Loading [MathJax]/extensions/MathMenu.js

Navigation

Probleme beim Autokauf?

Kategorien

Archiv

Header (Autohaus)

Ar­chiv: Mai 2017

Rück­tritt vom Kauf­ver­trag über ei­nen Fer­ra­ri La­Fer­ra­ri mit Ta­ges­zu­las­sung

  1. Der Käu­fer ei­nes Kraft­fahr­zeugs – hier: ei­nes Fer­ra­ri La­Fer­ra­ri – mit Ta­ges­zu­las­sung darf nach der im Kfz-Han­del üb­li­chen Be­deu­tung die­ser Be­zeich­nung ein Fahr­zeug er­war­ten, das noch nicht im Stra­ßen­ver­kehr be­nutzt wur­de und nur kurz­zei­tig – nicht län­ger als 30 Ta­ge – auf ei­nen Kfz-Händ­ler zu­ge­las­sen war.
  2. Ver­ein­ba­ren die Par­tei­en ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags i. S. des § 434 I 1 BGB, dass der Käu­fer ein Fahr­zeug er­hält, das le­dig­lich „Werks­ki­lo­me­ter“ zu­rück­ge­legt hat, so sind da­mit die Ki­lo­me­ter ge­meint, die das Fahr­zeug bei oder nach der Her­stel­lung auf dem Werks­ge­län­de oder auf ei­ner werks­ei­ge­nen Test­stre­cke im Rah­men von Pro­be­fahr­ten zu­rück­ge­legt hat. Dies kön­nen ei­ni­ge Hun­dert Ki­lo­me­ter sein, oh­ne dass da­durch die Neu­wa­gen­ei­gen­schaft des Fahr­zeugs in­fra­ge ge­stellt wird.

OLG Hamm, Ur­teil vom 18.05.2017 – 28 U 134/16

Mehr le­sen »

Un­zu­mut­bar­keit der Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gens

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug, dass die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te – hier: die Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wer­te – nur wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests auf dem Prüf­stand ein­hält, weil ei­ne Soft­ware die Test­si­tua­ti­on er­kennt und ei­nen ei­gens da­für vor­ge­se­he­nen Be­triebs­mo­dus ak­ti­viert, in dem er­heb­lich we­ni­ger Stick­oxid aus­ge­sto­ßen wird als beim Nor­mal­be­trieb des Fahr­zeugs, ist man­gel­haft. Denn zur i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB üb­li­chen Be­schaf­fen­heit ei­nes Pkw ge­hört es, dass er die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te auch beim re­gu­lä­ren Be­trieb im Stra­ßen­ver­kehr ein­hält.
  2. Bei der Be­ur­tei­lung, ob die Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers, die in der Lie­fe­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs liegt, i. S. des § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich ist und des­halb ei­nen Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag nicht recht­fer­tigt, ist nicht al­lein dar­auf ab­zu­stel­len, ob die Kos­ten der Man­gel­be­sei­ti­gung im Ver­hält­nis zum Kauf­preis ge­ring sind. Viel­mehr be­darf es ei­ner um­fas­sen­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung auf der Grund­la­ge der Um­stän­de des Ein­zel­falls, bei der auf den Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung des Käu­fers ab­zu­stel­len ist. Da­bei fal­len auch künf­ti­ge Um­stän­de ins Ge­wicht, die nicht si­cher pro­gnos­ti­ziert wer­den kön­nen, aber je­den­falls nicht fern­lie­gen.
  3. Bei der Be­ur­tei­lung, ob ei­nem Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag § 323 V 2 BGB ent­ge­gen­steht, ist des­halb et­wa zu be­rück­sich­ti­gen, dass das zur Nach­bes­se­rung der vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge er­for­der­li­che Soft­ware­up­date zu Schä­den am Mo­tor füh­ren könn­te, die erst nach län­ge­rem Be­trieb des Fahr­zeugs zu­ta­ge tre­ten. Eben­so muss in die Be­ur­tei­lung ein­flie­ßen, dass der Ver­kaufs­wert ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs trotz Nach­bes­se­rung ge­min­dert blei­ben könn­te.
  4. Ei­ne Nach­bes­se­rung durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates (§439 I Fall 1 BGB) ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gens i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar. Denn we­der kann aus­ge­schlos­sen wer­den, dass das Soft­ware­up­date zu Schä­den am Mo­tor führt, noch ist aus­zu­schlie­ßen, dass der Ver­kaufs­wert des Fahr­zeugs trotz der In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates ge­min­dert bleibt.
  5. Dar­über hin­aus ist dem Käu­fer ei­ne Nach­bes­se­rung des­halb un­zu­mut­bar, weil die – nicht Par­tei des Kauf­ver­trags ge­wor­de­ne – Volks­wa­gen AG im Zu­sam­men­hang mit dem VW-Ab­gas­skan­dal arg­lis­tig ge­han­delt hat. Denn ei­ne Nach­er­fül­lung ist dem Käu­fer i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, wenn das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en nach­hal­tig ge­stört ist. Da­für ge­nügt es, dass der Ver­trau­ens­ver­lust des Käu­fers zwar pri­mär aus ei­nem (frü­he­ren) Ver­hal­ten der Volks­wa­gen AG re­sul­tiert, er sich aber auf das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en aus­wirkt, weil der Ver­käu­fer bei der Nach­bes­se­rung ein von der Volks­wa­gen AG ent­wi­ckel­tes Soft­ware­up­date ver­wen­den muss.

