In der – ob­jek­tiv un­rich­ti­gen – Er­klä­rung des pri­va­ten Ver­käu­fers ei­nes Ge­braucht­wa­gens, das Fahr­zeug wei­se kei­nen Rost auf, liegt dann kei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung durch „ins Blaue hin­ein“ ge­mach­te An­ga­ben, wenn der Ver­käu­fer kei­ne äu­ßer­li­chen Rost­spu­ren wahr­ge­nom­men hat und er auch nicht von Drit­ten, zum Bei­spiel an­läss­lich ei­ner Haupt­un­ter­su­chung oder ei­ner Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs, auf Rost hin­ge­wie­sen wur­de.

LG Lim­burg, Ur­teil vom 15.09.2017 – 2 O 407/15
(nach­fol­gend: OLG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 18.05.2018 – 8 U 198/17)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt den Be­klag­ten auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags so­wie auf Scha­dens- und Auf­wen­dungs­er­satz in An­spruch.

Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug – ein Mer­ce­des-Benz E 280 – war 1996 auf die G-GmbH erst­zu­ge­las­sen wor­den. Ge­schäfts­füh­rer die­ser Ge­sell­schaft war der Be­klag­te. 2005 wur­de der Pkw auf den Be­klag­ten um­ge­schrie­ben; ob aus­schließ­lich des­sen Va­ter das Fahr­zeug ge­nutzt hat, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig. Im Jahr 2012 woll­te der Be­klag­te das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug so­dann ver­äu­ßern. Hier­für be­auf­trag­te er die X-GmbH, die das Fahr­zeug im In­ter­net zum Kauf an­bot. In dem „mobile.​de“-In­se­rat hieß es un­ter an­de­rem: „Fahr­zeug hat kei­nen Rost“. 

Nach­dem der Klä­ger den Mer­ce­des-Benz E 280 bei der X-GmbH be­sich­tigt hat­te, kauf­te er das Fahr­zeug mit schrift­li­chem Ver­trag vom 19.06.2012 von dem Be­klag­ten, der bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags von der X-GmbH ver­tre­ten wur­de, für 3.300 €. Die Lauf­leis­tung des Pkw be­trug zu die­sem Zeit­punkt 141.400 km. Im Kauf­ver­trag ist un­ter der vor­ge­druck­ten Über­schrift „Han­delt der Käu­fer als Un­ter­neh­mer, so wird Fol­gen­des ver­ein­bart:“ hand­schrift­lich ein­ge­fügt: „Un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Ge­währ­leis­tung, da Pri­vat­kauf“. Der Pkw wur­de dem Klä­ger am Tag des Ver­trags­schlus­ses ge­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses über­ge­ben.

Am 03.09.2012 stell­te der Klä­ger das Fahr­zeug bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 144.582 bei der W-GmbH vor. Zu die­sem Zeit­punkt wa­ren die Schwel­ler links und rechts ein­ge­drückt. Wei­ter­hin war der Fe­der­be­in­dom vor­ne rechts aus­ge­ris­sen, wo­bei an der Ab­riss­stel­le der Fe­der­auf­nah­me star­ke Kor­ro­si­ons­spu­ren im Be­reich des Rad­hau­ses fest­stell­bar wa­ren. Au­ßer­dem war fest­stell­bar, dass die Mo­tor­hau­be, die Sei­ten­wand rechts und die rech­ten Tü­ren nachla­ckiert wor­den wa­ren und dass das mit ei­nem Au­to­ma­tik­ge­trie­be aus­ge­stat­te­te Fahr­zeug statt im ers­ten im zwei­ten Gang an­fuhr. Ur­sa­che für die feh­ler­haf­te Schal­tung des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes war, dass ei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen dem Mo­tor­steu­er­ge­rät bzw. zwi­schen dem Dia­gno­se­com­pu­ter und dem Ge­trie­be­steu­er­ge­rät nicht mög­lich war; das Fahr­zeug fuhr des­halb im „Not­lauf“.

Für das Gut­ach­ten der W-GmbH wand­te der Klä­ger 1.155,89 € auf. Er ließ am 06.09.2012 un­ter an­de­rem den Fe­der­be­in­dom re­pa­rie­ren und bis zum 27.11.2012 wei­te­re Re­pa­ra­tu­ren an dem Fahr­zeug durch­füh­ren. Zu­dem er­warb der Klä­ger am 09.11.2012 Win­ter­rei­fen für das Fahr­zeug.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 12.11.2012 er­klär­te der Klä­ger ge­gen­über dem Be­klag­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag so­wie „höchst vor­sorg­lich“ die An­fech­tung sei­ner auf den Ab­schluss die­ses Ver­trags ge­rich­te­ten Wil­lens­er­klä­rung. Der Klä­ger ist der An­sicht, dass ein Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht wirk­sam ver­ein­bart wor­den sei, da – un­strei­tig – er, der Klä­ger, den Kauf­ver­trag nicht als Un­ter­neh­mer, son­dern Ver­brau­cher ge­schlos­sen ha­be. Der Klä­ger be­haup­tet, er ha­be das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug zwei­mal be­sich­tigt; bei bei­den Be­sich­ti­gun­gen ha­be ihm ein An­ge­stell­ter der X-GmbH zu­ge­si­chert, dass der Pkw un­fall­frei sei. Bei der zwei­ten Be­sich­ti­gung sei ihm dar­über hin­aus auf aus­drück­li­che Nach­fra­ge er­klärt wor­den, dass das Fahr­zeug kei­nen Rost auf­wei­se.

