Zur Ver­jäh­rung von kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen in ei­nem so­ge­nann­ten Die­sel­fall.

BGH, Ur­teil vom 24.03.2022 – III ZR 263/20

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb im Ja­nu­ar 2016 von der Be­klag­ten ein von die­ser her­ge­stell­tes ge­brauch­tes Fahr­zeug. Das von den Par­tei­en zum Ab­schluss des Kauf­ver­trags ver­wen­de­te Be­stell­for­mu­lar ent­hält fol­gen­de Klau­sel:

„Bei Vor­führ- und Ge­schäfts­fahr­zeu­gen be­ginnt der Lauf der Ver­jäh­rungs­frist für Sach­män­gel – in Ab­än­de­rung der in Zif­fer VII 1 der Neu­fahr­zeug-Ver­kaufs­be­din­gun­gen ent­hal­te­nen Re­ge­lung – mit der Erst­zu­las­sung lt. Ein­trag im Fahr­zeug­brief. In je­dem Fall bleibt aber ei­ne Ver­jäh­rungs­frist von ei­nem Jahr er­hal­ten.“

Das laut Ein­trag im Fahr­zeug­brief am 07.05.2015 erst­mals zu­ge­las­se­ne Fahr­zeug ist mit ei­nem Die­sel­mo­tor des Typs OM 642 aus­ge­stat­tet und un­ter­liegt ei­nem noch nicht be­stands­kräf­ti­gen Rück­ruf durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt. Für den Fahr­zeug­typ wur­de ei­ne Typ­ge­neh­mi­gung nach der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 20.06.2007 über die Typ­ge­neh­mi­gung von Kraft­fahr­zeu­gen hin­sicht­lich der Emis­sio­nen von leich­ten Per­so­nen­kraft­wa­gen und Nutz­fahr­zeu­gen (Eu­ro 5 und Eu­ro 6) und über den Zu­gang zu Re­pa­ra­tur- und War­tungs­in­for­ma­tio­nen für Fahr­zeu­ge (im Fol­gen­den: VO [EG] Nr. 715/2007) er­teilt.

Die Ab­gas­rei­ni­gung er­folgt über die Ab­gas­rück­füh­rung (AGR), bei der ein Teil der Ab­ga­se zu­rück in das An­saug­sys­tem des Mo­tors ge­führt wird und dort er­neut an der Ver­bren­nung teil­nimmt. Auf­grund ei­ner tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­gen Steue­rung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems („Ther­mo­fens­ter“) wird die Ab­gas­rück­füh­rung bei ge­rin­ge­ren Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren zu­rück­ge­fah­ren.

Dem Klä­ger wur­de das Fahr­zeug am 14.01.2016 über­ge­ben. Mit Schrei­ben vom 05.01.2018 rüg­te er die Ver­wen­dung des Ther­mo­fens­ters als Man­gel und for­der­te die Be­klag­te auf, ei­nen An­spruch auf Nach­lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Er­satz­fahr­zeugs an­zu­er­ken­nen. Un­ter dem 12.01.2018 er­klär­te er un­ter Be­zug­nah­me auf ein ab­leh­nen­des Ant­wort­schrei­ben der Be­klag-ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Der Klä­ger ist der Auf­fas­sung, ihm ste­he ge­gen die Be­klag­te we­gen des In­ver­kehr­brin­gens des Fahr­zeugs mit dem Ther­mo­fens­ter ein de­lik­ti­scher Scha­dens­er­satz­an­spruch zu. Bei dem Ther­mo­fens­ter han­de­le es sich um ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung, die die Be­klag­te ge­gen­über dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt be­wusst ver­schwie­gen ha­be. Zu­dem er­ach­tet der Klä­ger sei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag für wirk­sam.

Das Land­ge­richt hat die auf Zah­lung von 48.853,33 € (Kauf­preis ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung) nebst Zin­sen Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des Fahr­zeugs (Kla­ge­an­trag zu 1), Zah­lung von De­likt­szin­sen (Kla­ge­an­trag zu 2), Er­satz vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten (Kla­ge­an­trag zu 3) und Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten (Kla­ge­an­trag zu 4) ge­rich­te­te Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung des Klä­gers hat das Ober­lan­des­ge­richt zu­rück­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on des Klä­gers, der da­mit mit Aus­nah­me der De­likt­szin­sen sein Kla­ge­ziel wei­ter­ver­folg­te hat­te Er­folg. Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil wur­de teil­wei­se auf­ge­ho­ben, und in­so­weit wur­de die Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.

