1. An­ga­ben, die ein pri­va­ter Kfz-Ver­käu­fer in ei­nem In­ter­net­in­se­rat zur Aus­stat­tung ei­nes zum Ver­kauf ste­hen­den Fahr­zeugs macht, füh­ren zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB, wenn sich der Ver­käu­fer da­von vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags nicht dis­tan­ziert.
  2. Ein vor der Män­gel­be­sei­ti­gung gel­tend ge­mach­ter An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung we­gen ei­nes Man­gels der Kauf­sa­che (§ 437 Nr. 3, §§ 280 I, III, 281 I BGB) um­fasst nicht die auf die vor­aus­sicht­li­chen Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten ent­fal­len­de Um­satz­steu­er.

AG Stau­fen, Ur­teil vom 09.09.2016 – 2 C 490/14

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt die Be­klag­te auf Scha­dens­er­satz in An­spruch, nach­dem er von ihr ei­nen Ge­braucht­wa­gen er­wor­ben hat.

Die Be­klag­te ver­kauf­te dem Klä­ger am 11.11.2013 ei­nen ge­brauch­ten Au­di A6 Avant zum Preis von 5.700 €. Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag heißt es un­ter an­de­rem:

„Durch die Kauf­preis­min­de­rung sind al­le evtl. Män­gel am Fahr­zeug ab­ge­gol­ten. Der Käu­fer hat das Fahr­zeug ein­ge­hend be­sich­tigt und Pro­be ge­fah­ren. Es wird ver­kauft wie be­se­hen un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Ge­währ­leis­tung.“

Das Fahr­zeug hat­te die Be­klag­te zu­vor im In­ter­net zum Kauf an­ge­bo­ten. In den ent­spre­chen­den In­se­ra­ten ist un­ter „Aus­stat­tung“ je­weils un­ter an­de­rem „Par­ti­kel­fil­ter“ ver­merkt. Tat­säch­lich ist der Au­di A6 Avant, dem ei­ne gel­be Um­welt­pla­ket­te zu­ge­teilt wur­de, nicht mit ei­nem Die­sel­par­ti­kel­fil­ter aus­ge­stat­tet.

Der Klä­ger for­der­te die Be­klag­te des­halb mit Schrei­ben vom 04.12.2013 auf, das Fahr­zeug mit ei­nem ge­eig­ne­ten Die­sel­par­ti­kel­fil­ter ein­schließ­lich des er­for­der­li­chen Ka­ta­ly­sa­tors zu ver­se­hen. Dem kam die Be­klag­te nicht nach.

Der Klä­ger be­haup­tet, die Kos­ten für An­schaf­fung und Ein­bau ei­nes Die­spar­ti­kel­fil­ters be­lie­fen sich auf 2.673,49 € brut­to. Die auf Zah­lung die­ses Be­trags ge­rich­te­te Kla­ge hat­te teil­wei­se Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Dem Klä­ger steht ge­gen die Be­klag­te ein An­spruch auf Zah­lung von Scha­dens­er­satz in Hö­he von 1.349 € aus § 437 Nr. 3, §§ 280 I, III, 281 I BGB zu. Ein dar­über hin­aus­ge­hen­der Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers be­steht nicht. So­weit der Klä­ger al­so be­an­tragt hat, die Be­klag­te zur Zah­lung von 2.673,49 € zu ver­ur­tei­len, war die Leis­tungs­kla­ge im Üb­ri­gen ab­zu­wei­sen.

1. Die Par­tei­en ha­ben am 11.11.2013 ei­nen schrift­li­chen Kauf­ver­trag über ei­nen ge­brauch­ten Pkw Au­di A6 Avant ge­schlos­sen. Die­ser Kauf­ver­trag ist nach ei­ner Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs durch den Klä­ger bei der Be­klag­ten ge­schlos­sen wor­den, nach­dem der Klä­ger sich un­ter der in der In­ter­netan­non­ce an­ge­ge­be­nen Te­le­fon­num­mer un­ter Be­zug­nah­me auf die­ses An­ge­bot an die Be­klag­te ge­wandt und man sich auf ei­nen Kauf­preis von 5.700 € ge­ei­nigt hat­te.

2. Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug weist ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 1 BGB auf, da es nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit in Form ei­nes ein­ge­bau­ten Par­ti­kel­fil­ters hat. Die Par­tei­en ha­ben die ge­nann­te Be­schaf­fen­heit ver­ein­bart. Der Le­bens­ge­fähr­te der Be­klag­ten, wel­cher das In­se­rat für die­se in das In­ter­net stell­te, gab auf der Ver­kaufs­platt­form „mobile.​de“ un­ter der Über­schrift „Aus­stat­tung“ an, dass das Fahr­zeug über ei­nen Par­ti­kel­fil­ter ver­fü­ge.

