1. Wird ein schrift­li­cher Kauf­ver­trag über ei­nen Ge­braucht­wa­gen in den Ge­schäfts­räu­men ei­ner Kfz-Händ­le­rin (GmbH) ge­schlos­sen, und weist die­ser Ver­trag als Ver­käu­fer des Fahr­zeugs aus­schließ­lich ei­ne na­tür­li­che Per­son aus und wird er von ei­nem Ver­kaufs­mit­ar­bei­ter der Händ­le­rin auf Ver­käu­fer­sei­te mit dem Zu­satz „i. A.“ un­ter­zeich­net, dann liegt klar und ein­deu­tig ein Agen­tur­ge­schäft vor. Ei­nes (wei­te­ren) Hin­wei­ses dar­auf, dass nicht die Händ­le­rin Ver­trags­part­ne­rin des Käu­fers ist, be­darf es des­halb selbst dann nicht, wenn die Händ­le­rin das Ge­braucht­fahr­zeug auf ih­rem Be­triebs­ge­län­de oh­ne Hin­weis auf ein Agen­tur­ge­schäft aus­stellt.
  2. Wird ein Agen­tur­ge­schäft nach der ge­bo­te­nen wirt­schaft­li­chen Be­trach­tungs­wei­se miss­bräuch­lich da­zu ein­ge­setzt, ein in Wahr­heit vor­lie­gen­des Ei­gen­ge­schäft ei­nes Kfz-Händ­lers zu ver­schlei­ern, so muss sich der Händ­ler beim Wei­ter­ver­kauf des Ge­braucht­wa­gens ge­mäß  § 475 I 2 BGB so be­han­deln las­sen, als hät­te er selbst das Fahr­zeug ver­kauft (im An­schluss an BGH, Urt. v. 22.11.2006 – VI­II ZR 72/06, BGHZ 170, 67 Rn. 16 m. w. Nachw.). Von ei­nem miss­bräuch­li­chen Um­ge­hungs­ge­schäft ist ins­be­son­de­re dann aus­zu­ge­hen, wenn der Händ­ler das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Ver­kaufs trägt.
  3. Macht der Käu­fer ei­nes „im Kun­den­auf­trag“ ver­äu­ßer­ten Ge­braucht­wa­gens gel­tend, in Wahr­heit sei der – nur als Ver­mitt­ler in Er­schei­nung ge­tre­te­ne – Händ­ler sein Ver­trags­part­ner, so ist es sei­ne Sa­che, Tat­sa­chen vor­zu­tra­gen und un­ter Be­weis zu stel­len, die für ein Um­ge­hungs­ge­schäft spre­chen (im An­schluss an BGH, Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, NJW 2005, 1039, 1040 f.).

LG Ber­lin, Ur­teil vom 16.06.2009 – 14 O 341/08
(nach­fol­gend: KG, Be­schluss vom 05.05.2010 – 12 U 140/09)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags so­wie den Er­satz vonm Re­pa­ra­tur­kos­ten.

Sie un­ter­zeich­ne­te am 17.09.2007 in den Ge­schäfts­räu­men der Be­klag­ten ei­nen Kauf­ver­trag über ei­nen Ge­braucht­wa­gen zum Preis von ins­ge­samt 11.995 €. Als „Ver­käu­fer“ ist in dem Ver­trag ei­ne Frau W ge­nannt; auf Ver­käu­fer­sei­te wur­de der Ver­trag von dem Ver­kaufs­lei­ter der Be­klag­ten G mit dem Zu­satz „i. A.“ un­ter­zeich­net. Der ver­ein­bar­te Kauf­preis wur­de am 17.09.2007 zum Teil – in Hö­he von 9.995 € – in bar ge­zahlt. Die ver­blei­ben­den 2.000 € wur­den auf der Grund­la­ge ei­nes wei­te­ren, eben­falls am 17.09.2007 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags be­gli­chen. Ge­gen­stand die­ses Ver­trags ist ein für 2.000 € er­wor­be­nes Ge­braucht­fahr­zeug des Ehe­manns der Klä­ge­rin E. Der Ver­trag wur­de – dies­mal auf Käu­fer­sei­te – eben­falls von G mit Zu­satz „i. A.“ un­ter­zeich­net; als Käu­fe­rin ist die Be­klag­te an­ge­ge­ben.

