1. Ein Ge­braucht­wa­gen, des­sen Kur­bel­wel­le be­reits bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Käu­fer ei­nen Haar­riss auf­weist und des­halb nicht mehr un­ein­ge­schränkt be­last­bar ist, ist man­gel­haft.
  2. Ein mit ei­nem Die­sel­par­ti­kel­fil­ter aus­ge­stat­te­tes Fahr­zeug ist nicht des­halb man­gel­haft, weil es sich für ei­nen rei­nen Kurz­stre­cken­be­trieb nur ein­ge­schränkt eig­net (im An­schluss an BGH, Urt. v. 04.03.2009 – VI­II ZR 160/08). Eben­so stellt der Um­stand, dass Kraft­stoff ins Mo­tor­öl ge­langt und des­sen Vis­ko­si­tät ver­min­dert, wenn – ins­be­son­de­re im Kurz­stre­cken­be­trieb – die Re­ge­ne­ra­ti­on des Par­ti­kel­fil­ters ab­ge­bro­chen wer­den muss, weil die da­für er­for­der­li­chen Vor­aus­set­zun­gen nicht (mehr) vor­lie­gen, kei­nen Man­gel dar.

KG, Ur­teil vom 21.03.2016 – 20 U 116/14
(vor­her­ge­hend: LG Ber­lin, Ur­teil vom 09.05.2014 – 22 O 8/14)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt die Be­klag­te auf Rück­ab­wick­lung ei­nes am 16.02.2012 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags über ei­nen Ge­braucht­wa­gen (Ja­gu­ar S-Ty­pe 2.7 D V6 Exe­cu­ti­ve) in An­spruch. Nach­dem das Fahr­zeug am 09.05.2012 an den Klä­ger über­ge­ben wor­den war, blieb es am 24.08.2013 lie­gen. Ei­ne an­schlie­ßen­de Un­ter­su­chung er­gab, dass es zu ei­nem Bruch der Kur­bel­wel­le ge­kom­men war. Dar­auf­hin for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te (er­folg­los) zur Mangel­beseitigung auf und trat schließ­lich von dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug zu­rück.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge mit der Be­grün­dung ab­ge­wie­sen, et­wai­ge Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Klä­gers sei­en ver­jährt, weil die Ver­jäh­rungs­frist für Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten wirk­sam auf ein Jahr ver­kürzt wor­den sei.

Dem tritt der Klä­ger, der die Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist für un­wirk­sam hält, ent­ge­gen. Im Üb­ri­gen be­haup­tet der Klä­ger, dass Ur­sa­che des Bruchs der Kur­bel­wel­le nur ein be­reits bei der Mon­ta­ge vor­han­de­ner Ma­te­ri­al­feh­ler, ein der Bau­rei­he grund­sätz­lich an­haf­ten­der Feh­ler oder ei­ne im Ein­zel­fall feh­ler­haf­te Mon­ta­ge ge­we­sen sein kön­ne. Schließ­lich sieht der Klä­ger sein Fahr­zeug auch des­halb als man­gel­haft an, weil – wie er be­haup­tet – Kraft­stoff in das Mo­tor­öl ge­lan­ge, die­ses ver­dün­ne zu ei­nem Mo­tor­scha­den füh­re, wenn die Re­ge­ne­ra­ti­on des Ruß­par­ti­kel­fil­ters vor­zei­tig ab­ge­bro­chen wer­de.

Die Be­ru­fung hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 2. … [D]as Land­ge­richt hat im Er­geb­nis zu Recht er­kannt, dass dem Klä­ger ein An­spruch aus § 346 I BGB i. V. mit §§ 437 Nr. 2., 440, 323 BGB nicht zur Sei­te steht.