LG Köln, Ur­teil vom 18.05.2017 – 2 O 422/16

Mehr le­sen »

Ga­ran­tie für die Lauf­leis­tung ei­nes Ge­braucht­wa­gens (R)

  1. Die Fra­ge, ob die An­ga­be der Lauf­leis­tung ei­nes Ge­braucht­wa­gens als Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie (§ 444 Fall 2 BGB) oder le­dig­lich als Be­schaf­fen­heits­an­ga­be (§ 434 I 1 BGB) zu wer­ten ist, ist un­ter Be­rück­sich­ti­gung der beim Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­tra­ges über ein Ge­braucht­fahr­zeug ty­pi­scher­wei­se ge­ge­be­nen In­ter­es­sen­la­ge zu be­ant­wor­ten. Da­bei ist grund­sätz­lich da­nach zu un­ter­schei­den, ob der Ver­käu­fer ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler oder ei­ne Pri­vat­per­son ist (im An­schluss an BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 22).
  2. Beim Pri­vat­ver­kauf ei­nes Ge­braucht­fahr­zeugs ist die An­ga­be der Lauf­leis­tung in der Re­gel le­dig­lich als Be­schaf­fen­heits­an­ga­be und nicht als Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie zu ver­ste­hen. Will der Käu­fer beim pri­va­ten Ge­braucht­wa­gen­kauf ei­ne Ga­ran­tie für die Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs ha­ben, muss er sich die­se re­gel­mä­ßig aus­drück­lich vom Ver­käu­fer ge­ben las­sen (im An­schluss an BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 26).
  3. Die Er­klä­rung in ei­nem for­mu­lar­mä­ßi­gen Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trag

    Der Ver­käu­fer si­chert Fol­gen­des zu (nicht Zu­tref­fen­des bit­te strei­chen)

    ☐  Das Fahr­zeug weist fol­gen­de Ge­samt­fahr­leis­tung auf: 160.000 km.“

    un­ter der Über­schrift „Zu­si­che­run­gen des Ver­käu­fers“ ist schon mit Blick dar­auf als Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie (§ 444 Fall 2 BGB) zu wer­ten, dass ei­ne Lauf­leis­tung an­ge­ge­ben wur­de. Will der Ver­käu­fer kei­ne Ga­ran­tie für die Lauf­leis­tung ge­ben, darf er an der ent­spre­chen­den Stel­le im Ver­trags­for­mu­lar nichts ein­tra­gen oder muss er den in Re­de ste­hen­den Pas­sus – wie aus­drück­lich vor­ge­se­hen – strei­chen.

OLG Ol­den­burg, Ur­teil vom 18.05.2017 – 1 U 65/16
(vor­an­ge­hend: LG Ol­den­burg, Ur­teil vom 19.10.2016 – 9 O 3005/15)

Mehr le­sen »

