1. Dass ein elf Jah­re al­ter Ge­braucht­wa­gen nicht – wie vom Ver­käu­fer mög­li­cher­wei­se zu­ge­sagt – erst zwei, son­dern be­reits drei Vor­be­sit­zer hat­te, be­rech­tigt den Käu­fer grund­sätz­lich nicht zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Viel­mehr liegt dar­in re­gel­mä­ßig al­len­falls ein ge­ring­fü­gi­ger Man­gel, auf den ein Rück­tritt nicht ge­stützt wer­den kann (§ 323 V 2 BGB).
  2. Ei­ne Klau­sel in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ei­nes Ge­braucht­wa­gen­ver­käu­fers, wo­nach der Käu­fer ei­nes Pkw Scha­dens­er­satz in Hö­he von pau­schal zehn Pro­zent des Kauf­prei­ses schul­det, wenn er das Fahr­zeug ver­trags­wid­rig nicht ab­nimmt, ist wirk­sam, wenn dem Käu­fer aus­drück­lich der Nach­weis ge­stat­tet wird, dass ein Scha­den über­haupt nicht ent­stan­den oder we­sent­lich nied­ri­ger als die Pau­scha­le sei (§ 309 Nr. 5 lit. b BGB).

AG Ber­gisch Glad­bach, Ur­teil vom 02.11.2017 – 62 C 42/17

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te von dem be­klag­ten Kfz-Händ­ler am 05.01.2017 ei­nen ge­brauch­ten VW Po­lo, den der Be­klag­te zu­vor auf der In­ter­net­platt­form „Au­to­Scou­t24“ zum Kauf an­ge­bo­ten hat­te. Aus­weis­lich des schrift­li­chen Kauf­ver­trags, auf des­sen Rück­sei­te die „Ge­braucht­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen“ des Be­klag­ten ab­ge­druckt sind, hat­te der Klä­ger ei­nen Kauf­preis von 6.250 € und 300 € für ei­nen „Win­ter­check“, neue Ganz­jah­res­rei­fen und ei­ne Mo­tor­wä­sche – ins­ge­samt so­mit 6.550 € – zu zah­len.

Bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags wur­de dem Klä­ger die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) vor­ge­legt. Der Klä­ger leis­te­te noch am 05.01.2017 ver­ein­ba­rungs­ge­mäß ei­ne An­zah­lung von 2.000 € an den Be­klag­ten. Zu ei­ner Über­ga­be des Fahr­zeugs kam es nicht.

Der Klä­ger be­gab sich am Mor­gen des 06.01.2017 zum Stra­ßen­ver­kehrs­amt der Stadt Duis­burg, um den Pkw an­zu­mel­den. Mit Schrei­ben vom sel­ben Tag er­klär­te er ge­gen­über dem Be­klag­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Der Be­klag­te for­der­te den Klä­ger mit Schrei­ben vom 11.01.2017 auf, den Pkw ge­gen Zah­lung des rest­li­chen Kauf­prei­ses ab­zu­ho­len, und setz­te ihm hier­für ei­ne Frist bis zum 16.01.2017. Dar­auf­hin ließ der Klä­ger den Be­klag­ten mit An­walts­schrei­ben vom 16.01.2017 zur Er­stat­tung der An­zah­lung auf­for­dern. Auf die­ses Schrei­ben und den „hier­in er­klär­ten Rück­tritt“ nahm der Be­klag­te mit Schrei­ben vom 26.01.2017 Be­zug und kün­dig­te an, er wer­de dem Klä­ger die An­zah­lung ab­züg­lich des Scha­dens­er­sat­zes in Hö­he von zehn Pro­zent des Kauf­prei­ses, der ihm – dem Be­klag­ten – nach sei­nen Ver­kaufs­be­din­gun­gen zu­ste­he, zu­rück­zah­len.

