1. Be­zugs­punkt der Arg­list in § 444 Fall 1 BGB ist ein kon­kre­ter Man­gel. Arg­list liegt des­halb nur vor, wenn der Ver­käu­fer die­sen kon­kre­ten Man­gel kennt oder zu­min­dest im Sin­ne ei­nes be­ding­ten Vor­sat­zes für mög­lich hält und bil­li­gend in Kauf nimmt. Das schließt es aus, ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen von Män­geln ge­mäß § 444 Fall 1 BGB durch den Ver­käu­fer al­lein dar­aus ab­zu­lei­ten, dass das Ge­bäu­de auf dem ver­kauf­ten Grund­stück teil­wei­se un­ter Ver­stoß ge­gen das Schwarz­ar­beits­be­kämp­fungs­ge­setz er­rich­tet wor­den ist.
  2. Für die An­nah­me von Arg­list ge­nügt es nicht, dass sich dem Ver­käu­fer das Vor­lie­gen auf­klä­rungs­pflich­ti­ger Tat­sa­chen hät­te auf­drän­gen müs­sen (Be­stä­ti­gung von Se­nat, Urt. v. 12.04.2013 – V ZR 266/11, NJW 2013, 2182).
  3. Ein Grund­stück ist nicht al­lein des­halb man­gel­haft, weil bei der Er­rich­tung ei­nes auf ihm ste­hen­den Ge­bäu­des ge­gen das Schwarz­ar­beits­be­kämp­fungs­ge­setz ver­sto­ßen wur­de.

BGH, Ur­teil vom 28.05.2021 – V ZR 24/20

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin kauf­te mit no­ta­ri­el­lem Ver­trag vom 27.03.2012 von den Be­klag­ten zu 1 und zu 2 ein Grund­stück für 253.000 €. In dem Ver­trag wur­den die Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Sach­man­gels des Grund­stücks, des Ge­bäu­des und der mit­ver­kauf­ten be­weg­li­chen Sa­chen aus­ge­schlos­sen. Auf dem Grund­stück be­fin­det sich ein Ge­bäu­de, das der Be­klag­te zu 1 auf­grund ei­nes Werk­ver­trags mit ei­ner in­zwi­schen ver­stor­be­nen Bau­un­ter­neh­me­rin hat­te er­rich­ten las­sen. Im Zu­ge von Um­bau­ar­bei­ten stell­te die Klä­ge­rin Män­gel der Ab­dich­tung des Kel­lers und des Haus­so­ckels ge­gen Feuch­tig­keit fest. Im De­zem­ber 2012 trat der Be­klag­te zu 1 an die Klä­ge­rin sämt­li­che ihm ge­gen­über der Bau­un­ter­neh­me­rin zu­ste­hen­den Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ab.

Die Klä­ge­rin hat we­gen der Feuch­tig­keits­män­gel von den Ver­käu­fern und den Er­ben der Bau­un­ter­neh­me­rin zu­letzt ins­ge­samt 48.457,51 € als Wert­min­de­rungs­scha­den ver­langt. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Kam­mer­ge­richt hat die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hin­sicht­lich des Be­klag­ten zu 2 und der Er­ben der Bau­un­ter­neh­me­rin durch Teil­ur­teil vom 30.04.2019 zu­rück­ge­wie­sen. Die­ses Teil­ur­teil ist rechts­kräf­tig. Mit Schlus­s­ur­teil vom 23.12.2019 hat es den Be­klag­ten zu 1 un­ter Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung im Üb­ri­gen zur Zah­lung von 34.679,72 € nebst Zin­sen ver­ur­teilt. Die da­ge­gen ge­rich­te­te Re­vi­si­on des Be­klag­ten zu 1 hat­te in­so­weit Er­folg, als das an­ge­foch­te­ne Ur­teil im Kos­ten­punkt und in­so­weit auf­ge­ho­ben wur­de, als zu sei­nem Nach­teil er­kannt wor­den war. Im Um­fang der Auf­he­bung wur­de die Sa­che an ei­nen an­de­ren Se­nat des Kam­mer­ge­richts zu­rück­ver­wie­sen.

