1. Der Rück­tritt von ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag kann un­wirk­sam sein, wenn der Käu­fer dem Ver­käu­fer nicht die Ge­le­gen­heit ge­ge­ben hat, das Fahr­zeug zur Über­prü­fung er­ho­be­ner Män­gel­rü­gen an sei­nem Be­triebs­sitz zu un­ter­su­chen. Glei­ches gilt, wenn der Käu­fer ei­ne Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs durch den Ver­käu­fer un­zu­läs­sig von der Be­din­gung ab­hän­gig macht, dass der Ver­käu­fer in je­dem Fall – al­so auch bei ei­ner un­be­rech­tig­ten Män­gel­rü­ge – die Kos­ten für den Trans­port des Fahr­zeugs trägt.
  2. Von der Ob­lie­gen­heit, dem Ver­käu­fer Ge­le­gen­heit zu ei­ner Un­ter­su­chung des an­geb­lich man­gel­haf­ten Fahr­zeugs zu ge­ben, ist der Klä­ger un­ter an­de­rem be­freit, wenn be­son­de­re Um­stän­de i. S. des § 323 II Nr. 3 BGB vor­lie­gen, die ei­nen so­for­ti­gen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag recht­fer­ti­gen.
  3. Der Käu­fer, der ge­hal­ten ist, sein Fahr­zeug dem Ver­käu­fer an des­sen Be­triebs­sitz zur Ver­fü­gung zu stel­len, da­mit der Ver­käu­fer er­ho­be­ne Män­gel­rü­gen auf ih­re Be­rech­ti­gung prü­fen kann, darf ei­nen Vor­schuss auf die Trans­port­kos­ten ver­lan­gen, über den spä­ter ab­zu­rech­nen ist.

LG Hei­del­berg, Ur­teil vom 05.02.2015 – 2 O 75/14

Sach­ver­halt: Der Klä­ger, ein An­ge­stell­ter in ei­nem Si­cher­heits­un­ter­neh­men, be­gehr­te von der mit Ge­braucht­wa­gen han­deln­den Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­tra­ges und Scha­dens­er­satz.

Am 16.03.2013 kauf­te der Klä­ger bei der Be­klag­ten ei­nen im Jah­re 2000 erst­zu­ge­las­se­nen Al­fa Ro­meo Spi­der. Der Kauf­preis be­trug 5.480 €. Das Fahr­zeug wies beim Ver­kauf ei­nen Ki­lo­me­ter­stand von 140.000 auf. Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag heißt es un­ter „Käu­fer“: „Si­cher­heits­dienst – M G“. So­dann ist die Pri­vat­an­schrift des Klä­gers, des­sen Wohn­ort über 250 km von der Nie­der­las­sung der Be­klag­ten ent­fernt liegt, an­ge­ge­ben.

Der rest­li­che Text des Kauf­ver­tra­ges ist in un­ter­schied­li­chen Schrift­grö­ßen ver­fasst; zum Teil ist ei­ne sehr klei­nen Schrift ver­wen­det wor­den. In dem in sehr klei­ner Schrift ge­hal­te­nen Teil des Ver­tra­ges heißt es un­ter an­de­rem:

„An­sprü­che des Käu­fers we­gen Sach­män­geln ver­jäh­ren in ei­nem Jahr ab Aus­lie­fe­rung des Kauf­ge­gen­stan­des an den Kun­den. Hier­von ab­wei­chend er­folgt der Ver­kauf un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Sach­män­gel­haf­tung, wenn der Käu­fer … ein Un­ter­neh­mer ist, der bei Ab­schluss des Ver­tra­ges in Aus­übung sei­ner ge­werb­li­chen oder selbst­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit han­delt. An­sprü­che we­gen Sach­män­geln be­ste­hen nicht wenn der Man­gel oder Scha­den auf na­tür­li­chen Ver­schleiß zu­rück­zu­füh­ren ist … Für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus Sach­män­gel­haf­tung gel­ten bei Ver­let­zung von Le­ben, Kör­per, Ge­sund­heit so­wie bei ei­ner grob fahr­läs­si­gen oder ei­ner vor­sätz­li­chen Pflicht­ver­let­zung die ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­re­geln.“

Wei­ter heißt es in dem klein ge­schrie­be­nen Text:

„Für die Ab­wick­lung der Män­gel­be­sei­ti­gung gilt fol­gen­des: …

Wird der Kauf­ge­gen­stand we­gen ei­nes Sach­man­gels be­triebs­un­fä­hig, kann sich der Käu­fer mit Zu­stim­mung des Ver­käu­fers an den dem Ort des be­triebs­un­fä­hi­gen Kauf­ge­gen­stan­des nächst­lie­gen­den dienst­be­rei­ten Kfz- Meis­ter­be­trieb wen­den, wenn sich der Ort des be­triebs­un­fä­hi­gen Kauf­ge­gen­stan­des mehr als 50 km vom Ver­käu­fer ent­fernt be­fin­det.“

Wei­ter un­ten heißt es in Fett­druck:

„Über den Ver­trags­text hin­aus wer­den fol­gen­de Ver­ein­ba­run­gen ge­trof­fen bzw. Zu­sa­gen ge­macht:

Ge­werb­li­cher Ver­kauf un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Ge­währ­leis­tung bzw. Sach­man­gel­haf­tung; … Ge­büh­ren für … HU + AU wer­den von der Ver­käu­fe­rin über­nom­men.“

Die Be­klag­te ver­mit­tel­te dem Klä­ger au­ßer­dem ei­nen Dar­le­hens­ver­trag zur Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses. Im Dar­le­hens­an­trag ist un­ter „Per­sön­li­che An­ga­ben des Dar­le­hens­neh­mers“ der Klä­ger per­sön­lich be­zeich­net. Ein Hin­weis auf ei­nen vom Klä­ger be­trie­be­nen Si­cher­heits­dienst fin­det sich im ge­sam­ten Ver­trag nicht. Un­ter „Be­rufs­grup­pe“ ist viel­mehr „Ar­bei­ter“ an­ge­ge­ben; als Ar­beit­ge­ber ist die Ar­beit­ge­be­rin des Klä­gers ge­nannt.

Am 20.03.2013 er­hielt das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug den Nach­weis über die Durch­füh­rung der Ab­gas­un­ter­su­chung. Am 21.03.2013 ließ die Be­klag­te ei­ne Haupt­un­ter­su­chung durch­füh­ren; da­bei wur­den kei­ne Män­gel fest­ge­stellt.

Am 27.03.2013 zahl­te der Klä­ger 500 € auf das Fahr­zeug an. In der von der Be­klag­ten aus­ge­stell­ten Quit­tung heißt es: „von Si­cher­heits­dienst – M G“.