Die Be­schä­di­gun­gen an den Schwel­lern – so be­haup­tet der Klä­ger – sei­en be­reits bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs vor­han­den ge­we­sen und Fol­ge ei­nes ver­schwie­ge­nen Un­falls. Auch die Nachla­ckie­run­gen, die un­strei­tig be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den wa­ren, sei­en auf ei­nen ver­schwie­ge­nen Un­fall zu­rück­zu­füh­ren. Selbst wenn die Nachla­ckie­run­gen auf die Be­sei­ti­gung von Kor­ro­si­on zu­rück­zu­füh­ren sei­en, sei­en sie nicht sach- und fach­ge­recht er­folgt, da der Spach­tel­auf­trag zu dick sei und da­her die Ge­fahr be­ste­he, dass der Spach­tel beim Schlie­ßen der Tü­ren rei­ße. Schließ­lich be­haup­tet der Klä­ger, dass die Kor­ro­si­on am Fe­der­be­in­dom be­reits im Zeit­punkt der Über­ga­be des Fahr­zeugs vor­han­den ge­we­sen sei.

Der Klä­ger meint, dass der Kauf­ver­trag rück­ab­ge­wi­ckelt wer­den müs­se. Dar­über hin­aus müs­se ihm der Be­klag­te die Gut­ach­ter­kos­ten, vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ne Rechts­an­walts­kos­ten so­wie die Re­pa­ra­tur­kos­ten und den für die Win­ter­rei­fen auf­ge­wen­de­ten Kauf­preis er­set­zen und ei­ne Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung zah­len.

Der Be­klag­te hat die Ein­re­de der Ver­jäh­rung er­ho­ben. Er be­haup­tet, dass sein Bru­der, der das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug zur X-GmbH ge­bracht ha­be, und Z ei­nen Rund­gang um den Pkw ge­macht; hät­ten und äu­ßer­lich sei zu die­sem Zeit­punkt kein Rost vor­han­den ge­we­sen sei. Sein Va­ter, der das Fahr­zeug ge­nutzt ha­be, ha­be das Fahr­zeug stets in ei­ner Fach­werk­statt war­ten und re­pa­rie­ren las­sen. Das Fahr­zeug ha­be bei der Über­ga­be an den Klä­ger kei­ne Un­fall­schä­den auf­ge­wie­sen. Die un­strei­tig vor­han­de­nen Nachla­ckie­run­gen sei­en nicht auf ei­nen Un­fall­scha­den zu­rück­zu­füh­ren. Im Üb­ri­gen – so meint der Be­klag­te – lä­ge hin­sicht­lich der be­schä­dig­ten Schwel­ler selbst dann kein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen vor, wenn die Schwel­ler be­reits bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger be­schä­digt ge­we­sen wä­ren. Denn die Be­schä­di­gung der Schwel­ler sei of­fen­sicht­lich.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: 1. Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch ge­gen den Be­klag­ten auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­mäß der §§ 346 I, 323, 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 434 I, 433 I BGB.

Die Par­tei­en ha­ben im Ver­trag grund­sätz­lich ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­ein­bart. Dem steht auch nicht ent­ge­gen, dass der hand­schrift­lich in das Ver­trags­for­mu­lar ein­ge­füg­te Pas­sus im Zu­sam­men­hang mit der im Ver­trag vor­ge­ge­be­nen For­mu­lie­rung „Han­delt der Käu­fer als Un­ter­neh­mer, so wird Fol­gen­des ver­ein­bart“ steht. Den Par­tei­en war bei Ab­schluss des Ver­trags un­strei­tig be­wusst, dass sie je­weils als Ver­brau­cher han­del­ten. Dass sie ent­ge­gen dem For­mu­l­ar­text ge­ra­de im Hin­blick hier­auf den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­ein­ba­ren woll­ten, zeigt sich un­zwei­fel­haft dar­in, dass sie zur Be­grün­dung von die­sem in dem hand­schrift­li­chen Zu­satz ge­ra­de den Um­stand des Pri­vat­kaufs her­vor­ge­ho­ben ha­ben. Män­gel am Au­to­ma­tik­ge­trie­be oder bei der Nachla­ckie­rung des Fahr­zeu­ges kön­nen da­her kei­ne An­sprü­che des Klä­gers be­grün­den.

Of­fen­blei­ben kann, in­wie­weit ein Haf­tungs­aus­schluss in Be­zug auf den un­strei­ti­gen Kor­ro­si­ons­scha­den im Be­reich des Rad­hau­ses vor­ne rechts we­gen des Vor­lie­gens ei­ner zu­ge­si­cher­ten Ei­gen­schaft un­wirk­sam ist (§ 444 BGB). So­fern man grund­sätz­lich von der Zu­läs­sig­keit ei­nes Rück­tritts aus­ge­hen kann, fehlt es zu­min­dest an ei­ner Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung (§ 323 I BGB). Ei­ne sol­che war auch nicht ent­behr­lich. Ei­ne Ent­behr­lich­keit könn­te sich hier al­len­falls dar­aus er­ge­ben, dass der Be­klag­te das Vor­lie­gen von Rost­schä­den arg­lis­tig ver­schwie­gen hat. Dies ist je­doch nicht an­zu­neh­men. Der Be­klag­te hat­te un­strei­tig kei­ne po­si­ti­ve Kennt­nis vom im Rad­haus be­find­li­chen Rost. Mög­lich wä­re da­her nur, dass der Be­klag­te Ver­dachts­mo­men­te „auf gut Glück“ ver­schwie­gen oder so­gar um­ge­kehrt „ins Blaue hin­ein“ An­ga­ben über das Feh­len von Män­geln ge­macht hat, ob­wohl er wuss­te, dass er in­so­fern nicht über die not­wen­di­gen In­for­ma­tio­nen ver­füg­te. Um al­ler­dings die Arg­list nicht in den Be­reich der be­wuss­ten Fahr­läs­sig­keit hin­ein aus­zu­deh­nen, ist hier­bei zu­min­dest er­for­der­lich, dass der Be­klag­te mit dem Vor­han­den­sein ei­nes Man­gels oder der Un­rich­tig­keit sei­ner An­ga­ben rech­ne­te (vgl. statt al­ler Be­ckOK-BGB/Faust, § 438 Rn. 36 ff.). Da­für er­ge­ben sich je­doch kei­ne An­zei­chen. Ein pri­va­ter Au­to­ver­käu­fer, der kei­ne äu­ßer­li­chen Rost­spu­ren wahr­nimmt und die­se auch von Drit­ten bei ei­ner Haupt­un­ter­su­chung oder Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten nicht mit­ge­teilt be­kommt, muss nicht mit der Un­rich­tig­keit der Aus­sa­ge, dass das Fahr­zeug kei­nen Rost auf­weist, rech­nen. Dem steht auch nicht ent­ge­gen, dass das Fahr­zeug zu frü­he­ren Zeit­punk­ten Rost auf­wies, der ent­fernt wer­den muss­te, so­weit – wie hier – kei­ne An­zei­chen für ei­ne Un­voll­stän­dig­keit die­ser Ar­bei­ten be­stan­den.

