1. Er­klärt der Ver­käu­fer ei­nes Old­ti­mers, das Fahr­zeug ha­be „selbst­ver­ständ­lich be­reits ei­ne H-Zu­las­sung“, kann da­mit zu­gleich er­klärt sein, dass das Fahr­zeug die „H-Zu­las­sung“ zu Recht be­sitzt, es sich al­so in ei­nem Zu­stand be­fin­det, der die Er­tei­lung ei­ner sol­chen Zu­las­sung recht­fer­tigt. Dies kann ins­be­son­de­re an­ge­nom­men wer­den, wenn der Ver­käu­fer ei­gens auf die mit der „H-Zu­las­sung“ ver­bun­de­nen Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen hin­weist.
  2. Ob An­ga­ben, die der Ver­käu­fer im Vor­feld des Ver­trags­schlus­ses – et­wa in ei­nem In­se­rat – macht, in der Wei­se ver­bind­lich sind, dass sie zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung füh­ren, ist in ers­ter Li­nie aus Sicht des Käu­fers zu be­ur­tei­len. Des­halb kann auch bei ei­nem pri­va­ten Ver­käu­fer, der den Ein­druck ver­mit­telt, er ver­fü­ge über ein um­fas­sen­des tech­ni­sches und fach­li­ches Wis­sen, die An­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­recht­fer­tigt sein. In­so­weit kommt es nicht dar­auf an, ob das Fach­wis­sen tat­säch­lich vor­han­den ist; ent­schei­dend ist al­lein, wel­chen Ein­druck der Ver­käu­fer dem Käu­fer durch sein Auf­tre­ten ver­mit­telt hat.
  3. Ei­ne Be­schaf­fen­heits­an­ga­be, die ein Ver­käu­fer vor Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges macht, wird zwar dann nicht im Sin­ne ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung In­halt des Kauf­ver­trags, wenn der Ver­käu­fer da­von vor Ver­trags­schluss „in glei­cher Stär­ke“ ab­rückt. Da­für reicht es aber nicht aus, dass die An­ga­be im schrift­li­chen Kauf­ver­trag nicht mehr aus­drück­lich er­wähnt wird.
  4. Auf ei­nen Sach­man­gel, der dar­in be­steht, dass der Kauf­sa­che ei­ne ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit fehlt (§ 434 I 1 BGB), er­streckt sich ein ver­trag­lich ver­ein­bar­ter Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht (im An­schluss an BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346).

OLG Hamm, Ur­teil vom 24.09.2015 – 28 U 144/14

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten über die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags über ei­nen Ford „Se­ven Plus“.

Der Be­klag­te bot die­ses Fahr­zeug im Jahr 2013 auf der In­ter­net­platt­form „mobile.​de“ zum Kauf an. Das In­se­rat ent­hielt ei­nen Link auf die In­ter­net­sei­te des Be­klag­ten, wo un­ter an­de­rem an­ge­ge­ben war, dass das Fahr­zeug „Bau­jahr 1962 (mit H-Zu­las­sung)“ sei.

Der Klä­ger auf­grund des In­se­rats Kon­takt mit dem Be­klag­ten auf. Die­ser in­for­mier­te den Klä­ger mit E-Mail vom 25.02.2013 aus­führ­lich über die Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Fahr­zeugs und gab an, der Wa­gen ha­be „selbst­ver­ständ­lich auch be­reits ei­ne H-Zu­las­sung“.

Am 09.03.2013 be­sich­tig­te der Klä­ger das zu die­sem Zeit­punkt ab­ge­mel­de­te Fahr­zeug ge­mein­sam mit sei­ner Ehe­frau und sei­nem Sohn. Nach sei­nen – vom Be­klag­ten be­strit­te­nen – An­ga­ben be­ton­te der Klä­ger wäh­rend der Ver­trags­ver­hand­lun­gen, dass er ei­nen Old­ti­mer mit H-Zu­las­sung kau­fen wol­le, und frag­te, ob der Ford ei­ne sol­che be­sit­ze. Der Be­klag­te zeig­te dem Klä­ger ein Wert­gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen M vom 18.07.2008, in dem der Zeit­wert des Fahr­zeugs (58.000 €) und des­sen da­ma­li­ges Kenn­zei­chen auf­ge­führt wa­ren. Au­ßer­dem leg­te der Be­klag­te dem Klä­ger die frü­he­re Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I vor, die eben­falls das vor­ge­nann­te „H- Kenn­zei­chen“ so­wie den Ein­trag „Old­ti­mer“ auf­wies.