Die Klä­ge­rin er­warb von der Be­klag­ten am 17.09.2007 ei­nen Satz Win­ter­rei­fen zum Preis von 600 €.

In der Fol­ge­zeit brach­te die Klä­ge­rin ihr Fahr­zeug mehr­fach in die Werk­statt der Be­klag­ten. Dort wur­de un­ter an­de­rem das Au­to­ra­dio in­stand ge­setzt, oh­ne dass der Klä­ge­rin da­für et­was be­rech­net wur­de. Für ei­nen Aus­tausch ei­nes No­cken­wel­len­sen­sors stell­te die Be­klag­te der Klä­ge­rin un­ter dem 29.02.2008 ei­nen Be­trag von 141,56 € in Rech­nung, den die Klä­ge­rin un­ter Vor­be­halt zahl­te.

Mit Schrei­ben vom 08.03.2008 er­klär­te die Klä­ge­rin den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und mit An­walts­schrei­ben vom 31.03.2008 zu­dem die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung.

Die Klä­ge­rin hat un­ter an­de­rem gel­tend ge­macht, dass das Fahr­zeug hin­sicht­lich sei­nes Kraft­stoff­ver­brauchs nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit ha­be. G ha­be ihr im Ver­kaufs­ge­spräch ver­si­chert, dass das Fahr­zeug le­dig­lich 8 l auf 100 km ver­brau­che; tat­säch­lich be­tra­ge der Kraft­stoff­ver­brauch aber 14,5 l/100 km.

Die Be­klag­te sei auch pas­siv­le­gi­ti­miert. Denn der streit­ge­gen­ständ­li­che Kfz-Kauf­ver­trag sei in den Ver­kaufs­räu­men der Be­klag­ten – ei­ner Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung (GmbH) – zwi­schen ihr, der Klä­ge­rin, und dem Ver­kaufs­lei­ter der Be­klag­ten G ge­schlos­sen wor­den. Hin­zu kom­me, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug – un­strei­tig – auf dem Ge­län­de der Be­klag­ten ge­stan­den ha­be, G den Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug des E – un­strei­tig – eben­falls mit dem Zu­satz „i. A.“ un­ter­zeich­net ha­be und schließ­lich – eben­falls un­strei­tig – bei der Ver­trags­un­ter­zeich­nung kein Hin­weis dar­auf er­folgt sei, dass Ver­käu­fe­rin des Fahr­zeugs Frau W sei. Viel­mehr ha­be die Be­klag­te – so hat die Klä­ge­rin be­haup­tet – dar­über täu­schen wol­len, wer das Fahr­zeug tat­säch­lich ver­kau­fe. Die An­ga­be, dass Frau W die Ver­käu­fe­rin sei, ha­be schließ­lich nur da­zu ge­dient et­wai­ge Ge­währ­leis­tungs­rech­te aus­zu­schlie­ßen; es lie­ge des­halb ein Um­ge­hungs­ge­schäft (§ 475 I 2 BGB) vor.

Die Be­klag­te hat ih­re Pas­siv­le­gi­ti­ma­ti­on in Ab­re­de ge­stellt und be­haup­tet, dass nicht sie, son­dern Frau W das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Kfz-Ver­kaufs ge­tra­gen ha­be. Um die­se Be­haup­tung zu un­ter­mau­ern, hat die Be­klag­te ein mit „Ver­kaufs­auf­trag“ über­schrie­be­nen Schrift­stück vor­ge­legt. Dar­aus er­ge­be sich, dass Frau W an sie, die Be­klag­te, le­dig­lich ein­ma­lig 250 € für das Be­wer­ben des Fahr­zeugs so­wie ei­ne Ver­mitt­lungs­pro­vi­si­on in Hö­he von 300 € ge­zahlt ha­be.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Kla­ge ist un­be­grün­det.