Da­bei ver­mag der Se­nat dem Land­ge­richt zwar nicht dar­in zu fol­gen, dass der Kla­ge schon des­halb kein Er­folg be­schie­den ist, weil et­wai­ge An­sprü­che des Klä­gers nicht mehr durch­setz­bar sei­en. Der Se­nat hat er­heb­li­che Zwei­fel dar­an, ob die in­so­weit maß­geb­li­che Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en in Ab­schnitt VI Nr. 6 der Ver­kaufs­be­din­gun­gen für ge­brauch­te Fahr­zeu­ge ei­ner In­halts­kon­trol­le stand­hält, das heißt wirk­sam ist. Viel­mehr dürf­te ei­ne Über­prü­fung un­ter An­wen­dung der Grund­sät­ze der Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 29.05.2013 – VI­II ZR 174/12, ju­ris Rn. 15) zum ge­gen­tei­li­gen Er­geb­nis ge­lan­gen, weil über Ab­schnitt VI Nr. 6 i. V. mit Ab­schnitt VII Nr. 1 und Nr. 5 nicht aus­rei­chend deut­lich ge­macht wird, dass die Ab­kür­zung der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist für die Ver­schul­dens­haf­tung für Kör­per- und Ge­sund­heits­schä­den über­haupt nicht gilt und für die Ver­schul­dens­haf­tung für sons­ti­ge Schä­den nur für den Fall ein­fa­cher Fahr­läs­sig­keit be­grenzt wird (vgl. auch BGH Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06, BGHZ 170, 31 Rn. 19; Urt. v. 19.09.2007 – VI­II ZR 141/06, BGHZ 174, 1 Rn. 10; Urt. v. 26.02.2009 – Xa ZR 141/07, NJW 2009, 1486 Rn. 17). Ei­ne Be­gren­zung der Haf­tung i. S. des § 309 Nr. 7 lit. a und b BGB ist auch die zeit­li­che Be­gren­zung der Durch­setz­bar­keit ent­spre­chen­der Scha­dens­er­satz­an­sprü­che durch Ab­kür­zung der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­fris­ten (BGH Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06, BGHZ 170, 31 Rn. 19; Urt. v. 26.02.2009 – Xa ZR 141/07, NJW 2009, 1486 Rn. 17).

So­weit die Be­klag­te auf den Hin­weis des Se­na­tes aus­füh­ren lässt, dass die Klau­sel ih­rem Wort­laut nach nicht auf Scha­dens­er­satz­an­sprü­che an­wend­bar sein soll, und in­so­weit auf Ab­schnitt VII ver­weist, er­ach­tet der Se­nat dies für nicht aus­rei­chend. Letzt­lich braucht dies aber nicht mehr ab­schlie­ßend ver­tieft zu wer­den. Denn selbst wenn man zu­guns­ten des Klä­gers da­von aus­geht, dass die ge­nann­te Klau­sel un­wirk­sam ist und der Gel­tend­ma­chung der klä­ge­ri­schen An­sprü­che da­her nicht die Ein­re­de der Ver­jäh­rung ent­ge­gen­stün­de, bleibt die Be­ru­fung oh­ne Er­folg.

Ein An­spruch nach § 346 I BGB i. V. mit §§ 437 Nr. 2., 440, 323 BGB steht dem Klä­ger je­den­falls auch des­halb nicht zu, weil es ihm nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me nicht ge­lun­gen ist, auf­zu­zei­gen und zu be­wei­sen, dass der streitgegen­ständliche Pkw im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs man­gel­haft ge­we­sen ist.

a) So­weit der Klä­ger erst­in­stanz­lich und auch im Rah­men des Be­ru­fungs­ver­fah­rens zu­nächst be­haup­tet hat­te, der Bruch der Kur­bel­wel­le kön­ne nur auf ei­nen be­reits bei der Mon­ta­ge vor­han­de­nen Ma­te­ri­al­feh­ler, ei­ne der Bau­rei­he grund­sätz­lich an­haf­ten­de Feh­ler­quel­le oder ei­ne im Ein­zel­fall er­folg­te feh­ler­haf­te Mon­ta­ge zu­rück­zu­füh­ren zu sein, ist er da­für be­weis­fäl­lig ge­blie­ben.