Der Klä­ger er­warb das Fahr­zeug noch am Tag der Be­sich­ti­gung zum Preis von 33.000 €. In dem von den Par­tei­en un­ter­zeich­ne­ten ADAC-For­mu­lar­kauf­ver­trag wird un­ter an­de­rem auf das Wert­gut­ach­ten vom 18.07.2008 Be­zug ge­nom­men. Wei­ter heißt es:

„I. An­ga­ben des Ver­käu­fers:

1. Der Ver­käu­fer ga­ran­tiert: …

Das Kfz wur­de kmpl. re­stau­riert/neu auf­ge­baut. Seit Fer­tig­stel­lung und In­be­trieb­nah­me im Jahr 2006 hat das Kfz erst 700 km Lauf­leis­tung zu­rück­ge­legt. Durch lan­ge Stand­zeit kön­nen evtl. Stand­schä­den ent­stan­den sein. Auf­grund des kmpl. Neu­auf­baus und der ge­rin­gen Lauf­leis­tung sind even­tu­ell noch Nach-/Ein­stel­l­ar­bei­ten und Über­prü­fun­gen am Fahr­zeug er­for­der­lich. Der Ver­kauf er­folgt des­halb un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Ga­ran­tie/Ge­währ­leis­tung/Haf­tung zum Son­der­preis weit un­ter Gut­ach­ter­wert.“

Der Klä­ger führ­te das Fahr­zeug am 24.03.2013 beim TÜV zur Haupt­un­ter­su­chung vor und er­hielt die TÜV-Pla­ket­te; das Fahr­zeug wur­de mit „H-Kenn­zei­chen“ zu­ge­las­sen. In der Fol­ge­zeit über­sand­te der Be­klag­te dem Klä­ger auf des­sen Bit­ten das Gut­ach­ten über die am 31.05.2003 er­teil­te H-Zu­las­sung.

Am 19.09.2013 ließ der Klä­ger ein Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen E zu der Fra­ge er­stat­ten, ob das Fahr­zeug zu Recht die „H-Zu­las­sung“ als Old­ti­mer er­hal­ten ha­be. Der Sach­ver­stän­di­ge, dem das vom Be­klag­ten or­ga­ni­sier­te Gut­ach­ten vom 31.05.2003 vor­lag, stell­te fest, dass der Ford aus ei­ner Viel­zahl von Grün­den zu Un­recht ei­ne po­si­ti­ve Be­gut­ach­tung nach § 21c StV­ZO a.F. er­hal­ten ha­be und auch nach § 23 StV­ZO n.F. kei­ne po­si­ti­ve Be­gut­ach­tung ge­recht­fer­tigt sei.

Dar­auf­hin for­der­te der Klä­ger den Be­klag­ten mit An­walts­schrei­ben vom 29.10.2013 ver­geb­lich zur Man­gel­be­sei­ti­gung auf. Nach­dem er mit Schrei­ben vom 10.01.2014 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt hat­te, hat der Klä­ger am 13.01.2014 die vor­lie­gen­de, auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­rich­te­te Kla­ge er­ho­ben.

Das Land­ge­richt hat den Be­klag­ten ver­ur­teilt, an den Klä­ger 32.850 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs, so­wie wei­te­re 1.474,89 € (vor­ge­richt­li­che An­walts­kos­ten) und 1.314,71 € (Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten) nebst Zin­sen zu zah­len. Au­ßer­dem hat es fest­ge­stellt, dass sich der Be­klag­te in An­nah­me­ver­zug be­fin­det.

Sei­ne Ent­schei­dung hat das Land­ge­richt im Kern da­mit be­grün­det, dass der Ford ei­nen Sach­man­gel auf­wei­se, weil die Par­tei­en ver­ein­bart hät­ten, dass es sich um ei­nen „ech­ten Old­ti­mer“ han­de­le, wäh­rend das Fahr­zeug tat­säch­lich die Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­las­sung als Old­ti­mer nach § 23 StV­ZO, § 2 Nr. 22 FZV nicht er­fül­le. Da dem Fahr­zeug so­mit ei­ne ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit feh­le, grei­fe der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht. Au­ßer­dem dür­fe sich der Be­klag­te dar­auf nach § 444 BGB oh­ne­hin nicht be­ru­fen, weil er den Klä­ger arg­lis­tig ge­täuscht ha­be.