Nach­dem der Rechts­an­walt des Klä­gers den Be­klag­ten er­neut zur Zah­lung auf­ge­for­dert hat­te, zahl­te die­ser schließ­lich am 28.03.2017 ei­nen Be­trag von 1.345 € an den Klä­ger. Der Rest­be­trag von (2.000 € − 1.345€ =) 655 € ist Ge­gen­stand der vor­lie­gen­den Kla­ge.

Der Klä­ger be­haup­tet, im Ver­kaufs­ge­spräch ha­be der Be­klag­te ihm und sei­ner Ehe­frau zu­ge­si­chert, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw zwei Vor­be­sit­zer ha­be. Auch die ihm – dem Klä­ger – bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags vor­ge­leg­te Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II ha­be nur zwei Vor­be­sit­zer aus­ge­wie­sen. Erst am 06.01.2017 ha­be er be­merkt, dass das Fahr­zeug – was un­strei­tig ist – nicht zwei son­dern drei Vor­be­sit­zer ge­habt ha­be. Noch am sel­ben Tag ha­be er dem Be­klag­ten die schrift­li­che Rück­tritts­er­klä­rung über­ge­ben und ihm zu­gleich die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II wie­der aus­ge­hän­digt.

Der Klä­ger meint, der Be­klag­te ha­be ge­gen ihn kei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz. Ein Scha­den kön­ne über­haupt nicht ent­stan­den sein, weil er – der Klä­ger – noch am 06.01.2017 sei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt ha­be. Der Be­klag­te – so be­haup­tet der Klä­ger – ha­be den streit­be­fan­ge­nen Pkw letzt­lich für 6.250 € an ei­nen Drit­ten (X) ver­äu­ßert, des­sen Alt­fahr­zeug er für 750 € in Zah­lung ge­nom­men ha­be.

Die Ver­äu­ße­rung des Pkw an X ist am 03.02.2017 er­folgt. Die­ser, so be­haup­tet der Be­klag­te, ha­be für das Fahr­zeug nur 5.600 € ge­zahlt, so­dass ihm – dem Be­klag­ten – tat­säch­lich ein Scha­den von (6.550 € − 5.600 € =) 950 €, je­den­falls aber ein Scha­den von 650 € ent­stan­den sei.

Die Kla­ge hat­te le­dig­lich in Hö­he von 5 € Er­folg.

Aus den Grün­den: Zwar stand dem Klä­ger grund­sätz­lich ein An­spruch auf Rück­zah­lung der ge­leis­te­ten An­zah­lung in Hö­he von 2.000 € ge­mäß § 346 I BGB zu; die­ser ist je­doch in Hö­he von 1.345 € durch Zah­lung und in Hö­he von wei­te­ren 650 € durch Auf­rech­nung ge­mäß § 389 BGB er­lo­schen.

Die Par­tei­en ha­ben un­strei­tig am 05.01.2017 ei­nen Kauf­ver­trag über den hier streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw VW Po­lo aus dem Jahr 2006 mit ei­ner Lauf­leis­tung von 78.000 km zu ei­nem Kauf­preis von ins­ge­samt 6.550 € … ge­schlos­sen.

An die­ser Stel­le kann noch da­hin­ste­hen, ob der Rück­tritt durch den Klä­ger wirk­sam war oder nicht, denn ein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung der be­reits er­brach­ten Leis­tung nach § 346 I BGB er­gibt sich je­den­falls aus § 281 V BGB. Der Klä­ger hat spä­tes­tens mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 16.01.2017 zum Aus­druck ge­bracht, an dem Ver­trag nicht fest­hal­ten zu wol­len, und die Er­stat­tung der be­reits ge­leis­te­ten An­zah­lung ge­for­dert. Dar­über hin­aus hat der Klä­ger die ihm ge­setz­te Ab­nah­me­frist ver­strei­chen las­sen, wor­auf­hin der Be­klag­te mit Schrei­ben vom 26.01.2017 eben­falls zum Aus­druck brach­te, nicht an der Durch­füh­rung des Ver­tra­ges fest­hal­ten zu wol­len, und statt des­sen Scha­den­er­satz ver­lang­te. In dem Schrei­ben vom 26.01.2017 wird deut­lich, dass auch die Rück­zah­lung der An­zah­lung grund­sätz­lich ak­zep­tiert wur­de. Fer­ner macht der Be­klag­te mit die­sem Schrei­ben Scha­dens­er­satz statt der gan­zen Leis­tung in Hö­he von zehn Pro­zent des Ver­kaufs­prei­ses gel­tend. Wer als Gläu­bi­ger aber Scha­dens­er­satz statt der gan­zen Leis­tung ver­langt, be­rech­tigt den Schuld­ner sei­ner­seits zur Rück­for­de­rung des Ge­leis­te­ten (§ 281 V BGB). Dies wird fer­ner auch da­durch be­stä­tigt, dass der Be­klag­te das Fahr­zeug An­fang Fe­bru­ar 2017 an­der­wei­tig ver­äu­ßer­te.

