Tritt der Er­wer­ber ei­nes Kraft­fahr­zeugs un­ter ei­nem frem­den Na­men auf, so hängt es von den Um­stän­den des Ein­zel­falls ab, ob Ver­trags­part­ner des Ver­käu­fers die un­ter frem­dem Na­men han­deln­de Per­son oder der Na­mens­trä­ger wird. Da­bei ist et­wa zu be­rück­sich­ti­gen, ob der Ver­käu­fer den Kauf­preis be­reits er­hal­ten hat.

OLG Hamm, Ur­teil vom 22.02.2016 – 5 U 110/15

Sach­ver­halt: Der Klä­ger bot ein ur­sprüng­lich in sei­nem Ei­gen­tum ste­hen­des Kraft­fahr­zeug im In­ter­net für 31.995 € zum Kauf an.

Am 20.11.2014 mel­de­te sich bei ihm te­le­fo­nisch ei­ne Per­son un­ter dem Na­men T und zeig­te In­ter­es­se an dem Fahr­zeug. Im Lau­fe des Ge­sprächs teil­te der An­ru­fer dem Klä­ger mit, dass er aus zeit­li­chen Grün­den ei­nem Be­auf­trag­ten die Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs und ge­ge­be­nen­falls des­sen Ab­ho­lung an­ver­trau­en wer­de. Nach dem Te­le­fo­nat über­mit­tel­te der Klä­ger sei­ne Kon­to­da­ten per E-Mail an die ihm von dem An­ru­fer mit­ge­teil­te E-Mail-Adres­se.

Am Abend des­sel­ben Ta­ges er­schien bei dem Klä­ger ei­ne Per­son, die sich un­ter dem Na­men V als Ver­tre­ter des T vor­stell­te. Der Klä­ger ließ sich die Aus­weis­pa­pie­re des T vor­le­gen und fer­tig­te für sich Licht­bil­der des Füh­rer­scheins und des Per­so­nal­aus­wei­ses an

Ihm wur­de ei­ne Quit­tung der B-Bank für ei­ne Über­wei­sung des ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses von 30.500 € vor­ge­legt. In die­ser Quit­tung, in der ein Kon­to des T als Be­las­tungs­kon­to an­ge­ge­ben ist, heißt es: „Ih­re Über­wei­sung wur­de ent­ge­gen­ge­nom­men. – Ih­re B-Bank AG“. Au­ßer­dem be­fin­det sich auf der Quit­tung ein mit dem Da­tum 20.11.2014 ver­se­he­ner Stem­pel mit dem Auf­druck „BE­ZAHLT“.

Der Klä­ger und V ver­voll­stän­dig­ten ei­nen schrift­li­chen Kauf­ver­trag, den V mit­ge­bracht und teil­wei­se schon aus­ge­füllt hat­te. Dar­in wur­de als Käu­fer T mit voll­stän­di­ger An­schrift und Han­dy­num­mer an­ge­ge­ben. In der ent­spre­chen­den Ru­brik des For­mu­lars wur­den auch die Per­so­nal­aus­weis­num­mer und die aus­stel­len­de Be­hör­de ver­merkt. Un­ter der Ru­brik „Er­klä­run­gen des Käu­fers“ wur­de an­ge­kreuzt, dass der Käu­fer das Fahr­zeug un­ver­züg­lich, spä­tes­tens am drit­ten Werk­tag nach Über­ga­be, um­mel­den wer­de; au­ßer­dem wur­de die Zu­sen­dung der Um­mel­dung als Son­der­ver­ein­ba­rung fest­ge­hal­ten. Das im Ver­trags­for­mu­lar für die Ver­ein­ba­rung ei­nes Ei­gen­tums­vor­be­halts vor­ge­se­he­ne Käst­chen wur­de nicht an­ge­kreuzt. Der Kauf­ver­trag wur­de für den Käu­fer mit dem Na­men V un­ter­zeich­net. Be­züg­lich des Kauf­prei­ses heißt es im Kauf­ver­trag un­ter der Über­schrift „Fahr­zeug­über­ga­be“ hin­ter dem vor­ge­druck­ten Text „Der Ver­käu­fer be­stä­tigt den Er­halt von:“ hand­schrift­lich: „per Über­wei­sung nach Pkw-Über­ga­be“. Im zur Ru­brik „Fahr­zeug­über­ga­be“ ge­hö­ren­den (zwei­ten) Un­ter­schrifts­feld für den Käu­fer be­fand sich be­reits ei­ne Un­ter­schrift, die der Un­ter­schrift des T in des­sen Per­so­nal­aus­weis äh­nelt.

Die un­ter dem Na­men V auf­tre­ten­de Per­son über­ließ dem Klä­ger ein „Über­ga­be­pro­to­koll für ein ge­brauch­tes Au­to“ in dem es heißt: „Hier­mit be­voll­mäch­ti­ge ich, T, mei­nen Mit­ar­bei­ter, das Fahr­zeug nach I. zu über­brin­gen“. In dem Pro­to­koll ist als Über­ge­ben­der T und als Über­neh­men­der V an­ge­ge­ben.

In der An­nah­me ei­ner be­vor­ste­hen­den Gut­schrift des Kauf­prei­ses über­gab der Klä­ger das Fahr­zeug mit sämt­li­chen Schlüs­seln und den auf sei­nen Na­men aus­ge­stell­ten Fahr­zeug­pa­pie­ren dem an­geb­li­chen Ver­tre­ter des T. Nach­dem je­doch der Kauf­preis nicht bis zum 21.11.2014 auf sei­nem Kon­to ein­ge­gan­gen war, er­stat­te­te der Klä­ger Straf­an­zei­ge we­gen Be­trugs.

Der Be­klag­te stieß am Mor­gen des 22.11.2014 auf das streit­be­fan­ge­ne Kraft­fahr­zeug, das im In­ter­net für 22.900 € zum Kauf an­ge­bo­ten wur­de. In dem In­se­rat bei mobile.​de war un­ter Über­schrift „Pri­vat­an­bie­ter“ kein Na­me an­ge­ge­ben, son­dern dort fan­den sich nur ei­ne Orts­an­ga­be (S.) und ei­ne Han­dy­num­mer. Über die­se Num­mer nahm der Be­klag­te ge­gen 10.30 Uhr Kon­takt zu dem An­bie­ter auf und ver­ein­bar­te mit ihm für 12.00 Uhr ei­nen Be­sich­ti­gungs­ter­min in S.