Aus den Grün­den: [3]    I. Nach An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts kann die Klä­ge­rin von dem Be­klag­ten zu 1 ge­mäß § 437 Nr. 3, § 440 BGB i. V. mit §§ 280 I und III, 281 I BGB Er­satz der gel­tend ge­mach­ten Schä­den im zu­er­kann­ten Um­fang als Scha­dens­er­satz statt des aus­ge­fal­le­nen Leis­tungs­teils ver­lan­gen. Das sei­ner­zeit er­rich­te­te Ge­bäu­de sei man­gel­haft, weil es nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen kei­ne Ver­ti­ka­l­ab­dich­tung und ei­ne un­zu­rei­chen­de Ho­ri­zon­tal­ab­dich­tung auf­wei­se. Auf den Haf­tungs­aus­schluss kön­ne sich der Be­klag­te zu 1 nicht be­ru­fen, da er arg­lis­tig ge­han­delt ha­be. Der Be­klag­te zu 1 ha­be die Klä­ge­rin dar­über auf­klä­ren müs­sen, dass das Haus nicht mit ei­ner Ver­ti­ka­l­ab­dich­tung ver­se­hen wor­den sei. In dem Bau­ver­trag sei ei­ne ent­spre­chen­de Ab­dich­tung nicht vor­ge­se­hen ge­we­sen. Es ha­be be­reits zum Zeit­punkt des Kauf­ver­trags­ab­schlus­ses Tat­sa­chen ge­ge­ben, aus de­nen sich dem Be­klag­ten zu 1 ha­be er­schlie­ßen müs­sen, dass der Auf­trag ei­ne sol­che Ab­dich­tung nicht er­fasst ha­be. Sein Vor­trag, ein Sperr­putz ma­che ei­ne Ver­ti­ka­l­ab­dich­tung ent­behr­lich, sei ei­ne Schutz­be­haup­tung. Aus ihr er­schlie­ße sich zwar nicht zwin­gend der Zeit­punkt, zu dem ihm be­wusst ge­wor­den sei, dass es ei­ne Ver­ti­ka­l­ab­dich­tung nicht ge­ge­ben ha­be. Er ha­be die­se Tat­sa­che aber zu­min­dest ver­schlei­ern wol­len. Letzt­lich kön­ne un­ent­schie­den blei­ben, ob der Be­klag­te zu 1 ge­wusst oder min­des­tens bil­li­gend in Kauf ge­nom­men ha­be, dass ei­ne Ver­ti­kal­sper­re nicht und die Ho­ri­zon­tal­sper­re un­zu­rei­chend aus­ge­führt wor­den sei­en. Denn er ha­be die Klä­ge­rin dar­über un­ter­rich­ten müs­sen, dass das Ge­bäu­de teil­wei­se in Schwarz­ar­beit er­rich­tet wor­den sei. Von Letz­te­rem sei so­wohl auf­grund der Aus­sa­ge des Be­klag­ten zu 3 als auch der üb­ri­gen In­di­zi­en aus­zu­ge­hen.

[4]    II. Die­se Er­wä­gun­gen hal­ten recht­li­cher Prü­fung nicht stand.