Aus den Grün­den: [8]   I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sei­ne Ent­schei­dung wie folgt be­grün­det:

[9]    Der Klä­ger kön­ne sich im Zu­sam­men­hang mit dem Ther­mo­fens­ter nicht auf ein de­lik­ti­sches Ver­hal­ten der Be­klag­ten be­ru­fen. Zwar kön­ne im In­ver­kehr­brin­gen ei­nes Fahr­zeugs, das mit ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung ver­se­hen ist, grund­sätz­lich ei­ne sit­ten­wid­ri­ge vor­sätz­li­che Schä­di­gung lie­gen. Un­ab­hän­gig von der Fra­ge, ob die Im­ple­men­tie­rung des vom Klä­ger be­schrie­be­nen Ther­mo­fens­ters in tat­säch­li­cher Hin­sicht ob­jek­tiv mit den ein­schlä­gi­gen (uni­ons-)recht­li­chen Vor­schrif­ten ver­ein­bar sei, stel­le sich je­doch das In­ver­kehr­brin­gen ei­nes sol­cher­ma­ßen kon­zi­pier­ten Fahr­zeugs sub­jek­tiv je­den­falls nicht als sit­ten­wid­ri­ge Hand­lung der Be­klag­ten dar.

[10]     Bei ei­ner die Ab­gas­rei­ni­gung (Ab­gas­rück­füh­rung und Ab­gas­nach­be­hand­lung) be­ein­flus­sen­den Mo­tor­steue­rungs­soft­ware wie dem hier in Re­de ste­hen­den Ther­mo­fens­ter, die vom Grund­satz her im nor­ma­len Fahr­be­trieb in glei­cher Wei­se ar­bei­te wie auf dem Prüf­stand und bei der Ge­sichts­punk­te des Mo­tor- oder Bau­teil­schut­zes als Recht­fer­ti­gung ernst­haft er­wo­gen wer­den könn­ten, kön­ne bei Feh­len jed­we­der kon­kre­ter An­halts­punk­te nicht oh­ne Wei­te­res un­ter­stellt wer­den, dass die Han­deln­den be­zie­hungs­wei­se Ver­ant­wort­li­chen bei der Be­klag­ten in dem Be­wusst­sein agiert hät­ten, mög­li­cher­wei­se ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den. Sol­che An­halts­punk­te sei­en we­der kon­kret vor­ge­tra­gen noch an­der­wei­tig er­sicht­lich. Dass auf­sei­ten der Be­klag­ten die Er­kennt­nis ei­nes mög­li­chen Ge­set­zes­ver­sto­ßes zu­min­dest in Form ei­nes bil­li­gen­den In­kauf­neh­mens des­sel­ben vor­han­den ge­we­sen sei, sei vom Klä­ger we­der dar­ge­tan noch aus den Ge­samt­um­stän­den er­sicht­lich.

[11]   Die eu­ro­pa­recht­li­che Ge­set­zes­la­ge sei nicht ein­deu­tig. Ei­ne Aus­le­gung, wo­nach ein Ther­mo­fens­ter ei­ne zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung dar­stel­le, sei je­den­falls nicht un­ver­tret­bar. Ein Han­deln un­ter ver­tret­ba­rer Aus­le­gung des Ge­set­zes kön­ne aber nicht als be­son­ders ver­werf­li­ches Ver­hal­ten an­ge­se­hen wer­den. Dar­an än­de­re auch die Rück­ruf­ak­ti­on des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes, von der das Fahr­zeug des Klä­gers be­trof­fen sei, nichts, da es für die Ver­tret­bar­keit der Ge­set­zes­aus­le­gung auf die Um­stän­de zum Zeit­punkt des In­ver­kehr­brin­gens des Fahr­zeugs an­kom­me.

[12]   Vor dem Hin­ter­grund des feh­len­den sit­ten­wid­ri­gen, täu­schen­den Ver­hal­tens der Be­klag­ten blei­be auch kein Raum für ei­ne de­lik­ti­sche Haf­tung aus § 823 II BGB, § 263 StGB. So­fern die Be­klag­te nicht in dem Be­wusst­sein ge­han­delt ha­be, ein mit ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung aus­ge­stat­te­tes Fahr­zeug in den Ver­kehr zu brin­gen, feh­le es auch an dem Nach­weis ei­ner wil­lent­li­chen Täu­schung des Käu­fers über das Nicht­vor­han­den­sein ei­ner sol­chen Ein­rich­tung. Auch aus § 823 II BGB i. V. mit §§ 6, 27 EG-FGV las­se sich kein Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers her­lei­ten, weil ein Schutz­ge­setz­cha­rak­ter die­ser Vor­schrif­ten be­zie­hungs­wei­se von Art. 5 II i. V. mit Art. 3 Nr. 10 VO (EG) Nr. 715/2007 zu ver­nei­nen sei.

