1. Ver­ur­sacht der Ver­käu­fer bei der Nach­bes­se­rung der Kauf­sa­che (§ 439 I Fall 1 BGB) ei­nen neu­en Man­gel, der folg­lich bei Ge­fahr­über­gang (§ 446 Satz 1 BGB) noch nicht vor­han­den war, ist § 437 BGB we­der di­rekt noch ana­log an­wend­bar.
  2. Ein Ver­käu­fer, der bei der Nach­bes­se­rung ei­nen neu­en Man­gel ver­ur­sacht, ver­letzt aber in al­ler Re­gel die aus § 241 II BGB re­sul­tie­ren­de Ne­ben­pflicht, auf Rech­te, Rechts­gü­ter und In­ter­es­sen des Käu­fers Rück­sicht zu neh­men. Der Käu­fer hat des­halb we­gen des neu­en Man­gels ein Rück­tritts­recht, wenn ihm ein Fest­hal­ten am Ver­trag nicht mehr zu­zu­mu­ten ist (§ 324 BGB), und er kann ge­ge­be­nen­falls die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags un­ter dem Ge­sichts­punkt des Scha­dens­er­sat­zes statt der gan­zen Leis­tung ver­lan­gen (§§ 280 I, III, 282 BGB).

OLG Zwei­brü­cken, Be­schluss vom 22.04.2021 – 2 U 46/20

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten am 20.08.2018 für 52.800 € ei­nen ge­brauch­ten, am 05.03.2018 erst­zu­ge­las­se­nen Pkw Mer­ce­des-Benz GLC 250 d 4MA­TIC. Die­ses Fahr­zeug wies sei­ner­zeit ei­ne Lauf­leis­tung von 8.000 km auf.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 30.01.2019 rüg­te der Klä­ger ge­gen­über der Be­klag­ten ei­nen „Öl­ver­lust am Mo­tor“ und setz­te der Be­klag­ten ei­ne Frist zur Be­sei­ti­gung die­ses Man­gels. Der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw be­fand sich an­schlie­ßend vom 13. bis zum 18.02.2019 bei der Be­klag­ten zur Re­pa­ra­tur. Im Rah­men der Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten muss­te das Au­to­ma­tik­ge­trie­be aus­ge­baut wer­den, um die hin­te­re Stirn­wand des Mo­tors zum Ab­dich­ten er­rei­chen zu kön­nen. Au­ßer­dem muss­te der Vor­der­achs­trä­ger ge­löst wer­den.

Mit Schrei­ben vom 25.02.2019 er­klär­te der Klä­ger ge­gen­über der Be­klag­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und ver­lang­te – er­folg­los – die Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­prei­ses in Hö­he von noch 52.030 €. Zur Be­grün­dung führ­te der Klä­ger an, dass der Man­gel „Öl­ver­lust“ zwar au­gen­schein­lich be­sei­tigt wor­den sei. Die Be­klag­te ha­be aber bei der Nach­bes­se­rung neue Män­gel ver­ur­sacht, auf die ein Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ge­stützt wer­den kön­ne.

Mit sei­ner Kla­ge hat der Klä­ger die Be­klag­te auf Zah­lung von 52.030 €, Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ des Mer­ce­des-Benz GLC 250 d 4MA­TIC, in An­spruch ge­nom­men. Die­sen Be­trag hat der Klä­ger er­mit­telt, in­dem er den Kauf­preis (52.800 €) um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung für 4.000 ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter re­du­ziert und der Be­rech­nung die­ser Nut­zungs­ent­schä­di­gung ei­ne zu er­war­ten­de Rest­lauf­leis­tung von 240.000 km zu­grun­de ge­legt hat. Wei­ter hat der Klä­ger Zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz aus 52.800 € seit dem 20.08.2019 so­wie die Fest­stel­lung ver­langt, dass die Be­klag­te mit der An­nah­me des Fahr­zeugs in Ver­zug sei. Schließ­lich hat er vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ne Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.954,46 € nebst Zin­sen er­setzt ver­langt.