[5]    1. Im We­sent­li­chen zu­tref­fend ist der Aus­gangs­punkt des Be­ru­fungs­ge­richts. Nach den von ihm mit sach­ver­stän­di­ger Hil­fe ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen war das Ge­bäu­de auf dem ver­kauf­ten Grund­stück bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft, weil es, ob­wohl neue­ren Bau­jahrs, nicht mit ei­ner Ver­ti­ka­l­ab­dich­tung ver­se­hen und die Ho­ri­zon­tal­ab­dich­tung un­zu­rei­chend war. Auf­grund die­ser Män­gel kann der Be­klag­te zu 1 nach § 437 Nr. 3, § 440 BGB i. V. mit §§ 280 I und III, 281 BGB zu Scha­dens­er­satz statt des aus­ge­fal­le­nen Leis­tungs­teils ver­pflich­tet sein. In die­sem Rah­men könn­te die Klä­ge­rin nicht nur, wie zu­letzt be­an­tragt, Er­satz des Min­der­werts, son­dern, an­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt ge­meint hat, auch Er­satz fik­ti­ver Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten ver­lan­gen (vgl. Se­nat, Urt. v. 12.03.2021 – V ZR 33/19, ZIP 2021, 960 Rn. 7). Bei­des setzt nach § 280 I 2 BGB vor­aus, dass der Be­klag­te zu 1 das Feh­len der Ver­ti­kal­sper­re und den Ein­bau ei­ner un­zu­rei­chen­den Ho­ri­zon­tal­sper­re zu ver­tre­ten hat, und wei­ter, dass er sich auf den ver­ein­bar­ten Haf­tungs­aus­schluss für Sach­män­gel nicht be­ru­fen darf. Soll­te der Be­klag­te zu 1 ei­nen der bei­den oder bei­de Män­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­ben, wä­re ihm – und dann – ent­ge­gen der von dem Be­ru­fungs­ge­richt in dem Teil­ur­teil ver­tre­te­nen An­sicht – auch dem Be­klag­ten zu 2 (vgl. da­zu Se­nat, Urt. v. 08.04.2016 – V ZR 150/15, VersR 2017, 766 Rn. 8) – nach § 444 Fall 1 BGB die Be­ru­fung auf den Haf­tungs­aus­schluss ver­wehrt.

[6]    2. Un­zu­tref­fend ist aber die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, dass der Be­klag­te zu 1 die fest­ge­stell­ten Män­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­be, er­ge­be sich schon dar­aus, dass der ge­son­der­te Ver­trag über die Her­stel­lung der Bo­den­plat­te und der Ab­dich­tung ge­gen das Ge­setz zur Be­kämp­fung der Schwarz­ar­beit und il­le­ga­len Be­schäf­ti­gung vom 23.07.2004 (BGBl. I 2004, 1842, zu­letzt ge­än­dert durch Art. 10 des Ge­set­zes vom 30.03.2021, BGBl. I 2021, 448 – Schwarz­ar­beits­be­kämp­fungs­ge­setz oder Schwarz­ArbG) ver­sto­ßen ha­be. Da­mit ver­kennt das Be­ru­fungs­ge­richt den An­knüp­fungs­punkt der Arg­list in § 444 Fall 1 BGB und die ihr nach die­ser Vor­schrift zu­ge­dach­te Wir­kung.

[7]    a) Nach § 444 Fall 1 BGB darf sich der Ver­käu­fer auf ei­nen in dem Kauf­ver­trag ver­ein­bar­ten Haf­tungs­aus­schluss nicht be­ru­fen, so­weit er den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen hat.

[8]    aa) Mit den Wor­ten „den Man­gel“ spricht das Ge­setz je­den ein­zel­nen Man­gel an, auf den sich der Käu­fer be­ruft. Das er­gibt sich aus dem sys­te­ma­ti­schen Zu­sam­men­hang von § 444 Fall 1 BGB mit § 437 BGB. Die in § 437 BGB be­zeich­ne­ten Män­gel­rech­te ste­hen dem Käu­fer näm­lich im­mer dann zu, wenn die Sa­che man­gel­haft ist, da­mit al­so im Grund­satz bei je­dem ein­zel­nen Sach- oder Rechts­man­gel i. S. der §§ 434 und 435 BGB. Die­ser Um­stand führt et­wa da­zu, dass der Käu­fer, der we­gen ei­nes be­stimm­ten Man­gels der Kauf­sa­che ge­min­dert hat, zwar nicht we­gen des­sel­ben Man­gels gro­ßen Scha­dens­er­satz und un­ter die­sem Ge­sichts­punkt die Rück­gän­gig­ma­chung des Kauf­ver­trags ver­lan­gen kann (BGH, Urt. v. 09.05.2018 – VI­II ZR 26/17, BGHZ 218, 320 Rn. 19), wohl aber we­gen ei­nes an­de­ren (recht­zei­tig gel­tend ge­mach­ten) Man­gels, des­sent­we­gen er den Kauf­preis nicht ge­min­dert hat, doch noch vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten oder im We­ge des gro­ßen Scha­dens­er­sat­zes des­sen Rück­ab­wick­lung ver­lan­gen könn­te (BGH, Urt. v. 09.05.2018 – VI­II ZR 26/17, BGHZ 218, 320 Rn. 17: „we­gen des­sel­ben Man­gels“; aus­drück­lich: Er­man/​Gru­ne­wald, BGB, 16. Aufl., § 437 Rn. 48; Pa­landt/​Wei­den­kaff, BGB, 80. Aufl., § 437 Rn. 31; Münch­Komm-BGB/​Wes­ter­mann, 8. Aufl., § 441 Rn. 10).

