1. Beim Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Neu­wa­gen tref­fen die Par­tei­en re­gel­mä­ßig kon­klu­dent ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts, dass das Fahr­zeug fa­brik­neu ist. Die­se dem Be­griff „Neu­wa­gen“ in­ne­woh­nen­de Be­schaf­fen­heit fehlt ei­nem Fahr­zeug, das bei Über­ga­be an den Käu­fer nicht in dem un­be­nutz­ten und un­be­schä­dig­ten Zu­stand ist, in dem es vom Her­stel­ler aus­ge­lie­fert wur­de (im An­schluss an BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, ju­ris Rn. 10).
  2. Ei­ne ge­ring­fü­gi­ge Nachla­ckie­rung we­gen ei­nes Trans­port­scha­dens be­sei­tigt die Fa­brik­neu­heit ei­nes Kraft­fahr­zeugs in der Re­gel (nur) dann nicht, wenn sie fach­ge­recht und in Werks­qua­li­tät vor­ge­nom­men wird. Da­zu ge­hört – ge­ra­de bei ei­nem Fahr­zeug der Ober­klas­se (hier: Por­sche 911 Tur­bo Ca­brio­let) – auch, dass die ent­spre­chen­den Ar­bei­ten in ei­ner vom Fahr­zeug­her­stel­ler au­to­ri­sier­ten Werk­statt durch­ge­führt wer­den.
  3. Der Ver­dacht, dass ein Neu­wa­gen nicht un­fall­frei ist, son­dern vor der Über­ga­be an den Käu­fer ei­nen Un­fall­scha­den er­lit­ten hat, steht ei­nem Man­gel des Fahr­zeugs dann gleich, wenn kon­kre­te An­halts­punk­te für ein Un­fall­ge­sche­hen vor­lie­gen und auch ein Sach­ver­stän­di­ger den Ver­dacht nicht aus­räu­men kann (vgl. OLG Hamm, Beschl. v. 15.12.2014 – 2 U 97/14, ju­ris Rn. 6).
  4. Kos­ten, die ein Käu­fer be­rech­tig­ter­wei­se für ein „pri­va­tes“ Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten auf­wen­det, hat ihm der Ver­käu­fer re­gel­mä­ßig auch dann zu er­set­zen, wenn das Gut­ach­ten un­brauch­bar ist. Das gilt aus­nahms­wei­se nur dann nicht, wenn der Käu­fer die Un­brauch­bar­keit des Gut­ach­tens zu ver­tre­ten hat, et­wa weil er dem Sach­ver­stän­di­gen In­for­ma­tio­nen (z. B. Vor­schä­den) vor­ent­hal­ten hat, oder wenn der Käu­fer und der Sach­ver­stän­di­ge kol­lu­siv zum Nach­teil des Ver­käu­fers zu­sam­men­ge­wirkt ha­ben.

LG Wup­per­tal, Ur­teil vom 27.05.2020 – 17 O 337/19

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt die Be­klag­te, ei­ne Ver­trags­händ­le­rin der Por­sche Deutsch­land GmbH, auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags in An­spruch.

Er kauf­te von der Be­klag­ten als Ver­brau­cher mit Ver­trag vom 15.08.2016 ei­nen Neu­wa­gen (Por­sche 911 Tur­bo Ca­brio­let) zum Preis von 196.705,88 €. Die Her­stel­le­rin lie­fer­te die­ses Fahr­zeug En­de Ok­to­ber 2016 an die Be­klag­te aus; sei­tens der Be­klag­ten wur­de es so­dann am 27.10.2016 auf den Klä­ger zu­ge­las­sen. Am 28.10.2016, noch vor Aus­lie­fe­rung des Pkw an den Klä­ger, brach­te ei­ne Mit­ar­bei­te­rin der Be­klag­ten das Fahr­zeug in ei­ne – nicht von der Por­sche Deutsch­land GmbH au­to­ri­sier­te – La­ckier­werk­statt, um La­ckier­ar­bei­ten am Schwel­ler der Fah­rer­tür durch­füh­ren zu las­sen. Am Fol­ge­tag wur­de der Por­sche 911 Tur­bo Ca­brio­let dem Klä­ger mit ei­ner Lauf­leis­tung von 20 km in den Räu­men der Be­klag­ten über­ge­ben, oh­ne dass über die tags zu­vor durch­ge­führ­ten La­ckier­ar­bei­ten ge­spro­chen wur­de. Der Klä­ger be­an­stan­de­te le­dig­lich, dass die Bei­fah­rer­tür schwer­gän­gig sei.

