Er­wirbt ein ge­werb­li­cher Kraft­fahr­zeug­händ­ler ei­nen Ge­braucht­wa­gen von ei­nem pri­va­ten Ver­käu­fer, so trifft ihn je­den­falls dann ei­ne Pflicht zur nä­he­ren Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs, wenn er Kennt­nis von ei­nem – nach Mit­tei­lung des Ver­käu­fers be­sei­tig­ten – Vor­scha­den des zum Wei­ter­ver­kauf be­stimm­ten Fahr­zeugs hat.

OLG Naum­burg, Ur­teil vom 13.05.2024 – 12 U 164/23

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin, ei­ne ge­werb­li­che Kraft­fahr­zeug­händ­le­rin mit an­ge­schlos­se­ner Fach­werk­statt, ver­langt von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen ih­rer An­sicht nach man­gel­haf­ten Ge­braucht­wa­gen.

Das Fahr­zeug hat­te der Be­klag­te von ei­ner ge­werb­li­chen Ver­käu­fe­rin mit Ver­trag vom 29.03.2022 un­ter Hin­weis auf Un­fall­schä­den er­wor­ben und dar­an Re­pa­ra­tu­ren im Um­fang von ins­ge­samt 4.952,48 € vor­neh­men las­sen. Im An­schluss hat­te er mit dem Pkw cir­ca 8.000 km zu­rück­ge­legt.

Im Au­gust 2022 ver­han­del­te die Klä­ge­rin mit dem Be­klag­ten über den Er­werb des Fahr­zeugs und ließ sich Fo­tos des Pkw zu­sen­den. Der Be­klag­te hol­te zum Zu­stand des Fahr­zeugs ei­ne Ein­schät­zung der GTÜ-Prüf­stel­le E. ein, die er­kenn­ba­re Nachla­ckie­run­gen, im Üb­ri­gen aber ei­nen ver­kehrs­si­che­ren Zu­stand be­schei­nig­te. Im Rah­men der Ver­hand­lun­gen wies der Be­klag­te dar­auf hin, dass es sich bei dem Pkw um ein Un­fall­fahr­zeug han­de­le.

Die Par­tei­en schlos­sen am 17.08.2022 ei­nen Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug zu ei­nem Kauf­preis von 28.000 €. In die­sem Ver­trag heißt es: „Fahr­zeug wird als Un­fall­wa­gen ver­kauft (sie­he Prüf­be­richt) re­pa­riert“.

Am 16.12.2022 for­der­te die Klä­ge­rin den Be­klag­ten zur Be­sei­ti­gung des Un­fall­scha­dens auf und setz­te ihm da­für ei­ne Frist bis zum 30.12.2022. Der Be­klag­te lehn­te ei­ne Re­pa­ra­tur mit Schrei­ben vom 04.01.2023 ab.

Am 13.01.2023 in­se­rier­te die Klä­ge­rin das Fahr­zeug oh­ne Hin­weis auf die Un­fall­wa­gen­ei­gen­schaft.

Mit Schrei­ben vom 27.01.2023 er­klär­te sie ge­gen­über den Be­klag­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und ver­lang­te des­sen Rück­ab­wick­lung. Der Be­klag­te lehn­te ei­ne Rück­ab­wick­lung ab.

Die Klä­ge­rin hat im ers­ten Rechts­zug be­haup­tet, der Be­klag­te ha­be im Rah­men der Ver­trags­ver­hand­lun­gen be­stä­tigt, dass der Un­fall­scha­den voll­stän­dig und fach­ge­recht be­sei­tigt wor­den sei. Bei der Vor­be­rei­tung des Fahr­zeugs für den Wei­ter­ver­kauf ha­be sie – die Klä­ge­rin – je­doch fest­ge­stellt, dass der Un­fall­scha­den nicht re­pa­riert wor­den sei. Ins­be­son­de­re sei der hin­te­re lin­ke Schwel­ler ein­ge­ris­sen und kor­ro­diert, die La­ckie­rung im Heck­be­reich in wei­ten Tei­len man­gel­haft und die Un­ter­bo­den­ver­klei­dung ge­bro­chen und er­neue­rungs­be­dürf­tig. Die vom Klä­ger vor­ge­nom­me­ne Re­pa­ra­tur ha­be die Un­fall­schä­den le­dig­lich ka­schiert. Der Pkw sei da­her – so hat die Be­klag­te gel­tend ge­macht – man­gel­haft, weil er nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit auf­wei­se. Je­den­falls aber lie­ge ein Man­gel i. S. von § 434 III 1 Nr. 2 BGB vor. Da der Un­fall­scha­den ent­ge­gen der Zu­si­che­rung des Be­klag­ten nicht be­sei­tigt wor­den sei, ha­be der Be­klag­te sie – die Klä­ge­rin – auch arg­lis­tig ge­täuscht. Die Be­schei­ni­gung der GTÜ-Prüf­stel­le sei of­fen­bar ei­ne Ge­fäl­lig­keits­be­schei­ni­gung. Tat­säch­lich wür­de ei­ne fach­ge­rech­te Be­sei­ti­gung des Un­fall­scha­dens, der die Ver­kehrs­si­cher­heit des Fahr­zeugs be­ein­träch­ti­ge, cir­ca 15.000 € kos­ten. In­so­weit hat sich die Be­klag­te auf ein Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen S vom 08.06.2023 be­ru­fen, das von Re­pa­ra­tur­kos­ten in Hö­he von cir­ca 10.000 € aus­geht.