[9]    bb) Das arg­lis­ti­ge Ver­schwei­gen ei­nes Man­gels führt nach § 444 Fall 1 BGB auch nicht da­zu, dass sich der Ver­käu­fer über­haupt nicht mehr auf den ver­ein­bar­ten Haf­tungs­aus­schluss be­ru­fen könn­te. Viel­mehr ist ihm die Be­ru­fung auf ei­nen sol­chen Haf­tungs­aus­schluss nur „in­so­weit“ ver­wehrt, als er den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen hat. Die Be­ru­fung auf den Haf­tungs­aus­schluss ist al­so nur aus­ge­schlos­sen ge­gen­über den Rech­ten und An­sprü­chen des Käu­fers aus § 437 BGB, die sich aus dem ver­schwie­ge­nen Man­gel er­ge­ben. Ge­gen­über An­sprü­chen und Rech­ten des Käu­fers aus § 437 BGB, die sich aus an­de­ren Män­geln er­ge­ben, die er dem Käu­fer nicht arg­lis­tig ver­schwie­gen hat, darf sich der Ver­käu­fer wei­ter­hin auf den Haf­tungs­aus­schluss be­ru­fen.

[10]   cc) Be­zugs­punkt der Arg­list ist in § 444 Fall 1 BGB da­mit stets ein kon­kre­ter Man­gel. Arg­list liegt des­halb nur vor, wenn der Ver­käu­fer die­sen kon­kre­ten Man­gel kennt oder zu­min­dest im Sin­ne ei­nes be­ding­ten Vor­sat­zes für mög­lich hält und bil­li­gend in Kauf nimmt (Se­nat, Urt. v. 07.03.2003 – V ZR 437/01, ZfIR 2003, 769, 771, Urt. v. 16.03.2012 – V ZR 18/11, NJW-RR 2012, 1078 Rn. 24; Urt. v. 14.06.2019 – V ZR 73/18, ZfIR 2019, 846 Rn. 29).

[11]   b) Das schließt es aus, ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen von Män­geln ge­mäß § 444 Fall 1 BGB durch den Ver­käu­fer al­lein dar­aus ab­zu­lei­ten, dass das Ge­bäu­de auf dem ver­kauf­ten Grund­stück teil­wei­se un­ter Ver­stoß ge­gen das Schwarz­ar­beits­be­kämp­fungs­ge­setz er­rich­tet wor­den ist.