Of­fen­blei­ben kann auch, ob dem Haf­tungs­aus­schluss ei­ne zu­ge­si­cher­te Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs ge­mäß § 444 BGB ent­ge­gen­steht. Vor­lie­gend kann ge­ra­de nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass bei dem Fahr­zeug zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gan­ges be­reits Un­fall­schä­den vor­han­den wa­ren. Der Sach­ver­stän­di­ge S hat in sei­nem plau­si­blen und von den Par­tei­en nicht in­fra­ge ge­stell­ten Gut­ach­ten nach­voll­zieh­bar aus­ge­führt, dass die vor­ge­nom­me­nen Nachla­ckie­run­gen nicht den Schluss auf ei­ne Un­fall­wa­gen­ei­gen­schaft des Fahr­zeugs zu­las­sen, son­dern tech­nisch mit der Be­sei­ti­gung frü­he­rer Kor­ro­si­ons­schä­den in Ein­klang zu brin­gen sind. Wei­ter­hin hat der Sach­ver­stän­di­ge aus­ge­führt, dass in Be­zug auf den Scha­den am lin­ken Schwel­ler zwar von ei­nem Un­fall­scha­den aus­zu­ge­hen sei, es aber nicht nach­voll­zieh­bar sei, ob die­ser Un­fall­scha­den be­reits zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs be­stand. Hier­bei hat der Sach­ver­stän­di­ge auch die Aus­füh­run­gen in dem vor­ge­leg­ten Pri­vat­gut­ach­ten be­rück­sich­tigt. Ge­gen das Vor­lie­gen ei­nes Scha­dens an den Schwel­lern des Fahr­zeu­ges bei Ge­fahr­über­gang spricht zu­dem, dass die­se auch bei ei­ner lai­en­haf­ten Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs er­kenn­bar sind. Wä­ren die­se da­her be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den ge­we­sen, wä­re es plau­si­bel, dass die­se dem Klä­ger be­reits bei der mehr­fa­chen Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs auf­fal­len wä­ren.

2. Der Klä­ger hat auch kei­nen An­spruch ge­gen den Be­klag­ten ge­mäß § 812 I 1 Fall 1 BGB we­gen ei­ner – hilfs­wei­se er­klär­ten – An­fech­tung des Kauf­ver­trags. Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne An­fech­tung lie­gen nicht vor. We­der in Be­zug auf die un­strei­tig vor­lie­gen­de Kor­ro­si­on im rech­ten vor­de­ren Rad­haus noch in Be­zug auf ein von der Klä­ger­sei­te be­haup­te­tes frü­he­res Un­fall­er­eig­nis liegt ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung bzw. ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen i. S. des § 123 I Fall 1 BGB vor. In­so­weit kann auf die Aus­füh­run­gen un­ter 1 ver­wie­sen wer­den.

3. Auch die wei­te­ren von der Klä­ger­sei­te gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che lie­gen man­gels be­ste­hen­der Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che bzw. man­gels ei­ner wirk­sa­men An­fech­tung nicht vor. …

Hin­weis: Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te im We­sent­li­chen Er­folg. Das OLG Frank­furt a. M. (Urt. v. 18.05.2018 – 8 U 198/17) hat den Be­klag­ten un­ter Ab­än­de­rung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils ver­ur­teilt, an den Klä­ger Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs 3.946,11 € nebst Rechts­hän­gig­keits­zin­sen zu zah­len und ihm vor­ge­richt­li­che Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 413,64 € zu er­set­zen. Au­ßer­dem hat das Be­ru­fungs­ge­richt fest­ge­stellt, dass sich der Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs in An­nah­me­ver­zug be­fin­de. Im Üb­ri­gen hat es die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat das Ober­lan­des­ge­richt aus­ge­führt:

„II. … 3. Die Be­ru­fung hat in dem aus dem Te­nor er­sicht­li­chen Um­fang Er­folg.

a) Der Klä­ger hat ge­gen den Be­klag­ten ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 3.300 € aus § 346 I BGB.

Der Klä­ger hat in dem Schrei­ben vom 12.11.2012 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt (§ 349 BGB). Ent­ge­gen der An­sicht des Land­ge­richts stand dem Klä­ger auch ein ge­setz­li­ches Rück­tritts­recht aus den § 437 Nr. 2 Fall 1, § 323 I BGB zu, oh­ne dass er ei­ne ge­son­der­te Frist zur Nach­er­fül­lung hät­te set­zen müs­sen.

Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug wies ei­nen Man­gel i. S. von § 434 I 1 BGB auf, da der Zeu­ge Z für den Be­klag­ten be­züg­lich der Rost­frei­heit des Fahr­zeugs ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie ab­ge­ge­ben hat­te.