Der ge­richt­li­che Sach­ver­stän­di­ge Dr.-Ing. T hat in sei­nem Gut­ach­ten vom 02.10.2015 nach­voll­zieh­bar und über­zeu­gend aus­ge­führt, dass – so­weit der be­trof­fe­ne Mo­tor­block noch be­sich­tigt und un­ter­sucht wer­den konn­te – an den Haupt­la­ger­stel­len Fress­spu­ren fest­stell­bar ge­we­sen sei­en. Die­se und ins­be­son­de­re die Be­schä­di­gun­gen an den Haupt­la­ger­zap­fen 2 und 3 sei­en vor dem Bruch der Kur­bel­wel­le ent­stan­den, was dar­aus fol­ge, dass der Mo­tor un­mit­tel­bar nach dem Bruch ab­ge­stellt wor­den sei. Wei­ter­hin stell­te der Sach­ver­stän­di­ge fest, dass sich klei­ne Me­tall­spä­ne im Öl­fil­ter be­fan­den, wel­che mit an Si­cher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit den Gleit­la­gern ent­stam­men. Schließ­lich ver­moch­te der Sach­ver­stän­di­ge fest­zu­stel­len, dass sich im Mo­tor­öl ein er­heb­li­cher An­teil Kraft­stoff (14,06 %) be­fand, was zu ei­ner Ver­min­de­rung der Vis­ko­si­tät des Öls (7,55 mm² statt 12,5 mm²) ge­führt ha­be und was auf die Funk­ti­ons­wei­se des Ruß­par­ti­kel­fil­ters bzw. auf den in­so­weit au­to­ma­tisch ab­lau­fen­den Re­ge­ne­ra­ti­ons­pro­zess zurück­zuführen sei. Ins­ge­samt zog der Sach­ver­stän­di­ge hier­aus den Schluss, dass ein plötz­li­cher Bruch der Kur­bel­wel­le aus­ge­schlos­sen wer­den kön­ne, weil die Haupt­la­ger­zap­fen der Kur­bel­wel­le an­de­ren­falls nicht die vor­ge­fun­de­nen star­ken Fress­spu­ren auf­wei­sen wür­den. Viel­mehr sei der end­gül­ti­ge Bruch Fol­ge der be­schä­dig­ten La­ger, so­dass Ma­te­ri­al-, Her­stel­lungs- oder Ein­bau­feh­ler als mög­li­che Scha­den­sur­sa­chen aus­zu­schlie­ßen sei­en.

Die Be­schä­di­gun­gen im Be­reich der Gleit­la­ger führt der Sach­ver­stän­di­ge auf ei­ne Mangel­schmierung zu­rück. Dies ha­be zu ei­ner Wei­tung der La­ger führt, so­dass die La­ger die Kur­bel­wel­le mit der Zeit nicht mehr rich­tig füh­ren und tra­gen konn­ten. Hier­durch sei die Kur­bel­wel­le im wei­te­ren Be­trieb ei­ner Bie­ge­wech­sel­be­las­tung aus­ge­setzt ge­we­sen, für die sie nicht aus­ge­legt ist. Nach­dem sich so­dann ein an­fäng­li­cher An­riss ei­nes Schwin­gungs­bruchs aus­rei­chend aus­ge­brei­tet hat­te, sei es zum end­gül­ti­gen Bruch ge­kom­men. Die­sen Ab­lauf hat der Sach­verständige auch im Rah­men der münd­li­chen Er­läu­te­rung sei­nes Gut­ach­tens noch ein­mal an­schau­lich zu ver­deut­li­chen ver­mocht, so­dass der Se­nat die­ser über­zeu­gen­den und in sich wi­der­spruchs­frei­en Be­ur­tei­lung folgt.

b) Ein zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­der Man­gel lässt sich auch nicht mit der Fest­stel­lung des Sach­verständigen be­grün­den, dass die Kur­bel­wel­le vor ih­rem end­gül­ti­gen Bre­chen ei­nen Haar­riss auf­ge­wie­sen ha­ben muss. Da­bei dürf­te es grund­sätz­lich ei­nen Man­gel dar­stel­len, wenn ei­ne Kur­bel­wel­le in ent­spre­chen­der Wei­se be­schä­digt ist, weil hier­mit die Be­last­bar­keit er­heb­lich her­un­ter­ge­setzt wird. In­des kann ein Käu­fer den Ver­käu­fer nach § 437 BGB nur dann für ei­nen Man­gel haft­bar ma­chen, wenn die­ser be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­han­den war. Dies dar­zu­le­gen und zu be­wei­sen, hat der Klä­ger aber nicht ver­mocht.