[12]   aa) Schwarz­ar­beit im Sin­ne des Schwarz­ar­beits­be­kämp­fungs­ge­set­zes leis­tet nach § 1 II Schwarz­ArbG, wer Dienst- oder Werkleis­tun­gen er­bringt oder aus­füh­ren lässt und da­bei als Ar­beit­ge­ber, Un­ter­neh­mer oder ver­si­che­rungs­pflich­ti­ger Selbst­stän­di­ger sei­ne sich auf­grund der Dienst- oder Werkleis­tun­gen er­ge­ben­den so­zi­al­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Mel­de-, Bei­trags- oder Auf­zeich­nungs­pflich­ten nicht er­füllt (Nr. 1), als Steu­er­pflich­ti­ger sei­ne sich auf­grund der Dienst- oder Werkleis­tun­gen er­ge­ben­den steu­er­li­chen Pflich­ten nicht er­füllt (Nr. 2), als Emp­fän­ger von So­zi­al­leis­tun­gen sei­ne sich auf­grund der Dienst- oder Werkleis­tun­gen er­ge­ben­den Mit­tei­lungs­pflich­ten ge­gen­über dem So­zi­al­leis­tungs­trä­ger nicht er­füllt (Nr. 3), als Er­brin­ger von Dienst- oder Werkleis­tun­gen sei­ner sich dar­aus er­ge­ben­den Ver­pflich­tung zur An­zei­ge vom Be­ginn des selbst­stän­di­gen Be­triebs ei­nes ste­hen­den Ge­wer­bes (§ 14 Ge­wO) nicht nach­ge­kom­men ist oder die er­for­der­li­che Rei­se­ge­wer­be­kar­te (§ 55 Ge­wO) nicht er­wor­ben hat (Nr. 4) oder als Er­brin­ger von Dienst- oder Werkleis­tun­gen ein zu­las­sungs­pflich­ti­ges Hand­werk als ste­hen­des Ge­wer­be selbst­stän­dig be­treibt, oh­ne ge­mäß § 1 HwO in der Hand­werks­rol­le ein­ge­tra­gen zu sein (Nr. 5). Die­se Tat­be­stän­de be­tref­fen sämt­lich die so­zi­al­ver­si­che­rungs-, steu­er- und ge­wer­be­recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen von Dienst- oder Werk­ver­trä­gen. Sie be­fas­sen sich da­ge­gen nicht mit dem In­halt der ver­spro­che­nen Leis­tun­gen und be­sa­gen erst recht nichts dar­über, ob die ver­ein­bar­te Leis­tung wie vor­ge­se­hen er­bracht wor­den ist oder nicht. Sie ge­ben des­halb auch kei­ne Aus­kunft dar­über, ob der Auf­trag­ge­ber, wor­auf es im Zu­sam­men­hang von § 444 Fall 1 BGB al­lein an­kommt, von Feh­lern bei der Aus­füh­rung der Werkleis­tun­gen Kennt­nis hat­te oder das Vor­han­den­sein sol­cher Feh­ler bil­li­gend in Kauf ge­nom­men hat. Sie be­grün­den für sich ge­nom­men auch nicht den Ver­dacht, die Ar­bei­ten sei­en nicht ord­nungs­ge­mäß aus­ge­führt wor­den und das Grund­stück da­durch man­gel­haft. Des­halb könn­te in der un­ter­blie­be­nen Kon­trol­le der aus­ge­führ­ten Ar­bei­ten kein bil­li­ges In­kauf­neh­men et­wai­ger Män­gel ge­se­hen wer­den (vgl. Se­nat, Urt. v. 19.02.2016 – V ZR 216/14, WM 2016, 1755 Rn. 19 f., für die Be­sei­ti­gung ei­nes Man­gels durch ein Fach­un­ter­neh­men).

[13]   bb) Et­was an­de­res er­gibt sich auch nicht aus dem Um­stand, dass ein Ver­stoß ge­gen das Schwarz­ar­beits­be­kämp­fungs­ge­setz zur Nich­tig­keit des Werk­ver­trags führt.

[14]   (1) Das Schwarz­ar­beits­be­kämp­fungs­ge­setz sieht kei­ne aus­drück­li­chen Ver­botstat­be­stän­de vor. Aus dem Sinn und Zweck des Ge­set­zes so­wie der dar­in vor­ge­se­he­nen An­dro­hung von Geld­bu­ßen er­gibt sich je­doch, dass Ver­trä­ge, die ei­nen der Tat­be­stän­de für Schwarz­ar­beit er­fül­len, bei be­stimm­ter Be­tei­li­gung bei­der Ver­trags­par­tei­en nich­tig sind. Das ist je­den­falls bei dem von dem Be­ru­fungs­ge­richt hier an­ge­nom­me­nen Ver­stoß ge­gen § 1 II Nr. 2 Schwarz­ArbG der Fall (vgl. BGH, Urt. v. 01.08.2013 – VII ZR 6/13, BGHZ 198, 141 Rn. 17, 20). Wä­re ge­gen § 1 II Nr. 2 Schwarz­ArbG ver­sto­ßen wor­den, wä­re der Ver­trag über die Her­stel­lung un­ter an­de­rem der Ab­dich­tung des Ge­bäu­des ge­mäß § 134 BGB nich­tig. Das wie­der­um hät­te zur Fol­ge, dass dem Be­klag­ten zu 1 als Be­stel­ler aus ei­nem sol­chen Ver­trag kei­ne An­sprü­che und Rech­te nach § 634 BGB zu­stün­den (vgl. BGH, Urt. v. 01.08.2013 – VII ZR 6/13, BGHZ 198, 141 Rn. 27) und über­dies schon kei­ne wech­sel­sei­ti­gen Leis­tungs­pflich­ten be­grün­det wor­den wä­ren.