Der Klä­ger kann da­her grund­sätz­lich nach § 346 I BGB i. V. mit § 281 V BGB die Rück­zah­lung der be­reits ge­leis­te­ten An­zah­lung ver­lan­gen. In Hö­he von 1.345 € hat der Be­klag­te die­sen An­spruch un­strei­tig er­füllt. So­weit der Klä­ger den Rest­be­trag von 655 € eben­falls er­stat­tet ver­langt, ist die­ser An­spruch je­doch durch Auf­rech­nung ge­mäß §§ 387 ff. BGB er­lo­schen.

Der Be­klag­te hat in­so­fern be­reits mit Schrei­ben vom 26.01.2017 die Auf­rech­nung ge­gen den Rück­zah­lungs­an­spruch er­klärt (§ 388 BGB).

Der Be­klag­te kann in­so­weit grund­sätz­lich auch Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ge­mäß den §§ 280 I, III, 281 I 1 BGB ver­lan­gen, weil der Klä­ger un­be­rech­tig­ter­wei­se sei­ne Pflicht zur Zah­lung des Kauf­prei­ses und Ab­nah­me des ge­kauf­ten Fahr­zeugs ver­wei­gert hat.

Die Pflicht­wid­rig­keit der Zah­lungs- und Ab­nah­me­ver­wei­ge­rung be­ruht dar­auf, dass der von dem Klä­ger er­klär­te Rück­tritt un­wirk­sam war. Dem Klä­ger stand ein Rück­tritts­recht i. S. der §§ 434, 437 Nr. 2 Fall 1 i. V. mit §§ 323 I, V 2, 326 V BGB nicht zu. Hier­nach kann der Käu­fer beim Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels nach Frist­set­zung – bei Ent­behr­lich­keit der Frist­set­zung auch oh­ne die­se – vom Ver­trag zu­rück­tre­ten. Vor­aus­set­zung hier­für ist je­doch, dass ein Sach­man­gel i. S. des § 434 BGB vor­liegt.

Ge­mäß § 434 I BGB ist die Sa­che dann frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. Der Klä­ger be­haup­tet in­so­weit, der Be­klag­te ha­be ihm und sei­ner Ehe­frau ge­gen­über zu­ge­si­chert, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw zwei Vor­be­sit­zer ha­be, ob­wohl er tat­säch­lich (un­strei­tig) drei Vor­be­sit­zer hat­te.