Der Klä­ger hat hier zur Über­zeu­gung des er­ken­nen­den Ein­zel­rich­ters (§ 525 Satz 1, § 286 I I ZPO) nach­wei­sen kön­nen, dass ihm vor dem Ver­trags­schluss die Rost­frei­heit durch den Zeu­gen Z als Ver­tre­ter des Be­klag­ten zu­ge­si­chert wor­den ist.

Die Zeu­gin E hat das Ver­kaufs­ge­spräch in gro­ßer De­tail­rei­che wie­der­ge­ge­ben und glaub­haft dar­ge­stellt, dass sie – al­so die Zeu­gin und ihr Ehe­mann, der Klä­ger – den Zeu­gen Z mehr­fach nach der Rost­frei­heit des Fahr­zeugs ge­fragt hät­ten und die­ser dar­auf­hin je­weils ver­si­chert ha­be, das Fahr­zeug sei rost­frei. Ih­re Er­in­ne­rung stütz­te sie da­bei auf den sei­ner­zeit be­ste­hen­den Wunsch, mit dem Fahr­zeug mehr­mals pro Wo­che ei­nen Pfer­de­an­hän­ger be­we­gen zu kön­nen. Des­we­gen und weil das Fahr­zeug nicht mit ei­ner An­hän­ger­kupp­lung aus­ge­stat­tet ge­we­sen sei, sei ihr und ih­rem Mann die Rost­frei­heit sehr wich­tig ge­we­sen, um nach­träg­lich ei­ne An­hän­ger­kupp­lung an­brin­gen zu kön­nen. Zu­dem schil­der­te die Zeu­gin glaub­haft, sie und der Klä­ger hät­ten sei­ner­zeit ein Fahr­zeug mit Rost­scha­den ge­habt und die­ses ge­gen das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug aus­tau­schen wol­len, an­statt die Rost­schä­den an dem al­ten Fahr­zeug re­pa­rie­ren zu las­sen. Des­halb sei ih­nen die Rost­frei­heit so wich­tig ge­we­sen. Die Aus­sa­ge der Zeu­gin E war ge­prägt von ei­ner kon­kre­ten Er­in­ne­rung an vie­le Ein­zel­hei­ten der da­ma­li­gen Ge­sprä­che. So konn­te die Zeu­gin sich et­wa auch an den im Ver­kaufs­raum des Zeu­gen Z vor­herr­schen­den Farb­ge­ruch deut­lich er­in­nern. Zu­dem wa­ren ihr auch wei­te­re Ne­ben­säch­lich­kei­ten wie die An­we­sen­heit ih­res En­kels und die im Fahr­zeug ab­spra­che­wid­rig ver­blie­be­nen al­ten Tep­pi­che er­in­ner­lich. An­ge­sichts der Viel­zahl der Rea­li­täts­kri­te­ri­en ist der er­ken­nen­de Ein­zel­rich­ter da­von über­zeugt, dass die Zeu­gin E irr­tums­frei die Wahr­heit be­rich­tet hat.

Die Aus­sa­ge des Zeu­gen Z war in­so­weit nicht er­gie­big, da ihm das kon­kre­te Ver­kaufs­ge­spräch nicht mehr er­in­ner­lich ge­we­sen ist.

Der Man­gel – die nicht ge­ge­be­ne Rost­frei­heit – lag auch be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor.

Das Land­ge­richt hat im un­strei­ti­gen Teil des Tat­be­stands fest­ge­hal­ten, dass am 03.09.2012 der Fe­der­be­in­dom vor­ne rechts aus­ge­ris­sen war, wo­bei an der Ab­riss­stel­le der Fe­der­auf­nah­me star­ke Kor­ro­si­ons­spu­ren im Be­reich des Rad­hau­ses fest­stell­bar wa­ren.

Der Tat­be­stand des Erst­ur­teils lie­fert nach § 314 ZPO den Be­weis für das münd­li­che Vor­brin­gen ei­ner Par­tei im erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren (vgl. BGH, Urt. v. 10.11.1995 – V ZR 179/94, WM 1996, 89, 90; Urt. v. 02.02.1999 – VI ZR 25/98, BGHZ 140, 335, 339; Urt. v. 15.06.2000 – III ZR 305/98, WM 2000, 1548, 1549; Urt. v. 28.06.2005 – XI ZR 3/04, ju­ris Rn. 16). Die­se Be­weis­wir­kung er­streckt sich auch dar­auf, ob ei­ne be­stimm­te Be­haup­tung be­strit­ten ist oder nicht (vgl. BGH, Urt. v. 17.05.2000 – VII ZR 216/99, WM 2000, 1871, 1872; Urt. v. 28.06.2005 – XI ZR 3/04, ju­ris Rn. 16; Se­nat, Urt. v. 24.05.2016 – 8 U 159/14, ju­ris Rn. 51).

Der Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs (§ 446 Satz 1 BGB) – der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger (19.06.2012) – lag nur et­wa zwei­ein­halb Mo­na­te vor dem 03.09.2012. Der Pri­vat­sach­ver­stän­di­ge S hat in sei­nem Pri­vat­gut­ach­ten vom 05.11.2012 aus­ge­führt, aus sach­ver­stän­di­ger Sicht sei da­von aus­zu­ge­hen, dass die star­ken Kor­ro­si­ons­an­sät­ze be­reits vor drei Mo­na­ten hät­ten fest­ge­stellt wer­den kön­nen. Er ist da­mit ganz of­fen­sicht­lich da­von aus­ge­gan­gen, dass der Rost be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den ge­we­sen sein muss. Dies er­scheint auch plau­si­bel, da nicht er­sicht­lich ist, dass ein Rost­scha­den in­ner­halb kür­zes­ter Zeit in ei­ner Wei­se ent­ste­hen kann, die zum Ab­rei­ßen des Fe­der­dom­beins führt. Ei­ne ge­gen­tei­li­ge Be­haup­tung hat auch der Be­klag­te nicht auf­ge­stellt.

