Tritt der Ver­äu­ße­rer ei­nes un­ter­schla­ge­nen Kraft­fahr­zeugs un­ter dem Na­men des Ei­gen­tü­mers auf, wird Ver­trags­part­ner des Er­wer­bers grund­sätz­lich die un­ter frem­den Na­men han­deln­de Per­son und nicht der Ei­gen­tü­mer, so­fern der Kauf so­fort ab­ge­wi­ckelt wird.

BGH, Ur­teil vom 01.03.2013 – V ZR 92/12
(vor­an­ge­hend: OLG Karls­ru­he, Ur­teil vom 29.03.2012 – 9 U 143/10)

Sach­ver­halt: Der Be­klag­te ver­mie­te­te ein in sei­nem Ei­gen­tum ste­hen­des Wohn­mo­bil an ei­nen Drit­ten, von dem er es nach Ab­lauf der Miet­zeit nicht zu­rück­er­hielt.

Der Klä­ger, ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler, stieß auf ein Zei­tungs­in­se­rat, in dem das Wohn­mo­bil zum Ver­kauf an­ge­bo­ten wur­de. Nach­dem er mit dem Ver­käu­fer un­ter der an­ge­ge­be­nen Han­dy­num­mer Kon­takt auf­ge­nom­men hat­te, wies er sei­nen Mit­ar­bei­ter M an, nach N. zu fah­ren, um den Kauf ab­zu­wi­ckeln. Weil M in N. nicht wie ver­ein­bart am Bahn­hof ab­ge­holt wor­den war, nahm er te­le­fo­nisch Kon­takt zum Ver­käu­fer auf. Die­ser gab an, ver­hin­dert zu sein, und bat M, sich zu ei­nem Park­platz im Be­reich von E. zu be­ge­ben, auf dem sich das Wohn­mo­bil be­fin­de.

Auf dem Park­platz traf M auf zwei vom Ver­käu­fer be­auf­trag­te Per­so­nen. Nach Te­le­fo­na­ten, die M mit dem Ver­käu­fer und dem Klä­ger führ­te, ei­nig­te man sich auf ei­nen Kauf­preis von 9.000 €. M for­mu­lier­te hand­schrift­lich ei­nen Kauf­ver­trag, den er für den Klä­ger un­ter­schrieb. Als Ver­käu­fer wur­de der Na­me des Be­klag­ten ein­ge­tra­gen. Für den Ver­käu­fer un­ter­schrieb ei­ner der bei­den von ihm be­auf­trag­ten Per­so­nen mit dem Nach­na­men des Be­klag­ten. M über­gab sei­nen Ver­hand­lungs­part­nern den Kauf­preis in bar. Ihm selbst wur­den das Wohn­mo­bil so­wie die auf den Be­klag­ten aus­ge­stell­ten Kfz-Pa­pie­re (Fahr­zeug­schein und Fahr­zeug­brief) aus­ge­hän­digt. Der Fahr­zeug­brief war, wie sich spä­ter her­aus­stell­te, ge­fälscht. Das Wohn­mo­bil über­brach­te M dem Klä­ger, bei wel­chem es von der Po­li­zei si­cher­ge­stellt wur­de. Die­se gab das Wohn­mo­bil an den Be­klag­ten her­aus.

Das Land­ge­richt hat der auf Her­aus­ga­be des Wohn­mo­bils ge­rich­te­ten Kla­ge statt­ge­ge­ben. Die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat­te kei­nen Er­folg, und auch sei­ne Re­vi­si­on war er­folg­los.

Aus den Grün­den: [5]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt meint, der Be­klag­te sei zur Her­aus­ga­be des in sei­nem Be­sitz be­find­li­chen Wohn­mo­bils nach § 985 BGB ver­pflich­tet. Der Klä­ger ha­be gut­gläu­big das Ei­gen­tum an die­sem er­wor­ben. Ver­trags­part­ner des Klä­gers sei nicht der Be­klag­te, son­dern der tat­säch­lich han­deln­de Ver­käu­fer ge­wor­den. Da­her rei­che es für die Wirk­sam­keit der Wil­lens­er­klä­run­gen aus, dass die vor Ort an­we­sen­den Per­so­nen von dem Ver­käu­fer be­voll­mäch­tigt ge­we­sen sei­en. Auch sei der für den Klä­ger als Ver­tre­ter han­deln­de Mit­ar­bei­ter gut­gläu­big ge­we­sen. Der Käu­fer ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs dür­fe in der Re­gel auf das Ei­gen­tum des Ver­käu­fers ver­trau­en, wenn die­ser wie hier im Be­sitz des Fahr­zeugs sei und ihm Fahr­zeug­schein und Fahr­zeug­brief aus­hän­di­gen kön­ne. Dass der Mit­ar­bei­ter des Klä­gers die kaum er­kenn­ba­re Fäl­schung des Briefs nicht be­merkt ha­be, kön­ne ihm nicht zum Vor­wurf ge­macht wer­den. Auch die Um­stän­de der Ver­trags­ab­wick­lung hät­ten bei ihm kei­nen be­son­de­ren Ver­dacht er­re­gen müs­sen.