Der An­nah­me ei­ner ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit „vor­han­de­ner Par­ti­kel­fil­ter“ steht nicht ent­ge­gen, dass die Par­tei­en die­ses Aus­stat­tungs­merk­mal nicht in den schrift­li­chen Kauf­ver­trag auf­ge­nom­men ha­ben. Ge­mäß § 434 I 1 BGB liegt ein Sach­man­gel der Kauf­sa­che vor, wenn die­ser ei­ne ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit fehlt. Da­zu ist es nicht er­for­der­lich, dass be­stimm­te Be­schaf­fen­heits­an­for­de­run­gen aus­drück­lich fest­ge­legt wer­den. Ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung kann sich viel­mehr auch aus den Um­stän­den des Ver­trags­schlus­ses, wie et­wa den bei die­ser Ge­le­gen­heit ab­ge­ge­be­nen An­ge­bots­be­schrei­bun­gen, er­ge­ben. Der Ge­setz­ge­ber ist da­von aus­ge­gan­gen, dass in Fäl­len, in de­nen der Ver­käu­fer bei Ver­trags­schluss die Ei­gen­schaf­ten der ver­kauf­ten Sa­che in ei­ner be­stimm­ten Wei­se be­schreibt und der Käu­fer vor die­sem Hin­ter­grund sei­ne Kauf­ent­schei­dung trifft, die Er­klä­run­gen des Ver­käu­fers oh­ne Wei­te­res zum In­halt des Ver­tra­ges und da­mit zum In­halt ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung wer­den (BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, MMR 2013, 294 Rn. 16). So liegt es bei der er­for­der­li­chen Be­rück­sich­ti­gung der Ge­samt­um­stän­de des Fal­les auch hier.

Durch die der Be­klag­ten zu­zu­rech­nen­de An­ge­bots­be­schrei­bung und durch die Er­klä­rung des Klä­gers hin­sicht­lich des An­kaufs des Pkw kam ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zu­stan­de. Ob durch ei­ne An­ge­bots­be­schrei­bung ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts, dass das an­ge­bo­te­ne Fahr­zeug ei­nen Par­ti­kel­fil­ter hat, er­folg­te, ist durch um­fas­sen­de Wür­di­gung der ab­ge­ge­be­nen Wil­lens­er­klä­run­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des vor­lie­gen­den Fal­les zu er­mit­teln. Die Be­klag­te hat in dem ihr zu­zu­rech­nen­den In­ter­net­in­se­rat un­ter „Aus­tat­tung“ an­ge­ge­ben, dass das Fahr­zeug ei­nen Par­ti­kel­fil­ter hat. Dies stellt aus der maß­geb­li­chen Käu­fer­sicht die An­ga­be ei­nes für den Käu­fer ent­schei­den­den Aus­stat­tungs­merk­mals des Fahr­zeugs dar, so­fern kein deut­li­cher ge­gen­tei­li­ger Hin­weis ge­ge­ben ist. Ei­nen ge­gen­tei­li­gen Hin­weis oder klä­ren­den Zu­satz (z. B. „laut An­ga­ben des Vor­be­sit­zers“) hat die Be­klag­te in ihr In­se­rat nicht auf­ge­nom­men bzw. nicht auf­neh­men las­sen, wes­halb für den Klä­ger nicht deut­lich wur­de, dass es sich bei der An­ga­be nicht um ei­ge­nes Wis­sen der Be­klag­ten han­delt. Die Er­klä­rung der Ver­käu­fe­rin las­sen folg­lich auf ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, nicht auf ei­ne blo­ße Wis­sens­er­klä­rung schlie­ßen.

Die Be­klag­te kann sich auch nicht dar­auf be­ru­fen, dass ihr Le­bens­ge­fähr­te beim An­fer­ti­gen der In­ter­net­an­zei­ge ei­nen Feh­ler ge­macht ha­be und ihr dies nicht zu­zu­rech­nen sei. Der Le­bens­ge­fähr­te der Klä­ge­rin hat­te, in­dem er das In­se­rat für sie fer­tig­te, ei­ne Stel­lung, die der ei­nes Ver­rich­tungs­ge­hil­fen ent­spricht. Ei­ne Er­klä­rung mit Nicht­wis­sen ist hin­sicht­lich von Hand­lun­gen, die Ver­rich­tungs- oder Er­fül­lungs­ge­hil­fen vor­ge­nom­men ha­ben, je­doch nicht zu­läs­sig. Je­den­falls be­steht in­so­weit ei­ne Er­kun­dungs­pflicht, die die Be­klag­te auch oh­ne Wei­te­res hät­te wahr­neh­men kön­nen.

Der Be­klag­ten ist auch nicht der Nach­weis der Tat­sa­che ge­lun­gen, dass sie sich bei der Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs durch den Klä­ger von der An­ga­be im In­se­rat dis­tan­ziert hat. Wäh­rend die Be­klag­te zu­nächst schrift­sätz­lich und dann auch im Rah­men der öf­fent­li­chen Sit­zung des AG Stau­fen im Breis­gau vom 22.04.2015 über ih­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vor­tra­gen ließ, es sei beim Be­sich­ti­gungs­ter­min auch über den Par­ti­kel­fil­ter ge­spro­chen wor­den, wo­bei sie mit­ge­teilt ha­be, dass der Fil­ter nicht Be­stand­teil des Fahr­zeugs ist, sag­te die Be­klag­te im Rah­men ih­rer in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung in der öf­fent­li­chen Sit­zung am 03.09.2015 aus, dass über den Par­ti­kel­fil­ter nicht ge­spro­chen wor­den sei. Auch der von ihr hier­zu be­nann­te Zeu­ge N konn­te nicht be­stä­ti­gen, dass der Par­ti­kel­fil­ter im Ge­spräch war. Die­ser hat le­dig­lich aus­ge­sagt, es sei über die gel­be Pla­ket­te ge­spro­chen wor­den.

