Er­ken­nen die Mit­ar­bei­ter ei­ner Kfz-Werk­statt bei der auf­trags­ge­mä­ßen In­spek­ti­on ei­nes Fahr­zeugs, dass ein Zahn­rie­men­wech­sel über­fäl­lig ist, dann müs­sen sie den Kun­den ein­dring­lich dar­auf hin­wei­sen, dass es „kurz vor 12“ ist und die Ge­fahr ei­nes Mo­tor­scha­dens be­steht. Der Hin­weis, dass ein Zahn­rie­men­wech­sel er­for­der­lich und der Zahn­rie­men „das Herz des Mo­tors“ sei, ge­nügt dem nicht; viel­mehr muss der Kun­de drin­gend da­vor ge­warnt wer­den, sein Fahr­zeug bis zu ei­nem Wech­sel des Zahn­rie­mens wei­ter zu nut­zen.

LG Ham­burg, Ur­teil vom 22.06.2018 – 329 O 285/17
(nach­fol­gend: OLG Ham­burg, Ur­teil vom 19.12.2018 – 1 U 107/18)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt Scha­dens­er­satz we­gen der Ver­let­zung von Auf­klä­rungs­pflich­ten.

Sie ver­brach­te ih­ren Pkw am 29.06.2017 in die Werk­statt der Be­klag­ten, zu der sie ei­ne lang­jäh­ri­ge Ge­schäfts­be­zie­hung un­ter­hielt, um bei ei­ner Lauf­leis­tung von über 200.000 km ei­ne In­spek­ti­on durch­füh­ren zu las­sen. Die Klä­ge­rin un­ter­schrieb ei­nen ent­spre­chen­den Ar­beits­auf­trag, der un­ter an­de­rem ei­nen hand­schrift­li­chen Hin­weis („Be­fund“) dar­auf ent­hält, dass ein Wech­sel des Zahn­rie­mens „fäl­lig“ sei.

Un­strei­tig hät­te der Zahn­rie­men be­reits bei der letz­ten – bei ei­ner Lauf­leis­tung von 180.000 km – von der Be­klag­ten vor­ge­nom­me­nen In­spek­ti­on ge­wech­selt wer­den müss­ten; dies hat­te die Be­klag­te da­mals je­doch ver­säumt.

Auch bei der streit­ge­gen­ständ­li­chen In­spek­ti­on vom 29.06.2017 er­folg­te ein Wech­sel des Zahn­rie­mens nicht. Zu­stän­dig für die­se In­spek­ti­on und An­sprech­part­ner der Klä­ge­rin war der Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten B. Was er und die Klä­ge­rin be­spro­chen ha­ben, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig. Je­den­falls hol­te die Klä­ge­rin ihr Fahr­zeug am Nach­mit­tag des 29.06.2017 bei der Be­klag­ten ab und be­zahl­te die In­spek­ti­on.

Am 07.07.2017 er­litt der Pkw ei­nen Mo­tor­scha­den. Er wur­de zur Be­klag­ten ver­bracht, die am 10.07.2017 fest­stell­te, dass der Zahn­rie­men über­ge­sprun­gen sei.

Nach­dem die Be­klag­te An­sprü­che der Klä­ge­rin un­ter dem 19.07.2017 zu­rück­ge­wie­sen hat­te, ließ die Klä­ge­rin ihr Fahr­zeug schließ­lich in ei­ner an­dern Kfz-Werk­statt re­pa­rie­ren. Da­für ent­stan­den ihr Kos­ten in Hö­he von 8.763,97 €, die sie mit Schrei­ben vom 15.08.2017 von der Be­klag­ten – er­folg­los – un­ter Frist­set­zung er­setzt ver­lang­te.

Die Klä­ge­rin hat be­haup­tet, der Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten B ha­be sie nicht hin­rei­chend über die Fol­gen der Nicht­durch­füh­rung des Zahn­rie­men­wech­sels in­for­miert. Sie als tech­ni­scher Laie ha­be dem blo­ßen Hin­weis, dass der Zahn­rie­men zu wech­seln sei, nicht ent­neh­men kön­nen, dass ein nicht recht­zei­ti­ger Wech­sel des Zahn­rie­mens ei­nen Mo­tor­scha­den zur Fol­ge ha­ben kön­ne. Hät­te B sie hin­rei­chend über die­ses Ri­si­ko in­for­miert, so wä­re sie nicht mehr mit dem Fahr­zeug ge­fah­ren, son­dern hät­te es bis zu ei­nem Wech­sel des Zahn­rie­mens bei der Be­klag­ten ste­hen las­sen. In­des ha­be B ihr – der Klä­ge­rin – da­durch, dass er sich in Ru­he nach Al­ter­na­tiv­pro­duk­ten ha­be um­se­hen wol­len und sich an­schlie­ßend nicht mehr ge­mel­det ha­be, das Ge­fühl ge­ge­ben, dass der Wech­sel des Zahn­rie­mens nicht dring­lich sei. Der nicht durch­ge­führ­te Zahn­rie­men­wech­sel – so hat die Klä­gin schließ­lich be­haup­tet – sei für den Mo­tor­scha­den kau­sal ge­we­sen.