Vor­lie­gend er­scheint be­reits frag­lich, ob sich der Klä­ger tat­säch­lich auf ei­ne sol­che Zu­si­che­rung be­ru­fen kann, denn aus der – dem Ge­richt in Ko­pie vor­lie­gen­den – Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) sind oh­ne Wei­te­res drei Vor­be­sit­zer er­sicht­lich. Hier­in sind zum ei­nen der ak­tu­el­le Hal­ter (ein W) so­wie die An­zahl der Vor­hal­ter mit „2“ be­nannt. Eben­falls zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig ist, dass bei Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs bzw. bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags der Fahr­zeug­brief vor­lag. Der Klä­ger be­haup­tet in­so­fern so­gar, dass sich aus der bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags vor­ge­leg­ten Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II zwei Vor­be­sit­zer er­ge­ben hät­ten. Nicht vor­ge­tra­gen ist je­doch, dass die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II, die bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags vor­ge­legt wur­de, von der­je­ni­gen, die nun­mehr dem Ge­richt in Ko­pie vor­liegt, in­halt­lich ab­wei­chend ge­we­sen wä­re. Der Klä­ger hat in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 05.10.2017 viel­mehr Ge­le­gen­heit be­kom­men, die Ko­pie der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II in Au­gen­schein zu neh­men. Dass die­se in­halt­lich von dem am 05.01.2017 vor­ge­leg­ten Fahr­zeug­brief ab­weicht, wur­de zu kei­nem Zeit­punkt dar­ge­legt. Vor die­sem Hin­ter­grund geht das Ge­richt je­doch da­von aus, dass dem Klä­ger zum Zeit­punkt des Ver­trags­ab­schlus­ses der In­halt der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II be­kannt war. Da aus die­ser oh­ne Wei­te­res er­sicht­lich wird, dass das Fahr­zeug ins­ge­samt drei Vor­be­sit­zer hat, kann sich der Be­klag­te dar­auf, dass ihm (nur) zwei Vor­be­sit­zer zu­ge­si­chert wor­den sein sol­len, nicht be­ru­fen. Selbst wenn – was zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ist – der Be­klag­te im Rah­men des Ver­kaufs­ge­sprä­ches et­was Ab­wei­chen­des an­ge­ge­ben ha­ben soll­te, so hät­te der Klä­ger vor dem Hin­ter­grund des of­fen­sicht­lich zur Kennt­nis ge­nom­me­nen In­halts des Fahr­zeug­briefs zu­min­dest nach­fra­gen müs­sen.

Dar­über hin­aus wä­re ein Rück­tritt auf­grund ei­ner ab­wei­chen­den Vor­be­sit­zer-An­zahl vor­lie­gend auch aus­ge­schlos­sen. Bei ei­nem Pkw, der knapp elf Jah­re alt ist und ei­ne Lauf­leis­tung von 78.000 km auf­weist, ist die Dif­fe­renz zwi­schen zwei oder drei Vor­be­sit­zer zu ver­nach­läs­si­gen und in­so­weit – wenn über­haupt – le­dig­lich ein un­we­sent­li­cher Man­gel, auf den ein Rück­tritt ge­mäß § 323 V 2 BGB nicht ge­stützt wer­den kann (so auch LG Han­no­ver, Urt. v. 30.07.2010 – 16 O 355/09; LG Kiel, Urt. v. 27.02.2015 – 3 O 25/14). Der Fra­ge, ob das Fahr­zeug zwei oder drei Vor­be­sit­zer ge­habt hat­te, kommt in­so­weit kei­ne wert­bil­den­de Funk­ti­on zu. Bei dem Ver­kauf von Ge­braucht­fahr­zeu­gen kann sich mit­un­ter er­heb­lich preis­ent­schei­dend aus­wir­ken, dass ein Wa­gen aus ers­ter Hand kommt, al­so le­dig­lich ei­nen Vor­be­sit­zer hat­te. Der­ar­ti­ges kann je­doch bei dem Un­ter­schied, ob ein Wa­gen aus zwei­ter, drit­ter oder vier­ter Hand kommt, nicht mehr oh­ne Wei­te­res an­ge­nom­men wer­den. An­de­res kann le­dig­lich dann gel­ten, wenn (ent­ge­gen der ver­trag­li­chen Ab­spra­che) ei­ne un­ge­wöhn­lich ho­he An­zahl an Vor­be­sit­zern exis­tiert. Dies ist je­doch bei ei­nem elf Jah­re al­ten Pkw mit ei­ner Lauf­leis­tung von knapp 80.000 km und drei Vor­be­sit­zern nicht an­zu­neh­men.