Als der Be­klag­te sich mit sei­ner Ehe­frau auf dem Weg nach S. be­fand, mel­de­te sich der An­bie­ter te­le­fo­nisch und bot an, dem Be­klag­ten ent­ge­gen­zu­kom­men. Die Be­sich­ti­gung und ei­ne Pro­be­fahrt fan­den dar­auf­hin in H. statt. Der Be­klag­te han­del­te den Kauf­preis auf 21.700 € her­un­ter. Noch am sel­ben Abend brach­te der An­bie­ter, der sich dem Be­klag­ten ge­gen­über als ge­werb­li­cher Zwi­schen­händ­ler aus­gab, das Fahr­zeug zur Woh­nung des Be­klag­ten in C. Dort wur­de der Kauf ab­ge­wi­ckelt, und der Be­klag­te er­hielt ge­gen Bar­zah­lung das Fahr­zeug mit sämt­li­chen Pa­pie­ren und Schlüs­seln. Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag über ein Ge­braucht­fahr­zeug „von pri­vat“ wur­de als Ver­käu­fer ein K mit Wohn­sitz in S. und ei­nem am 22.11.2014 aus­ge­stell­ten ser­bi­schen Per­so­nal­aus­weis an­ge­ge­ben. Fer­ner ent­hielt der Kauf­ver­trag ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss.

Am 24.11.2014 wand­te sich der Be­klag­te te­le­fo­nisch an den Klä­ger und bat ihn un­ter Hin­weis auf den Er­werb des Fahr­zeugs un­ter an­de­rem dar­um, bei der Volks­wa­gen Ver­si­che­rungs­dienst GmbH ei­ne Ga­ran­tie­ver­län­ge­rung zu ver­an­las­sen.

Mit An­walts­schrei­ben vom 28.11.2014 for­der­te der Klä­ger den ver­meint­li­chen Käu­fer T un­ter Frist­set­zung zur Zah­lung des ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses auf. T teil­te dar­auf­hin mit Schrei­ben vom 30.11.2014 mit, dass er vom Klä­ger kein Fahr­zeug er­wor­ben, aber am 15.11.2014 sei­ne Geld­bör­se mit al­len sei­nen Pa­pie­ren ver­lo­ren und dies auch An­zei­ge ge­bracht ha­be.

Dar­über setz­te der Klä­ger den Be­klag­ten in Kennt­nis. Die­se re­agier­te, in­dem er den Klä­ger an­walt­lich auf­for­dern ließ, ge­gen­über den für die Kfz-Zu­las­sung zu­stän­di­gen Be­hör­den zu er­klä­ren, dass ihm das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nicht ge­stoh­len wor­den sei.

Mit An­walts­schrei­ben vom 02.12.2014 for­der­te der Klä­ger den Be­klag­ten er­folg­los zur Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs bis zum 11.12.2014 auf.

Im De­zem­ber 2014 be­an­trag­te der Be­klag­te sei­ner­seits beim LG Hil­des­heim den Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen Ver­fü­gung mit dem Ziel, die Frei­ga­be des Fahr­zeugs durch den Klä­ger zu er­rei­chen, um es um­mel­den zu kön­nen. Die­ser An­trag wur­de durch Ur­teil vom 20.01.2015 zu­rück­ge­wie­sen; die da­ge­gen ge­rich­te­te Be­ru­fung des Be­klag­ten hat­te kei­nen Er­folg.

Die im Ja­nu­ar 2015 er­ho­be­ne Her­aus­ga­be­kla­ge des Klä­gers hat das Land­ge­richt ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, es kön­ne of­fen­blei­ben, ob der Be­klag­te beim Er­werb des Fahr­zeugs gut­gläu­big ge­we­sen sei. Denn je­den­falls ha­be der Klä­ger sein Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug ge­mäß § 929 Satz 1 BGB an des­sen Ab­ho­ler V oder an den durch V ver­tre­te­nen T ver­lo­ren. Ei­ne Ei­gen­tums­über­tra­gung schei­te­re nicht an der Vor­stel­lung des Klä­gers, mit dem ech­ten T zu kon­tra­hie­ren. Die vor­lie­gen­de Fall­ge­stal­tung sei viel­mehr mit ei­nem Bar­ge­schäft ver­gleich­bar, weil der Klä­ger auf­grund der ihm vor­ge­leg­ten Quit­tung ge­meint ha­be, mit hin­rei­chen­der Si­cher­heit von ei­nem be­vor­ste­hen­den Zah­lungs­ein­gang aus­ge­hen zu dür­fen. In die­ser Kon­stel­la­ti­on sei ihm der tat­säch­li­che Na­me sei­nes Ge­schäfts­part­ners gleich­gül­tig ge­we­sen; we­der T noch den ihm ge­gen­über Auf­tre­ten­den ha­be er vor­her ge­kannt. Der Na­me sei für den Klä­ger auch un­wich­tig ge­we­sen, weil er ge­dacht ha­be, die Ge­gen­leis­tung sei mit hin­rei­chen­der Si­cher­heit auf dem Weg zu ihm. Auch bei ei­nem Bar­ge­schäft ge­be es kei­ne völ­li­ge Si­cher­heit, et­wa wenn die Kauf­sa­che mit Falsch­geld be­zahlt wer­de.

Die da­ge­gen ge­rich­te­te Be­ru­fung des Klä­gers hat­te ganz über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: A. Der Klä­ger hat ge­gen den Be­klag­ten ei­nen An­spruch auf Her­aus­ga­be des streit­be­fan­ge­nen Kraft­fahr­zeugs aus § 985 BGB.

I. Der Klä­ger ist Ei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs.

1. Zwar strei­tet für den Be­klag­ten im Aus­gangs­punkt ei­ne Ei­gen­tums­ver­mu­tung aus § 1006 I 1 BGB, weil dem Klä­ger das Fahr­zeug nicht i. S. von § 1006 I 2 BGB ab­han­den­ge­kom­men ist. Denn der Klä­ger hat das Fahr­zeug wil­lent­lich im Zu­ge sei­ner Ver­äu­ße­rung an den Er­wer­ber über­ge­ben. Der Um­stand, dass er da­zu durch Täu­schung ver­an­lasst wor­den ist, än­dert dar­an nichts. Denn ein Irr­tum oder ei­ne Täu­schung be­grün­den kei­ne Un­frei­wil­lig­keit des Be­sitz­ver­lusts (vgl. Pa­landt/Bas­sen­ge, BGB, 75. Aufl. [2016], § 935 Rn. 5).

