Ein 2004 erst­zu­ge­las­se­ner Ge­braucht­wa­gen ist nicht des­halb man­gel­haft, weil er nicht mehr mit han­dels­üb­li­chem Die­sel­kraft­stoff nach DIN EN 590 be­trie­ben wer­den kann, nach­dem sich des­sen Zu­sam­men­set­zung im Hin­blick auf den Bio­die­sel­an­teil (7 % statt ur­sprüng­lich 5 %) ge­än­dert hat.

LG Duis­burg, Ur­teil vom 27.01.2014 – 2 O 291/12
(nach­fol­gend: OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 08.03.2016 – I-21 U 110/14)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten mit Kauf­ver­trag vom 05.08.2009 ei­nen ge­brauch­ten, am 20.04.2004 erst­zu­ge­las­se­nen Vol­vo S40 mit Die­sel­mo­tor zum Preis von 9.750 €.

Am 01.11.2009 be­merk­te der Klä­ger, dass das Fahr­zeug an Ge­schwin­dig­keit ver­lor. Au­ßer­dem fiel die Ser­vo­len­kung aus, und das Fahr­zeug ließ sich nicht mehr star­ten. Nach Re­kla­ma­ti­on bei der Be­klag­ten tausch­te die­se das Ab­gas­rück­füh­rungs­ven­til (AGR-Ven­til) aus. Nach­dem der Klä­ger sein Fahr­zeug bei der Be­klag­ten ab­ge­holt hat­te, tra­ten schon auf der Rück­fahrt die Pro­ble­me, de­rent­we­gen das AGR-Ven­til aus­ge­tauscht wor­den war, er­neut auf. Nach Ein­schät­zung des ADAC-Mit­ar­bei­ters, der das Fahr­zeug des Klä­gers ab­schlep­pen muss­te, lag er­neut ein Pro­blem mit dem AGR-Ven­til vor. Der Klä­ger ließ sein Fahr­zeug für ei­ne wei­te­re Nach­bes­se­rung zur Be­klag­ten brin­gen und in­for­mier­te sie über die Dia­gno­se des ADAC-Mit­ar­bei­ters.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 26.01.2010 teil­te der Klä­ger der Be­klag­ten mit, dass auch die zwei­te Nach­bes­se­rung er­folg­los ge­blie­ben sei, und rüg­te erst­mals das Auf­tre­ten er­heb­li­cher Vi­bra­tio­nen, zu de­nen es zum Bei­spiel beim Schal­ten vom drit­ten in den vier­ten Gang kom­me. Auf Vor­schlag der Be­klag­ten stell­te der Klä­ger sein Fahr­zeug an­schlie­ßend bei ei­ner Vol­vo-Ver­trags­werk­statt vor. Dort wur­de ein Feh­ler des Steu­er­ge­räts fest­ge­stellt. Den Kos­ten­vor­an­schlag der Ver­trags­werk­statt über­mit­tel­te der Klä­ger der Be­klag­ten mit der Auf­for­de­rung, ei­ne Kos­ten­über­nah­me­er­klä­rung ab­zu­ge­ben. Dies lehn­te die Be­klag­te ab.

Der Klä­ger lei­te­te dar­auf­hin ein selbst­stän­di­ges Be­weis­ver­fah­ren ein und stell­te in die­sem Zu­sam­men­hang klar, dass kei­ne Vi­bra­tio­nen auf­trä­ten, son­dern es im Dreh­zahl­be­reich von 2.500 bis 3.000 Um­dre­hun­gen zu ei­nem „Ru­ckeln“ kom­me. Die­ses Ru­ckeln konn­te der ge­richt­li­che Sach­ver­stän­di­ge bei sei­ner zwei­ten Pro­be­fahrt re­pro­du­zie­ren und kam zu dem Er­geb­nis, dass es mit an Si­cher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit auf ei­nen Feh­ler im Ka­bel­baum der Elek­tro­nik bzw. ei­nen de­fek­ten Sen­sor zu­rück­zu­füh­ren sei.

Mit Schrei­ben vom 04.11.2010 er­klär­te der Klä­ger so­dann den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und nahm die Be­klag­te ge­richt­lich auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in An­spruch. Wäh­rend des Ge­richts­ver­fah­rens ließ er ei­ne wei­te­re Über­prü­fung sei­nes Fahr­zeugs durch die Be­klag­te zu. De­ren Ge­schäfts­füh­rer be­stä­tig­te das Vor­lie­gen ei­nes leich­ten Ru­ckelns und ließ aber­mals das AGR-Ven­til aus­tau­schen, weil er das Ru­ckeln auf ei­ne de­fek­te Ven­til­küh­lung zu­rück­führ­te. Da das Pro­blem in der Fol­ge zu­nächst nicht mehr auf­trat, er­klär­ten die Par­tei­en den Rechts­streit über­ein­stim­mend für er­le­digt.

Mit Schrei­ben vom 19.07.2012 er­klär­te der Klä­ge er­neut den Rück­tritt von dem im Au­gust 2009 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag mit der Be­grün­dung, nach­dem er nach dem letz­ten Re­pa­ra­tur­ver­such cir­ca 1.000 km ge­fah­ren sei, sei An­fang Ju­li 2012 er­neut das auf ei­ne Ver­ko­kung bzw. Ver­har­zung des AGR-Ven­tils zu­rück­zu­füh­ren­de Ru­ckeln auf­ge­tre­ten. Wei­ter sei­en ein un­run­der Leer­lauf und ein Leis­tungs­man­gel des Mo­tors fest­zu­stel­len ge­we­sen, was da­zu ge­führt ha­be, dass das Fahr­zeug bei ei­ner Fahrt berg­auf ste­hen ge­blie­ben sei.

Der Klä­ger be­haup­tet, die­se Sym­pto­me sei­en auf den im­mer glei­chen Grund­man­gel zu­rück­zu­füh­ren. Dies­be­züg­lich, so meint der Klä­ger, sei die Nach­bes­se­rung fehl­ge­schla­gen. Aus der Art des Man­gels so­wie aus dem Um­stand, dass be­reits kur­ze Zeit nach dem Kauf ei­ne voll­stän­di­ge Ver­ko­kung des AGR-Ven­tils vor­ge­le­gen ha­be, die zum To­tal­aus­fall des Fahr­zeu­ges ge­führt ha­be, sei zu schlie­ßen, dass der Man­gel be­reits bei Über­ga­be an­ge­legt ge­we­sen sei.

Die im We­sent­li­chen auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­rich­te­te Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Der Zu­läs­sig­keit der Kla­ge steht nicht die über­ein­stim­men­de Er­le­di­gungs­er­klä­rung im vor­an­ge­gan­ge­nen Rechts­streit … ent­ge­gen. …

II. 1. Ein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­mäß §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 323, 346 ff. BGB be­steht nicht.

a) Ei­ne Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che i. S. von § 434 I 2 BGB lag im Er­geb­nis nicht vor.

aa) Zwar hat der Sach­ver­stän­di­ge M im hie­si­gen Ver­fah­ren fest­stel­len kön­nen, dass ein deut­lich spür­ba­res Vi­brie­ren bzw. Ru­ckeln im Dreh­zahl­be­reich von 2.500 bis 3.000 Um­dre­hun­gen wei­ter­hin vor­lag. Die­se Er­schei­nung hat­te der Sach­ver­stän­di­ge K bei sei­ner Un­ter­su­chung im Rah­men des selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­rens iden­tisch be­schrie­ben, so­dass da­von aus­zu­ge­hen ist, dass der da­nach aus­ge­führ­te Re­pa­ra­tur­ver­such der Be­klag­ten nicht zur Lö­sung des zu­grun­de lie­gen­den Pro­blems ge­führt hat.