Vor die­sem Hin­ter­grund war der Klä­ger nicht zum Rück­tritt be­rech­tigt. Auf den Zeit­punkt des Zu­gangs der Rück­tritts­er­klä­rung kommt es in­so­fern nicht an.

Der Klä­ger wä­re dem­nach ver­pflich­tet ge­we­sen, das Fahr­zeug ge­mäß § 433 II BGB den rest­li­chen Kauf­preis zu zah­len und die ge­kauf­te Sa­che ab­zu­neh­men. Die­se Pflicht hat er ver­letzt; das Ver­schul­den wird ge­mäß § 280 I 2 BGB ver­mu­tet. Der Be­klag­te hat dem Klä­ger fer­ner mit Schrei­ben vom 11.01.2017 auch er­folg­los ge­mäß § 281 I 1 BGB ei­ne Frist zur Ab­nah­me des Fahr­zeugs und Zah­lung des rest­li­chen Kauf­prei­ses ge­setzt.

Die Hö­he des Scha­dens­er­sat­zes folgt aus Ab­schnitt IV Nr. 2 der Ge­braucht­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen des Be­klag­ten, die un­strei­tig wirk­sam ein­be­zo­gen wur­den. Hier­nach ist der Käu­fer ver­pflich­tet, den Kauf­ge­gen­stand in­ner­halb von acht Ta­gen ab Zu­gang der Be­reit­stel­lungs­an­zei­ge ab­zu­neh­men. Im Fal­le der Nicht­ab­nah­me kann der Ver­käu­fer von sei­nen ge­setz­li­chen Rech­ten Ge­brauch ma­chen. Ver­langt der Ver­käu­fer Scha­dens­er­satz, so be­trägt die­ser zehn Pro­zent des Kauf­prei­ses. Der Scha­den­er­satz ist hö­her oder nied­ri­ger an­zu­set­zen, wenn der Ver­käu­fer ei­nen hö­he­ren Scha­den nach­weist oder der Käu­fer nach­weist, dass ein ge­rin­ge­rer oder über­haupt kein Scha­den ent­stan­den ist. Dem Be­klag­ten ist es da­her nicht ver­wehrt ent­spre­chend Ab­schnitt IV Nr. 2 der Ge­braucht­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen ei­nen pau­scha­lier­ten Scha­dens­er­satz­an­spruch in Hö­he von zehn Pro­zent des Kauf­prei­ses gel­tend zu ma­chen. Ei­ne der­ar­ti­ge durch All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen fest­ge­leg­te Scha­dens­pau­scha­le ist nach der Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 14.04.2010 – VI­II ZR 123/09) zu­läs­sig; sie ver­stößt ins­be­son­de­re nicht ge­gen das Klau­sel­ver­bot nach § 309 Nr. 5 lit. b BGB.

So­mit ist grund­sätz­lich von ei­nem Scha­den in Hö­he von zehn Pro­zent des Kauf­prei­ses aus­zu­ge­hen. Da­bei ist der Ge­samt­preis zu­grun­de zu le­gen und so­mit der Be­trag in Hö­he von 6.550 €.

Die pau­scha­le Scha­dens­er­satz­sum­me kann sich er­hö­hen, wenn der Ver­käu­fer ei­nen tat­säch­lich hö­he­ren Scha­den nach­weist. An­de­rer­seits ist der Scha­dens­er­satz nied­ri­ger an­zu­set­zen, wenn dem Käu­fer der Nach­weis ei­nes ge­rin­ge­ren oder so­gar gar kei­nes Scha­dens ge­lingt.