Im März 2017 be­merk­te der Klä­ger dann La­cku­n­eben­hei­ten an dem Fahr­zeug, die er am 16.03.2017 mit Mit­ar­bei­tern der Be­klag­ten in Au­gen­schein nahm. Da­bei wur­den am Stoß­fän­ger links un­ten La­cku­n­eben­hei­ten („Oran­gen­haut“) fest­ge­stellt. Fer­ner stell­ten die Par­tei­en La­cku­n­eben­hei­ten, Pi­ckel und Ein­schlüs­se im Klar­lack auf dem auf­be­rei­te­ten Schwel­ler der Fah­rer­tür fest.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 11.04.2017 rüg­te der Klä­ger di­ver­se La­cku­n­eben­hei­ten und die Spalt­ma­ße an der Bei­fah­rer­tür und for­der­te die Be­klag­te auf, ihm bis zum 25.04.2017 ein man­gel­frei­es Fahr­zeug zu lie­fern. Die ihm sei­tens der Be­klag­ten statt­des­sen an­ge­bo­te­ne Nach­bes­se­rung lehn­te der Klä­ger ab. Er er­klär­te viel­mehr mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 13.04.2018 den Rück­tritt von dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag und for­der­te die Be­klag­te auf, ihm bis zum 25.04.2018 Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ des Fahr­zeugs den um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­preis zu er­stat­ten.

Der Klä­ger be­haup­tet, er ha­be bei Ab­schluss des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es ihm dar­auf an­kom­me, ein „ma­kel­lo­ses Ob­jekt“ zu er­wer­ben. Tat­säch­lich sei das ihm ge­lie­fer­te Fahr­zeug aber vor der Aus­lie­fe­rung am 29.10.2016 in ei­nen Un­fall ver­wi­ckelt ge­we­sen, bei dem sich die Spalt­ma­ße der Front­klap­pe und der Bei­fah­rer­tür ver­än­dert hät­ten und der Pkw an der Bug­ver­klei­dung, am Front­spoi­ler, an der Front­klap­pe und an der Fah­rer­tür be­schä­digt wor­den sei. Die­se Be­schä­di­gun­gen hät­ten durch die am 28.10.2016 vor­ge­nom­me­nen Ar­bei­ten ver­deckt wer­den soll­ten. Bei die­sen Ar­bei­ten ha­be es sich um um­fang­rei­che La­ckier- und Spach­tel­ar­bei­ten an ver­schie­de­nen Stel­len des Fahr­zeugs ge­han­delt, die ins­ge­samt un­sach­ge­mäß aus­ge­führt wor­den sei­en.

Mit sei­ner Kla­ge hat der Klä­ger die Be­klag­te in ers­ter Li­nie auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags so­wie auf Er­satz von Auf­wen­dun­gen (u. a. für ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten) und von vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten in An­spruch ge­nom­men. Au­ßer­dem hat er die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten be­gehrt. Hilfs­wei­se hat der Klä­ger be­an­tragt, die Be­klag­te zur Zah­lung von 5.000 € (Kauf­preis­min­de­rung) und 4.966,94 € (Re­pa­ra­tur­kos­ten) nebst Zin­sen zu ver­ur­tei­len. Äu­ßerst hilfs­wei­se hat er die Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Be­sei­ti­gung von in ei­nem selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren fest­ge­stell­ten – und nä­her be­zeich­ne­ten – De­fek­ten ver­langt.

Die Be­klag­te be­haup­tet, der Lack­scha­den am Tür­ein­stieg der Fah­rer­sei­te sein von ei­nem Schuh ver­ur­sacht wor­den. Da­zu, ob das Fahr­zeug bei der Über­ga­be an den Klä­ger ei­nen Lack­scha­den an der lin­ken un­te­ren Bug­ver­klei­dung auf­ge­wie­sen ha­be, hat sich die Be­klag­te mit Nicht­wis­sen er­klärt. Falls ein ent­spre­chen­der Krat­zer vor­han­den ge­we­sen sei – so hat sie be­haup­tet –, sei die­ser bei der Her­stel­lung des Fahr­zeugs ent­stan­den. Der Por­sche 911 Tur­bo Ca­brio­let sei bei der Über­ga­be an den Klä­ger un­fall­frei ge­we­sen. Die Be­klag­te meint, dass ihr der Klä­ger Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung hät­te ge­ben müs­sen. Sie macht gel­tend, sie ha­be die ver­lang­te Er­satz­lie­fe­rung un­ter Ver­weis auf die Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit der da­mit ver­bun­de­nen Kos­ten zu Recht noch vor der Rück­tritts­er­klä­rung ver­wei­gert. Denn die Be­sei­ti­gung sämt­li­cher vom Klä­ger ge­rüg­ter Män­gel sei mit ei­nem Kos­ten­auf­wand von le­dig­lich 1.758,35 € mög­lich. Die Kos­ten für das Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten – so macht die Be­klag­te gel­tend – sei­en dem Klä­ger nicht zu er­set­zen, weil das Gut­ach­ten un­brauch­bar sei; es han­de­le sich um ein Ge­fäl­lig­keits­gut­ach­ten.

