1. Bei so­ge­nann­ten Se­ri­en- oder Kon­struk­ti­ons­feh­lern an Kraft­fahr­zeu­gen, die auf dem Ge­braucht­wa­gen­markt ge­han­delt wer­den, kann bei der Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob ein Man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB vor­liegt, als Ver­gleichs­maß­stab nicht al­lein auf Fahr­zeu­ge des glei­chen Typs ab­ge­stellt wer­den. Viel­mehr ist ein her­stel­ler­über­grei­fen­der Ver­gleich an­zu­stel­len. Maß­stab muss das ge­ge­be­nen­falls mit­hil­fe ei­nes Sach­ver­stän­di­gen zu er­mit­teln­de Ni­veau sein, das nach Typ, Al­ter und Lauf­leis­tung ver­gleich­ba­re Fahr­zeu­ge an­de­rer Her­stel­ler er­rei­chen und das der Markt­er­war­tung ent­spricht.
  2. Bei Kon­struk­ti­ons­män­geln schei­det die An­nah­me ei­nes Man­gels nur dann aus, wenn dem Käu­fer das Pro­blem ver­nünf­ti­ger­wei­se be­kannt sein muss. Da­von ist bei ei­nem er­höh­tem Ge­trie­be­ver­schleiß bei Fahr­zeu­gen, die vor­wie­gend für den ame­ri­ka­ni­schen Markt pro­du­ziert wer­den, aber auch in Mit­tel­eu­ro­pa ver­trie­ben wer­den, oh­ne ent­spre­chen­den Hin­weis des Ver­käu­fers re­gel­mä­ßig nicht aus­zu­ge­hen.

OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 15.08.2006 – 10 U 84/06

Sach­ver­halt: Der Klä­ger macht nach dem Kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che gel­tend.

Der Klä­ger er­warb mit Kauf­ver­trag vom 17.09.2004 von der Be­klag­ten – ei­ner ge­werb­li­chen Ge­braucht­wa­gen­ver­käu­fe­rin – ei­nen Ford zu ei­nem Ge­samt­kauf­preis von 6.100 € (ein­schl. Ga­ran­tie­ver­si­che­rung). Im Kauf­ver­trag wur­de als Stand des Ki­lo­me­ter­zäh­lers „109.000 km“ ein­ge­tra­gen. Zum Zeit­punkt der Über­ga­be war in das Fahr­zeug al­ler­dings ein neu­er Ta­cho­me­ter ein­ge­baut wor­den, der als Lauf­leis­tung 0 km auf­wies.

Cir­ca drei Mo­na­te spä­ter blieb das Fahr­zeug bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 6.362 km we­gen ei­nes Ge­trie­be­scha­dens lie­gen. Nach­dem die Be­klag­te ei­ne Nach­bes­se­rung ab­lehn­te, hat der Klä­ger mit Schrift­satz sei­nes Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 16.02.2005 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt.

Mit der vor­lie­gen­den Kla­ge ver­langt der Klä­ger im We­sent­li­chen die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags. Das Land­ge­richt hat der Kla­ge nach Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens zum größ­ten Teil statt­ge­ge­ben und Ab­zü­ge nur hin­sicht­lich der gel­tend ge­mach­ten Miet­wa­gen­kos­ten vor­ge­nom­men. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, der Zu­stand des Ge­trie­bes sei schon bei Über­ga­be des Fahr­zeugs man­gel­haft ge­we­sen. Es ha­be ein über­mä­ßi­ger und un­ge­wöhn­li­cher Ver­schleiß vor­ge­le­gen, den ein Käu­fer nicht hin­zu­neh­men brau­che. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten blieb er­folg­los.

Aus den Grün­den: II. … [D]as Land­ge­richt [ist] zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass das Ge­trie­be des vom Klä­ger er­wor­be­nen Fahr­zeugs zum Zeit­punkt der Über­ga­be ei­nen Man­gel i. S. von § 434 BGB auf­ge­wie­sen hat.

