1. Die Be­ur­tei­lung, ob die in der Lie­fe­rung ei­nes man­gel­haf­ten Wohn­mo­bils lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers i. S. des § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich ist, er­for­dert ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung auf der Grund­la­ge der Um­stän­de des Ein­zel­falls. Bei ei­nem be­heb­ba­ren Man­gel ist im Rah­men die­ser In­ter­es­sen­ab­wä­gung re­gel­mä­ßig von ei­ner Ge­ring­fü­gig­keit des Man­gels und da­mit von ei­ner Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­vertflet­zung aus­zu­ge­hen, wenn der Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand ei­nen Be­trag von ei­nem Pro­zent des Kauf­prei­ses nicht über­steigt. Um­ge­kehrt ist in der Re­gel ein Man­gel je­den­falls dann nicht mehr ge­ring­fü­gig, al­so die Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers nicht mehr un­er­heb­lich, wenn der Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand ei­nen Be­trag von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses über­steigt (im An­schluss an BGH, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872; Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, NJW 2014, 3229). Statt­des­sen ist auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ab­zu­stel­len, wenn die Man­gel­ur­sa­che im – maß­geb­li­chen – Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung un­ge­wiss ist, et­wa weil auch der Ver­käu­fer sie nicht fest­stel­len konn­te (im An­schluss an BGH, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872).
  2. Die vom Käu­fer nach ei­nem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag über ein Wohn­mo­bil zu zah­len­de Nut­zungs­ent­schä­di­gung (§§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB) be­misst sich re­gel­mä­ßig nach der vor­aus­sicht­li­chen Ge­samt­nut­zungs­dau­er („Le­bens­zeit“) des Fahr­zeugs, da zu des­sen be­stim­mungs­ge­mä­ßen Nut­zung – an­ders als bei ei­nem Pkw – nicht nur das Fah­ren, son­dern auch das Woh­nen auf Rä­dern ge­hört. Des­halb wä­re es nicht sach­ge­recht, bei der Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung (al­lein) auf die vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­fahr­leis­tung des Wohn­mo­bils ab­zu­stel­len.
  3. Hat der Ver­käu­fer ei­nes Wohn­mo­bils durch Ver­wen­dung des ihm zu­ge­flos­se­nen Kauf­prei­ses Zin­sen er­wirt­schaf­tet, so ist er dem Käu­fer nach ei­nem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag zur Her­aus­ga­be die­ser Nut­zun­gen bzw. zum Wert­er­satz ver­pflich­tet (§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB). Im Um­fang die­ser Her­aus­ga­be- bzw. Er­satz­pflicht hat der Käu­fer kei­nen An­spruch auf Ver­zugs­zin­sen.

OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 12.05.2016 – 1 U 133/13

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ein Wohn­mo­bil.

Er be­stell­te am 24.10.2007 ein Wohn­mo­bil Con­cor­de Crui­ser 840 H (künf­tig: ers­tes Wohn­mo­bil), das ihm am 29.04.2008 über­ge­ben wur­de. Ob der Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug mit der Be­klag­ten – der Her­stel­le­rin des Rei­se­mo­bils – zu­stan­de kam oder ob Ver­trags­part­ner des Klä­gers ein Ver­trags­händ­ler der Be­klag­ten wur­de, ist strei­tig. Je­den­falls war der Klä­ger mit dem ers­ten Wohn­mo­bil un­zu­frie­den. Nach­dem sich das Wohn­mo­bil des­halb mehr­fach in der Werk­statt der Be­klag­ten be­fun­den hat­te, ver­ein­bar­te der Klä­ger mit der Be­klag­ten, dass sie für ihn ein im We­sent­li­chen bau­glei­ches zwei­tes Wohn­mo­bil her­stel­le.

Das zwei­te Wohn­mo­bil über­nahm der Klä­ger am 04.01.2010, wo­bei er ei­nen Auf­preis an die Be­klag­te zahl­te und die­ser das ers­te Wohn­mo­bil zu­rück­gab. Ob es sich bei der Lie­fe­rung des zwei­ten Wohn­mo­bils – wie der Klä­ger be­haup­tet – um ei­ne Nach­er­fül­lung han­del­te oder ob – wie die Be­klag­te gel­tend macht – der Klä­ger das zwei­te Wohn­mo­bil von der Be­klag­ten er­warb und das ers­te bei ihr in Zah­lung gab, ist strei­tig.

Auch mit dem zwei­ten Wohn­mo­bil war der Klä­ger un­zu­frie­den. Nach­dem sich das Fahr­zeug des­halb mehr­mals in der Werk­statt der Be­klag­ten be­fun­den hat­te, er­klär­te der Klä­ger am 25.01.2012, er leh­ne wei­te­re Män­gel­be­sei­ti­gungs­ver­su­che ab und se­he nur noch zwei Mög­lich­kei­ten: den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag oder die Lie­fe­rung ei­nes neu­en (drit­ten) Wohn­mo­bils. Die Be­klag­te ant­wor­te­te am 10.02.2012, sie ha­be sich für ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges ent­schie­den und wer­de da­her das zwei­te Wohn­mo­bil ge­gen Rück­zah­lung des Auf­prei­ses und Rück­ga­be des ers­ten Wohn­mo­bils zu­rück­neh­men. Da­mit war der Klä­ger nicht ein­ver­stan­den; er for­der­te am 12.03.2012 – er­folg­los – die Er­stat­tung des Ge­samt­kauf­prei­ses bis zum 26.03.2012 und droh­te der Be­klag­ten ei­ne „Wan­de­lungs­kla­ge“ an.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, den Kauf­ver­trag über das ers­te Wohn­mo­bil ha­be der Klä­ger nicht mit der Be­klag­ten, son­dern mit ei­nem ih­rer Ver­trags­händ­ler (Fir­ma G) ge­schlos­sen. Nur hin­sicht­lich des zwei­ten Wohn­mo­bils sei ein Kauf­ver­trag mit der Be­klag­ten, die das ers­te Wohn­mo­bil in Zah­lung ge­nom­men ha­be, zu­stan­de ge­kom­men. Ei­ne Rück­ab­wick­lung die­ses Kauf­ver­trags hät­ten die Par­tei­en in­des nicht ver­ein­bart, und zu­guns­ten des Klä­gers be­ste­he auch kein ge­setz­li­ches Rück­tritts­recht. Denn die vom Klä­ger be­haup­te­ten Män­gel be­rech­tig­ten ihn nicht zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, weil sie ent­we­der nicht vor­lä­gen (Hei­zung) oder un­er­heb­lich sei­en (Fron­trol­lo) oder der Be­klag­ten kei­ne Mög­lich­keit zur Nach­bes­se­rung ein­ge­räumt wor­den sei (Elek­tro­nik).

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: B. … Der Klä­ger hat das Wohn­mo­bil bei der Be­klag­ten ge­kauft (un­ten I). Das Wohn­mo­bil war man­gel­haft, und der Klä­ger ist be­rech­tigt vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten (un­ten II). Der Rück­tritt ist nicht nach § 218 BGB un­wirk­sam (un­ten III). Auf­grund des wirk­sa­men Rück­tritts hat der Klä­ger An­spruch auf Her­aus­ga­be des Kauf­prei­ses und Er­satz von Auf­wen­dun­gen (un­ten IV).

I. Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me hat der Klä­ger das ers­te Wohn­mo­bil von der Be­klag­ten ge­kauft und nicht von der Fir­ma G (§ 433 BGB; un­ten 1). Das zwei­te Wohn­mo­bil stellt ei­ne Nach­er­fül­lung der Be­klag­ten dar in Form ei­ner Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB; un­ten 2).

1. Der Klä­ger hat das ers­te Wohn­mo­bil von der Be­klag­ten ge­kauft.

a) Zwar gibt es ei­ner­seits ein schrift­li­ches An­ge­bot des Klä­gers an die Be­klag­te („Be­stel­lung“ vom 24.10.2007) und an­de­rer­seits ei­ne an den Klä­ger ge­rich­te­te An­nah­me­er­klä­rung („Auf­trags­be­stä­ti­gung“ vom 07.11.2007) der Fir­ma G, die recht­lich als neu­es An­ge­bot an den Klä­ger zu wer­ten wä­re.

b) An­ders als das Land­ge­richt meint, hat aber nicht der Klä­ger kon­klu­dent das An­ge­bot der Fir­ma G an­ge­nom­men, son­dern hat um­ge­kehrt die Be­klag­te das An­ge­bot des Klä­gers an­ge­nom­men. Da­von hat sich der Se­nat nach Be­weis­auf­nah­me über­zeugt (§ 286 ZPO).

aa) Die Be­klag­te hat das An­ge­bot des Klä­gers an­ge­nom­men.

Der Vor­trag der Be­klag­ten, sie ver­äu­ße­re Wohn­mo­bi­le „aus­schließ­lich“ über ihr Händ­ler­netz, ist un­rich­tig. Der Klä­ger hat­te sich we­gen des Kaufs an die Be­klag­te ge­wandt und mit de­ren Mit­ar­bei­ter, dem Zeu­gen Lo, ver­han­delt. Fol­ge­rich­tig rich­te­te der Klä­ger sei­ne Be­stel­lung vom 24.10.2007 auch an die Be­klag­te. Dort ist un­ter „Na­me des Ver­käu­fers“ der Zeu­ge Lo ge­nannt. Nach­träg­li­che Än­de­run­gen des her­zu­stel­len­den Wohn­mo­bils ver­ein­bar­te der Klä­ger eben­falls mit dem Zeu­gen Lo. Die­ser teil­te des­halb für die Be­klag­te dem Klä­ger per Mail „ei­nen neu­en Ge­samt­preis“ mit.

Aus dem recht­lich maß­geb­li­chen, ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont (§§ 133, 157 BGB) ist das Ver­hal­ten der Be­klag­ten des­halb ins­ge­samt da­hin aus­zu­le­gen, dass sie das an sie ge­rich­te­te An­ge­bot, al­so die Be­stel­lung des Klä­gers vom 24.10.2007, an­ge­nom­men hat. So­weit die Be­klag­te meint, sie ha­be da­bei als „Er­fül­lungs­ge­hil­fe“ der Fir­ma G ge­han­delt, wä­re recht­lich nur dann ein Ver­trag des Klä­gers mit der Fir­ma G zu­stan­de ge­kom­men, wenn die Vor­aus­set­zun­gen der §§ 164 ff. BGB vor­ge­le­gen hät­ten. Die Be­klag­te zeigt aber nicht auf, dass sie na­mens und mit Ver­tre­tungs­macht der Fir­ma G ge­han­delt hät­te.

bb) Um­ge­kehrt hat der Klä­ger nicht kon­klu­dent ein An­ge­bot der Fir­ma G an­ge­nom­men.