Der Be­klag­te hat den Nach­weis ei­nes hö­he­ren Scha­dens in­so­weit nicht füh­ren kön­nen. … Dem Klä­ger ist der Nach­weis ei­nes ge­rin­ge­ren Scha­dens an­de­rer­seits le­dig­lich so­weit ge­lun­gen, als der Scha­dens­be­trag um 5 € nach un­ten zu kor­ri­gie­ren ist. Grund­sätz­lich ist der Klä­ger als Käu­fer in­so­weit dar­le­gungs- und be­weis­be­las­tet hin­sicht­lich al­ler Um­stän­de, die für ei­nen tat­säch­lich ge­rin­ge­ren Scha­den spre­chen. In­so­weit ist aber auch auf den un­strei­ti­gen (so­wie strei­ti­gen) dies­be­züg­li­chen Vor­trag des Ver­käu­fers ab­zu­stel­len. Der Be­klag­te hat vor­lie­gend zur tat­säch­li­chen Scha­dens­hö­he vor­ge­tra­gen. Die­sen Vor­trag, kann das Ge­richt nicht un­be­rück­sich­tigt las­sen, auch wenn die­ser ur­sprüng­lich zur Be­grün­dung der Wi­der­kla­ge er­folgt ist. Der Rück­nah­me der Wi­der­kla­ge folgt nicht die Un­ver­wert­bar­keit des ur­sprüng­lich hier­auf ge­rich­te­ten Tat­sa­chen­vor­trags. Das Ge­richt hat bei sei­ner Ent­schei­dung al­le re­le­van­ten und er­heb­li­chen Sach­ver­halts­an­ga­ben zu be­rück­sich­ti­gen, un­ge­ach­tet des Um­stands, vor wel­chem Hin­ter­grund bzw. auf­grund wel­cher pro­zes­sua­len Si­tua­ti­on die­se er­folgt sind. Die Be­ach­tung des Vor­trags des Be­klag­ten hier­zu führt da­zu, dass je­den­falls si­cher fest­ge­stellt wer­den kann, dass der Scha­den des Be­klag­ten nicht über ei­nem Be­trag von 650 € liegt. Dies er­gibt sich wie folgt:

Der Be­klag­te in­se­rier­te das hier streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ur­sprüng­lich zu ei­nem Preis von 6.250 €. Ver­kauft wur­de das Fahr­zeug so­dann an den Klä­ger zu ei­nem Preis von 6.550 €, wo­bei sich die 300 € Dif­fe­renz aus den dem Ver­trag zu ent­neh­men­den Zu­satz­leis­tun­gen (Win­ter­check, neue Ganz­jah­res­be­rei­fung und Mo­tor­wä­sche) er­gibt. Dies ent­spricht nicht nur dem Vor­trag der Par­tei­en, son­dern ist in­so­weit auch nach­voll­zieh­bar, da an­sons­ten kaum er­klär­bar wä­re, war­um der letzt­lich ver­ein­bar­te Kauf­preis über dem ur­sprüng­li­chen An­ge­bots­preis liegt. Dass der Be­klag­te durch den Mehr­be­trag von 300 € für die ge­nann­ten Zu­satz­leis­tun­gen we­sent­li­che Ge­win­ne oder Ver­lus­te ge­macht hät­te, ist we­der vor­ge­tra­gen noch er­sicht­lich. In­so­weit kann da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Zu­satz­leis­tun­gen ins­ge­samt dem Wert von 300 € ent­spre­chen, was über­dies auch dem wech­sel­sei­ti­gen Par­tei­vor­trag ent­spricht. Der Klä­ger hat da­her (nur) das Fahr­zeug grund­sätz­lich zu ei­nem Preis von 6.250 € er­stan­den.

Der Be­klag­te hat, nach­dem die Ver­trags­ab­wick­lung mit dem Klä­ger schei­ter­te, den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw un­strei­tig an den Zeu­gen X ver­äu­ßert. Eben­falls un­strei­tig ist in­so­weit, dass der Be­klag­te dies­be­züg­lich das Fahr­zeug er­neut zu ei­nem Preis von 6.250 € in­se­rier­te. Hin­sicht­lich der ge­nau­en Um­stän­de der Zu­sam­men­set­zung des tat­säch­lich spä­ter mit dem Zeu­gen ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses lie­gen dem Ge­richt zwei Kauf­ver­trä­ge vom 03.02.2017 vor. Bei­de be­zie­hen sich auf den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw. Das von dem Klä­ger vor­ge­leg­te Ex­em­plar weist da­bei ei­nen Kauf­preis von 6.250 € aus und ent­hält fer­ner ei­ne Ver­ein­ba­rung da­hin ge­hend, dass der Be­klag­te das al­te Fahr­zeug des Zeu­gen zu ei­nem Preis von 750 € in Zah­lung nimmt. Das von dem Be­klag­ten vor­ge­leg­te Ver­trags­ex­em­plar weist ei­nen Kauf­preis von 5.600 € aus und ent­hält ei­ne Ver­ein­ba­rung da­hin ge­hend, dass der Be­klag­te das al­te Fahr­zeug des Zeu­gen zu ei­nem Preis von 100 € in Zah­lung nimmt.