An­sprü­chen des Klä­gers we­gen die­ses Man­gels steht auch nicht der ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ent­ge­gen.

Die Par­tei­en ha­ben al­ler­dings durch den Pas­sus „Un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Ge­währ­leis­tung, da Pri­vat­ver­kauf“ im schrift­li­chen Kauf­ver­trag vom 19.06.2012 wirk­sam ei­nen Aus­schluss der Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Klä­gers ver­ein­bart. Das Land­ge­richt hat in die­sem Zu­sam­men­hang zu Recht dar­auf ab­ge­stellt, dass sich die Par­tei­en dar­über im Kla­ren wa­ren, dass sie je­weils als Ver­brau­cher ge­han­delt ha­ben, ob­wohl der hand­schrift­li­che Zu­satz un­ter der Über­schrift „Han­delt der Käu­fer als Un­ter­neh­mer, so wird Fol­gen­des ver­ein­bart:“ ein­ge­tra­gen wur­de. An­dern­falls hät­te kein An­lass be­stan­den, den Ver­kauf als Pri­vat­ver­kauf zu be­zeich­nen. Zu­dem war als Ver­käu­fer der Be­klag­te per­sön­lich ein­ge­tra­gen, so­dass es nicht in Be­tracht kommt, sei­nem Han­deln ei­ne Wir­kung für und ge­gen die X-GmbH zu­zu­schrei­ben.

Der Haf­tungs­aus­schluss gilt für al­le be­haup­te­ten Män­gel am Fahr­zeug, je­doch mit Aus­nah­me der dem Klä­ger zu­ge­si­cher­ten Rost­frei­heit des Fahr­zeugs (§ 444 Fall 2 BGB). Der Ver­käu­fer hat in­so­weit ei­ne Ga­ran­tie in Be­zug auf die Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs über­nom­men. Auf die obi­gen Aus­füh­run­gen wird Be­zug ge­nom­men. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­klag­ten ist es un­schäd­lich, dass die Rost­frei­heit des Fahr­zeugs nicht in der schrift­li­chen Kauf­ver­trags­ur­kun­de fest­ge­hal­ten wur­de, da ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie – so­weit, wie hier, kein Form­zwang be­steht – auch münd­lich ge­trof­fen wer­den kann.

Ei­ner Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung be­durf­te es hier – ent­ge­gen der An­sicht des Land­ge­richts – nicht. Die nach § 323 I BGB grund­sätz­lich er­for­der­li­che Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung ge­mäß § 439 BGB war hier näm­lich ge­mäß § 440 Satz 1 Fall 3 BGB ent­behr­lich.

Nach die­ser Be­stim­mung be­darf es der Frist­set­zung dann nicht, wenn dem Käu­fer die Nach­er­fül­lung un­zu­mut­bar ist. Für die Be­ur­tei­lung, ob dies der Fall ist, sind al­le Um­stän­de des Ein­zel­falls zu be­rück­sich­ti­gen. Da­zu zählt auch die Fra­ge, ob das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en nach­hal­tig ge­stört ist (vgl. et­wa BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NJW 2015, 1669 Rn. 22).

So liegt es hier. Das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en ist durch die – in­halt­lich un­zu­tref­fen­de – Zu­si­che­rung der Rost­frei­heit oh­ne ei­ne ent­spre­chen­de Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs durch den Zeu­gen Z als Ver­tre­ter des Be­klag­ten nach­hal­tig ge­stört wor­den.

Ein Ver­käu­fer ver­schweigt ei­nen of­fen­ba­rungs­pflich­ti­gen Man­gel be­reits dann arg­lis­tig, wenn er ihn min­des­tens für mög­lich hält und gleich­zei­tig da­mit rech­net und bil­li­gend in Kauf nimmt, dass der Ver­trags­part­ner den Feh­ler nicht kennt und bei Kennt­nis den Kauf­ver­trag nicht oder nicht mit dem ver­ein­bar­ten In­halt ge­schlos­sen hät­te (vgl. et­wa BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NJW 2015, 1669 Rn. 16). In­so­weit muss sich der Be­klag­te das Wis­sen sei­nes Ver­tre­ters, des Zeu­gen Z, ge­mäß § 166 I BGB zu­rech­nen las­sen.

Aus­weis­lich sei­ner Ver­neh­mung in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 13.04.2018 war dem Zeu­gen Z be­kannt, dass Fahr­zeu­ge des streit­ge­gen­ständ­li­chen Bau­jahrs und die­ser Mo­dell­rei­he gro­ße Pro­ble­me in Be­zug auf Rost­schä­den hat­ten. Ei­ne Mög­lich­keit, das Fahr­zeug hoch­zu­he­ben und von un­ten zu be­trach­ten und auf Rost­schä­den zu über­prü­fen, be­stand am da­ma­li­gen Ver­kaufs­platz des Zeu­gen je­doch nicht. Nichts­des­to­trotz hat er aus­weis­lich sei­ner Be­kun­dun­gen in die On­line­an­zei­ge im In­ter­net­por­tal ‚mobile.​de‘ un­ter ‚Aus­stat­tung‘ den Punkt ‚Fahr­zeug hat kei­nen Rost‘ in fett ge­druck­ter Schrift auf­ge­nom­men, nach­dem er das Fahr­zeug bei ei­nem äu­ßer­li­chen Rund­gang an­ge­se­hen und da­bei kei­nen Rost hat­te fest­stel­len kön­nen. Da­durch und durch die Ver­si­che­rung der Rost­frei­heit ge­gen­über dem Klä­ger und sei­ner Ehe­frau hat der Zeu­ge Z bil­li­gend in Kauf ge­nom­men, dass die­se et­wai­ge (nur von un­ten er­kenn­ba­re) Rost­schä­den des Fahr­zeugs nicht ken­nen. Ihm war an­ge­sichts der mehr­fa­chen Nach­fra­gen der Zeu­gin E auch klar, dass der Klä­ger bei Kennt­nis der Rost­schä­den den Kauf­ver­trag nicht oder nicht mit dem ver­ein­bar­ten In­halt ge­schlos­sen hät­te.