Die Be­klag­te hat dem­ge­gen­über be­haup­tet, B ha­be die Klä­ge­rin zum ei­nen dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der Zahn­rie­men­wech­sel be­reits seit cir­ca 20 000 km über­fäl­lig sei. Zum an­de­ren ha­be B der Klä­ge­rin er­klärt, dass es sich bei dem Zahn­rie­men um das „Herz des Mo­tors“ han­de­le, so­dass der Mo­tor ei­nen To­tal­scha­den er­lei­den kön­ne, wenn der Zahn­rie­men nicht ge­wech­selt wer­de. Da­mit – so hat die Be­klag­te ge­meint – ha­be B al­len Auf­klä­rungs­pflich­ten ge­nügt, und die Klä­ge­rin sei auf­grund des­sen in der La­ge ge­we­sen, ei­ne ei­gen­stän­di­ge (wirt­schaft­li­che) Ent­schei­dung zu tref­fen. Dass sich die Klä­ge­rin schließ­lich da­zu ent­schie­den ha­be, den Zahn­rie­men nicht bei der In­spek­ti­on am 29.06.2017 wech­seln zu las­sen, son­dern sich nach Al­ter­na­ti­ven um­ge­se­hen ha­be, kön­ne ihr – der Be­klag­ten – nicht an­ge­las­tet wer­den. Dar­über hin­aus hat die Be­klag­te gel­tend ge­macht, dass für den Mo­tor­scha­den auch an­de­re Ur­sa­chen als der un­ter­blie­be­ne Zahn­rie­men­wech­sel in Be­tracht kä­men; so sei bei der streit­ge­gen­ständ­li­chen In­spek­ti­on ein Mo­toröl­ver­lust fest­ge­stellt wor­den. Je­den­falls sei hin­sicht­lich des Aus­tausch­mo­tors ein Ab­zug „neu für alt“ vor­zu­neh­men.

Die auf Zah­lung von 8.763,97 € nebst Zin­sen und vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten ge­rich­te­te Kla­ge hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Klä­ge­rin steht ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz we­gen der Ver­let­zung ver­trags­be­glei­ten­der Hin­weis- und Auf­klä­rungs­pflich­ten ge­mäß §§ 280 I, 631, 241 II BGB ge­gen die Be­klag­te zu.

Zwi­schen den Par­tei­en wur­de ein wirk­sa­mer Werk­ver­trag ge­mäß § 631 BGB ge­schlos­sen. Ge­gen­stand des Werk­ver­trags war die In­spek­ti­on des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs auf­grund ei­ner Fahr­leis­tung von 200.000 km.

Aus die­sem Ver­trag er­ge­ben sich für den Un­ter­neh­mer be­stimm­te Auf­klä­rungs- und In­for­ma­ti­ons­pflich­ten, die die Be­klag­te vor­lie­gend ver­letzt hat.

Nach den all­ge­mei­nen Grund­sät­zen tref­fen den Un­ter­neh­mer beim Werk­ver­trag ne­ben­ver­trag­li­che Auf­klä­rungs- und Be­ra­tungs­pflich­ten, de­ren In­halt und Um­fang sich nach den Um­stän­den des Ein­zel­falls rich­tet, ins­be­son­de­re nach dem Be­ra­tungs­be­darf des Be­stel­lers und dem Fach­wis­sen des Un­ter­neh­mers, von des­sen Vor­han­den­sein der Be­stel­ler aus­ge­hen kann (Pa­landt/Sprau, BGB, 77. Aufl. [2018], § 631 Rn. 17). Bei An­wen­dung die­ser Grund­sät­ze ist ei­ne Kfz-Werk­statt ge­hal­ten, ein ihr über­las­se­nes Fahr­zeug mit dem von ihr nach dem Ge­gen­stand des Ver­trags zu er­war­ten­den Fach­wis­sen zu über­prü­fen und ih­re Kun­den ge­ge­be­nen­falls auf mög­li­che Be­den­ken hin­zu­wei­sen (OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 18.02.2016 – 4 U 60/15, NJOZ 2016, 806, 808). Er­kennt die Kfz-Werk­statt ei­nen die Be­triebs­si­cher­heit des Fahr­zeugs be­ein­träch­ti­gen­den Um­stand, dann be­grün­det dies dem Kun­den ge­gen­über ei­ne Mit­tei­lungs­pflicht, da­mit die­ser ei­ne Ent­schlie­ßung über Maß­nah­men zu Be­sei­ti­gung des Man­gels her­bei­füh­ren kann (OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 18.02.2016 – 4 U 60/15, NJOZ 2016, 806, 808; so auch LG Wies­ba­den, Urt. v. 23.08.2012 – 9 O 196/11, ge­ra­de auch für den Fall des Zahn­rie­men­wech­sels).