3. Die Be­klag­te kann sich nicht auf den ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss be­ru­fen. Der von den Par­tei­en ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus er­streckt sich nicht auf die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit „vor­han­de­ner Par­ti­kel­fil­ter“.

Die Fra­ge, ob ein ver­ein­bar­ter Haf­tungs­aus­schluss in un­ein­ge­schränk­tem Sin­ne auf­zu­fas­sen ist, ist nicht nur nach dem Wort­laut der Aus­schluss­be­stim­mung, son­dern nach dem ge­sam­ten Ver­trag zu be­ur­tei­len. Wie er­wähnt ha­ben die Par­tei­en in ih­rem Kauf­ver­trag nicht nur die Ge­währ­leis­tung aus­ge­schlos­sen, son­dern zu­gleich ei­ne be­stimm­te Soll-Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs, näm­lich das Vor­han­den­sein ei­nes Par­ti­kel­fil­ters, ver­ein­bart. Bei­de Re­ge­lun­gen ste­hen, zu­min­dest aus der Sicht des Käu­fers, gleich­ran­gig ne­ben­ein­an­der und kön­nen des­halb nicht in dem Sin­ne ver­stan­den wer­den, dass der um­fas­sen­de Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss die Un­ver­bind­lich­keit der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zur Fol­ge ha­ben soll. Denn bei ei­nem sol­chen Ver­ständ­nis wä­re Letz­te­re für den Käu­fer – au­ßer im Fal­le der Arg­list des Ver­käu­fers (§ 444 Fall 1 BGB) – oh­ne Sinn und Wert. Ei­ne nach bei­den Sei­ten in­ter­es­sen­ge­rech­te Aus­le­gung der Kom­bi­na­ti­on von Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung und Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss kann des­halb nur da­hin vor­ge­nom­men wer­den, dass der Haf­tungs­aus­schluss nicht für das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 1 BGB), son­dern nur für sol­che Män­gel gel­ten soll, die dar­in be­ste­hen, dass die Sa­che sich nicht für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB) bzw. sich nicht für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und kei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB; vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, DNotZ 2007, 524 Rn. 30 f.). Es kommt nicht ent­schei­dend dar­auf an, dass die Be­schaf­fen­heit „Par­ti­kel­fil­ter“ nicht in den Ver­trags­text auf­ge­nom­men wur­de, son­dern sich aus den Um­stän­den er­gab.

4. Die Rech­te des Klä­gers sind nicht nach § 442 I 1 BGB aus­ge­schlos­sen. Da­nach sind die Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels aus­ge­schlos­sen, wenn er bei Ver­trags­schluss den Man­gel kennt.

a) Zwar war un­strei­tig of­fen­sicht­lich am Fahr­zeug die gel­be Pla­ket­te an­ge­bracht. Dass dar­aus folgt, dass das Fahr­zeug nicht mit ei­nem Par­ti­kel­fil­ter aus­ge­stat­tet ist und der Klä­ger da­von Kennt­nis hat­te, steht nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest. Es ist we­der un­strei­tig noch ei­ner Be­weis­auf­nah­me durch Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens zu­gäng­lich, ob der Klä­ger, auf des­sen Kennt­nis es an­kommt, wuss­te, dass – wo­bei die­se Fra­ge da­hin­ste­hen kann – ei­nem Fahr­zeug, wel­ches mit ei­nem Ruß­par­ti­kel­fil­ter aus­ge­stat­tet ist, zwangs­läu­fig die grü­ne Pla­ket­te zu­ge­ord­net wird.

b) Auch im Üb­ri­gen konn­te nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest­ge­stellt wer­den, dass dem Klä­ger be­kannt war, dass das Fahr­zeug der Be­klag­ten nicht mit ei­nem Die­sel­par­ti­kel­fil­ter aus­ge­stat­tet ist. In­so­weit ist der nach all­ge­mei­nen Be­weis­last­re­geln be­weis­be­las­te­ten Be­klag­ten nicht der Nach­weis der Kennt­nis des Klä­gers ge­lun­gen.

Zwar hat der Zeu­ge L aus­ge­sagt, vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags ein Te­le­fon­ge­spräch zwi­schen den Par­tei­en mit­ge­hört zu ha­ben, in wel­chem über den Die­sel­par­ti­kel­fil­ter ge­spro­chen wor­den sei. Der Klä­ger ha­be ge­sagt, dass er ein an­de­res Au­to in T. be­sich­tigt ha­be, wel­ches „auch kei­nen Die­sel­par­ti­kel­fil­ter“ ha­be.