Die Kla­ge hat­te im We­sent­li­chen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Dem Klä­ger steht ein An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 196.705,88 € ab­züg­lich Er­satz für ge­zo­ge­ne Nut­zun­gen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des er­wor­be­nen Fahr­zeugs, zu (§§ 433 I, 434 I, 437 Nr. 2, §§ 323 I, 440 BGB i. V. mit § 346 I BGB), da der Klä­ger wirk­sam von dem Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist.

Der Klä­ger hat ge­gen­über der Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 13.04.2018 den Rück­tritt er­klärt. Dem Klä­ger steht ein Rück­tritts­recht aus § 437 Nr. 2, §§ 323 I, 440 BGB zu.

1. Das er­wor­be­ne Fahr­zeug war bei Über­ga­be mit ei­nem Sach­man­gel i. S. von § 434 I 1 BGB be­haf­tet, da das Fahr­zeug nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit auf­wies. Zur Be­schaf­fen­heit ei­nes Kauf­ge­gen­stands kön­nen al­le Ei­gen­schaf­ten ge­hö­ren, die der Sa­che selbst an­haf­ten, so­wie al­le Be­zie­hun­gen ei­ner Sa­che zur Um­welt, die nach der Ver­kehrs­an­schau­ung Ein­fluss auf die Wert­schät­zung ha­ben oder die Brauch­bar­keit der Sa­che be­ein­flus­sen und ihr un­mit­tel­bar an­haf­ten.

a) Beim Kauf ei­nes Neu­wa­gens wird die dem Be­griff „Neu­wa­gen“ in­ne­woh­nen­de Be­schaf­fen­heit „fa­brik­neu“ kon­klu­dent mit ver­ein­bart (so be­reits BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, ju­ris Rn. 10: Krat­zer im Lack ei­nes Neu­wa­gens). Das hier über­ge­be­ne Fahr­zeug war je­doch nicht mehr fa­brik­neu, denn es wa­ren an meh­re­ren Stel­len un­fach­ge­recht La­ckier­ar­bei­ten vor­ge­nom­men wor­den. Da­bei ver­kennt die Kam­mer nicht, dass der Be­griff „fa­brik­neu“ nicht mit dem Be­griff „man­gel­frei“ gleich­zu­set­zen ist. Ein aus neu­en Ma­te­ria­li­en her­ge­stell­tes und ab­ge­se­hen von der Über­füh­rung un­ge­nutz­tes Fahr­zeug ist fa­brik­neu, wenn und so­lan­ge das Mo­dell die­ses Fahr­zeugs un­ver­än­dert wei­ter­ge­baut wird, es kei­ne durch län­ge­re Stand­zeit be­ding­ten Män­gel auf­weist, zwi­schen Her­stel­lung und Kauf­ab­schluss nicht mehr als zwölf Mo­na­te lie­gen und wenn nach sei­ner Her­stel­lung kei­ne er­heb­li­chen Be­schä­di­gung ein­ge­tre­ten sind, auch wenn sie vor Aus­lie­fe­rung an den Käu­fer nach­ge­bes­sert wur­den (vgl. BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, ju­ris Rn. 10). Da­bei ist ins­be­son­de­re ei­ne ge­ring­fü­gi­ge Nachla­ckie­rung we­gen ei­nes Trans­port­scha­dens ei­ne ty­pi­sche Re­pa­ra­tur­maß­nah­me, wel­che der Fa­brik­neu­heit des Fahr­zeugs in der Re­gel nicht ent­ge­gen­steht. Dies gilt un­ab­hän­gig von der Ge­ring­fü­gig­keit des Lack­scha­dens je­doch nur in­so­weit, als die Nachla­ckie­rung fach­ge­recht und in Werks­qua­li­tät er­folgt, denn die Fa­brik­neu­heit ver­langt, dass sich das Fahr­zeug bei Über­ga­be an den Käu­fer in dem un­be­nutz­ten und un­be­schä­dig­ten Zu­stand be­fin­det, wie es vom Her­stel­ler aus­ge­lie­fert wor­den ist (vgl. BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, ju­ris Rn. 10; OLG Hamm, Urt. v. 17.11.2011 – I-28 U 109/11, ju­ris Rn. 51).

