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Tag: Nut­zungs­ent­schä­di­gung

Rück­tritt vom Kauf­ver­trag über ein Wohn­mo­bil – Nut­zungs­ent­schä­di­gung

  1. Ein Wohmo­bil, des­sen Auf­bau­tür sich al­len­falls mit über­mä­ßi­ger Kraft­ein­wir­kung öff­nen lässt und durch die bei Re­gen Was­ser in das In­ne­re des Fahr­zeugs ein­dringt, lei­det an ei­nem er­heb­li­chen Man­gel, der den Käu­fer grund­sätz­lich zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt.
  2. Nach ei­nem wirk­sa­men man­gel­be­ding­ten Rück­tritt von ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag (hier: über ein Wohn­mo­bil) schul­det der Käu­fer dem Ver­käu­fer ge­mäß § 346 I, II Nr. 1 BGB ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung für je­den mit dem Fahr­zeug ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter. Der Ver­käu­fer ist sei­ner­seits ver­pflich­tet, dem Käu­fer aus dem Kauf­preis ge­zo­ge­ne Nut­zun­gen in Ge­stalt er­wirt­schaf­te­ter oder er­spar­ter Zin­sen her­aus­zu­ge­ben oder durch ih­ren Wert zu er­set­zen.

LG Nürn­berg-Fürth, Ur­teil vom 16.05.2019 – 10 O 4413/17

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Will­kür­li­cher Ver­wei­sungs­be­schluss im VW-Ab­gas­skan­dal – Nut­zungs­ent­schä­di­gung

  1. Die Nut­zungs­ent­schä­di­gung, die der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens dem Ver­käu­fer nach ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag schul­det (§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB), ist an­hand der im Zeit­punkt der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Käu­fer zu er­war­ten­den Rest­lauf­leis­tung zu er­mit­teln. Auf die zu er­war­ten­de Ge­samt­lauf­leis­tung ei­nes ent­spre­chen­den Neu­fahr­zeugs kann auch bei ei­nem re­la­tiv jun­gen Ge­braucht­wa­gen nicht ab­ge­stellt wer­den; viel­mehr sind von der vor­aus­sicht­li­chen Ge­samt­lauf­leis­tung ei­nes ent­spre­chen­den Neu­fahr­zeugs die Ki­lo­me­ter ab­zu­zie­hen, die der Ge­braucht­wa­gen bei der Über­ga­be an den Käu­fer be­reits zu­rück­ge­legt hat­te.
  2. Bei der Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung ist die zu er­war­ten­de Ge­samt­lauf­leis­tung zu schät­zen (§ 287 I 1, 2, II ZPO), wo­bei bei ei­nem Die­sel­fahr­zeug min­des­tens ei­ne vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung von 200.000 bis 250.000 km an­zu­neh­men ist. Im Üb­ri­gen ist zwi­schen Nutz­fahr­zeu­gen und den ver­schie­den Ar­ten von Per­so­nen­kraft­wa­gen zu un­ter­schei­den und zu be­rück­sich­ti­gen, dass Pkw, Kom­bis und SUV der mitt­le­ren und ge­ho­be­nen Klas­se auf­grund ih­res Qua­li­täts­stan­dards heut­zu­ta­ge – von Son­der­fäl­len ab­ge­se­hen – ei­ne Ge­samt­lauf­leis­tung von bis zu 400.000 km er­rei­chen.
  3. Ord­net das Land­ge­richt ge­mäß § 145 I ZPO an, dass meh­re­re in ei­ner Kla­ge er­ho­be­ne An­sprü­che (hier: ge­gen die Ver­käu­fe­rin ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Pkw und ge­gen die Volks­wa­gen AG) in ge­trenn­ten Pro­zes­sen ver­han­delt wer­den, so bleibt das Land­ge­richt für je­des der – nun­mehr ge­trenn­ten – Ver­fah­ren nicht schon ge­mäß § 261 III Nr. 2 ZPO (per­pe­tua­tio fo­ri) sach­lich zu­stän­dig, wenn der Klä­ger in bei­den Ver­fah­ren das­sel­be wirt­schaft­li­che Ziel ver­folgt und des­halb die – in der Sum­me 5.000 € über­stei­gen­den – Wer­te der je­wei­li­gen Streit­ge­gen­stän­de nicht ge­mäß § 5 Halb­satz 1 ZPO zu­sam­men­ge­rech­net wer­den.
  4. Bei der Be­mes­sung des Streit­werts ei­ner Kla­ge, mit der ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Kfz-Käu­fer die Fest­stel­lung er­wir­ken will, dass ihm die Volks­wa­gen AG zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet ist, kann zu be­rück­sich­ti­gen sein, dass die Volks­wa­gen AG ein in­ter­na­tio­nal be­kann­tes Groß­un­ter­neh­men ist, bei dem da­von aus­zu­ge­hen ist, dass es sich schon ei­nem Fest­stel­lungs­ur­teil beu­gen wird. Des­halb kann es ge­recht­fer­tigt sein, den Streit­wert so zu be­mes­sen, als hät­te der Käu­fer ei­ne Leis­tungs­kla­ge er­ho­ben, ob­wohl an sich mit Blick auf die feh­len­de Voll­streck­bar­keit ei­nes Fest­stel­lungs­aus­spruchs ein Ab­schlag in Hö­he von 20 % vor­zu­neh­men wä­re.