Denn zum ei­nen hat der Sach­ver­stän­di­ge in der münd­li­chen Ver­hand­lung aus­ge­führt, dass er ge­ra­de nicht sa­gen kön­ne, wann der Haar­riss ent­stan­den ist bzw. wie lan­ge die­ser schon vor­han­den war. Ei­ne Aus­sa­ge hier­zu sei zwar mög­lich­wei­se denk­bar. Dies wür­de aber den Auf­bau ei­ner Test­rei­he mit meh­re­ren Mo­to­ren vor­aus­set­zen, was nicht nur ex­trem auf­wen­dig sei, son­dern im Er­geb­nis auch dar­an schei­te­re, weil nicht ge­nau fest­ste­he, in wel­chem Um­fang die La­ger des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs be­reits be­schä­digt wa­ren oder nicht. Die­se In­for­ma­ti­on wer­de aber be­nö­tigt, um ein aus­sa­ge­fä­hi­ges Er­geb­nis tref­fen zu kön­nen.

Zum an­de­ren ist es auch nicht aus­rei­chend, wenn der Klä­ger meint, dass zu­min­dest nicht aus­zu­schlie­ßen sei, dass der An­riss be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­han­den war. Denn dies – die Mög­lich­keit ein­mal un­ter­stellt – ver­mag eben nicht die an die­ser Stel­le er­for­der­li­che Ge­wiss­heit (§ 286 ZPO) hin­sicht­lich der zeit­li­chen Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Ge­währ­leis­tungs­an­spru­ches zu be­grün­den. In­so­weit kann sich der Klä­ger auch nicht auf die so­ge­nann­te Keim­theo­rie be­ru­fen, wo­nach es aus­rei­chend ist, wenn der Käu­fer den Nach­weis führt, dass der Man­gel im Zeit­punkt des Über­ganges be­reits „in der An­la­ge“ bzw. „im Keim“ vor­han­den war (vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 29.03.2005 – VI­II ZR 173/05 Rn. 36 ff.; OLG Ko­blenz, Urt. v. 27.05.2011 – 10 U 945/10). Denn ge­nau die­sen Nach­weis hat der Klä­ger nicht zu füh­ren ver­mocht.

c) So­weit der Klä­ger im Ver­lauf der Be­weis­auf­nah­me sei­nen Man­gel auch da­mit zu be­grün­den ver­sucht hat, dass er die­sen auf die durch den Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stell­te man­gel­haf­te Schmie­rung stützt, bleibt dies eben­falls oh­ne Er­folg. Zwar be­haup­tet er hier­zu, dass das Fahr­zeug über­ob­li­ga­to­risch häu­fig mit neu­em Öl ver­sorgt wor­den sei, zu­letzt so­gar cir­ca ei­nen Mo­nat vor dem Bruch der Kur­bel­wel­le. In­so­weit müs­se die Man­gel­schmie­rung auf an­de­re Ur­sa­chen zurück­zuführen sein, ins­be­son­de­re auf die Pro­ble­ma­tik der Funk­ti­ons­wei­se der au­to­ma­ti­schen Re­ge­ne­ra­ti­on des Ruß­par­ti­kel­fil­ters. Ei­ne da­hin ge­hen­de Fest­stel­lung lässt sich je­doch nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me nicht tref­fen.