1. An­sprü­che in­fol­ge des am 08.03.2008 er­klär­ten Rück­tritts (§ 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 440, 323, 326 V BGB) ste­hen der Klä­ge­rin im Ver­hält­nis zur Be­klag­ten nicht zu. Denn Par­tei des 17.09.2007 ge­schlos­sen Kauf­ver­trags war – auf Ver­käu­fer­sei­te – nicht die Be­klag­te, son­dern Frau W. Dies er­gibt sich klar und ein­deu­tig aus dem von der Klä­ge­rin am 17.09.2007 un­ter­zeich­ne­ten schrift­li­chen Kauf­ver­trag; dort ist – als Ver­käu­fe­rin – nicht die Be­klag­te, son­dern Frau W ge­nannt.

a) In­so­weit kann sich die Klä­ge­rin auch nicht mit Er­folg dar­auf be­ru­fen, dass der Ver­trag in den Ge­schäfts­räu­men der Be­klag­ten ge­schlos­sen wur­de und kein aus­drück­li­cher Hin­weis er­folg­te, dass Ver­trags­par­tei nicht die Be­klag­te, son­dern Frau W sein soll­te. An­ge­sichts des kla­ren und ein­deu­ti­gen Ver­trags­in­halts kommt der­ar­ti­gen (Be­gleit-)Um­stän­den kei­ne ent­schei­den­de Be­deu­tung zu (vgl. da­zu nur BGH, Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, NJW 2005, 1039 f.; als An­la­ge zum Schrift­satz vom 09.10.2009 ein­ge­reicht); Glei­ches gilt, so­weit sich die Klä­ge­rin dar­auf be­ruft, dass sich das Fahr­zeug bei bzw. vor der Ver­äu­ße­rung auf dem Hof der Be­klag­ten be­fand, wo­bei es schließ­lich auch nicht dar­auf an­kommt, ob an dem Fahr­zeug – wie die Be­klag­te be­haup­tet – ein Hin­weis an­ge­bracht war, dass es sich le­dig­lich um ei­ne „Agen­tur­fahr­zeug“ han­delt (vgl. nur BGH, Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, NJW 2005, 1039 f.).

Et­was an­de­res kann in­so­weit auch nicht et­wa aus dem Um­stand her­ge­lei­tet wer­den, dass der am 17.09.2007 ge­schlos­se­ne wei­te­re Kauf­ver­trag über den Ge­braucht­wa­gen des Ehe­manns der Klä­ge­rin – auf Käu­fer­sei­te – eben­falls von G mit dem Zu­satz „i. A.“ un­ter­zeich­net wur­de; wie sich eben­falls klar und ein­deu­tig aus dem als An­la­ge K 2 ein­ge­reich­ten Ver­trag er­gibt, er­folg­te dies aus­drück­lich „im Auf­trag“ der im Ver­trags­ru­brum ge­nann­ten Be­klag­ten, die als GmbH von ih­rem Ge­schäfts­füh­rer ver­tre­ten wird, so­dass die Un­ter­zeich­nung „i. A.“ auch nicht ge­ra­de un­ge­wöhn­lich er­scheint.

b) Ent­ge­gen der von der Be­klag­ten ver­tre­te­nen Auf­fas­sung kommt ei­ne Haf­tung der Be­klag­ten vor­lie­gend auch nicht un­ter dem Ge­schichts­punkt des Um­ge­hungs­ge­schäfts (§ 475 I 2 BGB) in Be­tracht. Nach der Recht­spre­chung des BGH kom­men da­nach zwar im Ein­zel­fall auch bei Vor­lie­gen ei­nes Agen­tur­ge­schäfts di­rek­te An­sprü­che ge­gen den Ge­brauchs­wa­gen­händ­ler in Be­tracht; dies gilt dann, wenn das Agen­tur­ge­schäft rechts­miss­bräuch­lich da­zu ein­ge­setzt wird, um ein in Wahr­heit vor­lie­gen­des Ei­gen­ge­schäft zu ver­schlei­ern (vgl. nur BGH, Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, NJW 2005, 1039, 1040; Urt. v. 22.11.2006 – VI­II ZR 72/06, BGHZ 170, 67 = NJW 2007, 759 Rn. 16). Letz­te­res ist ins­be­son­de­re dann an­zu­neh­men, wenn der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Ver­kaufs trägt, so zum Bei­spiel, wenn dem Ver­käu­fer beim Er­werb ei­nes Neu­wa­gens ein Min­dest­kauf­preis zu­ge­si­chert wur­de, so­dass bei wirt­schaft­li­cher Be­trach­tung vom An­kauf des Fahr­zeugs aus­zu­ge­hen ist (LG Ber­lin, Urt. v. 26.06.2006 – 51 S 420/07; als An­la­ge M 2 ein­ge­reicht).