Der Be­klag­te hat be­haup­tet, die Klä­ge­rin ha­be et­wa zwei Wo­chen nach der Über­ga­be des Pkw be­stä­tigt, dass mit dem Fahr­zeug al­les in Ord­nung sei. Er hat da­her be­strit­ten, dass die von der Klä­ge­rin be­haup­te­ten Män­gel bei Über­ga­be des Pkw vor­ge­le­gen hät­ten. Je­den­falls – so hat der Be­klag­te gel­tend ge­macht – sei­en die­se Män­gel nicht er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB. Die im Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen S vom 08.06.2023 do­ku­men­tier­ten Lack­män­gel sei­en nicht auf die von ihm – dem Be­klag­ten – ver­an­lass­te Re­pa­ra­tur zu­rück­zu­füh­ren und hät­ten bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs an die Klä­ge­rin nicht vor­ge­le­gen. Glei­ches gel­te hin­sicht­lich des Un­ter­fahr­schut­zes und des Sei­ten­schwel­lers.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, Ge­währ­leis­tungs­rech­te der Klä­ge­rin sei­en ge­mäß § 442 I 2 BGB aus­ge­schlos­sen, weil der Klä­ge­rin die be­haup­te­ten Män­gel in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ge­blie­ben sei­en. Der Klä­ge­rin sei die Un­fall­wa­gen­ei­gen­schaft des Fahr­zeugs beim Kauf be­kannt ge­we­sen. Da der Be­klag­te die Klä­ge­rin auf den Un­fall hin­ge­wie­sen und ihr die Re­pa­ra­tur­rech­nung vor­ge­legt ha­be, ha­be für die Klä­ge­rin An­lass be­stan­den, das Fahr­zeug nä­her zu un­ter­su­chen. Da­bei wä­ren der Klä­ge­rin die nun ge­rüg­ten Män­gel auf­ge­fal­len. Im Üb­ri­gen sei der Vor­trag der Klä­ge­rin zum Vor­lie­gen ei­nes Man­gels wi­der­sprüch­lich. Die Klä­ge­rin ha­be Män­gel vier Mo­na­te nach Ab­schluss des Kauf­ver­trags fest­ge­stellt, aber erst ein Jahr spä­ter ein pri­va­tes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ein­ge­holt und zu­gleich das Fahr­zeug zu ei­nem Preis von 30.990 €, al­so mehr als 3.000 € über dem Ein­kaufs­preis, zum Kauf an­ge­bo­ten. Der Klä­ger ha­be nicht be­wie­sen, dass der Be­klag­te den be­haup­te­ten Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­be. Der Be­klag­te ha­be auch kei­ne Ga­ran­tie über­nom­men. Ins­be­son­de­re sei in der For­mu­lie­rung „Un­fall­wa­gen re­pa­riert“ kei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie zu se­hen.
zu se­hen.

Mit ih­rer Be­ru­fung rügt die Klä­ge­rin die Ver­let­zung ma­te­ri­el­len Rechts. Sie ist der An­sicht, ih­re Rech­te we­gen des be­haup­te­ten – ihr nicht be­kann­ten – Man­gels sei­en nicht ge­mäß § 442 I 2 BGB aus­ge­schlos­sen. Ei­ne Pflicht zur Un­ter­su­chung des Pkw ha­be nicht be­stan­den, viel­mehr ha­be der Be­klag­te ihr ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs zu­ge­si­chert und ihr zu die­sem Zweck die GTÜ-Prüf­be­schei­ni­gung vor­ge­legt. Da­mit ha­be der Be­klag­te ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie über­nom­men. Da sie – die Klä­ge­rin – das Fahr­zeug „on­line“ er­wor­ben ha­be, sei ihr ei­ne Un­ter­su­chung nicht mög­lich ge­we­sen. Zu die­sem Ge­sichts­punkt hät­te sie auf ent­spre­chen­den Hin­weis des Land­ge­richts ver­tieft Stel­lung ge­nom­men. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts ha­be sie nicht wi­der­sprüch­lich vor­ge­tra­gen. Viel­mehr ha­be der von ihr be­auf­trag­te Sach­ver­stän­di­ge den of­fen­bar ka­schier­ten Un­fall­scha­den im Heck­be­reich zu­nächst über­se­hen, was da­für spre­che, dass auch ihr – der Klä­ge­rin – die­ser Scha­den bei ei­ner Sicht­prü­fung nicht auf­ge­fal­len wä­re. Dass das Land­ge­richt zum Um­fang des Scha­dens kein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ein­ge­holt ha­be, sei ver­fah­rens­feh­ler­haft.