Nach­dem der Klä­ger das Fahr­zeug bei der Be­klag­ten ab­ge­holt und an sei­nen Wohn­ort über­führt hat­te, brach­te er es am 03.05.2013 bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 141.614 in ei­ne von der Be­klag­ten un­ab­hän­gi­ge Werk­statt. In der von die­ser er­stell­ten Rech­nung sind di­ver­se Män­gel ge­nannt.

Der Klä­ger wand­te sich te­le­fo­nisch an die Be­klag­te und rüg­te ge­gen­über dem Zeu­gen W Fahr­zeug­män­gel. Der Zeu­ge W for­der­te den Klä­ger auf, sein Fahr­zeug bei der Be­klag­ten vor­zu­stel­len. Dies lehn­te der Klä­ger ab und äu­ßer­te, das Fahr­zeug sei nicht ver­kehrs­si­cher.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 10.06.2013 er­klär­te der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und gab an, er sei mit dem Fahr­zeug 700 km ge­fah­ren. Dar­auf­hin for­der­te die Be­klag­ten­ver­tre­te­rin den Klä­ger mit Schrei­ben vom 21.06.2013 auf, sein Fahr­zeug der Be­klag­ten nach te­le­fo­ni­scher Ter­min­ver­ein­ba­rung zur Prü­fung zur Ver­fü­gung zu stel­len. Dar­auf er­wi­der­te der Klä­ger­ver­tre­ter, die Be­klag­te ha­be sich ge­wei­gert, das Fahr­zeug auf ih­re Kos­ten beim Klä­ger ab­zu­ho­len; dem Schrei­ben der Be­klag­ten­ver­tre­te­rin vom 21.06.2013 ent­neh­me er nichts an­de­res.

Im Sep­tem­ber 2013 gab der Klä­ger ein Pri­vat­gut­ach­ten in Auf­trag. Der Gut­ach­ter las ei­nen Ki­lo­me­ter­stand von 142.107 ab und kam zu dem Er­geb­nis, die rech­te Spur­stan­ge des Fahr­zeugs sei aus­ge­schla­gen. Die­ser Scha­den sei be­reits vor dem An­kauf des Fahr­zeugs durch den Klä­ger vor­han­den ge­we­sen. Au­ßer­dem sei der Mo­tor des Fahr­zeugs öl­un­dicht, und die Hy­dro­stö­ßel sei­en de­fekt. In ei­nem Nach­trag zum Gut­ach­ten er­klär­te der Sach­ver­stän­di­ge, dass das Fahr­zeug auf­grund des aus­ge­schla­gen Spur­stan­gen­kop­fes kei­ne TÜV-Pla­ket­te hät­te er­hal­ten dür­fen.

Mit Schrei­ben vom 28.10.2013 for­der­te die Be­klag­ten­ver­tre­te­rin den Klä­ger er­neut auf, sein Fahr­zeug bei der Be­klag­ten for­zu­füh­ren.

Das Ge­richt hat die Be­klag­te mit Ver­säum­nis­ur­teil vom 04.09.2014 un­ter an­de­rem an­trags­ge­mäß zur Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­prei­ses so­wie zum Er­satz von Werk­statt- und Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Al­fa Ro­me Spi­der, ver­ur­teilt. Auf den Ein­spruch der Be­klag­ten wur­de die­ses Ver­säum­nis­ur­teil auf­ge­ho­ben und die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Aus den Grün­den: B. Das Ver­säum­nis­ur­teil ist ge­mäß § 343 Satz 2 ZPO auf­zu­he­ben. Nach die­ser Vor­schrift wird das Ver­säum­nis­ur­teil auf­ge­ho­ben, wenn die Ent­schei­dung, die auf­grund der neu­en Ver­hand­lung zu er­las­sen ist, mit der in dem Ver­säum­nis­ur­teil ent­hal­te­nen Ent­schei­dung nicht über­ein­stimmt. Das ist der Fall. Im Ver­säum­nis­ur­teil hielt das Ge­richt näm­lich die Kla­ge für zu­läs­sig und be­grün­det (§ 331 I ZPO). Die Kla­ge ist zwar zu­läs­sig, aber un­be­grün­det.

I. Die Kla­ge ist zu­läs­sig …

2. Hin­sicht­lich des Fest­stel­lungs­an­trags … be­steht ein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se. Nach § 256 I ZPO kann auf Fest­stel­lung des Be­ste­hens ei­nes Rechts­ver­hält­nis­ses Kla­ge er­ho­ben wer­den,wenn der Klä­ger ein recht­li­ches In­ter­es­se dar­an hat, dass das Rechts­ver­hält­nis durch rich­ter­li­che­Ent­schei­dung als­bald fest­ge­stellt wird. Ein der­ar­ti­ges recht­li­ches In­ter­es­se liegt vor. Der Klä­ger war und ist aus dem Dar­le­hens­ver­trag ver­pflich­tet, Zin­sen und Til­gungs­ra­ten zu zah­len. Er will fest­ge­stellt ha­ben, dass die Be­klag­te ihm sämt­li­che Kos­ten des Dar­le­hens er­stat­ten muss.

Der Vor­rang ei­ner et­wai­gen Leis­tungs­kla­ge steht nicht ent­ge­gen. Ist Kla­ge auf Leis­tung mög­lich und zu­mut­bar, fehlt re­gel­mä­ßig das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se. Denn der Streitstoff soll mög­lichst in ei­nem Pro­zess end­gül­tig ge­klärt wer­den. Ei­ne auf Fest­stel­lung des An­spruchs­grun­des be­schränk­te Fest­stel­lung­kla­ge ist dann un­zu­läs­sig (BGH, Beschl. v. 04.04.1952 – III ZA 20/52, BGHZ 5, 314; Urt. v. 06.05.1993 – I ZR 144/92, ju­ris). Dem Klä­ger ist ei­ne Leis­tungs­kla­ge aber nicht mög­lich. Es ist we­der vor­ge­tra­gen noch er­sicht­lich, dass der Klä­ger den Frei­stel­lungs­an­spruch be­zif­fern kann. Viel­mehr führt der Klä­ger un­be­strit­ten aus, der Zeit­punkt der Rück­ab­wick­lung des Kaufs ste­he noch nicht fest. Da­her kön­ne er den von der Be­klag­ten zu er­stat­ten­den Be­trag noch nicht ge­nau be­zif­fern.