1. Der An­spruch des Klä­gers auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs folgt nach dem mit Schrei­ben sei­nes Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 16.02.2005 wirk­sam er­klär­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag aus §§ 346, 348, §§ 437 Nr. 2, 323 BGB.

Streit­punkt zwi­schen den Par­tei­en ist da­bei al­lein, ob das Fahr­zeug zu dem nach § 446 BGB maß­geb­li­chen Zeit­punkt der Über­ga­be mit ei­nem Sach­man­gel i. S. von § 434 BGB be­haf­tet ge­we­sen ist. Nach­dem die Be­haup­tung ei­ner hö­he­ren Lauf­leis­tung im Be­ru­fungs­ver­fah­ren kei­ne Rol­le mehr spielt, ist letzt­lich nur noch zu klä­ren, ob aus dem ca. drei Mo­na­te bzw. 6.000 km nach Über­ga­be am Fahr­zeug auf­ge­tre­te­nen Ge­trie­be­scha­den ein Sach­man­gel zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs ab­ge­lei­tet wer­den kann.

a) Ei­ne aus­drück­li­che Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs bzw. des Ge­trie­bes i. S. von § 434 I 1 BGB ha­ben die Par­tei­en nicht ver­ein­bart. So­weit das Fahr­zeug mit der Be­schrei­bung „ein­wand­frei­er Zu­stand“ be­wor­ben wor­den ist, kann der Klä­ger dar­aus kei­ne Rech­te ab­lei­ten.

b) Nach § 434 I 2 Nr. 1 BGB ist ei­ne Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die „nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung“ eig­net. Ei­ne kon­kre­te Ver­ein­ba­rung hin­sicht­lich der Ver­wen­dung des Fahr­zeugs ha­ben die Par­tei­en nicht ge­trof­fen. Der blo­ße Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Ge­braucht­wa­gen ge­nügt in der Re­gel nicht für die An­nah­me ei­ner still­schwei­gen­den Ver­ein­ba­rung über die Ge­brauchs­taug­lich­keit des Fahr­zeugs. Die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung als Ver­kehrs- und Trans­port­mit­tel ist da­her kei­ne „Ver­wen­dung“ im Sin­ne die­ser Vor­schrift (vgl. BGH, DAR 1984, 2651Ge­meint ist wohl das Ur­teil des BGH vom 22.02.1984 – VI­II ZR 238/82, NJW 1984, 1452 = DAR 1984, 254. Da­nach ent­spricht es „der Nor­ma­ler­war­tung al­ler Par­tei­en ei­nes Kraft­fahr­zeug­kaufs“, dass „ein zur Wei­ter­be­nut­zung ge­kauf­tes Kraft­fahr­zeug auch be­stim­mungs­ge­mäß be­nutzt wer­den kann und nicht we­gen schwer­wie­gen­der Män­gel ge­brauchs­un­taug­lich ist“.; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 1232). Er­for­der­lich ist viel­mehr das Vor­lie­gen kon­kre­ter An­halts­punk­te da­für, dass der Ver­käu­fer für ei­nen be­stimm­ten Um­stand (hier ei­ne län­ger an­dau­ern­de Ge­brauchs­taug­lich­keit) ein­ste­hen will.

So­weit im Ur­teil des Land­ge­richts aus­ge­führt ist, der Ver­wen­dungs­zweck des Fahr­zeugs sei der Ge­brauch im Stra­ßen­ver­kehr über ei­nen ge­wis­sen, nicht all­zu kur­zen Zeit­raum ge­we­sen, was sich dar­aus er­ge­be, dass das Fahr­zeug vor Ver­trags­schluss ei­ner Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO un­ter­zo­gen wor­den sei, so ist dar­in ei­ne nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung i. S. des § 434 I 2 Nr. 1 BGB eben­falls nicht zu se­hen. Mit der Be­klag­ten ist da­von aus­zu­ge­hen, dass aus ei­ner erst kürz­lich durch­ge­führ­ten Haupt­un­ter­su­chung al­len­falls die Er­war­tung ab­ge­lei­tet wer­den kann, das Fahr­zeug sei ver­kehrs­si­cher und im Mo­ment fahr­be­reit. Man kann je­doch dar­aus nicht den Schluss zie­hen, es wer­de in­ner­halb ei­ner ge­wis­sen Zeit ein tech­ni­scher De­fekt nicht auf­tre­ten.