Ein sol­ches An­ge­bot könn­te zwar dar­in lie­gen, dass der Klä­ger auf sei­ne Be­stel­lung bei der Be­klag­ten vom 24.10.2007 wie dar­ge­stellt am 07.11.2007 ei­ne „Auf­trags­be­stä­ti­gung“ der Fir­ma G er­hal­ten hat. Der Klä­ger hat die­ses An­ge­bot aber nicht an­ge­nom­men. Zur Fir­ma G hat­te er nie per­sön­lich Kon­takt. Das hat ins­be­son­de­re der Zeu­ge S be­stä­tigt.

Der Klä­ger hat das An­ge­bot der Fir­ma G auch nicht kon­klu­dent durch die Art sei­ner Be­zah­lung an­ge­nom­men. Ins­ge­samt hat­te er für das ers­te Wohn­mo­bil 181.094 € zu be­zah­len, näm­lich 10.000 € An­zah­lung nebst wei­te­ren 142.594 € bei Über­ga­be und ei­ner An­rech­nung von 28.500 € für sein al­tes Wohn­mo­bil (ur­sprüng­lich ver­ein­bart war … ein Kauf­preis von 178.500 €, je­doch kam es an­schlie­ßend noch zu Er­gän­zun­gen bei der Aus­stat­tung). Die In­zah­lung­ga­be des al­ten Wohn­mo­bils für 28.500 € er­folg­te der­ge­stalt, dass der Klä­ger es bei der Be­klag­ten – und ge­ra­de nicht bei der Fir­ma G – ab­gab; nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me soll­te das al­te Wohn­mo­bil auch al­lein von die­ser wei­ter­ver­mark­tet wer­den. Die­ser Um­stand ist ein wei­te­res In­diz da­für, dass die Be­klag­te Ver­trags­part­ner war. Denn sie will nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me re­gel­mä­ßig dann nicht Ver­trags­part­ner sein, wenn sie sich – wie häu­fig – nicht mit der Wei­ter­ver­mark­tung ei­nes in Zah­lung ge­nom­me­nen Wohn­mo­bils be­las­ten möch­te. Ge­nau das hat sie aber im Streit­fall auf sich ge­nom­men. Zwar über­wies der Klä­ger zu­vor die An­zah­lung von 10.000 € an die Fir­ma G und quit­tier­te die Be­klag­te am 29.04.2008 bei der Über­ga­be des ers­ten Wohn­mo­bils den Rest­kauf­preis von 142.594 € mit dem un­schein­ba­ren Zu­satz „im Auf­trag der Fir­ma G“. Je­doch macht der Um­stand, dass der Käu­fer auf Wunsch des Ver­käu­fers Tei­le des Kauf­prei­ses an ei­nen Drit­ten be­zahlt, die­sen Drit­ten nicht nach­träg­lich zum Part­ner des zu­vor zwi­schen an­de­ren Par­tei­en ge­schlos­se­nen Ver­tra­ges. Das gilt auch dann, wenn der Drit­te dem Käu­fer nach Über­ga­be der Kauf­sa­che und be­reits voll­stän­dig er­folg­ter Zah­lung noch nach­träg­lich ei­ne „Rech­nung“ stellt, wie hier am 07.05.2008 ge­sche­hen.

cc) Es liegt auch kei­ne nach­träg­li­che Ver­trags­über­nah­me durch die Fir­ma G vor.

Das BGB re­gelt nur For­de­rungs­er­werb (§§ 398 ff. BGB) und Schuld­über­nah­me (§§ 414 ff. BGB), nicht aber den rechts­ge­schäft­li­chen Ein­tritt in ei­nen Ver­trag. Gleich­wohl ist die Über­tra­gung ei­ner gan­zen Ver­trags­po­si­ti­on als Gläu­bi­ger und Schuld­ner zu­läs­sig und er­folgt ent­we­der durch drei­sei­ti­ge Ver­ein­ba­rung zwi­schen den al­ten Ver­trags­par­tei­en und dem Über­neh­mer oder durch Ver­trag zwi­schen zwei be­tei­lig­ten Par­tei­en mit Zu­stim­mung der drit­ten Par­tei (Jau­er­nig/Stür­ner, BGB, 16. Aufl., § 398 Rn. 32).

Bei Werks­ver­käu­fen der Be­klag­ten kommt es zwar neu­er­dings re­gel­mä­ßig zu ei­ner sol­chen Ver­trags­über­nah­me, weil die Be­klag­te durch Werks­ver­käu­fe grund­sätz­lich nicht ih­re Händ­ler über­ge­hen möch­te. Das hat ins­be­son­de­re die Aus­sa­ge des Zeu­gen F er­ge­ben. Er hat er­läu­tert, dass nach Be­ginn sei­ner Tä­tig­keit bei der Be­klag­ten im Ja­nu­ar 2013 die­se re­gel­mä­ßig schrift­lich ih­re „Rech­te und Pflich­ten“ aus dem Werks­ver­kauf an den Händ­ler ab­tritt und dies dem Käu­fer of­fen­legt. Da­zu hat der Zeu­ge bei­spiel­haf­ten Schrift­ver­kehr aus dem Jah­re 2013 zu Pro­to­koll ge­ge­ben. Sol­cher Schrift­ver­kehr fehlt aber im Streit­fall. Der im streit­ge­gen­ständ­li­chen Zeit­raum bis 2010 tä­ti­ge Zeu­ge hat viel­mehr be­stä­tigt, dass es zwar schon wäh­rend sei­ner Tä­tig­keit bei der Be­klag­ten Über­le­gun­gen ge­ge­ben ha­be, schrift­lich ei­ne Ver­trags­über­nah­me durch die Händ­ler her­bei­zu­füh­ren, die­se Über­le­gun­gen aber „ein­ge­schla­fen“ sei­en.

dd) Al­lein durch in­ter­ne Vor­gän­ge konn­te die Be­klag­te ei­ne Ver­trags­über­nah­me durch die Fir­ma G nicht be­wir­ken.

Des­halb kann un­ter­stellt wer­den, dass die Be­klag­te mit der Fir­ma G ver­ein­bart hat, dass ihr ein Teil des Kauf­prei­ses zu­ste­hen sol­le, weil die Be­klag­te wie dar­ge­stellt ihr Händ­ler­netz nicht über­ge­hen bzw., so der Zeu­ge Lo, „ver­är­gern“ möch­te. Von den 181.094 € soll­ten aus­weis­lich der An­la­ge B 1 – ei­ner in­ter­nen „Auf­trags­be­stä­ti­gung“ der Be­klag­ten an die Fir­ma G – 164.766,85 € der Be­klag­ten zu­ste­hen. Da­mit ver­blie­ben rund 16.000 € für die Fir­ma G. Da­von wuss­te der Klä­ger aber nichts; ins­be­son­de­re war ihm die ge­nann­te An­la­ge B 1 nicht be­kannt.

ee) Ent­ge­gen der Be­klag­ten recht­fer­ti­gen die üb­ri­gen An­ga­ben der Zeu­gen, ins­be­son­de­re die des Zeu­gen Lo, nicht den Schluss, die Fir­ma G sei Ver­trags­part­ner des Klä­gers ge­wor­den.

Der Zeu­ge hat zu­nächst an­ge­ge­ben, dass er nach sei­ner Ein­schät­zung das ers­te Wohn­mo­bil im Auf­trag der Be­klag­ten ver­kauft ha­be. Auf wei­te­re Fra­ge hat er be­stä­tigt, dass er der Auf­fas­sung sei, dass die Be­klag­te dem Klä­ger das ers­te Wohn­mo­bil ver­kauft ha­be. Das spricht da­für, dass nicht nur nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont die Be­klag­te Ver­käu­fe­rin war, son­dern so­gar nach dem sub­jek­ti­ven Ver­ständ­nis des für sie un­mit­tel­bar Han­deln­den. Zwar hat der Zeu­ge an­de­rer­seits an­ge­ge­ben, dass nach sei­ner Auf­fas­sung die Rechts­la­ge dann an­ders sein kön­ne, wenn der Klä­ger das Wohn­mo­bil di­rekt bei der Fir­ma G be­zahlt hät­te. Im Er­geb­nis bin­det die Rechts­auf­fas­sung des Zeu­gen den Se­nat aber nicht. Des­halb kann un­ter­stellt wer­den, dass er zu­sätz­lich an­ge­ge­ben hat, nach sei­ner Auf­fas­sung sei die Rechts­la­ge auch dann an­ders, wenn die Fir­ma G ei­ne Rech­nung ge­stellt hät­te …

2. Das zwei­te Wohn­mo­bil stellt ei­ne Nach­er­fül­lung der Be­klag­ten in Form der Er­satz­lie­fe­rung dar (§ 439 I Fall 2 BGB). Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten hat der Klä­ger al­so nicht das zwei­te Wohn­mo­bil se­pa­rat – un­ter In­zah­lung­ga­be des ers­ten Wohn­mo­bils – ge­kauft.

a) Die Be­weis­auf­nah­me hat den – von der Be­klag­ten oh­ne­hin kaum be­strit­te­nen – Um­stand be­stä­tigt, dass beim ers­ten Wohn­mo­bil auch nach meh­re­ren Re­pa­ra­tur­ver­su­chen Män­gel ver­blie­ben wa­ren. Der Klä­ger er­klär­te der Be­klag­ten dar­auf­hin am 14.05.2009 schrift­lich, „die bes­te Lö­sung … ist der Um­tausch des neu­en Wohn­mo­bils mit der glei­chen Aus­stat­tung … ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ha­ben wir zu kei­ner Zeit ins Au­ge ge­fasst“. Dar­auf ließ sich die Be­klag­te ein und stell­te in der Fol­ge ein im We­sent­li­chen bau­glei­ches zwei­tes Wohn­mo­bil her. Da­mit hat­ten die Par­tei­en ver­ein­bart, dass der Kauf­ver­trag über das ers­te Wohn­mo­bil ge­ra­de nicht rück­ab­ge­wi­ckelt wird, son­dern dass ein „Um­tausch“ er­folgt, das heißt ei­ne Er­satz­lie­fe­rung. Im Üb­ri­gen ist die­se Ver­ein­ba­rung ein wei­te­res In­diz da­für, dass der Ver­trag über das ers­te Wohn­mo­bil mit der Be­klag­ten zu­stan­de ge­kom­men ist, denn an­dern­falls wä­re sie für die Nach­er­fül­lung grund­sätz­lich nicht zu­stän­dig ge­we­sen, son­dern die Fir­ma G.