[13]   So­weit sich der Klä­ger in ers­ter In­stanz auf ge­währ­leis­tungs­recht­li­che An­sprü­che we­gen ei­nes Man­gels in­fol­ge des in dem Fahr­zeug in­stal­lier­ten Ther­mo­fens­ters be­ru­fen ha­be, sei­en sol­che An­sprü­che je­den­falls ver­jährt. Die zwei­jäh­ri­ge Ver­jäh­rungs­frist für die Haf­tung we­gen Sach­män­geln ha­be ent­spre­chend der zwi­schen den Par­tei­en im Kauf­ver­trag ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­rung am Tag der "Erst­zu­las­sung lt. Ein­trag im Fahr­zeug­brief" (07.05.2015) be­gon­nen. Sie sei weit vor der Auf­for­de­rung der Be­klag­ten zur Nach­er­fül­lung im Ja­nu­ar 2018 ab­ge­lau­fen ge­we­sen. Ei­ne Aus­nah­me von der Mög­lich­keit der Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist sei nicht ge­ge­ben, weil die An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen ei­nes de­lik­ti­schen An­spruchs be­zie­hungs­wei­se ei­nes arg­lis­ti­gen Ver­hal­tens der Be­klag­ten nicht ge­ge­ben sei­en.

[14]   II. Die Re­vi­si­on ist un­be­schränkt zu­läs­sig. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten hat das Be­ru­fungs­ge­richt die Zu­las­sung der Re­vi­si­on nicht auf et­wai­ge de­lik­ti­sche An­sprü­che we­gen der Funk­ti­on ei­nes Ther­mo­fens­ters be­schränkt.

[15]   1. Al­ler­dings kann sich ei­ne Be­schrän­kung der Re­vi­si­ons­zu­las­sung, die – wie hier – nicht schon in der Ent­schei­dungs­for­mel des Be­ru­fungs­ur­teils ent­hal­ten ist, auch aus den Ent­schei­dungs­grün­den er­ge­ben. Es ent­spricht der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH, dass die Ent­schei­dungs­for­mel im Lich­te der Ur­teils­grün­de aus­zu­le­gen und des­halb von ei­ner be­schränk­ten Re­vi­si­ons­zu­las­sung aus­zu­ge­hen ist, wenn sich dies aus den Grün­den des Ur­teils klar er­gibt. Das ist re­gel­mä­ßig dann an­zu­neh­men, wenn sich die vom Be­ru­fungs­ge­richt als zu­las­sungs­re­le­vant an­ge­se­he­ne Fra­ge nur für ei­nen ein­deu­tig ab­grenz­ba­ren selbst­stän­di­gen Teil des Streitstoffs stellt, der Ge­gen­stand ei­nes Teil­ur­teils oder ei­nes ein­ge­schränkt ein­ge­leg­ten Rechts­mit­tels sein kann (st. Rspr., z. B. Se­nat, Urt. v. 27.06.2019 – III ZR 93/18, NVwZ 2019, 1696 Rn. 7 m. w. Nachw.; Urt. v. 05.11.2020 – III ZR 156/19, NZA 2021, 50 Rn. 5).

[16]   2. Dar­an ge­mes­sen lässt sich den Ent­schei­dungs­grün­den des an­ge­foch­te­nen Ur­teils nicht mit der ge­bo­te­nen Deut­lich­keit ent­neh­men, dass das Be­ru­fungs­ge­richt ei­ne Prü­fung sei­ner Ent­schei­dung nur in ei­nem be­schränk­ten Um­fang er­mög­li­chen woll­te. Es hat die Zu­las­sung der Re­vi­si­on da­mit be­grün­det, dass die Rechts­fra­ge, ob und un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen ein Ther­mo­fens­ter ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung dar­stel­le, eben­so wie die Fra­ge ei­ner Haf­tung der Be­klag­ten ge­mäß § 826 BGB grund­sätz­li­che Be­deu­tung ha­be. Die­ser Be­grün­dung lässt sich nicht ent­neh­men, dass die Re­vi­si­ons­zu­las­sung, wie grund­sätz­lich mög­lich (vgl. BGH, Beschl. v. 26.01.2021 – VI­II ZR 357/20, ju­ris Rn. 7 ff.), auf de­lik­ti­sche An­sprü­che be­schränkt wer­den soll­te. Die Fra­ge, ob es sich bei dem Ther­mo­fens­ter um ei­ne ge­mäß Art. 5 II 1 VO (EG) Nr. 715/2007 un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung han­delt, stellt sich auch für kauf­recht­li­che Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che (vgl. BGH, Urt. v. 08.12.2021 – VI­II ZR 190/19, WM 2022, 330 Rn. 37 ff., 60). Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung ist es un­be­acht­lich, dass das Be­ru­fungs­ge­richt sol­che An­sprü­che als je­den­falls ver­jährt an­ge­se­hen hat, so­dass es in­so­weit auf die Zu­läs­sig­keit des Ther­mo­fens­ters nicht an­kam. Denn mit Blick auf de­liktsrecht­li­che An­sprü­che hat es die Zu­läs­sig­keit des Ther­mo­fens­ters glei­cher­ma­ßen of­fen­ge­las­sen.