Zum ei­nen ist zwi­schen den Par­tei­en schon strei­tig, wie die Aus­sa­ge des Klä­gers zu ver­ste­hen ist. Wäh­rend sich der Klä­ger dar­auf be­ruft, sei­ne Kauf­ent­schei­dung zu­guns­ten des Fahr­zeugs der Be­klag­ten mit den Wor­ten be­grün­det zu ha­ben, dass er sich für das Fahr­zeug der Be­klag­ten ent­schei­de, weil das Fahr­zeug in T. das gro­ße Na­vi nicht drin ha­be und auch kei­nen Die­sel­par­ti­kel­fil­ter, wo­bei dies so zu ver­ste­hen sei, dass das Fahr­zeug in T. im Ge­gen­satz zum Fahr­zeug der Be­klag­ten die­se Aus­stat­tungs­merk­ma­le nicht ha­be, be­ruft sich die Be­klag­te dar­auf, dass der Klä­ger mit den Wor­ten, das Fahr­zeug in T. ha­be „auch kei­nen Die­sel­par­ti­kel­fil­ter“, ihr Fahr­zeug mit dem Fahr­zeug in T. gleich­ge­stellt ha­be. In­so­weit kommt es auf den ge­nau­en Wort­laut der klä­ge­ri­schen Äu­ße­rung an, den auch der Zeu­ge L nicht wie­der­ge­ben konn­te. Folg­lich hat die be­weis­be­las­te­te Be­klag­te nicht den Nach­weis er­bracht, dass die Äu­ße­rung in dem von ihr be­haup­te­ten Sin­ne zu ver­ste­hen ist.

Zum an­de­ren hat der Zeu­ge L aus­ge­sagt, dass er sich im Au­to be­fun­den ha­be, wo­bei das Ge­spräch zwi­schen den Par­tei­en über die Frei­sprech­ein­rich­tung ge­führt wor­den sei. Auf­grund des­sen, dass der Zeu­ge auf Fra­ge aus­ge­sagt hat, dass die Be­klag­te den Klä­ger nicht dar­auf hin­ge­wie­sen hat, dass noch wei­te­re Per­so­nen im Au­to sit­zen, die mit­hö­ren, ist sei­ne Aus­sa­ge nicht ver­wert­bar. Durch die Ver­wer­tung der Aus­sa­ge des Zeu­gen L wür­de das ver­fas­sungs­recht­lich ge­währ­leis­te­te Recht des Klä­gers am ge­spro­che­nen Wort als Teil des all­ge­mei­nen Per­sön­lich­keits­rechts aus Art. 2 I GG i. V. mit Art. 1 I GG ver­letzt.

Das von Art. 2 I GG i. V. mit Art. 1 I GG er­fass­te all­ge­mei­ne Per­sön­lich­keits­recht schützt Ele­men­te der Per­sön­lich­keit, die nicht schon Ge­gen­stand der be­son­de­ren Frei­heits­ga­ran­ti­en des Grund­ge­set­zes sind, die­sen aber in ih­rer kon­sti­tu­ie­ren­den Be­deu­tung für die Per­sön­lich­keit nicht nach­ste­hen. Das Grund­ge­setz schützt dem­nach auch das Recht am ge­spro­che­nen Wort, wel­ches die Selbst­be­stim­mung über die ei­ge­ne Dar­stel­lung der Per­son in der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit an­de­ren ge­währ­leis­tet. Der Schutz um­fasst die Mög­lich­keit, sich in der Kom­mu­ni­ka­ti­on nach ei­ge­ner Ein­schät­zung si­tua­ti­ons­an­ge­mes­sen zu ver­hal­ten und sich auf die je­wei­li­gen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ner ein­zu­stel­len. Zum Grund­recht ge­hört die Be­fug­nis, selbst zu be­stim­men, ob der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­in­halt ein­zig dem Ge­sprächs­part­ner, ei­nem be­stimm­ten Per­so­nen­kreis oder der Öf­fent­lich­keit zu­gäng­lich sein soll. Das Selbst­be­stim­mungs­recht er­streckt sich al­so auf die Aus­wahl der Per­so­nen, die Kennt­nis vom Ge­sprächs­in­halt er­hal­ten sol­len. Schutz be­steht al­so auch da­vor, dass ein Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ner oh­ne Kennt­nis des an­de­ren ei­ne drit­te Per­son als Zu­hö­rer in das Ge­spräch mit ein­be­zieht oder die un­mit­tel­ba­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­teil­ha­be durch den Drit­ten ge­stat­tet (zu al­lem BVerfG, Beschl. v. 09.10.2002 – 1 BvR 1611/96 und 1 BvR 805/98, NJW 2002, 3619).