Die­se Sym­pto­ma­tik stellt auch ei­ne ne­ga­ti­ve Ab­wei­chung von ei­nem ord­nungs­ge­mä­ßen und er­wart­ba­ren Fahr­ver­hal­ten dar. Die Ur­sa­che hier­für, wie sie sich nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me dar­stellt, liegt je­doch nicht in ei­ner feh­ler­haf­ten Ei­gen­schaft Fahr­zeu­ges selbst.

Als un­mit­tel­ba­re Ur­sa­che hat der Sach­ver­stän­di­ge M ei­ne ge­stör­te Funk­ti­on des AGR-Ven­tils be­nannt. Die­ses ha­be bi­tu­me­n­ähn­li­che, aus­ge­här­te­te Rück­stän­de auf­ge­wie­sen. In der münd­li­chen Ver­hand­lung hat der Sach­ver­stän­di­ge hier­zu nä­her er­läu­tert, auf­grund die­ser Ab­la­ge­run­gen blei­be das Ven­til in ei­ner be­stimm­ten Po­si­ti­on ste­hen, wenn es ei­gent­lich schlie­ßen oder öff­nen sol­le, was sich bei dem ent­spre­chen­den Fahr­ver­hal­ten be­merk­bar ma­che, wie bei­spiels­wei­se dem Gas­ge­ben nach dem Schal­ten, wo­bei das Ven­til ei­gent­lich schlie­ßen müss­te. Die Bil­dung von Rück­stän­den be­ruht je­doch nicht auf der feh­ler­haf­ten Kon­struk­ti­on des Ven­tils, was auch nach dem wie­der­hol­ten Aus­tausch die­ses Bau­teils nicht nach­voll­zieh­bar wä­re.

Auf den Ein­wand der Be­klag­ten, dass die­ses Phä­no­men bei je­dem an­de­ren Fahr­zeug auch auf­ge­tre­ten wä­re, hat der Sach­ver­stän­di­ge wei­ter­ge­hen­de Er­kun­di­gun­gen beim Her­stel­ler der Die­sel­mo­to­ren für den Au­to­her­stel­ler Vol­vo zu der streit­ge­gen­ständ­li­chen Bau­rei­he ein­ge­holt. Da­nach sei­en Pro­ble­me mit ver­kleb­ten AGR-Ven­ti­len bei „Eu­ro 3“-Mo­to­ren auf­ge­tre­ten, die zu­vor kei­ne Pro­ble­me ge­habt hät­ten, als … im Jahr 2007 die che­mi­sche Zu­sam­men­set­zung der Die­sel­kraft­stof­fe ver­än­dert wor­den sei. Nach dem … Ge­setz sei nun­mehr ein hö­he­rer An­teil von (bil­li­ge­rem) Bio­die­sel im Die­sel­kraft­stoff von bis zu 7 % an­statt vor­her bis zu 5 % er­laubt. … Durch die Er­hö­hung des Bio­die­sel­an­teils ha­be die­ser ei­ne an­de­re che­mi­sche Zu­sam­men­set­zung er­hal­ten. Die­se füh­re zu ei­ner stär­ke­ren Ruß­bil­dung bei sau­er­stoff­ar­men Be­din­gun­gen und zur Aus­bil­dung von Lau­gen, die dann auch aus­här­ten könn­ten und die vor­lie­gend vor­ge­fun­de­nen harz­ar­ti­gen Rück­stän­de bil­den könn­ten. Die­se Rück­stän­de stell­ten nicht ver­brann­ten Bio­die­sel dar. Hier­durch sei­en die Pro­ble­me mit dem AGR-Ven­til über­haupt erst auf­ge­tre­ten. Vor dem Jahr 2007 ha­be es mit die­sen Mo­to­ren kei­ne da­hin ge­hen­den Pro­ble­me ge­ge­ben. Dem­entspre­chend ha­be die Aus­stat­tung des AGR-Ven­tils im Jahr der Erst­zu­las­sung des Fahr­zeu­ges in 2004 dem Stand der Tech­nik ent­spro­chen. …

So­weit der … Sach­ver­stän­di­ge im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren mit „an Si­cher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit“ ei­ne an­de­re Ur­sa­che für das de­fek­te Ven­til aus­ge­macht hat, er­schei­nen die jet­zi­gen Er­kennt­nis­se des Sach­ver­stän­di­gen M dem da­ma­li­gen Kennt­nis­stand über­le­gen. Dies gilt zum ei­nen, weil auch dem Sach­ver­stän­di­gen M die Ur­sa­chen­zu­sam­men­hän­ge erst nach Kon­sul­ta­ti­on ei­nes Spe­zia­lis­ten für Vol­vo-Mo­to­ren er­kenn­bar wur­den. Zum an­de­ren spricht für die Rich­tig­keit sei­ner The­se, dass hier­mit nach­voll­zieh­bar zu er­klä­ren ist, war­um der wie­der­hol­te Aus­tausch des AGR-Ven­tils nicht zum Er­folg führ­te. Dem­entspre­chend be­ruft sich auch der Klä­ger nicht mehr aus­drück­lich auf die da­mals an­ge­nom­me­ne Man­gel­ur­sa­che.

Die vor­ge­leg­te schrift­li­che Mit­tei­lung der Vol­vo-Ver­tre­tung Deutsch­land, die dem Gut­acht­en­er­geb­nis wi­der­spricht und be­haup­tet, auch Fahr­zeu­ge aus der Bau­rei­he S40 mit Bau­jahr 2004 könn­ten pro­blem­los mit dem nor­ma­len Die­sel be­tankt wer­den, ist auf­grund ih­rer Pau­scha­li­tät nicht ge­eig­net, die dif­fe­ren­zier­ten Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen … ernst­lich in Zwei­fel zu zie­hen. Ins­be­son­de­re ist dort mit kei­nem Wort Stel­lung ge­nom­men zu den tech­ni­schen Hin­ter­grün­den und der nach­voll­zieh­ba­ren Be­grün­dung des hie­si­gen Sach­ver­stän­di­gen. Dar­über hin­aus darf be­zwei­felt wer­den, ob die­se Her­stel­ler­mit­tei­lung mit der­sel­ben Un­be­fan­gen­heit ver­fasst ist wie die ei­nes öf­fent­lich be­stell­ten Sach­ver­stän­di­gen, ins­be­son­de­re vor dem Hin­ter­grund, dass der Her­stel­ler an­de­ren­falls schrift­lich ein­räu­men müss­te, dass sämt­li­che sei­ner äl­te­ren Bau­rei­hen für nor­ma­len Die­sel­kraft­stoff po­ten­zi­ell un­ge­eig­net sind.