[17]   III. Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil hält der recht­li­chen Über­prü­fung in ei­nem we­sent­li­chen Punkt nicht stand.

[18]   1. Rechts­feh­ler­frei hat das Be­ru­fungs­ge­richt al­ler­dings ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers ge­gen die Be­klag­te aus §§ 826, 31 BGB ver­neint. Die Re­vi­si­on wen­det sich oh­ne Er­folg ge­gen die Be­ur­tei­lung des Be­ru­fungs­ge­richts, die Be­klag­te ha­be dem Klä­ger nicht in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­sto­ßen­den Wei­se Scha­den zu­ge­fügt.

[19]   Ob ein Ver­hal­ten sit­ten­wid­rig i. S. des § 826 BGB ist, ist ei­ne Rechts­fra­ge, die der un­ein­ge­schränk­ten Kon­trol­le des Re­vi­si­ons­ge­richts un­ter­liegt (st. Rspr.; vgl. nur Se­nat, Urt. v. 23.09.2021 – III ZR 200/20, WM 2021, 2153 Rn. 16; Urt. v. 13.01.2022 – III ZR 205/20, ju­ris Rn. 17; BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 14; Beschl. v. 09.03.2021 – VI ZR 889/20, WM 2021, 652 Rn. 14).

[20]   a) Nach in­zwi­schen ge­fes­tig­ter Recht­spre­chung des BGH reicht al­lein der Um­stand, dass die Ab­gas­rück­füh­rung durch ei­ne tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­ge Steue­rung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems bei be­stimm­ten Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren re­du­ziert (und mög­li­cher­wei­se ganz ab­ge­schal­tet) wird, nicht aus, um dem Ver­hal­ten der für die Be­klag­te han­deln­den Per­so­nen ein sit­ten­wid­ri­ges Ge­prä­ge zu ge­ben. Da­bei kann zu­guns­ten des Klä­gers in tat­säch­li­cher und recht­li­cher Hin­sicht un­ter­stellt wer­den, dass ei­ne der­ar­ti­ge tem­pe­ra­tur­be­ein­fluss­te Steue­rung der Ab­gas­rück­füh­rung als un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. des Art. 5 II 1 VO (EG) Nr. 715/2007 zu qua­li­fi­zie­ren ist. Wie das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend an­ge­nom­men hat, wä­re der dar­in lie­gen­de – re­vi­si­ons­recht­lich zu un­ter­stel­len­de – Ge­set­zes­ver­stoß aber für sich ge­nom­men nicht ge­eig­net, den Ein­satz die­ser Steue­rungs­soft­ware durch die für die Be­klag­te han­deln­den Per­so­nen als be­son­ders ver­werf­lich er­schei­nen zu las­sen. Hier­für be­darf es viel­mehr wei­te­rer Um­stän­de. Dies gilt auch dann, wenn die Be­klag­te mit der Ent­wick­lung und dem Ein­satz des Ther­mo­fens­ters ei­ne Kos­ten­sen­kung und die Er­zie­lung von Ge­win­nen er­strebt hat. Be­reits der ob­jek­ti­ve Tat­be­stand der Sit­ten­wid­rig­keit setzt je­den­falls vor­aus, dass die für die Be­klag­te han­deln­den Per­so­nen bei der Ent­wick­lung und/​oder Ver­wen­dung des Ther­mo­fens­ters in dem Be­wusst­sein han­del­ten, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den, und den dar­in lie­gen­den Ge­set­zes­ver­stoß bil­li­gend in Kauf nah­men (vgl. Se­nat, Urt. v. 23.09.2021 – III ZR 200/20, WM 2021, 2153 Rn. 22; Urt. v. 13.01.2022 – III ZR 205/20, ju­ris Rn. 22; Beschl. v. 25.11.2021 – III ZR 202/20, ju­ris Rn. 14; BGH, Urt. v. 20.07.2021 – VI ZR 1154/20, WM 2021, 2105 Rn. 13; Urt. v. 16.09.2021 – VII ZR 190/20, WM 2021, 2108 Rn. 16; je­weils m. w. Nachw.).