II. Die­se Aus­füh­run­gen hal­ten re­vi­si­ons­recht­li­cher Prü­fung stand.

[6]    1. Das Be­ru­fungs­ge­richt geht zu Recht da­von aus, dass die Ei­ni­gung über den Ei­gen­tums­über­gang (§ 929 Satz 1 BGB) zwi­schen dem Klä­ger, der durch sei­nen Mit­ar­bei­ter ver­tre­ten wur­de, und der Per­son, die un­ter dem Na­men des Be­klag­ten auf­trat und die durch die vor Ort han­deln­den Per­so­nen ver­tre­ten wur­de, er­folgt ist. Die Über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs an den Klä­ger schei­tert da­her nicht dar­an, dass die vor Ort für den Ver­äu­ße­rer han­deln­den Per­so­nen nicht von dem Be­klag­ten be­voll­mäch­tigt wa­ren und die­ser das Rechts­ge­schäft auch nicht ge­neh­migt hat.

[7]    a) Beim Han­deln un­ter frem­den Na­men ist da­nach zu un­ter­schei­den, ob aus der in­so­weit maß­geb­li­chen Sicht der an­de­ren Par­tei ein Ge­schäft des Na­mens­trä­gers oder ein Ei­gen­ge­schäft des Han­deln­den vor­liegt (grund­le­gend: BGH, Urt. v. 03.03.1966 – II ZR 18/64, BGHZ 45, 193 [195 f.]). Ein Ei­gen­ge­schäft un­ter fal­scher Na­mens­an­ga­be, aus dem der Han­deln­de selbst ver­pflich­tet wird, ist dann ge­ge­ben, wenn die Be­nut­zung des frem­den Na­mens bei der an­de­ren Ver­trags­par­tei kei­ne Fehl­vor­stel­lung über die Iden­ti­tät des Han­deln­den her­vor­ge­ru­fen hat, die­se den Ver­trag al­so nur mit dem Han­deln­den ab­schlie­ßen will (BGH, Urt. v. 18.01.1988 – II ZR 304/86, NJW-RR 1988, 814 [815]; Urt. v. 08.12.2005 – III ZR 99/05, NJW-RR 2006, 701 [702]). Ein Ge­schäft des Na­mens­trä­gers ist dem­ge­gen­über an­zu­neh­men, wenn das Auf­tre­ten des Han­deln­den auf ei­ne be­stimm­te an­de­re Per­son hin­weist und die an­de­re Par­tei der An­sicht sein durf­te, der Ver­trag kom­me mit die­ser Per­son zu­stan­de (BGH, Urt. v. 18.01.1988 – II ZR 304/86, NJW-RR 1988, 814 [815]). In die­sem Fall sind die Grund­sät­ze über die Stell­ver­tre­tung (§§ 164 ff. BGB) ent­spre­chend an­zu­wen­den (BGH, Urt. v. 03.03.1966 – II ZR 18/64, BGHZ 45, 193 [195 f.]). Der Na­mens­trä­ger kann das Ge­schäft ge­neh­mi­gen, so­dass er selbst Ver­trags­part­ner wird. Ver­wei­gert er die Ge­neh­mi­gung, blei­ben die Wil­lens­er­klä­run­gen des­sen, der un­be­rech­tigt un­ter sei­nem Na­men ge­han­delt hat, un­wirk­sam. Die­ser schul­det dann ent­spre­chend § 179 I BGB dem Ge­schäfts­geg­ner nach des­sen Wahl Er­fül­lung oder Scha­dens­er­satz (BGH, Urt. v. 07.06.1990 – III ZR 155/90, BGHZ 111, 334 [338]; Urt. v. 08.12.2005 – III ZR 99/05, NJW-RR 2006, 701 [702]).