Zum ei­nen ist der Se­nat nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me ge­ra­de nicht in der La­ge, die Ur­sa­che der scha­den­sur­säch­li­chen Man­gel­schmie­rung mit dem für ei­ne Ver­ur­tei­lung er­for­der­li­chen Grad an Ge­wiss­heit (§ 286 ZPO) fest­zu­stel­len. Im Ge­gen­teil: Der Sach­ver­stän­di­ge Dr.-Ing. T hat in sei­nem Gut­ach­ten vom 02.10.2015 ex­pli­zit aus­ge­führt, dass sich nicht mehr fest­stel­len las­se, wo­durch die Man­gel­schmie­rung ent­stan­den sei, weil der Mo­tor ihm nur noch un­voll­stän­dig vor­ge­le­gen ha­be. Dies hat der Sach­ver­stän­di­ge im Rah­men sei­ner münd­li­chen An­hö­rung wei­ter er­läu­tert und er­klärt, dass der im Mo­tor­öl fest­ge­stell­te Kraft­stoff­an­teil zwar ein Zu­sam­men­bre­chen des in dem Gleit­la­ger nor­ma­ler­wei­se be­find­li­chen Öl­films be­wir­ken kön­ne und da­her grund­sätz­lich ei­ne denk­ba­re Mög­lich­keit sei. Eben­so sei­en aber auch an­de­re Ur­sa­chen denk­bar, wie et­wa ein zu ge­rin­ger Öl­stand, ein Ver­sa­gen der Öl­druck­ver­sor­gung, ein ver­stopf­ter Öl­fil­ter oder ein ver­stopf­tes Öl­sieb. Dies ha­be aber nicht wei­ter ge­klärt wer­den kön­nen, weil der Mo­tor be­reits aus­ge­baut und Tei­le da­von nicht mehr vor­han­den ge­we­sen sei­en. Aus die­sem Grund geht auch der Hin­weis des Klä­gers auf die Ent­schei­dung des OLG Frank­furt a. M. vom 04.03.2005 – 24 U 198/04 – fehl.

Zum an­de­ren lie­ße sich aber auch … im Hin­blick auf den au­to­ma­ti­schen Regenerations­prozess des Ruß­par­ti­kel­fil­ters kein Man­gel i. S. des § 437 BGB, das heißt im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs, mit der er­for­der­li­chen Ge­wiss­heit fest­zu­stel­len. Der Sach­ver­stän­di­ge hat hier­zu zwar aus­ge­führt, dass im Rah­men des Re­ge­ne­ra­ti­ons­pro­zes­ses Kraft­stoff un­ver­brannt in das Ab­gas­sys­tem ge­lan­ge, um dann di­rekt am Ruß­par­ti­kel­fil­ter ent­zün­det zu wer­den, und – so­weit die da­für er­for­der­li­chen Vor­aus­set­zun­gen nicht lan­ge ge­nug ge­ge­ben sind – so­dann im Mo­tor­öl ver­bleibt, wo­durch sich des­sen Vis­ko­si­tät ver­min­de­re. In­des ver­weist der Klä­ger ei­ner­seits selbst rich­tig dar­auf, dass der Um­stand der Not­wen­dig­keit ei­ner re­gel­mä­ßi­gen Re­ge­ne­ra­ti­on des Ruß­partikelfilters und die da­mit ein­her­ge­hen­de Pro­ble­ma­tik im Kurz­stre­cken­ver­kehr für sich ge­nom­men noch kei­nen Man­gel be­grün­den kön­nen.

Denn nach der klä­ger­sei­tig zi­tier­ten Recht­sprechung des BGH (Urt. v. 04.03.2009 – VI­II ZR 160/08) kommt es für die Fra­ge der Soll­-Beschaffenheit ge­mäß § 434 I 2 Nr. 2 BGB auf die Be­schaf­fen­heit an, die bei „Sa­chen der glei­chen Art“, das heißt im dor­ti­gen wie auch im hie­si­gen Fall al­so Kraft­fahr­zeu­ge mit Die­sel­mo­tor und ei­nem sich selbst rei­ni­gen­den Ruß­par­ti­kel­fil­ter, üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der ge­kauf­ten Sa­che er­war­ten kann. Ent­spricht die Sa­che je­doch dem Stand der Tech­nik, so ist sie man­gel­frei, oh­ne dass es da­bei auf die tat­säch­li­chen oder durch­schnitt­li­chen Er­war­tun­gen ei­nes Käu­fers an­kommt. Dem­entspre­chend sah der BGH kei­nen Man­gel dar­in, dass das von ihm zu be­ur­tei­len­de Fahr­zeug mit Die­sel­par­ti­kel­fil­ter für ei­ne Ver­wen­dung im rei­nen Kurz­stre­cken­be­trieb nur ein­ge­schränkt ge­eig­net war, weil zwecks Fil­ter­rei­ni­gung von Zeit zu Zeit Re­ge­ne­ra­ti­ons­fahr­ten über Land er­for­der­lich wa­ren. In­so­weit han­de­le es sich le­dig­lich um die prak­ti­schen Aus­wir­kun­gen des ge­gen­wär­ti­gen Stan­des ei­ner Fil­ter­tech­nik, die man als un­be­frie­di­gend emp­fin­den kön­ne, die aber bei al­len Fahr­zeu­gen mit Die­sel­par­ti­kel­fil­tern auf­tre­ten und die nach dem Stand der Tech­nik nicht zu ver­mei­den sind. Nichts an­de­res gilt da­her auch vor­lie­gend, und zwar auch im Hin­blick auf die Pro­ble­ma­tik der Mo­toröl­ver­dün­nung im Fal­le ei­nes nicht feh­ler­be­ding­ten häu­fi­gen Ab­bre­chens des Re­ge­ne­ra­ti­ons­pro­zes­ses. Denn der Sach­ver­stän­di­ge hat in­so­weit ex­pli­zit aus­ge­führt, dass sich die­se Pro­ble­ma­tik „der­zeit bei sehr vie­len Fahr­zeu­gen“ stel­le, und zwar ins­be­son­de­re dann, wenn die­se nur im Kurz­stre­cken­be­reich ge­nutzt wür­den.