[21]   b) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat den hier­nach be­reits für den Vor­wurf der Sit­ten­wid­rig­keit er­for­der­li­chen Vor­satz in Be­zug auf die – vom er­ken­nen­den Se­nat wie vom Be­ru­fungs­ge­richt un­ter­stell­te – Un­zu­läs­sig­keit des von der Be­klag­ten ver­bau­ten Ther­mo­fens­ters un­ter Wür­di­gung der Ge­samt­um­stän­de nicht fest­zu­stel­len ver­mocht. Die­se Wür­di­gung ist re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den.

[22]   aa) Bei ei­ner Ab­schalt­ein­rich­tung, die – wie hier – im Grund­satz auf dem Prüf­stand in glei­cher Wei­se ar­bei­tet wie im rea­len Fahr­be­trieb und bei der die Fra­ge der Zu­läs­sig­keit nicht ein­deu­tig und un­zwei­fel­haft be­ant­wor­tet wer­den kann, kann bei Feh­len sons­ti­ger An­halts­punk­te nicht oh­ne Wei­te­res un­ter­stellt wer­den, dass die für die Be­klag­te han­deln­den Per­so­nen das Be­wusst­sein hat­ten, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den, und den dar­in lie­gen­den Ge­set­zes­ver­stoß bil­li­gend in Kauf nah­men (vgl. BGH, Urt. v. 16.09.2021 – VII ZR 190/20, WM 2021, 2108 Rn. 30; Beschl. v. 09.03.2021 – VI ZR 889/20, WM 2021, 652 Rn. 28).

[23]   bb) Zu Recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt sei­ner Ent­schei­dung zu­grun­de ge­legt, dass ei­ne zwei­fel­haf­te Rechts­la­ge hin­sicht­lich der Zu­läs­sig­keit des Ther­mo­fens­ters be­stand (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.01.2022 – III ZR 205/20, ju­ris Rn. 24; Beschl. v. 25.11.2021 – III ZR 202/20, ju­ris Rn. 15; BGH, Urt. v. 16.09.2021 – VII ZR 190/20, WM 2021, 2108 Rn. 31). Aus dem im Be­ru­fungs­ur­teil zi­tier­ten Be­richt der vom Bun­des­mi­nis­ter für Ver­kehr und di­gi­ta­le In­fra­struk­tur ein­ge­setz­ten Un­ter­su­chungs­kom­mis­si­on „Volks­wa­gen“ vom April 2016 er­gibt sich, dass in dem hier frag­li­chen Zeit­raum Ther­mo­fens­ter von al­len Au­to­her­stel­lern ver­wen­det und mit dem Er­for­der­nis des Mo­tor­schut­zes be­grün­det wur­den. Nach Ein­schät­zung der Un­ter­su­chungs­kom­mis­si­on han­delt es sich bei der Ver­wen­dung ei­nes Ther­mo­fens­ters an­ge­sichts der Un­schär­fe der Aus­nah­me­vor­schrift des Art. 5 II 2 lit. a VO (EG) Nr. 715/2007, wo­nach zum Schutz des Mo­tors vor Be­schä­di­gun­gen und zur Ge­währ­leis­tung ei­nes si­che­ren Fahr­zeug­be­triebs not­wen­di­ge Ab­schalt­ein­rich­tun­gen zu­läs­sig sind, um kei­ne ein­deu­ti­gen Ge­set­zes­ver­stö­ße, so­fern oh­ne die Ver­wen­dung des Ther­mo­fens­ters dem Mo­tor Scha­den dro­he und „sei die­ser auch noch so klein“ (vgl. BM­VI, Be­richt der Un­ter­su­chungs­kom­mis­si­on Volks­wa­gen, Stand: April 2016, S. 123). Zu­tref­fend ver­weist das Be­ru­fungs­ge­richt zu­dem auf die breit ge­führ­te Dis­kus­si­on um die Zu­läs­sig­keit und den er­heb­li­chen Auf­wand, mit dem die Un­zu­läs­sig­keit des Ther­mo­fens­ters be­grün­det wird. Zwi­schen­zeit­lich hat sich der EuGH auf Vor­la­ge ei­nes fran­zö­si­schen Ge­richts mit der bis da­hin un­ge­klär­ten Aus­le­gung der ge­nann­ten Vor­schrift be­fas­sen müs­sen (vgl. EuGH, Ur­t. v. 17.12.2020 – C-693/18, ECLI:EU:C:2020:1040 = NJW 2021, 1216 – CLCV u. a.).