b) Ge­gen ei­ne Er­satz­lie­fe­rung spricht nicht, dass der Käu­fer für ei­ne Er­satz­lie­fe­rung grund­sätz­lich nichts be­zah­len muss. Dass sich der Klä­ger im Rah­men der Ei­ni­gung auf ei­ne Er­satz­lie­fe­rung auf ei­ne von der Be­klag­ten ge­wünsch­te Auf­zah­lung ein­ließ, blieb ihm un­be­nom­men. Ob die­se Auf­zah­lung, die 10.737,76 € be­trug, von der Be­klag­ten mit der Dif­fe­renz des al­ten mit dem neu­en Lis­ten­preis be­grün­det wur­de (so der Zeu­ge ) oder mit ei­ner vom Klä­ger zu zah­len­den „Ver­gü­tung für die zwei­jäh­ri­ge Nut­zung des ers­ten Wohn­mo­bils“ (so die Zeu­gin B), kann da­hin­ste­hen.

c) Ge­gen ei­ne Er­satz­lie­fe­rung spricht nicht, dass die Her­stel­lung des zwei­ten Wohn­mo­bils mit ei­ner an den Klä­ger ge­rich­te­ten „Auf­trags­be­stä­ti­gung“ der Be­klag­ten ver­bun­den war.

aa) Die Zeu­gin B hat er­läu­tert, dass mit der ers­ten „Auf­trags­be­stä­ti­gung“ die tech­ni­sche Kon­fi­gu­ra­ti­on des zwei­ten Wohn­mo­bils schrift­lich fest­ge­hal­ten wur­de, da­mit der Klä­ger sie noch vor Her­stel­lung über­prü­fen und even­tu­ell Son­der­wün­sche an­brin­gen konn­te. Als „Auf­trag“ hat die Be­klag­te da­mit aber al­len­falls die Er­satz­lie­fe­rung be­stä­tigt, zu­mal der in der ers­ten „Auf­trags­be­stä­ti­gung“ ent­hal­te­ne Lis­ten­preis des zwei­ten Wohn­mo­bils von 222.250,76 € zu kei­nem Zeit­punkt als ein vom Klä­ger zu zah­len­der Kauf­preis ver­ein­bart wor­den war.

bb) Die Be­klag­te legt zwar ei­ne zwei­te „Auf­trags­be­stä­ti­gung“ vor, in der im Ge­gen­satz zur ers­ten nicht mehr der Lis­ten­preis des zwei­ten Wohn­mo­bils von 222.250,76 € an­ge­ge­ben ist, son­dern nun­mehr ein Be­trag von 160.034,22 €, der sich aus der oben ge­nann­ten Auf­zah­lung von 11.032,76 €, die spä­ter um 295 € re­du­ziert wur­de, und ei­ner „In­zah­lung­ga­be“ des ers­ten Wohn­mo­bils für 149.001,46 € ge­mäß „An­kauf­schein“ zu­sam­men­set­ze. Je­doch hat­te der Klä­ger kei­nen ent­spre­chen­den Auf­trag er­teilt, den die Be­klag­te hät­te be­stä­ti­gen kön­nen; des­halb taugt die Auf­trags­be­stä­ti­gung auch nicht als An­ge­bot zum Kauf des zwei­ten Wohn­mo­bils, das der Klä­ger kon­klu­dent an­ge­nom­men hät­te. Denn die­ses An­ge­bot hat er nie er­hal­ten; ihm wur­de nach An­ga­ben der Zeu­gin B die­se zwei­te „Auf­trags­be­stä­ti­gung“ nicht über­sandt.

cc) Zu­dem hat der Zeu­ge Lo zum „An­kauf­schein“ er­läu­tert:

„Für mich ist … der An­kauf­schein mehr oder we­ni­ger nur ein kauf­män­ni­scher Be­leg für uns. Ich ge­he da­von aus, dass [der Klä­ger] für das zwei­te Wohn­mo­bil auch ei­ne Rech­nung ge­kriegt hat. Die­se Rech­nung wird er si­cher­lich nicht voll be­zahlt ha­ben, weil [die Be­klag­te] das ers­te Wohn­mo­bil zu­rück­be­kom­men hat. In­so­weit braucht man eben für die Buch­hal­tung ei­nen Be­leg“.

Auch der Zeu­ge hat an­ge­ge­ben:

„Der An­kauf­schein … ist für die [Be­klag­te] der buch­hal­te­ri­sche Nach­weis, dass das Fahr­zeug zu­rück­ging …“.

Da­mit ist aber we­der ei­ne Ei­ni­gung da­hin zu­stan­de ge­kom­men, die Ver­ein­ba­rung über ei­ne Er­satz­lie­fe­rung auf­zu­he­ben, noch ist ein Kauf­ver­trag mit In­zah­lung­nah­me ver­ein­bart wor­den.

dd) Erst recht gilt das vor dem Hin­ter­grund der Aus­sa­ge des Zeu­gen . Die­ser war bis 2009 für die Be­klag­te als Ge­schäfts­füh­rer tä­tig und hat mit ent­waff­nen­der Of­fen­heit er­läu­tert, dass es in Ein­zel­fäl­len für die Be­klag­te „char­mant“ er­schien, ei­ne „Auf­trags­be­stä­ti­gung“ da­zu zu nut­zen, ei­nem schwie­ri­gen Kun­den, der auch mit der Er­satz­lie­fe­rung un­zu­frie­den war, bei ei­nem Rück­tritt nicht den ge­sam­ten Kauf­preis zu­rück­zu­er­stat­ten, son­dern zwar die Er­satz­lie­fe­rung (zwei­tes Wohn­mo­bil) zu­rück­zu­neh­men, aber dem Kun­den im Ge­gen­zug nur das ers­te Wohn­mo­bil (nebst Auf­preis) zur Ver­fü­gung zu stel­len. Das hat­te die Be­klag­te dem Klä­ger im Streit­fall auch tat­säch­lich am 10.02.2012 vor­ge­schla­gen. Dass ein der­ar­ti­ges, für die Be­klag­te „char­man­tes“ Ver­hal­ten aber nicht (im­mer) der Rechts­la­ge ent­spricht, war er­kenn­bar selbst dem Zeu­gen klar:

„Ich kann … be­stä­ti­gen, dass da­mals in der Sa­che die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Wan­de­lung vor­la­gen, die dann kauf­män­nisch an­ders dar­ge­stellt wur­de.“.

II. Der Klä­ger hat am 12.03.2012 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag mit der Be­klag­ten er­klärt (§ 437 Nr. 2 BGB). Der Rück­tritt ist wirk­sam. Ins­be­son­de­re war die Kauf­sa­che – das Wohn­mo­bil in Form der Er­satz­lie­fe­rung, al­so das zwei­te Wohn­mo­bil – nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me man­gel­haft.

1. Der Man­gel liegt dar­in, dass das elek­tri­sche Rol­lo an der Front­schei­be beim Hoch­fah­ren nach cir­ca 25 cm ste­hen bleibt. Das hat der Sach­ver­stän­di­ge be­stä­tigt; ent­ge­gen dem Vor­trag der Be­klag­ten er­schöpft sich der Man­gel al­so nicht dar­in, dass das Fron­trol­lo beim Hoch­fah­ren „ru­ckelt“. Zu­sätz­lich er­tönt ein akus­ti­sches Warn­si­gnal und zeigt das Con­trol­pa­nel ei­nen un­kla­ren Span­nungs­ab­fall. Der Sach­ver­stän­di­ge hat auf Nach­fra­ge be­stä­tigt, dass der Man­gel im Rah­men sei­ner Be­gut­ach­tung nicht nur in der Käl­te­kam­mer auf­trat (al­so bei un­üb­lich kal­ter Tem­pe­ra­tur), son­dern auch bei nor­ma­ler Um­ge­bungs­tem­pe­ra­tur.

2. Der Man­gel ist in­ner­halb der ers­ten sechs Mo­na­te nach Über­ga­be des zwei­ten Wohn­mo­bils am 04.01.2010 auf­ge­tre­ten. Das er­gibt sich aus den zahl­rei­chen Män­gel­an­zei­gen des Klä­gers, in de­nen er nicht nur ein „Ru­ckeln“, son­dern auch ein „Ste­hen­blei­ben“ mo­niert hat. Ge­rügt wur­de der Man­gel

a) erst­mals am 18.02.2010 („Fron­trol­lo geht ruck­haft 2-cm-wei­se nach oben“; be­stä­tigt von der Be­klag­ten im Re­pa­ra­tur­auf­trag vom 01.03.2010),

b) am 06.04.2010 („Fron­trol­lo geht ruck­haft 2-cm-wei­se nach oben. Man­gel ist nicht be­ho­ben. Wenn der Mo­tor kalt ist, tritt der Man­gel wei­ter­hin auf“; be­stä­tigt von der Be­klag­ten im Re­pa­ra­tur­auf­trag vom 20.04.2010),

c) am 13.09.2010 („Ja­lou­sie Front bleibt bei Käl­te 6 Grad plus wie­der beim Hoch­fah­ren ste­hen, Mo­tor macht selt­sa­me Ge­räu­sche, Wech­sel­rich­ter wur­de schon aus­ge­tauscht, bit­te Mo­tor über­prü­fen und auf Leicht­gän­gig­keit prü­fen, beim Hoch­fah­ren der Ja­lou­sie hat es vor­ne links un­ter dem Ar­ma­tu­ren­brett ge­piept“),

d) am 02.02.2011 („Ja­lou­sie Front bleibt beim Be­die­nen ste­hen, der Wech­sel­rich­ter mel­det Über­las­tung, die­se Re­kla­ma­ti­on be­steht von An­fang an und konn­te trotz drei­er Werk­statt­ter­mi­ne nicht be­ho­ben wer­den, beim letz­ten Werk­statt­ter­min ist der End­ab­schalt­punkt nicht rich­tig ein­ge­stellt wor­den“),

e) am 16.03.2011 („Ja­lou­sie Front bleibt beim Be­die­nen ste­hen, der Wech­sel­rich­ter mel­det Über­las­tung, die­se Re­kla­ma­ti­on be­steht von An­fang an und konn­te trotz drei­er Werk­statt­ter­mi­ne nicht be­ho­ben wer­den, beim letz­ten Werk­statt­ter­min ist der End­ab­schalt­punkt nicht rich­tig ein­ge­stellt wor­den“),

f) am 27.04.2011 („für die Punk­te Hei­zung, Schei­ben­wi­scher und Ja­lou­sie Front set­ze ich ih­nen ei­nen letz­ten Nach­bes­se­rungs­ter­min“)

g) und am 25.01.2012 („das Fron­trol­lo läuft nur ruck­wei­se nach oben, wenn wir oh­ne Strom frei ste­hen, dies auch nach ei­nem Tag, wenn es käl­ter wird, ver­stärkt sich dies, der Wech­sel­rich­ter piept bei je­dem Be­die­nen und zeigt laut Be­die­nungs­an­lei­tung da­mit Über­las­tung an“).