Je­doch ist die für den Be­klag­ten strei­ten­de Ei­gen­tums­ver­mu­tung wi­der­legt, weil er im Zu­ge des von ihm kon­kret be­haup­te­ten Ei­gen­tums­vor­gangs kein Ei­gen­tum er­wor­ben hat. Wenn sich der Ver­mu­tungs­be­güns­tig­te – wie hier der Be­klag­te – näm­lich zu dem Er­werbs­grund ge­äu­ßert hat, ge­nügt die Wi­der­le­gung des vom Ver­mu­tungs­be­güns­tig­ten kon­kret be­haup­te­ten Er­werbs­grun­des (Schmitz, in: Baum­gär­tel/Lau­men/Prüt­ting, Hand­buch der Be­weis­last – BGB Sa­chen­recht, 3. Aufl. [2010], § 1006 Rn. 31; MünchKomm-BGB/Bal­dus, 6. Aufl. [2013], § 1006 Rn. 61; Stau­din­ger/Gurs­ky, BGB, Neu­be­arb. 2012, § 1006 Rn. 48). § 1006 BGB mu­tet dem Geg­ner des Be­sit­zers zwar den vol­len Ge­gen­be­weis ge­gen die ge­setz­li­che Ei­gen­tums­ver­mu­tung zu, je­doch nur in­ner­halb ver­nünf­ti­ger Gren­zen und in dem durch den bei­der­sei­ti­gen Sach­vor­trag ab­ge­steck­ten Rah­men (BGH, Urt. v. 19.01.1977 – VI­II ZR 42/75, ju­ris Rn. 29).

Vor­lie­gend lässt sich fest­stel­len, dass der Be­klag­te bei sei­nem Er­werb des Fahr­zeugs von der Per­son, die ihm ge­gen­über un­ter dem Na­men K auf­ge­tre­ten ist, kein Ei­gen­tum er­wor­ben hat. Denn der Klä­ger hat im Zu­ge der ei­ge­nen Ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs sein Ei­gen­tum nicht ver­lo­ren (da­zu nach­fol­gend 2), und der Be­klag­te hat sich bei Er­werb des Fahr­zeugs nicht im gu­ten Glau­ben be­fun­den (da­zu nach­fol­gend 3).

2. Das Land­ge­richt geht zu Un­recht da­von aus, dass der Klä­ger bei sei­ner ei­ge­nen Ver­äu­ße­rung das Ei­gen­tum auf­grund ei­ner wirk­sa­men Über­eig­nung an sei­nen Ge­schäfts­geg­ner ver­lo­ren hat. Denn ent­ge­gen der An­nah­me des Land­ge­richts han­del­te es sich nicht um ein Ei­gen­ge­schäft des Han­deln­den, son­dern um ein dem Na­mens­trä­ger – T – zu­zu­rech­nen­des so­ge­nann­tes Ver­tre­ter­ge­schäft. Die für den ver­meint­li­chen Er­wer­ber auf­tre­ten­de Per­son war aber we­der von T be­voll­mäch­tigt, noch hat die­ser das Rechts­ge­schäft ge­neh­migt.

a) Beim Han­deln un­ter frem­dem Na­men ist da­nach zu un­ter­schei­den, ob – aus der in­so­weit maß­geb­li­chen Sicht der an­de­ren Par­tei – ein Ge­schäft des Na­mens­trä­gers oder ein Ei­gen­ge­schäft des Han­deln­den vor­liegt (grund­le­gend: BGH, Urt. v. 03.03.1966 – II ZR 18/64, BGHZ 45, 193). Ein Ei­gen­ge­schäft un­ter fal­scher Na­mens­an­ga­be – aus dem der Han­deln­de selbst ver­pflich­tet wird – ist dann ge­ge­ben, wenn die Be­nut­zung des frem­den Na­mens bei der an­de­ren Ver­trags­par­tei kei­ne Fehl­vor­stel­lung über die Iden­ti­tät des Han­deln­den her­vor­ge­ru­fen hat, die­se den Ver­trag al­so nur mit dem Han­deln­den ab­schlie­ßen will. Ein Ge­schäft des Na­mens­trä­gers ist dem­ge­gen­über an­zu­neh­men, wenn das Auf­tre­ten des Han­deln­den auf ei­ne be­stimm­te an­de­re Per­son hin­weist und die an­de­re Par­tei der An­sicht sein durf­te, der Ver­trag kom­me mit die­ser Per­son zu­stan­de. In die­sem Fall sind die Grund­sät­ze der Stell­ver­tre­tung (§§ 164 ff. BGB) ent­spre­chend an­zu­wen­den. Der Na­mens­trä­ger kann das Ge­schäft ge­neh­mi­gen, so­dass er selbst Ver­trags­part­ner wird. Ver­wei­gert er die Ge­neh­mi­gung, blei­ben die Wil­lens­er­klä­run­gen des­sen, der un­be­rech­tigt un­ter sei­nem Na­men ge­han­delt hat, un­wirk­sam. Die­ser schul­det dann ent­spre­chend § 179 I BGB dem Ge­schäfts­geg­ner nach des­sen Wahl Er­fül­lung oder Scha­dens­er­satz (vgl. BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, ju­ris Rn. 7 m. w. Nachw.).

b) Un­ter Zu­grun­de­le­gung die­ser Ab­gren­zungs­kri­te­ri­en ist vor­lie­gend da­von aus­zu­ge­hen, dass der Kauf­ver­trag – und hier von In­ter­es­se – die ding­li­che Ei­ni­gung des Klä­gers mit dem Na­mens­trä­ger (T) zu­stan­de kom­men soll­ten. Denn dem Klä­ger kam es er­sicht­lich dar­auf an, mit dem Na­mens­trä­ger zu kon­tra­hie­ren und nicht mit dem Ver­hand­lungs­part­ner selbst; er be­fand sich in ei­ner Fehl­vor­stel­lung über die Iden­ti­tät des Han­deln­den.