Der Zeu­ge Z durf­te sich vor der Zu­si­che­rung der Rost­frei­heit nicht dar­auf be­schrän­ken, le­dig­lich den Bru­der des Be­klag­ten zu be­fra­gen, der – so die Be­haup­tung des Be­klag­ten – die Rost­frei­heit be­stä­tigt hat­te.

Zwar trifft ei­nen Ge­braucht­wa­gen­händ­ler kei­ne ge­ne­rel­le, an­las­s­un­ab­hän­gi­ge Ob­lie­gen­heit, ein Fahr­zeug vor dem Ver­kauf um­fas­send zu un­ter­su­chen (vgl. et­wa BGH, Urt. v. 19.06.2013 – VI­II ZR 183/12, NJW 2014, 211 Rn. 24 f.; Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NJW 2015, 1669 Rn. 14). An­ders liegt es aber et­wa dann, wenn der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler die Vor­schä­di­gung ei­nes zu ver­äu­ßern­den Fahr­zeugs kennt; in die­sem Fall trifft ihn ei­ne Un­ter­su­chungs­ob­lie­gen­heit (vgl. et­wa BGH, Urt. v. 14.04.2010 – VI­II ZR 145/09, NJW 2010, 2426 Rn. 29). Ei­ne Un­ter­su­chungs­ob­lie­gen­heit be­steht da­ne­ben et­wa auch dann, wenn der Ver­käu­fer um die Mög­lich­keit des Vor­han­den­seins von Män­geln wuss­te (vgl. et­wa BGH, Urt. v. 11.06.1979 – VI­II ZR 224/78, BGHZ 74, 383, 388 f.).

Nach die­sen Maß­stä­ben be­stand hier des­we­gen ei­ne Un­ter­su­chungs­ob­lie­gen­heit für den Zeu­gen Z, weil er von der – im Üb­ri­gen in Fach­krei­sen all­ge­mein be­kann­ten (vgl. et­wa Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 13. Aufl. [2017], Rn. 2877) – Ro­st­an­fäl­lig­keit die­ser Mo­dell­rei­he wuss­te. Vor die­sem Hin­ter­grund durf­te er sich da­her nicht auf blo­ße Aus­sa­gen fa­ch­un­kun­di­ger Drit­ter zur Rost­frei­heit ver­las­sen, son­dern muss­te den Wa­gen ei­ner ent­spre­chen­den Un­ter­su­chung un­ter­zie­hen. Er hät­te al­so vor der ein­deu­ti­gen An­ga­be ‚Fahr­zeug hat kei­nen Rost‘ ei­ne wei­ter­ge­hen­de Un­ter­su­chung vor­neh­men müs­sen. Es kommt noch hin­zu, dass nach den Aus­füh­run­gen des Pri­vat­sach­ver­stän­di­gen S in dem Pri­vat­gut­ach­ten vom 05.09.2012 dem Zeu­gen Z die star­ke Kor­ro­si­on an der Fe­der­auf­nah­me vor­ne rechts hät­te auf­fal­len müs­sen. Zwi­schen den Par­tei­en steht nicht im Streit, dass ei­nem ‚auf­merk­sa­men Mon­teur‘ ein der­ar­ti­ger Scha­den auf­ge­fal­len wä­re (s. Sei­te 3 der Kla­ge­er­wi­de­rung vom 14.01.2016).

Zwar hat der Zeu­ge Z den Ver­kauf des Fahr­zeugs nicht in ei­ge­nem Na­men vor­ge­nom­men. Der Be­klag­te muss sich in­des die den Zeu­gen Z tref­fen­den Un­ter­su­chungs­ob­lie­gen­hei­ten zu­rech­nen las­sen (vgl. et­wa Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3654). Der Zeu­ge Z ist dem Klä­ger (und des­sen Ehe­frau) nicht nur als Stell­ver­tre­ter des Be­klag­ten, son­dern auch als Kfz-Ex­per­te ge­gen­über­ge­tre­ten, auf des­sen Be­triebs­grund­stück die Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs statt­fand und in des­sen Räum­lich­kei­ten der Ver­trag ab­ge­schlos­sen wur­de.

Der Um­stand, dass im Rah­men der Haupt­un­ter­su­chung neun Mo­na­te vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags kei­ne Rost­schä­den be­an­stan­det wor­den sind, recht­fer­tigt mit Blick auf die Un­zu­mut­bar­keit der Nach­er­fül­lung kei­ne an­de­re Be­trach­tung (vgl. et­wa BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NJW 2015, 1669 Rn. 23).

Die um­strit­te­ne Fra­ge, ob das Frist­set­zungs­er­for­der­nis des Käu­fers nach § 323 II Nr. 3 BGB, der hier eben­falls in Be­tracht kä­me, oder nach § 440 Satz 1 Fall 3 BGB ent­fällt, kann hier of­fen­blei­ben, da der arg­lis­tig han­deln­de Ver­käu­fer je­den­falls nicht schutz­wür­dig ist und so­mit die nach § 323 II Nr. 3 BGB ab­zu­wä­gen­den In­ter­es­sen des Käu­fers in je­dem Fal­le über­wie­gen.

Der Klä­ger hat auch ei­nen An­spruch auf Er­satz der not­wen­di­gen Ver­wen­dun­gen (§ 347 II 1 BGB), des­sen Hö­he hier ge­mäß § 287 II ZPO zu schät­zen ist.