Klar­zu­stel­len bleibt, dass der Klä­ger die ge­nann­ten Män­gel­an­zei­gen be­reits erst­in­stanz­lich vor­ge­legt hat und die Auf­fas­sung der Be­klag­ten, ein Ste­hen­blei­ben des Fron­trol­los ha­be der Klä­ger we­der vor­ge­richt­lich noch erst­in­stanz­lich … be­haup­tet, un­zu­tref­fend ist.

3. Weil der Man­gel in­ner­halb der ers­ten sechs Mo­na­te nach Über­ga­be auf­ge­tre­ten ist, wird ver­mu­tet, dass das Wohn­mo­bil auch schon im maß­geb­li­chen Zeit­punkt der Über­ga­be am 04.01.2010 man­gel­haft war (§ 476 BGB).

a) Der Grund für das Auf­tre­ten des Man­gels konn­te von der Be­klag­ten im Rah­men der fünf Werk­statt­auf­ent­hal­te – trotz des Aus­tauschs des Fron­trol­los und des Um­span­ners (syn­onym ver­wen­den die Par­tei­en auch die Be­grif­fe In­ver­ter, Wech­sel­rich­ter und Span­nungs­wand­ler), der er­for­der­lich ist, weil das Fron­trol­lo mit 230 V be­trie­ben wird – nicht er­mit­telt wer­den. Das ge­lang erst dem ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen im Rah­men des zwei­ten Gut­ach­tens vom 15.01.2016. Da­nach tritt auf­grund ei­nes feh­ler­haf­ten Ver­bin­dungs­ka­bels zwi­schen dem Um­span­ner und der 12-V-Fahr­zeug­bat­te­rie ein Span­nungs­ab­fall auf, der zum Ste­hen­blei­ben des Fron­trol­los führt. So­weit die Be­klag­te be­strit­ten hat, dass das Ver­bin­dungs­ka­bel be­reits bei Über­ga­be feh­ler­haft war, ist das recht­lich un­er­heb­lich. Denn § 476 BGB greift ein, wenn der Man­gel in­ner­halb der ers­ten sechs Mo­na­te nach Über­ga­be auf­ge­tre­ten ist. Der Grund da­für ist nicht er­heb­lich (vgl. BGH, Urt. v. 05.11.2008 – VI­II ZR 166/07, NJW 2009, 508 Rn. 16: „aus wel­chen Grün­den auch im­mer“).

b) Die zu ih­ren Las­ten ge­hen­de Ver­mu­tung des § 476 BGB hat die Be­klag­te nicht wi­der­legt.

aa) So­weit sie be­haup­tet hat­te, das Fron­trol­lo blei­be nur des­halb ste­hen, weil der Klä­ger nach der Über­ga­be des Wohn­mo­bils die Bat­te­ri­en tie­fen­ent­la­den ha­be, hat die Be­weis­auf­nah­me an­de­res er­ge­ben. Denn das Rol­lo blieb auch ste­hen, nach­dem der Sach­ver­stän­di­ge das Wohn­mo­bil an neue Bat­te­ri­en an­ge­schlos­sen hat­te. Das ak­zep­tiert die Be­klag­te mitt­ler­wei­le.

bb) Eben­so we­nig hat die Be­weis­auf­nah­me An­halts­punk­te für sons­ti­ge Man­gel­ur­sa­chen, die erst nach Über­ga­be ge­setzt wur­den oder auf un­sach­ge­mä­ßer Be­hand­lung der Kauf­sa­che be­ru­hen, er­ge­ben (vgl. BGH, Urt. v. 09.03.2011 – VI­II ZR 266/09, NJW 2011, 1664: „Der Käu­fer ei­ner Sa­che ge­nügt sei­ner Be­weis­last … durch den Nach­weis, dass das von ihm ge­rüg­te Man­gel­sym­ptom wei­ter­hin auf­tritt. An­ders ist dies nur, wenn das er­neu­te Auf­tre­ten des Man­gel­sym­ptoms mög­li­cher­wei­se auf ei­ner un­sach­ge­mä­ßen Be­hand­lung der Kauf­sa­che nach de­ren er­neu­ter Über­nah­me durch den Käu­fer be­ruht.“).

4. Der Man­gel ist nicht ge­ring­fü­gig nach § 323 V 2 BGB

a) Nach der Recht­spre­chung des BGH er­for­dert die Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob ei­ne Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB ist, ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung auf Grund­la­ge der Um­stän­de des Ein­zel­falls. Bei ei­nem be­heb­ba­ren Man­gel ist im Rah­men die­ser In­ter­es­sen­ab­wä­gung von sei­ner Ge­ring­fü­gig­keit und da­mit von ei­ner Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung aus­zu­ge­hen, wenn die Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten ein Pro­zent des Kauf­prei­ses oder we­ni­ger be­tra­gen (BGH, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872 Rn. 19). Um­ge­kehrt ist ein Man­gel je­den­falls dann nicht mehr ge­ring­fü­gig, wenn die Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten mehr als fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses be­tra­gen (BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, NJW 2014, 3229 Rn. 30).

Im Streit­fall kann zu­guns­ten der Be­klag­ten un­ter­stellt wer­den, dass die Aus­wech­se­lung des Ver­sor­gungs­ka­bels we­ni­ger als ein Pro­zent des Kauf­prei­ses kos­ten wür­de (vgl. auch die gro­be Schät­zung des Sach­ver­stän­di­gen zu den Kos­ten ei­nes kom­plet­ten Aus­tauschs des Fron­trol­lo­sys­tems von ca. 1.500–1.600 € net­to im Pro­to­koll vom 28.04.2016, S. 7).

b) Je­doch kommt es nach der Recht­spre­chung des BGH statt der ge­nann­ten Pro­zent­zah­len auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung an, wenn die Man­gel­ur­sa­che im – maß­geb­li­chen – Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung un­ge­wiss ist, et­wa weil der Ver­käu­fer sie nicht fest­stel­len konn­te (BGH, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872 Rn. 21; vgl. auch BGH, Urt. v. 15.06.2011 – VI­II ZR 139/09, NJW 2011, 3708 Rn. 9).

Der Streit­fall liegt ent­spre­chend. Denn der Be­klag­ten war es trotz der ge­nann­ten Män­gel­an­zei­gen und der Re­pa­ra­tur­ver­su­che am 01.03.2010, am 20.04.2010, am 04.10.2010, am 16.05.2011 und im Sep­tem­ber 2011 nicht ge­lun­gen, bis zur Rück­tritts­er­klä­rung des Klä­gers am 12.03.2012 die Man­gel­ur­sa­che, näm­lich das feh­ler­haf­te Ver­sor­gungs­ka­bel, zu iden­ti­fi­zie­ren.

Das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung stell­te sich am 12.03.2012 aber nicht als der­art ge­ring­fü­gig dar, dass ein Rück­tritt aus­ge­schlos­sen und es dem Klä­ger red­li­cher­wei­se zu­zu­mu­ten ge­we­sen wä­re, das Wohn­mo­bil wei­ter zu nut­zen und sich al­len­falls mit ei­nem Min­de­rungs­be­trag zu­frie­den­zu­ge­ben.

aa) Beim Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ist grund­sätz­lich zu be­rück­sich­ti­gen, dass man mit ei­nem nicht voll­stän­dig hoch­ge­fah­ren Fron­trol­lo nicht los­fah­ren kann, weil der Blick durch die Front­schei­be ver­sperrt ist (vgl. Gut­ach­ten vom 15.01.2016, Licht­bild 9). Das ist un­strei­tig.

bb) Die­se Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung be­stand auch nicht nur für ei­nen ver­nach­läs­sig­ba­ren kur­zen Mo­ment.

Ins­be­son­de­re ist das Fron­trol­lo nicht nur lang­sa­mer – „ru­ckelnd“ – hoch­ge­fah­ren, son­dern ste­hen ge­blie­ben. Auf noch­ma­li­ges Be­die­nen des Kipp­schal­ters re­agier­te es dann nicht mehr. Im Rah­men der Be­gut­ach­tung durch den Sach­ver­stän­di­gen dau­er­te es nach dem Ste­hen­blei­ben viel­mehr ein bis zwei Mi­nu­ten, bis sich er­neut Span­nung auf­ge­baut hat­te und sich das Rol­lo durch aber­ma­li­ges Be­die­nen des Kipp­schal­ters um wei­te­re rund 25 cm hoch­fah­ren ließ. Ins­ge­samt be­durf­te es fünf bis sechs sol­cher Vor­gän­ge, bis das Rol­lo ganz hoch­ge­fah­ren war. Das be­deu­tet aber ei­ne Ver­zö­ge­rung von fünf bis zwölf Mi­nu­ten, be­vor die Front­schei­be frei und das Wohn­mo­bil fahr­be­reit ist. Ei­ne sol­che Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ist nicht un­er­heb­lich (vgl. BGH, Urt. v. 09.03.2011 – VI­II ZR 266/09, NJW 2011, 1664 Rn. 18: spo­ra­di­sche Ver­bren­nungs­aus­set­zer [wie sich spä­ter her­aus­stell­te: auf­grund ei­nes Wa­ckel­kon­takts], nach de­nen das Au­to so­gleich neu ge­star­tet wer­den kann, sind nicht un­er­heb­lich).