Die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: B. I. … Der Klä­ger hat ge­gen den Be­klag­ten aus §§ 437 Nr. 2, 323, 346, 434 BGB ei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des am 09.03.2013 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags, denn das vom Be­klag­ten ver­äu­ßer­te Fahr­zeug weist ei­ne ver­trag­lich ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit nicht auf (§ 434 I 1 BGB) und ist des­halb man­gel­haft.

1. Dass die Par­tei­en am 09.03.2013 ei­nen Kauf­ver­trag über den streit­ge­gen­ständ­li­chen Ford „Se­ven Plus“ ge­schlos­sen und für das Fahr­zeug ei­nen Kauf­preis von 33.000 € ver­ein­bart ha­ben, steht zwi­schen ih­nen nicht in Streit.

Weil An­halts­punk­te da­für, dass der Be­klag­te den Kauf­ver­trag nicht als Pri­vat­mann, son­dern als Un­ter­neh­mer i. S. von § 14 BGB ab­ge­schlos­sen ha­ben könn­te, von dem hier­für dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­ten Klä­ger we­der mit Sub­stanz vor­ge­tra­gen wor­den noch sonst er­sicht­lich sind, ist da­von aus­zu­ge­hen, dass es sich um ei­nen Kauf un­ter Pri­vat­leu­ten han­del­te.

2. Das streit­be­fan­ge­ne Fahr­zeug war bei Über­ga­be an den Klä­ger am 09.03.2013 man­gel­haft i. S. von § 434 I 1 BGB.

Ihm fehl­te im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs ei­ne ver­trag­lich ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit, weil es die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne „H-Zu­las­sung“ ge­mäß § 21c StV­ZO a.F. bzw. § 23 StV­ZO n.F. nicht er­füllt(e).

a) Durch den – in sei­ner An­zei­ge auf der In­ter­net­platt­form „mobile.​de“ ge­schal­te­ten – Link auf sei­ne Home­page und die dort be­find­li­che Fahr­zeug­be­schrei­bung, ins­be­son­de­re aber durch die ge­gen­über dem Klä­ger in der E-Mail vom 25.02.2013 ge­mach­ten An­ga­ben, mit de­nen der Be­klag­te den streit­be­fan­ge­nen Ford als Fahr­zeug „mit H-Zu­las­sung“ an­ge­bo­ten hat, hat er ei­ne ver­bind­li­che Vor­feld­er­klä­rung be­tref­fend ei­ne Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs ab­ge­ge­ben.

In­halt der Vor­feld­er­klä­rung(en) des Be­klag­ten war nicht nur, dass der Ford mit ei­ner „H-Zu­las­sung“ ver­se­hen ist, son­dern auch, dass er die­se Zu­las­sung zu Recht be­sitzt. Be­schreibt ein Fahr­zeug­ver­käu­fer das zu ver­äu­ßern­de Fahr­zeug auf die Art und Wei­se, wie es der Be­klag­te im Streit­fall auf sei­ner Home­page und in sei­ner E-Mail vom 25.02.2013 ge­tan hat, und nimmt er in die­sem Zu­sam­men­hang auch dar­auf Be­zug, dass der Wa­gen durch das Bau­jahr be­dingt „selbst­ver­ständ­lich … be­reits ei­ne H-Zu­las­sung ha­be“, wes­we­gen le­dig­lich ei­ne ge­rin­ge­re Steu­er­be­las­tung an­fal­le, dann geht bei ei­ner sol­chen Zu­sa­ge das In­ter­es­se des Käu­fers er­sicht­lich da­hin, dass die amt­li­che Be­schei­ni­gung auch zu Recht er­teilt wur­de, al­so der Zu­stand des Fahr­zeugs die Er­tei­lung der „H-Zu­las­sung“ recht­fer­tigt und nicht das Ri­si­ko be­steht, dass die­se spä­ter wie­der ent­zo­gen und das Fahr­zeug mit deut­lich hö­he­ren Steu­ern be­legt wird (vgl. für den Fall ei­ner Zu­las­sung nach § 21c StV­ZO: BGH, Urt. v. 13.03.2013 – VI­II ZR 172/12, NJW 2013, 2749; für den Fall der Ein­tra­gung „HU neu“: BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NJW 2015, 1669).