An­halts­punk­te da­für sind vor­lie­gend nicht er­sicht­lich. Nach dem als An­la­ge B 2 ein­ge­reich­ten „Ver­kaufs­auf­trag“ – der nach den Be­kun­dun­gen der Zeu­gin W tat­säch­lich von ihr ver­fasst und un­ter­schrie­ben wur­de – soll­te die Be­klag­te für den Ver­kauf des Fahr­zeugs le­dig­lich ei­ne Ein­mal­zah­lung in Hö­he von 250 € und ei­ne Ver­mitt­lungs­pro­vi­si­on von 300 € er­hal­ten; dass ein Min­dest­kauf­preis ga­ran­tiert wur­de oder das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko der Wei­ter­ver­äu­ße­rung aus sons­ti­gen Grün­den bei der Be­klag­ten lie­gen soll­te, ist nicht er­sicht­lich.

In­so­fern reicht es auch nicht aus, wenn die Klä­ge­rin le­dig­lich be­strei­tet, dass die Be­klag­te mit der Zeu­gin W tat­säch­lich die als An­la­ge B 2 ein­ge­reich­te Ver­ein­ba­rung ge­trof­fen hat. Ab­ge­se­hen da­von, dass die Zeu­gin W dies bei ih­rer Ver­neh­mung im Ter­min am 16.06.2009 aus­drück­lich be­stä­tigt hat, wä­re es Sa­che der Klä­ge­rin ge­we­sen, die­je­ni­gen Tat­sa­chen dar­zu­le­gen und zu be­wei­sen, aus de­nen sich er­ge­ben soll, dass tat­säch­lich ein Um­ge­hungs­ge­schäft vor­liegt (vgl. nur BGH, Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, NJW 2005, 1039, 1040 f.). Dies ist ihr in­des nicht ge­lun­gen.

Nach den Be­kun­dun­gen der Zeu­gin W im Ter­min am 16.06.2009 hat die­se plau­si­bel und nach­voll­voll­zieh­bar er­läu­tert, wie es letzt­end­lich zum Ab­schluss des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags kam. Da­nach hat­te ihr Le­bens­ge­fähr­te G das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug zu­nächst für sie an­ge­kauft; da ihr das Fahr­zeug aber zu groß bzw. zu schwer ge­we­sen sei, soll­te es wei­ter­ver­äu­ßert wer­den, was dann mit dem am 17.09.2007 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag er­folgt sei. Dies zu­grun­de ge­legt, kann je­den­falls nicht oh­ne Wei­te­res da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Zeu­gin W le­dig­lich als „Stroh­frau“ vor­ge­scho­ben war; dies kann ins­be­son­de­re nicht al­lein dar­aus her­ge­lei­tet wer­den, dass die Zeu­gin W die Le­bens­ge­fähr­tin des für die Be­klag­te als Ver­kaufs­lei­ter tä­ti­gen G ist. Et­wai­ge gleich­wohl ver­blei­ben­de Un­si­cher­hei­ten ge­hen in­so­weit zu­las­ten der Klä­ge­rin. Denn die­se trägt die Be­weis­last für das Vor­lie­gen ei­nes et­wai­gen Um­ge­hungs- bzw. Stroh­mann­ge­schäfts, wo­bei die Kam­mer al­ler­dings auch nicht den Ein­druck hat, dass sich die Zeu­gin W zu ei­ner un­wah­ren Aus­sa­ge hat hin­rei­ßen las­sen.