Der Klä­ger hat be­haup­tet, die Be­klag­te ha­be bei der Nach­bes­se­rung ent­ge­gen den Her­stel­ler­vor­ga­ben die Spur nicht ein­ge­stellt. An den Spur­stan­gen sei­en kei­ne Ein­stell­spu­ren er­kenn­bar; Das Fahr­zeug zie­he nach rechts, und das Lenk­rad ste­he leicht schief. Au­ßer­dem ha­be die Be­klag­te beim Aus- und Ein­bau des Mo­tors mit Vor­der­achs­trä­ger die vor­ge­ge­be­nen Ar­beits­schrit­te nicht ein­ge­hal­ten. Ein Ka­bel der Lamb­da­son­de sei nicht wie­der in die da­für vor­ge­se­he­ne Hal­te­rung ein­ge­baut wor­den. Lei­tun­gen und Ka­bel­ver­bin­dun­gen, die ge­trennt wor­den sei­en, sei­en nicht wie­der ord­nungs­ge­mäß ver­legt wor­den. Ver­schie­de­ne Ka­bel und Schläu­che sei­en nicht rich­tig be­fes­tigt wor­den und scheu­er­ten an schar­fen Ble­chen.

Hin­sicht­lich des Öl­ver­lusts fühlt sich der Klä­ger von der Be­klag­ten ge­täuscht. In­so­weit hat er be­haup­tet, ein Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten ha­be im Zu­sam­men­hang mit der Nach­bes­se­rung er­klärt, die Be­klag­te ha­be ge­wusst, dass das Fahr­zeug Öl ver­lie­re.

Die Be­klag­te ist der Kla­ge ent­ge­gen­ge­tre­ten und hat be­haup­tet, dass der Pkw des Klä­gers ord­nungs­ge­mäß re­pa­riert wor­den sei. Auch die Vor­der­ach­se sei ord­nungs­ge­mäß ver­mes­sen wor­den.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge nach ei­ner Be­weis­auf­nah­me (Ver­neh­mung von Zeu­gen) ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, dass dem Klä­ger kein Rück­tritts­recht zu­ge­stan­den ha­be. Der Man­gel „Öl­ver­lust“ sei be­sei­tigt wor­den; dass der Be­klag­ten da­bei Feh­ler un­ter­lau­fen sei­en, ha­be der Klä­ger schon nicht nach­ge­wie­sen. Sei­ne Ehe­frau ha­be zwar be­stä­tigt, dass der Pkw nach rechts ge­zo­gen ha­be. Die ver­nom­me­nen Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten hät­ten je­doch un­ter Be­zug­nah­me auf ein Mess­pro­to­koll er­klärt, dass die Achs­geo­me­trie sach­ge­recht über­prüft wor­den sei. Wel­che der wi­der­strei­ten­den Aus­sa­gen glaub­haft sei, las­se sich nicht fest­stel­len. Dar­auf kom­me es aber auch nicht an, weil der Klä­ger we­gen der be­haup­te­ten Feh­ler der Be­klag­ten nicht so­fort vom Kauf­ver­trag ha­be zu­rück­tre­ten dür­fen. Viel­mehr hät­te er der Be­klag­ten, da die Nach­bes­se­rung noch nicht fehl­ge­schla­gen ge­we­sen sei (§ 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB), ei­nen zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such ge­wäh­ren müs­sen. Ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten der Be­klag­ten sei we­der dar­ge­tan noch be­wie­sen.

Mit sei­ner da­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung hat der Klä­ger sei­ne erst­in­stanz­li­chen An­trä­ge wei­ter­ver­folgt und gel­tend ge­macht, sein Rück­tritt vom Kauf­ver­trag sei wirk­sam, weil die Be­klag­te bei der Nach­bes­se­rung sei­nes Fahr­zeugs die be­reits in ers­ter In­stanz vor­ge­tra­ge­nen Män­gel ver­ur­sacht ha­be. Das Land­ge­richt ha­be über­dies nicht hin­rei­chend be­rück­sich­tigt, dass die Be­klag­te den ur­sprüng­li­chen Man­gel (Öl­ver­lust) arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­be.