Nach § 347 II 1 BGB sind dem Klä­ger im Fal­le der Rück­ga­be des Fahr­zeugs die not­wen­di­gen Ver­wen­dun­gen zu er­set­zen. Ver­wen­dun­gen sind not­wen­dig, wenn sie zur Er­hal­tung oder ord­nungs­ge­mä­ßen Be­wirt­schaf­tung der Sa­che er­for­der­lich sind und nicht nur Son­der­zwe­cken des Her­aus­ga­be­schuld­ners die­nen (vgl. et­wa MünchKomm-BGB/Gai­er,, 7. Aufl. [2016], § 347 Rn. 18).

Die Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten vom 06.09.2012 (Rech­nung Nr. 9037), vom 15.10.2012 (Rech­nung Nr. 9150) und vom 27.11.2012 (Rech­nung Nr. 9348) sind zwei­fels­oh­ne als not­wen­di­ge Ver­wen­dun­gen zu be­trach­ten (vgl. et­wa MünchKomm-BGB/Gai­er, a. a. O., § 347 Rn. 19 m. w. Nachw.).

Ei­ne Aus­nah­me bil­det le­dig­lich der Pos­ten „…“ zum Preis von 26,30 € net­to, da die­ser nicht zur Er­hal­tung der Sa­che er­for­der­lich ist. Die­ser Be­trag ist je­doch un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­ner ob­jek­ti­ven Be­rei­che­rung ge­mäß § 347 II 2 BGB zu er­set­zen.

Auch die durch den Klä­ger an­ge­schaff­ten Win­ter­rei­fen (Rech­nung v. 09.11.2012) zum Preis von 510,03 € brut­to sind als not­wen­di­ge Ver­wen­dun­gen zu er­set­zen. Ei­ne Er­satz­pflicht we­gen not­wen­di­ger Ver­wen­dun­gen be­steht näm­lich auch bei ge­wöhn­li­chen Er­hal­tungs­kos­ten (vgl. et­wa BGH, Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06, BGHZ 170, 31 Rn. 41). Zum ver­kehrs­si­che­ren Be­trieb ei­nes Kraft­fahr­zeugs ist ei­ne dem Wet­ter an­ge­mes­se­ne Be­rei­fung un­er­läss­lich und ge­setz­lich in § 2 IIIa StVO vor­ge­schrie­ben. Die re­gel­mä­ßi­ge An­schaf­fung von Som­mer- und Win­ter­rei­fen, je nach Jah­res­zeit und Rei­fen­zu­stand, ist ei­ne ge­wöhn­li­che Er­hal­tungs­maß­nah­me und da­mit er­satz­fä­hig.

Der Klä­ger hat auch An­spruch auf Er­satz des Nut­zungs­aus­falls aus den §§ 437 Nr. 3, 280 I, III, 281 I BGB für fünf Ta­ge zu je 33 €, ins­ge­samt al­so in Hö­he von 165 €. Es ist je­doch nicht er­sicht­lich, war­um – wie vom Klä­ger an­ge­setzt – ein Nut­zungs­aus­fall für 30 Ta­ge (zu je 33 €) aus­ge­gli­chen wer­den soll. Der in der Kla­ge­schrift an­ge­setz­te Zeit­raum von 30 Ta­gen (be­gin­nend ab dem 07.09.2012) ist viel zu lang. Durch ei­ne Rech­nung bzw. das DE­KRA-Gut­ach­ten be­legt sind le­dig­lich der 06.09., der 07.09., der 15.10., der 27.11. und der 09.11.2012, so­dass nur in Be­zug auf die­se Ta­ge ein Nut­zungs­aus­fall­er­satz zu zah­len ist. Das Ver­lan­gen des Nut­zungs­aus­fall­er­sat­zes ist auch ne­ben dem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag mög­lich (vgl. BGH, Urt. v. 14.04.2010 – VI­II ZR 145/09, NJW 2010, 2426 Rn. 14 ff.).

Die Gut­ach­ter­kos­ten in Hö­he von 1.155,89 € sind als Scha­dens­er­satz ne­ben der Leis­tung er­satz­fä­hig (vgl. et­wa BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04, NJW 2005, 2848, 2850; El­lers, Ju­ra 2006, 201, 204).

Der Klä­ger muss sich je­doch ge­mäß § 346 I, II 1 Nr. 1 BGB ei­nen Wert­er­satz­an­spruch des Be­klag­ten für die von ihm (dem Klä­ger) ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen an­rech­nen las­sen, da ihm die Her­aus­ga­be der Nut­zun­gen für die mit dem Fahr­zeug zu­rück­ge­leg­ten Ki­lo­me­ter nach der Na­tur der Sa­che nicht mög­lich ist.

Für die Be­rech­nung des Nut­zungs­er­sat­zes ist der Kauf­preis durch die vor­aus­sicht­li­che Rest­nut­zungs­dau­er zu tei­len und der sich dar­aus er­ge­ben­de Satz mit den ge­fah­re­nen Ki­lo­me­tern zu mul­ti­pli­zie­ren (vgl. et­wa Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3564; MünchKomm-BGB/Gai­er, a. a. O., § 346 Rn. 27 m. w. Nachw.).