Kei­ne Arg­listan­fech­tung ge­gen­über gut­gläu­bi­gem Ver­trags­händ­ler – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ei­nem recht­lich selbst­stän­di­gen Ver­trags­händ­ler, der gut­gläu­big ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug ver­kauft hat, kann ein mög­li­cher­wei­se arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten des Fahr­zeug­her­stel­lers un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt zu­ge­rech­net wer­den. Denn zum ei­nen ist der Her­stel­ler im Ver­hält­nis zum Ver­trags­händ­ler Drit­ter i. S. des § 123 II 1 BGB. Zum an­de­ren hat der Ver­trags­händ­ler we­der ei­ne ei­nem Ver­tre­ter des Fahr­zeug­her­stel­lers ähn­li­che Stel­lung, noch ist er des­sen „Ver­hand­lungs­be­voll­mäch­tig­ter“, so­dass auch ei­ne Wis­sens­zu­rech­nung in ana­lo­ger An­wen­dung von § 166 BGB aus­schei­det.
  2. Von ei­nem durch­schnitt­li­chen Fahr­zeug­käu­fer kann je­den­falls dann er­war­tet wer­den, dass er zwi­schen dem Her­stel­ler des Fahr­zeugs und ei­nem recht­lich selbst­stän­di­gen – hier: in der Form ei­ner GmbH be­trie­be­nen – Ver­trags­händ­ler un­ter­schei­den kann, wenn Letz­te­rer nicht den Ein­druck er­weckt, er sei ei­ne Werks­nie­der­las­sung oder ein Toch­ter­un­ter­neh­men des Her­stel­lers.

OLG Hamm, Be­schluss vom 18.05.2017 – 2 U 39/17
(vor­an­ge­hend: LG Dort­mund, Ur­teil vom 23.01.2017 – 25 O 30/16)

Mehr le­sen »

Krat­zer auf dem Dis­play ei­nes fest ein­ge­bau­ten Na­vi­ga­ti­ons­ge­räts als Sach­man­gel

  1. Ein deut­lich stö­ren­der Krat­zer auf dem Dis­play ei­nes fest ein­ge­bau­ten Na­vi­ga­ti­ons­ge­räts ist bei ei­nem drei Jah­re al­ten Ge­braucht­wa­gen, der ei­ne Lauf­leis­tung von we­ni­ger als 50.000 km auf­weist, ins­be­son­de­re dann ein Man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB und nicht le­dig­lich ei­ne vom Käu­fer hin­zu­neh­men­de Ge­brauchs­spur, wenn das Dis­play kein Touch­screen ist.
  2. Der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens muss dem Käu­fer je­den­falls dann nicht durch Vor­la­ge der Fahr­zeug­his­to­rie oder von EDV-Un­ter­la­gen Aus­kunft über den Re­pa­ra­tur­zu­stand des Fahr­zeugs ge­ben, wenn der Käu­fer sich über den Re­pa­ra­tur­zu­stand oh­ne Wei­te­res beim Vor­be­sit­zer des Fahr­zeugs in­for­mie­ren kann.

AG Han­no­ver, Ur­teil vom 17.05.2017 – 502 C 10372/16

Mehr le­sen »

Gut­gläu­bi­ger Er­werb ei­nes un­ter­schla­ge­nen Wohn­mo­bils trotz Feh­len des Zweit­schlüs­sels