[8]    b) In Li­te­ra­tur und Recht­spre­chung herr­schen un­ter­schied­li­che Auf­fas­sun­gen vor, wer bei dem Er­werb ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs Ge­schäfts­part­ner wird, wenn der Ver­äu­ße­rer un­ter frem­den Na­men auf­tritt. Ei­ne An­sicht geht da­von aus, dass dies der Na­mens­trä­ger ist. Zwar ver­bin­de der an­de­re Ge­schäfts­part­ner mit dem Na­men, un­ter dem ge­han­delt wer­de, zu­nächst kei­ner­lei Vor­stel­lun­gen. Nach Ein­blick in die ihm vor­ge­leg­ten Pa­pie­re, die den Na­men­trä­ger als den Hal­ter des an­ge­bo­te­nen Fahr­zeu­ges aus­wie­sen, sei sei­ne Be­reit­schaft, das Ge­schäft zu tä­ti­gen, je­doch dar­an ge­knüpft, dass er es mit dem Na­mens­trä­ger und nicht mit ei­nem an­de­ren zu tun ha­be (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 01.03.1985 – 22 U 230/84, NJW 1985, 2484; OLG Ko­blenz, Urt. v. 04.11.2010 – 5 U 883/10, NJW-RR 2011, 555 f.; ähn­lich OLG Cel­le, Urt. v. 01.11.2006 – 7 U 55/06, MDR 2007, 832; Gehr­lein/Wein­land, in: ju­risPK-BGB, 6. Aufl., § 164 Rn. 29.1.; Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 72. Aufl., § 164 Rn. 11). Dem­ge­gen­über stellt ei­ne an­de­re An­sicht die Über­le­gung in den Vor­der­grund, dass der Ge­schäfts­part­ner we­der den Han­deln­den noch den Na­mens­trä­ger ge­kannt ha­be. Er ge­he da­her da­von aus, dass sein Ge­gen­über sein Ge­schäfts­part­ner sei. Zwar hal­te er die­sen für den Na­mens­trä­ger. Dies än­de­re aber nichts an der Vor­stel­lung, dass der tat­säch­lich Han­deln­de der Ge­schäfts­part­ner sei. Ei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung sei nur ge­recht­fer­tigt, wenn dem an­de­ren der Na­me so wich­tig ge­we­sen sei, dass er das Ge­schäft nur mit dem Na­mens­trä­ger ha­be ab­schlie­ßen wol­len. Da­von kön­ne je­doch an­ge­sichts des Bar­ge­schäfts­cha­rak­ters ei­nes ty­pi­schen Ge­braucht­wa­gen­ver­kaufs kei­ne Re­de sein. Es feh­le an der Iden­ti­tät­s­täu­schung des Ver­äu­ße­rers (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 02.11.1988 – 11 U 40/88, NJW 1989, 906; Be­ckOK-BGB/Va­lent­hin, Stand: 01.11.2012, § 164 Rn. 33; Jau­er­nig/Jau­er­nig, BGB, 14. Aufl., § 177 Rn. 8; MünchKomm-BGB/Schramm, 6. Aufl., § 164 Rn. 43; NK-BGB/Stof­fels, 2. Aufl., § 164 Rn. 72; So­er­gel/Lep­ti­en, BGB, 13. Aufl., § 164 Rn. 25; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl., Rn. 4737; Gie­ge­rich, NJW 1986, 1975 f.; Mit­ten­zwei, NJW 1986, 2472 [2473]; Holz­hau­er, JuS 1997, 43 [48]).