3. Auch hin­sicht­lich des Kla­ge­an­trags Nr. 3 be­steht ein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se. Die Klä­ger­sei­te hat näm­lich in der Zwangs­voll­stre­ckung ei­nen Vor­teil, wenn der An­nah­me­ver­zug im Ur­teils­te­nor fest­ge­stellt ist. Der Vor­teil folgt aus §§ 756; 765 Nr. 1 ZPO (BGH, Urt. v. 31.05.2000 – XII ZR 41/98, NJW 2000, 2663 [2664]; OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 15.09.2011 – 8 U 342/10; KG, Urt. v. 02.09.2008 – 27 U 153/07). Das Ur­teil ist ei­ne öf­fent­li­che Ur­kun­de im Sin­ne die­ser Vor­schrif­ten. Da­mit ist es ge­eig­net, den An­nah­me­ver­zug nach­zu­wei­sen.

II. Die Kla­ge ist aber un­be­grün­det.

1. Der Klä­ger ver­langt zu Un­recht, den Kauf­ver­trag rück­ab­zu­wi­ckeln. Dem Klä­ger steht kein An­spruch aus §§ 346, 437 Nr. 2, 323 BGB zu. Nach die­sen Vor­schrif­ten kann der Käu­fer ei­ner man­gel­haf­ten Sa­che ver­lan­gen, dass der Ver­käu­fer ihm den Kauf­preis zu­rück­zahlt.

a) Es kann da­hin­ste­hen, ob das Fahr­zeug bei Über­ga­be man­gel­haft war. Eben­falls kann of­fen­blei­ben, ob der zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­te Aus­schluss des Rück­tritts­rechts im Hin­blick auf die §§ 475 I, 309 Nr. 7 BGB wirk­sam ist.

Mög­li­cher­wei­se schei­tert der An­spruch be­reits dar­an, dass der Klä­ger der Be­klag­ten kei­ne Frist ge­setzt hat, um nach­zu­er­fül­len. Nach dem Wort­laut der §§ 437 Rn. 2, 323 I BGB muss der Käu­fer dem Ver­käu­fer näm­lich ei­ne Frist ge­setzt ha­ben, um die Män­gel zu be­sei­ti­gen. Erst wenn sie frucht­los ab­ge­lau­fen ist, kann er zu­rück­tre­ten. Der Klä­ger hat der Be­klag­ten kei­ne Nach­er­fül­lungs­frist ge­setzt.

aa) Zwar ver­tritt der BGH, dass es im Be­reich des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs als Frist­set­zung ge­nügt, wenn der Käu­fer „um­ge­hend“ oder „un­ver­züg­lich“ Nach­bes­se­rung ver­langt (BGH, Ver­säum­nis­urt. v. 12.08.2009 – VI­II ZR 254/08, NJW 2009, 3153). Der Klä­ger trägt aber nicht vor, ein der­ar­tig ei­li­ges Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen ge­äu­ßert zu ha­ben. Er be­haup­tet auf Sei­te 5 der Kla­ge­schrift le­dig­lich all­ge­mein, er ha­be Nach­bes­se­rung ver­langt. Von ei­ner Frist oder ei­nem un­ver­züg­li­chen Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen war we­der schrift­sätz­lich noch in der münd­li­chen Ver­hand­lung die Re­de. Viel­mehr führt der Klä­ger auf Sei­te 11 der Kla­ge­schrift aus­führ­lich aus, war­um er ei­ne Nach­bes­se­rung durch die Be­klag­te für un­zu­mut­bar hält.

bb) Nach Mei­nung ei­ni­ger In­stanz­ge­rich­te so­wie der im Schrift­tum herr­schen­den Mei­nung ist die Frist­set­zung im Ver­brauchs­gü­ter­kauf zwar ge­ne­rell ent­behr­lich (LG Stutt­gart, Urt. v. 08.02.2012 – 13 S 160/11, ju­ris; AG Köln, Urt. v. 28.01.2010 – 137 C 436/09; Be­ckOK-BGB/H. Schmidt, Stand: 01.11.2014, § 323 Rn. 11; MünchKomm-BGB/S. Lo­renz, 6. Aufl. [2012], Vor­bem. §§ 474 ff. Rn. 20; MünchKomm-BGB/Ernst, 6. Aufl. [2012], § 323 Rn. 50a; Koch, NJW 2010, 1636 [1639], Lu­des/Lube, MDR 2009, 1317 [1319]; Ska­mel, JuS 2010, 671 [673]; wohl auch Stür­ner/Me­di­cus, in: Prüt­ting/We­gen/Wein­reich, BGB, 9. Aufl. [2014], § 323 Rn. 21). Es kann je­doch da­hin­ste­hen, ob die­ser Auf­fas­sung zu fol­gen ist.

cc) Of­fen­blei­ben kann eben­falls, ob die Nach­bes­se­rungs­frist ge­mäß § 323 II Nr. 3 BGB ent­behr­lich war.

b) Denn der An­spruch ist je­den­falls nicht ge­ge­ben, weil der Klä­ger der Be­klag­ten nicht die Mög­lich­keit ein­ge­räumt hat, das Fahr­zeug zu un­ter­su­chen. Der Rück­tritt we­gen Män­geln ent­hält näm­lich ein un­ge­schrie­be­nes Merk­mal. Der Käu­fer muss dem Ver­käu­fer die Mög­lich­keit ver­schafft ha­ben, das Fahr­zeug zu un­ter­su­chen (BGH, Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 310/08, ju­ris Rn. 12 m. zust. Anm. Woy­te, ju­ris­PR-Ver­kR 14/2010, Anm. 1; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl. [2014], Rn. 899). Das er­gibt sich aus Treu und Glau­ben (§ 242 BGB).

Der Ver­käu­fer soll prü­fen kön­nen, ob ein Man­gel vor­liegt. Au­ßer­dem muss er be­wer­ten kön­nen, ob der Man­gel nach § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich ist. Wei­ter hat er ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se her­aus­zu­fin­den, ob die Nach­er­fül­lung mit un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Kos­ten ver­bun­den ist. Denn ge­mäß § 439 III BGB kann der Ver­käu­fer die vom Käu­fer ge­wähl­te Art der Nach­er­fül­lung ver­wei­gern, wenn sie nur mit un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Kos­ten mög­lich ist.

aa) Der Käu­fer muss dem Ver­käu­fer grund­sätz­lich die Mög­lich­keit ge­ben, das Kauf­ob­jekt an des­sen Nie­der­las­sung zu un­ter­su­chen (BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, NJW 2013, 1074 [1076]; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 899; für die Nach­er­fül­lung: BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 29; a. A. noch BGH, Urt. v. 08.01.2008 – X ZR 97/05, ju­ris Rn. 13). Dies er­gibt sich aus § 269 II BGB. Da­nach hat die Leis­tung in der Re­gel an dem Ort zu er­fol­gen, an wel­chem der Schuld­ner zur Zeit der Ent­ste­hung des Schuld­ver­hält­nis­ses sei­ne Nie­der­las­sung hat­te.

bb) Die­se Re­gel über den Er­fül­lungs­ort ist im vor­lie­gen­den Fall nicht durch­bro­chen.