Die­sen An­for­de­run­gen wur­de die Be­klag­te nicht ge­recht.

Es ist zwar un­strei­tig, dass der Klä­ge­rin der Um­stand be­wusst war, dass der Zahn­rie­men hät­te ge­wech­selt wer­den müs­sen, und der Zeu­ge B die Klä­ge­rin wäh­rend des Ab­schlus­ses des Werk­ver­trags dar­auf hin­ge­wie­sen hat­te. Dies wird nicht zu­letzt durch den hand­schrift­li­chen Hin­weis auf die Fäl­lig­keit des Zahn­rie­men­wech­sels auf dem Ar­beits­auf­trag be­legt. Auch geht das Ge­richt da­von aus, dass B die Funk­ti­on des Zahn­rie­mens für den Mo­tor ei­nes Kraft­fahr­zeugs mit den Wor­ten „Herz des Mo­tors“ um­schrie­ben und so auf die grund­sätz­li­che Wich­tig­keit des Zahn­rie­mens für den Mo­tor all­ge­mein hin­ge­wie­sen hat. In­so­weit be­ste­hen kei­ne Grün­de, an der Glaub­wür­dig­keit des Zeu­gen B und der Glaub­haf­tig­keit sei­ner Aus­sa­gen zu zwei­feln. Da­mit geht das Ge­richt da­von aus, dass die Klä­ge­rin zum ei­nen dar­über auf­ge­klärt wur­de, dass der Zahn­rie­men ih­res Mo­tors aus­ge­tauscht wer­den muss­te, und zum an­de­ren dar­über, dass der Zahn­rie­men ei­ne im­ma­nent wich­ti­ge Funk­ti­on für die Be­triebs­fä­hig­keit ei­nes Mo­tors ei­nes Kraft­fahr­zeugs ein­nimmt.

Nach Auf­fas­sung des Ge­richts rei­chen die­se Hin­wei­se je­doch vor­lie­gend nicht aus, um ei­ne Haf­tung der Be­klag­ten aus­zu­schlie­ßen. Un­ter Be­rück­sich­ti­gung der kon­kre­ten Um­stän­de des vor­lie­gen­den Falls hät­te der Zeu­ge B noch ein­dring­li­cher vor den dro­hen­den kon­kre­ten Ge­fah­ren der Nicht­durch­füh­rung des Wech­sels des Zahn­rie­mens war­nen müs­sen. Sein Ver­hal­ten war nicht ge­eig­net, der Klä­ge­rin die Dring­lich­keit des Zahn­rie­men­wech­sels zu ver­mit­teln.