Das gilt ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­klag­ten nicht nur dann, wenn der Fahr­zeug­ver­käu­fer Händ­ler mit ei­ge­ner Werk­statt ist, wo­mit der Käu­fer in der Re­gel die An­nah­me be­son­de­rer Fach­kennt­nis ver­bin­det. Ab­zu­stel­len ist viel­mehr auf die Um­stän­de des Ein­zel­falls und da­bei – wie der Be­klag­te zu Recht in sei­nem Schrift­satz vom 21.08.2015 aus­ge­führt hat – dar­auf, wie der die Fahr­zeug­be­schrei­bung ab­ge­ben­de Ver­käu­fer ge­gen­über dem Käu­fer auf­tritt, denn ob ei­ne Fahr­zeug­be­schrei­bung als ver­bind­li­che Be­schaf­fen­heits­an­ga­be an­zu­se­hen ist, be­stimmt sich in ers­ter Li­nie aus der Sicht des Käu­fers (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl., Rn. 2447). Auch bei ei­nem pri­va­ten Ver­käu­fer kann des­halb dann, wenn die­ser wie vor­lie­gend durch die Be­schrei­bun­gen auf sei­ner Home­page bzw. in sei­nen E-Mails den Ein­druck ver­mit­telt, er ver­fü­ge über um­fas­sen­des tech­ni­sches und fach­li­ches Wis­sen, das Ver­trau­en in die Rich­tig­keit sei­ner An­ga­ben recht­fer­ti­ge, aus Käu­fer­sicht ei­ne Qua­li­täts­zu­sa­ge in Be­zug auf ei­ne amt­li­che Be­schei­ni­gung wie die „H- Zu­las­sung“ vor­lie­gen. Da­bei kommt es nicht dar­auf an, ob der Be­klag­te die nach au­ßen do­ku­men­tier­te Fach­kennt­nis tat­säch­lich be­ses­sen hat. Ent­schei­dend ist, wel­chen Ein­druck er durch sein Auf­tre­ten ge­gen­über dem Klä­ger als Käu­fer ver­mit­telt hat. Im Streit­fall hat der Be­klag­te nicht nur sehr de­tail­liert die Ent­ste­hungs­ge­schich­te des streit­be­fan­ge­nen Ford in sei­ner E-Mail vom 25.02.2013 wie­der­ge­ge­ben und ei­ne tech­ni­sches „Know-how“ im­pli­zie­ren­de Viel­zahl tech­ni­scher Ein­zel­hei­ten be­tref­fend das Fahr­zeug er­wähnt, son­dern er hat er­gän­zend mehr­fach dar­auf ver­wie­sen, dass das Fahr­zeug von ei­nem ab­so­lu­ten Pro­fi – Herrn B – für den Ei­gen­ge­brauch qua­li­ta­tiv hoch­wer­tigst auf­ge­baut wor­den sei. Aus Sicht ei­nes po­ten­zi­el­len Käu­fers ist mit ei­ner sol­chen auch die Per­son des (ein­zi­gen) Vor­be­sit­zers und des­sen her­aus­ra­gen­de Fach­kennt­nis ein­schlie­ßen­den Be­schrei­bung die ver­bind­li­che Er­klä­rung des Ver­käu­fers ver­knüpft, dass das Fahr­zeug nicht nur ei­ne „H-Zu­las­sung“ wäh­rend der Be­sitz­zeit des Er­bau­ers (er­hal­ten) hat, son­dern dass es sich auch in ei­nem die Er­tei­lung recht­fer­ti­gen­den Zu­stand be­fin­det.

Der Be­klag­te kann in die­sem Zu­sam­men­hang nicht da­mit ge­hört wer­den, ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung schei­de aus, weil sei­ne um­fas­sen­de Fahr­zeug­be­schrei­bung in der E-Mail vom 25.02.2013 den Klä­ger über al­le De­tails auf­klä­re, die nach den Gut­ach­ten der Sach­ver­stän­di­gen E und S da­zu ge­führt hät­ten, dass die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne „H-Zu­las­sung“ ge­mäß § 21c StV­ZO a.F./§ 23 StV­ZO n.F. nicht vor­lä­gen. Denn al­lein aus der Auf­zäh­lung der Ein­zel­merk­ma­le kann mög­li­cher­wei­se ein Fach­mann, nicht aber ein tech­ni­scher Laie si­cher dar­auf schlie­ßen, dass die im Jahr 2003 amt­lich do­ku­men­tier­te „H-Zu­las­sung“ zu Un­recht ver­ge­ben wor­den ist. Auch der Be­klag­te will die­sen Rück­schluss für sich nicht ge­zo­gen ha­ben. Dass dann aber der Klä­ger ihn oh­ne Wei­te­res hat zie­hen kön­nen, ist nicht er­sicht­lich; al­lein aus dem Um­stand, dass der Klä­ger in der Ver­gan­gen­heit be­reits ei­nen hoch­mo­to­ri­sier­ten Sport­wa­gen ge­fah­ren hat, kann auf be­son­de­re Fach­kennt­nis auf sei­ner Sei­te nicht ge­schlos­sen wer­den.