Das Ge­richt hat er­wo­gen, ob sich aus den klein­ge­druck­ten Pas­sa­gen im Kauf­ver­trag ein ab­wei­chen­der Er­fül­lungs­ort für die Un­ter­su­chung er­gibt. Im­mer­hin heißt es dort:

„Wird der Kauf­ge­gen­stand we­gen ei­nes Sach­man­gels be­triebs­un­fä­hig, kann sich der Käu­fer mit Zu­stim­mung des Ver­käu­fers an den dem Ort des be­triebs­un­fä­hi­gen Kauf­ge­gen­stan­des nächst­lie­gen­den dienst­be­rei­ten Kfz-Meis­ter­be­trieb wen­den, wenn sich der Ort des be­triebs­un­fä­hi­gen Kauf­ge­gen­stan­des mehr als 50 km vom Ver­käu­fer ent­fernt be­fin­det.“

Nach dem Vor­trag des Klä­gers konn­te er das Fahr­zeug nicht ver­kehrs­si­cher be­trei­ben. Auch be­fand sich das Fahr­zeug mehr als 50 km vom Ver­käu­fer ent­fernt. Die Ver­trags­pas­sa­ge steht je­doch un­ter der Über­schrift „Ab­wick­lung der Män­gel­be­sei­ti­gung“. Die Dis­kus­si­on der Par­tei­en um den Trans­port des Fahr­zeugs be­traf aber nicht die Fra­ge, wo ein et­wai­ger Man­gel zu be­sei­ti­gen ist. Viel­mehr ging es al­lein um das Recht des Ver­käu­fers, das Fahr­zeug zu über­prü­fen. Die Klau­sel soll den Fall re­geln, dass der Ver­käu­fer nicht ver­langt, das Fahr­zeug selbst zu un­ter­su­chen. Sie be­trifft al­lein das Recht des Ver­käu­fers auf per­sön­li­che zwei­te An­die­nung.

Das Ge­richt hat be­dacht, ob die Klau­sel im We­ge der er­gän­zen­den Ver­trags­aus­le­gung ana­log auf die Un­ter­su­chung her­an­zu­zie­hen ist. Selbst wenn man dies be­ja­hen woll­te, muss­te nach dem Wort­laut der Ver­käu­fer zu­stim­men. Dar­an fehlt es. Die Be­klag­te war nicht ein­ver­stan­den, dass ei­ne an­de­re Werk­statt das Fahr­zeug un­ter­sucht.

cc) Der Klä­ger hat der Be­klag­ten nicht die Mög­lich­keit ge­ge­ben, das Fahr­zeug an de­ren Nie­der­las­sung zu un­ter­su­chen.

Ein Käu­fer darf die Un­ter­su­chungs­ge­le­gen­heit nicht von un­zu­läs­si­gen Be­din­gun­gen ab­hän­gig ma­chen (BGH, Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 310/08, ju­ris Rn. 13). Das hat der Klä­ger ge­tan. Er hat näm­lich ver­langt, dass ihm die Be­klag­te in je­dem Fall die Trans­port­kos­ten er­stat­tet. Da­mit be­inhal­te­te sein Trans­port­an­ge­bot die Be­din­gung, dass die Be­klag­te auf den Trans­port­kos­ten sit­zen bleibt, wenn sich sein Män­gel­be­sei­ti­gungs­ver­lan­gen als un­be­rech­tigt her­aus­stellt. Das durf­te der Klä­ger nicht ver­lan­gen.

Si­cher­lich hat der Ver­käu­fer ge­mäß § 439 II BGB die zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung er­for­der­li­chen Trans­port­kos­ten zu tra­gen. Dar­um geht es vor­lie­gend aber nicht. Viel­mehr be­traf die te­le­fo­ni­sche Dis­kus­si­on der Par­tei­en die Trans­port­kos­ten, die für ei­ne Män­gel­un­ter­su­chung an­fal­len. Wer die­se un­ter wel­chen Um­stän­den zu tra­gen hat, ist in Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur noch nicht hin­rei­chend ge­klärt.

Aus­gangs­punkt ist, dass § 439 II BGB nach sei­nem Zweck und sei­ner Sys­te­ma­tik vor­aus­setzt, dass ein Man­gel vor­liegt (BGH, Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 49/05, NJW 2006, 1195 [1197]). Fehlt es an ei­nem Man­gel, kann der Käu­fer sei­ne Trans­port­kos­ten nicht auf den Ver­käu­fer ab­wäl­zen (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 709). Der Ver­käu­fer muss die Trans­port­kos­ten nur tra­gen, wenn sämt­li­che Vor­aus­set­zun­gen der vom Käu­fer ge­wähl­ten Nach­er­fül­lungs­art er­füllt sind. Au­ßer­dem be­trifft § 439 II BGB nur die Kos­ten, die nö­tig sind, um nach­zu­er­fül­len.

Si­cher­lich kann man be­zwei­feln, ob die Un­ter­su­chungs­kos­ten zu den Nach­er­fül­lungs­kos­ten zäh­len. Im­mer­hin fal­len sie be­reits im Vor­feld der Nach­er­fül­lung an. Au­ßer­dem kann die Män­gel­prü­fung des Ver­käu­fers er­ge­ben, dass er nicht nach­er­fül­len muss. Er­wä­gens­wert ist da­her zu­nächst die The­se, der Ver­käu­fer müs­se stets die für die Un­ter­su­chung an­fal­len­den Trans­port­kos­ten tra­gen. Denn die Un­ter­su­chung dient pri­mär sei­nem In­ter­es­se. Es ist je­doch be­den­ken, dass der Ver­käu­fer im Zeit­punkt der Män­gel­rü­ge de­ren Be­rech­ti­gung in der Re­gel nicht ab­schät­zen kann. Der Käu­fer kann die Be­rech­ti­gung hin­ge­gen eher be­ur­tei­len (so über­zeu­gend Schüß­ler/Feu­rer, MDR 2011, 1077 [1078]). Aus die­sem Grund ist es ge­rech­ter, wenn der Käu­fer das Pro­gno­se­ri­si­ko trägt. Er muss die Trans­port­kos­ten für die Un­ter­su­chung tra­gen, wenn die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Nach­er­fül­lungs­an­spruchs feh­len.

dd) Der Klä­ger hat sich nicht da­mit ein­ver­stan­den er­klärt, die Trans­port­kos­ten zu tra­gen, wenn die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Nach­er­fül­lungs­an­spruchs feh­len. Sein An­ge­bot war nicht et­wa so zu ver­ste­hen, dass er nur ei­nen ab­re­chen­ba­ren Vor­schuss auf die Trans­port­kos­ten ge­for­dert hat.