Nach der in die­ser In­stanz nicht mehr be­strit­te­nen und im Üb­ri­gen glaub­haf­ten Dar­stel­lung des Klä­gers zu den äu­ße­ren Vor­gän­gen sei­ner Ver­äu­ße­rung wies das Auf­tre­ten des Ver­hand­lungs­part­ners auf ei­ne be­stimm­te, re­al exis­tie­ren­de Per­son (T) hin. Nach der Art des Ge­schäfts spiel­ten der Na­me und die Iden­ti­tät der an­de­ren Par­tei für den Ab­schluss und die Durch­füh­rung des Ver­tra­ges aus der – in­so­weit maß­geb­li­chen – Sicht des Klä­gers auch durch­aus ei­ne ent­schei­den­de Rol­le. Der Klä­ger hat mit dem Na­men sei­nes Ver­trags­part­ners, der ihm nicht per­sön­lich ge­gen­über­ge­tre­ten ist, ei­ne be­stimm­te Vor­stel­lung ver­bun­den. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass er mit ihm nur te­le­fo­nisch ver­han­delt hat. Gleich­wohl hat er Wert auf des­sen Iden­ti­tät ge­legt, wie sein ge­sam­tes Ver­hal­ten bei der Ge­schäfts­ab­wick­lung deut­lich macht. So hat er sich den Per­so­nal­aus­weis und den Füh­rer­schein sei­nes ver­meint­li­chen Ge­schäfts­geg­ners vor­le­gen las­sen und da­von für ei­ge­ne Zwe­cke Licht­bil­der ge­fer­tigt. Es ist ein schrift­li­cher Ver­trag auf­ge­setzt wor­den, in den sämt­li­che Da­ten – ein­schließ­lich der Num­mer des Per­so­nal­aus­wei­ses – des ver­meint­li­chen Käu­fers auf­ge­nom­men wor­den sind. Au­ßer­dem lau­te­te auf den Na­men sei­nes ver­meint­li­chen Ver­trags­part­ners das Be­las­tungs­kon­to auf der vor­ge­leg­ten Über­wei­sungs­quit­tung.

An­ge­sichts die­ser Zah­lungs­mo­da­li­tä­ten han­del­te es sich nicht um ei­nen ty­pi­schen Ge­braucht­wa­gen­kauf mit ei­nem so­for­ti­gen und voll­stän­di­gen Aus­tausch der bei­der­sei­ti­gen Leis­tun­gen. An­ders als in den Fäl­len, in de­nen das Ei­gen­in­ter­es­se des Ver­käu­fers in der Re­gel durch den so­for­ti­gen Er­halt des Kauf­prei­ses in bar ab­ge­deckt ist, be­stand vor­lie­gend die nicht von der Hand zu wei­sen­de Ge­fahr, dass die an­geb­li­che Über­wei­sung sei­nem Kon­to nicht gut­ge­schrie­ben wer­de. Ei­ne hin­rei­chen­de Si­cher­heit be­stand für den Klä­ger auf­grund des vor­ge­leg­ten Über­wei­sungs­trä­gers noch nicht. Zwar kann auch bei ei­nem Bar­ge­schäft – wie das Land­ge­richt aus­ge­führt hat – die Ge­fahr, an Falsch­geld zu ge­ra­ten, nicht voll­ends aus­ge­schlos­sen wer­den. Je­doch kann die­ses Ri­si­ko durch ei­ne un­mit­tel­ba­re Kon­trol­le des über­las­se­nen Bar­gelds weit­ge­hend aus­ge­räumt wer­den, wäh­rend der Ein­gang der Über­wei­sung hier noch aus­stand. Die vor­lie­gen­de Sach­ver­halts­kon­stel­la­ti­on ent­spricht da­her im Kern nicht der Fall­grup­pe ei­nes so­for­ti­gen Leis­tungs­aus­tauschs. Au­ßer­dem war das Ge­schäft aus Sicht des Klä­gers auch des­halb nicht voll­stän­dig er­le­digt, weil für ihn nicht ab­seh­bar war, ob der Er­wer­ber sei­ner vor­ge­se­he­nen Ver­pflich­tung zur un­ver­züg­li­chen Ab­mel­dung des Fahr­zeu­ges nach­kom­men wird.

Für sei­nen ge­gen­tei­li­gen Stand­punkt kann der Be­klag­te auch aus der Ent­schei­dung des BGH vom 01.03.2013 – V ZR 92/12 nichts Durch­grei­fen­des her­lei­ten. Der BGH hat sich in dem dor­ti­gen Fall mit der Fra­ge be­fasst, wer bei dem Er­werb ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs Ge­schäfts­part­ner wird, wenn der Ver­äu­ße­rer un­ter frem­dem Na­men auf­tritt. Da­bei ist der BGH zu der Ein­schät­zung ge­langt, dass al­lein das Auf­tre­ten des Ver­äu­ße­rers un­ter dem aus den Fahr­zeug­pa­pie­ren er­sicht­li­chen Na­men noch nicht zur An­nah­me füh­re, der Kauf­ver­trag und die ding­li­che Ei­ni­gung sei­en mit dem Na­mens­trä­ger zu­stan­de ge­kom­men. Das Auf­tre­ten un­ter dem aus den Fahr­zeug­pa­pie­ren her­vor­ge­hen­den Na­men al­lein be­grün­de noch kei­ne Iden­ti­täts­vor­stel­lung des Er­wer­bers, hin­ter der die Per­son des ver­han­deln­den Ver­äu­ße­rers zu­rück­tre­te. Dies kön­ne nur an­ge­nom­men wer­den, wenn die Iden­ti­tät des Na­mens­trä­gers für den Er­wer­ber ei­ne be­son­de­re Be­deu­tung ha­be, et­wa wenn kein so­for­ti­ger Leis­tungs­aus­tausch statt­fin­de oder der Na­mens­trä­ger ei­ne be­kann­te Per­sön­lich­keit sei (vgl. BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, ju­ris Rn. 9).