[9]    c) Der Se­nat ent­schei­det die­se Streit­fra­ge da­hin ge­hend, dass al­lein das Auf­tre­ten des Ver­äu­ße­rers un­ter dem aus den Fahr­zeug­pa­pie­ren er­sicht­li­chen Na­men noch nicht zur An­nah­me führt, Kauf­ver­trag und – hier von In­ter­es­se – die ding­li­che Ei­ni­gung sei­en mit dem Na­mens­trä­ger zu­stan­de ge­kom­men. Zu­tref­fend ist zwar, dass bei ei­ner Über­ein­stim­mung des Na­mens des Ver­äu­ße­rers mit den Ein­tra­gun­gen in den Fahr­zeug­pa­pie­ren der Er­wer­ber – vor­be­halt­lich an­der­wei­ti­ger An­halts­punk­te – auf die Ei­gen­tü­mer­stel­lung des Ver­äu­ße­rers ver­trau­en kann, wäh­rend ihn bei ei­ner Ab­wei­chung im Rah­men des § 932 II BGB Er­kun­di­gungs­pflich­ten nach den be­ste­hen­den Ei­gen­tums­ver­hält­nis­sen tref­fen (BGH, Urt. v. 04.05.1977 – VI­II ZR 3/76, BGHZ 68, 323 [325]; Urt. v. 09.10.1991 – VI­II ZR 19/91, NJW 1992, 310). Dar­aus kann aber noch nicht dar­auf ge­schlos­sen wer­den, dass der Käu­fer das Fahr­zeug stets nur von dem Trä­ger des aus den Fahr­zeug­pa­pie­ren er­sicht­li­chen Na­mens, mit­hin von dem tat­säch­li­chen Ei­gen­tü­mer, er­wer­ben will. Für den Er­wer­ber ist grund­sätz­lich die Über­ein­stim­mung der Na­men des Ver­äu­ße­rers und des aus dem Fahr­zeug­brief er­sicht­li­chen Hal­ters von Be­lang, nicht aber die hin­ter dem Na­men ste­hen­de Per­son. Gibt sich der Ver­äu­ße­rer ei­nes un­ter­schla­ge­nen Kraft­fahr­zeugs un­ter Vor­la­ge der Fahr­zeug­pa­pie­re als des­sen Ei­gen­tü­mer aus, so be­grün­det dies al­lein noch kei­ne Iden­ti­täts­vor­stel­lung des Er­wer­bers, hin­ter der die Per­son des ver­han­deln­den Ver­äu­ße­rers zu­rück­tritt (So­er­gel/Lep­ti­en, a. a. O., § 164 Rn. 25). Von ei­ner Iden­ti­täts­vor­stel­lung des Er­wer­bers kann viel­mehr nur aus­ge­gan­gen wer­den, wenn der Na­mens­trä­ger für den Er­wer­ber ei­ne be­son­de­re Be­deu­tung hat­te. Ein sol­cher Aus­nah­me­fall, der bei­spiels­wei­se in Be­tracht kä­me, wenn kein so­for­ti­ger Leis­tungs­aus­tausch statt­fin­det oder wenn es sich bei dem Ver­käu­fer um ei­ne be­kann­te Per­sön­lich­keit han­delt, liegt hier je­doch nicht vor.

[10]   2. Das Be­ru­fungs­ge­richt nimmt eben­falls oh­ne Rechts­feh­ler an, dass der Klä­ger das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug gut­gläu­big er­wor­ben hat.

[11]   a) Bei ei­ner wie hier nach § 929 Satz 1 BGB er­folg­ten Über­eig­nung wird der Er­wer­ber auch dann Ei­gen­tü­mer, wenn die Sa­che nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hört, es sei denn, dass er zu der Zeit, zu der er nach die­sen Vor­schrif­ten das Ei­gen­tum er­wer­ben wür­de, nicht in gu­tem Glau­ben ist (§ 932 I 1 BGB). Nach § 932 II BGB ist der Er­wer­ber nicht in gu­tem Glau­ben, wenn ihm be­kannt oder in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ist, dass die Sa­che nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hört. Un­ter der hier nur in Be­tracht kom­men­den Al­ter­na­ti­ve der gro­ben Fahr­läs­sig­keit wird im All­ge­mei­nen ein Han­deln ver­stan­den, bei dem die er­for­der­li­che Sorg­falt den ge­sam­ten Um­stän­den nach in un­ge­wöhn­lich gro­ßem Ma­ße ver­letzt wor­den ist und bei dem das­je­ni­ge un­be­ach­tet ge­blie­ben ist, was im ge­ge­be­nen Fall je­dem hät­te ein­leuch­ten müs­sen (BGH, Urt. v. 18.06.1980 – VI­II ZR 119/79, BGHZ 77, 274 [276]).

[12]   b) Die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, dem Mit­ar­bei­ter des Klä­gers, des­sen grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis sich der Klä­ger nach § 166 BGB zu­rech­nen las­sen müss­te (vgl. BGH, Urt. v. 05.10.1981 – VI­II ZR 235/80, NJW 1982, 38 [39]), hät­te sich nicht auf­drän­gen müs­sen, dass das Wohn­mo­bil nicht dem Ver­käu­fer ge­hör­te, ist da­nach recht­lich nicht zu be­an­stan­den.