c) Ein­schlä­gig für die Be­ant­wor­tung der Fra­ge, ob hier ein Man­gel vor­liegt, ist da­her die Auf­fang­re­gel des § 434 I 2 Nr. 2 BGB, wo­nach ei­ne Sa­che frei von Män­geln ist, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Es geht da­bei hier um die Fra­ge, ob es sich bei dem drei Mo­na­te nach dem Er­werb des Fahr­zeugs auf­ge­tre­te­nen Ge­trie­be­scha­den um ei­ne nor­ma­le Ver­schleiß-, Ab­nut­zungs- oder Al­te­rungs­er­schei­nung ge­han­delt hat, die re­gel­mä­ßig kei­nen Man­gel dar­stellt und für die der Käu­fer das Ri­si­ko trägt (vgl. BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434), oder ob ein über­mä­ßi­ger oder un­ge­wöhn­li­cher Ver­schleiß vor­lag, der als Ab­wei­chung vom durch­schnitt­li­chen Zu­stand zu be­ur­tei­len ist und vom Käu­fer re­gel­mä­ßig nicht hin­ge­nom­men wer­den muss.

(1) Bei dem am 29.12.2004 ein­ge­tre­te­nen „Ge­trie­be-To­tal­scha­den“ han­delt es sich zwei­fels­frei um ei­nen Man­gel. Der Ge­trie­be­de­fekt lag je­doch bei Über­ga­be des Fahr­zeugs am 17.09.2004 noch nicht vor. Ei­ne Sach­män­gel­haf­tung der Be­klag­ten kommt da­her nur in Be­tracht, wenn der Ge­trie­be­scha­den sei­ner­seits auf ei­ne Ur­sa­che zu­rück­zu­füh­ren ist, die ei­ne ver­trags­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs dar­stellt und bei Ge­fahr­über­gang be­reits vor­han­den war (vgl. BGH, Urt. v. 02.06.2004 – VI­II ZR 329/03, BGHZ 159, 215). Aus­gangs­punkt für die wei­te­ren Über­le­gun­gen sind da­bei die Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen, die von kei­ner der bei­den Sei­ten in­fra­ge ge­stellt, son­dern le­dig­lich recht­lich un­ter­schied­lich be­wer­tet wer­den.

Der Sach­ver­stän­di­ge kam zu dem Er­geb­nis, dass der Ein­tritt des Ge­trie­be­scha­dens als plötz­li­ches Er­eig­nis am 29.12.2004 die Fol­ge ei­nes lang­fris­tig an­ge­leg­ten Ver­schlei­ßes ge­we­sen ist, der über die ge­sam­te Lauf­zeit des Fahr­zeugs hin­weg ge­gen­über ei­nem nor­ma­len Pkw er­höht war. Die Zahn­flan­ken der Zahn­rä­der wur­den schnel­ler ab­ge­nutzt, weil die Ver­zah­nung kon­struk­tiv nicht ge­eig­net war, ho­he Ki­lo­me­ter­lauf­leis­tun­gen zu über­ste­hen. Die Aus­sa­ge des Sach­ver­stän­di­gen, dass es sich hier­bei um ei­nen Ver­schleiß han­delt, der über die nor­ma­le Ab­nut­zung von Fahr­zeug­ge­trie­ben hin­aus­geht, ist ein­deu­tig. Der Sach­ver­stän­di­ge hat aus­ge­führt, dass Kon­struk­teu­re die Lauf­zeit­er­war­tung ih­rer Ge­trie­be nach dem Stand der Tech­nik auf 200.000 Ki­lo­me­ter bis 300.000 Ki­lo­me­ter vor­aus­be­rech­nen. Aus­ge­hend da­von steht au­ßer Fra­ge, dass vor­lie­gend von ei­nem „vor­zei­ti­gen“ Ver­schleiß aus­zu­ge­hen ist.