Ur­sa­che für die Fehl­funk­ti­on des Fahr­zeugs ist dem­nach die feh­len­de Eig­nung des tech­nisch ord­nungs­ge­mäß funk­tio­nie­ren­den Ab­gas­rück­füh­rungs­sys­tems für die neu­ar­ti­gen Kraft­stof­fe. Die­ser Um­stand stellt kei­ne Ab­wei­chung von der Be­schaf­fen­heit dar, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB). Ein ge­brauch­ter Pkw ist nach die­ser Vor­ga­be zu ver­glei­chen mit an­de­ren ge­brauch­ten Pkw, die ein ver­gleich­ba­res Al­ter und ei­ne ver­gleich­ba­re Ab­nut­zung hin­sicht­lich der Ki­lo­me­ter­leis­tung auf­wei­sen. Ge­wis­se al­ters­be­ding­te Be­son­der­hei­ten und ent­spre­chen­der Ver­schleiß sind grund­sätz­lich hin­zu­neh­men. Die Aus­stat­tung mit ei­nem „Eu­ro 3“-Mo­tor und der ent­spre­chen­den Ab­gas­rück­füh­rungs-Re­ge­lung ent­spricht je­doch nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen ge­ra­de dem er­wart­ba­ren Stand der Tech­nik ei­nes äl­te­ren Fahr­zeugs.

Hier­an än­dert sich auch nichts durch die vom Sach­ver­stän­di­gen auf­ge­zeig­te Mög­lich­keit des Auf­spie­lens ei­ner neu­en Soft­ware, um das AGR-Ven­til trotz der be­ste­hen­den Pro­ble­me mit dem neu­en Kraft­stoff funk­ti­ons­fä­hig zu hal­ten. Er hat hier­zu ur­sprüng­lich aus­ge­führt, die Ur­sa­che für das ver­harz­te Ven­til lie­ge dar­in, dass die neue Ver­si­on der Soft­ware für die Ven­til­steue­rung feh­le. Zur Wir­kungs­wei­se der Soft­ware hat er er­läu­tert, hier­durch wer­de un­ter an­de­rem die Tak­tung des AGR-Ven­tils er­höht, und es er­fol­ge ei­ne hö­he­re Span­nungs­ver­sor­gung. Da­durch sei es mög­lich, die nach wie vor ent­ste­hen­den Rück­stän­de vor ei­ner mög­li­chen Aus­här­tung auf­zu­bre­chen und das Ven­til so gang­bar zu hal­ten. Auf Nach­fra­ge und nach Kon­sul­ta­ti­on des Mo­to­ren­her­stel­lers hat er hin­zu­ge­fügt, hier­bei han­de­le es sich nur um ei­ne Zwi­schen­lö­sung, da die Re­ge­lung des Ven­tils da­durch nicht ver­än­dert wer­de. Ei­ne voll­stän­di­ge Be­sei­ti­gung des Pro­blems sei dem­entspre­chend nicht mög­lich und auch mit Um­rüst­maß­nah­men in wirt­schaft­lich ver­tret­ba­rem Um­fang nicht zu er­rei­chen.

Im Wei­te­ren hat der Sach­ver­stän­di­ge den Ein­wand der Be­klag­ten be­stä­tigt, dass die­se Vor­ge­hens­wei­se durch Up­date der Soft­ware … ei­ne zeit­lich be­schränk­te Re­pa­ra­tur­an­lei­tung [des Fahr­zeug­her­stel­lers] dar­stell­te, die nur bis zum 20.04.2008 aus­ge­ge­ben wur­de. Nach die­sem Zeit­punkt lau­te­te die Vor­ga­be des Her­stel­lers, ei­ne neue Ka­li­brie­rung des Ven­tils vor­zu­neh­men.

Aus die­sen Grün­den kann nicht fest­ge­stellt wer­den, dass es der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit für Fahr­zeu­ge mit Bau­jahr 2004 und „Eu­ro 3“-Mo­to­ren ent­spro­chen hät­te, dass ei­ne der­ar­ti­ge An­pas­sung der Soft­ware vor dem Ver­kauf im Jahr 2009 be­reits er­folgt war. Es han­delt sich nur um ei­ne Be­helfs­lö­sung, an der der Her­stel­ler selbst aus un­be­kann­ten Grün­den spä­ter nicht mehr fest­ge­hal­ten hat. Dass die­se den­noch üb­li­cher­wei­se zwin­gend wäh­rend der Gel­tungs­dau­er der Re­pa­ra­tur­an­wei­sung von Vol­vo bei al­len be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen an­ge­wandt wor­den wä­re, er­scheint nicht rea­lis­tisch.

Auch ist das Vor­han­den­sein ei­ner ver­al­te­ten Soft­ware nicht als ein an­der­wei­ti­ger, selbst­stän­di­ger Man­gel zu be­trach­ten. Nach den obi­gen Aus­füh­run­gen war das Up­date al­lein da­zu ge­dacht, ei­ne Pro­blem­lö­sung für die feh­len­de Kom­pa­ti­bi­li­tät mit der Kraft­stof­fän­de­rung zu fin­den, und hat­te kei­nen an­de­ren Zweck, der Aus­wir­kun­gen auf die sons­ti­ge Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Fahr­zeugs ge­habt hät­te. Fer­ner ist nicht er­sicht­lich, dass ein äl­te­res Fahr­zeug üb­li­cher­wei­se durch Nach­rüst­maß­nah­men re­gel­mä­ßig auf ei­nen neue­ren tech­ni­schen Stand ge­bracht wird.

bb) Auch wur­de das Fahr­zeug hier­durch nicht un­ge­eig­net für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung. Dies­be­züg­lich hat der Sach­ver­stän­di­ge aus­ge­führt, nach dem Aus­tausch des ver­kleb­ten Ven­tils wä­re das Pro­blem nicht er­neut auf­ge­tre­ten, wenn man ei­nen Kraft­stoff oh­ne Bio­die­sel­bei­mi­schung ge­tankt hät­te. Die­se sei­en auch an den Tank­stel­len ver­füg­bar, bei­spiels­wei­se un­ter den Na­men „Shell V-Power“ und „Aral Ul­ti­ma­te“. Dem­nach wä­re ei­ne voll­stän­di­ge Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Pkw nur durch die Aus­wahl ei­nes an­de­ren, gän­gi­gen Kraft­stof­fes er­ziel­bar ge­we­sen. Es ist nicht er­sicht­lich, dass die Mög­lich­keit, jed­we­den Die­sel­kraft­stoff zu tan­ken, not­wen­dig zu der ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dungs­wei­se da­zu­ge­hört.

b) Auch ein Rück­tritts­recht aus §§ 324, 241 II, 311 II BGB we­gen Ver­let­zung ei­ner Ne­ben­pflicht kann der Klä­ger nicht er­folg­reich gel­tend ma­chen.

aa) Ei­ne dies­be­züg­li­che vor­ver­trag­li­che Ne­ben­pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten durch das Un­ter­las­sen der Auf­klä­rung des Klä­gers bei Ver­trags­schluss über die Pro­ble­ma­tik der „Eu­ro 3“-Mo­to­ren und den zu wäh­len­den Kraft­stoff ist zum ei­nen nicht vor­ge­tra­gen. Zum an­de­ren setzt ei­ne da­hin ge­hen­de Auf­klä­rungs­pflicht zu­min­dest vor­aus, dass der Be­klag­ten die­se Zu­sam­men­hän­ge po­si­tiv be­kannt ge­we­sen wä­ren. Dies kann nach dem Ver­lauf der Din­ge aus­ge­schlos­sen wer­den. Die Be­klag­te selbst hat ei­nen ho­hen Auf­wand durch un­ent­gelt­li­che Nach­bes­se­run­gen auf sich ge­nom­men. Hät­te sie von der Be­heb­bar­keit durch ein an­de­res Tank­ver­hal­ten ge­wusst, hät­te sie kaum mehr­mals ver­geb­lich das AGR-Ven­til aus­ge­tauscht.

bb) Auch ei­ne ent­spre­chen­de nach­ver­trag­li­che Pflicht­ver­let­zung ge­mäß § 241 II BGB im Zu­ge der Nach­bes­se­rungs­maß­nah­men ist nicht er­sicht­lich.