[13]   aa) Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on weicht das Be­ru­fungs­ge­richt in Be­zug auf die sich aus § 932 II BGB er­ge­ben­den Sorg­falts­an­for­de­run­gen nicht von der Recht­spre­chung des BGH ab. Da­nach be­grün­det beim Er­werb ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs der Be­sitz des­sel­ben al­lein nicht den für den Gut­glau­bens­er­werb nach § 932 BGB er­for­der­li­chen Rechts­schein. Viel­mehr ge­hört es re­gel­mä­ßig zu den Min­des­ter­for­der­nis­sen gut­gläu­bi­gen Er­werbs ei­nes sol­chen Kraft­fahr­zeugs, dass sich der Er­wer­ber den Kraft­fahr­zeug­brief vor­le­gen lässt, um die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers zu prü­fen (BGH, Urt. v. 13.05.1996 – II ZR 222/95, NJW 1996, 2226 [2227] m. w. Nachw.). Auch wenn der Ver­äu­ße­rer im Be­sitz des Fahr­zeugs und des Briefs ist, kann der Er­wer­ber gleich­wohl bös­gläu­big sein, wenn be­son­de­re Um­stän­de sei­nen Ver­dacht er­re­gen muss­ten und er die­se un­be­ach­tet lässt (BGH, Urt. v. 23.05.1966 – VI­II ZR 60/64, WM 1966, 678 f. m. w. Nachw.). Ei­ne all­ge­mei­ne Nach­for­schungs­pflicht des Er­wer­bers be­steht hin­ge­gen nicht (BGH, Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, NJW 1975, 735 [736]). Von die­sen Maß­stä­ben ist das Be­ru­fungs­ge­richt aus­ge­gan­gen.

[14]   bb) So­weit die Re­vi­si­on mit dem Hin­weis auf ei­ne Ent­schei­dung des BSG (Urt. v. 15.10.1981 – 5b/5 RJ 90/80, BS­GE 52, 245 [248]) gel­tend macht, dass von ei­nem ge­fälsch­ten Kraft­fahr­zeug­brief kein Rechts­schein aus­ge­hen und be­reits des­halb kein gut­gläu­bi­ger Er­werb statt­ge­fun­den ha­ben kön­ne, greift dies nicht durch. Der Fahr­zeug­brief (§ 25 IV 2 StV­ZO a.F.) wie auch die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (§ 12 VI FZV), die die­sen mitt­ler­wei­le ab­ge­löst hat, ver­brie­fen nicht das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug. Ihr Sinn und Zweck be­steht in dem Schutz des Ei­gen­tü­mers oder sonst ding­lich am Kraft­fahr­zeug Be­rech­tig­ten (BGH, Urt. v. 25.06.1953 – III ZR 353/51, BGHZ 10, 122 [125]; Urt. v. 13.05.1996 – II ZR 222/95, NJW 1996, 2226 [2227]). An­hand der Ein­tra­gun­gen ist die Mög­lich­keit ge­ge­ben, bei dem ein­ge­tra­ge­nen Be­rech­tig­ten die Über­eig­nungs­be­fug­nis des Fahr­zeug­be­sit­zers nach­zu­prü­fen (BGH, Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, NJW 1975, 735 [736]). Die­se Prü­fung hat der Er­wer­ber je­den­falls vor­zu­neh­men, um sich nicht dem Vor­wurf gro­ber Fahr­läs­sig­keit aus­zu­set­zen. Kommt der Er­wer­ber die­ser Ob­lie­gen­heit nach und wird ihm ein ge­fälsch­ter Kraft­fahr­zeug­brief vor­ge­legt, tref­fen ihn, so­fern er die Fäl­schung nicht er­ken­nen muss­te und für ihn auch kei­ne an­de­ren Ver­dachts­mo­men­te vor­la­gen, kei­ne wei­te­ren Nach­for­schungs­pflich­ten. Es ist auch vor dem Hin­ter­grund der Funk­ti­on des Kraft­fahr­zeug­briefs kein Grund da­für er­sicht­lich, ihm we­gen des Vor­lie­gens ei­ner für ihn nicht er­kenn­ba­ren Fäl­schung den Gut­glau­bens­schutz zu ver­sa­gen. Auch in die­sen Fäl­len hat der Schutz des Rechts­ver­kehrs Vor­rang vor den In­ter­es­sen des bis­he­ri­gen Ei­gen­tü­mers. Die Fest­stel­lung des Be­ru­fungs­ge­richts, dass die Fäl­schung des Kraft­fahr­zeug­briefs für den Ver­tre­ter des Klä­gers nicht er­kenn­bar war, ist von dem Be­klag­ten nicht an­ge­grif­fen wor­den.