[24]   cc) Rechts­feh­ler­frei hat das Be­ru­fungs­ge­richt auch kei­ne greif­ba­ren An­halts­punk­te da­für ge­se­hen, dass die für die Be­klag­te han­deln­den Per­so­nen gleich­wohl das Be­wusst­sein hat­ten, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den. Er­folg­los rügt die Re­vi­si­on in die­sem Zu­sam­men­hang, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be den Vor­trag des Klä­gers zu ei­ner be­wuss­ten Täu­schung der Be­hör­den im Typ­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren durch Ver­heim­li­chung der Ab­schalt­ein­rich­tung un­be­rück­sich­tigt ge­las­sen.

[25]   (1) So­weit der Klä­ger vor­trägt, die Be­klag­te ha­be im Typ­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren be­wusst das Ther­mo­fens­ter nicht of­fen­ge­legt und die Typ­ge­neh­mi­gung so­mit er­schli­chen, han­delt es sich um Be­haup­tun­gen oh­ne die er­for­der­li­che Sub­stanz für die Sit­ten­wid­rig­keit des Vor­ge­hens der Be­klag­ten. Dar­aus lässt sich ein ent­spre­chen­des Vor­stel­lungs­bild der Be­klag­ten hin­sicht­lich der Un­zu­läs­sig-keit des Ther­mo­fens­ters nicht her­lei­ten (vgl. Se­nat, Beschl. v. 25.11.2021 – III ZR 202/20, ju­ris Rn. 15). Die Be­klag­te hat vor­ge­tra­gen, dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt mit dem An­trag auf Er­tei­lung der Typ­ge­neh­mi­gung mit­ge­teilt zu ha­ben, dass die Ab­gas­rück­füh­rungs­ra­te ab­hän­gig von der Au­ßen­tem­pe­ra­tur er­fol­ge. Die Re­vi­si­on zeigt nicht auf, dass der in­so­weit dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­te Klä­ger dar­auf sub­stan­zi­iert er­wi­dert und für sei­ne ge­gen­tei­li­ge Be­haup­tung Be­weis an­ge­bo­ten hat.

[26]   (2) Auch aus ei­ner et­waig un­ter­blie­be­nen Of­fen­le­gung der ge­nau­en Wir­kungs­wei­se des Ther­mo­fens­ters ge­gen­über dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt fol­gen kei­ne An­halts­punk­te da­für, dass die für die Be­klag­te han­deln­den Per­so­nen in dem Be­wusst­sein agier­ten, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den. Die Re­vi­si­on greift die Fest­stel­lung, dass al­le Au­to­her­stel­ler Ther­mo­fens­ter ein­set­zen, nicht an. Selbst wenn die Be­klag­te er­for­der­li­che An­ga­ben zu den Ein­zel­hei­ten der tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­gen Steue­rung un­ter­las­sen ha­ben soll­te, folgt dar­aus nichts für ih­ren (be­ding­ten) Vor­satz. Denn sie muss­te da­von aus­ge­hen, dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt im Fal­le un­voll­stän­di­ger An­ga­ben nach dem Amts­er­mitt­lungs­grund­satz ge­mäß § 24 I 1 und I 2 VwVfG ei­ne Er­gän­zung ver­lan­gen wür­de, um sich in die La­ge zu ver­set­zen, die Zu­läs­sig­keit des Ther­mo­fens­ters in dem be­tref­fen­den Fahr­zeug zu prü­fen (vgl. BGH, Urt. v. 16.09.2021 – VII ZR 190/20, WM 2021, 2108 Rn. 26 m. w. Nachw.).