Die­se Ent­schei­dung än­dert nichts dar­an, dass es sich bei der Ab­gren­zung zwi­schen Ei­gen- und Ver­tre­ter­ge­schäf­ten beim Han­deln un­ter frem­dem Na­men im We­sent­li­chen um ei­ne Aus­le­gungs- und da­mit um ei­ne Tat­fra­ge han­delt. Da­her ist es ge­bo­ten, die Ab­gren­zung in je­dem Ein­zel­fall un­ter Wür­di­gung der ge­sam­ten Um­stän­de des Ver­trags­schlus­ses vor­zu­neh­men. Der vom BGH zu be­wer­ten­de Sach­ver­halt un­ter­schied sich aber grund­le­gend von den Um­stän­den des hier zu be­ur­tei­len­den Fal­les. An­ders als in dem vom BGH ent­schie­de­nen Fall ist hier nicht der Ver­äu­ße­rer, son­dern der Er­wer­ber des Ge­braucht­wa­gens un­ter fal­schem Na­men auf­ge­tre­ten. Bei der un­ter Wür­di­gung al­ler Um­stän­de des Ver­trags­schlus­ses vor­zu­neh­men­den Aus­le­gung, ob es dem Ge­schäfts­geg­ner – hier al­so dem Klä­ger als Ver­äu­ße­rer – aus sei­ner maß­geb­li­chen Sicht auf die dem ver­wen­de­ten Na­men zu­ge­ord­ne­te Per­son an­kommt, darf auch sein Rechts­ver­fol­gungs­in­ter­es­se nicht aus den Au­gen ge­las­sen wer­den. Das In­ter­es­se des Ver­äu­ße­rers wird re­gel­mä­ßig eher auf ei­nen Ver­trag mit dem Na­mens­trä­ger ge­rich­tet sein. Denn in die­sem Fall kann er ent­we­der die­sen auf Ge­neh­mi­gung ana­log § 177 II BGB in An­spruch neh­men oder bei Ver­wei­ge­rung ge­gen den Han­deln­den ana­log § 179 BGB vor­ge­hen. Beim Ver­tre­ter­ge­schäft wer­den sei­ne In­ter­es­sen al­so um­fas­send ge­schützt, wäh­rend der un­ter fal­schem Na­men Han­deln­de grund­sätz­lich kein schüt­zens­wer­tes In­ter­es­se dar­an hat, selbst Ver­trags­par­tei zu wer­den. Aus der grund­sätz­lich maß­geb­li­chen Sicht der an­de­ren Ver­trags­par­tei spricht die In­ter­es­sen­la­ge al­so re­gel­mä­ßig für ein Ver­tre­ter­ge­schäft. An­ge­sichts des­sen dür­fen zu­min­dest dann, wenn es sich – wie im vor­lie­gen­den Fall – um ein Han­deln un­ter frem­dem Na­men auf­sei­ten des Er­wer­bers han­delt, bei dem das Ei­gen­in­ter­es­se des Ver­äu­ße­rers nicht durch den so­for­ti­gen Er­halt der mo­ne­tä­ren Ge­gen­leis­tung wei­test­ge­hend ab­ge­deckt ist, die An­for­de­run­gen an ei­ne kon­kre­te Iden­ti­täts­vor­stel­lung nicht über­spannt wer­den.

Dem­ge­gen­über stellt sich die In­ter­es­sen­la­ge beim Auf­tre­ten des Ver­äu­ße­rers un­ter frem­dem Na­men an­ders dar. Denn beim Er­werb vom Nicht­be­rech­tig­ten wirkt die An­nah­me ei­nes Ver­tre­ter­ge­schäfts letzt­lich zu­las­ten des Er­wer­bers, da der tat­säch­li­che Ei­gen­tü­mer mit sei­ner Ver­wei­ge­rung der Ge­neh­mi­gung den Ei­gen­tums­er­werb un­ter­bin­den könn­te. Vor die­sem Hin­ter­grund sind die Aus­füh­run­gen des BGH in sei­ner oben zi­tier­ten Ent­schei­dung zu ver­ste­hen, dass nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den kön­ne, der Käu­fer wol­le das Fahr­zeug stets nur von dem Trä­ger des aus den Fahr­zeug­pa­pie­ren er­sicht­li­chen Na­mens, mit­hin von dem tat­säch­li­chen Ei­gen­tü­mer er­wer­ben. Für den Er­wer­ber sei le­dig­lich die Über­ein­stim­mung der Na­men des Ver­äu­ße­rers und des aus dem Fahr­zeug­brief er­sicht­li­chen Hal­ters von Be­lang, nicht aber die hin­ter dem Na­men ste­hen­de Per­son (vgl. BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, ju­ris Rn. 9). Maß­geb­lich wird al­so auf die Sicht des Er­wer­bers und des­sen In­ter­es­se an ei­nem (gut­gläu­bi­gen) Er­werb des Kraft­fahr­zeugs ab­ge­stellt. Tritt da­ge­gen der Er­wer­ber un­ter fal­schem Na­men auf, ist für den Ver­äu­ße­rer, des­sen Ei­gen­in­ter­es­sen – wie hier – im Zu­ge der Ver­trags­ab­wick­lung nicht rest­los ab­ge­deckt sind, von er­heb­li­cher Be­deu­tung, mit wem er kon­tra­hiert.

c) Der Na­mens­trä­ger – T – hat mit sei­nem Schrei­ben vom 30.11.2013 die Ge­neh­mi­gung des ihm zu­zu­rech­nen­den Ver­tre­ter­ge­schäfts ver­wei­gert, wes­halb die schwe­ben­de Un­wirk­sam­keit (§ 177 II BGB ana­log) be­en­det und das Rechts­ge­schäft end­gül­tig wir­kungs­los ge­wor­den ist.

3. Der Be­klag­te hat das Fahr­zeug nicht gut­gläu­big er­wor­ben.

a) Bei ei­ner – wie hier – nach § 929 Satz 1 BGB er­folg­ten Über­eig­nung wird der Er­wer­ber auch dann Ei­gen­tü­mer, wenn die Sa­che nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hört, es sei denn, dass er zu der Zeit, zu der er nach die­sen Vor­schrif­ten das Ei­gen­tum er­wer­ben wür­de, nicht in gu­tem Glau­ben ist (§ 932 I 1 BGB). Nach § 932 II BGB ist der Er­wer­ber nicht in gu­tem Glau­ben, wenn ihm be­kannt oder in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ist, dass die Sa­che nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hört. Un­ter der hier nur in Be­tracht kom­men­den Al­ter­na­ti­ve der gro­ben Fahr­läs­sig­keit wird im All­ge­mei­nen ein Han­deln ver­stan­den, bei dem die er­for­der­li­che Sorg­falt den ge­sam­ten Um­stän­den nach in un­ge­wöhn­lich gro­ßem Ma­ße ver­letzt wor­den und bei dem das­je­ni­ge un­be­ach­tet ge­blie­ben ist, was im ge­ge­be­nen Fall je­dem hät­te ein­leuch­ten müs­sen (vgl. BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, ju­ris Rn. 11 m. w. Nachw.).