(2) In recht­li­cher Hin­sicht stellt sich al­ler­dings das Pro­blem, dass nach § 434 I 2 Nr. 2 BGB der Zu­stand der er­wor­be­nen Sa­che dar­an zu mes­sen ist, was bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und was der Käu­fer nach Art der Sa­che er­war­ten kann.

Der Be­klag­te be­ruft sich in die­sem Zu­sam­men­hang auf die An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen, wo­nach ei­ne sol­che ver­kürz­te Halt­bar­keit der Zahn­rä­der und da­mit des ge­sam­ten Ge­trie­bes bei ei­nem Fahr­zeug die­ses Typs kei­nes­wegs au­ßer­ge­wöhn­lich ist, und stellt sich auf den Stand­punkt, die vor­zei­ti­ge Ab­nut­zung des Ge­trie­bes sei nor­mal und vom Käu­fer zu er­war­ten. Die­se Ar­gu­men­ta­ti­on greift al­ler­dings nicht durch. Nach § 434 I 2 Nr. 2 BGB ist auf die Üb­lich­kei­ten und die Käu­fe­rer­war­tun­gen ab­zu­stel­len, bei­des äu­ßerst wer­tungs­of­fe­ne Kri­te­ri­en. In­so­weit ist ei­ne ganz­heit­li­che Be­trach­tungs­wei­se an­ge­zeigt. Es ist zu be­ur­tei­len, was üb­lich ist, und was ein durch­schnitt­lich in­for­mier­ter und ver­stän­di­ger Ver­brau­cher letzt­lich er­war­ten kann. Da­bei geht es letzt­lich um die Fest­le­gung ei­nes fak­ti­schen Ni­veaus von Qua­li­tät und Leis­tung der Sa­che, die ein Käu­fer von dem kon­kre­ten Pro­dukt er­war­ten kann. Liegt die Qua­li­tät des Kauf­ob­jekts un­ter die­sem Ni­veau, ist ein Sach­man­gel an­zu­neh­men.

Die Be­klag­te hat zwar Recht, wenn sie dar­auf hin­weist, dass als Ver­gleichs­maß­stab grund­sätz­lich ein ge­brauch­tes Fahr­zeug her­an­zu­zie­hen ist, das bau­art- und typ­gleich ist und nach Al­ter und Lauf­leis­tung dem Kauf­ob­jekt so­weit wie mög­lich ent­spricht (vgl. hier­zu Pa­landt/Putzo, BGB, 65. Aufl., § 434 Rn. 29 m. w. Nachw.). Den­noch kann dies nicht zu dem von der Be­klag­ten ge­wünsch­ten Schluss füh­ren, dass es ein Käu­fer eben zu ak­zep­tie­ren hat, wenn … bei ei­ner Lauf­leis­tung von 115.000 Ki­lo­me­tern die Zahn­flan­ken der Zahn­rä­der des Ge­trie­bes so ab­ge­nutzt sind, dass es eben zu ei­nem Ge­trie­be­scha­den kommt.

Das Land­ge­richt weist zu Recht dar­auf hin, dass die vor­zei­ti­ge Ab­nut­zung der Zahn­flan­ken auf ei­nen kon­struk­ti­ven Feh­ler zu­rück­zu­füh­ren ist, und man in die­sem Fall nicht die an­de­ren Fahr­zeu­ge des glei­chen Typs, die un­ter dem­sel­ben Feh­ler lei­den, als Ver­gleichs­maß­stab her­an­zie­hen kann, weil dies als Zir­kel­schluss zwangs­läu­fig da­zu füh­ren wür­de, dass man die Man­gel­frei­heit des ge­kauf­ten Fahr­zeugs un­ab­hän­gig von der Art des Feh­lers an­neh­men müss­te.