  1. Der Klä­ger hat ein recht­li­ches In­ter­es­se i. S. des § 256 I ZPO an der als­bal­di­gen Fest­stel­lung, dass er Ei­gen­tü­mer ei­nes als Be­weis­mit­tel si­cher­ge­stell­ten Fahr­zeugs sei, wenn er (hier: vom Er­mitt­lungs­rich­ter beim Amts­ge­richt) un­ter Frist­set­zung auf­ge­for­dert wur­de, sein Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug oder sei­nen An­spruch auf des­sen Her­aus­ga­be durch Vor­la­ge ei­nes zi­vil­recht­li­chen Ti­tels nach­zu­wei­sen.
  2. Dass der Ver­äu­ße­rer ei­nes Ge­braucht­wa­gens dem Er­wer­ber nicht auch den (an­geb­lich ver­leg­ten) zwei­ten Fahr­zeug­schlüs­sel über­gibt, son­dern sich le­dig­lich ver­pflich­tet, die­sen Schlüs­sel nach­zu­rei­chen, steht ei­ner Über­ga­be i. S. des § 929 Satz 1 BGB nicht ent­ge­gen, wenn ein wei­te­rer Zu­griff des Ver­äu­ße­rers auf das Fahr­zeug er­kenn­bar nicht ge­wollt und über­dies fak­tisch aus­ge­schlos­sen ist.
  3. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für Tat­sa­chen, aus de­nen sich er­gibt, dass der Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs nicht in gu­tem Glau­ben an das Ei­gen­tum des Ver­äu­ße­rers war, hat der­je­ni­ge, der ei­nen Ei­gen­tums­er­werb kraft gu­ten Glau­bens be­strei­tet.
  4. Lässt sich der Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens vom Ver­äu­ße­rer nicht we­nigs­tens den die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) vor­le­gen, um sich da­von zu über­zeu­gen, dass der Ver­äu­ße­rer ver­fü­gungs­be­fugt ist, so ist schon des­halb ein gut­gläu­bi­ger Er­werb re­gel­mä­ßig aus­ge­schlos­sen. Der Er­wer­ber kann aber auch dann bös­gläu­big sein, wenn der Ver­äu­ße­rer im Be­sitz des Fahr­zeugs und der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II ist, näm­lich wenn be­son­de­re Um­stän­de sei­nen Ver­dacht er­re­gen müs­sen und er sie un­be­ach­tet lässt. Ei­ne all­ge­mei­ne Nach­for­schungs­pflicht trifft den Er­wer­ber je­doch nicht.
  5. Recht­schreib- und For­ma­tie­rungs­feh­ler in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (hier: „Stra­sen­vekeh­samt“ statt „Stra­ßen­ver­kehrs­amt“; „Jü­li­cher­str.12“ statt „Jü­li­cher Str. 12“; feh­len­des Leer­zei­chen zwi­schen Post­leit­zahl und Ort), die nicht oh­ne Wei­te­res auf­fal­len und den Ver­dacht ei­ner Fäl­schung na­he­le­gen, ste­hen ei­nem gut­gläu­bi­gen Er­werb nicht ent­ge­gen. Denn Schreib­feh­ler, Aus­las­sun­gen etc. sind auch in amt­li­chen Do­ku­men­ten nicht un­üb­lich und kön­nen selbst in weit­ge­hend au­to­ma­ti­sier­ten Ver­fah­ren zur Aus­stel­lung von be­hörd­li­chen Be­schei­ni­gun­gen o. Ä. auf­tre­ten.
  6. Dass der Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens durch ei­ne ein­fa­che In­ter­net­re­cher­che hät­te her­aus­fin­den kön­nen, dass die in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II als Hal­ter­adres­se an­ge­ge­be­ne Stra­ße in der an­ge­ge­be­nen Stadt nicht exis­tiert, steht ei­nem gut­gläu­bi­gen Er­werb nicht ent­ge­gen. Der­ar­ti­ge Nach­for­schun­gen muss der Er­wer­ber näm­lich selbst dann nicht an­stel­len, wenn der Stra­ßen­na­me („Kil­ler­stra­ße“) eher un­ge­wöhn­lich ist.
  7. Dass der Ver­äu­ße­rer ei­nes Ge­braucht­wa­gens den (an­geb­lich ver­leg­ten) Zweit­schlüs­sel nicht vor­le­gen kann, muss den Er­wer­ber nicht miss­trau­isch ma­chen, wenn der Ver­äu­ße­rer das Vor­han­den­sein des Zweit­schlüs­sels nicht ge­ne­rell ver­neint, son­dern im Ge­gen­teil zu­sagt, den Schlüs­sel kurz­fris­tig nach­zu­rei­chen, und die­se Zu­sa­ge so­gar in den schrift­li­chen Kauf­ver­trag auf­ge­nom­men wird.

OLG Saar­brü­cken, Ur­teil vom 17.05.2017 – 2 U 72/16

Mehr le­sen »

Se­ri­en­feh­ler als Sach­man­gel ei­nes Ge­braucht­wa­gens – her­stel­ler­über­grei­fen­der Ver­gleich

Bei der Be­ur­tei­lung, ob ein Ge­braucht­wa­gen ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB auf­weist, weil er kei­ne „bei Sa­chen der glei­chen Art“ üb­li­che und vom Käu­fer „nach der Art der Sa­che“ zu er­war­ten­de Be­schaf­fen­heit auf­weist, ist ge­ge­be­nen­falls ein am Stand der Tech­nik ori­en­tier­ter her­stel­ler­über­grei­fen­der Ver­gleich mit al­len Fahr­zeu­gen an­zu­stel­len, die ei­ne nach Bau­art und Typ ver­gleich­ba­re tech­ni­schen Aus­stat­tung ha­ben. Für ei­ne her­stel­ler- oder gar fahr­zeug­typ­spe­zi­fi­sche Ein­gren­zung des Ver­gleichs­maß­sta­bes be­steht kein An­lass.