Da­hin­ste­hen kann, dass das erst recht dann gel­ten wür­de, wenn sich teil­wei­se Ver­zö­ge­run­gen von meh­re­ren Stun­den er­ge­ben hät­ten. Die­se Be­haup­tung des Klä­gers hat die Be­klag­te zwar pau­schal be­strit­ten (frei­lich oh­ne je­den kon­kre­ten Vor­trag, wel­che Ver­zö­ge­run­gen sich bei ih­ren ei­ge­nen fünf Re­pa­ra­tur­ver­su­chen er­ga­ben). Der Sach­ver­stän­di­ge hat je­doch er­läu­tert, dass es aus tech­ni­scher Sicht nicht un­plau­si­bel sei, dass je­den­falls bei nicht neu­en Bat­te­ri­en auch län­ge­re Ver­zö­ge­run­gen „im Stun­den­be­reich“ auf­tre­ten könn­ten.

cc) Die Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung durch das ste­hen ge­blie­be­ne Fron­trol­lo konn­te der Klä­ger auch nicht ein­fach um­ge­hen.

Zwar ist un­strei­tig, dass es nicht zu ei­nem Span­nungs­ab­fall kam, wenn das Wohn­mo­bil „Land­strom“ hat­te. Je­doch kann dem Klä­ger nicht zu­ge­mu­tet wer­den, stets an ei­nem ex­ter­nen Strom­an­schluss zu über­nach­ten. Ein Wohn­mo­bil wie das vor­lie­gen­de muss auch Über­nach­tun­gen an Or­ten er­mög­li­chen, an de­nen kein ex­ter­ner Strom­an­schluss exis­tiert.

Zwar hat der Sach­ver­stän­di­ge auf den erst­mals im letz­ten Ter­min am 28.04.2016 er­folg­ten Vor­halt der Be­klag­ten er­läu­tert, dass das ste­hen ge­blie­be­ne Fron­trol­lo nach kur­zer Zeit je­den­falls dann wie­der be­dient wer­den kön­ne, wenn der Mo­tor des Wohn­mo­bils ge­star­tet wer­de. Das scheint un­strei­tig, je­doch ist nicht er­sicht­lich, dass die Be­klag­te dem Klä­ger dies seit sei­ner ers­ten Män­gel­an­zei­ge am 18.02.2010 ge­sagt hät­te oder dass er dar­auf hät­te sel­ber kom­men kön­nen und der Man­gel des­halb als ge­ring­fü­gig an­zu­se­hen wä­re.

Eben­falls erst­mals im Ter­min am 28.04.2016 hat die Be­klag­te be­haup­tet, das Fron­trol­lo ver­fü­ge über ei­ne Öff­nung, über die durch Ein­ste­cken ei­ner Kur­bel ein hän­di­sches Hoch­dre­hen mög­lich sei. Ent­spre­chen­de Fron­trol­los wür­den von der Be­klag­ten se­ri­en­mä­ßig seit 2009 ver­baut. Die­sen Vor­trag hat der Klä­ger aber um­ge­hend be­strit­ten, oh­ne dass die Be­klag­te Be­weis an­ge­tre­ten hät­te und oh­ne dass der Vor­trag vom Sach­ver­stän­di­gen im Ter­min spon­tan be­stä­tigt wer­den konn­te. Dass im zwei­ten Wohn­mo­bil, das ei­ne Er­satz­lie­fe­rung für das ers­te Wohn­mo­bil (Bau­jahr 2008) dar­stellt, ein Fron­trol­lo der Se­rie ab 2009 ver­baut wur­de, er­scheint je­den­falls nicht zwin­gend. Selbst die nicht nach­ge­las­se­nen Schrift­sät­ze der Par­tei­en vom 03.05.2016 und vom 09.05.2016 er­lau­ben kei­ne si­che­re Be­ur­tei­lung. Der Klä­ger ver­weist auf als An­la­ge K 23 vor­ge­leg­tes Bild­ma­te­ri­al, das da­ge­gen spre­che, dass das Fron­trol­lo ei­ne Öff­nung zum Ein­ste­cken ei­ner Hand­kur­bel ha­be; die Be­klag­te ver­weist um­ge­kehrt auf ei­ne vom Klä­ger am 04.01.2010 un­ter­schrie­be­ne „Lo­se-Tei­le-Lis­te“, auf der ei­ne „Kur­bel für Fron­trol­lo“ auf­ge­führt ist. Im Üb­ri­gen ver­wun­dert es, dass die Be­klag­te den Klä­ger seit der ers­ten Män­gel­an­zei­ge vom 18.02.2010 – al­so über mehr als sechs Jah­re – un­strei­tig nicht auf die­se Mög­lich­keit hin­ge­wie­sen hat. So­weit sie meint, der Klä­ger hät­te eben selbst in der Be­die­nungs­an­lei­tung nach­se­hen müs­sen, hat die­ser be­strit­ten, dass sich in ei­ner der ihm für das Wohn­mo­bil über­las­se­nen Be­die­nungs­an­lei­tun­gen – die er in der ihm ei­ge­nen Art ge­wis­sen­haft durch­zu­ar­bei­ten scheint – ein Hin­weis auf ei­ne Hand­kur­bel fin­de. Da­zu­hin hat die Be­klag­te auch in­so­weit kei­nen Be­weis an­ge­bo­ten. Dass die im nicht nach­ge­las­se­nen Schrift­satz vom 09.05.2016 als An­la­ge … über­sand­te Ko­pie ei­ner „Be­die­nungs­an­lei­tung 2010“ der­je­ni­gen An­lei­tung ent­spricht, die dem Klä­ger bei Über­ga­be des zwei­ten Wohn­mo­bils am 04.01.2010 aus­ge­hän­digt wur­de, er­scheint je­den­falls nicht zwin­gend. Oh­ne­hin ist der Vor­trag zur Hand­kur­bel von der Be­klag­ten zweit­in­stanz­lich neu ge­hal­ten wor­den, oh­ne dass die Vor­aus­set­zun­gen vor­lä­gen, nach de­nen er ge­mäß § 531 II ZPO be­rück­sich­tigt wer­den dürf­te, und oh­ne dass ei­ne zu­läs­si­ge Kon­kre­ti­sie­rung des Vor­trags aus der ers­ten In­stanz vor­lä­ge, in der die Be­klag­te bei der Ge­ring­fü­gig­keit des Man­gels nur dar­auf ab­ge­stellt hat­te, dass ein blo­ßes „Ru­ckeln“ vor­lie­ge, wel­ches al­len­falls läs­tig sei.

dd) Zu der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung durch das Ste­hen­blei­ben des Fron­trol­los kam im Streit­fall hin­zu, dass es mit ei­nem akus­ti­schen Warn­si­gnal und ei­ner Feh­ler­mel­dung am Con­trol­pa­nel ver­bun­den war. Akus­ti­sche Warn­si­gna­le und un­kla­re Feh­ler­mel­dun­gen sind aber nicht nur stö­rend, son­dern auch ver­un­si­chernd.

Zum ei­nen konn­te der Klä­ger zum Zeit­punkt sei­nes Rück­tritts nicht da­von aus­ge­hen, dass der Feh­ler si­cher nur auf das Fron­trol­lo­sys­tem be­schränkt war. Der Sach­ver­stän­di­ge hat viel­mehr im ers­ten Gut­ach­ten vom 05.12.2014 er­läu­tert, dass die Feh­ler­ur­sa­che noch un­klar sei, zu­mal wohl we­der ein me­cha­ni­sches Pro­blem am Rol­lo noch ein Pro­blem am be­reits aus­ge­tausch­ten Um­span­ner vor­lie­ge. Auf die Be­weis­fra­ge des Se­nats, ob die Ur­sa­che des Man­gels er­kenn­bar sei oder ob dies wei­te­rer Un­ter­su­chun­gen be­dürf­te, zum Bei­spiel hin­sicht­lich der Ge­samt­e­lek­trik des Wohn­mo­bils (die eben­falls Ge­gen­stand von Män­gel­an­zei­gen des Klä­gers war, auch weil sie et­wa bei län­ge­rem Ste­hen oh­ne ex­ter­nen Strom­an­schluss kom­plett aus­fal­le), hat er des­halb ge­ant­wor­tet:

„Die ge­naue Ur­sa­che für den Aus­fall des Fron­trol­los kann nur in ei­ner wei­te­ren Un­ter­su­chung ge­klärt wer­den.“.

Un­rich­tig ist der des­halb Vor­trag der Be­klag­ten, es sei zum Zeit­punkt des Rück­tritts si­cher ge­we­sen, dass es sich um ein klar ab­grenz­ba­res Pro­blem han­del­te und dass der Man­gel je­den­falls durch ei­nen kom­plet­ten Aus­tausch von Fron­trol­lo und zu­ge­hö­ri­ger Elek­tro­nik („Kon­ver­ter, Ver­bin­dungs­ka­bel etc.“) hät­te be­ho­ben wer­den kön­nen.

Zum an­de­ren konn­te der Klä­ger zum Zeit­punkt sei­nes Rück­tritts auch nicht da­von aus­ge­hen, dass die Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung (die nicht gleich­för­mig auf­trat und sich ins­be­son­de­re bei Käl­te zeig­te) nicht in Zu­kunft je nach den Um­stän­den ein­mal zu ei­nem völ­li­gen Aus­fall des Fron­trol­los füh­ren wür­de.

Des­halb ist im Streit­fall dem Um­stand Rech­nung zu tra­gen, dass die wei­te­re Be­nut­zung des Wohn­mo­bils, ins­be­son­de­re bei Rei­sen au­ßer­halb von Städ­ten und ab­seits von Werk­stät­ten, für den Klä­ger von Miss­trau­en über­schat­tet war und den Nutz­wert be­ein­träch­tig­te. Ob das auch des­halb galt, weil der Klä­ger auf­grund des man­gel­haf­ten ers­ten Wohn­mo­bils und der mitt­ler­wei­le fünf Nach­bes­se­rungs­ver­su­che beim zwei­ten Wohn­mo­bil ähn­lich wie bei ei­nem so­ge­nann­ten Mon­tags­au­to be­rech­tig­ter­wei­se da­von aus­ge­hen muss­te, dass „die Man­gel­haf­tig­keit nie­mals voll­stän­dig be­ho­ben sein wird und die Kauf­sa­che auch an vie­len wei­te­ren Stel­len als man­gel­an­fäl­lig ver­mu­tet wer­den konn­te“ (vgl. Er­ger, NJW 2013, 1485 [1486]), kann da­hin­ste­hen.

ee) Im Üb­ri­gen hat der BGH klar­ge­stellt, dass es bei der Be­ur­tei­lung der Er­heb­lich­keit ei­ner Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers nicht dar­auf an­kommt, ob es sich um ei­nen schwie­ri­gen und kaum je zu­frie­den­zu­stel­len­den Käu­fer han­delt (selbst dann, wenn er schon zahl­rei­che un­zu­tref­fen­de Män­gel­rü­gen er­ho­ben hat, vgl. BGH, Urt. v. 15.06.2011 – VI­II ZR 139/09, NJW 2011, 3708 Rn. 10).