Wenn der Klä­ger im Wei­te­ren dar­auf ab­stel­len möch­te, dass ein Man­gel je­den­falls dann an­zu­neh­men sei, wenn die Motoröl­verdünnung zu ei­nem Mo­tor­scha­den füh­re, ver­kennt er das bis­he­ri­ge Er­geb­nis der Beweis­aufnahme. Denn wie be­reits aus­ge­führt, sah es der Sach­ver­stän­di­ge zwar als ei­ne theo­re­tisch denk­ba­re Mög­lich­keit an, dass dies die Ur­sa­che der hier fest­ge­stell­ten Man­gel­schmie­rung ge­we­sen sein könn­te. Gleich­zei­tig schränk­te er die­se Aus­sa­ge aber da­hin ge­hend ein, dass er dies nicht si­cher sa­gen kön­ne und dass ihm in­so­weit le­dig­lich ein in­of­fi­zi­el­ler Grenz­wert (17 %) ei­nes an­de­ren Her­stel­lers (Au­di) be­kannt sei, der vor­lie­gend aber mit 14,06 % noch nicht er­reicht war. Zu­dem las­se sich hier­aus für das klä­ge­ri­sche Fahr­zeug kei­ne trag­fä­hi­ge Fest­stel­lung tref­fen. Auch ei­ne ge­ne­rel­le, vom hie­si­gen Scha­dens­fall los­ge­lös­te Aus­sa­ge des Sach­ver­stän­di­gen, wo­nach die Mo­toröl­ver­dün­nung ir­gend­wann zwangs­läu­fig ei­nen Mo­tor­scha­den ver­ur­sa­che, lässt sich den gut­ach­ter­li­chen Aus­füh­run­gen nicht ent­neh­men. Aus die­sem Grund er­weist sich die in den Raum ge­stell­te Be­haup­tung des Klä­gers, wo­nach die Mo­toröl­ver­dün­nung zu ei­nem Mo­tor­scha­den füh­re bzw. ge­führt ha­ben müs­se, letzt­lich als rei­ne Ver­mu­tung und kann da­her auch an die­ser Stel­le kei­nen Man­gel be­grün­den.

d) Wenn der Klä­ger in die­sem Zu­sam­men­hang au­ßer­dem meint, die Be­klag­te ha­be ihn auf die Ge­fahr der Mo­toröl­ver­dün­nung und die Er­for­der­lich­keit ei­nes früh­zei­ti­gen Öl­wech­sels bei ei­nem Ein­satz des Fahr­zeugs im Kurz­stre­cken­ver­kehr je­den­falls hin­zu­wei­sen ge­habt, führt dies eben­falls nicht wei­ter. Da­bei ist die An­sicht des Klä­gers, ein sol­cher Hin­weis hät­te im Rah­men sei­ner Werk­statt­be­su­che er­fol­gen müs­sen, für die Fra­ge ei­nes Man­gels i. S. des § 434 I BGB un­er­heb­lich, da die Ver­let­zung ei­ner sol­chen ge­ge­be­nen­falls be­ste­hen­den Pflicht al­len­falls ei­ne Haf­tung aus dem je­weils er­folg­ten Re­pa­ra­tur- oder War­tungs­auf­trag und nicht aus dem Kauf­ver­trag be­grün­den könn­te, was dann aber nicht zu den hier be­gehr­ten Rechts­fol­gen füh­ren kann.