Dass nach den Be­kun­dun­gen der Zeu­gin W der ei­gent­li­che „Herr des Ge­schäfts“ ihr Le­bens­ge­fähr­te G war, ist eben­falls oh­ne Be­deu­tung, denn dar­aus könn­te für sich ge­nom­men eben­falls nicht her­ge­lei­tet wer­den, dass ein Ei­gen­ge­schäft der Be­klag­ten ver­schlei­ert wer­den soll­te. Al­lein aus dem Um­stand, dass G Ver­kaufs­lei­ter der Be­klag­ten ist, er­gibt sich Der­ar­ti­ges je­den­falls nicht. In­so­weit kommt es auch nicht ent­schei­dend dar­auf an, dass die Zeu­gin W letzt­end­lich kei­ne ver­läss­li­chen An­ga­ben da­zu ma­chen konn­te, wie der An­kauf des Fahr­zeugs fi­nan­ziert wur­de; dass der An­kauf mit Mit­teln der Be­klag­ten er­folg­te und die­se da­her ge­ge­be­nen­falls als wirt­schaft­li­che Ei­gen­tü­me­rin des an die Klä­ge­rin wei­ter­ver­äu­ßer­ten Fahr­zeu­ges an­zu­se­hen wä­re, hat die Be­weis­auf­nah­me je­den­falls nicht er­ge­ben; die Be­weis­last trägt auch in­so­weit – wie aus­ge­führt – die Klä­ge­rin.

Schließ­lich kommt es auch nicht dar­auf an, dass die Zeu­gin W – wie sie be­kun­det hat – den von ih­rem Le­bens­ge­fähr­ten nach er­folg­ter Wei­ter­ver­äu­ße­rung über­brach­ten Kauf­preis nicht per­sön­lich ent­ge­gen­ge­nom­men hat; auch wenn ihr Le­bens­ge­fähr­te G den Kauf­preis aus­schließ­lich für ei­ge­ne Zwe­cke ver­wen­det ha­ben soll­te, folgt dar­aus nicht, dass das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko der Wei­ter­ver­äu­ße­rung tat­säch­lich bei der Be­klag­ten lag. Der­ar­ti­ges wä­re al­len­falls dann an­zu­neh­men, wenn der ver­ein­nahm­te Kauf­preis bei der Be­klag­ten ver­blie­ben wä­re, der Kauf­preis al­so we­der an die Zeu­gin W noch an ih­ren Le­bens­ge­fähr­ten ge­flos­sen wä­re. Dies hat die Be­weis­auf­nah­me in­des nicht er­ge­ben; wie aus­ge­führt, trägt auch in­so­weit die Klä­ge­rin die Be­weis­last.

Auch aus den im Üb­ri­gen von der Klä­ge­rin vor­ge­tra­ge­nen Um­stän­den kann das Vor­lie­gen ei­nes Um­ge­hungs- bzw. Stroh­mann­ge­schäfts nicht her­ge­lei­tet wer­den. Der Post­stem­pel und die Schrift auf dem als An­la­ge K 8 ein­ge­reich­ten Brief­um­schlag, mit dem das als An­la­ge K 7 ein­ge­reich­te Ant­wort­schrei­ben über­sandt wur­de, ist je­den­falls durch die per­sön­li­che Be­zie­hung zwi­schen der Zeu­gin W und Herrn G aus­rei­chend er­klärt. Dass die Vor­ei­gen­tü­me­rin V das (spä­ter) an die Klä­ge­rin wei­ter­ver­äu­ßer­te Fahr­zeug an ein – nicht nä­her be­nann­tes – Au­to­haus ver­kauft ha­ben soll, ist eben­falls oh­ne Be­deu­tung; dass tat­säch­lich die Be­klag­te die Käu­fe­rin war, ist je­den­falls nicht er­sicht­lich bzw. un­ter Be­weis ge­stellt; auch in­so­weit trägt die Klä­ge­rin die Be­weis­last.