BGH, Be­schluss vom 16.05.2017 – VI­II ZR 102/16

Mehr le­sen »

Rück­tritt von ei­nem Ge­braucht­wa­gen-Kauf­ver­trag we­gen feh­len­der Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs

  1. Heißt es in ei­nem Kauf­ver­trag über ei­nen Ge­braucht­wa­gen un­ein­ge­schränkt, das Fahr­zeug sei un­fall­frei, liegt ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts vor, dass das Fahr­zeug kei­nen Un­fall er­lit­ten hat, bei dem es zu mehr als blo­ßen Ba­ga­tell­schä­den ge­kom­men ist.
  2. Neh­men die Ver­trags­par­tei­en in den Kauf­ver­trag über ei­nen Ge­braucht­wa­gen auf, dass das Fahr­zeug kei­ne Nachla­ckie­run­gen auf­wei­se, tref­fen sie da­mit ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) und schul­det der Ver­käu­fer die Lie­fe­rung ei­nes Fahr­zeugs, das noch die Ori­gi­nal­la­ckie­rung auf­weist.
  3. Ein pau­scha­ler Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss gilt re­gel­mä­ßig nicht für ei­nen Man­gel, der dar­in be­steht, dass der Kauf­sa­che ei­ne ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit fehlt (im An­schluss an BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 Rn. 28 ff.; Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 117/12, NJW 2013, 1733 Rn. 15).
  4. Gro­be Fahr­läs­sig­keit i. S. des § 442 I 2 BGB setzt ei­nen ob­jek­tiv schwer­wie­gen­den und sub­jek­tiv nicht ent­schuld­ba­ren Ver­stoß des Käu­fers ge­gen die An­for­de­run­gen der im Ver­kehr er­for­der­li­chen Sorg­falt vor­aus. Dar­an fehlt es man­gels ei­ner ent­spre­chen­den Ob­lie­gen­heit grund­sätz­lich, wenn der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens das Fahr­zeug nicht gründ­lich auf (Un­fall-)Schä­den und Män­gel un­ter­sucht. Denn der Käu­fer darf sich im Re­gel­fall selbst dann, wenn er ge­werb­lich mit Kraft­fahr­zeu­gen han­delt, auf die An­ga­ben des Ver­käu­fers (z. B. zur Un­fall­frei­heit) ver­las­sen und sich auf ei­ne Sicht­prü­fung be­schrän­ken. Hat er da­nach oder auf­grund sons­ti­ger Er­kennt­nis­se kon­kre­te An­halts­punk­te da­für, dass die An­ga­ben des Ver­käu­fers un­zu­tref­fend sind, kann es al­ler­dings grob fahr­läs­sig sein, wenn der Käu­fer das Fahr­zeug nicht ge­nau­er un­ter­sucht.

OLG Hamm, Ur­teil vom 16.05.2017 – 28 U 101/16

Mehr le­sen »

Scha­dens­er­satz­an­spruch ei­nes Neu­wa­gen­käu­fers ge­gen die Volks­wa­gen AG – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens kann ge­gen die – am Kauf­ver­trag nicht be­tei­lig­te – Fahr­zeug­her­stel­le­rin, die Volks­wa­gen AG, ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz we­gen sit­ten­wid­ri­ger vor­sätz­li­cher Schä­di­gung ha­ben (§ 826 BGB i. V. mit § 31 BGB). Die­ser An­spruch knüpft dar­an an, dass die Volks­wa­gen AG Fahr­zeu­ge in den Ver­kehr ge­bracht hat, in de­nen ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10, 5 II 1 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 zum Ein­satz kommt, zu­gleich aber still­schwei­gend er­klärt hat, die­se Fahr­zeu­ge ent­sprä­chen den für sie gel­ten­den Vor­schrif­ten. Schon die­se be­wuss­te Täu­schung recht­fer­tigt den Vor­wurf der Sit­ten­wid­rig­keit.
  2. Die Haf­tung der Volks­wa­gen AG aus § 826 BGB i. V. mit § 31 BGB setzt zwar vor­aus, dass ei­ner ih­rer ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­nen Ver­tre­ter i. S. des § 31 BGB den ob­jek­ti­ven und sub­jek­ti­ven Tat­be­stand des § 826 BGB ver­wirk­licht hat. Da­von kann in­des aus­zu­ge­hen sein, wenn die Volks­wa­gen AG ih­rer se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last nicht ge­nügt und ins­be­son­de­re nicht dar­legt, wie es oh­ne Wis­sen und Wol­len ih­res Vor­stands da­zu kom­men konn­te, dass in Mil­lio­nen von Fahr­zeu­gen ei­ne Soft­ware in­stal­liert wur­de, die den Schad­stoff­aus­stoß (nur) wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests re­du­ziert.
  3. Die Volks­wa­gen AG darf sich da­zu, ob Vor­stands­mit­glie­der Kennt­nis vom Ein­satz der Soft­ware hat­ten und die­sen ge­bil­ligt ha­ben, nicht un­ter Hin­weis dar­auf i. S. des § 138 IV ZPO mit Nicht­wis­sen er­klä­ren, dass ih­re in­ter­nen Er­mitt­lun­gen noch nicht ab­ge­schlos­sen sei­en. An­dern­falls könn­te sie der­zeit ei­ner Haf­tung aus § 826 BGB i. V. mit § 31 BGB ent­ge­hen, ob­wohl sie nach ih­rem ei­ge­nen Vor­trag im Rah­men ih­rer Er­mitt­lun­gen zu dem Er­geb­nis ge­lan­gen könn­te, dass die Soft­ware mit Wis­sen und Wol­len von Vor­stands­mit­glie­dern ein­ge­setzt wur­de.