So­fern der Be­klag­te tat­säch­lich zum Preis von 6.250 € an den Zeu­gen ver­kauft hat und hier­für le­dig­lich er­fül­lungs­hal­ber das al­te Fahr­zeug für 750 € in Zah­lung ge­nom­men hat und die­ses … auch ein Wert von 750 € hat, wä­re dem Klä­ger der Nach­weis ge­lun­gen, dass dem Be­klag­ten tat­säch­lich kein Scha­den ent­stan­den ist. Denn er hät­te in die­sem Fall den Pkw ge­nau zu dem Preis ver­kauft, den er auch von dem Klä­ger er­hal­ten hät­te. Dem Klä­ger ist die­se Be­weis­füh­rung je­doch nicht ge­lun­gen. Der Be­klag­te hat sich in­so­weit da­hin ge­hend ein­ge­las­sen, dass das al­te Fahr­zeug des Zeu­gen le­dig­lich noch Schrott­wert hat­te und in­so­fern ei­ne In­zah­lung­nah­me le­dig­lich in Hö­he von 100 € in Be­tracht kam und auch ver­ein­bart wur­de. Die dar­über hin­aus­ge­hen­de Dif­fe­renz zu dem ur­sprüng­lich an­ge­setz­ten Kauf­preis von 6.250 € sei in­so­fern auf ei­nen Ra­batt, den er dem Zeu­gen ge­währt ha­be, zu­rück­zu­füh­ren.

Un­ter Zu­grun­de­le­gung des Vor­trags des Be­klag­ten ist die­sem mit­hin ein Scha­den in Hö­he von 650 € ent­stan­den, denn er hät­te ur­sprüng­lich von dem Klä­ger für das Fahr­zeug ei­nen Preis von 6.250 € er­zielt und hat nun­mehr ei­nen Preis in Hö­he von 5.500 € er­zielt, zu­züg­lich dem Ei­gen­tum an dem al­te Fahr­zeug des Zeu­gen im Wert von 100 €. Für die Schil­de­rung des Be­klag­ten spricht fer­ner der vor­ge­leg­te und von dem Zeu­gen X un­ter­zeich­ne­te Ver­trag über den An­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens vom 03.02.2017, aus dem sich ein Kauf­preis von 100 € er­gibt. Fer­ner hat der Klä­ger we­der vor­ge­tra­gen noch ent­spre­chen­den Be­weis da­für an­ge­bo­ten, dass das in Zah­lung ge­nom­me­ne Fahr­zeug des Zeu­gen X tat­säch­lich ei­nen hö­he­ren Wert hat­te oder dass der Be­klag­te hier­für ei­nen hö­he­ren Preis er­zie­len konn­te. Der Klä­ger ist vor­lie­gend je­doch dar­le­gungs- und be­weis­be­las­tet da­hin ge­hend, dass der Scha­den des Be­klag­ten nied­ri­ger ist als die Pau­scha­le. Selbst wenn das Ge­richt auf­grund der vor­ge­leg­ten Kauf­ver­trä­ge mit dem Zeu­gen X ein Non-Li­quet-Be­wei­s­er­geb­nis an­neh­men wür­de, gin­ge dies zu­las­ten des Klä­gers, da die­ser in der Be­weis­pflicht ist.