[27]   (3) Aus dem von der Re­vi­si­on zi­tier­ten Be­schluss des VI. Zi­vil­se­nats vom 19.01.2021 – VI ZR 433/19, WM 2021, 354 – folgt nichts an­de­res. In dem die­ser Ent­schei­dung zu­grun­de lie­gen­den Ver­fah­ren hat­te das Be­ru­fungs­ge­richt Vor­brin­gen über­gan­gen, mit dem der dor­ti­ge Klä­ger un­ter aus­drück­li­cher Be­zug­nah­me auf ei­nen von der Be­klag­ten in ei­nem Par­al­lel­ver­fah­ren vor­ge­leg­ten und ein nach sei­ner Be­haup­tung ver­gleich­ba­res Fahr­zeug be­tref­fen­den Typ­ge­neh­mi­gungs­bo­gen gel­tend ge­macht hat­te, die Be­klag­te ha­be im Typ­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren in Be­zug auf die Ab­gas­rück­füh­rung le­dig­lich an­ge­ge­ben, die­se sei „kenn­feld­ge­steu­ert“ (vgl. BGH, Beschl. v. 19.01.2021 – VI ZR 433/19, WM 2021, 354 Rn. 23). Sol­chen Vor­trag hat der Klä­ger im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren nicht ge­hal­ten.

[28]   2. Zu­tref­fend nimmt das Be­ru­fungs­ge­richt wei­ter an, dass An­sprü­che des Klä­gers aus § 823 II BGB i. V. mit § 6 I, § 27 I EG-FGV oder Art. 5 VO (EG) Nr. 715/2007 oder aus § 823 II BGB i. V. mit § 263 I StGB, § 31 BGB we­gen des In­ver­kehr­brin­gens des Fahr­zeugs mit ei­nem Ther­mo­fens­ter nicht be­ste­hen (vgl. Se­nat, Urt. v. 23.09.2021 – III ZR 200/20, WM 2021, 2153 Rn. 14; Urt. v. 28.10.2021 – III ZR 261/20, NJW-RR 2022, 243 Rn. 13; BGH, Urt. v. 23.03.2021 – VI ZR 1180/20, WM 2021, 986 Rn. 19; Urt. v. 16.09.2021 – VII ZR 190/20, WM 2021, 2108 Rn. 35 ff.; Beschl. v. 09.03.2021 – VI ZR 889/20, WM 2021, 652 Rn. 10). Dies zieht die Re­vi­si­on nicht in Zwei­fel.

[29]   3. Mit der Be­grün­dung des Be­ru­fungs­ge­richts kann je­doch ein An­spruch des Klä­gers auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 434 I, 440, 323 I, 346, 348 BGB nicht ver­neint wer­den. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat ei­nen sol­chen An­spruch in Er­wä­gung ge­zo­gen, Fest­stel­lun­gen zu den ma­te­ri­el­len Vor­aus­set­zun­gen aber nicht ge­trof­fen, weil es kauf­recht­li­che Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che – ihr Be­ste­hen un­ter­stellt – auf­grund der in den Kauf­ver­trag ein­be­zo­ge­nen Klau­sel zur Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist für ver­jährt er­ach­tet hat. Dies hält ei­ner re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung nicht stand. Die bis­lang vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen tra­gen nicht die An­nah­me, dass der Rück­tritt des Klä­gers vom Kauf­ver­trag je­den­falls ge­mäß § 218 I 1 BGB un­wirk­sam ist, weil der et­wai­ge Nach­er­fül­lungs­an­spruch zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung be­reits ver­jährt ge­we­sen ist.

[30]   a) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat im Aus­gangs­punkt zu­tref­fend an­ge­nom­men, dass es sich bei der Klau­sel im Kauf­ver­trag, wo­nach „der Lauf der Ver­jäh­rungs­frist für Sach­män­gel“ – bei ei­ner Min­dest­ver­jäh­rungs­frist von ei­nem Jahr – be­reits mit der Erst­zu­las­sung laut Ein­trag im Fahr­zeug­brief be­ginnt, um ei­ne All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung der Be­klag­ten zur Ver­jäh­rung ih­rer Haf­tung we­gen Sach­män­geln han­delt.

[31]   b) Rechts­feh­ler­haft ist hin­ge­gen die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, die Klau­sel hal­te ei­ner In­halts­kon­trol­le nach §§ 307 ff. BGB stand.

[32]   aa) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat un­ter­stellt, dass der Klä­ger den Kauf­ver­trag als Ver­brau­cher ge­schlos­sen hat. Da­mit ist für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren da­von aus­zu­ge­hen, dass die in § 309 BGB ge­re­gel­ten Klau­sel­ver­bo­te (un­mit­tel­bar) An­wen­dung fin­den.