Die Fra­ge, wer die Trans­port­kos­ten end­gül­tig zu tra­gen hat, ist zu un­ter­schei­den von der Fra­ge, ob dem Käu­fer ein ab­re­chen­ba­rer Vor­schuss für die zur Män­gel­prü­fung an­fal­len­den Trans­port­kos­ten zu­steht. Auch dies wur­de bis­lang in Recht­spre­chung und Schrift­tum kaum dis­ku­tiert.

Nach dem BGH steht ei­nem Ver­brau­cher ein ab­re­chen­ba­rer Vor­schuss für Aus­bau­kos­ten zu. Das be­traf Fäl­le, in de­nen der Aus­bau nö­tig war, um nach­zu­er­fül­len (BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 37; Urt. v. 21.12.2011 – VI­II ZR 70/08, ju­ris Rn. 49 m. zust. Anm. Stür­ner, ju­ris­PR-BGH­Zi­vilR 6/2012, Anm. 1; ver­neint für ei­nen Un­ter­neh­mer­kauf in BGH, Urt. v. 02.04.2014 – VI­II ZR 46/13, BGHZ 200, 337). Der BGH be­grün­det das Vor­schuss­recht da­mit, dass die Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie ei­ne un­ent­gelt­li­che Nach­lie­fe­rung for­dert. Nicht ent­schie­den hat der BGH über die Fra­ge des Vor­schus­ses für die Kos­ten zur Män­gel­prü­fung.

Ei­ner­seits könn­te man ei­nen Um­kehr­schluss aus den § 637 III BGB, § 887 II ZPO zie­hen. Die­se Vor­schrif­ten ge­wäh­ren eben­falls ein Vor­schuss­recht. Sie set­zen aber ei­nen fest­ste­hen­den Sach­ver­halt vor­aus. Ein bloß be­haup­te­ter ge­nügt nicht. Dar­aus könn­te man ab­lei­ten, dass ein bloß be­haup­te­ter Man­gel nicht ge­nügt, um ei­nen Vor­schuss­an­spruch zu be­grün­den. Au­ßer­dem trägt im Fal­le ei­nes Vor­schus­ses der Ver­käu­fer das Rück­zah­lungs­ri­si­ko. Er­weist sich das Man­gel­be­sei­ti­gungs­ver­lan­gen als un­be­grün­det, muss er kla­gen und voll­stre­cken. Im Fall der In­sol­venz des Käu­fers er­hält er nur ei­ne Quo­te. Dem ist zu ent­geg­nen, dass der Ver­käu­fer sich den Käu­fer aus­ge­sucht hat. Fürch­tet er Schwie­rig­kei­ten im Fall ei­ner Män­gel­rü­ge, kann er den Käu­fer ab­leh­nen.

Im Er­geb­nis spre­chen die bes­se­ren Grün­de für ei­ne Vor­schuss­pflicht im Ver­brauchs­gü­ter­kauf.Dies er­gibt sich aus ei­ner Fol­ge­nab­wä­gung. Wür­de man im Fall ei­nes be­grün­de­ten Män­gel­be­sei­ti­gungs­ver­lan­gens dem Ver­brau­cher ei­nen Trans­port­vor­schuss ver­sa­gen, wä­re dies nach­tei­li­ger als die eben ge­nann­ten Be­schwer­nis­se für den Ver­käu­fer. Nach Art. 3 III der Richt­li­nie über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf (Richt­li­nie 1999/44/EG) muss die Nach­er­fül­lung näm­lich oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher er­fol­gen. Es wä­re aber ei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit, wenn der Ver­brau­cher im Fall ei­nes be­rech­tig­ten Män­gel­ver­lan­gens die Trans­port­kos­ten vor­schie­ßen müss­te. Er wä­re dann näm­lich mit dem Pro­gno­se-, Kla­ge- und In­sol­venz­ri­si­ko be­las­tet. Zwar war es der Käu­fer, der die Sa­che an den ent­fern­ten Ort ver­bracht hat. Die­ser Um­stand wird aber be­reits da­durch aus­ge­gli­chen, dass er den Vor­schuss nicht end­gül­tig be­hal­ten darf, wenn sich sein Ver­lan­gen als un­be­grün­det er­weist.

ee) Die Be­klag­te muss­te das Ver­lan­gen des Klä­gers so ver­ste­hen, dass sie end­gül­tig die Trans­port­kos­ten tra­gen soll. Der Klä­ger hat näm­lich zu kei­nem Zeit­punkt ei­nen Vor­schuss ver­langt. In sei­nem Schrei­ben … hat er nur auf das vor­an­ge­gan­ge­ne Schrei­ben der Be­klag­ten­ver­tre­te­rin Be­zug ge­nom­men. Er hat es da­hin in­ter­pre­tiert, dass die Be­klag­te nicht be­reit ist, die Trans­port­kos­ten zu tra­gen. Die­se In­ter­pre­ta­ti­on war aber un­be­rech­tigt. Im Schrei­ben der Be­klag­ten­ver­tre­te­rin ging es näm­lich we­der um end­gül­ti­ge Trans­port­kos­ten noch um ei­nen Vor­schuss.

Zu­guns­ten des Klä­gers mag man ar­gu­men­tie­ren, die Be­klag­te ha­be ihm nie­mals ei­nen Vor­schuss an­ge­bo­ten. Im Ge­gen­teil: Sie war nach der Aus­sa­ge des Zeu­gen nur be­reit, die Trans­port­kos­ten zu über­neh­men, wenn sich ein Man­gel nach­wei­sen lässt. Man könn­te dar­an den­ken, die­ser Er­klä­rung als Mi­nus die Wei­ge­rung zu ent­neh­men, ei­nen Vor­schuss zu zah­len.