Zu­nächst ist fest­zu­hal­ten, dass der Hin­weis, dass der Zahn­rie­men „das Herz des Mo­tors“ dar­stel­le zwar grund­sätz­lich die Klä­ge­rin dar­über auf­klär­te, dass der Zahn­rie­men wich­tig ist für das Funk­tio­nie­ren des Mo­tors. Die­ser all­ge­mei­ne Hin­weis sagt je­doch nichts über den kon­kre­ten Zu­stand des Zahn­rie­mens des Pkw der Klä­ge­rin aus und auch nicht dar­über, was mit dem Pkw der Klä­ge­rin pas­sie­ren könn­te, wenn der Wech­sel des Zahn­rie­mens nicht so­fort durch­ge­führt wür­de. Zwar be­haup­tet der Zeu­ge B, er ha­be die Klä­ge­rin auch dar­auf hin­ge­wie­sen, dass ein er­heb­li­cher Mo­tor­scha­den ent­ste­hen kön­ne, falls der Wech­sel nicht durch­ge­führt wür­de. Je­doch war aus dem Ge­samt­bild des Ver­hal­tens des Zeu­gen B für die Klä­ge­rin nicht ab­zu­lei­ten, dass ein Mo­tor­scha­den mög­li­cher­wei­se un­mit­tel­bar be­vor­steht. Im Zu­ge der In­spek­ti­on wur­de über den Wech­sel des Zahn­rie­mens ge­spro­chen und B bot der Klä­ge­rin an, sich nach Al­ter­na­tiv­pro­duk­ten um­zu­se­hen, oh­ne die Klä­ge­rin ex­pli­zit dar­auf hin­zu­wei­sen, dass sie vom Ge­brauch des Fahr­zeu­ges bis zum Wech­sel des Zahn­rie­mens Ab­stand neh­men soll­te. Im Nach­gang zu der In­spek­ti­on mel­de­te sich B dann nicht mehr bei der Klä­ge­rin. Die­ses Ver­hal­ten kann für die Klä­ge­rin nur den Schluss na­he­ge­legt ha­ben, dass der Wech­sel des Zahn­rie­mens zwar er­for­der­lich war, je­doch nicht der­art dring­lich ge­we­sen ist, dass die­ser so­fort hät­te er­fol­gen müs­sen, zu­mal der Zeu­ge B selbst aus­ge­sagt hat, er ha­be der Klä­ge­rin nicht er­klärt, wel­che Fol­gen ein sol­cher Mo­tor­scha­den im Ein­zel­nen hat. Auch bei der Ab­ho­lung des Pkw durch die Klä­ge­rin am Abend des 29.06.2017 ist of­fen­bar kei­ner­lei Hin­weis mehr auf die Ge­fähr­lich­keit der wei­te­ren Nut­zung des Pkw er­folgt, und die Klä­ge­rin konn­te oh­ne ein­dring­li­che War­nung sei­tens der Be­klag­ten vom Hof der Werk­statt fah­ren.

Es hät­te hier von der Be­klag­ten als lang­jäh­ri­ger Ver­trags­part­ne­rin der Klä­ge­rin er­war­tet wer­den kön­nen, die Ge­fah­ren des nicht durch­ge­führ­ten Zahn­rie­men­wech­sels der Klä­ge­rin so auf­zu­zei­gen, dass kein Zwei­fel dar­an be­ste­hen kann, dass die Klä­ge­rin sich im Kla­ren über die Ge­fähr­lich­keit der fort­ge­setz­ten Nut­zung ih­res Pkws ist. In die­sem Sin­ne kann auch er­war­tet wer­den, dass der Un­ter­neh­mer ver­sucht, Über­zeu­gungs­ar­beit da­hin ge­hend zu leis­ten, dass von ei­ner wei­te­ren Nut­zung des Pkw ab­ge­ra­ten wird. Ins­be­son­de­re auch auf­grund des Um­stands, dass B den Wech­sel des Zahn­rie­mens be­reits bei der letz­ten In­spek­ti­on ver­säumt hat­te, ob­lag ihm ei­ne ge­stei­ger­te Ob­huts­pflicht da­hin ge­hend, dass die Klä­ge­rin ver­an­lasst wird, den Pkw bis zum Wech­sel des Zahn­rie­mens nicht mehr zu nut­zen. Hier hät­te der Zeu­ge kras­ser dar­auf hin­wei­sen müs­sen, dass es „kurz vor 12“ ist, da der Wech­sel des Zahn­rie­mens schon rund 20.000 km über­fäl­lig war und ge­ra­de des­halb in Kür­ze mit ei­nem to­ta­len Mo­tor­scha­den zu rech­nen war. Letzt­lich muss der Un­ter­neh­mer in der­art kras­sen Fäl­len sich ge­ge­be­nen­falls durch ei­ne schrift­li­che Ent­haf­tungs­er­klä­rung, die er sich vom Kun­den ge­ben las­sen kann, ab­si­chern. All dies ist hier nicht ge­sche­hen.

So­weit der Be­klag­ten­ver­tre­ter im nach­ge­las­se­nen Schrift­satz ei­ne Ent­schei­dung des OLG Schles­wig vom 17.12.2010 er­wähnt, wird die­se nicht vor­ge­legt (das Ori­gi­nal des Schrift­sat­zes vom 13.06.2018 war oh­ne­hin bis zum 19.06.2018 noch nicht ein­ge­gan­gen), und es kann in­so­weit nicht über­prüft wer­den, in­wie­weit sich dar­aus an­de­re Rechts­grund­sät­ze er­ge­ben. Die Kam­mer folgt aber oh­ne­hin den be­reits er­wähn­ten Rechts­an­sich­ten des OLG Saar­brü­cken bzw. des LG Wies­ba­den.