Eben­so zu­tref­fend hat sich das Land­ge­richt auf den Stand­punkt ge­stellt, dass man in den Fäl­len der Se­ri­en­feh­ler den Ver­gleichs­maß­stab durch Ein­be­zie­hung von Fremd­fa­bri­ka­ten er­wei­tern und ver­stärkt auf das Kri­te­ri­um der Ver­kehrs­auf­fas­sung und der Käu­fe­rer­war­tung ab­stel­len muss. Die Maß­stä­be der Üb­lich­keit und des zu Er­war­ten­den las­sen sich oh­ne­hin nicht trenn­scharf von­ein­an­der ab­gren­zen, wo­bei dem zu Er­war­ten­den im Zwei­fel so­gar das grö­ße­rer Ge­wicht zu­kom­men muss (so auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1236). An die­ser Ein­schät­zung än­dert auch der Hin­weis der Be­klag­ten im Schrift­satz vom 25.07.2006 nichts, in wel­chem er auf ein Ur­teil des OLG Düs­sel­dorf vom 19.06.2006 ver­weist. Im dor­ti­gen Fall war bei ei­nem Re­nault La­gu­na ein Ge­trie­be­scha­den auf­grund ei­nes Kon­struk­ti­ons­man­gels be­reits bei ca. 85.000 km auf­ge­tre­ten. Das OLG Düs­sel­dorf ist in die­ser Ent­schei­dung je­doch ge­ra­de nicht der An­sicht der dor­ti­gen Be­klag­ten ge­folgt, es lie­ge kein Man­gel vor, weil ein sol­cher Scha­den bei dem frag­li­chen Mo­dell nicht un­üb­lich sei. Auch das OLG Düs­sel­dorf hat sich viel­mehr auf den Stand­punkt ge­stellt, bei sol­chen Se­ri­en­feh­lern sei ein „wei­ter her­stel­ler­über­grei­fen­der Ver­gleich“ an­zu­stel­len, und Maß­stab müs­se das fak­ti­sche Ni­veau sein, das ver­gleich­ba­re Wa­ren an­de­rer Her­stel­ler er­reich­ten und das der Markt­er­war­tung ent­spre­che (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 19.06.2006 – I-1 U 38/06). Dies ist der rich­ti­ge An­satz, denn in der Tat wird der Er­war­tungs­ho­ri­zont des Käu­fers nicht al­lein durch das von ihm aus­ge­such­te Pro­dukt, son­dern auch durch die mit die­sem im Wett­be­werb ste­hen­den Kon­kur­renz­an­ge­bo­ten ge­prägt. Die Er­war­tun­gen ei­nes Ge­braucht­wa­gen­käu­fers wer­den da­bei durch die Dar­bie­tung des Fahr­zeugs durch den Her­stel­ler bzw. den Ver­käu­fer, durch den Zeit­punkt der Pro­duk­ti­on und durch sei­ne Her­kunft so­wie maß­geb­lich da­durch ge­prägt, was bei Fahr­zeu­gen die­ser Art dem Stand der Tech­nik ent­spricht. Es ist da­her ein Ver­gleich mit an­de­ren typ­glei­chen oder sonst ver­gleich­ba­ren Fahr­zeu­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung des je­wei­li­gen all­ge­mei­nen Stands der Tech­nik vor­zu­neh­men (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 08.06.2005 – I-3 U 12/04, NJW 2005, 2235; OLG Ko­blenz, Urt. v. 26.06.2003 – 5 U 62/03, NJW-RR 2003, 1380). Aus­ge­hend da­von kommt man un­ter Be­rück­sich­ti­gung der An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen letzt­lich wie­der da­hin, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug eben nicht das er­for­der­li­che fak­ti­sche Ni­veau von Qua­li­tät und Leis­tung er­reicht, wel­ches von ei­nem Durch­schnitts­käu­fer ei­nes sol­chen Fahr­zeugs – dem der Se­ri­en­feh­ler in der Re­gel nicht be­kannt ist – be­rech­tig­ter­wei­se er­war­tet wird.