Schließ­lich kann auch aus dem Um­stand, dass die Be­klag­te meh­re­re – teil­wei­se kos­ten­lo­se – Re­pa­ra­tu­ren durch­ge­führt hat, nicht auf das Vor­lie­gen ei­nes Um­ge­hungs- bzw. Stroh­mann­ge­schäfts ge­schlos­sen wer­den; nach dem Vor­brin­gen der Be­klag­ten er­folg­te dies aus Ku­lanz­grün­den.

2. Ein An­spruch auf Er­stat­tung der un­ter Vor­be­halt ge­zahl­ten Re­pa­ra­tur­kos­ten steht der Klä­ge­rin aus den vor­ge­nann­ten Grün­den eben­falls nicht zu; auch in­so­weit fehlt es an der Pas­siv­le­gi­ti­ma­ti­on.

3. Be­rei­che­rungs­an­sprü­che (§ 812 I 1 Fall 1, §§ 123, 142 I BGB bzw. § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB) ste­hen der Klä­ge­rin eben­falls nicht zu; dass „die Be­klag­te“ tat­säch­lich ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung bzw. ei­nen Be­trug zu­las­ten der Klä­ge­rin be­gan­gen hat, er­schließt sich je­den­falls nicht; an­ge­sichts des kla­ren und ein­deu­ti­gen Ver­trags­in­halts be­stand ins­be­son­de­re auch kei­ne ge­son­der­te Hin­weis­pflicht über die Per­son des Ge­schäfts­part­ners. …

Hin­weis: Mit Be­schluss vom 05.05.2010 – 12 U 140/09 – hat der 12.&nbps;Zi­vil­se­nat des Kam­mer­ge­richts dar­auf hin­ge­wie­sen, dass er be­ab­sich­ti­ge, die Be­ru­fung der Klä­ge­rin ge­mäß § 522 II ZPO zu­rück­zu­wei­sen. In dem Hin­weis­be­schluss heißt es:

Das Land­ge­richt hat die auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags und Scha­dens­er­satz ge­rich­te­te Kla­ge zu­tref­fend we­gen der feh­len­den Pas­siv­le­gi­ti­ma­ti­on der Be­klag­ten ab­ge­wie­sen.

Da­bei hat das Land­ge­richt in dem an­ge­grif­fe­nen Ur­teil im Ein­zel­nen aus­ge­führt, war­um es sich bei dem mit der Klä­ge­rin ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag nicht um ein Um­ge­hungs­ge­schäft han­delt und dass und wes­halb es aus der durch­ge­führ­ten Zeu­gen­ver­neh­mung den Ein­druck ge­won­nen hat, dass die Zeu­gin W Ver­käu­fe­rin des Fahr­zeugs war.

Die hier­ge­gen von der Be­ru­fung vor­ge­brach­ten An­grif­fe ver­spre­chen kei­ne Aus­sicht auf Er­folg.

So­weit die Be­ru­fung aus­führt, die Be­klag­te ha­be für den An­kauf des ge­brauch­ten Fahr­zeugs des Ehe­manns der Klä­ge­rin das glei­che For­mu­lar ver­wen­det, wie dies für den Ab­schluss des Kauf­ver­trags mit ihr er­folgt sei, ist be­reits nicht er­sicht­lich, was sich dar­aus für die Fra­ge er­ge­ben soll, ob der zwi­schen der Klä­ge­rin und der Zeu­gin W ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag als Um­ge­hungs­ge­schäft an­zu­se­hen und des­halb wirt­schaft­lich und recht­lich als Ge­schäft mit der Be­klag­ten zu wer­ten ist. Dies gilt um­so mehr, als der von der Klä­ge­rin be­män­gel­te feh­ler­haf­te Ge­brauch ei­nes For­mu­lars für ein Rechts­ge­schäft zwi­schen zwei Ver­brau­chern nur den mit ih­rem Ehe­mann ab­ge­schlos­se­nen Ver­trag be­traf, nicht je­doch den zwi­schen ihr und der Zeu­gin W – al­so zwei Ver­brau­chern – ge­schlos­se­nen Ver­trag.