b) Von der im Vor­feld des Ver­trags­schlus­ses auf der In­ter­net­sei­te bzw in der E-Mail vom 25.02.2013 ab­ge­ge­be­nen Be­schaf­fen­heits­be­schrei­bung ist der Be­klag­te nicht wie­der in glei­cher Stär­ke ab­ge­rückt. Denn we­der bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen – in de­nen der Be­klag­te dem Klä­ger das auf die „H-Zu­las­sung“ Be­zug neh­men­de Wert­gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen M und die frü­he­re Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I zur Ein­sicht über­ließ – noch im Kauf­ver­trag hat der Be­klag­te er­klärt, die Vor­aus­set­zun­gen für die „H-Zu­las­sung“ lä­gen (doch) nicht vor. Er hat auch nicht klar­ge­stellt, dass er in der E-Mail nur den „Ist-Zu­stand“ des Fahr­zeugs be­schrei­ben woll­te, aber zu dem Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen für die „H-Zu­las­sung“ kei­ne ei­ge­nen, ge­si­cher­ten Er­kennt­nis­se ge­habt ha­be.

Des­halb ist sei­ne Vor­feld­er­klä­rung mit dem oben be­schrie­be­nen In­halt Ge­gen­stand der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen ge­wor­den (BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, NJW 2013, 1074; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3276). Al­lein der Um­stand, dass die „H-Zu­las­sung“ im Kauf­ver­trags­for­mu­lar nicht mehr aus­drück­lich er­wähnt wur­de, reicht für ei­ne Zu­rück­nah­me der Vor­feld­er­klä­rung nicht (Se­nat, Urt. v. 07.07.2009 – 28 U 86/09, ju­ris).

c) Dass der streit­be­fan­ge­ne Ford sich bei Ge­fahr­über­gang nicht in ei­nem Zu­stand be­fun­den hat, der die Er­tei­lung ei­ner „H-Zu­las­sung“ recht­fer­tigt, ist von dem vom Land­ge­richt be­auf­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen S bei sei­ner münd­li­chen Gut­ach­ten­er­stat­tung vor dem Land­ge­richt an­schau­lich aus­ge­führt wor­den; der Sach­ver­stän­di­ge hat die Fest­stel­lun­gen des vor­pro­zes­su­al vom Klä­ger ein­ge­schal­te­ten Sach­ver­stän­di­gen E in vol­lem Um­fang be­stä­tigt.

Auf der Grund­la­ge der Gut­ach­ten hat das Land­ge­richt in dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil fest­ge­stellt, dass der Ford die Vor­aus­set­zun­gen für die Er­tei­lung ei­ner „H-Zu­las­sung“ nicht  be­sitzt. Die­se Fest­stel­lung ist für den Se­nat bin­dend (§ 529 I ZPO); der Be­klag­te zeigt kei­ne An­halts­punk­te auf, die An­lass zu Zwei­feln an ih­rer Rich­tig­keit und Voll­stän­dig­keit bie­ten könn­ten.

3. a) Der Klä­ger hat den Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 29.10.2013 un­ter Frist­set­zung zur Man­gel­be­sei­ti­gung auf­ge­for­dert; die­se hat der Be­klag­te ernst­haft und end­gül­tig ab­ge­lehnt (§ 323 I, II BGB). Der Klä­ger durf­te im An­schluss oh­ne wei­te­re Nach­er­fül­lungs­auf­for­de­rung vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten; das hat er mit Schrei­ben vom 10.01.2014 ge­tan (§ 349 BGB).

b) Die Gel­tend­ma­chung des Rück­tritts­rechts war dem Klä­ger nicht auf­grund des im Kauf­ver­trag ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses ver­wehrt. Be­steht der Sach­man­gel dar­in, dass dem Kauf­ge­gen­stand ei­ne ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit fehlt, dann greift ein ver­trag­lich ver­ein­bar­ter Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht durch (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346). Ob der Be­klag­te sich au­ßer­dem auch des­halb nicht auf den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss be­ru­fen darf, weil ihm – wie das Land­ge­richt in dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil ge­meint hat – arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten vor­zu­wer­fen ist, be­darf kei­ner Ent­schei­dung durch den Se­nat.