OLG Hamm, Be­schluss vom 19.02.2019 – 32 SA 6/19

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Be­zeich­nung ei­nes (Luft-)Fahr­zeugs als „un­fall­frei“

  1. Wird ein ge­brauch­tes Fahr­zeug (hier: ein Luft­fahr­zeug) im Kauf­ver­trag als „un­fall­frei“ be­zeich­net, liegt min­des­tens ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts vor, dass das Fahr­zeug un­fall­frei sei. Ob der Ver­käu­fer so­gar ei­ne Ga­ran­tie (§ 443 I, § 444 Fall 2 BGB) da­für über­nom­men hat, dass das Fahr­zeug un­fall­frei ist, kann da­hin­ste­hen. Denn ein ver­ein­bar­ter Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss gilt schon nicht für ei­nen Man­gel, der dar­in be­steht, dass die Kauf­sa­che nicht die i. S. von § 434 I 1 BGB ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat (im An­schluss an BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 117/12 Rn. 15 m. w. Nachw.).
  2. Be­an­sprucht der Ver­käu­fer ei­nes Fahr­zeugs nach ei­nem Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung (§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB), so hat er als An­spruch­stel­ler nach den all­ge­mei­nen Grund­sät­zen die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass die Vor­aus­set­zun­gen des gel­tend ge­mach­ten An­spruchs er­füllt sind. Den Käu­fer trifft je­doch ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last, der er da­durch ge­nügt, dass er zum Um­fang der Nut­zung des Fahr­zeugs vor­trägt.
  3. Man­gels ei­ner au­to­ma­ti­schen Sal­die­rung der wech­sel­sei­ti­gen An­sprü­che aus dem Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis (vgl. § 348 Satz 1 BGB) muss der auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags in An­spruch ge­nom­me­ne Ver­käu­fer mit ei­nem An­spruch auf Nut­zungs­ent­schä­di­gung aus­drück­lich oder kon­klu­dent ge­gen die Rück­ge­währan­sprü­che des Käu­fers auf­rech­nen, da­mit es zu ei­ner Sal­die­rung kommt.

OLG Mün­chen, Ur­teil vom 14.02.2019 – 8 U 130/18

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An­spruch des Käu­fers auf Er­stat­tung des vol­len Kauf­prei­ses im VW-Ab­gas­skan­dal – § 826 BGB