Die all­ge­mei­nen Hin­wei­se auf die Wich­tig­keit des Zahn­rie­mens und die abs­trak­te Mög­lich­keit ei­nes Mo­tor­scha­dens er­fül­len mit­hin die­se An­for­de­run­gen nicht.

Der nicht­durch­ge­führ­te Zahn­rie­men­wech­sel war auch kau­sal für den spä­ter ein­ge­tre­te­nen Mo­tor­scha­den. Dies er­gibt sich zum ei­nen aus der Rech­nung der mit der Re­pa­ra­tur des Scha­dens be­auf­trag­ten Werk­statt, zum an­de­ren auch aus der ei­ge­nen Dia­gnos­tik der Be­klag­ten, in de­ren Werk­statt der Wa­gen mit dem Mo­tor­scha­den ge­schleppt wur­de. Das pau­scha­le Be­strei­ten der Kau­sa­li­tät mit dem all­ge­mei­nen Hin­weis auf ei­ne klei­ne Mo­torölle­cka­ge an­läss­lich der In­spek­ti­on reicht bei die­sem deut­li­chen An­zei­chens­be­weis nicht aus. Denn selbst die Be­klag­te ging von ei­nem Mo­tor­scha­den aus, so­dass der un­strei­tig von der Be­klag­ten zu­vor schon bei der 180.000-km-In­spek­ti­on ver­säum­te Aus­tausch des Zahn­rie­mens als ein­zi­ge wahr­schein­li­che Ur­sa­che in Be­tracht kommt.

An der gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­hö­he von 8.763,97 € be­steht auch kein be­grün­de­ter Zwei­fel; in­so­weit ist auf die Rech­nung ge­mäß An­la­ge K 3 zu ver­wei­sen. Der Ge­schä­dig­te ist nicht ge­hal­ten, die kos­ten­güns­tigs­te Re­pa­ra­tur­mög­lich­keit zu su­chen. Die Be­klag­te hat – ob­wohl es ihr als Fach­un­ter­neh­men mög­lich sein müss­te – nicht dar­ge­tan, dass die Re­pa­ra­tur­kos­ten un­an­ge­mes­sen über­höht sind. Der ein­zi­ge kon­kre­te Ein­wand, es sei ein Ab­zug „neu für alt“ vor­zu­neh­men, greift nicht durch, denn nach dem un­be­strit­te­nen Hin­weis der Klä­ge­rin wur­de ein Aus­tausch­mo­tor aus­ge­wählt, al­so kein neu­er Mo­tor, so­dass die­ser Kos­ten­as­pekt be­reits hin­rei­chend be­rück­sich­tigt wur­de. …

Des Wei­te­ren steht der Klä­ge­rin ein An­spruch auf Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher Kos­ten in Hö­he von 415,96 € ge­mäß §§ 280 I, 631, 241 II, 249 BGB nebst Zin­sen ab Rechts­hän­gig­keit zu. …

Hin­weis: Die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat­te zum Teil Er­folg. Das OLG Ham­burg hat ge­meint, die Be­klag­te müs­se der Klä­ge­rin die gel­tend ge­mach­ten Re­pa­ra­tur­kos­ten nicht voll­stän­dig er­set­zen, und zur Be­grün­dung im Ur­teil vom 19.12.2018 – 1 U 107/18 – aus­ge­führt:

„Im Er­geb­nis zu Recht hat das Land­ge­richt der Klä­ge­rin dem Grun­de nach ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen ei­ner Auf­klä­rungs­pflicht­ver­let­zung zu­er­kannt. Hin­sicht­lich der Hö­he des An­spruchs sind al­ler­dings Ab­zü­ge zu ma­chen.

Die von der Be­klag­ten zu ver­tre­ten­de und für den Scha­den der Klä­ge­rin kau­sal ge­wor­de­ne Auf­klä­rungs­pflicht­ver­let­zung liegt be­reits dar­in, dass die Be­klag­te die Klä­ge­rin nicht schon an­läss­lich der In­spek­ti­on bei ei­ner Lauf­leis­tung von 180.000 km auf die Er­for­der­lich­keit ei­nes Zahn­rie­men­wech­sels hin­ge­wie­sen hat. Die Pflicht­ver­let­zung räumt die Be­klag­te ein (Schrift­satz vom 10.10.2017, S. 3) wes­halb sich wei­te­re Aus­füh­run­gen in­so­weit er­üb­ri­gen

Auch an der Kau­sa­li­tät der un­ter­las­se­nen Auf­klä­rung für den ein­ge­tre­te­nen Mo­tor­scha­den kann kein Zwei­fel be­ste­hen. Dass der Mo­tor­scha­den auf den un­ter­las­se­nen Zahn­rie­men­wech­sel zu­rück­zu­füh­ren ist, hat das Land­ge­richt fest­ge­stellt und wird mit der Be­ru­fung der Be­klag­ten auch nicht an­ge­grif­fen. Ihr erst­in­stanz­li­ches Be­strei­ten hat die Be­klag­te in­so­weit in der zwei­ten In­stanz nicht wei­ter­ver­folgt, so­dass hier­auf nicht wei­ter ein­zu­ge­hen ist.