Ei­ne Ein­wil­li­gung des Klä­gers in sei­ne Per­sön­lich­keits­be­ein­träch­ti­gung liegt nicht vor. Aus­drück­lich hat der Klä­ger nicht da­hin ge­hend ein­ge­wil­ligt, dass der Zeu­ge L das ge­führ­te Ge­spräch mit­hört. Ei­ne Ein­wil­li­gung in ei­ne Per­sön­lich­keits­be­ein­träch­ti­gung kann je­doch nicht nur aus­drück­lich, son­dern auch still­schwei­gend er­klärt wer­den (BVerfG, Beschl. v. 09.10.2002 – 1 BvR 1611/96 und 1 BvR 805/98, NJW 2002, 3619). Die An­nah­me ei­ner still­schwei­gen­den Ein­wil­li­gung in das Mit­hö­ren kann je­doch nicht fest­ge­stellt wer­den. So­weit der Klä­ger selbst ein­ge­räumt hat, dass ihm be­wusst war, dass die Be­klag­te über Frei­sprech­ein­rich­tung te­le­fo­niert, folgt dar­aus nicht, dass er mit ei­nem tat­säch­li­chen Mit­hö­ren rech­net und zu­gleich still­schwei­gend da­mit ein­ver­stan­den ist. Das blo­ße fak­ti­sche Ver­brei­tet­sein von Mit­hör­ein­rich­tun­gen recht­fer­tigt nicht den Schluss auf de­ren all­ge­mei­ne Nut­zung zum Mit­hö­ren durch Drit­te. Die an den Te­le­fon­ge­rä­ten an­ge­brach­ten Mit­hör­ein­rich­tun­gen wie Laut­spre­cher die­nen un­ter­schied­li­chen Zwe­cken. So be­grün­den sie ei­ne tech­ni­sche Op­ti­on für die Ge­sprächs­teil­neh­mer, den Kreis der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ner zu er­wei­tern. Da­ne­ben kann die Laut­spre­cher­funk­ti­on aber auch da­zu ge­nutzt wer­den, wäh­rend des Te­le­fo­nie­rens bei­de Hän­de frei zu ha­ben, um sich No­ti­zen zu ma­chen oder in Un­ter­la­gen zu blät­tern, oh­ne das Ge­spräch un­ter­bre­chen zu müs­sen. Aus dem Um­stand al­lein, dass je­mand von ei­ner Mit­hör­mög­lich­keit Kennt­nis hat, folgt nicht not­wen­dig, dass er mit ei­nem tat­säch­li­chen Mit­hö­ren auch rech­net und zu­gleich still­schwei­gend ein­ver­stan­den ist (BVerfG, Beschl. v. 09.10.2002 – 1 BvR 1611/96 und 1 BvR 805/98, NJW 2002, 3619).

Ei­ne Ver­neh­mung des be­klag­ten­seits in der öf­fent­li­chen Sit­zung des AG Stau­fen im Breis­gau vom 30.08.2016 be­nann­ten Zeu­gen D zum Be­weis der Tat­sa­che, dass in dem Te­le­fo­nat, das un­strei­tig am 09.11.2013 statt­fand, der Klä­ger zum Aus­druck ge­bracht hat, dass ihm be­wusst war, dass das Fahr­zeug der Be­klag­ten kei­nen Die­sel­par­ti­kel­fil­ter hat, er sich aber gleich­wohl für das Fahr­zeug der Be­klag­ten ent­schei­det, hat­te zu un­ter­blei­ben.

Zum ei­nen ver­stie­ße des­sen Ver­neh­mung und die Ver­wer­tung sei­ner Aus­sa­ge eben­falls ge­gen das von Art. 2 I GG i. V. mit Art. 1 I GG er­fass­te all­ge­mei­ne Per­sön­lich­keits­recht des Klä­gers, so­dass ei­ne Ver­neh­mung zu un­ter­blei­ben hat. Selbst wenn man ein Be­weis­er­he­bungs­ver­bot le­dig­lich in­so­weit be­ja­hen woll­te, als der Zeu­ge über das vom Klä­ger Ge­sag­te be­rich­ten kann, und nicht auch hin­sicht­lich sol­cher Äu­ße­run­gen, die des­sen Ge­sprächs­part­ne­rin, die Be­klag­te, ge­tä­tigt hat, wä­re der Zeu­ge eben­falls nicht zu ver­neh­men. Die Be­nen­nung des Zeu­gen D er­folg­te ver­spä­tet (§ 296 II ZPO). Nach die­ser Vor­schrift kön­nen An­griffs- und Ver­tei­di­gungs­mit­tel, die ent­ge­gen § 282 I ZPO nicht recht­zei­tig vor­ge­bracht wer­den, zu­rück­ge­wie­sen wer­den, wenn ih­re Zu­las­sung nach der frei­en Über­zeu­gung des Ge­richts die Er­le­di­gung des Rechts­streits ver­zö­gern wur­de und die Ver­spä­tung auf gro­ber Nach­läs­sig­keit be­ruht. An­griffs­mit­tel sind nicht nur Tat­sa­chen­be­haup­tun­gen, son­dern auch Be­weis­an­trä­ge und Be­weis­mit­tel. Die Be­nen­nung des Zeu­gen D hät­te zwang­los gleich­zei­tig mit der Be­nen­nung des Zeu­gen L er­fol­gen kön­nen. Durch die Zu­las­sung des Vor­brin­gens wür­de sich der Rechts­streit ver­zö­gern, weil ein wei­te­rer Be­weis­auf­nah­me­ter­min not­wen­dig wä­re. Die Ver­zö­ge­rung der Be­nen­nung des Zeu­gen D durch die Be­klag­te, auf de­ren Kennt­nis­stand es an­kommt, ist grob nach­läs­sig.