[15]   (2) Das Feh­len der wech­sel­sei­ti­gen Leis­tungs­pflich­ten und der An­sprü­che und Rech­te des Be­stel­lers aus § 634 BGB recht­fer­tigt aber nicht den Schluss, dass die zwar nicht wirk­sam ver­ein­bar­ten, aber doch ab­ge­spro­che­nen Leis­tun­gen nicht so er­bracht wur­den, wie sie bei Wirk­sam­keit des Ver­trags zu er­brin­gen ge­we­sen wä­ren. Es bie­tet ins­be­son­de­re kei­ne Grund­la­ge für die An­nah­me, der Auf­trag­ge­ber ha­be al­lein schon we­gen des Ver­sto­ßes ge­gen das Schwarz­ar­beits­be­kämp­fungs­ge­setz Kennt­nis von ei­nem be­stimm­ten, nach Fer­tig­stel­lung fest­ge­stell­ten Aus­füh­rungs­feh­ler oder ha­be die­sen bil­li­gend in Kauf ge­nom­men.

[16]   3. Die Ent­schei­dung des Be­ru­fungs­ge­richts er­weist sich auch nicht aus ei­nem an­de­ren Grund als rich­tig (vgl. § 561 ZPO). Auch die zu­sätz­lich an­ge­stell­ten Er­wä­gun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts tra­gen sei­ne An­nah­me, der Be­klag­te zu 1 ha­be arg­lis­tig ge­han­delt, nicht.

[17]   a) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat of­fen­ge­las­sen, ob sich sei­ne An­nah­me, der Be­klag­te zu 1 ha­be die bei­den fest­ge­stell­ten Män­gel – feh­len­de Ver­ti­ka­l­ab­dich­tung und un­zu­rei­chen­de Ho­ri­zon­tal­ab­dich­tung – arg­lis­tig ver­schwie­gen, hin­sicht­lich der Ver­ti­ka­l­ab­dich­tung auch auf an­de­re Grün­den stüt­zen las­se. Sei­ne in die­sem Zu­sam­men­hang an­ge­stell­ten Über­le­gun­gen ver­mö­gen aber auch des­halb nicht zu be­grün­den, dass der Be­klag­te zu 1 das Feh­len der Ver­ti­ka­l­ab­dich­tung arg­lis­tig ver­schwie­gen hat, weil das Be­ru­fungs­ge­richt für die Fest­stel­lung der Arg­list fal­sche Maß­stä­be an­ge­legt hat.

[18]   aa) Es geht zwar zu­tref­fend da­von aus, dass Arg­list nach der Recht­spre­chung des BGH Kennt­nis des arg­lis­tig Han­deln­den – hier des Be­klag­ten zu 1 – von dem Man­gel oder vor­aus­setzt, dass die­ser den maß­geb­li­chen Man­gel bil­li­gend in Kauf nimmt und nicht of­fen­bart (Nach­wei­se oben in Rn. 10). Es hat die An­for­de­run­gen, die der Se­nat an die An­nah­me von Even­tual­vor­satz stellt, aber miss­ver­stan­den und ge­langt des­halb im Er­geb­nis durch­weg nicht zur Fest­stel­lung von Even­tual­vor­satz.

[19]   bb) Das Be­ru­fungs­ge­richt führt un­ter Be­zug­nah­me auf das Ur­teil des Se­nats vom 12.04.2013 (V ZR 266/11, NJW 2013, 2182) aus,

„hin­sicht­lich der Ge­samt­be­wer­tung die­ser Um­stän­de reicht es für den sub­jek­ti­ven Tat­be­stand der Arg­list aus, dass sich dem Be­klag­ten zu 1 der Man­gel auf­drän­gen muss­te“.