Eben­so we­nig lässt sich in die­sem Kon­text ein Man­gel mit dem vor­han­de­nen bzw. nicht vor­han­de­nen In­halt der Be­die­nungs­an­lei­tung be­grün­den. Zwar geht die Recht­spre­chung da­von aus, dass ei­ne feh­ler­haf­te Be­die­nungs­an­lei­tung im Ein­zel­fall ei­nen Man­gel der ge­lie­fer­ten Sa­che selbst be­grün­den kann. Das gilt aber nur dann, wenn ei­ne zur sinn­vol­len Ver­wen­dung der Sa­che er­for­der­li­che Be­die­nungs­an­lei­tung ganz fehlt oder ei­ne sol­che zwar vor­han­den, aber in wesent­lichen Punk­ten lü­cken- oder feh­ler­haft ist (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 14.11.2013 – 28 U 33/13, ju­ris Rn. 44; OLG Mün­chen, Urt. v. 09.03.2006 – 6 U 4082/05, ju­ris Rn. 24 f.). Die­se Vor­aus­set­zun­gen lie­gen hier aber nicht vor. Denn aus der … aus­zugs­wei­se zur Ak­te ge­reich­ten Be­die­nungs­an­lei­tung lässt sich oh­ne Wei­te­res ent­neh­men, dass der vor­han­de­ne Ruß­par­ti­kel­fil­ter ei­ner Re­ge­ne­ra­ti­on be­darf, die im Fall von häu­fi­gen Kurzstrecken­fahrten ge­ge­be­nen­falls vom Fah­rer selbst zu ak­ti­vie­ren ist. Eben­so wird auf die Not­wen­dig­keit ei­ner be­stimm­ten Dau­er des Re­ge­ne­ra­ti­ons­pro­zes­ses hin­ge­wie­sen. So­weit der Klä­ger rügt, es wer­de nicht klar, was sich hin­ter dem Be­griff „DPF-Re­ge­ne­rie­rung“ ver­ber­ge, ver­mag der Se­nat dies nicht nach­zu­voll­zie­hen. Denn gleich zu Be­ginn des be­tref­fen­den Ab­schnit­tes wird klar­ge­stellt, dass die Ab­kür­zung „DPF“ für „Die­sel­par­ti­kel­fil­ter“ steht. Ein wei­ter­ge­hen­der Hin­weis auf die Pro­ble­ma­tik ei­ner even­tu­el­len Mo­toröl­ver­dün­nung war nicht er­for­der­lich, weil die Bedienungs­anleitung auch oh­ne die­sen Hin­weis brauch­bar ist und ei­ne Nut­zung des Fahr­zeugs er­mög­licht. Dies gilt ins­be­son­de­re auch des­halb, weil nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me ge­ra­de nicht fest­steht, dass die Mo­toröl­ver­dün­nung zwin­gend zu ei­nem Mo­tor­scha­den führt.

3. Schließ­lich steht dem Klä­ger auch kein An­spruch we­gen der Ver­let­zung ei­ner Hin­weis- oder Auf­klä­rungs­pflicht ge­mäß §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB zur Sei­te. Dies schei­tert schon dar­an, dass ei­ne sol­che Pflicht nur für sol­che Um­stän­de be­steht, die für den Ver­trags­schluss für den Ver­trags­part­ner er­kenn­bar von we­sent­li­cher Be­deu­tung sind und de­ren Mit­tei­lung nach Treu und Glau­ben er­war­tet wer­den kann. Die­se Vor­aus­set­zun­gen ver­mag der Se­nat im Hin­blick auf die Pro­ble­ma­tik der Mo­toröl­ver­dün­nung, auf die der Klä­ger ab­stellt, nicht zu er­se­hen, und zwar ins­be­son­de­re des­halb nicht, weil in kei­ner Wei­se dar­ge­tan und be­wie­sen ist, dass die Ver­dün­nung zwangs­läu­fig zu ei­nem Mo­tor­scha­den führt bzw. in­ner­halb wel­cher Zeit­räu­me über­haupt ein kri­ti­sches Maß er­reicht wer­den kann.