Da ein Man­gel … nicht vor­lag, be­stand be­reits kei­ne Ver­pflich­tung zur Nach­bes­se­rung in ir­gend­ei­ner Form. Zwar durf­te die Be­klag­te, wenn sie sich den­noch auf Re­pa­ra­tur­ver­su­che ein­ließ, hier­bei kei­ne wei­te­ren Be­schä­di­gun­gen am Klä­ger­fahr­zeug ver­ur­sa­chen. Der blo­ße Miss­er­folg, der kei­ne Ver­schlech­te­rung des vor­he­ri­gen Zu­stan­des ver­ur­sacht hat, kann ihr dem­ge­gen­über auch nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den. Es kann da­her an die­ser Stel­le da­hin­ste­hen, ob die Be­klag­te hier­bei die jetzt auf­ge­zeig­ten Zu­sam­men­hän­ge hät­te er­ken­nen müs­sen.

cc) Dar­über hin­aus setzt ein Rück­tritt auf Grund­la­ge ei­ner ne­ben­ver­trag­li­chen Pflicht­ver­let­zung nach § 324 BGB ei­ne In­ter­es­sen­ab­wä­gung … vor­aus, die er­gibt, dass dem Käu­fer ein Fest­hal­ten am Ver­trag we­gen der Pflicht­ver­let­zung nicht mehr zu­mut­bar ist. In der Un­zu­mut­bar­keit liegt die ma­te­ri­el­le Recht­fer­ti­gung für die Ab­kehr vom Ver­trag. Die Pflicht­ver­let­zung als sol­che und der dar­aus re­sul­tie­ren­de Scha­den recht­fer­ti­gen den Rück­tritt noch nicht, zu­mal ein et­wai­ger Scha­den über an­der­wei­ti­ge Vor­schrif­ten aus­ge­gli­chen wird. Viel­mehr be­darf es ei­ner Be­wer­tung der fest­ge­stell­ten Pflicht­ver­let­zung dar­auf­hin, ob sie das (wei­te­re) Fest­hal­ten am Ver­trag un­zu­mut­bar macht, al­so ob bei der (wei­te­ren) Er­brin­gung der Leis­tung ein (wei­te­rer) In­te­gri­täts­scha­den droht oder dem Gläu­bi­ger der per­sön­li­che Um­gang mit dem Schuld­ner nicht mehr zu­zu­mu­ten ist (Stau­din­ger/Ot­to/Schwar­ze, BGB, Neu­be­r­ab. 2009, § 324 Rn. 38).

Wei­ter­hin ist zwar das Ver­schul­den be­züg­lich der Pflicht­ver­let­zung nicht Tat­be­stands­vor­aus­set­zung des Rück­tritts nach § 324 BGB; im Rah­men der Ab­wä­gung be­züg­lich der Zu­mut­bar­keit wird je­doch im Re­gel­fall auch bei § 324 ei­ne schuld­haf­te oder so­gar vor­sätz­li­che Pflicht­ver­let­zung ge­for­dert (MünchKomm-BGB/Ernst, 6. Aufl. [2012], § 324 Rn. 10).

Vor­lie­gend hat zwar der Klä­ger in­fol­ge der mehr­fa­chen un­ge­eig­ne­ten Re­pa­ra­tur­ver­su­che er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten hin­neh­men müs­sen und war ins­be­son­de­re in der Nut­zung der Kauf­sa­che stark ein­ge­schränkt. Auf der an­de­ren Sei­te lag ein Ver­schul­den der Be­klag­ten be­züg­lich der Un­kennt­nis und Nich­t­er­ken­nung der Kraft­stoff­pro­ble­ma­tik nicht vor. Da sich die­ses Pro­blem erst durch Ver­än­de­rung der Kraft­stoff­zu­sam­men­set­zung stell­te, kann die Kennt­nis hier­von nur er­war­tet wer­den, wenn die­ser Zu­sam­men­hang auf­grund der Häu­fung ent­spre­chen­der Fäl­le oder an­der­wei­tig in Fach­krei­sen all­ge­mein be­kannt ge­wor­den wä­re. Dass dies nicht der Fall war, zeigt sich be­reits dar­an, dass zwei öf­fent­lich be­stell­te Sach­ver­stän­di­ge der DE­KRA das Pro­blem zu­nächst eben­falls nicht er­kann­ten. Der hie­si­ge Sach­ver­stän­di­ge hat aus­drück­lich ein­ge­räumt, dass ihm die­se Zu­sam­men­hän­ge nicht be­kannt wa­ren und er da­von erst durch Nach­fra­ge bei dem Mo­to­ren­her­stel­ler er­fah­ren hat.

Die Be­klag­te hat in­so­weit al­le von ihr zu for­dern­den Mög­lich­kei­ten aus­ge­schöpft. Sie hat zu­nächst zu­tref­fend das Pro­blem beim AGR-Ven­til ver­or­tet und so­dann die An­wei­sun­gen des Her­stel­lers Vol­vo her­an­ge­zo­gen. Zum maß­geb­li­chen Zeit­punkt sa­hen die­se nur noch die Ka­li­brie­rung des Ven­tils vor und ge­ra­de nicht mehr das Soft­ware­up­date. Auf die­se An­wei­sung muss­te sich die Be­klag­te ver­las­sen. Es war da­her auch nicht ver­an­lasst, Kon­takt mit dem Her­stel­ler auf­zu­neh­men. An­de­res er­gab sich auch nicht aus der Ein­sicht des Kos­ten­vor­an­schla­ges der Vol­vo-Werk­statt X vom 09.07.2012. Zwar ist dort, wor­auf der Sach­ver­stän­di­ge hin­ge­wie­sen hat, ein ent­spre­chen­des Up­date und zu­sätz­lich die Ka­li­brie­rung vor­ge­se­hen. Der Zu­sam­men­hang und der Grund für die Not­wen­dig­keit er­schließt sich hier­aus in­des nicht. Für die Be­klag­te be­stand da­her kein An­lass, die of­fi­zi­el­len Emp­feh­lun­gen der Fir­ma Vol­vo in­fra­ge zu stel­len. Fer­ner ist nicht er­sicht­lich, aus wel­chem Grund die Be­klag­te hät­te prü­fen sol­len, ob zu ei­nem frü­he­ren Zeit­punkt, als die jetzt ab­ge­lau­fe­ne Re­pa­ra­tur­emp­feh­lung noch galt, ein­mal ein Soft­ware­up­date auf­ge­spielt wor­den war. Der Aus­lauf der ent­spre­chen­den Emp­feh­lung des Her­stel­lers ist so zu ver­ste­hen, dass auf­grund neue­rer Er­kennt­nis­se ei­ne an­de­re Maß­nah­me be­vor­zugt wird, und nicht et­wa, dass der Her­stel­ler da­von aus­geht, das Up­date müss­te zwi­schen­zeit­lich bei al­len al­ten Fahr­zeu­gen auf­ge­spielt sein.