c) Der Be­klag­te kann sich auch nicht mit Er­folg dar­auf be­ru­fen, dass dem Klä­ger der Rück­tritt vom Kauf­ver­trag we­gen Kennt­nis vom Sach­man­gel zu ver­sa­gen sei (§ 442 BGB). Die Kennt­nis oder grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis des Klä­gers be­zo­gen auf das Feh­len der Vor­aus­set­zun­gen für die Er­tei­lung ei­ner „H-Zu­las­sung“ muss der Be­klag­te dar­le­gen und be­wei­sen (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3915). Um­stän­de, die auf ei­ne Kennt­nis des Klä­gers schlie­ßen las­sen könn­ten, hat der Be­klag­te nicht vor­ge­tra­gen. So­weit er – wie oben dar­ge­legt – in die­sem Zu­sam­men­hang auf den In­halt sei­ner E-Mail vom 25.02.2013 Be­zug ge­nom­men hat, ist die­sem für ei­nen tech­ni­schen Lai­en ge­ra­de nicht si­cher zu ent­neh­men, dass die Vor­aus­set­zun­gen für die er­teil­te „H-Zu­las­sung“ zu kei­ner Zeit vor­ge­le­gen ha­ben.

4. a) Als Rechts­fol­ge des Rück­tritts sind die von den Par­tei­en wech­sel­sei­tig er­brach­ten Leis­tun­gen zu­rück­zu­ge­wäh­ren (§ 346 BGB); der Klä­ger kann die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des Ford ver­lan­gen.

So­weit das Land­ge­richt in dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil für die vom Klä­ger mit dem Fahr­zeug zu­rück­ge­leg­te Fahrt­stre­cke ei­nen Nut­zungs­wert­er­satz in Hö­he von 150 € im We­ge der Schät­zung er­mit­telt und vom Kauf­preis in Ab­zug ge­bracht hat, ist das mit der Be­ru­fung nicht an­ge­grif­fen wor­den und für den Se­nat bin­dend (§ 529 I ZPO).

So­weit das Land­ge­richt es in dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil un­ter nä­he­rer Dar­le­gung ab­ge­lehnt hat, den von dem Be­klag­ten zu­rück­zu­zah­len­den Kauf­preis auch we­gen ei­ner un­fall­be­ding­ten Wert­min­de­rung des streit­be­fan­ge­nen Fahr­zeugs ge­mäß § 346 II 1 BGB zu re­du­zie­ren, recht­fer­tigt der vom Be­klag­ten da­ge­gen ge­führ­te Be­ru­fungs­an­griff kei­ne ab­wei­chen­de Be­wer­tung durch den Se­nat.

Der Be­klag­te ist für die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Wert­er­satz­an­spruchs aus § 346 II 1 BGB dar­le­gungs- und be­weis­be­las­tet (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1124). Um­stän­de, die den vom Klä­ger in Be­zug auf die Ent­ste­hung des Un­fall­scha­dens und des­sen Hö­he un­ter Vor­la­ge von Be­le­gen ge­hal­te­nen Vor­trag ent­kräf­ten könn­ten, hat der Be­klag­te nicht mit Sub­stanz dar­ge­legt. Das blo­ße Be­strei­ten des klä­ge­ri­schen Vor­trags reicht in­so­weit nicht aus.

b) Der An­spruch auf Er­stat­tung der für die Be­auf­tra­gung des Sach­ver­stän­di­gen E ent­stan­de­nen Kos­ten ist wie der An­spruch auf Er­stat­tung der vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten je­den­falls aus den §§ 280 I, 437 Nr. 3, 434 BGB be­grün­det. Der Hö­he nach sind die An­sprü­che nicht be­strit­ten wor­den. Dass der Be­klag­te die in der Lie­fe­rung des man­gel­haf­ten Fahr­zeugs lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung zu ver­tre­ten hat, wird ver­mu­tet (§ 280 I 2 BGB); exkul­piert hat der Be­klag­te sich nicht.

c) Die Zins­for­de­run­gen des Klä­gers sind – wie das Land­ge­richt zu­tref­fend fest­ge­stellt hat – … in zu­er­kann­ter Hö­he be­grün­det; da­ge­gen ist ein Be­ru­fungs­an­griff nicht ge­führt wor­den. Die Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts sind des­halb für den Se­nat bin­dend. Das gilt auch für die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs …

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