Nach dem in­so­weit zu­grun­de zu le­gen­den Vor­trag des Be­klag­ten ist die­sem da­her je­den­falls ein Scha­den in Hö­he von 650 € ent­stan­den. So­weit der Klä­ger im Wei­te­ren gel­tend macht, der Be­klag­te ha­be ge­gen sei­ne Scha­dens­min­de­rungs­pflicht ver­sto­ßen, ist hier­zu nicht hin­rei­chend vor­ge­tra­gen. Der Klä­ger hät­te in­so­weit zu­min­dest dar­le­gen müs­sen, was nach sei­ner Auf­fas­sung von dem Be­klag­ten zu ver­lan­gen ge­we­sen wä­re. Fer­ner ist auch nicht vor­ge­tra­gen, dass der Zeu­ge X das hier streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug auch zu ei­nem hö­he­ren oder zu ei­nem Preis von bis zu 6.250 € er­wor­ben hät­te. Zu­tref­fend ist, dass auch nach dem Be­klag­ten­vor­trag dem Zeu­gen X ein groß­zü­gi­ger Ra­batt ein­ge­räumt wur­de. Die­ser liegt im Be­reich von rund zehn Pro­zent. Da­bei sind zu­guns­ten des Be­klag­ten je­doch Hand­lungs­spiel­räu­me durch­aus le­gi­tim. Dem Be­klag­ten kann in­so­weit auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung der grund­sätz­lich be­ste­hen­den Scha­dens­min­de­rungs­pflicht nicht auf­er­legt wer­den, das Fahr­zeug so lan­ge zu in­se­rie­ren, bis ir­gend­je­mand tat­säch­lich be­reit ist, den ur­sprüng­lich ver­ein­bar­ten Kauf­preis zu zah­len. Die­ses Ri­si­ko geht grund­sätz­lich zu­las­ten des ver­trags­brü­chig ge­wor­de­nen Käu­fers. Dies gilt je­den­falls, so­lan­ge der Kauf­ge­gen­stand im Nach­hin­ein nicht of­fen­sicht­lich „zu ei­nem Spott­preis ver­scher­belt“ wird.

Vor die­sem Hin­ter­grund ver­bleibt es da­bei, dass dem Klä­ger – be­reits nach dem Vor­trag des Be­klag­ten hier­zu – der Nach­weis ei­nes ge­rin­ge­ren Scha­dens le­dig­lich in Hö­he von 5 € ge­lun­gen ist.

Die Auf­rech­nung des Be­klag­ten mit dem Scha­dens­er­satz­an­spruch lässt die Rest­for­de­rung da­her in Hö­he von wei­te­ren 650 € er­lö­schen. Der Klä­ger kann le­dig­lich noch ei­nen Be­trag in Hö­he von 5 € von dem Be­klag­ten er­stat­tet ver­lan­gen.

Der gel­tend ge­mach­te ver­zugs­be­grün­de­te Zins­an­spruch er­gibt sich aus §§ 280 I, II, 286 I, II Nr. 3, 288 BGB. Der Be­klag­te be­fin­det sich seit dem 27.01.2017 in Ver­zug, da er mit Schrei­ben vom 26.01.2017 ei­ne wei­ter­ge­hen­de Zah­lung ernst­haf­ten und end­gül­tig ver­wei­gert hat. Ein frü­he­rer Ver­zug­s­ein­tritt ist auf­grund des un­be­rech­tig­ten Rück­tritts nicht ge­ge­ben.

Auch die vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten kann der Klä­ger nicht mit Er­folg gel­tend ma­chen. Ein ent­spre­chen­der Scha­dens­er­satz­an­spruch kommt le­dig­lich un­ter den zu­sätz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen des § 286 BGB in Be­tracht. Auf­grund des un­be­rech­tig­ten Rück­tritts­be­geh­rens be­fand sich der Be­klag­te zum Zeit­punkt des Tä­tig­wer­dens der nun­meh­ri­gen Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten des Klä­gers (16.01.2017) noch nicht in Ver­zug. …

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