LG Of­fen­burg, Ur­teil vom 12.05.2017 – 6 O 119/16

Mehr le­sen »

Rück­tritt vom Kauf­ver­trag über ei­nen fa­brik­neu­en Au­di A5 – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen – hier: ein Au­di A5 –, des­sen Stick­oxid­emis­sio­nen soft­ware­ge­steu­ert (nur) re­du­ziert wer­den, so­bald das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert, ist man­gel­haft. Denn der durch­schnitt­li­che Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens kann i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB er­war­ten, dass sein Fahr­zeug die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te nicht nur auf dem Prüf­stand und dort nicht nur des­halb ein­hält, weil ei­ne Soft­ware die Test­si­tua­ti­on er­kennt und so­dann den Schad­stoff­aus­stoß op­ti­miert.
  2. Ei­ne Nach­er­fül­lung ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens je­den­falls dann i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, wenn Ver­käu­fer des Fahr­zeugs des­sen Her­stel­ler selbst ist. Denn der Fahr­zeug­her­stel­ler hat sei­ne Kun­den sys­te­ma­tisch ge­täuscht, in­dem er in ei­ner Viel­zahl von Fahr­zeu­gen ei­ne den Schad­stoff­aus­stoß ma­ni­pu­lie­ren­de Soft­ware in­stal­liert hat. Mit Blick dar­auf hat der Käu­fer ei­nes sol­chen – man­gel­haf­ten – Fahr­zeugs ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se dar­an, von ei­ner wei­te­ren Zu­sam­men­ar­beit mit dem Ver­käu­fer/Fahr­zeug­her­stel­ler Ab­stand zu neh­men.
  3. Die Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers, die in der Lie­fe­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Neu­wa­gens liegt, ist je­den­falls dann nicht un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB, wenn der Ver­käu­fer zu­gleich der Her­stel­ler des Fahr­zeugs ist. Denn ei­ne den Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag aus­schlie­ßen­de un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung ist in der Re­gel zu ver­nei­nen, wenn der Ver­käu­fer den Käu­fer über die Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che arg­lis­tig ge­täuscht hat. Hin­zu kommt, dass die Fra­ge, ob die Schad­stoff­emis­sio­nen ei­nes Kraft­fahr­zeugs un­ter­halb der ein­schlä­gi­gen Grenz­wer­te blei­ben, nach der all­ge­mei­nen Ver­kehrs­auf­fas­sung ei­ne er­heb­li­che Be­deu­tung hat.
  4. Kos­ten, die ei­nem Kfz-Käu­fer für die Tie­fer­le­gung des Fahr­zeugs ent­stan­den sind, sind eben­so wie Fi­nan­zie­rungs­kos­ten Auf­wen­dun­gen i. S. des § 284 BGB, die der Käu­fer un­ter den dort ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen vom Ver­käu­fer er­setzt ver­lan­gen kann.

LG Bay­reuth, Ur­teil vom 12.05.2017 – 23 O 348/16

Mehr le­sen »