c) Dem Klä­ger ist der Man­gel auch nicht in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ge­blie­ben mit der Fol­ge, dass er ge­mäß § 442 I 2 BGB Rech­te we­gen des Man­gels nur gel­tend ma­chen kann, wenn der Ver­käu­fer den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen oder ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit der Sa­che über­nom­men hat. Grob fahr­läs­sig han­delt der Käu­fer, wenn er die ver­kehrs­er­for­der­li­che Sorg­falt in ei­nem un­ge­wöhn­lich ho­hen Ma­ße ver­letzt und das­je­ni­ge un­be­ach­tet lässt, was im ge­ge­be­nen Fall je­dem hät­te ein­leuch­ten müs­sen (Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: 01.08.2014, § 442 Rn. 19). Es kann die zwi­schen den Par­tei­en strei­ti­ge Fra­ge da­hin­ste­hen, ob ei­nem Fahr­zeug, wel­ches mit ei­nem Ruß­par­ti­kel­fil­ter aus­ge­stat­tet ist, zwangs­läu­fig die grü­ne Pla­ket­te zu­ge­ord­net wird. Selbst wenn die­se Fra­ge zu be­ja­hen wä­re, han­delt es sich nicht um ei­nen Um­stand, der un­ge­ach­tet ge­blie­ben wä­re, ob­wohl er je­dem hät­te ein­leuch­ten müs­sen. Fahr­zeug­tech­nisch nicht ver­sier­ten Käu­fern ist nicht be­kannt, ob ei­nem Fahr­zeug, wel­ches mit ei­nem Ruß­par­ti­kel­fil­ter aus­ge­stat­tet ist, zwangs­läu­fig die grü­ne Pla­ket­te zu­ge­ord­net wird. Folg­lich ist dem Klä­ger kei­ne Ver­let­zung der ver­kehrs­er­for­der­li­chen Sorg­falt in ei­nem un­ge­wöhn­lich ho­hen Ma­ße vor­zu­wer­fen.

5. Der Scha­den des Klä­gers be­läuft sich auf 1.349 €.

a) Der Nach­weis ei­nes dar­über hin­aus­ge­hen­den Scha­dens ist dem Klä­ger nicht ge­lun­gen. Der Sach­ver­stän­di­ge, des­sen nach­voll­zieh­ba­ren und von Sach­kun­de ge­tra­ge­nen Aus­füh­run­gen sich das Ge­richt an­schließt, hat dar­ge­legt, dass sich die Kos­ten für die An­schaf­fung und den Ein­bau ei­nes Die­sel­par­ti­kel­fil­ters mit Oxi­da­ti­ons­ka­ta­ly­sa­tor auf 1.349 € net­to bzw. 1.605,31 € brut­to be­lau­fen. Für die­sen Preis bie­tet die Fir­ma G … die An­schaf­fung und den Ein­bau an. Hier­bei stell­te der Sach­ver­stän­di­ge fest, dass an der Se­rio­si­tät des An­bie­ters kein Zwei­fel be­steht und von ei­ner Lie­fer­bar­keit aus­zu­ge­hen ist. Folg­lich muss sich der Klä­ger hier­auf ver­wei­sen las­sen.

b) Der Klä­ger kann von der Be­klag­ten le­dig­lich die Zah­lung des Net­to­prei­ses in Hö­he von 1.349 €, nicht die Zah­lung des Brut­to­prei­ses in Hö­he von 1.605,31 € er­lan­gen, da er das Fahr­zeug bis­lang nicht hat nach­rüs­ten las­sen. Letz­te­rem steht die Vor­schrift des § 249 II 2 BGB ent­ge­gen. Da­nach schließt bei der Be­schä­di­gung ei­ner Sa­che der nach § 249 Satz 1 BGB er­for­der­li­che Geld­be­trag die Um­satz­steu­er nur mit ein, wenn und so­weit sie tat­säch­lich an­ge­fal­len ist. Die Vor­schrift gilt zwar nach Wort­laut und sys­te­ma­ti­scher Stel­lung nur in den Fäl­len, in de­nen we­gen Be­schä­di­gung ei­ner Sa­che Scha­dens­er­satz zu leis­ten ist, wo­bei ein sol­cher Fall hier nicht vor­liegt. Aber auch im vor­lie­gen­den Fall ist der Ein­schluss ei­ner zu zah­len­den Um­satz­steu­er nicht ge­recht­fer­tigt.

Die höchst­rich­ter­li­che Recht­spre­chung hat für den Be­reich des Werk­ver­trags­rechts ent­schie­den, dass ein vor Män­gel­be­sei­ti­gung gel­tend ge­mach­ter An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung we­gen der Män­gel an ei­nem Bau­werk nicht die auf die vor­aus­sicht­li­chen Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten ent­fal­len­de Um­satz­steu­er um­fasst (BGH, Urt. v. 22.07.2010 – VII ZR 176/09, NJW 2010, 3085). Die­se Recht­spre­chung ist auch auf das Kauf­ver­trags­recht zu über­tra­gen.