  1. Es ist in­zwi­schen all­ge­mein be­kannt, dass die Volks­wa­gen AG in Ge­winn­erzie­lungs­ab­sicht Die­sel­mo­to­ren des Typs EA189 mit ei­ner Soft­ware ver­se­hen hat, die ei­ne Ma­ni­pu­la­ti­on der Schad­stoff­emis­sio­nen be­wirkt. Da­mit hat die Volks­wa­gen AG die Käu­fer der vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­sto­ßen­den Wei­se vor­sätz­lich ge­schä­digt, so­dass sie ih­nen ge­mäß § 826 BGB Scha­dens­er­satz leis­ten muss.
  2. Muss die – am Kauf­ver­trag nicht be­tei­lig­te – Volks­wa­gen AG dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Pkw ge­mäß § 826 BGB den Kauf­preis Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be und Über­eig­nung des Fahr­zeugs er­stat­ten, so hat der Käu­fer der Volks­wa­gen AG kei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung für die mit dem Fahr­zeug zu­rück­ge­leg­ten Ki­lo­me­ter zu zah­len. Ei­ne ent­spre­chen­de Ver­pflich­tung wi­der­sprä­che viel­mehr dem Ge­dan­ken des Scha­dens­er­sat­zes we­gen sit­ten­wid­ri­ger vor­sätz­li­cher Schä­di­gung.

LG Augs­burg, Ur­teil vom 14.11.2018 – 021 O 4310/16

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An­ge­mes­se­ne Nach­bes­se­rungs­frist von sie­ben Wo­chen im VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Pkw ist schon des­halb i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, weil dar­in ei­ne Soft­ware zum Ein­satz kommt, die er­kennt, ob das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert, und die in ei­ner sol­chen Test­si­tua­ti­on ei­nen ei­gens da­für vor­ge­se­he­nen Be­triebs­mo­dus mit ver­gleichs­wei­se nied­ri­gen Stick­oxid­emis­sio­nen ak­ti­viert. Dar­an än­dert nichts, dass das Fahr­zeug – bis auf Wei­te­res – un­ein­ge­schränkt ge­nutzt wer­den kann. Denn ein Käu­fer, der ein zum Ver­kehr auf öf­fent­li­chen Stra­ßen zu­ge­las­se­nes Fahr­zeug er­wirbt, darf nicht nur er­war­ten, dass das Fahr­zeug al­le tech­ni­schen und recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Zu­las­sung er­füllt, son­dern auch, dass der Fahr­zeug­her­stel­ler die für den Fahr­zeug­typ er­for­der­li­chen Er­laub­nis­se und Ge­neh­mi­gun­gen nicht durch ei­ne Täu­schung er­wirkt hat. Die­se Er­war­tung ge­set­zes­kon­for­men Ver­hal­tens ist auch dann schutz­wür­dig, wenn sei­tens ei­nes Her­stel­lers oder meh­re­rer Her­stel­ler in so gro­ßem Um­fang – heim­lich – ma­ni­pu­liert wird, dass die An­zahl der durch Täu­schung er­wirk­ten Zu­las­sun­gen, Er­laub­nis­se und Ge­neh­mi­gun­gen hö­her ist als die An­zahl der recht­mä­ßig zu­stan­de ge­kom­me­nen.
  2. Bei der Be­ur­tei­lung, wel­che Frist zur Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs i. S. von § 323 I BGB an­ge­mes­sen ist, ist zu­guns­ten des Käu­fers zu be­rück­sich­ti­gen, dass die­sem die mit ei­nem un­ab­seh­bar lan­gen Zu­war­ten ver­bun­de­ne Un­si­cher­heit auch dann nicht zu­zu­mu­ten ist, wenn der Käu­fer das be­trof­fe­ne Fahr­zeug un­ein­ge­schränkt nut­zen kann. Es liegt näm­lich in der Na­tur der Sa­che und ist all­ge­mein be­kannt, dass ein Pkw, des­sen Zu­las­sung zum Ver­kehr auf öf­fent­li­chen Stra­ßen auf dem Ein­satz ei­ner Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware be­ruht und der zum Er­halt der Zu­las­sung ein – hier noch gar nicht ent­wi­ckel­tes – Soft­ware­up­date be­nö­tigt, schwe­rer ver­äu­ßert wer­den kann als ein Fahr­zeug, das kei­nen Un­si­cher­hei­ten die­ser Art aus­ge­setzt ist.
  3. Der Man­gel, an dem ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug lei­det, kann auch dann ei­nen Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag recht­fer­ti­gen, wenn die Kos­ten, die für die Be­sei­ti­gung des Man­gels auf­ge­wen­det wer­den müs­sen, im Ver­hält­nis zum Kauf­preis ge­ring­fü­gig sind. Denn ob die Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers, die in der Lie­fe­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs liegt, i. S. von § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich ist, ist im Ein­zel­fall auf­grund ei­ner um­fas­sen­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung zu be­ur­tei­len. Da­bei ist zu­guns­ten des Käu­fers zu be­rück­sich­ti­gen, dass im maß­geb­li­chen Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung das für ei­ne Nach­bes­se­rung er­for­der­li­che Soft­ware­up­date noch gar nicht ver­füg­bar war und des­halb nicht fest­stand, ob und ge­ge­be­nen­falls mit wel­chem sach­li­chen und fi­nan­zi­el­len Auf­wand ei­ne Man­gel­be­sei­ti­gung ge­lin­gen wür­de.
  4. Zu­guns­ten des Käu­fers ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Fahr­zeugs ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass er für ei­nen un­ab­seh­ba­ren Zeit­raum das Ri­si­ko ei­ner In­sol­venz der Volks­wa­gen AG trü­ge, wenn man sei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag an § 323 V 2 BGB schei­tern lie­ße. Weil die Volks­wa­gen AG ei­ner kaum über­schau­ba­ren An­zahl von An­sprü­chen ge­schä­dig­ter Kun­den und Händ­ler in der gan­zen Welt aus­ge­setzt war und ist, be­steht für den Käu­fer das nicht zu ver­nach­läs­si­gen­de Ri­si­ko, dass er nach ei­ner In­sol­venz der Volks­wa­gen AG ein Fahr­zeug be­hal­ten muss, dass man­gels Mit­wir­kung der Her­stel­le­rin nicht mehr in­stand ge­setzt wer­den kann und des­sen Zu­las­sung zum Ver­kehr auf öf­fent­li­chen Stra­ßen in­fra­ge steht.
  5. Die Nut­zungs­ent­schä­di­gung, die ein Pkw-Käu­fer dem Ver­käu­fer nach ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ge­mäß § 346 I, II 1 Nr. 1 BGB schul­det, ist bei ei­nem Die­sel­fahr­zeug auf der Grund­la­ge ei­ner zu er­war­ten­den Ge­samt­lauf­leis­tung von 300.000 km zu er­mit­teln.