So­weit die Be­klag­te in die­sem Zu­sam­men­hang ein­wen­det, in Wirk­lich­keit hand­le es sich nicht um ei­nen Kon­struk­ti­ons­man­gel, son­dern le­dig­lich um ei­ne kon­struk­ti­ve Schwä­che des Ge­trie­bes, und sie in die­sem Zu­sam­men­hang Ver­glei­che mit un­ter­schied­li­chen Rei­fen an­stellt, die üb­li­cher­wei­se auch un­ter­schied­li­che Lauf­leis­tun­gen auf­wie­sen, greift die­ser Ein­wand nicht durch. Selbst­ver­ständ­lich gibt es zwi­schen ein­zel­nen Pro­duk­ten stets ge­wis­se Un­ter­schie­de, die hin­zu­neh­men sind, al­ler­dings nur, wenn sie sich in­ner­halb be­stimm­ter Gren­zen be­we­gen. Dar­um geht es hier aber nicht, denn die Halt­bar­keit des Ge­trie­bes des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs war nicht nur kür­zer als die an­de­rer Fahr­zeug­ty­pen, son­dern ent­sprach nach den in­so­weit ein­deu­ti­gen An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen nicht (mehr) dem Stand der Tech­nik und fiel da­mit aus dem Be­reich zu­läs­si­ger Qua­li­täts­un­ter­schie­de her­aus. Dies wä­re bei Rei­fen eben­falls nicht an­ders, wenn ein Pro­dukt in sei­ner Lauf­leis­tung völ­lig vom Stan­dard ab­wei­chen wür­de.

So­weit sich die Be­klag­te schließ­lich un­ter Be­ru­fung auf das OLG Düs­sel­dorf (Urt. v. 19.06.2006 – I-1 U 38/06) dar­auf be­ruft, für so­ge­nann­te „Exo­ten“ müs­se et­was an­de­res gel­ten, und als Bei­spiel ein Fahr­zeug auf­führt, dass für den nord­ame­ri­ka­ni­schen Markt pro­du­ziert wor­den ist und von dem man nicht oh­ne Wei­te­res das Maß an Zu­ver­läs­sig­keit ver­lan­gen kön­ne wie bei Fahr­zeu­gen ähn­li­cher Bau­art, die für den eu­ro­päi­schen Markt be­stimmt sei­en, ver­hilft auch dies ih­rer Rechts­ver­tei­di­gung nicht zum Er­folg. Die­se Be­trach­tung mag vom An­satz­punkt her für be­son­de­re ein­zel­ne „Lieb­ha­ber­stü­cke“ rich­tig sein, doch han­delt es sich beim nicht um ei­nen sol­chen Exo­ten. Ei­ne Re­cher­che … hat er­ge­ben, dass der­zeit über hun­dert Fahr­zeu­ge die­ser Art – na­he­zu sämt­lich mit Au­to­ma­tik­ge­trie­be – über das In­ter­net auf dem deut­schen Markt an­ge­bo­ten wer­den. Auch der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten hat im Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung am 07.08.2006 an­ge­ge­ben, der Ford sei als Neu­fahr­zeug im Be­reich der EU und ins­be­son­de­re auch in Deutsch­land ver­trie­ben wor­den. Von da­her er­scheint es auch für die­ses Fahr­zeug ge­recht­fer­tigt, den mit­tel­eu­ro­päi­schen Stan­dard an­zu­le­gen. Oh­ne kon­kre­te In­for­ma­ti­on wird ein durch­schnitt­li­cher ver­stän­di­ger Ge­braucht­wa­gen­käu­fer da­her da­von aus­ge­hen, dass das er­wor­be­ne Pro­dukt zu­min­dest den gel­ten­den „Min­dest­stan­dards“ und da­mit dem Stand der Tech­nik ent­spricht.

Da so­mit vom Vor­lie­gen ei­nes Man­gels i. S. von § 434 BGB bei Über­ga­be des Fahr­zeugs aus­zu­ge­hen ist, war der Klä­ger zum Rück­tritt be­rech­tigt und kann da­her den ge­zahl­ten Kauf­preis – nach § 348 BGB al­ler­dings nur Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs – von der Be­klag­ten ver­lan­gen. …

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