Die Be­ru­fung hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin ist ge­mäß § 511 II Nr. 1 ZPO statt­haft und auch im Üb­ri­gen nach den §§ 517, 519, 520 ZPO zu­läs­sig, ins­be­son­de­re form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­grün­det wor­den. Das Rechts­mit­tel ist im Er­geb­nis nicht be­grün­det.

1. Der mit der Kla­ge gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs, ge­mäß § 346 I BGB i. V. mit § 437 Nr. 2, §§ 440, 323 BGB steht der Klä­ge­rin nicht zu. Da­her kommt auch die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs des Be­klag­ten nicht in Be­tracht.

Das Land­ge­richt hat zu Recht er­kannt, dass die Klä­ge­rin ge­mäß § 442 I 2 BGB we­gen grob fahr­läs­si­ger Un­kennt­nis von den be­haup­te­ten Män­geln mit der Gel­tend­ma­chung von Män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­ten je­den­falls des­halb aus­ge­schlos­sen ist, weil sie das Fahr­zeug oh­ne ei­ge­ne ein­ge­hen­de Un­ter­su­chung auf we­gen des Un­falls noch even­tu­ell vor­han­de­ne Män­gel an­kauf­te. Da­bei kann da­hin­ste­hen, in­wie­weit über­haupt – un­ter Be­rück­sich­ti­gung der An­ga­ben des Be­klag­ten bei dem Ver­kauf des Fahr­zeugs – Sach­män­gel bei Über­ga­be vor­la­gen oder die­se nach Über­ga­be erst ent­stan­den sind, weil das Fahr­zeug seit­dem je­den­falls 500 km ge­fah­ren wur­de.

Ge­mäß § 442 I BGB sind die Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels aus­ge­schlos­sen, wenn er bei Ver­trags­schluss den Man­gel kennt; ist ihm ein Man­gel we­gen grob fahr­läs­si­ger Un­kennt­nis un­be­kannt ge­blie­ben, kann er Rech­te we­gen die­ses Man­gels nur gel­tend ma­chen, wenn der Ver­käu­fer den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen oder ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che über­nom­men hat.

a) Gro­be Fahr­läs­sig­keit setzt ei­nen ob­jek­tiv schwer­wie­gen­den und sub­jek­tiv nicht ent­schuld­ba­ren Ver­stoß ge­gen die An­for­de­run­gen der im Ver­kehr er­for­der­li­chen Sorg­falt vor­aus. Grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis liegt nur vor, wenn dem Gläu­bi­ger die Kennt­nis des­halb fehlt, weil er ganz na­he­lie­gen­de Über­le­gun­gen nicht an­ge­stellt und nicht be­ach­tet hat, was im ge­ge­be­nen Fall je­dem hät­te ein­leuch­ten müs­sen. Ihm muss per­sön­lich ein schwe­rer Ob­lie­gen­heits­ver­stoß in sei­ner ei­ge­nen An­ge­le­gen­heit der An­spruchs­ver­fol­gung („Ver­schul­den ge­gen sich selbst“) vor­ge­wor­fen wer­den kön­nen, weil sich ihm die den An­spruch be­grün­den­den Um­stän­de förm­lich auf­ge­drängt ha­ben, er da­vor aber letzt­lich die Au­gen ver­schlos­sen hat (BGH, Urt. v. 22.11.2011 – III ZR 186/10, ju­ris Rn. 8). Dem Käu­fer kann es im All­ge­mei­nen nicht als Sorg­falts­ver­stoß an­ge­las­tet wer­den, wenn er sich auf die An­ga­ben des Ver­käu­fers zum Kauf­ge­gen­stand ver­lässt und des­halb kei­ne ei­ge­nen Nach­for­schun­gen an­stellt (BGH, Urt. v. 20.02.2013 – VI­II ZR 40/12, ju­ris Rn. 15). Ei­ne all­ge­mei­ne Ob­lie­gen­heit des Käu­fers, den Kauf­ge­gen­stand vor dem Ab­schluss des Kauf­ver­trags auf et­wai­ge Män­gel zu un­ter­su­chen, um sich sei­ne Ge­währ­leis­tungs­rech­te zu er­hal­ten, wird durch § 442 I 2 BGB nicht be­grün­det (BeckOGK/​Stö­ber, Stand: 01.02.2024, § 442 BGB Rn. 35; Stau­din­ger/​Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2023, § 442 Rn. 28). Et­was an­de­res gilt je­doch aus­nahms­wei­se, wenn be­son­de­re An­halts­punk­te An­lass zu Zwei­feln an der Ver­trags­mä­ßig­keit des Kauf­ge­gen­stands be­zie­hungs­wei­se an der Rich­tig­keit oder Voll­stän­dig­keit der dies­be­züg­li­chen An­ga­ben des Ver­käu­fers ge­ben müs­se, so­dass es als nicht ver­ständ­lich er­schei­nen wür­de, die­sen nicht nach­zu­ge­hen (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 17.03.2016 – 3 U 12/15, ju­ris Rn. 12; OLG Hamm, Urt. v. 30.04.2019 – 34 U 91/18, ju­ris Rn. 27; BeckOGK/​Stö­ber, a. a. O., § 442 BGB Rn. 35; Stau­din­ger/​Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 442 Rn. 32).