Die­ser Zu­stand war nach der Über­zeu­gung der Kam­mer nicht mehr ge­ge­ben, da die Lack­schä­den hier nicht fach­ge­recht re­pa­riert wa­ren. Dies folgt aus den über­zeu­gen­den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. O, de­nen das Ge­richt sich voll­um­fäng­lich an­schließt. Der Sach­ver­stän­di­ge hat fest­ge­stellt, dass der Tür­ein­stieg auf der Fah­rer­sei­te im Knie­stück­be­reich zwi­schen Schwel­ler und B-Säu­le in­ten­si­ve Schä­den aus nicht sach­ge­rech­ter Nachla­ckie­rung auf­weist. Aus Si­li­kon­be­las­tung sind Kra­ter und Ein­schlüs­se mit Bläs­chen­bil­dung vor­han­den. Der Klar­lack ist rau auf­ge­tra­gen, die Über­gän­ge sind nicht bei­ge­ar­bei­tet. Die auf den Schwel­ler auf­ge­setz­te Ein­stiegs­ver­klei­dung ist par­ti­ell mit­la­ckiert wor­den, rück­wär­tig wur­de sie auf den noch zu fri­schen Lack auf­ge­setzt, so­dass sich ei­ne Lack­prä­gung ge­bil­det hat. Auch die Bei­la­ckie­rung des lin­ken Rad­laufs an der Bug­ver­klei­dung ent­spricht in Farb- und Ober­flä­chen­qua­li­tät nicht dem Stan­dard des Her­stel­lers. Es sind dort deut­li­che La­ck­un­re­gel­mä­ßig­kei­ten in Form von so­ge­nann­ter Oran­gen­haut aus un­sach­ge­rech­ter Be­auf­tra­gung der Lack­be­schich­tung fest­zu­stel­len so­wie Farb­ton- und Glanz­grad­un­ter­schie­de des Lacks. In ei­ni­gen in­nen lie­gen­den Be­rei­chen ist gar kein Lack auf­ge­tra­gen.

So­fern die Be­klag­te mit Nicht­wis­sen be­strei­tet, dass die La­ckier­ar­bei­ten an der Bug­ver­klei­dung vor­ne links be­reits vor der Über­ga­be er­folgt sind, so ist dies un­zu­läs­sig. Ein Be­strei­ten mit Nicht­wis­sen ist nach § 138 IV ZPO nur für sol­che Um­stän­de zu­läs­sig, die der ei­ge­nen Wahr­neh­mung nicht zu­gäng­lich sind. Hier stand das Fahr­zeug vor der Über­ga­be in den Ver­kaufs­räu­men der Be­klag­ten und ist von ih­rer Mit­ar­bei­te­rin vor der Über­ga­be un­ter­sucht und zur Über­ga­be be­reit ge­macht wor­den, so­dass der Um­stand ei­ner La­ckie­rung am Bug­be­reich der Wahr­neh­mung der Ver­tre­ter der Be­klag­ten zu­gäng­lich war. Dies gilt um­so mehr, als die La­cku­n­eben­hei­ten nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen O noch mit ei­nem Ab­stand von ei­nem Me­ter zum Fahr­zeug er­kenn­bar wa­ren.

Fer­ner steht der Be­schaf­fen­heit als „fa­brik­neu“ ent­ge­gen, dass die Re­pa­ra­tur nicht in ei­nem von Por­sche zer­ti­fi­zier­ten La­ckier­be­trieb er­folgt ist. Bei ei­nem Neu­wa­gen kann der Käu­fer je­doch er­war­ten, dass sämt­li­che im Vor­feld durch­ge­führ­ten Ar­bei­ten dem werks­sei­ti­gen Stan­dard ent­spre­chen und mit der be­son­de­ren Fach­kun­de und Sorg­falt ei­ner her­stel­ler­zer­ti­fi­zier­ten Werk­statt er­folgt sind. Da­mit ist ver­bun­den, dass das Fahr­zeug nicht oh­ne sein Wis­sen in ei­ne freie Werk­statt oh­ne Her­stel­ler­zer­ti­fi­zie­rung ver­bracht wird. Denn ins­be­son­de­re bei Fahr­zeu­gen der Ober­klas­se, wie bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Mo­dell, stellt es re­gel­mä­ßig ei­nen wert­bil­den­den Fak­tor dar, dass das Fahr­zeug aus­schließ­lich in ei­ner Fach­werk­statt re­pa­riert wur­de. Aus dem Scha­dens­recht ist et­wa an­er­kannt, dass der Ge­schä­dig­te nicht auf ei­ne Re­pa­ra­tur in ei­ner frei­en Werk­statt ver­wie­sen wer­den kann, wenn er das Fahr­zeug stets in ei­ner mar­ken­ge­bun­de­nen Werk­statt hat war­ten und re­pa­rie­ren las­sen. Die­se Mög­lich­keit wird dem Käu­fer je­doch schon vor Über­ga­be des Neu­fahr­zeugs ge­nom­men, wenn es in ei­ner frei­en Werk­statt und zu­dem nicht fach­ge­recht re­pa­riert wird, und wird auch bei Wei­ter­ver­äu­ße­rung wert­min­dernd in An­satz zu brin­gen sein.