So­weit die Be­ru­fung aus­führt, für die Klä­ge­rin sei nicht klar ge­we­sen, dass sie den Kauf­ver­trag mit ei­ner an­de­ren Per­son als der Be­klag­ten ab­schlie­ße, ist dies be­reits des­halb nicht nach­voll­zieh­bar, weil in dem von ihr un­ter­zeich­ne­ten Kauf­ver­trag als Ver­käu­fe­rin aus­schließ­lich die Zeu­gin W ge­nannt ist und jeg­li­cher Hin­weis auf die Be­klag­te fehlt. Ei­nes ge­son­der­ten Hin­wei­ses be­darf es in ei­nem der­ar­ti­gen Fall nicht, da be­reits die Auf­nah­me des von dem Ge­braucht­wa­gen­händ­ler ab­wei­chen­den Ver­käu­fers in dem Kauf­ver­trag ei­nen aus­rei­chen­den Hin­weis dar­stellt (vgl. BGH, Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, NJW 2005, 1039 f.;).

Eben­falls nicht er­folg­reich greift die Be­ru­fung die Be­weis­wür­di­gung des Land­ge­richts an.

Nach § 529 I Nr. 1 ZPO hat das Be­ru­fungs­ge­richt sei­ner Ent­schei­dung die vom Ge­richt des ers­ten Rechts­zugs fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen zu­grun­de zu le­gen, so­weit nicht kon­kre­te An­halts­punk­te Zwei­fel an der Rich­tig­keit oder Voll­stän­dig­keit der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Fest­stel­lun­gen be­grün­den. Dies ist nicht der Fall, wenn sich das Ge­richt des ers­ten Rechts­zugs bei der Tat­sa­chen­fest­stel­lung an die Grund­sät­ze der frei­en Be­weis­wür­di­gung des § 286 ZPO ge­hal­ten hat und das Be­ru­fungs­ge­richt kei­nen An­lass sieht, vom Er­geb­nis der Be­weis­wür­di­gung ab­zu­wei­chen (s. Se­nat, Urt. v. 11.03.2004 – 12 U 285/02, DAR 2004, 387 = NZV 2004, 632, 633; Urt. v. 08.01.2004 – 12 U 184/02, KGR 2004, 269, vgl. auch BGH, Urt. v. 09.03.2005 – VI­II ZR 266/03, NJW 2005, 1583, 1584).

§ 286 ZPO for­dert den Rich­ter auf, nach sei­ner frei­en Über­zeu­gung zu ent­schei­den. Das be­deu­tet, dass er le­dig­lich an Denk- und Na­tur­ge­set­ze so­wie an Er­fah­rungs­sät­ze und aus­nahms­wei­se Be­weis­re­geln ge­bun­den ist, an­sons­ten aber die im Pro­zess ge­won­ne­nen Er­kennt­nis­se nach sei­ner in­di­vi­du­el­len Ein­schät­zung be­wer­ten darf. Da­bei darf er ins­be­son­de­re auch ei­ner Par­tei mehr glau­ben als ei­nem Zeu­gen, auch wenn die­ser be­ei­det wur­de, oder trotz meh­re­rer be­stä­ti­gen­der Zeu­gen­aus­sa­gen das Ge­gen­teil der Be­weis­be­haup­tung fest­stel­len, so­fern dies nach der aus den üb­ri­gen Be­weis­mit­teln bzw. dem Ak­ten­in­halt ge­won­ne­nen Er­kennt­nis­se sei­ner Über­zeu­gung ent­spricht (vgl. Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 26. Aufl., § 286 Rn. 13). Die lei­ten­den Grün­de und die we­sent­li­chen Ge­sichts­punk­te für sei­ne Über­zeu­gungs­bil­dung hat das Ge­richt nach­voll­zieh­bar im Ur­teil dar­zu­le­gen. Da­bei ist es nicht er­for­der­lich, auf je­des ein­zel­ne Par­tei­vor­brin­gen und al­le Be­weis­mit­tel aus­führ­lich ein­zu­ge­hen; es ge­nügt, wenn nach der Ge­samt­heit der Grün­de ei­ne Sach­ent­spre­chen­de Be­ur­tei­lung statt­ge­fun­den hat (Reichold, in: Tho­mas/Putzo, ZPO, 27. Aufl., § 286 Rn. 3; Se­nat, Urt. v. 12.01.2004 – 12 U 211/02, DAR 2004, 223 = KGR 2004, 291).

