be­rech­nung der Nut­zungs­vor­tei­le ist das Ge­richt ge­mäß § 287 ZPO von ei­ner zu er­war­ten­den Ge­samt­lauf­leis­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw von 200.000 km aus­ge­gan­gen. Bei Be­rück­sich­ti­gung die­ser Ge­samt­fahr­leis­tung er­gibt sich ein Wert von

{\frac{\text{22.250,00 € (Kauf­preis)}}{\text{158.000 km (er­war­te­te Rest­lauf­leis­tung)}}} = \text{0,14037855 €/km}.

Bei den ge­fah­re­nen Ki­lo­me­tern er­gibt dies ei­nen Nut­zungs­vor­teil von ge­run­det (23.000 km × 0,14037855 € =) 3.228,70 €.

II. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te An­spruch auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs aus §§ 293 ff. BGB. Die Be­klag­te be­fin­det sich spä­tes­tens auf­grund des Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trags vom 24.05.2015 in An­nah­me­ver­zug.

III. Die Be­klag­te hat dem Klä­ger die vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen An­walts­kos­ten in Hö­he von 1.171,67 € auf Grund­la­ge des § 439 II BGB zu er­stat­ten.

§ 439 II BGB stellt ei­ne ei­gen­stän­di­ge An­spruchs­grund­la­ge dar und er­fasst ver­schul­dens­un­ab­hän­gig auch die­je­ni­gen Kos­ten, die ei­nem Käu­fer ent­ste­hen, um zur Vor­be­rei­tung ei­nes Nach­er­fül­lungs­an­spruchs die Ver­ant­wort­lich­keit für den Man­gel zu klä­ren (vgl. BGH, Urt. v. 30.04.2014 – VI­II ZR 275/13, BGHZ 201, 83 Rn. 12 ff.).

Die mit An­walts­schrei­ben vom 15.10.2015 er­folg­te Män­gel­an­zei­ge mit Frist­set­zung dien­te sei­ner­zeit auch der Klä­rung der Ein­stands­pflicht der Be­klag­ten, um da­mit die Durch­set­zung ei­nes Nach­er­fül­lungs­an­spruchs zu er­mög­li­chen. Die Be­auf­tra­gung ei­nes An­walts war bei ob­jek­ti­ver Wür­di­gung auch er­for­der­lich. Der Klä­ger als ju­ris­ti­scher Laie muss­te sich nicht dar­auf ein­las­sen, oh­ne an­walt­li­chen Bei­stand die sich aus dem VW-Ab­gas­skan­dal er­ge­ben­den – und im Ein­zel­nen hoch um­strit­te­nen – Rech­te des Käu­fers ge­gen­über der Be­klag­ten gel­tend zu ma­chen.

Dem Er­satz­an­spruch des Klä­gers aus § 439 II BGB steht auch nicht ent­ge­gen, dass er mitt­ler­wei­le kei­ne Nach­er­fül­lung mehr ver­langt, son­dern den Rück­tritt er­klärt hat. Dies än­dert nichts dar­an, dass die an­ge­fal­le­nen An­walts­kos­ten je­den­falls zum Zeit­punkt ih­rer für den Er­satz­an­spruch maß­geb­li­chen Ent­ste­hung zu­min­dest auch zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung als dem an­de­ren Ge­währ­leis­tungs­rech­ten vor­ge­schal­te­ten Ge­währ­leis­tungs­recht auf­ge­wandt wor­den sind und aus da­ma­li­ger Sicht zur Klä­rung der Zu­rech­nung des Sach­man­gels er­for­der­lich wa­ren (vgl. BGH, Urt. v. 30.04.2014 – VI­II ZR 275/13, BGHZ 201, 83 Rn. 18).

Der in An­satz ge­brach­te Ge­gen­stands­wert von bis zu 19.839,06 € ist nicht zu be­an­stan­den. Ab­zu­stel­len ist hier­bei auf den Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung und die Hö­he des Kauf­prei­ses. Auf die­ser Grund­la­ge ist auch die Be­rech­nung der Kos­ten auf Sei­te 7 der Kla­ge­schrift zu­tref­fend …

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