5. Ob der Klä­ger der Be­klag­ten we­gen des Man­gels „Fron­trol­lo“ vor Rück­tritt noch ei­ne (letz­te) Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat, kann da­hin­ste­hen. Ei­ne Frist­set­zung ist nach §§ 437 Nr. 2, 440 BGB ent­behr­lich, wenn der Ver­käu­fer die Nach­er­fül­lung ver­wei­gert oder die­se fehl­ge­schla­gen oder un­zu­mut­bar ist. Im Streit­fall ist die Nach­er­fül­lung als ver­wei­gert und als fehl­ge­schla­gen an­zu­se­hen.

a) Die Be­klag­te hat die Nach­er­fül­lung ver­wei­gert. Denn ab dem 10.02.2012 hat sie nur noch an­ge­bo­ten, dass sie das zwei­te Wohn­mo­bil zu­rück­nimmt und dem Klä­ger da­für das man­gel­haf­te ers­te Wohn­mo­bil nebst be­zahl­tem Auf­preis zu­rück­gibt. Die­ses An­sin­nen stand nicht im Ein­klang mit der Rechts­la­ge und hät­te die Rech­te des Klä­gers er­heb­lich ver­kürzt.

b) Da­zu­hin gilt nach § 440 Satz 2 BGB die Nach­bes­se­rung nach dem zwei­ten er­folg­lo­sen Ver­such als fehl­ge­schla­gen und hat die Be­klag­te wie oben dar­ge­stellt so­gar fünf Re­pa­ra­tur­ver­su­che un­ter­nom­men.

6. Be­reits auf­grund des Vor­lie­gens ei­nes nicht un­er­heb­li­chen Man­gels am Fron­trol­lo ist der Klä­ger zum Rück­tritt be­rech­tigt. Des­halb kann recht­lich da­hin­ste­hen, ob das zwei­te Wohn­mo­bil ei­nen wei­te­ren Man­gel we­gen ei­ner zu schwa­chen Heiz­leis­tung auf­weist, auch wenn die­se vom Klä­ger im täg­li­chen Ge­brauch wohl als Haupt­pro­blem emp­fun­den wur­de.

a) Die bis­he­ri­ge Be­gut­ach­tung hat zwar ei­nen sol­chen Man­gel nicht er­ge­ben. Ein Auf­heiz­test ge­mäß der DIN EN 1646-1 wird nach Aus­kunft des Sach­ver­stän­di­gen be­stan­den, je­den­falls un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­ner un­ver­meid­li­chen Mess­to­le­ranz der bei der Be­gut­ach­tung ver­wen­de­ten Tem­pe­ra­tur­füh­ler.

b) Die Be­gut­ach­tung ist je­doch nicht voll­stän­dig. Der Klä­ger hat zahl­rei­che Ein­wän­de ge­gen die Be­gut­ach­tung er­ho­ben, de­nen im Ter­min am 28.04.2016 des­halb nicht ab­schlie­ßend nach­ge­gan­gen wer­den konn­te, da es sich als un­strei­tig her­aus­ge­stellt hat, dass der auf­sei­ten der Be­klag­ten bei der Be­gut­ach­tung an­we­sen­de R die Hei­zung ver­än­dert und die Um­wälz­pum­pe aus­ge­baut und durch ei­ne neue er­setzt hat­te (ent­we­der – so die Be­klag­te – um den recht­lich maß­geb­li­chen Zu­stand bei Über­ga­be oh­ne Ver­schleiß wie­der­her­zu­stel­len, oder – so der Klä­ger – mög­li­cher­wei­se des­halb, um ei­ne man­gel­haf­te durch ei­ne man­gel­freie Pum­pe zu er­set­zen). We­der R noch die Um­wälz­pum­pe stan­den im Ter­min am 28.04.2016 zur Ver­fü­gung.

III. Der Rück­tritt ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten nicht nach § 218 BGB un­wirk­sam. Der An­spruch aus § 437 Nr. 2 BGB, des­sen Ver­let­zung das Rück­tritts­recht be­grün­det hat, war nicht ver­jährt.

1. Die Ver­jäh­rungs­frist be­trug zwei Jah­re (§ 438 I Nr. 3 BGB).

2. Bei ei­nem Ver­jäh­rungs­be­ginn am 29.04.2008 (Aus­lie­fe­rung des ers­ten Wohn­mo­bils) be­gann die Ver­jäh­rungs­frist am 04.01.2010 (Über­ga­be des zwei­ten Wohn­mo­bils) neu zu lau­fen (§ 212 I Nr. 1 BGB; vgl. BGH, Urt. v. 05.10.2005 – VI­II ZR 16/05, NJW 2006, 47 Rn. 16).

3. Bei Neu­be­ginn der Ver­jäh­rung am 04.01.2010 war die Frist von zwei Jah­ren zwar grund­sätz­lich vor der Rück­tritts­er­klä­rung vom 12.03.2012 ab­ge­lau­fen. Zu­vor hat­te sie aber mehr­fach neu zu lau­fen be­gon­nen, zu­letzt im Sep­tem­ber 2011, und war spä­tes­tens ab dem 25.01.2012 durch Ver­hand­lun­gen ge­hemmt.

a) Der Ver­such ei­ner Nach­er­fül­lung führt in der Re­gel zu­gleich zum Neu­be­ginn der Ver­jäh­rung (Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 75. Aufl., § 203 Rn. 2; Pe­ters/Ja­co­by, in: Stau­din­ger, BGB, Neu­be­arb. 2009, § 203 Rn. 15). Sol­che Ver­su­che hat die Be­klag­te mehr­fach un­ter­nom­men, näm­lich durch die Re­pa­ra­tur­ver­su­che am 01.03.2010, am 20.04.2010, am 04.10.2010 und am 16.05.2011. Am 19.09. oder 20.09.2011 kam es zum fünf­ten und letz­ten Re­pa­ra­tur­ver­such.

b) Der Lauf der dann neu an­ge­lau­fe­nen Frist war ab dem 25.01.2012 durch Ver­hand­lun­gen der Par­tei­en ge­hemmt (§ 203 BGB). Die­se sind do­ku­men­tiert in den An­la­gen K 22, K 23, K 24 und K 25 und en­de­ten mit der Rück­tritts­er­klä­rung des Klä­gers vom 12.03.2012, der sich die vor­lie­gen­de, am 26.03.2012 ein­ge­gan­ge­ne und am 12.04.2012 zu­ge­stell­te Kla­ge an­schloss (§ 204 I Nr. 1 BGB, § 167 ZPO).

IV. Auf­grund des wirk­sa­men Rück­tritts hat der Klä­ger An­spruch auf Her­aus­ga­be des be­zahl­ten Kauf­prei­ses und auf Er­satz von Auf­wen­dun­gen.

1. Gel­tend ge­macht hat der Klä­ger ei­nen Be­trag von ins­ge­samt 202.908,97 €. Nach Hin­weis des Se­nats hat der Klä­ger im Schrift­satz vom 04.06.2014 schlüs­sig dar­ge­legt, wie sich der Be­trag zu­sam­men­set­ze, näm­lich:

Kauf­preis für das ers­te Wohn­mo­bil 181.094,00 €
Auf­preis für das zwei­te Wohn­mo­bil + 10.745,00 €
An­schaf­fungs­preis für Zu­be­hör + 11.069,97 €
Ge­samt 202.908,97 €

2. Der An­spruch auf Her­aus­ga­be der 181.094 € (Kauf­preis ers­tes Wohn­mo­bil) folgt aus § 346 I BGB. So­weit in die­sem Kauf­preis­teil das al­te Wohn­mo­bil … mit ei­nem Be­trag von 28.500 € ent­hal­ten war, wä­re zwar grund­sätz­lich die­ses zu­rück­zu­ge­ben und nicht der ent­spre­chen­de Geld­be­trag. Je­doch hat die Be­klag­te we­der gel­tend ge­macht, noch ist er­sicht­lich, dass das al­te Wohn­mo­bil … nach nun­mehr acht Jah­ren noch exis­tiert und zu­rück­ge­ge­ben wer­den kann, so­dass die Be­klag­te den be­an­trag­ten Wert­er­satz in Geld zu leis­ten hat (§ 346 II 1 Nr. 1 BGB; vgl. BGH, Urt. v. 10.10.2008 – V ZR 131/07, NJW 2009, 63 Rn. 10; Faust, NJW 2009, 3696 [3697]).

3. Der An­spruch auf Her­aus­ga­be der 10.745 € (Auf­zah­lung zwei­tes Wohn­mo­bil) folgt dem Grun­de nach eben­falls aus § 346 I BGB. Der An­spruch ist le­dig­lich der Hö­he nach ge­ring­fü­gig zu kor­ri­gie­ren, weil die Auf­zah­lung nicht 10.745 €, son­dern wie oben dar­ge­stellt 10.737,76 € be­trug.

4. Der An­spruch auf Be­zah­lung der Auf­wen­dun­gen, die der Klä­ger für Zu­be­hör- und Ein­bau­tei­le für bei­de Wohn­mo­bi­le ge­tä­tigt hat, folgt aus den §§ 437 Nr. 3, 284 BGB.

a) Nach Rück­tritts­recht wä­ren nach § 347 II 1 BGB nur not­wen­di­ge Ver­wen­dun­gen er­satz­fä­hig und an­de­re Auf­wen­dun­gen nach § 347 II 2 BGB dann, wenn der Ver­käu­fer bei Rück­ga­be der Sa­che durch die Auf­wen­dun­gen be­rei­chert ist. Aus der Maß­geb­lich­keit ei­ner „Be­rei­che­rung“ folgt, dass sich der zu leis­ten­de Auf­wen­dungs­er­satz nach der Stei­ge­rung des Ver­kehrs­werts des zu­rück­er­hal­te­nen Ge­gen­stan­des im Zeit­punkt der Rück­ga­be be­misst (MünchKomm-BGB/Gai­er, 7. Aufl., § 347 Rn. 22), al­so nicht un­be­dingt nach den gel­tend ge­mach­ten Kauf­prei­sen. Das kann aber da­hin­ste­hen.