b) Die Vor­aus­set­zun­gen für die An­nah­me der gro­ben Fahr­läs­sig­keit der Klä­ge­rin im Sin­ne ei­nes Ver­schul­dens ge­gen sich selbst lie­gen hier vor.

aa) Zwar kann von ei­nem ge­werb­li­chen Au­to­händ­ler wie der Klä­ge­rin nicht in je­dem Fall er­war­tet wer­den, beim An­kauf ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs die­ses zu­nächst auf mög­li­che Un­fall­schä­den zu un­ter­su­chen. Hier­zu ist er auch bei ei­nem an­schlie­ßen­den Wei­ter­ver­kauf des Fahr­zeugs, vor dem er grund­sätz­lich nur ei­ne fach­män­ni­sche äu­ße­re Be­sich­ti­gung („Sicht­prü­fung“) vor­zu­neh­men hat, da­mit er sei­ner Auf­klä­rungs­pflicht ge­gen­über ei­nem nach­fol­gen­den Käu­fer hin­sicht­lich et­wai­ger Un­fall­schä­den nach­kom­men kann, nicht von vorn­her­ein ver­pflich­tet (BGH, Urt. v. 19.06.2013 – VI­II ZR 183/12, ju­ris Rn. 24 m. w. Nachw.). Der Händ­ler kann sich da­her re­gel­mä­ßig dar­auf be­schrän­ken, das Fahr­zeug ei­ner – im Kraft­fahr­zeug­han­del bei der Her­ein­nah­me ei­nes Fahr­zeugs zu­dem all­ge­mein üb­li­chen – Sicht­prü­fung zu un­ter­zie­hen, die sich an den An­ga­ben des Ver­käu­fers zum Zu­stand des Fahr­zeugs zu ori­en­tie­ren hat (BGH, Urt. v. 19.06.2013 – VI­II ZR 183/12, ju­ris Rn. 24; Ja­ensch, in: Rein­king/​Eg­gert, Der Au­to­kauf, 15. Aufl., Kap. 29 Rn. 245, Kap. 30 Rn. 24). Ei­ne wei­ter­ge­hen­de Un­ter­su­chungs­ob­lie­gen­heit trifft den Händ­ler da­ge­gen nur aus­nahms­wei­se, wenn die Sicht­prü­fung ei­nen Un­fall­vor­scha­den na­he­legt und/​oder der Händ­ler auf­grund sons­ti­ger Er­kennt­nis­se kon­kre­te An­halts­punk­te da­für be­sitzt, dass die An­ga­ben des Ver­käu­fers falsch oder zu­min­dest frag­wür­dig sind (BGH, Urt. v. 19.06.2013 – VI­II ZR 183/12, ju­ris Rn. 25; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 17.03.2016 – 3 U 12/15, ju­ris Rn. 13; OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 06.07.2016 – 2 U 54/15, ju­ris Rn. 25; Ja­ensch, in: Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Kap. 29 Rn. 257; Stau­din­ger/​Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 442 Rn. 34). Ei­nen Ge­braucht­wa­gen­händ­ler, der – wie hier – die Vor­schä­di­gung ei­nes zu ver­äu­ßern­den Fahr­zeugs kennt, trifft je­doch ei­ne Un­ter­su­chungs­pflicht (vgl. et­wa BGH, Urt. v. 11.06.1979 – VI­II ZR 224/78, BGHZ 74, 383 = ju­ris Rn. 15; Urt. v. 14.04.2010 – VI­II ZR 145/09, ju­ris Rn. 29; KG, Urt. v. 01.09.2011 – 8 U 42/10, ju­ris Rn. 14; of­fen­ge­las­sen von BGH, Urt. v. 21.04.1982 – VI­II ZR 26/81, BGHZ 83, 334 = ju­ris Rn. 14, der in die­sem Fall still­schwei­gen­den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss an­nimmt).

bb) Hier lie­fer­te schon der äu­ße­re An­schein des Fahr­zeugs deut­li­che Hin­wei­se auf ei­nen nicht fach­ge­recht be­sei­tig­ten Un­fall­scha­den.