Der BGH führt aus, dass die Be­mes­sung des Ver­mö­gens­scha­dens des Be­stel­lers in Fäl­len, in de­nen er den Man­gel nicht hat be­sei­ti­gen las­sen, nach den er­for­der­li­chen Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten un­ter Ein­schluss ei­ner zu zah­len­den Um­satz­steu­er nicht ge­recht­fer­tigt ist. Im Lich­te der Er­wä­gun­gen, die den Ge­setz­ge­ber bei Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen we­gen Be­schä­di­gung ei­ner Sa­che be­wo­gen ha­ben, die Um­satz­steu­er aus der Be­rech­nung des zur Her­stel­lung er­for­der­li­chen Geld­be­tra­ges her­aus­zu­neh­men, so­fern sie nicht tat­säch­lich an­ge­fal­len ist, ist es auch bei ei­nem werk­ver­trag­li­chen An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ge­mäß § 634 Nr. 4, §§ 280 I, III, 281 BGB als Über­kom­pen­sa­ti­on des Scha­dens des Be­stel­lers an­zu­se­hen, wenn die nicht an­ge­fal­le­ne Um­satz­steu­er be­rück­sich­tigt wird. Die Be­mes­sung ei­nes be­reits durch den Man­gel des Wer­kes und nicht erst durch des­sen Be­sei­ti­gung ent­stan­de­nen Scha­dens kann nicht oh­ne ei­ne Wer­tung vor­ge­nom­men wer­den. Die­se muss zum ei­nen die be­rech­tig­te Er­war­tung des Be­stel­lers be­rück­sich­ti­gen, den Scha­den – nach sei­ner Wahl – an den Kos­ten be­mes­sen zu kön­nen, die ei­ne Män­gel­be­sei­ti­gung er­for­dern, weil der An­spruch an die Stel­le des ge­schul­de­ten Er­fül­lungs­an­spruchs tritt. Ge­ra­de die Er­fah­run­gen im Bau­ver­trags­recht zei­gen je­doch, dass die Scha­dens­be­rech­nung nach ge­schätz­ten Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten häu­fig in­so­weit zu ei­ner Über­kom­pen­sa­ti­on führt, als dem Ge­schä­dig­ten rech­ne­ri­sche Scha­dens­pos­ten er­setzt wer­den, die nach dem von ihm selbst ge­wähl­ten Weg zur Scha­dens­be­sei­ti­gung gar nicht an­fal­len. Es ist des­halb ge­recht­fer­tigt den Um­fang des Scha­dens­er­sat­zes stär­ker als bis­her auch dar­an aus­zu­rich­ten, wel­che Dis­po­si­tio­nen der Ge­schä­dig­te tat­säch­lich zur Scha­dens­be­sei­ti­gung trifft. Dies gilt je­den­falls für den An­teil, der wie die Um­satz­steu­er ei­nen durch­lau­fen­den Pos­ten dar­stellt, der kei­nem der an ei­ner Män­gel­be­sei­ti­gung Be­tei­lig­ten zu­gu­te­kommt und der in sei­ner Ent­ste­hung von steu­er­recht­li­chen Vor­ga­ben ab­hängt. Es ist ge­recht­fer­tigt, ge­ra­de bei der Um­satz­steu­er ei­ne der­ar­ti­ge Ein­schrän­kung zu ma­chen, weil die­ser An­teil ein­deu­tig und leicht fest­stell­bar und ab­grenz­bar ist und den größ­ten preis­bil­den­den Fak­tor un­ter den durch­lau­fen­den Pos­ten der Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten dar­stellt. SChutz­wür­di­ge In­ter­es­sen des Be­stel­lers wer­den durch die­se Ein­schrän­kung nicht be­ein­träch­tigt. Un­be­scha­det bleibt die Er­satz­fä­hig­keit ei­nes Be­tra­ges in Hö­he der Um­satz­steu­er, wenn der Be­stel­ler die­se tat­säch­lich auf­ge­wen­det hat und nicht im Rah­men ei­nes Vor­steu­er­ab­zugs er­stat­tet be­kommt. Ei­ner Vor­leis­tungs­pflicht in die­ser Hö­he kann der Be­stel­ler ent­ge­hen, in­dem er ei­nen Vor­schuss­an­spruch nach § 637 III BGB gel­tend macht. Be­ab­sich­tigt er zu­nächst kei­ne Män­gel­be­sei­ti­gung, ist es ihm zu­mut­bar, ei­ner dro­hen­den Ver­jäh­rung durch Er­he­bung ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge zu be­geg­nen, falls er sich die Mög­lich­keit ei­ner spä­te­ren Män­gel­be­sei­ti­gung auf Kos­ten des Un­ter­neh­mers er­hal­ten will (BGH, Urt. v. 22.07.2010 – VII ZR 176/09, NJW 2010, 3085 Rn. 14 ff.).

Der dar­ge­leg­te Rechts­ge­dan­ke des § 249 II 2 BGB trifft al­so auch dann zu, wenn ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz nach Maß­ga­be der Auf­wen­dun­gen zur Scha­dens­be­sei­ti­gung be­mes­sen wird. Dies ist nicht nur bei ei­ner Er­satz­pflicht nach § 634 Nr. 4 BGB, son­dern auch nach § 437 Nr. 3 BGB der Fall. Wird der Min­der­wert ei­ner Sa­che in die­sem Fall nach den Kos­ten ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Män­gel­be­sei­ti­gung be­mes­sen, so ist die Um­satz­steu­er nur dann und so­weit zu be­rück­sich­ti­gen, wie die­se tat­säch­lich an­ge­fal­len ist, um auf die­se Wei­se ei­ne Über­kom­pen­sa­ti­on des Ge­schä­dig­ten zu ver­hin­dern. Dies be­trifft nicht nur den Aus­gleich von Werk­män­geln, son­dern gilt we­gen des ver­all­ge­mei­ne­rungs­fä­hi­gen Rechts­ge­dan­kens, der auch dem Zweck der Um­satz­steu­er Rech­nung trägt, eben­falls in an­de­ren Sach­ver­hal­ten, in de­nen der Min­der­wert ei­ner Sa­che nach den Kos­ten ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Män­gel­be­sei­ti­gung, wie zum Bei­spiel im Kauf­recht, be­mes­sen wer­den kann (MünchKomm-BGB/Oet­ker, 7. Aufl. [2016], § 249 Rn. 461 m. w. Nachw.). Dass … der Käu­fer kei­nen Vor­schuss­an­spruch ent­spre­chend § 637 Nr. 3 BGB gel­tend ma­chen kann, ist nicht von aus­schlag­ge­ben­der Be­deu­tung.