Wei­ter hat die Klä­ge­rin in ih­rer per­sön­li­chen An­hö­rung vor dem Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­ge­ben, dass sie die von der Be­klag­ten an­ge­ra­te­nen er­for­der­li­chen Ar­bei­ten stets – wenn auch teil­wei­se an­de­ren­orts und bil­li­ger – hat durch­füh­ren las­sen, wes­halb hier da­von aus­zu­ge­hen ist, dass die Klä­ge­rin be­reits im Rah­men der In­spek­ti­on bei ei­ner Lauf­leis­tung von 180.000 km oder in un­mit­tel­ba­rem zeit­li­chen Zu­sam­men­hang da­mit den Zahn­rie­men­wech­sel hät­te durch­füh­ren las­sen, wie sie es im Üb­ri­gen un­strei­tig auch nach dem tat­säch­lich dann bei der In­spek­ti­on bei ei­ner Lauf­leis­tung von 200.000 km er­teil­ten Hin­weis vor­ge­habt hat. Auf­grund der in der Recht­spre­chung an­er­kann­ten Be­weis­last­um­kehr hät­te bei die­ser Sach­la­ge die Be­klag­te nach­wei­sen müs­sen, dass die Klä­ge­rin auch nach Hin­weis auf die Not­wen­dig­keit des Zahn­rie­men­wech­sels ei­nen sol­chen Hin­weis un­be­ach­tet ge­las­sen hät­te (BGH, Urt. v. 19.02.1975 – VI­II ZR 144/73, BGHZ 64, 46 = ju­ris Rn. 14). Auch auf den Hin­weis des Ge­richts vom 05.11.2018 hat die Be­klag­te ei­nen der­ar­ti­gen Be­weis je­doch nicht an­ge­tre­ten, wes­halb auf­grund der ‚Ver­mu­tung auf­klä­rungs­rich­ti­gen Ver­hal­tens‘ (BGH, Urt. v. 08.05.2012 – XI ZR 262/10, BGHZ 193, 159 Rn. 28) da­von aus­zu­ge­hen ist, dass die Klä­ge­rin den Zahn­rie­men­wech­sel be­reits spä­tes­tens ein bis zwei Wo­chen nach der In­spek­ti­on bei ei­ner Lauf­leis­tung von 180.000 km hät­te durch­füh­ren las­sen. Dann aber wä­re es nicht zu dem Ab­sprin­gen des al­ten Zahn­rie­mens ge­kom­men, weil die­ser be­reits zu­vor aus­ge­tauscht wor­den wä­re.

Die­se Kau­sa­li­tät im Sin­ne der ‚Si­ne-qua-non-For­mel‘ ist der Be­klag­ten auch zu­re­chen­bar. Ins­be­son­de­re ist der Zu­rech­nungs­zu­sam­men­hang nicht da­durch un­ter­bro­chen, dass der Zeu­ge B die Klä­ge­rin – ver­spä­tet – auf die Not­wen­dig­keit des Zahn­rie­men­wech­sels hin­ge­wie­sen hat und die Klä­ge­rin hier­auf den Zahn­rie­men­wech­sel nicht so­fort hat durch­füh­ren las­sen. Zwar hät­te die Klä­ge­rin den Scha­den­s­ein­tritt durch ihr Ver­hal­ten noch ab­wen­den kön­nen, dies ist in­des kei­ne Fra­ge des Zu­rech­nungs­zu­sam­men­hangs, son­dern al­len­falls ei­ne Fra­ge des Mit­ver­schul­dens nach § 254 BGB, der ge­ra­de die Fäl­le der Mit­ur­säch­lich­keit ei­nes schuld­haf­ten Ver­hal­tens des Ge­schä­dig­ten bzw. der un­ter­las­se­nen Scha­dens­ab­wen­dung be­trifft.