4. Schließ­lich hat­te der Se­nat auch nicht in ei­ne wei­te­re Be­weis­auf­nah­me ein­zu­tre­ten.

So­weit der Klä­ger zu­nächst be­an­tragt hat, der Be­klag­ten ge­mäß § 142 ZPO auf­zu­ge­ben, die Re­pa­ra­tur­his­to­rie, vor­han­de­ne Rech­nun­gen so­wie die Feh­ler­spei­cher­da­ten von Ta­ge der Dia­gno­se­stel­lung (Bruch der Kur­bel­wel­le) vor­zu­le­gen, war dem nicht zu ent­spre­chen. Denn zum ei­nen hat die Be­klag­te im Nach­gang zu die­sem An­trag er­klärt, dass der Feh­ler­spei­cher da­mals nicht aus­ge­le­sen wor­den sei. Dies hat der Se­nat zu un­ter­stel­len, nach­dem der Klä­ger dem nicht wei­ter ent­ge­gen­ge­tre­ten ist. Wenn der­ar­ti­ge Da­ten je­doch schon nicht vor­han­den sind, kön­nen sie auch nicht von der Be­klag­ten her­aus­ge­ge­ben wer­den. Aber auch hin­sicht­lich der wei­ter be­gehr­ten Un­ter­la­gen (Re­pa­ra­tur­his­to­rie, Rech­nun­gen) war dem An­trag nicht zu ent­spre­chen. Denn so­weit der Klä­ger die­se Un­ter­la­gen be­gehrt und da­mit wei­te­re An­halts­punk­te für ei­nen Man­gel und die dies­be­züg­li­che Be­weis­auf­nah­me zu er­hal­ten er­hofft, steht dem ent­ge­gen, dass der Sach­ver­stän­di­ge im Rah­men der münd­li­chen Er­läu­te­rung sei­nes Gut­ach­tens be­reits aus­ge­führt hat, dass er an­hand der Re­pa­ra­tur­his­to­rie bzw. den dar­aus er­sicht­li­chen Ar­beits­po­si­tio­nen mög­lich­wei­se Rück­schlüs­se im Hin­blick auf die Man­gel­schmie­rung zie­hen könn­te. Zu­gleich stell­te der Sach­ver­stän­di­ge auf aus­drück­li­che Nach­fra­ge aber auch noch ein­mal klar, dass er selbst dann, wenn die Un­ter­la­gen An­halts­punk­te für ei­ne denk­ba­re Ur­sa­che ge­ben wür­den, nicht fest­stel­len könn­te, ob dies tat­säch­lich die Ur­sa­che der hier frag­li­chen Mangel­schmierung war. Mit­hin könn­te auch dann nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, dass die­se auf et­wai­ge Ab­nut­zun­gen oder De­fek­te nach Über­ga­be des Pkw zu­rück­zu­füh­ren ist. Le­dig­lich für den Fall, dass die Da­ten des Feh­ler­spei­chers un­mit­tel­bar nach Ein­tritt des Scha­dens be­kannt wä­ren, sah der Sach­ver­stän­di­ge ei­ne re­el­le Chan­ce ei­ner an­der­wei­ti­gen Be­ur­tei­lung. Aber auch dies führt hier im Er­geb­nis nicht wei­ter, weil der Sach­ver­stän­di­ge zu­gleich aus­ge­führt hat, dass ein Aus­le­sen des Feh­ler­spei­chers nicht mehr hilf­reich ist, da das Fahr­zeug zwi­schen­zeit­lich re­pa­riert und in Be­trieb ge­nom­men wor­den ist. Der Sach­ver­stän­di­ge hat hier­zu er­läu­tert, dass es in ei­nem sol­chen Fall im Rah­men der Re­pa­ra­tur zu ei­ner Viel­zahl von Feh­ler­mel­dun­gen kommt, so­dass kei­ne sinn­vol­len Rück­schlüs­se mehr auf da­vor lie­gen­de tech­ni­sche Pro­ble­me mög­lich sei­en. War­um dies im vor­lie­gen­den Fall an­ders sein könn­te, hat der Klä­ger nicht auf­ge­zeigt …

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