OLG Köln, Be­schluss vom 28.05.2018 – 27 U 13/17
(vor­an­ge­hend: LG Köln, Ur­teil vom 18.04.2017 – 4 O 177/16)

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Be­weis­last­um­kehr nach § 476 BGB bei ei­nem äl­te­ren Ge­braucht­wa­gen

  1. Die in § 476 BGB a.F. (= § 477 BGB n.F.) vor­ge­se­he­ne Be­weis­last­um­kehr kommt grund­sätz­lich auch dem Käu­fer ei­ner ge­brauch­ten Sa­che, ins­be­son­de­re ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs, zu­gu­te.
  2. Auch der Käu­fer ei­nes äl­te­ren Ge­braucht­wa­gens – hier: ei­nes rund zwölf Jah­re al­ten BMW 530d Tou­ring mit ei­ner Lauf­leis­tung von et­wa 135.000 km – kann, wenn der Ver­käu­fer nichts Ge­gen­tei­li­ges an­ge­ge­ben hat und die Par­tei­en nichts Ab­wei­chen­des ver­ein­bart ha­ben, da­von aus­ge­hen, dass das Fahr­zeug un­ein­ge­schränkt fahr­be­reit ist.
  3. Pkw der mitt­le­ren und der ge­ho­be­nen Klas­se er­rei­chen heut­zu­ta­ge Ge­samt­fahr­leis­tun­gen von 200.000 bis 300.000 km (im An­schluss an KG, Urt. v. 23.05.2013 – 8 U 58/12, ju­ris Rn. 14 m. w. Nachw.). Des­halb kann bei der Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung, die der Käu­fer ei­nes BMW 530d Tou­ring dem Ver­käu­fer bei ei­ner Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­mäß § 346 I, II 1 Nr. 1 BGB schul­det, oh­ne Wei­te­res ei­ne zu er­war­ten­de Ge­samt­lauf­leis­tung von 250.000 € an­ge­setzt wer­den.