b) Im vor­lie­gen­den Fall hät­te sich dem Be­klag­ten auf­drän­gen müs­sen, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Kraft­fahr­zeug nicht dem Ver­käu­fer ge­hör­te und die­ser nicht zur Ver­äu­ße­rung be­fugt war.

aa) Beim Er­werb ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs be­grün­det der Be­sitz des­sel­ben al­lein nicht den für den Gut­glau­bens­er­werb nach § 932 BGB er­for­der­li­chen Rechts­schein. Viel­mehr ge­hört es re­gel­mä­ßig zu den Min­des­ter­for­der­nis­sen gut­gläu­bi­gen Er­werbs ei­nes sol­chen Kraft­fahr­zeugs, dass sich der Er­wer­ber den Kraft­fahr­zeug­brief vor­le­gen lässt, um die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers zu prü­fen. Der Fahr­zeug­brief (§ 25 IV 2 StV­ZO a.F.) wie auch die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (§ 12 VI FZV), die die­sen mitt­ler­wei­le ab­ge­löst hat, ver­brie­fen nicht das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug. Ihr Sinn und Zweck be­steht in dem Schutz des Ei­gen­tü­mers oder sonst ding­lich am Kraft­fahr­zeug Be­rech­tig­ten. An­hand der Ein­tra­gun­gen ist die Mög­lich­keit ge­ge­ben, bei dem ein­ge­tra­ge­nen Be­rech­tig­ten die Über­eig­nungs­be­fug­nis des Fahr­zeug­be­sit­zers nach­zu­prü­fen (vgl. BGH, Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, ju­ris Rn. 12; Urt. v. 13.05.1996 – II ZR 222/95, ju­ris Rn. 7, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, ju­ris Rn. 14). Aber auch, wenn der Ver­äu­ße­rer im Be­sitz des Fahr­zeugs und des Briefs ist, kann der Er­wer­ber gleich­wohl bös­gläu­big sein, wenn be­son­de­re Um­stän­de sei­nen Ver­dacht er­re­gen muss­ten und er die­se un­be­ach­tet lässt. Über ihm be­kann­te oder of­fen­lie­gen­de Ver­dachts­grün­de darf sich der Er­wer­ber nicht hin­weg­set­zen (vgl. BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, ju­ris Rn. 13 m. w. Nachw.).

bb) Der­ar­ti­ge mü­he­los er­kenn­ba­re Ver­dachts­grün­de la­gen hier vor; zu­las­ten des Be­klag­ten strei­ten zahl­rei­che Um­stän­de, die sei­nen Arg­wohn be­grün­den muss­ten und sei­nen Ver­zicht auf wei­te­re Nach­for­schun­gen be­züg­lich der Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se im er­heb­li­chen Ma­ße als leicht­fer­tig er­schei­nen las­sen. Zwar konn­te der Ver­äu­ße­rer – der ver­meint­li­che K – dem Be­klag­ten die in sei­nem Be­sitz be­find­li­chen Ori­gi­nal­fahr­zeug­pa­pie­re vor­le­gen. Al­ler­dings er­gab sich aus die­sen Pa­pie­ren ein vom Ver­äu­ße­rer per­so­nen­ver­schie­de­ner letz­ter Hal­ter (der Klä­ger). Des­halb konn­te der Be­klag­te an­hand die­ser Do­ku­men­te die Ver­fü­gungs­be­fug­nis des Ver­käu­fers nicht über­prü­fen. Beim Kauf von Ge­braucht­wa­gen sind bei feh­len­der Iden­ti­tät zwi­schen dem Ver­äu­ße­rer ei­nes ge­brauch­ten Pkw und dem letz­ten im Kraft­fahr­zeug­brief bzw. in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II ver­zeich­ne­ten Hal­ter in al­ler Re­gel Ver­dachts­mo­men­te vor­han­den, die die An­nah­me ei­ner Nach­for­schungs­pflicht recht­fer­ti­gen (vgl. BGH, Urt. v. 11.03.1991 – II ZR 88/90, ju­ris Rn. 17; Se­nat, Urt. v. 02.03.1989 – 5 U 202/88, ju­ris; OLG Köln, Beschl. v. 28.04.2014 – 11 U 14/14, ju­ris Rn. 4).

Ob die re­gel­mä­ßi­ge An­nah­me ei­ner sol­chen Ver­dachts­si­tua­ti­on bei ei­ner ge­werb­li­chen Ver­äu­ße­rung durch ei­nen Kraft­fahr­zeug­händ­ler im üb­li­chen Ge­schäfts­be­trieb ei­ner Ein­schrän­kung un­ter­liegt (so OLG Stutt­gart, Urt. v. 27.02.2013 – 3 U 140/12, ju­ris Rn. 30; OLG Mün­chen, Urt. v. 30.07.2008 – 7 U 4776/07, BeckRS 2008, 17224; OLG Ham­burg, Urt. v. 20.02.1986 – 6 U 161/85, ju­ris Rn. 48; OLG Köln, Urt. v. 21.02.1996 – 6 U 167/94, ju­ris Rn. 12; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 11.02.2009 – I-11 U 24/08, ju­ris Rn. 12; i. E. of­fen­ge­las­sen von BGH, Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, ju­ris Rn. 18), be­darf an die­ser Stel­le kei­ner Ent­schei­dung. Denn im vor­lie­gen­den Fall la­gen bei dem Er­werb durch den Be­klag­ten kei­ner­lei Um­stän­de vor, die ei­ne sol­che Pri­vi­le­gie­rung beim Händ­ler­ver­kauf ge­ge­be­nen­falls recht­fer­ti­gen könn­ten. Es han­del­te sich so­wohl nach der An­bah­nung als auch nach der Ab­wick­lung des Ge­schäfts nicht um die Ver­äu­ße­rung ei­nes Ge­braucht­fahr­zeugs im Rah­men des ord­nungs­ge­mä­ßen Ge­schäfts­be­triebs ei­nes Kraft­fahr­zeug­händ­lers.