b) Über­dies ist bei ei­nem Neu­fahr­zeug re­gel­mä­ßig kon­klu­dent mit­ver­ein­bart, dass das Fahr­zeug un­fall­frei ist. Hier ist ein Un­fall­ge­sche­hen nicht be­wie­sen; es haf­tet dem Fahr­zeug je­doch ein Un­fall­ver­dacht an.

Ein blo­ßer Man­gel­ver­dacht, der sich nach dem Vor­brin­gen des Klä­gers im Hin­blick auf ei­nen re­le­van­ten Vor­scha­den aus der Nachla­ckie­rung er­ge­ben soll, be­deu­tet zwar im Grund­satz kei­nen Man­gel (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 14. Aufl. [2020], Rn. 3287). An­de­ren­falls wür­de dem Ver­käu­fer re­ge­mä­ßig die Pflicht auf­er­legt, sich von ei­nem blo­ßen Man­gel­ver­dacht zu exkul­pie­ren, und die Be­weis­last wür­de un­bil­li­ger­wei­se auf den Ver­käu­fer ver­scho­ben. Der Ver­dacht ei­nes Man­gels kann je­doch dann selbst ei­nen Man­gel dar­stel­len, wenn er qua­li­täts­min­dernd ist (Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 79. Aufl. [2020], § 434 Rn. 58). Für ei­nen Un­fall­ver­dacht be­deu­tet dies, dass die­ser ei­nen Man­gel be­grün­det, wenn kon­kre­te An­halts­punk­te für ein Un­fall­ge­sche­hen vor­lie­gen und der Man­gel­ver­dacht auch durch ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten nicht aus­ge­räumt wer­den kann (vgl. OLG Hamm, Beschl. v. 15.12.2014 – 2 U 97/14, ju­ris Rn. 6). So liegt es hier.

Im Rah­men der Be­gut­ach­tung stell­te der Sach­ver­stän­di­ge fest, dass der vor­de­re Be­reich des Rad­hau­ses vom lin­ken Vor­der­rad et­wa in Grö­ße von zwei Hand­flä­chen nachla­ckiert wor­den ist. Dort zeigt sich ei­ne Ober­flä­chen­be­hand­lung der Bau­tei­le durch nar­bi­gen, rau­en Un­ter­grund, Schlei­frei­fen, Lack­fehl­stel­len und so­ge­nann­te Bei­fal­lun­gen. Der Sach­ver­stän­di­ge hat nach­voll­zieh­bar aus­ge­führt, dass ei­ne so­ge­nann­te Bei­fal­lung dann ent­steht, wenn nach dem Auf­tra­gen von Spach­tel­mas­se oh­ne aus­rei­chen­de Ab­lüft- und Tro­cken­zeit Deck­lack ap­pli­ziert wird. Im wei­te­ren Ver­lauf schrumpft dann die Spach­tel­mas­se und der Deck­lack „fällt“ nach. Es ist al­so da­von aus­zu­ge­hen, dass an dem Fahr­zeug Spach­tel­ar­bei­ten aus­ge­führt wor­den sind, wie sie re­gel­mä­ßig nur zum Aus­gleich von tie­fe­ren Be­schä­di­gun­gen des Lacks er­for­der­lich sind. Zu­dem ist fest­ge­stellt wor­den, dass be­reits bei der ers­ten In­au­gen­schein­nah­me des Fahr­zeugs Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten im Be­reich der Ein­pas­sung der Bug­ver­klei­dung zum Front­de­ckel und der Ein­bau­la­ge der rech­ten Tür er­kenn­bar sind. So­wohl an der rech­ten Tür als auch an der Front­klap­pe ent­spre­chen die Spalt­ma­ße nicht den her­stel­ler­seits vor­ge­ge­be­nen Ma­ßen. Der Sach­ver­stän­di­ge O hat in sei­nem zwei­ten Er­gän­zungs­gut­ach­ten fest­ge­stellt, dass nicht be­wie­sen wer­den kann, dass die Nachla­ckie­rung im Be­reich des Schwel­lers/B-Säu­le am streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug ih­ren Kau­sal­be­zug in ei­ner Ver­krat­zung hat. Der Sach­ver­stän­di­ge ist zu dem Er­geb­nis ge­kom­men, dass mit über­wie­gen­der Wahr­schein­lich­keit von der Ver­ur­sa­chung durch ei­nen Un­fall­scha­den aus­zu­ge­hen ist, ob­gleich auch die sin­gu­lä­re Ver­ur­sa­chung durch ein­zel­ne Ver­krat­zun­gen mög­lich ist. Der Sach­ver­stän­di­ge hat fest­ge­stellt, dass für das Fahr­zeug bei Of­fen­le­gung der vor­ge­nann­ten Um­stän­de mit ei­nem Preis­ab­schlag von cir­ca 5.000 € zu rech­nen wä­re.