Man kann aber der Be­klag­ten nicht ein­fach un­ter­stel­len, dass sie sich ge­wei­gert hät­te, ei­nen Vor­schuss un­ter Rück­for­de­rungs­vor­be­halt zu zah­len, wenn der Klä­ger dies aus­drück­lich ver­langt hät­te. Die For­mu­lie­rungsun­klar­hei­ten des Klä­gers ge­hen zu sei­nen Las­ten. Er hat­te es in der Hand, sich klar aus­zu­drü­cken. Über­dies war es pri­mär Sa­che des Klä­gers, ei­nen Vor­schuss zu for­dern. Es war sei­ne Auf­ga­be, zwi­schen dem Vor­schuss un­ter Rück­for­de­rungs­vor­be­halt und der end­gül­ti­gen Über­nah­me der Trans­port­kos­ten zu un­ter­schei­den. Denn es ob­lag ihm, das Fahr­zeug zur Be­klag­ten zu schaf­fen. Er hat­te es zu ver­ant­wor­ten, dass das Fahr­zeug sich an ei­nem weit ent­fern­ten Ort be­fin­det. Dann kann er nicht die Ver­ant­wor­tung für den Rück­trans­port auf die Be­klag­te ab­schie­ben.

ff) Das Ge­richt ver­mag sich auch nicht der Ar­gu­men­ta­ti­on des Klä­gers an­zu­schlie­ßen, ihm sei nicht zu­zu­mu­ten ge­we­sen, das Fahr­zeug noch­mals in die Hän­de der Be­klag­ten zu ge­ben. Er mag sich ge­täuscht ge­fühlt ha­ben. Der Käu­fer muss dem Ver­käu­fer den Kauf­ge­gen­stand aber prin­zi­pi­ell noch­mals für ei­ne Un­ter­su­chung über­las­sen. Das gilt auch, wenn der Käu­fer mit dem Ver­käu­fer nicht mehr ko­ope­rie­ren möch­te.

Das Ge­setz sieht näm­lich als Grund­satz das so­ge­nann­te Recht zur zwei­ten An­die­nung vor. Das be­deu­tet, der Ver­käu­fer hat prin­zi­pi­ell die Mög­lich­keit, ei­nen de­fek­ten Ge­braucht­wa­gen zu re­pa­rie­ren. Der Käu­fer muss den Wa­gen noch­mals dem Ver­käu­fer über­las­sen. Je­den­falls wenn der Käu­fer ver­pflich­tet ist, dem Ver­käu­fer das Fahr­zeug für ei­nen Nach­bes­se­rungs­ver­such zu über­las­sen, muss er es dem Ver­käu­fer auch für ei­ne Un­ter­su­chung zur Ver­fü­gung stel­len. Denn die In­ter­es­sen­la­ge ist ähn­lich. Der Käu­fer hat in bei­den Si­tua­tio­nen un­ter Um­stän­den kein Ver­trau­en mehr zum Ver­käu­fer. Der Ver­käu­fer möch­te dem­ge­gen­über mög­lichst ge­rin­ge Kos­ten auf­wen­den.

Die ein­zi­ge hier re­le­van­te Aus­nah­men gilt, wenn ge­mäß § 323 II Nr. 3 BGB be­son­de­re Um­stän­de vor­lie­gen, die den so­for­ti­gen Rück­tritt recht­fer­ti­gen. Wenn es dem Käu­fer nicht zu­zu­mu­ten ist, das Fahr­zeug noch­mals in die Hän­de des Ver­käu­fers zu ge­ben, ent­fällt die Un­ter­su­chungs­ob­lie­gen­heit.

Die An­for­de­run­gen an die­se be­son­de­ren Um­stän­de sind hoch (BGH, Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 49/05, NJW 2006, 1195 [1197]; Urt. v. 13.07.2011 – VI­II ZR 215/10, ju­ris Rn. 30). Sie sind im vor­lie­gen­den Fall nicht er­füllt.

Der Käu­fer muss kei­ne Frist set­zen, wenn [er] zu Recht das Ver­trau­en in die Leis­tungs­fä­hig­keit des Ver­käu­fers ver­lo­ren hat. So ist es hier in­des­sen nicht. Der BGH hat ei­nen be­rech­tig­ten Ver­trau­ens­ver­lust in ei­nem Fall be­jaht, in dem ein Werk­un­ter­neh­mer viel­fach ge­gen die an­er­kann­ten Re­geln der Tech­nik ver­sto­ßen hat (BGH, Beschl. v. 08.05.2008 – VII ZR 201/07, NJW-RR 2008, 1052 [1053]). Die Ver­stö­ße hat­ten gra­vie­ren­de Män­gel zur Fol­ge. Die­se stell­ten die Stand­fes­tig­keit ei­nes Ge­bäu­des in­fra­ge. Von der Be­klag­ten zu ver­ant­wor­ten­de, gra­vie­ren­de Ver­stö­ße ge­gen tech­ni­sche Si­cher­heits­re­geln legt der Klä­ger nicht dar. Al­len­falls der aus­ge­schla­ge­ne Spur­stan­gen­kopf ist un­mit­tel­bar si­cher­heits­re­le­vant. In­so­weit durf­te sich die Be­klag­te aber auf den TÜV-Be­richt ver­las­sen. Es spielt kei­ne Rol­le, ob er in­halt­lich rich­tig war. Ir­re­le­vant ist ins­be­son­de­re, ob das Au­to ei­ne TÜV-Pla­ket­te er­hal­ten durf­te. Denn es geht nur um die Fra­ge, ob es dem Klä­ger zu­zu­mu­ten war, das Fahr­zeug noch­mals zur Un­ter­su­chung zum Be­klag­ten zu ge­ben. Und das war trotz der meh­re­ren Män­gel der Fall. An­ders als im vom BGH ent­schie­de­nen Fall hat die Be­klag­te näm­lich kein Werk her­ge­stellt. Viel­mehr hat sie ei­nen Ge­braucht­wa­gen ver­kauft. Des­sen Män­gel hat ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler ty­pi­scher­wei­se aber nicht in glei­cher Wei­se zu ver­ant­wor­ten wie der, der ei­nen neu­en Ge­gen­stand her­stellt.

Der BGH hat die Frist wei­ter für ent­behr­lich ge­hal­ten im Fall ei­nes so­ge­nann­ten Mon­tags­au­tos (BGH, Urt. v. 23.01.2013 – VI­II ZR 140/12, NJW 2013, 1523 [1524]). Ein sol­ches lie­ge vor, wenn ein Neu­fahr­zeug an zahl­rei­chen her­stel­lungs­be­ding­ten Qua­li­täts­män­geln lei­det. Es müs­se zu be­fürch­ten sein, dass es auch künf­tig nicht über län­ge­re Zeit frei von her­stel­lungs­be­ding­ten Män­geln sein wird. Vor­lie­gend han­delt es sich aber nicht um ein sol­ches Mon­tags­au­to. Im Un­ter­schied zur vom BGH ge­mein­ten Si­tua­ti­on geht es näm­lich um ei­nen Ge­braucht­wa­gen. Bei ei­nem äl­te­ren Ge­braucht­wa­gen kann ein Käu­fer nicht er­war­ten, dass er künf­tig über län­ge­re Zeit frei von Män­geln sein wird.