Die Be­klag­te hat das erst­in­stanz­li­che Ur­teil ver­tei­digt. Sie hat gel­tend ge­macht, der Vor­trag des Klä­gers be­züg­lich der arg­lis­ti­gen Täu­schung über den Öl­ver­lust sei un­sub­stan­zi­iert. Die an­geb­lich bei der Nach­bes­se­rung ver­ur­sach­ten Män­gel ha­be der Klä­ger „ins Blaue hin­ein“ be­haup­tet. Der Klä­ger ha­be mit dem Pkw in­zwi­schen meh­re­re Tau­send Ki­lo­me­ter zu­rück­ge­legt, so­dass wahr­schein­lich sei, dass die be­haup­te­ten Män­gel durch an­de­re, vom Klä­ger selbst be­auf­trag­te Ar­bei­ten ver­ur­sacht wor­den sei­en.

Das Rechts­mit­tel hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. Der Se­nat ist ein­stim­mig da­von über­zeugt, dass die Be­ru­fung des Klä­gers of­fen­sicht­lich kei­ne Aus­sicht auf Er­folg hat (§ 522 II 1 Nr. 1 ZPO). Die Rechts­sa­che hat we­der grund­sätz­li­che Be­deu­tung, noch er­for­dern die Fort­bil­dung des Rechts oder die Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung ei­ne Ent­schei­dung des Be­ru­fungs­ge­richts. Die Durch­füh­rung ei­ner münd­li­chen Ver­hand­lung ist nicht ge­bo­ten (§ 522 II 1 Nr. 2 bis Nr. 4 ZPO).

Der Klä­ger kann un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses und die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges ver­lan­gen.

1. Der An­spruch auf Kauf­preis­rück­zah­lung folgt zu­nächst nicht aus §§ 346 I, 434 I, 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323, 440.

a) Es steht au­ßer Streit, dass zwi­schen den Par­tei­en ein Kauf­ver­trag über ein ge­brauch­tes Fahr­zeug zu­stan­de ge­kom­men ist.

b) Die Rück­tritts­er­klä­rung (§ 349 BGB) ist in dem Schrei­ben vom 25.02.2019 zu er­bli­cken.

c) Al­ler­dings kommt ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers ein Rück­tritts­recht aus dem Sach­män­gel­ge­währ­leis­tungs­recht (§ 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323, 440 BGB) nicht in Be­tracht. Dies setzt näm­lich vor­aus, dass ein Man­gel i. S. des § 434 I BGB bei Ge­fahr­über­gang vor­lag und ei­ne Nach­er­fül­lung (§ 439 I BGB) ent­we­der aus­ge­schlos­sen ist, (§ 275 I BGB), fehl­ge­schla­gen ist (§ 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB) oder ver­wei­gert (§ 323 II Nr. 1 BGB) wur­de.

Vor­lie­gend lag zwar in Form des Öl­ver­lusts bei Ge­fahr­über­gang ein Sach­man­gel vor. Die­ser Man­gel wur­de von der Be­klag­ten aber un­strei­tig be­ho­ben; ein Rück­tritts­be­geh­ren kann hier­auf nicht ge­stützt wer­den.

Ein Fehl­schla­gen der Nach­er­fül­lung i. S. des § 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB kann der Klä­ger auch nicht da­mit be­grün­den, dass die Be­klag­te nach sei­nem Vor­trag an­de­re Män­gel (feh­ler­haf­te Ein­stel­lung der Spur, feh­ler­haf­ter Ein­bau der Ka­bel etc.) ver­ur­sacht hat. Ein Fehl­schla­gen der Nach­er­fül­lungs­hand­lung ist näm­lich al­lein da­nach zu be­ur­tei­len, in­wie­weit der den Nach­er­fül­lungs­an­spruch aus­lö­sen­de Man­gel be­ho­ben wur­de oder nicht (vgl. OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 25.07.2007 – 1 U 467/06, in ei­nem ähn­lich ge­la­ger­ten Fall). Die Öl­feuch­tig­keit wur­de un­strei­tig be­ho­ben, wäh­rend die nun­mehr gel­tend ge­mach­ten Schä­den/​Be­ein­träch­ti­gun­gen al­le­samt nicht den bei Ge­fahr­über­gang vor­lie­gen­den Man­gel, son­dern an­de­re Bau­tei­le be­tref­fen. Die­se et­wai­gen (neu ver­ur­sach­ten) Män­gel wa­ren bei Ge­fahr­über­gang nicht vor­han­den.