Die Klä­ge­rin wuss­te bei An­kauf, dass es sich bei dem Fahr­zeug um ein Un­fall­fahr­zeug han­del­te. Hier­auf hat­te der Be­klag­te bei Kauf­ver­trags­ab­schluss aus­drück­lich hin­ge­wie­sen und ein Fo­to über­sandt, aus dem sich Schä­den auf der Fah­rer­sei­te er­ga­ben (An­la­ge B 5). Dar­über hin­aus er­gab sich aus der über­reich­ten GTÜ-Prüf­be­schei­ni­gung, dass das Fahr­zeug – wie sich aus den un­ter­schied­li­chen Schicht­di­cken der La­ckie­rung im Front- und Heck­be­reich ent­neh­men ließ – in die­sen Be­rei­chen nachla­ckiert wor­den war, was dar­auf schlie­ßen ließ, dass sich der Un­fall­scha­den auf die­se Be­rei­che be­zo­gen hat­te. Au­ßer­dem wies der Be­richt der GTÜ-Prüf­stel­le aus­drück­lich dar­auf hin, dass le­dig­lich ei­ne Sicht­prü­fung oh­ne De­mon­ta­ge und Zer­le­gung statt­ge­fun­den ha­be und je­den­falls im elek­tro­ni­schen Sys­tem ver­steck­te Män­gel nicht aus­ge­schlos­sen wer­den könn­ten.

c) An­ge­sichts die­ser Ge­samt­um­stän­de (Hin­weis auf Un­fall, Hin­weis auf Re­pa­ra­tur, Hin­weis der Prüf­stel­le, dass le­dig­lich Sicht­prü­fung, Hin­weis auf Aus­maß der Un­fall­schä­den durch un­ter­schied­li­che Schicht­di­cken der La­ckie­rung, kein Aus­schluss von Schä­den im elek­tro­ni­schen Sys­tem, Kauf von Pri­vat­per­son) traf die Klä­ge­rin ei­ne wei­ter­ge­hen­de Un­ter­su­chungs­ob­lie­gen­heit. Denn die­se Um­stän­de leg­ten für die Klä­ge­rin, ei­ne ge­werb­li­che Händ­le­rin mit an­ge­schlos­se­ner Werk­statt, den Schluss na­he, dass der Un­fall­scha­den wo­mög­lich nicht in der Art und Wei­se be­sei­tigt ge­we­sen sein könn­te, wie es ih­rem Stan­dard oder den An­sprü­chen an ei­ne fach­ge­rech­te Re­pa­ra­tur ent­spro­chen hät­te.

So ist es oh­ne­hin im Kraft­fahr­zeug­han­del heu­te all­ge­mein üb­lich, ei­nen Ge­braucht­wa­gen vor der Her­ein­nah­me je­den­falls ei­ner Sicht- und Funk­ti­ons­prü­fung zu un­ter­zie­hen. Da­bei hat sich die Sicht- und Funk­ti­ons­prü­fung an den An­ga­ben des Ver­käu­fers zum Zu­stand des Fahr­zeugs zu ori­en­tie­ren, will sich der Auf­käu­fer nicht dem Vor­wurf gro­ber Fahr­läs­sig­keit aus­ge­setzt se­hen. Er­fährt die auf­kau­fen­de Fach­werk­statt von ei­nem Un­fall­scha­den und da­von, dass der Scha­den re­pa­riert wor­den sein soll, muss ih­re Sicht- und Funk­ti­ons­prü­fung ge­ra­de auch dies mit ein­be­zie­hen. Sie darf das Fahr­zeug nicht nur ober­fläch­lich – oder wie hier gar nicht – un­ter­su­chen (OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 06.07.2016 – 2 U 54/15, ju­ris Rn. 25; LG Bie­le­feld, Urt. v. 03.02.2010 – 3 O 222/09, ju­ris Rn. 25; LG Dort­mund, Beschl. v. 30.11.2007 – 3 O 220/07, ju­ris Rn. 22; Be­ckOK-StVR/​An­d­reae, Stand: 15.01.2024, § 442 BGB Rn. 6; Ja­ensch, in: Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Kap. 30 Rn. 24; ju­risPK-BGB/​Pamm­ler, 10. Aufl., § 442 Rn. 46, Stand: 01.02.2023).