An­ge­sichts der vor­ge­nann­ten In­di­zi­en für Spach­tel­ar­bei­ten, der Ver­än­de­rung der Spalt­ma­ße und der Sum­me der ein­zel­nen Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten, für die es ge­mein­sam kei­ne über­zeu­gen­de Er­klä­rung gibt, so­wie des Um­stands, dass der Sach­ver­stän­di­ge ei­nen Un­fall als Ur­sa­che für die Fest­stel­lun­gen nicht aus­zu­schlie­ßen ver­mag, ist die Kam­mer der Auf­fas­sung, dass sich hier ein Un­fall­ver­dacht auf­drängt. Die­ser Ver­dacht konn­te nicht aus­ge­räumt wer­den und haf­tet dem Fahr­zeug wei­ter an. Er wä­re bei Wei­ter­ver­äu­ße­rung je­den­falls auf Nach­fra­ge of­fen­zu­le­gen und wert­min­dernd in An­satz zu brin­gen.

2. Die Be­klag­te durf­te das Nach­lie­fe­rungs­ver­lan­gen des Klä­gers nicht un­ter Ver­weis auf die Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit der Kos­ten nach § 439 III 1 BGB ver­wei­gern, un­ab­hän­gig von dem Um­stand, ob die Nach­lie­fe­rung tat­säch­lich un­ver­hält­nis­mä­ßig ho­he Kos­ten ver­ur­sacht hät­te. Der Be­klag­ten war näm­lich die Ver­wei­ge­rung der Nach­lie­fe­rung un­ter Ver­weis auf § 439 III 1 BGB ver­wehrt, da es sich um ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf han­delt und für den Fall der Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit der Nach­lie­fe­rungs­kos­ten ein Fall der so­ge­nann­ten ab­so­lu­ten Un­mög­lich­keit der Nach­er­fül­lung vor­lä­ge. Das in § 439 III 3 BGB dem Ver­käu­fer ein­ge­räum­te Recht, die ein­zig mög­li­che Form der Ab­hil­fe we­gen ab­so­lut un­ver­hält­nis­mä­ßi­ger Kos­ten zu ver­wei­gern, ist mit Art. 3 der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie nicht ver­ein­bar. Die hier­durch auf­tre­ten­de Re­ge­lungs­lü­cke ist für Fäl­le des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs nach stän­di­ger Recht­spre­chung des BGH durch ei­ne te­leo­lo­gi­sche Re­duk­ti­on des § 439 III BGB zu schlie­ßen. Die Vor­schrift wird beim Ver­brauchs­gü­ter­kauf ein­schrän­kend da­hin ge­hend an­ge­wen­det, dass ein Ver­wei­ge­rungs­recht des Ver­käu­fers nicht be­steht, wenn nur ei­ne Art der Nach­er­fül­lung mög­lich ist oder der Ver­käu­fer die an­de­re Art der Nach­er­fül­lung zu Recht ver­wei­gert (BGH, Urt. v. 21.12.2011 – VI­II ZR 70/08, BGHZ 192, 148 Rn. 35).

Es han­delt sich um ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. von § 474 I 1 BGB, da der Klä­ger das Fahr­zeug zum pri­va­ten Ge­brauch er­wor­ben hat und so­mit als Ver­brau­cher i. S. von § 13 BGB ein­zu­ord­nen ist. Die Be­klag­te ist Un­ter­neh­me­rin i. S. von § 14 BGB.

Die Nach­bes­se­rung als al­ter­na­ti­ve Art der Nach­er­fül­lung ist hier un­mög­lich i. S. von § 275 I BGB, da auch durch die nach­träg­li­che Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs in Her­stel­ler­qua­li­tät die ge­schul­de­te Be­schaf­fen­heit der Fa­brik­neu­heit nicht mehr her­bei­ge­führt wer­den kann. Die Kam­mer ist der Über­zeu­gung, dass die un­fach­ge­rech­te Re­pa­ra­tur in der frei­en Werk­statt dem Fahr­zeug dau­er­haft wert­min­dernd an­haf­tet. Schon den­klo­gisch kann die Neu­heit oder Un­be­nutzt­heit ei­ner Sa­che nicht wie­der­her­ge­stellt wer­den, wenn sie ein­mal ver­lo­ren ist.