Die Frist ist auch nicht ent­behr­lich, weil die Be­klag­te ver­sucht hat, dem Klä­ger arg­lis­tig sei­ne Käu­fer­rech­te ab­zu­schnei­den. Täuscht ein Ver­käu­fer ei­nen Käu­fer arg­lis­tig, ist es dem Käu­fer un­ter Um­stän­den nicht zu­zu­mu­ten, dem Ver­käu­fer den Kauf­ge­gen­stand noch­mals zu über­las­sen (BGH, Ver­säum­nis­urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 182/08, NJW 2010, 2503; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 74. Aufl. [2015], § 323 Rn. 22; ju­risPK-BGB/Alp­mann, 7. Aufl. [2014], § 323 Rn. 43). Täu­schen kann ein Ver­käu­fer ei­nen Käu­fer auch, in­dem er ihm ei­ne von die­sem nicht ge­woll­te Ver­trags­pas­sa­ge un­ter­schiebt. Bei­spiels­wei­se kann er wi­der bes­se­res Wis­sen in die Ver­trags­ur­kun­de ei­ne fal­sche Tat­sa­che ein­tra­gen. Ist die­ser Ein­trag dar­auf aus­ge­legt, dass der Käu­fer ihn über­liest, täuscht der Ver­käu­fer ihn (BGH, Urt. v. 05.03.2014 – 2 StR 616/12, NJW 2014, 2595 [2596]). Denk­bar ist et­wa, dass der Ver­käu­fer den Ein­trag klein­ge­druckt ver­steckt.

Die Be­klag­te hat den Klä­ger nicht arg­lis­tig ge­täuscht. Der Klä­ger be­haup­tet, die Be­klag­te ha­be ihm arg­lis­tig sei­ne Käu­fer­rech­te ab­ge­schnit­ten. Sie ha­be ihn wi­der bes­se­res Wis­sen im Ver­trag als Un­ter­neh­mer be­zeich­net. Da­durch ha­be sie ihm vor­spie­geln wol­len, der zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss sei wirk­sam. Das hat der Klä­ger nicht be­wie­sen.

Even­tu­ell gibt es Ge­braucht­wa­gen­händ­ler, die ver­su­chen, Ver­brau­chern de­ren Ge­währ­leis­tungs­rech­te zu ent­zie­hen. Mög­li­cher­wei­se ver­su­chen sie, wi­der bes­se­res Wis­sen den Pri­vat­käu­fer als Un­ter­neh­mer zu be­zeich­nen. Ein ver­ein­bar­ter Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­stößt dann dem An­schein nach nicht ge­gen Ver­brau­cher­schutz­vor­schrif­ten (z. B. § 475 BGB). Der Klä­ger hat aber nicht nach­ge­wie­sen, dass dies vor­lie­gend der Fall war. Er trägt nach all­ge­mei­nen Re­geln die Be­weis­last. Denn die Ent­behr­lich­keit der Frist ist ein ihn güns­ti­ger Um­stand (Be­ckOK-BGB/H. Schmidt, a. a. O., § 323 Rn. 45; zum al­ten Schuld­recht: BGH, Urt. v. 17.12.1996 – X ZR 74/95, NJW-RR 1997, 622).

Auf­grund der Be­weis­auf­nah­me ver­moch­te das Ge­richt nicht zur Über­zeu­gung zu ge­lan­gen, dass die Be­klag­te dem Klä­ger die Un­ter­neh­mer­ei­gen­schaft arg­lis­tig un­ter­ge­scho­ben hat. Nach § 286 I 1 ZPO ist ein Be­weis er­bracht, wenn das Ge­richt un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Er­geb­nis­ses der Be­weis­auf­nah­me und der sons­ti­gen Wahr­neh­mun­gen in der münd­li­chen Ver­hand­lung von der Rich­tig­keit ei­ner Tat­sa­chen­be­haup­tung über­zeugt ist. Das ist vor­lie­gend nicht der Fall.

Der Klä­ger hat nicht be­strit­ten, den Hin­weis auf sei­ne Un­ter­neh­mer­ei­gen­schaft im Kauf­ver­trag ge­le­sen zu ha­ben. Viel­mehr hat er in sei­ner An­hö­rung aus­ge­sagt, es kön­ne sein, dass er den Hin­weis ge­le­sen hat. Er sei aber nie ge­fragt wor­den, ob er ein Ge­wer­be hat. Er ha­be viel­mehr ge­äu­ßert, er ar­bei­te im Si­cher­heits­dienst. Der Zeu­ge W ha­be ihm nicht ge­sagt, dass das Fahr­zeug nur an Ge­wer­be­trei­ben­de ver­kauft wird. Der Klä­ger ha­be dem Zeu­gen so­gar sei­nen Ar­beits­ver­trag ge­faxt. Dem­ge­gen­über hat der Zeu­ge W aus­ge­sagt, er ha­be dem Klä­ger schon im ers­ten Te­le­fo­nat mit­ge­teilt, dass das Fahr­zeug nur un­ter Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss an Ge­wer­be­trei­ben­de ver­kauft wird. Ihm sei ge­sagt wor­den, dass der Klä­ger ein Si­cher­heits­un­ter­neh­men hat. Nur des­halb ha­be er die An­ga­be in den Kauf­ver­trag auf­ge­nom­men.

Das Ge­richt ver­moch­te nicht zu ent­schei­den, wel­che der sich wi­der­spre­chen­den Aus­sa­gen zu­trifft. Bei­de Vor­gän­ge sind glei­cher­ma­ßen le­bens­nah. Bei bei­den Aus­kunfts­per­so­nen wa­ren Wahr­neh­mungs­be­reit­schaft, -fä­hig­keit und Wahr­neh­mungs­mög­lich­keit in glei­chem Ma­ße ge­ge­ben. Mög­lich ist, dass der Zeu­ge W be­wusst vor­sätz­lich falsch aus­ge­sagt hat. Da­für spricht sein Nä­he­ver­hält­nis zu sei­nem Ar­beit­ge­ber. Es ist je­doch un­zu­läs­sig, al­lein auf­grund der Nä­he ei­ner Aus­sa­ge­per­son zu ei­nem Pro­zess­be­tei­lig­ten auf ei­ne Falsch­aus­sa­ge zu schlie­ßen (BGH, Urt. v. 18.01.1995 – VI­II ZR 23/94, NJW 1995, 955 [956]).