2. Da­her kommt auch ein An­spruch aus §§ 434 I, 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281, 440 BGB un­ter dem Ge­sichts­punkt des Scha­dens­er­sat­zes statt der Leis­tung nicht in Be­tracht.

Die et­wai­gen neu­en Män­gel sind letzt­lich nur bei Ge­le­gen­heit der Nach­er­fül­lung ver­ur­sacht wor­den. Be­trof­fen ist selbst bei Wahr­un­ter­stel­lung des klä­ge­ri­schen Vor­trags nicht das Äqui­va­lenz- bzw. Er­fül­lungs­in­ter­es­se (Be­sei­ti­gung des Man­gels), son­dern das In­te­gri­täts­in­ter­es­se (Man­gel­ver­ur­sa­chung an zu­vor man­gel­frei­er Stel­le). In der Fol­ge kann hier­aus nicht die Kauf­preis­rück­zah­lung als Scha­dens­er­satz statt der (gan­zen) Leis­tung (mit der Rück­ab­wick­lungs­fol­ge der §§ 281 V, 346 bis 348 BGB) ver­langt wer­den. We­gen die­ser Schä­di­gung wä­re nur die Gel­tend­ma­chung ei­nes Scha­dens­er­sat­zes ne­ben der Leis­tung aus § 280 I BGB statt­haft. Die­ser An­spruch ist aber nur auf Be­sei­ti­gung des neu­en Scha­dens ge­rich­tet, nicht aber auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags (nä­her zu al­le­dem OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 25.07.2007 – 1 U 467/06).

3. Die vor­ge­nann­ten Nor­men des kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­rechts sind auf den Fall der Man­gel­ver­ur­sa­chung bei Vor­nah­me von Ge­währ­leis­tungs­ar­bei­ten auch nicht ana­log an­zu­wen­den, weil es an ei­ner plan­wid­ri­gen Re­ge­lungs­lü­cke fehlt.

Der Ver­käu­fer, der im Zu­ge der Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten ei­nen neu­en Man­gel ver­ur­sacht, ver­letzt in al­ler Re­gel die aus § 241 II BGB re­sul­tie­ren­de Ne­ben­pflicht, auf Rech­te, Rechts­gü­ter und In­ter­es­sen des an­de­ren Teils Rück­sicht zu neh­men, und löst ge­ge­be­nen­falls ein Rück­tritts­recht nach § 324 BGB, bzw. ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der gan­zen Leis­tung nach §§ 280 I, II, 282 BGB aus. Bei die­ser Sach­la­ge ist ent­ge­gen ei­ner in der Li­te­ra­tur ver­tre­te­nen Auf­fas­sung (Eg­gert, in: Rein­king/​Eg­gert, Der Au­to­kauf, 14. Aufl., Rn. 841 ff.) ein Ana­lo­gie­be­dürf­nis auch un­ter dem Ge­sichts­punkt der richt­li­ni­en­kon­for­men Aus­le­gung (vgl. Art. 3 V der Richt­li­nie 1999/44/EG1Richt­li­nie 1999/44/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25.05.1999 zu be­stimm­ten As­pek­ten des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs und der Ga­ran­ti­en für Ver­brauchs­gü­ter („Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie“), ABl. 1999 L 171, 12.) nicht ge­ge­ben. Der Di­rek­ti­ve der Richt­li­nie, nach der der Ver­brau­cher ei­ne Ver­trags­auf­lö­sung ver­lan­gen kön­nen soll, wenn der Ver­käu­fer im Man­gel­fall nicht oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten Ab­hil­fe ge­schaf­fen hat, ist be­reits durch die na­tio­na­len Re­ge­lun­gen (ins­be­son­de­re § 282, § 324 BGB; s. un­ten) hin­rei­chend Rech­nung ge­tra­gen. Nö­ti­gen­falls sind die Vor­schrif­ten ei­ner richt­li­ni­en­kon­for­men Aus­le­gung zu­gäng­lich.