Das ent­spricht nicht der Recht­spre­chung des Se­nats und auch nicht dem da­zu zi­tier­ten Se­nats­ur­teil. In die­sem Ur­teil hat der Se­nat das ge­naue Ge­gen­teil ent­schie­den, dass es näm­lich für die An­nah­me von Arg­list ge­ra­de nicht ge­nügt, wenn sich dem Ver­käu­fer das Vor­lie­gen auf­klä­rungs­pflich­ti­ger Tat­sa­chen hät­te auf­drän­gen müs­sen. Zur Be­grün­dung hat er an­ge­führt, dass an­dern­falls die Arg­list vom Vor­satz ab­ge­kop­pelt und der Sa­che nach durch leicht­fer­ti­ge oder grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis er­setzt wür­de (Se­nat, Urt. v. 12.04.2013 – V ZR 266/11, NJW 2013, 2182 Leit­satz und Rn. 13). Die­se An­for­de­run­gen hat das Be­ru­fungs­ge­richt nicht er­kannt und sich bei sei­nen Aus­füh­run­gen zum Vor­satz oder Even­tual­vor­satz des Be­klag­ten zu 1 durch­weg mit (gro­ber) Fahr­läs­sig­keit be­gnügt, die aber für arg­lis­ti­ges Han­deln nicht aus­reicht.

[20]   b) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat fer­ner of­fen­ge­las­sen, ob der Ver­stoß ge­gen das Schwarz­ar­beits­be­kämp­fungs­ge­setz bei dem Ver­trag über die An­brin­gung der Ver­ti­kal- und der Ho­ri­zon­tal­ab­dich­tung ei­nen Sach­man­gel des spä­ter ver­kauf­ten Grund­stücks dar­stellt. Das ist nicht der Fall.

[21]   aa) Ei­nem ver­kauf­ten Grund­stück fehlt nicht des­halb die ge­setz­lich ge­schul­de­te Be­schaf­fen­heit, weil dem Ver­käu­fer in­fol­ge der mit dem Ver­stoß ge­gen das Schwarz­ar­beits­be­kämp­fungs­ge­setz ein­ge­tre­te­nen Nich­tig­keit des Ver­trags über die Er­rich­tung des Ge­bäu­des ge­mäß § 134 BGB bei Män­geln des Ge­bäu­des kei­ne An­sprü­che und Rech­te nach § 634 BGB zu­ste­hen. Er schul­det dem Käu­fer die Ver­schaf­fung ei­nes Grund­stücks, das die ge­schul­de­te Be­schaf­fen­heit hat. Oh­ne be­son­de­re Ver­ein­ba­run­gen ist der Ver­käu­fer nicht ver­pflich­tet, dem Käu­fer sei­ne ei­ge­nen Ge­währ­leis­tungs­rech­te ge­gen Drit­te ab­zu­tre­ten. Auch wenn ei­ne Ab­tre­tung von Män­gel­an­sprü­chen ver­ein­bart wä­re und dar­an schei­ter­te, dass die­se An­sprü­che we­gen des Ver­sto­ßes ge­gen das Schwarz­ar­beits­be­kämp­fungs­ge­setz nicht be­ste­hen, wür­den da­durch we­der das Ge­bäu­de noch das Grund­stück, auf dem es er­rich­tet wur­de, man­gel­haft. Das Nicht­be­ste­hen der An­sprü­che könn­te nur An­sprü­che aus ei­ner Ver­let­zung von Leis­tungs- oder Auf­klä­rungs­pflich­ten aus­lö­sen. Hier war die Ab­tre­tung von Män­gel­an­sprü­chen nicht ver­ein­bart. Die nach dem Auf­tre­ten der Män­gel er­klär­te Ab­tre­tung der An­sprü­che ge­gen die ver­stor­be­ne Bau­un­ter­neh­me­rin und ih­re Er­ben soll­te nur der Be­sei­ti­gung der Ab­dich­tungs­män­gel die­nen.