Mit Aus­nah­me sei­ner blo­ßen Vor­stel­lung als Zwi­schen­händ­ler … er­ga­ben sich kei­ner­lei Hin­wei­se dar­auf, dass die Per­son, die dem Be­klag­ten ge­gen­über als K auf­ge­tre­ten ist, tat­säch­lich als ge­werb­li­cher Händ­ler tä­tig war. Viel­mehr la­gen zahl­rei­che In­di­zi­en vor, die aus der Sicht des Be­klag­ten ein­deu­tig ge­gen des­sen Händl­er­ei­gen­schaft spre­chen muss­ten. So lau­te­te schon die In­ter­net­an­zei­ge auf ei­nen – na­ment­lich nicht be­nann­ten – Pri­vat­an­bie­ter, von dem nur ei­ne Han­dy­num­mer an­ge­ge­ben wor­den ist. Nach dem ver­wen­de­ten Kauf­ver­trag han­del­te es sich eben­falls um den Er­werb ei­nes Ge­braucht­fahr­zeu­ges „von pri­vat“; in dem Ver­trag wur­de we­der ei­ne Um­satz­steu­er aus­ge­wie­sen noch auf ei­ne et­wai­ge Dif­fe­renz­be­steue­rung ver­wie­sen. Au­ßer­dem fin­det sich in dem Kauf­ver­trag ein um­fas­sen­der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss, der im Rah­men ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs ge­mäß § 475 I BGB un­zu­läs­sig ist. In An­be­tracht des­sen ist der Ver­äu­ße­rer ge­gen­über dem Be­klag­ten zu­min­dest im Rechts­ver­kehr über­haupt nicht als Händ­ler auf­ge­tre­ten.

Der Be­klag­te hat das Fahr­zeug auch nicht auf ei­nem Be­triebs­ge­län­de be­sich­tigt, son­dern auf­grund ei­ner te­le­fo­ni­schen Kon­takt­auf­nah­me durch den Ver­äu­ße­rer ist es zu ei­nem Tref­fen auf hal­ber Stre­cke ge­kom­men. Die­se Kon­takt­auf­nah­me ist um­so be­mer­kens­wer­ter, als sie zeit­lich vor dem ver­ein­bar­ten Ein­tref­fen des Be­klag­ten beim Ver­äu­ße­rer er­folgt ist. Dass ein Händ­ler ei­nem Kun­den mit dem zu be­sich­ti­gen­den Fahr­zeug ent­ge­gen­kommt, ist zu­min­dest un­ge­wöhn­lich. Au­ßer­dem wur­den die maß­geb­li­chen Ver­trags­ver­hand­lun­gen auf of­fe­ner Stra­ße ge­führt. Ge­ra­de ein sol­cher Stra­ßen­ver­kauf im Ge­braucht­wa­gen­han­del sät aber ge­wich­ti­ge Zwei­fel an der Ord­nungs­mäß­heit des Vor­er­werbs und ge­bie­tet grund­sätz­lich be­son­de­re Vor­sicht, weil er er­fah­rungs­ge­mäß das Ri­si­ko der Ent­de­ckung ei­nes ge­stoh­le­nen Fahr­zeugs min­dert (vgl. BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, ju­ris Rn. 15; Urt. v. 09.10.1991 – VI­II ZR 19/91, ju­ris Rn. 14). Die spä­te­re Ver­trags­ab­wick­lung ist eben­falls nicht auf dem Be­triebs­ge­län­de des Ver­äu­ße­rers, son­dern in den Abend­stun­den des­sel­ben Ta­ges bei dem Be­klag­ten zu Hau­se er­folgt.

Die­se hand­fes­ten In­di­zi­en muss­ten bei dem Be­klag­ten Arg­wohn hin­sicht­lich der Händl­er­ei­gen­schaft und da­mit ein­her­ge­hend der Per­so­nen­ver­schie­den­heit zwi­schen dem ein­ge­tra­ge­nen Hal­ter und dem Ver­äu­ße­rer er­we­cken und da­mit An­lass zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen ge­ben. Be­ste­hen aber be­son­de­re Nach­for­schungs­pflich­ten, so muss der­je­ni­ge, der sich auf den gut­gläu­bi­gen Er­werb be­ruft, die Bös­gläu­big­keit sub­stan­zi­iert be­strei­ten, in­dem er die ge­tä­tig­ten Nach­for­schun­gen dar­legt und be­weist (vgl. Pa­landt/Bas­sen­ge, a. a. O., § 932 Rn. 15 m. w. Nachw.). Die­se Nach­for­schungs­pflich­ten dür­fen zwar nicht über­spannt wer­den. Je­doch hat der Be­klag­te kei­ner­lei ge­eig­ne­te Kon­troll­maß­nah­men zur Aus­räu­mung der Zwei­fel dar­ge­legt. Trotz der er­heb­li­chen Ver­dachts­mo­men­te, dass der nicht als Hal­ter in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II aus­ge­wie­se­ne Ver­äu­ße­rer auf un­red­li­che Wei­se in den Be­sitz des Fahr­zeugs ge­langt sein könn­te, ist we­der der letz­te Hal­ter kon­tak­tiert wor­den, noch hat sich der Be­klag­te von dem Ver­äu­ße­rer ge­eig­ne­te An­kaufs­be­le­ge vor­le­gen las­sen. An­de­re of­fen­kun­di­ge Um­stän­de, die die feh­len­de Ein­tra­gung hät­ten un­ver­däch­tig er­schei­nen las­sen kön­nen, la­gen eben­falls nicht vor. Viel­mehr muss­ten die dar­ge­leg­ten auf­fäl­li­gen Um­stän­de der Ge­schäfts­ab­wick­lung und der of­fen­sicht­lich güns­ti­ge Preis An­lass zu be­son­de­rer Vor­sicht ge­ben. Letzt­lich hat sich der Be­klag­te schlicht da­mit be­gnügt, es sei schon al­les in Ord­nung, weil ihm das Fahr­zeug mit al­len Pa­pie­ren und Schlüs­seln aus­ge­hän­digt wor­den ist.

Nach al­le­dem stellt sich die Sicht des Be­klag­ten, der nichts un­ter­nahm, um sich über die Händl­er­ei­gen­schaft des Ver­käu­fers oder über des­sen Ei­gen­tü­mer­stel­lung zu ver­ge­wis­sern, als in er­heb­li­chem Ma­ße leicht­fer­tig dar. Die Zwei­fel, die sich je­dem ver­nünf­ti­gen Kauf­in­ter­es­sen­ten auf­drän­gen muss­ten, wur­den zur Über­zeu­gung des Se­nats in dem Be­stre­ben ver­drängt, ein gu­tes Ge­schäft zu tä­ti­gen. Statt den – als güns­tig zu be­wer­ten­den – Kauf­preis zum An­lass zu neh­men, die Red­lich­keit des Ver­käu­fers kri­tisch zu be­ur­tei­len, wur­den die ob­jek­tiv vor­han­de­nen Warn­hin­wei­se grob fahr­läs­sig über­gan­gen.