Ein Ver­schul­den – für das die Be­klag­te be­weis­pflich­tig ist – ist der Klä­ge­rin nach dem zu­grun­de zu le­gen­den Sach­ver­halt in­des nicht vor­zu­wer­fen. Un­ter­stellt, die Ge­fahr ei­nes Zahn­rie­men­scha­dens war zum Zeit­punkt der In­spek­ti­on bei ei­ner Lauf­leis­tung von 200.000 km so na­he­lie­gend, dass ver­nünf­ti­ger­wei­se das Fahr­zeug nicht mehr hät­te be­wegt wer­den sol­len, hät­te hier­auf der Zeu­ge B aus­drück­lich und ein­deu­tig hin­wei­sen müs­sen. Ge­ra­de vor dem Hin­ter­grund, dass die Klä­ge­rin auf­grund des Ver­säum­nis­ses der Be­klag­ten mit dem ei­gent­lich be­reits aus­zu­wech­seln­den Zahn­rie­men noch 20.000 km ge­fah­ren war, oh­ne dass es zu Be­ein­träch­ti­gun­gen am Fahr­zeug ge­kom­men war, war es für den Lai­en nicht deut­lich, dass da­mit die Ge­fahr ei­nes Zahn­rie­men­scha­dens nun so na­he lag, dass auch nicht mehr ver­gleichs­wei­se we­ni­ge Ki­lo­me­ter mit dem Fahr­zeug ge­fah­ren wer­den soll­ten. Ein Laie kann nicht ein­schät­zen wel­che Si­cher­heits­mar­ge die Fahr­zeug­her­stel­ler bei dem Hin­weis auf die Er­for­der­lich­keit ei­nes Zahn­rie­men­wech­sels ein­pla­nen. Der Hin­weis des Zeu­gen B, ‚dass man das jetzt ma­chen müs­se‘ (Pro­to­koll vom 25.04.2018, S. 3) ist nicht aus­rei­chend deut­lich. Vor al­lem des­halb nicht, weil dem Zeu­gen be­kannt war, dass die Klä­ge­rin nicht be­ab­sich­tig­te, den Zahn­rie­men so­fort bei der In­spek­ti­on wech­seln zu las­sen, son­dern das Fahr­zeug zu­nächst wie­der ab­ho­len und al­so auch da­mit wei­ter fah­ren wür­de. Dem Zeu­gen war da­mit klar, dass die Klä­ge­rin ihn nicht so ver­stan­den hat­te, dass das Fahr­zeug nicht mehr be­wegt wer­den soll­te.

Nur wenn der Zeu­ge die Klä­ge­rin ein­deu­tig dar­auf hin­ge­wie­sen hät­te, dass sie das Fahr­zeug zur Ver­mei­dung er­heb­li­cher Schä­den so­fort ste­hen las­sen soll­te, wä­re der Klä­ge­rin ein schuld­haf­tes Ver­hal­ten vor­zu­wer­fen, weil sie das Fahr­zeug für et­wa ei­ne Wo­che wei­ter ge­nutzt hat. Man­gels ein­deu­ti­gen Hin­wei­ses ist der Klä­ge­rin ein Mit­ver­schul­den nach § 254 BGB nicht an­zu­las­ten.

An­ders als das Land­ge­richt meint, sind der Klä­ge­rin die we­gen des Zahn­rie­men­scha­dens ent­stan­de­nen Re­pa­ra­tur­kos­ten je­doch nicht vol­len Um­fangs zu er­stat­ten. Zu­nächst sind die Kos­ten ei­nes Zahn- und Keil­rie­men­wech­sels als So­wie­so­kos­ten ab­zu­zie­hen, weil die Klä­ge­rin bei recht­zei­ti­ger und zu­tref­fen­der Auf­klä­rung durch die Be­klag­te ei­nen sol­chen Zahn- und Keil­rie­men­wech­sel oh­ne­hin be­reits bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von ca. 180.000 hät­te durch­füh­ren las­sen und die­se Kos­ten auf­ge­wandt hät­te. Ge­mäß § 287 ZPO schätzt das Ge­richt die Kos­ten ei­ner sol­chen Maß­nah­me auf 860 €. Dem liegt zu­grun­de, dass der Zeu­ge B aus­ge­sagt hat, dass er die Kos­ten der Maß­nah­me auf die­sen Be­trag be­rech­net hat. So­weit die Klä­ge­rin ein­wen­det, sie hät­te die er­for­der­li­chen Ar­bei­ten güns­ti­ger durch­füh­ren las­sen, trägt sie we­der vor, in wel­cher Hö­he ihr ein be­reits ein­ge­hol­tes An­ge­bot ge­macht wor­den ist, noch trägt sie vor, wel­che Po­si­tio­nen der Re­pa­ra­tur­rech­nung (An­la­ge K 3) auf die­se Ar­bei­ten ent­fal­len. Dem Ge­richt ist es al­lein an­hand der ge­nann­ten An­la­ge nicht mög­lich ein­zu­schät­zen, wel­che Ma­te­ria­li­en und wie viel Ar­beits­zeit auf die oh­ne­hin er­for­der­li­chen Ar­bei­ten ent­fal­len, so­dass sich hin­rei­chend kon­kre­te An­halts­punk­te für ei­ne Re­du­zie­rung der vom Zeu­gen ge­nann­ten Sum­me nicht er­ge­ben.