Denn Auf­wen­dun­gen kön­nen auch nach §§ 437 Nr. 3, 284 BGB er­satz­fä­hig sein, oh­ne dass es auf die Be­rei­che­rung des Ver­käu­fers an­kä­me. Vor­aus­set­zung ist, dass die Auf­wen­dun­gen we­gen des Man­gels der Kauf­sa­che ih­ren Zweck ver­fehlt ha­ben. Dies ist re­gel­mä­ßig der Fall, wenn der Käu­fer den man­gel­haf­ten Kauf­ge­gen­stand im Zu­ge des Rück­tritts zu­rück­gibt (OLG Mün­chen, Urt. v. 24.10.2012 – 3 U 297/11, ju­ris Rn. 63 ff.). Der Ver­käu­fer kann sich grund­sätz­lich nicht dar­auf be­ru­fen, dass der Käu­fer die spe­zi­ell für die Kauf­sa­che an­ge­schaff­ten Zu­be­hör­tei­le nach de­ren Rück­ga­be an­der­wei­tig ver­wen­den könn­te (BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04, BGHZ 163, 381 [387 f.] = NJW 2005, 2848 [2850]; Be­ckOK-BGB/Faust, 38. Edi­ti­on, § 437 Rn. 152; Faust, NJW 2009, 3696 [3699]). Der Streit­fall liegt ent­spre­chend.

b) Der Hö­he sind von dem Er­satz­an­spruch aus §§ 437 Nr. 3, 284 BGB ge­ring­fü­gi­ge Ab­zü­ge vor­zu­neh­men. Gel­tend ge­macht hat­te der Klä­ger:

(1) SAT-An­ten­ne, Black­box, CA­MOS-Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät 28.01.2008 2.201,62 €
(2) Hub­stüt­zen 16.05.2008 5.748,50 €
(3) Schnee­ket­ten 09.10.2008 149,00 €
(4) Luft­horn (Brem­sen Schnei­der GmbH) 09.09.2008 409,00 €
(5) Kühl­schrank­git­ter 09.09.2008 38,60 €
(6) Kli­ma­an­la­gen­war­tung (Brem­sen Schnei­der GmbH) 09.09.2008 162,79 €
(7) Er­satz­tei­le 08.04.2009 10,76 €
(8) TV-Ge­rät 27.03.2008 199,00 €
(9) Re­cei­ver 28.09.2010 249,00 €
(10) Fahr­rad­trä­ger 24.04.2008 168,21 €
(11) Ad­ap­ter für Ab­was­ser­an­schluss 28.04.2008 20,00 €
(12) Ven­til­ver­län­ge­rung 21.04.2011 16,00 €
(13) LED-Nach­rüs­tung 10.01.2011 39,60 €
(14) Schei­ben­wi­scher-Re­lais 02.08.2010 113,71 €
(15) LED-Nach­rüs­tung 23.05.2011 52,73 €
(16) LED-Nach­rüs­tung 02.11.2010 128,71 €
(17) Ein­stiegs­mat­te 23.05.2011 113,19 €
(18) Klei­der­ha­ken 04.01.2010 56,55 €
(19) Ab­fluss mit Si­phon 22.11.2010 12,50 €
(20) Rei­fen­druck­kon­troll­sys­tem (Ti­re­Mo­ni TM-260) 31.03.2011 225,30 €
(21) Tep­pich   555,20 €
(22) Mo­to­ri­so­lie­rung   400,00 €
  Ge­samt 11.069,97 €

So­weit der Klä­ger die Zu­be­hör- und Ein­bau­tei­le im Schrift­satz vom 04.06.2014 erst­mals ein­zeln ge­nannt und Be­le­ge vor­ge­legt hat, han­delt es sich ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten um ei­ne – auf den nach § 139 ZPO ge­bo­te­nen Hin­weis des Se­nats er­folg­te – zu­läs­si­ge Kon­kre­ti­sie­rung erst­in­stanz­lich nicht ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Vor­trags zur Hö­he der Kla­ge­sum­me.

Das pau­scha­le Be­strei­ten der Be­klag­ten im Schrift­satz vom 04.07.2015 ist je­den­falls in den Fäl­len un­zu­rei­chend, in de­nen der Klä­ger die Zu­be­hör- und Ein­bau­tei­le ge­nannt und Be­le­ge bei­ge­fügt hat. Wirk­sam ist das Be­strei­ten, je­den­falls der Hö­he nach, in Be­zug auf die Po­si­tio­nen 21 und 22, weil Be­le­ge feh­len. Da­zu­hin ist die Po­si­ti­on 11 zu kor­ri­gie­ren, weil sich aus dem Be­leg ein Rech­nungs­be­trag von 12,95 € und nicht von 20 € er­gibt. Mit den ge­nann­ten drei Ab­zü­gen ver­bleibt ein Be­trag für Zu­be­hör- und Ein­bau­tei­le von ins­ge­samt 10.107,72 €.

c) Zwar hat der Klä­ger nach Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung am 28.04.2016 im nicht nach­ge­las­se­nen Schrift­satz vom 03.05.2016 wei­te­re Auf­wen­dun­gen in Hö­he von 3.359,58 € be­haup­tet, die eben­falls nutz­los ge­we­sen sei­en … Die­ser neue Vor­trag kann je­doch nach § 296a ZPO nicht mehr be­rück­sich­tigt wer­den. Die­se Vor­schrift stellt als Fol­ge der Ver­hand­lungs­ma­xi­me und des Grund­sat­zes der Münd­lich­keit si­cher, dass bei der Ur­teils­fin­dung nur be­rück­sich­tigt wird, wor­über münd­lich ver­han­delt wur­de. Des­halb ver­bie­tet § 296a Satz 1 ZPO das Vor­brin­gen von An­griffs- und Ver­tei­di­gungs­mit­teln nach Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung; die Be­stim­mung dient dem Schutz des Geg­ners, der auf sol­chen Vor­trag nicht mehr er­wi­dern kann. Im Üb­ri­gen war der Vor­trag auch nicht mit ei­nem neu­en Sach­an­trag ver­bun­den (der in­des we­gen § 297 ZPO eben­falls nur bis zum Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung hät­te an­ge­bracht wer­den kön­nen). An­lass zur Wie­der­er­öff­nung der münd­li­chen Ver­hand­lung be­stand nicht (§ 156 ZPO). Der neue Vor­trag er­folg­te ins­be­son­de­re nicht im Hin­blick auf Er­kennt­nis­se oder Hin­wei­se, die der Klä­ger erst im Ter­min am 28.04.2016 er­hal­ten hät­te.

d) Der in dem ge­nann­ten Schrift­satz zu­dem gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Her­aus­ga­be des Zins­vor­teils von fünf Pro­zent p. a., den die Be­klag­te nach Er­halt des Kauf­prei­ses er­zielt ha­be, be­steht nicht.

aa) Ein sol­cher An­spruch kann zwar grund­sätz­lich un­ter dem Ge­sichts­punkt ge­zo­ge­ner Nut­zun­gen be­grün­det sein (§§ 346 II 1 Nr. 1, 100 BGB).

Hat der Schuld­ner ei­ner Geld­for­de­rung mit dem über­las­se­nen Geld Nut­zun­gen in Ge­stalt von Zin­sen er­zielt, ist er dem Gläu­bi­ger zur Her­aus­ga­be die­ser Nut­zun­gen ver­pflich­tet. Im Um­fang die­ser Her­aus­ga­be­pflicht be­steht dann al­ler­dings kein An­spruch auf Ver­zugs­zin­sen nach § 288 BGB. Da­hin­ter steht die Er­wä­gung, dass Ver­zugs­zin­sen die Funk­ti­on ha­ben, den Nach­teil aus­zu­glei­chen, den der Gläu­bi­ger da­durch er­lei­det, dass er in­fol­ge nicht recht­zei­ti­ger Zah­lung des Schuld­ners dar­an ge­hin­dert ist, ei­nen ihm zu­ste­hen­den Geld­be­trag zu nut­zen. Ein sol­cher Nach­teil ent­stün­de dem Gläu­bi­ger in­des in dem Um­fang nicht (mehr), in wel­chem der Schuld­ner ihm Ka­pi­tal­nut­zungs­er­satz nach Rück­tritts­recht schul­det. Dar­aus folgt, dass der Klä­ger den Her­aus­ga­be­an­spruch des Zins­vor­teils je­den­falls nicht zeit­gleich ne­ben den be­an­trag­ten ge­setz­li­chen Ver­zugs­zin­sen ab 26.03.2012 ver­lan­gen kann (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 18.12.2014 – I-3 U 29/14, NJW 2015, 1831 Rn. 15 f.; OLG Hamm, Urt. v. 18.12.2014 – 28 U 135/13, ju­ris Rn. 20).

bb) Im Üb­ri­gen ist der nach Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung ge­hal­te­ne Vor­trag, die Be­klag­te ha­be die Kauf­preis­zah­lung zu fünf Pro­zent Zin­sen p. a. an­ge­legt, oh­ne­hin neu und darf nach § 296a ZPO nicht mehr be­rück­sich­tigt wer­den. Glei­ches wür­de für et­wai­gen Vor­trag gel­ten, wo­nach die Be­klag­te Schuld­zin­sen – in ir­gend­ei­ner, nicht auf­ge­zeig­ten Hö­he – er­spart ha­be.

5. Um­ge­kehrt hat der Klä­ger das zwei­te Wohn­mo­bil zu­rück­zu­ge­ben und muss Er­satz leis­ten für die Nut­zung des Wohn­mo­bils (§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB).

a) Der nach § 287 ZPO zu schät­zen­de Nut­zungs­er­satz bei Wohn­mo­bi­len be­misst sich re­gel­mä­ßig nach der vor­aus­sicht­li­chen Le­bens­zeit (Ge­samt­nut­zungs­dau­er), da an­ders als bei ei­nem Pkw zur be­stim­mungs­ge­mä­ßen Nut­zung nicht nur das Fah­ren ge­hört, son­dern auch das Woh­nen auf Rä­dern. Des­halb wä­re ein Nut­zungs­er­satz al­lein auf Ki­lo­me­ter­ba­sis (vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­fahr­leis­tung) nicht sach­ge­recht (OLG Mün­chen, Urt. v. 24.10.2012 – 3 U 297/11, ju­ris Rn. 60; OLG Hamm, Urt. v. 18.12.2014 – 28 U 135/13, ju­ris Rn. 30; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl., Rn. 3579; Stau­din­ger/Kai­ser, BGB, Neu­be­arb. 2012, § 346 Rn. 262).

b) Nach die­sen Grund­sät­zen ist der Nut­zungs­er­satz im Streit­fall wie folgt zu be­mes­sen (§ 287 ZPO):

{\frac{\text{Brut­to­kauf­preis}\times\text{Nut­zungs­zeit}}{\text{vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­nut­zungs­dau­er}}} = {\frac{\text{201.939,48 €}\times\text{44 Mo­na­te}}{\text{180 Mo­na­te}}} = \text{49.362,98 €}.