[33]   bb) Ge­mäß § 309 Nr. 7 lit. a und lit. b BGB kann in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen die Ver­schul­dens­haf­tung für Kör­per- und Ge­sund­heits­schä­den nicht, für sons­ti­ge Schä­den nur für den Fall ein­fa­cher Fahr­läs­sig­keit aus­ge­schlos­sen oder be­grenzt wer­den. Ei­ne Be­gren­zung der Haf­tung im Sin­ne die­ser Vor­schrif­ten ist auch die zeit­li­che Be­gren­zung der Durch­setz­bar­keit ent­spre­chen­der Scha­dens­er­satz­an­sprü­che durch Ab­kür­zung der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­fris­ten (vgl. BGH, Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06, BGHZ 170, 31 Rn. 19 m. um­fang­rei­chen w. Nachw.; Urt. v. 29.05.2013 – VI­II ZR 174/12, ZIP 2013, 1672 Rn. 15).

[34]   cc) Nach dem für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren maß­geb­li­chen Sach­ver­halt ver­stößt die oben be­schrie­be­ne Klau­sel zur Ver­jäh­rungs­frist ge­gen die­se Vor­ga­ben. Sie führt hier­nach da­zu, dass der Be­ginn der Ver­jäh­rung von sämt­li­chen An­sprü­chen des Käu­fers we­gen Sach­män­geln bei ge­brauch­ten Fahr­zeu­gen ab­wei­chend von der ge­setz­li­chen Re­ge­lung in § 438 II BGB, wo­nach die Ver­jäh­rung mit Ab­lie­fe­rung des Fahr­zeugs be­ginnt, vor­ge­zo­gen und auf die­se Wei­se die ge­setz­li­che Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren ge­mäß § 438 I Nr. 3 BGB auf bis zu ein Jahr ver­kürzt wird. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass sich die Klau­sel nach ih­rem Wort­laut auf den „Lauf der Ver­jäh­rungs­frist für Sach­män­gel“ be­zieht. Sie ist – zu­min­dest ge­mäß § 305c II BGB – so aus­zu­le­gen, dass da­mit die Ver­jäh­rung von An­sprü­chen we­gen Sach­män­geln nicht nur im en­ge­ren Sin­ne ge­meint ist und die zeit­li­che Haf­tungs­be­gren­zung auch (Fol­ge-)Schä­den aus der Ver­let­zung des Le­bens, des Kör­pers oder der Ge­sund­heit er­fasst (vgl. BGH, Urt. v. 29.05.2013 – VI­II ZR 174/12, ZIP 2013, 1672 Rn. 16 f.). In die­sem Sin­ne hat auch das Be­ru­fungs­ge­richt die Klau­sel ver­stan­den. Ih­ren An­wen­dungs­be­reich ein­schrän­ken­de Be­stim­mun­gen hat es nicht fest­ge­stellt.

[35]   c) Die ver­bots­wid­ri­ge Be­gren­zung der Haf­tung für die in § 309 Nr. 7 lit. a und lit. b BGB auf­ge­führ­ten Fäl­le hat zur Fol­ge, dass die Klau­sel ins­ge­samt un­wirk­sam ist. An ih­re Stel­le tre­ten ge­mäß § 306 II BGB die ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen zur Ver­jäh­rung ge­mäß § 438 I Nr. 3, II BGB. Ei­ne gel­tungs­er­hal­te­ne Re­duk­ti­on kommt nicht in Be­tracht (vgl. z. B. BGH, Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06, BGHZ 170, 31 Rn. 21 f.).

[36]   d) Dem Klä­ger wur­de das Fahr­zeug am 14.01.2016 über­ge­ben. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat – von sei­nem Stand­punkt aus fol­ge­rich­tig – kei­ne Fest­stel­lun­gen da­zu ge­trof­fen, wann der Be­klag­ten das Rück­tritts­schrei­ben des Klä­gers vom 12.01.2018 zu­ge­gan­gen ist. Es ist nicht aus­ge­schlos­sen, dass dies noch in­ner­halb der zwei­jäh­ri­gen Ver­jäh­rungs­frist für den Nach­er­fül­lungs­an­spruch ge­sche­hen ist.

[37]   IV. Nach all­dem ist das an­ge­foch­te­ne Ur­teil im te­n­o­rier­ten Um­fang auf­zu­he­ben und die Sa­che in­so­weit zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§§ 562 I, 563 I 1 ZPO). Der Se­nat ist zu ei­ner ei­ge­nen Sach­ent­schei­dung nach § 563 III ZPO nicht in der La­ge, weil der Rechts­streit we­gen der nach­zu­ho­len­den tatrich­ter­li­chen Fest­stel­lun­gen zum Rück­tritt des Klä­gers vom Kauf­ver­trag nicht end­ent­schei­dungs­reif ist.

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