Das Ge­richt hat be­dacht, dass der Hin­weis auf den „Si­cher­heits­dienst – M G“ im Kauf­ver­trag ob­jek­tiv falsch ist. Denn der Klä­ger be­treibt un­strei­tig kein Ge­wer­be. Das ist ein In­diz da­für, dass die Be­klag­te den Klä­ger mit ei­ner Falsch­an­ga­be über­rum­peln woll­te. Auf der an­de­ren Sei­te kann man der Be­klag­ten nicht ein­fach un­ter­stel­len, sie ha­be den Klä­ger täu­schen wol­len. So fin­det sich un­ten im Kauf­ver­trag in grö­ße­rer Schrift der noch­ma­li­ge Hin­weis auf ei­nen ge­werb­li­chen Ver­kauf. Der deut­li­che Hin­weis spricht da­ge­gen, dass die Be­klag­te dem Klä­ger ver­heim­li­chen woll­te, dass sie ihn als Un­ter­neh­mer de­kla­riert. Denn wenn sie den Hin­weis dop­pelt und auf­fäl­lig an­brach­te, muss­te sie da­mit rech­nen, dass der Klä­ger dar­auf stößt.

Das Ge­richt hält es für denk­bar, dass der Klä­ger sich an die Ein­zel­hei­ten des ers­ten Te­le­fo­nats mit dem Zeu­gen W nicht mehr ge­nau er­in­nert. So wuss­te der Klä­ger nicht ein­mal mehr, ob ein sol­ches Te­le­fo­nat statt­ge­fun­den hat. Er hat an­ge­ge­ben, es kön­ne sein, dass er vor der Fahr­zeug­be­sich­ti­gung an­ge­ru­fen hat.

Even­tu­ell ha­ben sich die Par­tei­en im Lauf der Ver­trags­ver­hand­lun­gen miss­ver­stan­den. Das Ge­richt kann je­den­falls nicht aus­schlie­ßen, dass der Zeu­ge W ver­se­hent­lich den Klä­ger für ei­nen Si­cher­heits­un­ter­neh­mer hielt. In ei­nem sol­chen Fall lie­gen aber kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de vor, die die Nach­bes­se­rungs­frist ent­behr­lich ma­chen.

Kein aus­rei­chen­des In­diz für ei­ne vor­sätz­li­che Täu­schung ist der Hin­weis in der Quit­tung „von Si­cher­heits­dienst – M G“. Die­se Quit­tung hat die Be­klag­te aus­ge­stellt. Wenn sie bei Ver­trags­un­ter­zeich­nung irr­tüm­lich glaub­te, der Klä­ger sei Un­ter­neh­mer, kann ihr Irr­tum fort­be­stan­den ha­ben.

Das Ge­richt sieht durch­aus, dass der Klä­ger im ver­bun­de­nen Dar­le­hens­ver­trag nicht als Un­ter­neh­mer be­zeich­net ist. Viel­mehr ist dort so­gar sein Ar­beit­ge­ber an­ge­ge­ben. Wel­chen Grund die vom Kauf­ver­trag ab­wei­chen­de Be­zeich­nung hat, ist je­doch un­klar. Der Zeu­ge W hat an­ge­ge­ben, er ha­be sich nichts da­bei ge­dacht. Vie­le Käu­fer der Be­klag­ten sei­en ne­ben­ge­werb­lich tä­tig. Frei­lich er­klärt die­se Aus­sa­ge nicht die Dif­fe­renz der Er­werbs­quel­len von Kauf- und Kre­dit­ver­trag. Mög­li­cher­wei­se hat der Zeu­ge W auch be­wusst die Au­gen vor ei­ner Falsch­an­ga­be des Klä­gers ver­schlos­sen.

Das ge­nügt je­doch nicht als Nach­weis da­für, dass die Be­klag­te den Klä­ger arg­lis­tig ge­täuscht hat. Viel­mehr ist es denk­bar, dass der Zeu­ge W glaub­te, der Klä­ger wol­le das Au­to als Un­ter­neh­mer kau­fen, den Dar­le­hens­ver­trag je­doch als Pri­vat­mann [schlie­ßen]. Auf Ba­sis der Aus­sa­ge des Zeu­gen W ist dies durch­aus plau­si­bel: Das Au­to hät­te der Klä­ger oh­ne die be­haup­te­te Un­ter­neh­mer­ei­gen­schaft nicht be­kom­men. Der Ar­beit­ge­ber des Klä­gers in­ter­es­sier­te nicht wei­ter. Den Kre­dit hät­te ihm die Bank aber mög­li­cher­wei­se ver­wei­gert, wenn er nur das Ein­kom­men aus sei­nem ver­meint­li­chen Ne­ben­ge­wer­be an­ge­ge­ben hät­te. Hier in­ter­es­sier­te das Ne­ben­ge­wer­be nicht wei­ter.

2. Der Klä­ger ver­langt auch zu Un­recht Scha­dens­er­satz. Nach §§ 437 Nr. 3, 280 I und III, 281 BGB kann der Käu­fer vom Ver­käu­fer bei ei­nem nicht be­ho­be­nen Sach­man­gel Scha­dens­er­satz ver­lan­gen.

a) Das Ge­richt kann of­fen­las­sen, ob die Par­tei­en die Ge­währ­leis­tung für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che wirk­sam aus­ge­schlos­sen ha­ben. Dar­auf kommt es näm­lich nicht an.

b) Denn wie der Rück­tritt setzt der An­spruch auf Scha­dens­er­satz vor­aus, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer die Mög­lich­keit ge­ge­ben hat, die Kauf­sa­che zu un­ter­su­chen. Dar­an fehlt es. In­so­weit wird auf obi­ge Aus­füh­run­gen ver­wie­sen.

3. Auch der Fest­stel­lungs­an­trag des Klä­gers hin­sicht­lich der Kos­ten­er­stat­tung für das Dar­le­hen ist un­be­grün­det. Ein Kos­ten­er­stat­tungs­an­spruch steht dem Klä­ger we­der aus Rück­tritts- noch aus Scha­dens­er­satz­ge­sichts­punk­ten zu. Es ist schon zwei­fel­haft, ob der Ver­käu­fer im Fal­le ei­nes ver­bun­de­nen Dar­le­hens dem Käu­fer bei ei­nem Rück­tritt sämt­li­che Kos­ten des Dar­le­hens er­stat­ten muss (zur Ab­wick­lung im Drei­per­so­nen­ver­hält­nis: MünchKomm-BGB/Ha­ber­sack, 6. Aufl. [2012], § 359 Rn. 71). Dies kann je­doch of­fen­blei­ben. Denn so­wohl Rück­tritt als auch Scha­dens­er­satz schei­tern aus obi­gen Grün­den …

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