Auch der Un­fall­ver­dacht kann durch ei­ne Re­pa­ra­tur nicht auf­ge­ho­ben wer­den, ge­nau­so we­nig, wie der Um­stand ei­nes tat­säch­li­chen Un­falls durch ei­ne Re­pa­ra­tur ge­tilgt wer­den kann.

Auf die Fra­ge, ob die Be­klag­te die Ein­re­de der Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit vor oder nach der Rück­tritts­er­klä­rung des Klä­gers er­ho­ben hat und wel­che Fol­gen für die Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keits­ein­re­de hier­aus re­sul­tie­ren, kam es mit­hin nicht mehr an.

3. Der Klä­ger hat der Be­klag­ten ei­ne Frist zur Nach­lie­fe­rung i. S. von § 323 I BGB ge­setzt. Dar­an än­dert nichts, dass die Be­klag­te vor­trägt, die ge­setz­te Frist sei un­an­ge­mes­sen kurz ge­we­sen. Ist die ge­setz­te Frist zur Nach­er­fül­lung un­an­ge­mes­sen kurz, wird au­to­ma­tisch ei­ne an­ge­mes­sen lan­ge Frist in Gang ge­setzt (Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 79. Aufl. [2020], § 281 Rn. 10). Die­se Frist ist nun­mehr er­folg­los ab­ge­lau­fen, da seit dem Rück­tritts­be­geh­ren des Klä­gers zum Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung be­reits bei­na­he zwei Jah­re ver­gan­gen sind, was selbst für die Neu­her­stel­lung ei­nes Kfz hin­rei­chend sein dürf­te.

Das Rück­tritts­recht des Klä­gers war auch nicht nach § 323 V 2 BGB we­gen der Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung aus­ge­schlos­sen. Die Be­ur­tei­lung, ob ei­ne Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB ist, er­for­dert ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung, in de­ren Rah­men ein Ver­stoß ge­gen ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung aber die Er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung in der Re­gel in­di­ziert (BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, ju­ris Rn. 16). Hier­bei ist oh­ne Be­deu­tung, ob die Be­haup­tung der Be­klag­ten, sämt­li­che Män­gel könn­ten zum Preis von 1.758,35 € be­sei­tigt wer­den, was nicht ein­mal ei­nem Pro­zent des Kauf­prei­ses ent­spre­che, zu­trifft. Denn wie be­reits aus­ge­führt, kön­nen die vor­lie­gen­den Män­gel ge­ra­de nicht durch Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten be­sei­tigt wer­den, so­dass die Re­pa­ra­tur­kos­ten hier nicht als Maß­stab an­ge­legt wer­den kön­nen, son­dern die Kos­ten ei­ner Nach­lie­fe­rung in Be­zug zu neh­men sind.

Als Rechts­fol­ge des Rück­tritts ist der ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag rück­ab­zu­wi­ckeln (§ 346 I BGB).

Die Be­klag­te hat ge­mäß § 346 I BGB den Kauf­preis zu­rück­zu­er­stat­ten.

Der Klä­ger muss das Fahr­zeug zu­rück­ge­ben und zu­rück­über­eig­nen, wo­bei er sich ge­mäß § 346 I BGB auch die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen in Form von ge­fah­re­nen Ki­lo­me­tern an­rech­nen las­sen muss. Das Ge­richt schätzt die zu er­war­ten­de Ge­samt­lauf­leis­tung nach § 287 ZPO auf 250.000 km. Der Klä­ger hat das Fahr­zeug mit ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 20 über­nom­men. Über­dies ist er mit dem Fahr­zeug ei­ne Stre­cke von 210 km ge­fah­ren, um das Fahr­zeug zur Re­pa­ra­tur zu brin­gen, was kei­ne Nut­zung i. S. von § 100 BGB dar­stellt, da dem Klä­ger kein Vor­teil ver­schafft wird, und die eben­falls in Ab­zug zu brin­gen ist.

Der Wert­er­satz be­stimmt sich nach der all­ge­mein an­er­kann­ten For­mel der li­nea­ren Wert­schwund­be­rech­nung:

\text{Gebrauchsvorteil} = {\frac{\text{Bruttokaufpreis}\times\text{gefahrene Kilometer}}{\text{mutmaßliche Gesamtlaufleistung}}}.