4. Die Rück­ab­wick­lungs­vor­aus­set­zun­gen lie­gen vor­lie­gend je­doch we­der un­ter dem As­pekt des Rück­tritts nach §§ 346 I, 324 BGB noch un­ter Scha­dens­er­satz­ge­sichts­punk­ten nach §§ 280 I, III, 282 BGB vor. Es kann be­reits kei­ne Ne­ben­pflicht­ver­let­zung (§ 241 II BGB) durch die Be­klag­te bei Vor­nah­me der Nach­er­fül­lungs­ar­bei­ten fest­ge­stellt wer­den (a). Je­den­falls kann selbst bei Wahr­un­ter­stel­lung des Vor­trags des Klä­gers nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass ihm ein Fest­hal­ten am Ver­trag nicht mehr zu­zu­mu­ten ist (§ 282, § 324 BGB; b).

a) Nach Ak­ten­la­ge ist nicht da­von aus­zu­ge­hen, dass die Be­klag­te im Zu­ge der Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten Män­gel ver­ur­sacht hat.

aa) Es kann zu­nächst nicht fest­ge­stellt wer­den, dass im Zu­ge der Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten die ge­bo­te­ne Spu­r­ein­stel­lung un­ter­las­sen wor­den ist.

Der von Klä­ger­sei­te vor­ge­richt­lich be­auf­trag­te Par­tei­gut­ach­ter D hat im Rah­men sei­ner Zeu­gen­ver­neh­mung zwar er­klärt, er ha­be die Spur­stan­gen der Vor­der­ach­se in Au­gen­schein ge­nom­men und fest­ge­stellt, dass au­gen­schein­lich kei­ne Ein­stel­l­ar­bei­ten an der Spur vor­ge­nom­men wor­den sei­en; dies ha­be man an dem dort noch vor­han­de­nen Wachs und den feh­len­den Spu­ren ei­nes Schlüs­sels er­se­hen kön­nen. Auf Vor­halt des von der Be­klag­ten im Zu­ge der Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten an­ge­fer­tig­ten Fahr­werk­mess­pro­to­kolls vom 18.02.2019 er­klär­te der Zeu­ge je­doch auch, dass die Wer­te der Vor­der­ach­se tat­säch­lich im To­le­ranz­be­reich la­gen, wo­hin­ge­gen die pro­to­kol­lier­ten Wer­te im Be­reich der Hin­ter­ach­se (zu­nächst) Ab­wei­chun­gen zeig­ten.

Die­se Dar­stel­lung deckt sich mit den Aus­sa­gen der Zeu­gen M (Kfz-Meis­ter bei der Be­klag­ten) und B (Kfz-Me­cha­tro­ni­ker bei der Be­klag­ten). Bei­de be­kun­de­ten, dass ei­ne Achs­ver­mes­sung durch­ge­führt wor­den sei, weil im Zu­ge der Ar­bei­ten die Vor­der­ach­se teil­wei­se ha­be aus­ge­baut wer­den müs­sen. Durch die Ver­mes­sung ha­be man fest­ge­stellt, dass im Be­reich der Vor­der­ach­se kei­ne Nach­stel­l­ar­bei­ten not­wen­dig ge­we­sen sei­en, was – nach Be­ach­tung der dort vor­han­de­nen Pass­stif­te – nicht un­ge­wöhn­lich sei. Die fest­ge­stell­te ge­ring­fü­gi­ge To­le­ranz­ab­wei­chung im Be­reich der Hin­ter­ach­se ha­be man da­ge­gen kor­ri­giert.