Ge­ra­de auf­grund ih­rer Fach­kennt­nis war die Klä­ge­rin in An­be­tracht des Un­fall­scha­dens ver­pflich­tet, das ge­kauf­te Fahr­zeug ge­nau­er zu un­ter­su­chen als ein Fahr­zeug oh­ne Un­fall­scha­den. Es han­delt sich nach den Be­haup­tun­gen der Klä­ge­rin um ei­nen of­fen­sicht­li­chen Scha­den, der so schwer­wie­gend ist, dass er auch dem Be­klag­ten als Lai­en nicht ver­bor­gen ge­blie­ben sein konn­te. An­ge­sichts der nach dem Vor­trag der Klä­ge­rin leich­ten Er­kenn­bar­keit des schwe­ren Un­fall­scha­dens stellt sich ihr Ver­hal­ten als ge­werb­li­che Händ­le­rin mit an­ge­schlos­se­ner Werk­statt je­den­falls min­des­tens als gro­be Fahr­läs­sig­keit im Sin­ne von § 442 BGB dar (vgl. da­zu OLG Schles­wig, Urt. v. 04.11.2005 – 4 U 46/05, ju­ris Rn. 6; Ja­ensch, in: Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Kap. 30 Rn. 24). An­ders ist es nicht zu er­klä­ren, dass ei­ne ge­werb­li­che Händ­le­rin ei­nen als Un­fall­fahr­zeug ge­kauf­ten Wa­gen trotz of­fen­sicht­li­cher Un­fall­spu­ren und be­haup­te­ter leich­ter Er­kenn­bar­keit schwe­rer Schä­den nicht selbst ei­ner er­wei­ter­ten Sicht- und Funk­ti­ons­prü­fung un­ter Ein­be­zie­hung ei­ner Prü­fung auf der He­be­büh­ne un­ter­zieht (zur Fra­ge der Arg­list bei kon­kre­ten An­halts­punk­ten für ei­nen Un­fall­scha­den: OLG Karls­ru­he, Beschl. v. 20.05.2020 – 9 W 10/20, ju­ris Rn. 18). Auf­grund ih­rer Fach­kennt­nis ist sie ge­ra­de in An­be­tracht der vom Be­klag­ten of­fen­bar­ten Un­fall­schä­den ver­pflich­tet, die­ses ge­nau­er zu un­ter­su­chen als ein Fahr­zeug oh­ne Un­fall­scha­den. Ein Händ­ler, der auf die­se selbst­ver­ständ­li­che Vor­sichts­maß­nah­me ver­zich­tet und da­mit sei­ne Sach­kun­de und sei­ne ge­gen­über ei­nem Lai­en über­le­ge­ne tech­ni­sche Aus­rüs­tung be­wusst un­ge­nutzt lässt, kauft das Fahr­zeug so, wie es ist (vgl. OLG Schles­wig, Urt. v. 04.11.2005 – 4 U 46/05, ju­ris Rn. 6). Da­bei ent­las­tet es die Klä­ge­rin nicht, dass es sich um ei­nen on­line an­ge­bahn­ten Kauf­ver­trag han­delt, bei dem sie das Fahr­zeug zu­vor nicht be­sich­tigt hat. An­ge­sichts des­sen, dass die Klä­ge­rin ih­ren Ge­schäfts­sitz in Des­sau hat und der Be­klag­te sei­nen Wohn­sitz in Ber­lin, ist es auf­grund der ge­rin­gen Ent­fer­nung nicht er­klär­lich, dass die Klä­ge­rin sich das Fahr­zeug an­ge­sichts der ge­ge­be­nen Um­stän­de nicht vor Ver­trags­schluss an­ge­schaut hat.

2. Dem Vor­wurf der gro­ben Fahr­läs­sig­keit sei­tens der Klä­ge­rin steht auch nicht – wie das Land­ge­richt zu­tref­fend aus­führt – der Arg­lis­tein­wand ge­gen­über dem Be­klag­ten ent­ge­gen (§ 442 I 2 BGB). Die Klä­ge­rin hat nicht be­wie­sen, dass der Be­klag­te sie bei Über­ga­be sei­nes Fahr­zeugs arg­lis­tig ge­täuscht hat.

a) Zwar hat der Ver­käu­fer den Käu­fer rich­tig und voll­stän­dig über Män­gel auf­zu­klä­ren, die ihm be­kannt sind; die Of­fen­ba­rungs­pflicht geht um­so wei­ter, je un­kun­di­ger der Käu­fer ist (BGH, Urt. v. 21.01.1981 – VI­II ZR 10/80, ju­ris Rn. 28). Der Be­klag­te hat die Klä­ge­rin hier je­doch über al­le Tat­sa­chen in­for­miert, de­ren Mit­tei­lung von ihm nach der Ver­kehrs­auf­fas­sung zu er­war­ten war. Er hat die Klä­ge­rin un­strei­tig auf den Un­fall­scha­den hin­ge­wie­sen; die Klä­ge­rin hat den ur­sprüng­lich mit 29.000 € ver­ein­bar­ten Kauf­preis we­gen der Un­fall­wa­gen­ei­gen­schaft noch auf 28.000 € ge­senkt. Au­ßer­dem hat er die GTÜ-Be­schei­ni­gung und nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts auch die Re­pa­ra­tur­rech­nung vor­ge­legt.

Ei­ner wei­ter­ge­hen­den Auf­klä­rung be­durf­te es sei­tens des Be­klag­ten zu­nächst nicht, denn der Um­fang der Auf­klä­rungs­pflicht ist stets auch von den Er­kennt­nis­mög­lich­kei­ten und -fä­hig­kei­ten des Kraft­fahr­zeug­händ­lers ab­hän­gig. Der Be­klag­te konn­te, da es sich bei der Klä­ge­rin um ei­ne Fach­händ­le­rin und Fach­werk­statt han­delt, da­von aus­ge­hen, dass sie durch ge­ziel­te Nach­fra­ge die ge­naue Art und Wei­se der Re­pa­ra­tur ab­klä­ren oder aber das Fahr­zeug vor An­kauf selbst ein­ge­hend un­ter­su­chen wür­de. Denn die Mit­tei­lung des Be­klag­ten, den Scha­den re­pa­riert ha­ben zu las­sen, ließ in je­dem Fall für die Klä­ge­rin die Fra­ge of­fen, ob die­se Re­pa­ra­tur so­wohl in Um­fang als auch in Qua­li­tät dem Stan­dard ei­ner Fach­fir­ma ent­sprach, den sie nun­mehr – un­ter Be­zug­nah­me auf das Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen S vom 08.06.2023 – ih­rer Klag­for­de­rung zu­grun­de legt. Im Ge­gen­teil warf nach der Ein­schät­zung der Klä­ge­rin die Mit­tei­lung des Be­klag­ten im Zu­sam­men­hang mit dem GTÜ-Be­richt und der Re­pa­ra­tur­rech­nung auch für sie ge­ra­de er­heb­li­che Zwei­fel auf, ob der Un­fall­scha­den tat­säch­lich fach­ge­recht re­pa­riert wor­den war. Da­her hat sich die Klä­ge­rin auch vor Ver­trags­schluss das Fo­to (An­la­ge B 5) über­sen­den las­sen. Wenn sie aber be­reits Zwei­fel am Zu­stand des Fahr­zeugs hat­te, lag es na­he, die­ses auch ei­ner in­ten­si­ven Prü­fung zu un­ter­zie­hen. Dar­auf, dass hier ei­ne fach­ge­rech­te Re­pa­ra­tur vor­ge­nom­men wor­den war, konn­te sie sich nach Kennt­nis der ge­schil­der­ten Um­stän­de nicht mehr ver­las­sen.