Der Klä­ger hat fer­ner An­spruch auf Er­satz der Auf­wen­dun­gen für die man­gel­un­ab­hän­gi­gen Dia­gno­se­kos­ten aus § 347 II 1 BGB als not­wen­di­ge Ver­wen­dung. Ver­wen­dun­gen sind Ver­mö­gens­auf­wen­dun­gen, die zu­min­dest auch der Sa­che zu­gu­te­kom­men, in­dem sie ih­rer Wie­der­her­stel­lung, Er­hal­tung oder Ver­bes­se­rung die­nen. Ei­ne Ver­wen­dung ist dann not­wen­dig, wenn sie zur Er­hal­tung oder ord­nungs­ge­mä­ßen Be­wirt­schaf­tung der Sa­che nach ob­jek­ti­ven Maß­stab zum Zeit­punkt der Vor­nah­me er­for­der­lich ist und nicht nur Son­der­zwe­cken des Be­sit­zers dient. Das Fahr­zeug war fahr­un­tüch­tig. Die Dia­gno­se­kos­ten, die zur Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs an­ge­fal­len sind, sind der Sa­che selbst und ih­rem Er­halt zu­gu­t­ege­kom­men, da es aus­zu­schlie­ßen galt, dass ei­ne Ver­tie­fung des Scha­dens ein­tritt.

Der Zins­an­spruch folgt aus §§ 286 I, 288 I BGB, da die Be­klag­te durch die Rück­zah­lungs­auf­for­de­rung des Klä­gers vom 13.04.2018 in Ver­zug ge­ra­ten ist.

Die Ver­pflich­tun­gen sind ge­mäß § 348 BGB Zug um Zug zu er­fül­len. Dies be­trifft auch den An­spruch auf Er­satz der Dia­gno­se­kos­ten, die un­ter dem An­trag zu 2 iso­liert gel­tend ge­macht wor­den sind.

II. Der Klä­ger hat ei­nen An­spruch auf Er­satz der Kos­ten für das Gut­ach­ten des Pri­vat­sach­ver­stän­di­gen D aus §§ 433 I, 434 I, 437 Nr. 2, § 280 I BGB. Es han­delt sich um ei­ne Auf­wen­dung des Klä­gers, die als so­ge­nann­ter Her­aus­for­de­rungs­scha­den zu er­set­zen ist. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass das Gut­ach­ten in wei­ten Tei­len un­brauch­bar war, wie der Sach­ver­stän­di­ge O fest­ge­stellt hat. Die Man­gel­haf­tig­keit ei­nes be­rech­tigt ein­ge­hol­ten Pri­vat­sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens steht der Er­satz­fä­hig­keit nicht im We­ge, wenn der Ge­schä­dig­te die Un­brauch­bar­keit nicht zu ver­tre­ten hat, et­wa durch Ver­schwei­gen von Vor­schä­den. Dies ist hier nicht er­kenn­bar. Die Be­klag­te hat auch nicht dar­ge­legt, dass der Klä­ger und der Pri­vat­sach­ver­stän­di­ge D in an­de­rer Wei­se kol­lu­siv zu­sam­men­ge­wirkt ha­ben.

Der Zins­an­spruch folgt aus §§ 286 I, 288 I BGB.

III. Die Be­klag­te be­fand sich mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs seit dem 26.04.2018 in An­nah­me­ver­zug i. S. von § 293 BGB, da die Be­klag­te aus dem Rück­ab­wick­lungs­schuld­ver­hält­nis nach dem Rück­tritt die Rück­nah­me der Kauf­sa­che schul­de­te. Ein wört­li­ches An­ge­bot zur Rück­ga­be ge­nüg­te nach § 295 BGB.

V. Über die Hilfs­an­trä­ge des Klä­gers war we­gen des Er­folgs des An­trags zu 1 nicht mehr zu ent­schei­den.

VI. Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch auf Er­satz der vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten. Die­ser könn­te sich hier al­len­falls aus Ver­zug er­ge­ben. Die Be­klag­te be­fand sich je­doch zum Zeit­punkt des Ge­büh­ren­an­falls durch die Auf­for­de­rung zur Nach­er­fül­lung nicht in Ver­zug. Ei­ne an­der­wei­ti­ge Er­satz­pflicht ist nicht er­kenn­bar. Die Aus­übung der kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­rech­te in Form der Auf­for­de­rung zur Nach­er­fül­lung ist auch nicht der­ar­tig kom­plex, dass die Aus­übung der Rech­te oh­ne Hin­zu­zie­hung ei­nes Rechts­an­walts not­wen­di­ger­wei­se ge­fähr­det wä­re. Der ge­währ­leis­tungs­recht­li­che Nach­er­fül­lungs­an­spruch ist in der Be­völ­ke­rung weit­hin be­kannt und wird auch oh­ne an­walt­li­che Be­ra­tung re­gel­mä­ßig gel­tend ge­macht. …

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