6. So­weit be­klag­ten­seits zu­letzt be­strit­ten wur­de, dass der Klä­ger auch im Mai 2016 noch im Be­sitz des Fahr­zeugs und das Fahr­zeug auf ihn zu­ge­las­sen ist, ist das Be­strei­ten für die Gel­tend­ma­chung des An­spru­ches aus § 437 Nr. 3, §§ 280 I, III, 281 BGB nicht von Re­le­vanz. Der Klä­ger macht kei­ne An­sprü­che aus Ei­gen­tum ge­gen die Be­klag­te gel­tend; viel­mehr geht er als Käu­fer des Fahr­zeugs ge­gen die Be­klag­te als Ver­käu­fe­rin vor.

II. Dem Klä­ger steht ge­gen die Be­klag­te auch ein An­spruch auf Zah­lung von Zin­sen aus 1.349 € in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 30.11.2014 aus §§ 286 I, 288 I, 291 BGB zu. Die Kla­ge wur­de am 29.11.2014 zu­ge­stellt. Der Klä­ger hat be­an­tragt, Zin­sen seit Kla­ge­er­he­bung zu­zu­spre­chen. Ge­mäß § 253 I ZPO er­folgt die Er­he­bung der Kla­ge durch Zu­stel­lung des Kla­ge­schrift­sat­zes.

III. Da die Kla­ge auf Zah­lung der Um­satz­steu­er ab­zu­wei­sen war, war über den hilfs­wei­se ge­stell­ten Fest­stel­lungs­an­trag zu ent­schei­den. Die Kla­ge ist in­so­weit zu­läs­sig und be­grün­det. Es war da­her fest­zu­stel­len, dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, dem Klä­ger die an­fal­len­de Um­satz­steu­er zu er­stat­ten, wenn der Klä­ger in den Au­di A6 Avant ei­nen Die­sel­par­ti­kel­fil­ter ein­bau­en lässt.

Wie be­reits un­ter Be­zug­nah­me auf die Recht­spre­chung des BGH er­wähnt, steht es dem Käu­fer frei, wenn er zu­nächst kei­ne Män­gel­be­sei­ti­gung be­ab­sich­tigt, ei­ner dro­hen­den Ver­jäh­rung durch Er­he­bung ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge zu be­geg­nen, falls er sich die Mög­lich­keit ei­ner spä­te­ren Män­gel­be­sei­ti­gung auf Kos­ten des Ver­käu­fers er­hal­ten will (BGH, Urt. v. 22.07.2010 – VII ZR 176/09, NJW 2010, 3085 Rn. 16). Ei­ne ent­spre­chen­de Fest­stel­lungs­kla­ge ist folg­lich zu­läs­sig und be­grün­det.

So­weit die Be­klag­te be­haup­tet hat, der Klä­ger sei vor­steu­er­ab­zugs­be­rech­tigt, steht dies nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest.

IV. Dem Klä­ger steht ge­gen die Be­klag­te kein An­spruch auf Er­satz ihm vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 334,75 € zu. Ein sol­cher An­spruch er­gibt sich nicht aus §§ 280 I, II, 286 BGB; an­de­re An­spruchs­grund­la­gen sind kei­ne er­sicht­lich. Die Be­klag­te be­fand sich bei Ent­ste­hung der vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten nicht in Ver­zug. Sie ist viel­mehr erst durch das Schrei­ben des Pro­zess­be­voll­mäch­ti­gen des Klä­gers in Ver­zug ge­ra­ten. In ei­nem sol­chen Fall sind die Rechts­an­walts­kos­ten nicht als Ver­zugs­scha­den er­satz­fä­hig.

V. Man­gels des Be­ste­hens ei­nes An­spru­ches auf Zah­lung vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Rechts­an­walts­kos­ten be­steht auch kein An­spruch des Klä­gers ge­gen die Be­klag­te auf Zah­lung von Zin­sen. …

Hin­wei­se: Die Be­klag­te hat ih­re Be­ru­fung ge­gen die­ses Ur­teil zu­rück­ge­nom­men, nach­dem das Land­ge­richt dar­auf hin­ge­wie­sen hat­te, dass sie „zum De­ba­kel wer­den“ kön­ne. Denn wäh­rend die Be­ru­fung un­be­grün­det sei, sei die An­schluss­be­ru­fung des Klä­gers be­grün­det. Das Amts­ge­richt hät­te dem Klä­ger näm­lich den vom Sach­ver­stän­di­gen er­mit­tel­ten Brut­to­be­trag und nicht nur den Net­to­be­trag als Scha­dens­er­satz zu­er­ken­nen und die Be­klag­te au­ßer­dem zum Er­satz vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten ver­ur­tei­len müs­sen. – In dem Rechts­streit ha­be ich zu­sam­men mit dem Kol­le­gen Uli Botz aus Stau­fen den Klä­ger ver­tre­ten.

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