Ei­ne Arg­list kann schließ­lich auch nicht da­mit be­grün­det wer­den, der Be­klag­te ha­be mit der Be­stä­ti­gung der Re­pa­ra­tur ei­ne voll­stän­di­ge, den An­for­de­run­gen der Klä­ge­rin als Fach­werk­statt ge­nü­gen­de Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs mit der Fol­ge völ­li­ger Man­gel­frei­heit oh­ne hin­rei­chen­de Tat­sa­chen­grund­la­ge „ins Blaue hin­ein“ be­haup­tet (da­zu all­ge­mein BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 = ju­ris Rn. 13; Grü­ne­berg/​El­len­ber­ger, BGB, 83. Aufl., § 123 Rn. 11 m. w. Nachw.). Dem steht ent­ge­gen, dass sich sei­ne dies­be­züg­li­che ver­trag­li­che Er­klä­rung nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont nur auf die von ihm durch­ge­führ­te Re­pa­ra­tur be­zog. An­halts­punk­te da­für, dass er da­von aus­ge­hen muss­te, dass die­se Re­pa­ra­tur nicht zur voll­stän­di­gen Be­sei­ti­gung des Un­fall­scha­dens ge­führt ha­ben könn­te, be­ste­hen nicht. Denn der Be­klag­te ist mit dem Fahr­zeug noch im Som­mer 2022 mit sei­ner Fa­mi­lie in den Ur­laub ge­fah­ren.

Dar­aus, dass die Re­pa­ra­tur den Kri­te­ri­en der Klä­ge­rin als Fach­händ­le­rin mög­li­cher­wei­se nicht ge­recht wird, lässt nicht auf ei­ne Arg­list des Be­klag­ten schlie­ßen. Dass der pri­va­te Ver­käu­fer das vol­le Aus­maß des Un­fall­scha­dens und die zur In­stand­set­zung er­for­der­li­chen Ar­bei­ten selbst be­wer­ten müss­te, hält der Se­nat für zu weit­ge­hend. Die Re­pa­ra­tur ei­nes Un­fall­scha­dens hat wirt­schaft­li­che und tech­ni­sche Kom­po­nen­ten, de­ren ge­sam­te Reich­wei­te von ei­nem Lai­en kaum ein­zu­schät­zen ist. In An­be­tracht der Fach­kennt­nis auf Klä­ger­sei­te hie­ße es die Auf­klä­rungs­pflicht des Be­klag­ten als pri­va­tem Ver­käu­fer über­zu­stra­pa­zie­ren, wenn der Be­klag­te von sich aus von vorn­her­ein hät­te dar­le­gen müs­sen, wie er im Ein­zel­nen – und mit wel­chen ge­ge­be­nen­falls ver­blie­be­nen Rest­schä­den – den Un­fall­scha­den von ei­ner Werk­statt hat be­sei­ti­gen las­sen. Hier ver­äu­ßer­te der Be­klag­te das Fahr­zeug nicht an ei­nen Pri­vat­käu­fer, son­dern an ei­nen Käu­fer, der als Händ­ler und Fach­werk­statt über au­ßer­or­dent­li­che Fach­kennt­nis und al­le tech­ni­schen Mög­lich­kei­te zur Über­prü­fung ver­füg­te und bei dem des­halb auch im Hin­blick auf die Mit­tei­lun­gen des Be­klag­ten von ei­nem ent­spre­chen­den Pro­blem­be­wusst­sein aus­zu­ge­hen war. Ei­ne ei­ge­ne Un­ter­su­chung sei­tens der Klä­ge­rin wä­re des­halb auch zu er­war­ten ge­we­sen, eben­so wie wei­te­re dies­be­züg­li­che Fra­gen (eben­so OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 03.11.2010 – 15 U 116/10, ju­ris Rn. 7).