Auch wenn nach Aus­kunft des Mo­to­ren­her­stel­lers so­wie nach ei­ge­ner Ein­schät­zung des Sach­ver­stän­di­gen die An­wei­sung zur Durch­füh­rung ei­ner Ka­li­brie­rung „Non­sens“ war und kei­ne Lö­sung des Pro­blems be­wir­ken konn­te, durf­te von der Be­klag­ten nicht er­war­tet wer­den, den aus­drück­li­chen Vor­ga­ben des Her­stel­lers zu­wi­der­zu­han­deln.

So­weit ein Mit­ar­bei­ter der Fir­ma Vol­vo mit­ge­teilt hat, ein er­fah­re­ner Me­cha­ni­ker bzw. Ser­vice-Mit­ar­bei­ter mit ent­spre­chen­der Er­fah­rung wis­se, dass auch nach Durch­füh­rung der Ka­li­brie­rung das Pro­blem bei ei­ni­gen Kun­den fort­be­stand und des­halb die ur­sprüng­lich vor­ge­se­he­ne Lö­sung über ein Soft­ware­up­date vor­zu­zie­hen war, mag dies für Me­cha­ni­ker ei­ner Mar­ken­werk­statt gel­ten, die re­gel­mä­ßig mit Vol­vo-Fahr­zeu­gen be­schäf­tigt sind und über spe­zi­fi­sche Er­fah­rung ver­fü­gen. Von der Be­klag­ten … kön­nen der­ar­ti­ge Son­der­kennt­nis­se aus den oben dar­ge­stell­ten Grün­den dem­ge­gen­über nicht er­war­tet wer­den.

Ne­ben dem Ver­schul­den­s­as­pekt kommt im Rah­men der In­ter­es­sen­ab­wä­gung hin­zu, dass das In­te­gri­täts­in­ter­es­se des Klä­gers be­zo­gen auf die Zu­kunft voll­stän­dig ge­wahrt ist, nach­dem das Pro­blem nun­mehr er­kannt und durch noch­ma­li­gen Aus­tausch des Ven­tils und Auf­spie­len der Soft­ware im Rah­men des Mög­li­chen be­ho­ben wor­den ist. Das Fahr­zeug wä­re nun­mehr un­ein­ge­schränkt für den Klä­ger nutz­bar. …

Hin­weis: Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te im We­sent­li­chen Er­folg. Das OLG Düs­sel­dorf hat im Be­ru­fungs­ur­teil vom 08.03.2016 – I-21 U 110/14 – un­ter an­de­rem aus­ge­führt:

„B. … I. Der Klä­ger dringt mit sei­nem Pri­mär­be­geh­ren auf Rück­ab­wick­lung des mit der Be­klag­ten am 05.08.2009 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags über ei­nen ge­brauch­ten Vol­vo S40 durch, so­dass er Rück­zah­lung des von ihm ge­leis­te­ten Kauf­prei­ses in Hö­he von 9.750 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs ver­lan­gen kann. Das Rück­zah­lungs­be­geh­ren ist aus dem Rück­ge­währan­spruch nach man­gel­be­ding­tem Rück­tritt ge­mäß §§ 346 I BGB i. V. mit §§ 434 I, 437 Nr. 2 Fall 1, 440, 323 BGB ge­recht­fer­tigt.

1. Der Klä­ger hat den Rück­tritt vom mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag … letzt­ma­lig mit Schrei­ben vom 19.07.2012 er­klärt.

2. Das vom Klä­ger bei der Be­klag­ten ge­kauf­te Fahr­zeug weist ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 BGB auf, so­dass ein Rück­tritts­grund i. S. des § 437 Nr. 2 Fall 1 BGB be­steht.

Der Klä­ger führt in­so­weit als Man­gel die Funk­ti­ons­aus­fäl­le des Fahr­zeugs in Form von Ru­ckeln und Leis­tungs­ab­fall als Fol­ge ei­nes nicht mehr funk­ti­ons­tüch­ti­gen/in­tak­ten AGR-Ven­tils an. Hilfs­wei­se hat sich der Klä­ger dar­auf ge­stützt, der Man­gel in Form der feh­len­den Eig­nung für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung lie­ge dar­in, dass das Fahr­zeug nur mit Kraft­stoff oh­ne Bio­die­sel­bei­mi­schung be­tankt wer­den kön­ne, an­de­ren­falls die Ge­fahr er­neu­ter Ver­ko­kung oder Ver­kle­bung des AGR-Ven­tils mit ent­spre­chen­den Mo­tor­aus­fäl­len be­ste­he.

Un­strei­tig ist zwi­schen den Par­tei­en, dass das im Mo­tor des streit­ge­gen­ständ­li­chen Vol­vo ein­ge­bau­te AGR-Ven­til Ver­har­zun­gen und Ver­ru­ßun­gen auf­ge­wie­sen hat, die da­zu führ­ten, dass die Ven­til­klap­pe nicht mehr ord­nungs­ge­mäß öff­nen und schlie­ßen konn­te, viel­mehr of­fen bzw. hän­gen blieb, wo­durch die ne­ga­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf das Fahr­ver­hal­ten, ins­be­son­de­re das Ru­ckeln und der Leis­tungs­ab­fall, aus­ge­löst wer­den.

Nach Auf­fas­sung des Se­nats ist – mit dem Hilfs­vor­brin­gen des Klä­gers – in der feh­len­den Kom­pa­ti­bi­li­tät des Mo­tors mit dem gän­gi­gen Die­sel­kraft­stoff mit Bio­die­sel­bei­mi­schung ei­ne nicht nur un­we­sent­li­che Ein­schrän­kung der Taug­lich­keit des Kauf­ge­gen­stan­des für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung und da­mit ein Man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB zu se­hen.

a) …

b) In Er­man­ge­lung ei­ner aus­drück­li­chen oder kon­klu­den­ten Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, die hier ein­grei­fen könn­te, ist … für die Fra­ge des Be­ste­hens ei­nes Man­gels auf § 434 I 2 BGB ab­zu­stel­len. Hier­nach wä­re das klä­ge­ri­sche Fahr­zeug frei von Sach­män­geln, wenn es sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net (Nr. 1), an­sons­ten, wenn es sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net oder ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist oder die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (Nr. 2).

Zur Be­ant­wor­tung der Fra­ge, ob ei­ne Kauf­sa­che die nach § 434 I 2 Nr. 2 BGB ge­schul­de­te üb­li­che Be­schaf­fen­heit auf­weist, ist auf das red­li­che und ver­nünf­ti­ge Ver­hal­ten ei­nes Durch­schnitts­käu­fers ab­zu­stel­len (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 08.06.2005 – I-3 U 12/04, NJW 2005, 2235, 2236; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 28.06.2007 – 9 U 239/06, NJW-RR 2008, 137). Bei Her­an­zie­hung die­ses Be­ur­tei­lungs­maß­sta­bes blei­ben über­zo­ge­ne Qua­li­täts­an­for­de­run­gen eben­so au­ßen vor wie ein un­ter dem Durch­schnitt lie­gen­des Qua­li­täts­ni­veau. Als Ver­gleichs­maß­stab sind Sa­chen der glei­chen Art wie die Kauf­sa­che her­an­zu­zie­hen, das heißt Sa­chen mit dem­sel­ben Qua­li­täts­stan­dard (vgl. Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2014, § 434 Rn. 90).