LG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 07.03.2018 – 23 O 236/16
(nach­fol­gend: OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 30.11.2018 – 22 U 52/18)

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SIS-Ein­trag als Rechts­man­gel ei­nes Ge­braucht­wa­gens – „Karls­ru­her For­mel“

  1. Die bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­ne Ein­tra­gung ei­nes Kraft­fahr­zeugs im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) ist kein Sach­man­gel, son­dern ein (er­heb­li­cher) Rechts­man­gel, der den Käu­fer grund­sätz­lich zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt.
  2. Ein Kfz-Käu­fer, der dem Ver­käu­fer nach ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag das Fahr­zeug zu­rück­ge­ben und zu­rück­über­eig­nen muss (§§ 346 I, 348 BGB), er­füllt die­se Pflicht nicht da­durch, dass er dem Ver­käu­fer sei­nen ge­gen­über ei­nem Drit­ten be­ste­hen­den An­spruch auf Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs ab­tritt.
  3. Es ist – auch mit Blick auf § 253 II Nr. 2 ZPO – un­be­denk­lich, wenn die Hö­he der Nut­zungs­ent­schä­di­gung, die ein Kfz-Käu­fer dem Ver­käu­fer nach ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ge­mäß § 346 I, II 1 Nr. 1 BGB schul­det, nicht kon­kret be­zif­fert, son­dern im Sin­ne der „Karls­ru­her For­mel“ le­dig­lich de­ren Be­rech­nung vor­ge­ge­ben wird (im An­schluss an OLG Karls­ru­he, Urt. v. 07.03.2003 – 14 U 154/01, NJW 2003, 1950, 1951).

OLG Köln, Ur­teil vom 01.03.2018 – 15 U 124/17

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Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Ge­braucht­wa­gen – „un­fall­frei“

  1. Er­klärt ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler oh­ne je­de Ein­schrän­kung, ein von ihm zum Kauf an­ge­bo­te­nes Fahr­zeug sei „un­fall­frei“, so ist da­mit nicht le­dig­lich ge­sagt, dass das Fahr­zeug in der Be­sitz­zeit des Händ­lers kei­nen Un­fall­scha­den er­lit­ten ha­be. Viel­mehr darf ein Käu­fer da­von aus­ge­hen, dass der Händ­ler das Fahr­zeug ge­wis­sen­haft auf Un­fall­schä­den un­ter­sucht hat und des­halb da­für ein­ste­hen will, dass es kei­ne un­fall­be­ding­ten Vor­schä­den auf­weist.
  2. Im Rah­men der Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­tra­ges hat der Ver­käu­fer dem Käu­fer grund­sätz­lich die aus dem Net­to­kauf­preis tat­säch­lich ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen her­aus­zu­ge­ben oder da­für Wert­er­satz zu leis­ten (§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB). Glei­ches gilt für Nut­zun­gen, die der Ver­käu­fer ent­ge­gen den Re­geln ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Wirt­schaft nicht ge­zo­ge­nen hat, ob­wohl ihm das mög­lich ge­we­sen wä­re (§ 347 I BGB). In­so­weit kann mit Blick auf ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last des Ver­käu­fers da­von aus­zu­ge­hen sein, dass die­ser durch Nut­zung des Net­to­kauf­prei­ses Zin­sen in Hö­he von vier Pro­zent p. a. er­zielt hat oder hät­te er­zie­len kön­nen.

OLG Hamm, Ur­teil vom 30.05.2017 – 28 U 198/16

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Kein um­fas­sen­der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss bei Be­sich­ti­gungs­klau­sel – „ge­kauft wie ge­se­hen“

  1. Durch die Klau­sel „ge­kauft wie ge­se­hen“ in ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trag wird die Haf­tung des Ver­käu­fers für Sach­män­gel nicht voll­stän­dig aus­ge­schlos­sen. Der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss er­fasst viel­mehr nur Män­gel, die – wie et­wa Del­len, Rost oder Krat­zer – für den Käu­fer als Lai­en bei ei­ner Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs oh­ne sach­ver­stän­di­ge Hil­fe wahr­nehm­bar sind.
  2. Die vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung ei­nes Pkw der Mit­tel­klas­se be­trägt 150.000 km (im An­schluss an OLG Ko­blenz, Urt. v. 16.04.2009 – 6 U 574/08).