Bei ei­ner zu er­war­ten­den Ge­samt­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs von 250.000 km er­gibt sich ei­ne Rest­nut­zungs­lauf­leis­tung von 108.600 km. Da das Fahr­zeug am 21.11.2017 bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 236.987 still­ge­legt wor­den ist, hat der Klä­ger mit dem Fahr­zeug 95.587 km zu­rück­ge­legt. Un­ter Zu­grun­de­le­gung der oben ge­nann­ten Be­rech­nungs­me­tho­de er­gibt sich ein an­zu­rech­nen­der Wert­er­satz­an­spruch des Be­klag­ten in Hö­he von 2.904,58 €. Die­ser ist von den An­sprü­chen des Klä­gers in Ab­zug zu brin­gen, so­dass sich fol­gen­de Be­rech­nung er­gibt:

Kauf­preis 3.300,00 €
Er­satz für Ver­wen­dun­gen/Auf­wen­dun­gen; Scha­dens­er­satz + 3.385,69 €
Nut­zungs­aus­fall­scha­den + 165,00 €
Wert­er­satz­an­spruch des Be­klag­ten 2.904,58 €
Ge­samt 3.946,11 €

Der An­spruch auf Zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit Rechts­hän­gig­keit be­ruht auf den §§ 288 I 2, 291 BGB und ist ab dem 31.12.2015 (§ 187 I BGB ana­log) be­grün­det. Ein frü­he­rer Zins­be­ginn kommt hier nicht in Be­tracht.

Das Rück­tritts­schrei­ben des Klä­gers stellt kei­ne wirk­sa­me Mah­nung in Be­zug auf den tat­säch­lich von dem Be­klag­ten ge­schul­de­ten Geld­be­trag dar.

Die Wirk­sam­keit ei­ner Mah­nung trotz Zu­viel­for­de­rung ist un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Um­stän­de des Ein­zel­falls nach Treu und Glau­ben da­nach zu be­ur­tei­len, ob der Schuld­ner die Er­klä­rung als Auf­for­de­rung zur Be­wir­kung der tat­säch­lich ge­schul­de­ten Leis­tung ver­ste­hen muss und der Gläu­bi­ger auch zur An­nah­me der ge­gen­über sei­nen Vor­stel­lun­gen ge­rin­ge­ren Leis­tung be­reit ist (vgl. et­wa BGH, Beschl. v. 20.07.2017 – V ZR 201/15, ju­ris Rn. 5; Urt. v. 25.06.1999 – V ZR 190/98, NJW 1999, 3115, 3116).

Nach die­sem Maß­stab stellt das Rück­tritts­schrei­ben des Klä­gers kei­ne wirk­sa­me Mah­nung dar, da der Be­klag­te den tat­säch­lich ge­schul­de­ten Be­trag dar­aus nicht er­mit­teln konn­te.

Ei­nen wei­ter­ge­hen­den Zins­an­spruch aus dem zu­rück­zu­er­stat­ten­den Kauf­preis von 3.300 € kann der Klä­ger auch nicht aus den Be­stim­mun­gen über den Rück­tritt her­lei­ten. Die §§ 346 ff. BGB ent­hal­ten kei­ne Ver­zin­sungs­vor­schrift, nach der ei­ne Geld­sum­me im Fal­le des Rück­tritts von der Zeit des Emp­fangs an zu ver­zin­sen wä­re (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 Rn. 38). Dass der Be­klag­te aus dem Kauf­preis ent­spre­chen­de Nut­zun­gen ge­zo­gen hat (§ 346 I BGB) oder ent­ge­gen den Re­geln ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Wirt­schaft nicht ge­zo­gen hat, ob­wohl ihm dies mög­lich ge­we­sen wä­re (§ 347 I 1 BGB), hat der Klä­ger nicht vor­ge­tra­gen.

Der Klä­ger hat zu­dem ei­nen An­spruch auf Er­satz von Rechts­an­walts­kos­ten aus ei­nem Ge­gen­stands­wert von 3.946,11 €. Im Ver­hält­nis zum an­de­ren Teil ist je­weils der Ge­gen­stands­wert zu­grun­de zu le­gen, wel­cher der be­rech­tig­ten For­de­rung ent­spricht (vgl. et­wa BGH, Urt. v. 05.12.2017 – VI ZR 24/17, NJW 2018, 935 Rn. 7). Der An­spruch be­steht da­her nur in Hö­he von 413,64 € ….

b) Der auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs des Be­klag­ten ge­rich­te­te Kla­ge­an­trag zu 2 ist be­grün­det.

Da der Klä­ger das Fahr­zeug bis­lang nicht zu­rück­ge­ge­ben hat, konn­te der Be­klag­te hier nur da­durch in Gläu­bi­ger­ver­zug ge­ra­ten sein, dass der Klä­ger ihm das Fahr­zeug in An­nah­me­ver­zug be­grün­den­der Wei­se an­ge­bo­ten hat (vgl. BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04, NJW 2005, 2848, 2851). Der Klä­ger hat hier dem Be­klag­ten die Rück­ga­be des Fahr­zeugs zu den Be­din­gun­gen an­ge­bo­ten, von de­nen er die Rück­ga­be nach den §§ 346, 348 BGB tat­säch­lich ab­hän­gig ma­chen durf­te, in­dem er in dem Schrei­ben … vom 12.11.2012 die Rück­ga­be des Fahr­zeugs von der Zah­lung des Kauf­prei­ses ab­hän­gig ge­macht hat.

Um den Ver­ein­fa­chungs- und Be­schleu­ni­gungs­ef­fekt im Voll­stre­ckungs­ver­fah­ren (s. § 756 I, § 765 Nr. 1 ZPO) zu er­rei­chen, ge­nügt in­so­weit al­ler­dings die Fest­stel­lung, dass sich der Be­klag­te in An­nah­me­ver­zug be­fin­det. Ab wann er sich in An­nah­me­ver­zug be­fun­den hat, in­ter­es­siert in­so­weit nicht. Wer den An­nah­me­ver­zug für ei­nen Zeit­punkt vor Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung fest­ge­stellt ha­ben will, muss sein In­ter­es­se dar­an ge­son­dert dar­tun (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1273). Dar­an fehlt es hier, so­dass die Te­n­o­rie­rung in­so­weit auf die blo­ße Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs zu be­gren­zen war.“

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