aa) Das Land­ge­richt hat aus der Be­weis­auf­nah­me, na­ment­lich aus den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen in der münd­li­chen An­hö­rung vom 06.01.2014, zu den tech­ni­schen Hin­ter­grün­den und Zu­sam­men­hän­gen den Rück­schluss ge­zo­gen, dass letzt­lich die Fehl­funk­ti­on des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs in Form von Ru­ckeln, Leis­tungs­ab­fall bzw. Leis­tungs­aus­set­zern durch die feh­len­de Eig­nung des tech­nisch ord­nungs­ge­mäß funk­tio­nie­ren­den AGR (Ab­gas­rück­füh­rungs­sys­tem) für die neu­ar­ti­gen Kraft­stof­fe, al­so für den B7-Die­sel, bei dem bis zu 7 % Bio­die­sel bei­ge­mischt sind, ver­ur­sacht wur­de. Nach Auf­fas­sung des Land­ge­richts stel­le die­ser Um­stand kei­ne Ab­wei­chung von der Be­schaf­fen­heit dar, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich sei und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kön­ne. Die Aus­stat­tung mit ei­nem Eu­ro-3-Mo­tor und der ent­spre­chen­den Ab­gas­rück­füh­rungs­re­ge­lung ent­spre­che (nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen) ge­ra­de dem er­wart­ba­ren Stand der Tech­nik ei­nes äl­te­ren Fahr­zeugs.

Der Se­nat braucht nicht dar­über zu be­fin­den, ob – wie von der Be­ru­fung ge­rügt – recht­li­che Be­den­ken durch­grei­fen­der Na­tur ge­gen die dies­be­züg­li­chen land­ge­richt­li­chen Be­grün­dungs­ele­men­te bzw. ge­gen die den ent­spre­chen­den Fest­stel­lun­gen zu­grun­de lie­gen­den Be­weis­er­wä­gun­gen be­ste­hen.

bb) Der Se­nat hat im An­schluss an die münd­li­che Ver­hand­lung vom 16.12.2014 im un­ter die­sem Da­tum ver­kün­de­ten Hin­weis- und Auf­la­gen­be­schluss dar­auf hin­ge­wie­sen, dass ei­ne Man­gel­frei­heit mit Blick auf die nach § 434 I 2 Nr. 2 BGB zu ver­lan­gen­de Eig­nung der Sa­che für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung auf der Grund­la­ge der tat­säch­li­chen An­nah­men des Land­ge­richts nicht ge­ge­ben ist, wenn ent­spre­chend der Vor­stel­lung des Land­ge­richts selbst grund­sätz­lich ord­nungs­ge­mäß funk­tio­nie­ren­de AGR-Ven­ti­le im Mo­tor des Vol­vos des­halb ih­re Funk­ti­ons­taug­lich­keit auf­grund der ein­tre­ten­den Ver­ko­kun­gen und Ver­har­zun­gen ver­lie­ren, weil sie nicht mit dem ‚neu­ar­ti­gen‘ B7-Die­sel­kraft­stoff kom­pa­ti­bel, al­so hier­für ge­eig­net sind.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts kann nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass trotz die­ser an­ge­nom­me­nen Zu­sam­men­hän­ge zwi­schen Leis­tungs­ab­fäl­len und -aus­set­zern des Mo­tors im Be­trieb auf­grund ver­kok­ter oder ver­kleb­ter AGR-Ven­ti­le bei Be­tan­kung des Fahr­zeug mit Die­sel­kraft­stoff mit Bio­die­sel­bei­mi­schung (B7-Die­sel) der Wa­gen für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung des­halb wei­ter­hin ge­eig­net ist, weil Kraft­stoff oh­ne Bio­die­sel­bei­mi­schung in aus­rei­chen­dem Um­fang zur Ver­fü­gung steht, al­so ei­ne Funk­tio­na­li­tät des Pkw durch Aus­wahl ei­nes an­de­ren gän­gi­gen Kraft­stoffs er­ziel­bar ist.

Der Se­nat hält an sei­ner in dem oben an­ge­ge­be­nen Be­schluss dar­ge­leg­ten An­sicht fest, der­zu­fol­ge ein Kraft­fahr­zeug, das als Die­sel­fahr­zeug ver­kauft wur­de, nicht mehr zur ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung ge­eig­net ist, falls der Käu­fer die­sen Wa­gen nur dann oh­ne Ri­si­ko nach­hal­ti­ger Be­schä­di­gun­gen des Mo­tors oder des­sen Be­stand­tei­le oder sons­ti­ger Ein­schrän­kun­gen der Funk­tio­na­li­tät der An­triebs­ein­heit nut­zen kann, wenn er den Wa­gen mit ei­nem Kraft­stoff (Die­sel­kraft­stoff oh­ne Bio­die­sel­bei­mi­schung) be­tan­ken muss, der nicht oh­ne Schwie­rig­kei­ten zu er­lan­gen ist oder nur an we­ni­gen oder be­stimm­ten Tank­stel­len aus­ge­wähl­ter Mar­ken an­ge­bo­ten wird. Die Er­war­tun­gen des red­li­chen Durch­schnitts­käu­fers, auf die bei der Be­stim­mung der ‚üb­li­chen Ver­wen­dung‘ des Kauf­ge­gen­stan­des und da­mit des­sen Eig­nung hier­für ab­zu­stel­len ist, ge­hen nach Über­zeu­gung des Se­nats da­hin, dass im Be­darfs­fall die Su­che nach ei­ner Tank­stel­le, bei der der für den Mo­tor sei­nes Fahr­zeugs ge­eig­ne­te und un­ge­fähr­li­che Kraft­stoff er­hält­lich ist, nicht mit ei­nem deut­lich hö­he­ren Auf­wand ver­bun­den ist, als er üb­li­cher­wei­se und den Um­stän­den ent­spre­chend zu er­war­ten ist. Hier­bei ist dem Um­stand Rech­nung zu tra­gen, dass die Ver­sor­gungs­la­ge in den Bal­lungs­zen­tren mit ei­ner ge­ne­rell hö­he­ren Dich­te an Tank­stel­len er­heb­lich von der in eher länd­li­chen Ge­gen­den Deutsch­lands ab­wei­chen kann. Zu den ein­zu­be­zie­hen­den Er­war­tun­gen ge­hört an­ge­sichts der grenz­über­schrei­ten­den Mo­bi­li­tät und dem ho­hen An­teil an Ur­laubs­rei­sen, die mit dem ei­ge­nen Pkw ins eu­ro­päi­schen Aus­land durch­ge­führt wer­den, auch die Ver­sor­gungs­si­tua­ti­on mit ge­eig­ne­tem Kraft­stoff in die­sen Län­dern.

(1) Der Se­nat hat mit Be­schluss vom 16.12.2014 dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der Par­tei­vor­trag zum An­teil der Tank­stel­len, an de­nen Die­sel­kraft­stoff oh­ne Bio­die­sel­bei­mi­schung an­ge­bo­ten wird, al­so ins­ge­samt zu der Ver­brei­tung und Ver­füg­bar­keit die­ses Kraft­stof­fes in Deutsch­land wie auch zur Fra­ge der Ver­füg­bar­keit die­ses Kraft­stof­fes im eu­ro­päi­schen Aus­land, in das aus Deutsch­land aus Ur­laubs­rei­sen mit dem ei­ge­nen Pkw ge­macht wer­den, noch un­zu­rei­chend (ge­we­sen) sei.