Zu den ein­zel­nen Be­rech­nungs­fak­to­ren gilt Fol­gen­des:

aa) Der ins­ge­samt vom Klä­ger für das Wohn­mo­bil be­zahl­te Preis er­gibt sich aus dem oben … Ge­sag­ten.

bb) Das ers­te Wohn­mo­bil hat der Klä­ger rund 19 Mo­na­te ge­nutzt, näm­lich von der Über­ga­be am 29.04.2008 bis zum 4.1.2010 (Er­satz­lie­fe­rung bzw. Über­ga­be des zwei­ten Wohn­mo­bils). Das zwei­te Wohn­mo­bil hat der Klä­ger … rund 25 Mo­na­te ge­nutzt, näm­lich von der Über­ga­be am 04.01.2010 bis zur Ab­mel­dung im Fe­bru­ar 2012.

cc) Die vor­aus­sicht­li­che Le­bens­dau­er bzw. er­war­te­te Ge­samt­nut­zungs­zeit ei­nes der­ar­ti­gen Wohn­mo­bils ist mit 15 Jah­ren an­zu­set­zen. Das ent­spricht den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen im Ter­min am 21.07.2015.

Der Klä­ger hat­te ur­sprüng­lich das Glei­che be­haup­tet und spä­ter auf ei­ne durch­schnitt­li­che Le­bens­dau­er von Wohn­mo­bi­len laut Deut­scher Ca­ra­va­ning Han­dels-Ver­band e. V. (DCHV) von 15,67 Jah­ren Be­zug ge­nom­men. Nicht wei­ter­füh­rend ist sein zu­letzt er­ho­be­ner Ein­wand, es kä­men durch­aus auch Nut­zungs­zei­ten von 25 oder 30 Jah­ren vor. Denn maß­geb­lich ist ei­ne durch­schnitt­li­che Le­bens­dau­er (vgl. auch BT-Drs. 14/6040, S. 193: „vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­nut­zungs­dau­er“), al­so we­der ei­ne auf­grund un­ge­wöhn­li­cher Um­stän­de be­son­ders nied­ri­ge noch ei­ne be­son­ders ho­he. So­weit um­ge­kehrt die Be­klag­te auf die AfA-Ta­bel­le für die all­ge­mein ver­wend­ba­ren An­la­ge­gü­ter des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Fi­nan­zen Be­zug nimmt, aus der sich ei­ne be­triebs­ge­wöhn­li­che Nut­zung von Wohn­mo­bi­len von acht Jah­ren er­gibt, wird we­der in der Li­te­ra­tur noch in der Recht­spre­chung bei der Be­stim­mung des Nut­zungs­er­sat­zes auf sol­che Ab­schrei­bungs­ta­bel­len ab­ge­stellt, je­den­falls wenn es sich wie vor­lie­gend um ein pri­vat und nicht be­trieb­lich ge­nutz­tes Wohn­mo­bil han­delt. So­weit die Be­klag­te auf Zah­len des Ca­ra­va­ning In­dus­trie-Ver­band e. V. (CIVD) ver­weist, hat die­ser – wie der Sach­ver­stän­di­ge be­stä­tigt hat – in sei­nen jähr­li­chen Sta­tis­tik­bän­den das durch­schnitt­li­che Al­ter al­ler zu­ge­las­se­nen Rei­se­mo­bi­le wie folgt ver­öf­fent­licht:

2009 12 Jah­re, 2 Mo­na­te
2010 12 Jah­re, 4 Mo­na­te
2012 12,9 Jah­re
2013 13,1 Jah­re
2014 13,2 Jah­re

 Auf­grund der Hoch­prei­sig­keit des vor­lie­gen­den Wohn­mo­bils, bei dem nach Aus­kunft des Sach­ver­stän­di­gen das Fahr­ge­stell ei­nes „7,5-Ton­ners“ ver­baut wur­de, er­scheint aber im Streit­fall der vom Sach­ver­stän­di­gen ge­mach­te Auf­schlag sach­ge­recht. Auf­grund der Viel­ge­stal­tig­keit der an­ge­bo­te­nen Wohn­mo­bi­le gibt es ei­ne „ein­heit­li­che Nut­zungs­dau­er für Rei­se­mo­bi­le“ je­den­falls nicht (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 24.10.2012 – 3 U 297/11, ju­ris Rn. 60: Kauf­preis 35.000 € – 24 Jah­re; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 28.10.1994 – 22 U 48/94, NZV 1995, 69: Kauf­preis 65.773 DM und „auf Ba­sis ei­nes Klein­last­wa­gens her­ge­stellt“ – 10 Jah­re; Urt. v. 28.04.2008 – I-1 U 273/07, NJW-RR 2009, 400: Kauf­preis 23.000 € – 12 Jah­re; OLG Bran­den­burg, Urt. v. 24.10.2012 – 7 U 88/12, n. v.: Kauf­preis 46.480 € – 10 Jah­re [un­strei­tig ge­stellt]; OLG Hamm, Urt. v. 18.12.2014 – 28 U 135/13, ju­ris Rn. 33: 19 Jah­re). Von ei­ner un­ter­schied­li­chen Be­wer­tung der er­war­te­ten Ge­samt­nut­zungs­zeit für das Wohn­mo­bil ei­ner­seits und für ein­zel­ne Zu­be­hör- und Ein­bau­tei­le an­de­rer­seits (vgl. Faust, NJW 2009, 3696 [3699]) sieht der Se­nat un­ter den Um­stän­den des Streit­fal­les ab (§ 287 ZPO).

c) So­weit von Tei­len der Li­te­ra­tur die Kom­bi­na­ti­on ei­ner Be­rech­nung nach Le­bens­dau­er und ei­ner Be­rech­nung nach ge­fah­re­nen Ki­lo­me­tern für mög­lich ge­hal­ten wird (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3579), hat der Se­nat zu Kon­troll­zwe­cken ei­ne sol­che durch­ge­führt:

{\frac{\text{Brut­to­kauf­preis}\times\text{ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter}}{\text{er­war­te­te Ge­samt­lauf­leis­tung}}} = {\frac{\text{201.939,48 €}\times\text{53.575 km}}{\text{250.000 km}}} = \text{43.489,93 €}.

Zu den ein­zel­nen Be­rech­nungs­fak­to­ren gilt Fol­gen­des:

aa) Zum Brut­to­kauf­preis gilt das oben Ge­sag­te.

bb) Die ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter für das ers­te Wohn­mo­bil er­ge­ben sich aus den An­la­ge B 7. Die ge­fah­re­nen km für das zwei­te Wohn­mo­bil bis zu sei­ner Ab­mel­dung im Jah­re 2012 er­ge­ben sich aus den un­strei­ti­gen An­ga­ben des Klä­gers; dass der Sach­ver­stän­di­ge den Ta­chostand im Gut­ach­ten vom 15.01.2016 mit nun­mehr 29.064 km ab­ge­le­sen hat, dürf­te im We­sent­li­chen mit den Fahr­ten zu den Be­gut­ach­tungs­ter­mi­nen zu­sam­men­hän­gen, die kei­nen an­zu­rech­nen­den Vor­teil des Klä­gers dar­stel­len.

cc) Die er­war­te­te Ge­samt­lauf­leis­tung von 250.000 km folgt aus den – eben­falls um­strit­te­nen – An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen.

dd) Die Kon­troll­rech­nung er­gä­be mit­hin ei­nen Be­trag von rund 43.489,93 €, der aber den Nut­zungs­vor­teil des Klä­gers nur un­zu­rei­chend wi­der­spie­gelt, da – wie dar­ge­stellt – zur Nut­zung ei­nes Wohn­mo­bils nicht nur das Fah­ren ge­hört, son­dern auch das Woh­nen auf Rä­dern. Auch vor die­sem Hin­ter­grund er­scheint der obi­ge, et­was hö­he­re An­satz von 49.362,98 € ins­ge­samt ge­recht­fer­tigt.

V. Der Klä­ger hat da­mit – Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Wohn­mo­bils – An­spruch auf Zah­lung von (181.094 € + 10.737,76 + 10.107,72 € – 49.362,98 € =) 152.576,50 €. Da­zu­hin hat der Klä­ger An­spruch auf Zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz hier­aus seit dem 27.03.2012. Die Be­klag­te war auf­grund des Schrei­bens des Klä­gers vom 12.03.2012 mit Frist bis zum 26.03.2012 nach Frist­ab­lauf in Ver­zug (§ 286 ZPO). Der Zins­satz er­gibt sich aus § 288 I ZPO. So­weit der Klä­ger im oben er­wähn­ten, nicht nach­ge­las­se­nen Schrift­satz vom 3.5.2016 ge­for­dert hat, es müss­ten Zin­sen ge­zahlt wer­den „wie sie an­ge­fal­len sind“, kann die­ser Vor­trag eben­falls nicht mehr be­rück­sich­tigt wer­den (§ 296a ZPO) und legt der Klä­ger nicht dar, wel­che kon­kre­ten hö­he­ren Zin­sen an­ge­fal­len sei­en (§ 288 III BGB).

VI. Im Üb­ri­gen ist wie be­an­tragt fest­zu­stel­len, dass sich die Be­klag­te auf­grund des ge­nann­ten Schrei­bens des Klä­gers vom 12.03.2012 seit 27.03.2012 im An­nah­me­ver­zug mit der Rück­nah­me des Wohn­mo­bils be­fin­det (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 24.10.2012 – 3 U 297/11, ju­ris Rn. 80).

VII. Dem gel­tend ge­mach­ten An­spruch auf Er­satz vor­ge­richt­li­cher An­walts­ge­büh­ren ist grund­sätz­lich nur der Ge­gen­stands­wert zu­grun­de zu le­gen, der der be­rech­tig­ten For­de­rung ent­spricht (vgl. BGH, Urt. v. 07.11.2007 – VI­II ZR 341/06, BeckRS 2008, 01199; OLG Mün­chen, Urt. v. 24.10.2012 – 3 U 297/11, ju­ris Rn. 82). Nach dem bei ei­ner Be­auf­tra­gung des An­walts vor dem 01.08.2013 ge­mäß § 60 RVG maß­geb­li­chen al­ten Ge­büh­ren­recht er­ge­ben sich mit­hin … 2.475,80 €.

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