LG Au­rich, Ur­teil vom 24.04.2017 – 5 O 161/16
(nach­fol­gend: OLG Ol­den­burg, Hin­weis­be­schluss vom 02.08.2017 – 9 U 29/17OLG Ol­den­burg, Be­schluss vom 28.08.2017 – 9 U 29/17)

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Er­satz­lie­fe­rung trotz in­ten­si­ver Nut­zung der man­gel­haf­ten Kauf­sa­che durch den Käu­fer – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen, des­sen Stick­oxid­aus­stoß soft­ware­ge­steu­ert nur re­du­ziert wird, so­bald das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert, ist i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft. Denn der Durch­schnitts­käu­fer ei­nes Neu­wa­gens darf er­war­ten, dass die Pro­zes­se, die für ei­ne Ver­rin­ge­rung von Schad­stoff­emis­sio­nen sor­gen, nicht nur in ei­ner Test­si­tua­ti­on, son­dern auch beim re­gu­lä­ren Be­trieb des Fahr­zeugs im Stra­ßen­ver­kehr ak­tiv sind.
  2. Ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, wenn un­ge­wiss ist, ob und ge­ge­be­nen­falls wann der sei­nem Fahr­zeug an­haf­ten­de Man­gel be­sei­tigt wer­den kann, oh­ne dass sich et­wa der Kraft­stoff­ver­brauch des Fahr­zeugs er­höht und oh­ne dass ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert ver­bleibt.
  3. Die Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs (§ 439 I Fall 2 BGB) ist dem Ver­käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – VW Pas­sat der sechs­ten Ge­ne­ra­ti­on („B6“) nicht un­mög­lich i. S. des § 275 I BGB, wenn er den Nach­er­fül­lungs­an­spruch des Käu­fers durch die Lie­fe­rung ei­nes – man­gel­frei­en – VW Pas­sat der sieb­ten Ge­ne­ra­ti­on („B7“) er­fül­len kann und er­fül­len darf. Ob das der Fall ist, ist nach dem durch Aus­le­gung zu er­mit­teln­den Wil­len der Ver­trags­par­tei­en bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges zu be­ur­tei­len (§§ 133, 157 BGB). Da­bei ist zu be­rück­sich­ti­gen, ob der Kauf­ver­trag ei­nen Än­de­rungs­vor­be­halt i. S. des § 308 Nr. 4 BGB ent­hält und dass ein VW Pas­sat B7 le­dig­lich ein „ak­tua­li­sier­ter“ VW Pas­sat B6 und kein gänz­lich an­de­res Fahr­zeug ist.
  4. Der Ver­käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs kann ge­mäß § 439 III BGB be­rech­tigt sein, die Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs (§ 439 I Fall 2 BGB) als die vom Käu­fer ge­wähl­te Art der Nach­er­fül­lung zu ver­wei­gern, wenn der Käu­fer das nach §§ 439 IV, 346 ff. BGB zu­rück­zu­ge­ben­de – man­gel­haf­te – Fahr­zeug in­ten­siv ge­nutzt hat und er dem Ver­käu­fer als Ver­brau­cher kei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung schul­det (§ 474 I, II, V 1 BGB). Von ei­ner in die­sem Sin­ne in­ten­si­ven Nut­zung ist aus­zu­ge­hen, wenn der Käu­fer mit dem man­gel­haf­ten – rund sechs Jah­re al­ten – Fahr­zeug be­reits cir­ca 140.000 km zu­rück­ge­legt hat und folg­lich et­wa die Hälf­te der zu er­war­ten­den Ge­samt­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs von 250.000 km er­reicht ist. In ei­nem sol­chen Fall kann sich der Käu­fer sei­nen An­spruch auf Er­satz­lie­fe­rung aber da­durch er­hal­ten, dass er sich zur Zah­lung ei­ner – an sich nicht ge­schul­de­ten – Nut­zungs­ent­schä­di­gung be­reit er­klärt.

LG Arns­berg, Ur­teil vom 24.03.2017 – 2 O 375/16

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