Die Aus­sa­gen der mit der Ver­mes­sung be­trau­ten Zeu­gen ste­hen in Ein­klang mit dem vor­ge­leg­ten Mess­blatt vom 18.02.2019, das die Soll­wer­te so­wie die fest­ge­stell­ten Wer­te vor und nach der Kor­rek­tur zeigt.

Dass die Be­klag­te gleich­wohl ei­ne feh­ler­haf­te Spu­r­ein­stel­lung im Zu­ge der Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten zu ver­ant­wor­ten hat, ist auch nicht durch das vor­ge­leg­te Mess­blatt vom 20.02.2020 nach­ge­wie­sen. Dar­in sind zwar Ab­wei­chun­gen so­wohl ge­gen­über den Soll­wer­ten als auch ge­gen­über dem von der Be­klag­ten vor­ge­leg­ten Mess­blatt er­kenn­bar. Zwi­schen bei­den Mes­sun­gen liegt al­ler­dings ein Zeit­raum von mehr als ei­nem Jahr. In die­ser Zeit wur­den mit dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug aus­weis­lich der ver­merk­ten Da­ten fast 9.000 km zu­rück­ge­legt. Ein hin­rei­chend si­che­rer Rück­schluss, dass die am 20.02.2020 fest­ge­stell­ten Soll­wert­ab­wei­chun­gen auf die Ar­bei­ten im Fe­bru­ar 2019 zu­rück­zu­füh­ren sind, ob­wohl die Be­klag­te in ei­nem ei­ge­nen Mess­blatt norm­ge­rech­te Wer­te er­mit­telt und do­ku­men­tiert hat, ist nicht mög­lich. Vor die­sem Hin­ter­grund sind auch von der Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens kei­ne ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Er­kennt­nis­se zu er­war­ten, weil bei dem fort­lau­fend ge­nutz­ten Fahr­zeug die Mess­da­ten zum Zeit­punkt der Ar­bei­ten (im Fe­bru­ar 2019) nicht mehr re­kon­stru­ier­bar sind.

Im Üb­ri­gen ist her­vor­zu­he­ben, dass der Klä­ger die auf­ge­zeig­te „Be­weis­not“ of­fen­sicht­lich selbst ver­ur­sacht hat. Ob­gleich er nach den Be­kun­dun­gen sei­ner Ehe­frau schon bei Ab­ho­lung des Fahr­zeugs fest­ge­stellt ha­ben will, dass es „nach rechts zieht“, hat er es ver­säumt, zeit­na­he Maß­nah­men zur Be­weis­si­che­rung zu ver­an­las­sen. Die Dar­stel­lung der Zeu­gin L, das Fahr­zeug ha­be sich „nach der Re­pa­ra­tur der Be­klag­ten in kei­ner an­de­ren Werk­statt be­fun­den“, trifft in die­ser All­ge­mein­heit selbst nach dem ei­ge­nen Vor­trag des Klä­gers nicht zu. Zu­min­dest zur Fahr­werks­ver­mes­sung be­fand sich das Fahr­zeug am 20.02.2021 in ei­ner an­de­ren Werk­statt.

Nach al­le­dem kann der Be­weis für ei­nen von der Be­klag­ten ver­ur­sach­ten Man­gel der Spu­r­ein­stel­lung auch nicht al­lei­ne an­hand der Aus­sa­ge der Zeu­gin L und de­ren Ein­druck, das Fahr­zeug zie­he nach rechts, ge­führt wer­den.