So­weit die Klä­ge­rin mit der Be­ru­fungs­be­grün­dung für ih­re Be­haup­tung, der Be­klag­te ha­be ver­si­chert, den Un­fall­scha­den ord­nungs­ge­mäß und fach­ge­recht re­pa­riert zu ha­ben, nun­mehr das Zeug­nis des Z an­bie­tet, ist die­ses Be­weis­an­ge­bot nicht ge­mäß § 531 II 1 ZPO zu­zu­las­sen, weil die Vor­aus­set­zun­gen hier­für nicht vor­lie­gen. Die Klä­ge­rin hat­te sich in ers­ter In­stanz für die­se Be­haup­tung le­dig­lich auf den In­halt des Kauf­ver­trags, nicht aber auf ei­nen Zeu­gen be­ru­fen.

b) Die Klä­ge­rin hat auch nicht die wei­te­re – sub­jek­ti­ve – Vor­aus­set­zung der Arg­lis­t­haf­tung, der Be­klag­te ha­be ge­wusst oder da­mit ge­rech­net, dass die Klä­ge­rin den Man­gel nicht ken­ne, hin­rei­chend dar­ge­legt. Die Tat­sa­che, dass der Be­klag­te die Klä­ge­rin auf den Um­stand des Un­falls und auf die Re­pa­ra­tur un­ter Vor­la­ge der GTÜ-Be­schei­ni­gung hin­wies, lässt nicht den Schluss zu, dass er da­mit rech­ne­te, Art und Um­fang der Re­pa­ra­tur so­wie et­wa ver­blie­be­ne Rest­män­gel wür­den der Klä­ge­rin, ei­ner Fach­werk­statt, ver­bor­gen blei­ben, zu­mal auch nicht fest­ge­stellt wer­den kann, dass der Be­klag­te von den klä­ger­seits be­haup­te­ten Rest­män­geln wuss­te.

3. Dem Land­ge­richt ist auch dar­in zu­zu­stim­men, dass der Be­klag­te kei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie nach § 443 I BGB über­nom­men hat, da es an Hin­wei­sen dar­auf fehlt, dass der Be­klag­te in je­dem Fall für al­le Fol­gen des Feh­lens der Be­schaf­fen­heit, der Un­fall sei fach­ge­recht re­pa­riert, ha­be ein­ste­hen wol­len. Die im Kauf­ver­trag er­folg­te Be­zeich­nung des Pkw als „re­pa­riert“ stellt nur ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB a.F. [= § 434 II 1 Nr. 1, Satz 2 BGB n.F.] dar, de­ren Feh­len al­lein zur Man­gel­haf­tig­keit führt.

Die Über­nah­me ei­ner Ga­ran­tie setzt vor­aus, dass der Ver­käu­fer in ver­trags­mä­ßig bin­den­der Wei­se die Ge­währ für das Vor­han­den­sein der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che über­nimmt und da­mit sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ser Be­schaf­fen­heit ein­zu­ste­hen (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 = ju­ris Rn. 25). Ob ei­ne be­stimm­te An­ga­be des Käu­fers ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie (§ 444 Fall 2 BGB) dar­stellt, ist un­ter Be­rück­sich­ti­gung der beim Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags ty­pi­scher­wei­se ge­ge­be­nen In­ter­es­sen­la­ge zu be­ant­wor­ten. Da­bei ist grund­sätz­lich da­nach zu un­ter­schei­den, ob der Ver­käu­fer ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler oder ei­ne Pri­vat­per­son ist. Han­delt es sich bei dem Ver­käu­fer um ei­nen Ge­braucht­wa­gen­händ­ler, so ist die In­ter­es­sen­la­ge ty­pi­scher­wei­se da­durch ge­kenn­zeich­net, dass der Käu­fer sich auf die be­son­de­re, ihm in al­ler Re­gel feh­len­de Er­fah­rung und Sach­kun­de des Händ­lers ver­lässt. Er darf da­her dar­auf ver­trau­en, dass der Händ­ler für Er­klä­run­gen zur Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs, die er in Kennt­nis die­ses Um­stands ab­gibt, die Rich­tig­keits­ge­währ über­nimmt. Die­se Er­wä­gung trifft auf den pri­va­ten Ver­kauf in der Re­gel nicht zu. Hier steht viel­mehr dem In­ter­es­se des Käu­fers gleich­ge­wich­tig das In­ter­es­se des Ver­käu­fers ge­gen­über, für nicht mehr als das­je­ni­ge ein­ste­hen zu müs­sen, was er nach sei­ner lai­en­haf­ten Kennt­nis zu be­ur­tei­len ver­mag (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 = ju­ris Rn. 25 [zur An­ga­be der Lauf­leis­tung ei­nes Ge­braucht­fahr­zeugs]).

4. Man­gels Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten ist auch der wei­ter gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Er­stat­tung der vor­ge­richt­li­chen Gut­ach­ter- und An­walts­kos­ten nicht be­grün­det. Eben­so we­nig kommt die Fest­stel­lung in Be­tracht, dass sich der Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs in An­nah­me­ver­zug be­fin­det. …

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