(2) Auf der Grund­la­ge des Sach- und Streit­stan­des zu die­sem Punkt, wie er sich dem Se­nat nun­mehr dar­stellt, nach­dem die Par­tei­en er­gän­zend vor­ge­tra­gen ha­ben, ist der Se­nat zu der Über­zeu­gung ge­langt, dass so­wohl in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land als auch im re­le­van­ten eu­ro­päi­schen Aus­land nicht von ei­ner Ver­sor­gungs­la­ge aus­ge­gan­gen wer­den kann, die der Klä­ger in Be­zug auf die Ver­füg­bar­keit von für das von der Be­klag­ten ge­kauf­te Fahr­zeug ge­eig­ne­tem (Die­sel-)Kraft­stoff be­rech­tig­ter­wei­se ha­ben durf­te.

Hier­zu hat der Se­nat im Be­schluss vom 14.09.2015 aus­ge­führt:

‚Im Hin­blick auf die Ver­füg­bar­keit von Die­sel­kraft­stoff oh­ne Bio­die­sel­bei­mi­schung, des­sen al­lei­ni­ge Ver­wen­dung nach den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen im Rah­men sei­ner An­hö­rung in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 06.01.2014 ver­hin­dert, dass es zu Ver­ko­kun­gen und Ver­har­zun­gen und da­mit letzt­lich zur Not­wen­dig­keit des Aus­tau­sches des AGR-Ven­tils bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug des Klä­gers kommt, sieht der Se­nat die von dem Klä­ger vor­ge­leg­ten per E-Mail er­teil­ten Aus­künf­te der Mi­ne­ral­öl­an­bie­ter und die hier­aus zu ge­win­nen­den Er­kennt­nis­se als vor­ran­gig ge­gen­über den An­ga­ben der Be­klag­ten an, die die­se aus Tan­ken­stel­len­fin­dern der In­ter­net­auf­trit­te der Mi­ne­ral­öl­fir­men ARAL und Shell her­ge­lei­tet hat.

1. Hier­nach er­gibt sich für den deut­schen Tank­stel­len­markt fol­gen­des Bild: Aus­zu­ge­hen ist von ei­ner Ge­samt­zahl von rund 14.330 Tank­stel­len in Deutsch­land.

a) Be­wer­tet man den von Shell an­ge­bo­te­nen Die­sel­kraft­stoff mit Blick auf die E-Mails von Shell Pols­ka vom 06.01.2015 und von Shell Deutsch­land vom 20.01.2015, in de­nen da­von die Re­de ist, dass ‚V-Power‘ in Deutsch­land ei­nen (auch im Pro­dukt­da­ten­blatt do­ku­men­tier­ten) ma­xi­ma­len Bio­die­sel-/FA­ME-An­teil von 0,5 % (‚we­gen aus lo­gis­ti­schen Grün­den nicht aus­zu­schlie­ßen­der Kreuz­ko­tami­na­ti­on‘) hat, nicht als bio­die­sel­frei im Sin­ne der Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen, ist ein­zi­ger An­bie­ter von bio­die­sel­frei­em Die­sel­kraft­stoff ARAL mit rund 1.600 Tank­stel­len­stand­or­ten. Dies führ­te zu ei­ner Ver­sor­gungs­si­tua­ti­on mit ei­nem An­teil von 11 % der Tank­stel­len­stand­or­te im Ver­hält­nis zu der Ge­samt­zahl al­ler Tank­stel­len auf dem deut­schen Markt. Bei ei­ner sol­chen Ver­füg­bar­keits­si­tua­ti­on wä­re nach Auf­fas­sung des Se­nats nicht von ei­ner aus­rei­chen­den Markt­gän­gig­keit des Die­sel­kraft­stoffs oh­ne Bio­die­sel­bei­mi­schung im Sin­ne der Aus­füh­run­gen des Se­nats im Be­schluss vom 16.01.2014 aus­zu­ge­hen.

b) Woll­te man vor dem Hin­ter­grund, dass in dem E-Mail-Schrei­ben der Shell Pols­ka vom 06.01.2015 da­von die Re­de ist, dass ein Die­sel­kraft­stoff mit ei­nem FA­ME-An­teil von 0,5 % als bio­die­sel­frei ‚ein­ge­schätzt‘ wer­de, den von Shell auf dem deut­schen Markt an­ge­bo­te­nen Die­sel­kraft­stoff ‚V-Power‘ als bio­die­sel­frei im Sin­ne der Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen be­han­deln und näh­me man (trotz Feh­lens ei­ner of­fi­zi­el­len Er­klä­rung der Shell Deutsch­land) die An­ga­be der Be­klag­ten von 1.597 Shell-Tank­stel­len mit ‚V-Power‘ im dor­ti­gen An­ge­bot, kä­me man zu rund 3.200 Tank­stel­len in Deutsch­land mit bio­die­sel­frei­em Die­sel­kraft­stoff, was bei ei­ner Ge­samt­an­zahl von 14.382 Tank­stel­len ei­nen An­teil von rund 22 % er­gibt. Der Se­nat ten­diert da­zu, auch bei ei­nem sol­chen An­teil nicht ei­ne aus­rei­chen­de Markt­ver­füg­bar­keit an­zu­neh­men.

2. Die­se Ein­schät­zung ei­ner nicht ge­nü­gen­den Ver­füg­bar­keit von bio­die­sel­frei­em Die­sel­kraft­stoff wird be­stä­tigt bei ei­ner Ein­be­zie­hung der Si­tua­ti­on auf dem Tank­stel­len­markt der eu­ro­päi­schen Nach­bar­staa­ten in die Ge­samt­be­trach­tung, die der Se­nat – wie be­reits im Be­schluss vom 16.12.2014 an­ge­deu­tet – für an­ge­zeigt hält.

Hin­rei­chend aus­sa­ge­kräf­ti­ge Da­ten lie­gen le­dig­lich in Be­zug auf Ös­ter­reich vor. Die in­so­weit von dem Klä­ger vor­ge­tra­ge­nen und durch ent­spre­chen­de Aus­kunfts­schrei­ben der auf dem dor­ti­gen Tank­stel­len­markt mit mehr als 100 Tank­stel­len ak­ti­ven An­bie­ter be­leg­ten Zah­len las­sen sich da­hin zu­sam­men­fas­sen, dass an 253 von ins­ge­samt 1.819 mar­ken­über­rei­fen­den Tank­stell­stand­or­ten Die­sel­kraft­stoff oh­ne Bio­die­sel­bei­mi­schung an­ge­bo­ten wird, was ei­nem Ver­sor­gungs­an­teil von le­dig­lich 14 % ent­spricht. Dem E-Mail-Schrei­ben von Shell Deutsch­land vom 20.01.2015 kann ent­nom­men wer­den, dass das an den Shell-Tank­stel­len­stand­or­ten an­ge­bo­te­ne ‚V-Power‘ nicht als bio­die­sel­frei be­han­delt wer­den kann. Wei­te­re Er­kennt­nis­se in Be­zug auf die Si­tua­ti­on in den Nach­bar­län­dern be­ste­hen le­dig­lich in­so­weit, als der An­bie­ter ARAL in der Schweiz, in Lu­xem­burg und in der Tür­kei … eben­falls bio­die­sel­frei­es Die­sel an­bie­tet, der von ARAL bzw. dem Schwes­ter­un­ter­neh­men BP in den sons­ti­gen eu­ro­päi­schen Län­dern an­ge­bo­te­ne Ul­ti­ma­te-Die­sel­kratt­stoff nicht bio­die­sel­frei ist.