Ent­ge­gen der An­sicht des Land­ge­richts ist fer­ner ein mo­dera­ter Ab­zug ‚neu für alt‘“ für den ein­ge­bau­ten Aus­tausch­mo­tor zu ma­chen. Rich­tig ist zwar, dass es sich bei dem Aus­tausch­mo­tor nicht um ein Neu­teil han­delt. Aus­tausch­mo­to­ren sind aber ge­ne­ral­über­holt, und da­her ist da­von aus­zu­ge­hen, dass der ein­ge­bau­te Aus­tausch­mo­tor ei­ne län­ge­re Le­bens­zeit und we­ni­ger Re­pa­ra­tur­be­darf ha­ben wird, als sie der Mo­tor im Fahr­zeug der Klä­ge­rin, der be­reits 200.000 km ge­lau­fen war, oh­ne das Scha­dens­er­eig­nis ge­habt hät­te. An­de­rer­seits be­deu­tet ei­ne län­ge­re Le­bens­zeit des Mo­tors nicht au­to­ma­tisch auch ei­ne län­ge­re Nutz­bar­keit des Fahr­zeugs, denn auch Schä­den an an­de­ren Tei­len kön­nen bei ei­nem viel ge­fah­re­nen Fahr­zeug wie dem der Klä­ge­rin schnell da­zu füh­ren, dass sich ei­ne Re­pa­ra­tur nicht mehr lohnt und das Fahr­zeug trotz noch in­tak­ten Mo­tors er­setzt wer­den muss.

Der Markt be­wer­tet den Um­stand, dass ein Fahr­zeug mit ei­nem Aus­tausch­mo­tor aus­ge­stat­tet ist, am­bi­va­lent. Ei­ner­seits wird der Um­stand, dass der Aus­tausch des Mo­tors er­for­der­lich ge­wor­den ist, als ne­ga­tiv be­wer­tet, weil dies als Hin­weis auf ei­nen nicht sach­ge­rech­ten Um­gang mit dem Fahr­zeug ge­deu­tet wer­den kann, an­de­rer­seits wird der Um­stand, dass ein Aus­tausch­mo­tor ge­ne­ral­über­holt ist, po­si­tiv ge­wer­tet. Ins­ge­samt sind bei der Fra­ge der Be­wer­tung ei­nes Aus­tausch­mo­tors als Wert­ver­bes­se­rung des Fahr­zeu­ges vie­le As­pek­te zu be­rück­sich­ti­gen, die auch ein Fahr­zeugsach­ver­stän­di­ger nicht al­le be­ant­wor­ten kann, weil es in­so­fern auch auf Wer­tun­gen an­kommt. Vor die­sem Hin­ter­grund und an­ge­sichts der re­la­tiv ge­rin­gen Hö­he des von der Be­klag­ten gel­tend ge­mach­ten Vor­teils­aus­gleichs von et­wa 4.380 € und dem Um­stand, dass es sich nicht um ei­ne zen­tra­le Rechts­fra­ge des Rechts­strei­tes han­delt, er­scheint dem Ge­richt die Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens und die Ver­ur­sa­chung der da­mit ver­bun­de­nen Kos­ten nicht ge­bo­ten. Das Ge­richt schätzt da­her die Wert­ver­bes­se­rung des Fahr­zeugs der Klä­ge­rin durch den Ein­bau des Aus­tausch­mo­tors un­ter Be­rück­sich­ti­gung der oben ge­nann­ten As­pek­te ge­mäß § 287 ZPO und un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Um­stands, dass der Aus­tausch­mo­tor sel­ber le­dig­lich 3.650 € ge­kos­tet hat (vgl. An­la­ge K 3) auf 1.000 €.

Als Scha­den, der der Klä­ge­rin von der Be­klag­ten zu er­stat­ten ist, er­gibt sich da­her ein Be­trag von 6.903,97 €. Nur die­ser Be­trag kann Grund­la­ge der Be­rech­nung der au­ßer­ge­richt­li­chen Kos­ten der Klä­ge­rin sein, so­dass sich auch in­so­weit ein ge­rin­ge­rer als der vom Land­ge­richt zu­ge­spro­che­ne Be­trag er­gibt. …“

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