4. Der Voll­stän­dig­keit hal­ber ist noch an­zu­mer­ken, dass ein Ei­gen­tums­er­werb des Be­klag­ten auch dann aus­schei­det, wenn es sich bei dem (ver­meint­li­chen) K nicht um den­je­ni­gen ge­han­delt hat, der sich ge­gen­über dem Klä­ger als S bzw. C aus­ge­ge­ben hat. An­ge­sichts der zeit­li­chen Ab­läu­fe er­scheint es schon we­nig le­bens­nah, dass es sich bei dem K um ei­nen un­be­tei­lig­ten Zwi­schen­er­wer­ber ge­han­delt hat, der nicht in den be­trü­ge­ri­schen Er­werb und die Ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs ein­ge­bun­den war. Denn das Fahr­zeug wur­de erst am spä­ten Abend des 20.11.2014 vom Klä­ger ver­äu­ßert, und nach der in der Er­mitt­lungs­ak­te ent­hal­te­nen An­zei­gen­his­to­rie wur­de das letzt­lich zum Er­werb des Fahr­zeugs füh­ren­de In­se­rat bei mobile.​de be­reits am 21.11.2014 ge­gen 13.45 Uhr ge­schal­tet.

Zu­min­dest aber ist ein gut­gläu­bi­ger Ei­gen­tums­er­werb des ver­meint­li­chen K aus­ge­schlos­sen. Dies er­gibt sich zu­nächst aus sei­nem ei­ge­nen Auf­tre­ten; nach den po­li­zei­li­chen Er­mitt­lun­gen war ein K un­ter der an­ge­ge­be­nen An­schrift nicht zu er­mit­teln, und ge­gen­über mobile.​de trat die Per­son zu­dem nicht un­ter dem Na­men K, son­dern als X auf. Hin­zu kommt der Um­stand, dass der Ver­kauf des Fahr­zeugs an den Be­klag­ten trotz be­haup­te­ter Händl­er­ei­gen­schaft als Stra­ßen­ver­kauf ab­ge­wi­ckelt wur­de. Die­ses ins­ge­samt auf ein Ver­schlei­ern der tat­säch­li­chen Ver­hält­nis­se aus­ge­rich­te­te Ver­hal­ten ist plau­si­bel nur da­mit zu er­klä­ren, dass der ver­meint­li­che K wuss­te, dass ihm das Fahr­zeug nicht ge­hör­te.

Im Üb­ri­gen be­stand auch für ihn auf­grund der feh­len­den Iden­ti­tät zwi­schen dem Ver­äu­ße­rer und dem letz­ten im Kraft­fahr­zeug­brief bzw. der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II ein­ge­tra­ge­nen Hal­ter eben­falls ei­ne Ver­dachts­si­tua­ti­on, die ei­ne Er­kun­di­gungs­ob­lie­gen­heit be­grün­det hät­te. Der­ar­ti­ge Be­mü­hun­gen sind we­der dar­ge­tan noch er­sicht­lich und bei le­bens­na­her Be­wer­tung der oben er­ör­ter­ten Um­stän­de aus­ge­schlos­sen.

II. Der Be­klag­te be­fin­det sich im Be­sitz des Kraft­fahr­zeugs, der Pa­pie­re und der Schlüs­sel. Ein Recht zum Be­sitz i. S. von § 986 BGB steht ihm nicht zu.

B. Der Klä­ger kann die gel­tend ge­mach­ten vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.474,89 € als Ver­zugs­scha­den er­setzt ver­lan­gen.

Der zur Her­aus­ga­be ver­pflich­te­te Be­sit­zer haf­tet im Fal­le des Ver­zugs ge­mäß § 990 II BGB i. V. mit §§ 280 I, II, 286 BGB auch auf Er­satz des durch die Ver­zö­ge­rung der Her­aus­ga­be ent­stan­de­nen Scha­dens, wenn er bei Er­werb des Be­sit­zes bös­gläu­big war oder von dem Man­gel des Be­sitz­rechts spä­ter er­fah­ren hat (vgl. BGH, Urt. v. 19.09.2003 – V ZR 360/02, ju­ris Rn. 7; MünchKomm-BGB/Bal­dus, a. a. O., § 985 Rn. 91). Hier be­fand sich der Be­klag­te nach dem Vor­ge­sag­ten bei Be­sit­zer­werb nicht in gu­tem Glau­ben.

Im Zeit­punkt der Ent­fal­tung der ers­ten an­walt­li­chen Tä­tig­keit ge­gen­über dem Be­klag­ten mit An­walts­schrei­ben vom 02.12.2014 be­fand sich die­ser auch schon in Ver­zug. Zwar geht aus dem Vor­brin­gen des Klä­gers nicht her­vor, dass er in den vor­he­ri­gen Te­le­fo­na­ten die Her­aus­ga­be an­ge­mahnt hat. Al­ler­dings war ei­ne sol­che Mah­nung ge­mäß § 286 II Nr. 3 BGB aus­nahms­wei­se ent­behr­lich, weil der Be­klag­te durch sein vor­he­ri­ges Ver­hal­ten – ins­be­son­de­re durch die vor­he­ri­ge Ein­schal­tung ei­nes An­walts zur Durch­set­zung der von ihm er­ho­be­nen For­de­run­gen – ernst­haft und end­gül­tig zum Aus­druck ge­bracht hat­te, zur Her­aus­ga­be auf­grund sei­nes ver­meint­li­chen Ei­gen­tums­er­werbs nicht be­reit zu sein.

Da der Klä­ger die Ge­büh­ren sei­ner­seits noch nicht be­gli­chen hat, kann er von dem Be­klag­ten nur die zu­letzt be­gehr­te Frei­stel­lung von sei­nen vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten ver­lan­gen.

Da­her kann er we­gen der vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten auch nur die Pro­zess­zin­sen ge­mäß §§ 291, 288 I 2 BGB von dem Zeit­punkt der Rechts­hän­gig­keit an mit Er­folg gel­tend ma­chen. Die Rechts­hän­gig­keit trat aber nicht mit Ein­rei­chung der Kla­ge am 15.01.2015, son­dern erst mit de­ren Zu­stel­lung ein. Das wei­ter­ge­hen­de Zins­be­geh­ren war des­halb zu­rück­zu­wei­sen. …

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