An­halts­punk­te da­für, dass in den sons­ti­gen eu­ro­päi­schen Nach­bar­län­dern (wie z. B. Nie­der­lan­de, Bel­gi­en, Lu­xem­burg, Frank­reich, Schweiz) ab­seits der so­eben an­ge­spro­che­nen ARAL-Pro­duk­te … bio­die­sel­frei­er Die­sel­kraft­stoff in ei­nem Um­fang ver­füg­bar ist, der sich ge­gen­über der Si­tua­ti­on in Deutsch­land und Ös­ter­reich im Sin­ne ei­ner grö­ße­ren Ver­füg­bar­keit ab­setzt, wer­den nicht vor­ge­tra­gen. …‘

Das Vor­brin­gen der Be­klag­ten im Schrift­satz vom 30.09.2015 bie­tet kei­nen recht­li­chen und tat­säch­li­chen An­halts­punkt, um von die­ser Wer­tung ab­zu­wei­chen, was der Klä­ger mit Schrift­satz vom 09.11.2015 zu­tref­fend auf­zeigt.

3. Ei­ner (er­neu­ten) Nach­bes­se­rungs­auf­for­de­rung be­durf­te es nach § 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB nicht, da die Nach­bes­se­rung we­gen des er­folg­lo­sen zwei­ten Ver­suchs als fehl­ge­schla­gen zu gel­ten hat.

4. Für die Fra­ge der Be­rech­ti­gung des Klä­gers zum Rück­tritt kommt es nicht auf ein Ver­schul­den der Be­klag­ten im Hin­blick auf den hier in Re­de ste­hen­den Man­gel an.

5. Der Klä­ger kann nach al­le­dem nach er­klär­tem Rück­tritt ge­mäß § 346 I BGB die Rück­ab­wick­lung der in Voll­zie­hung des Ver­tra­ges vom 05.08.2009 wech­sel­sei­tig er­brach­ten Leis­tun­gen und da­mit die Rück­ge­währ des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses in Hö­he von 9.750 € Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Kauf­ge­gen­stan­des, mit­hin des im Ur­teils­te­nor im Ein­zel­nen be­schrie­be­nen Vol­vo S40, ver­lan­gen.

Auf den hier­nach be­ste­hen­den Rück­zah­lungs­an­spruch braucht sich der Klä­ger kei­ne Ab­zü­ge we­gen ge­zo­ge­ner Nut­zun­gen an­spruchs­min­dernd an­rech­nen las­sen. Der An­spruch auf Be­rück­sich­ti­gung der ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen bei Rück­tritt aus § 346 I BGB wird nicht von Amts we­gen, son­dern nur auf ent­spre­chen­de Gel­tend­ma­chung im Pro­zess be­rück­sich­tigt (vgl. Be­ckOK-BGB/H. Schmidt, Stand: 01.11.2015, § 346 Rn. 36 m. w. Nachw.). Dem­entspre­chend muss sich der bei wirk­sa­mer Rück­tritt­er­klä­rung sei­tens des Käu­fers auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in An­spruch ge­nom­me­ne Ver­käu­fer kon­kret und mit sub­stan­zi­el­lem Vor­trag auf ei­ne An­rech­nung der vom Käu­fer ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen be­ru­fen. Vor­lie­gend hat die Be­klag­te für an­zu­rech­nen­de Nut­zun­gen nichts Sub­stan­zi­el­les vor­ge­tra­gen.

II. …

III. Der Klä­ger kann Er­stat­tung vor­ge­richt­lich an­ge­fal­le­ner Rechts­an­walts­kos­ten ver­lan­gen. Denn bei Lie­fe­rung ei­nes man­gel­be­haf­te­ten Fahr­zeugs steht ei­nem Käu­fer ge­gen den Ver­käu­fer nach §§ 437 Nr. 3, 280 I BGB Scha­dens­er­satz ne­ben der Leis­tung zu, der auch die not­wen­di­gen Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten um­fasst (vgl. OLG Schles­wig, Urt. v. 02.10.2015 – 17 U 43/15, ju­ris; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl. [2014], Rn. 3764). Die Hö­he ist nicht zu be­an­stan­den und wird von der Be­klag­ten auch nicht an­ge­grif­fen.

IV. …

V. So­weit der Klä­ger mit Schrift­satz vom 03.02.2013 … ei­nen wei­te­ren Scha­dens­er­satz­an­spruch in Hö­he von 1.267,19 € gel­tend macht, ist die­ser Kla­ge­an­trag … nicht be­grün­det.

Der Klä­ger ver­langt in­so­weit ei­ne Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung für 39 Ta­ge, die Er­stat­tung von Kos­ten, die ihm durch die In­an­spruch­nah­me öf­fent­li­cher Ver­kehrs­mit­tel durch Kauf von Mo­nats-, Ein­zel- und Zu­satz­ti­ckets ent­stan­den sind, und dar­über hin­aus den Er­satz der Kos­ten für die An­mel­dung, die Kfz-Steu­er und die Ver­si­che­rung im Zu­sam­men­hang mit dem Er­werb ei­nes In­te­rims­fahr­zeugs.

Zwar ist höchst­rich­ter­lich seit der Ent­schei­dung des BGH vom 14.04.2010 – VI­II ZR 145/09, NJW 2010, 2426 = NZV 2010, 500 Rn. 13 ff. – an­er­kannt, dass ein An­spruch des Käu­fers auf Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung und Er­stat­tung der Kos­ten für die An­mel­dung ei­nes Er­satz­fahr­zeugs im Fal­le des durch den Käu­fer er­klär­ten – man­gel­be­ding­ten – Rück­tritts nicht mit der Be­grün­dung ab­ge­lehnt wer­den kann, dass das Rück­tritts­fol­gen­recht in sei­nem An­wen­dungs­be­reich das Scha­dens­er­satz­recht ver­drän­ge.

Grund­la­ge des hier in Be­tracht kom­men­den Scha­dens­er­satz­an­spruchs wä­ren die §§ 437 Nr. 3, 280 II und III, 281 I 3 BGB. Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der Leis­tung kann auch auf die ur­sprüng­li­che nicht man­gel­freie Leis­tung ge­stützt wer­den (vgl. Faust, Jus 2010, 724, 725 m. w. Nachw.). In je­dem Fall ist je­doch er­for­der­lich, dass der Ver­käu­fer es zu ver­tre­ten hat, den Man­gel nicht noch vor Ge­fahr­über­gang be­sei­tigt zu ha­ben. Hier­von kann in der Re­gel aus­ge­gan­gen wer­den, wenn der Ver­käu­fer ei­nen Man­gel ken­nen muss und des­sen Be­sei­ti­gung nicht nach § 275 BGB ver­wei­gern kann.

Vor­lie­gend ist je­doch nicht er­sicht­lich und wird von dem Klä­ger auch nicht sub­stan­zi­iert dar­ge­legt, dass der Be­klag­te Kennt­nis von der zur Man­gel­haf­tig­keit füh­ren­den Tat­sa­che der feh­len­den Kom­pa­ti­bi­li­tät und Eig­nung des Ab­gas­rück­füh­rungs­sys­tems für ei­ne Ver­wen­dung von B7-Die­sel als Kraft­stoff hat­te oder hät­te ha­ben müs­sen. …“

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