An die­se Grund­sät­ze der frei­en Be­weis­wür­di­gung hat sich das Land­ge­richt in dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil ge­hal­ten. Al­lein dar­aus, dass der Be­ru­fungs­füh­rer die Aus­sa­ge der erst­in­stanz­lich ver­nom­me­nen Zeu­gen an­ders wer­tet, er­gibt sich noch kein Feh­ler des Land­ge­richts.

Das Land­ge­richt hat der Aus­sa­ge der Zeu­gin W nicht ent­neh­men kön­nen, dass das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Ver­kaufs­ge­schäfts tat­säch­lich bei der Be­klag­ten lie­gen soll­te. Eben­falls nicht er­sicht­lich war für das Land­ge­richt, dass der er­ziel­te Ver­kaufs­er­lös tat­säch­lich nicht der Zeu­gin W, son­dern der Be­klag­ten zu­ge­flos­sen wä­re.

So­weit die Be­ru­fung dar­auf ab­stellt, dass die Zeu­gin W nicht aus­sa­gen konn­te, den er­ziel­ten Ver­kaufs­er­lös für sich er­langt zu ha­ben, führt dies al­lein – wie das Land­ge­richt rich­tig aus­ge­führt hat – nicht da­zu, von ei­nem Um­ge­hungs­ge­schäft aus­zu­ge­hen. Ob das Geld letzt­lich der Zeu­gin W oder ih­rem Le­bens­ge­fähr­ten zu­ge­flos­sen ist, macht für die Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob es sich um ein Ei­gen­ge­schäft der Be­klag­ten han­del­te, kei­nen Un­ter­schied. Ent­schei­dend ist, dass der Be­klag­ten der Ver­kaufs­er­lös nicht zu­ge­flos­sen ist, und zwar auch nicht in­so­weit, als der von der Klä­ge­rin zu leis­ten­de Kauf­preis teil­wei­se durch den Ver­kauf ei­nes Fahr­zeugs ih­res Ehe­manns ge­leis­tet wur­de. Denn auch in­so­weit ist der Kauf­preis an die Zeu­gin W wei­ter­ge­lei­tet wor­den.

Schließ­lich ist ab­schlie­ßend kurz dar­auf hin­zu­wei­sen, dass es äu­ßerst frag­lich er­scheint, ob die von der Klä­ge­rin ge­rüg­ten Män­gel über­haupt zu ei­nem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­ti­gen wür­den.

So­weit es die im Fe­bru­ar 2008 be­sei­tig­ten klei­ne­ren Män­gel be­trifft, han­del­te es sich da­bei um nor­ma­len Ver­schleiß ei­nes vier Jah­re al­ten Fahr­zeugs mit knapp 50.000 km Lauf­leis­tung, der zu­dem erst fünf Mo­na­te nach Ver­trags­schluss auf­trat. Im Üb­ri­gen wur­den die von der Klä­ge­rin ge­rüg­ten Män­gel für sie kos­ten­los be­ho­ben; al­lein das Ma­te­ri­al für ei­ne neue No­cken­wel­le war von ihr zu be­zah­len.

So­weit die Klä­ge­rin rügt, dass der Kraft­stoff­ver­brauch des Fahr­zeugs zu hoch sei, hat die Be­klag­te ei­ne Ta­bel­le über den Kraft­stoff­ver­brauch des Fahr­zeugs der Klä­ge­rin ein­ge­reicht, die in­ner­orts ei­nen Ver­brauch von 13,1 l/100 km aus­weist, mit­hin un­we­sent­lich we­ni­ger, als dies von der Klä­ge­rin be­haup­tet wird. …“

Die Be­ru­fung wur­de zu­rück­ge­nom­men.

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