[22]   bb) Ein Grund­stück ist nicht al­lein des­halb man­gel­haft, weil bei der Er­rich­tung ei­nes auf ihm ste­hen­den Ge­bäu­des ge­gen das Schwarz­ar­beits­be­kämp­fungs­ge­setz ver­sto­ßen wur­de. Als Be­schaf­fen­heit ei­ner Kauf­sa­che i. S. von § 434 I BGB sind so­wohl al­le Fak­to­ren an­zu­se­hen, die der Sa­che selbst an­haf­ten, als auch al­le Be­zie­hun­gen der Sa­che zur Um­welt, die nach der Ver­kehrs­auf­fas­sung Ein­fluss auf die Wert­schät­zung der Sa­che ha­ben (BGH, Urt. v. 15.06.2016 – VI­II ZR 134/15, NJW 2016, 2874 Rn. 10). Zu die­sen Fak­to­ren ge­hört der Ver­stoß ge­gen das Schwarz­ar­beits­be­kämp­fungs­ge­setz bei der Er­rich­tung ei­nes auf dem spä­ter ver­kauf­ten Grund­stück ste­hen­den Ge­bäu­des re­gel­mä­ßig nicht. Er be­grün­det ei­nen per­sön­li­chen Vor­wurf ge­gen den Ver­käu­fer und den von ihm be­auf­trag­ten Un­ter­neh­mer. Er be­trifft de­ren Ge­schäfts­ge­ba­ren und nicht das er­rich­te­te Ge­bäu­de. Des­halb wirkt sich ein sol­cher Ver­stoß re­gel­mä­ßig nicht auf die Wert­schät­zung des spä­ter ver­kauf­ten Grund­stücks aus. Das Feh­len sol­cher Ver­stö­ße ge­hört des­halb nicht zu den § 434 I 2 BGB kraft Ge­set­zes ge­schul­de­ten Ei­gen­schaf­ten ei­nes Kauf­grund­stücks. Ob das Feh­len als Be­schaf­fen­heit nach § 434 I 1 BGB – et­wa auf be­son­de­ren Wunsch ei­nes Käu­fers – ver­ein­bart wer­den könn­te, be­darf hier kei­ner Ent­schei­dung, weil in dem Ver­trag ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung nicht ge­trof­fen wor­den ist.

[23]   c) Aus den vor­ste­hen­den Grün­den er­gibt sich zu­gleich, dass der Be­klag­te zu 1 die Klä­ge­rin auch nicht von sich aus und los­ge­löst von der Be­schaf­fen­heit des Grund­stücks auf den Ver­stoß ge­gen das Schwarz­ar­beits­be­kämp­fungs­ge­setz hät­te hin­wei­sen müs­sen. Des­halb lässt sich der von der Klä­ge­rin ver­lang­te Er­satz der sich aus den Ab­dich­tungs­män­geln er­ge­ben­den Wert­min­de­rung des Grund­stücks auch nicht auf ei­ne Ver­let­zung vor­ver­trag­li­cher Pflich­ten ge­mäß § 280 I, § 241 II BGB stüt­zen.

[24]   III. Die Ver­ur­tei­lung des Be­klag­ten zu 1 kann des­halb kei­nen Be­stand ha­ben. Das Be­ru­fungs­ur­teil ist in­so­weit auf­zu­he­ben und die Sa­che im Um­fang der Auf­he­bung zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen. Hier­bei macht der Se­nat von der in § 563 I 2 ZPO vor­ge­se­he­nen Mög­lich­keit Ge­brauch, die Sa­che an ei­nen an­de­ren Se­nat des Be­ru­fungs­ge­richts zu­rück­zu­ver­wei­sen. Die neue Be­ru­fungs­ver­hand­lung gibt dem Be­ru­fungs­ge­richt Ge­le­gen­heit, sich mit den wei­te­ren von dem Be­klag­ten zu 1 in der Be­grün­dung der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de vor­ge­tra­ge­nen Ein­wän­den ge­gen die An­nah­me der Arg­list und sei­nen Ein­wän­den zur Hö­he des An­spruchs zu be­fas­sen.

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