[15]   cc) Das Be­ru­fungs­ge­richt ver­neint schließ­lich oh­ne Rechts­feh­ler das Vor­lie­gen be­son­de­rer Um­stän­de, die ei­ne wei­ter­ge­hen­de Nach­for­schungs­pflicht des für den Klä­ger auf­tre­ten­den Mit­ar­bei­ters hät­ten be­grün­den kön­nen. Zwar ge­bie­tet der Stra­ßen­ver­kauf im Ge­braucht­wa­gen­han­del be­son­de­re Vor­sicht, weil er er­fah­rungs­ge­mäß das Ri­si­ko der Ent­de­ckung ei­nes ge­stoh­le­nen Fahr­zeugs min­dert (BGH, Urt. v. 09.10.1991 – VI­II ZR 19/91, NJW 1992, 310; vgl. auch OLG Schles­wig, Urt. v. 01.09.2006 – 14 U 201/05, NJW 2007, 3007 [3008]). Ein Stra­ßen­ver­kauf führt aber als sol­cher noch nicht zu wei­ter­ge­hen­den Nach­for­schungs­pflich­ten, wenn er sich für den Er­wer­ber als nicht wei­ter auf­fäl­lig dar­stellt. Letz­te­res nimmt das Be­ru­fungs­ge­richt an. Die­se tatrich­ter­li­che Wür­di­gung kann durch das Re­vi­si­ons­ge­richt nur dar­auf über­prüft wer­den, ob der maß­geb­li­che Rechts­be­griff hier der­je­ni­ge der gro­ben Fahr­läs­sig­keit ver­kannt wor­den ist oder ob Ver­stö­ße ge­gen § 286 ZPO, ge­gen Denk­ge­set­ze oder Er­fah­rungs­sät­ze vor­lie­gen (vgl. BGH, Urt. v. 09.02.2005 – VI­II ZR 82/03, NJW 2005, 1365 [1366]; Urt. v. 15.11.1999 – II ZR 98/98, WM 2000, 153 [154]). Ei­nen sol­chen Rechts­feh­ler ver­mag die Re­vi­si­on nicht auf­zu­zei­gen. So­weit sie be­an­stan­det, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be in sei­ne Wür­di­gung nicht ein­be­zo­gen, dass die für den Ver­äu­ße­rer auf­tre­ten­den Per­so­nen auf­fäl­lig ge­klei­det ge­we­sen sei­en und ei­ne von ih­nen of­fen­bar le­se- und schreib­un­kun­dig ge­we­sen sei, kann schon nicht an­ge­nom­men wer­den, dass dies un­be­rück­sich­tigt ge­blie­ben ist. Nä­her liegt die An­nah­me, dass das Be­ru­fungs­ge­richt die­sen Um­stän­den – eben­so wie dem aus­drück­lich in die Wür­di­gung ein­be­zo­ge­nen Um­stand, dass es sich bei den ge­nann­ten Per­so­nen um Sin­ti ge­han­delt ha­ben könn­te – kei­ne ent­schei­den­de Be­deu­tung bei­ge­mes­sen hat. Das ist re­vi­si­ons­recht­lich eben­so we­nig zu be­an­stan­den wie die tatrich­ter­li­che Wür­di­gung im Üb­ri­gen; ihr Er­geb­nis ist auch in der Ge­samt­schau der Be­son­der­hei­ten des hier zu be­ur­tei­len­den Sach­ver­halts, dar­un­ter das Nicht­ab­ho­len des Mit­ar­bei­ters des Klä­gers am Bahn­hof, die Ab­we­sen­heit des Ver­käu­fers, die feh­len­de Iden­ti­fi­zie­rung der für ihn Han­deln­den durch ei­nen Aus­weis so­wie die Ab­wick­lung des Ge­schäfts auf ei­nem Park­platz, je­den­falls ver­tret­bar …

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