bb) So­weit der Klä­ger dar­über hin­aus vor­trägt, die Be­klag­te ha­be Lei­tun­gen, Ka­bel und Schläu­che nicht oder nicht ord­nungs­ge­mäß be­fes­tigt, ist das Vor­brin­gen im We­sent­li­chen un­sub­stan­zi­iert. Dem Vor­brin­gen lässt sich nicht hin­rei­chend deut­lich ent­neh­men, in Be­zug auf wel­che Ka­bel, Lei­tun­gen und Schläu­che Män­gel gel­tend ge­macht wer­den sol­len. An­satz­wei­se kon­kre­ti­siert ist die­se Dar­stel­lung al­len­falls in Be­zug auf „ein Ka­bel der Lamb­da­son­de“, das „nicht wie­der in die da­für vor­ge­se­he­ne Hal­te­rung“ ein­ge­baut wor­den sein soll.

b) Je­den­falls kann – selbst bei Wahr­un­ter­stel­lung der be­haup­te­ten Män­gel – nicht fest­ge­stellt wer­den, dass dem Klä­ger ein Fest­hal­ten am Kauf­ver­trag i. S. von § 282, § 324 BGB nicht mehr zu­zu­mu­ten ist.

Nach die­sen Vor­schrif­ten hat ei­ne In­ter­es­sen­ab­wä­gung statt­zu­fin­den, nach der ein Rück­tritt im Er­geb­nis nur un­ter ho­hen An­for­de­run­gen in Be­tracht kommt. Re­gel­mä­ßig be­darf es ei­ner be­son­ders schwer­wie­gen­den Schutz­pflicht­ver­let­zung (vgl. Münch­Komm-BGB/​Ernst, 8. Aufl., § 324 Rn. 7 ff.).

Die feh­ler­haf­te Spu­r­ein­stel­lung wä­re aber ein Man­gel, der sich fol­gen­los be­he­ben lässt und das In­ter­es­se am Fahr­zeug nicht grund­sätz­lich in­fra­ge stellt. Glei­ches gilt in Be­zug auf die an­geb­lich feh­ler­haft be­fes­tig­ten Ka­bel, Lei­tun­gen und Schläu­che. Er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten, die nach Maß­ga­be des Art. 3 V a. E. der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie das Be­dürf­nis ei­ner Ver­trags­auf­lö­sung ver­lan­gen, sind nicht er­kenn­bar. Mit­hin lässt sich auch un­ter dem Ge­sichts­punkt der richt­li­ni­en­kon­for­men Aus­le­gung von § 282 und § 324 BGB kein an­de­res Er­geb­nis be­grün­den.

Hin­zu kommt, dass das Fahr­zeug selbst oh­ne die Be­he­bung die­ser Män­gel nach wie vor nutz­bar ist und von dem Klä­ger auch fort­lau­fend ge­nutzt wird. Die Zeu­gin L be­kun­de­te am 29.05.2020 vor dem Erst­ge­richt, dass sie und der Klä­ger schon da­mals cir­ca 13.000 km mit dem Fahr­zeug ge­fah­ren sei­en.

Schließ­lich folgt ei­ne Un­zu­mut­bar­keit auch nicht aus der (nicht nach­ge­wie­se­nen) Be­haup­tung des Klä­gers, der Be­klag­ten sei die Pro­ble­ma­tik der Öl­feuch­tig­keit schon vor der Män­gel­an­zei­ge durch den Klä­ger be­kannt ge­we­sen. Letzt­lich hat sich der Klä­ger, der hier­von durch die Re­ak­ti­on des Mit­ar­bei­ters der Be­klag­ten bei Auf­nah­me des Fahr­zeu­ges er­fah­ren ha­ben will, gleich­wohl mit der Vor­nah­me der Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten ein­ver­stan­den er­klärt. Dar­an muss er sich fest­hal­ten las­sen. Nach der (un­strei­tig er­folg­rei­chen) Be­sei­ti­gung die­ses Man­gels kann er sein Rück­ab­wick­lungs­be­geh­ren hier­auf nicht stüt­zen.

III. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 97 I ZPO. Die Ent­schei­dung über die vor­läu­fi­ge Voll­streck­bar­keit be­ruht auf § 708 Nr. 10, § 711 ZPO.

Die Ent­schei­dung über die Nicht­zu­las­sung der Re­vi­si­on hat ih­re Grund­la­ge in § 543 II 1 ZPO

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