1. Ein frontan­ge­trie­be­ner Neu­wa­gen ist nicht des­halb man­gel­haft, weil sich mit der Zeit ins­be­son­de­re an den hin­te­ren Rei­fen „Sä­ge­zäh­ne“ bil­den. Da­bei han­delt es sich viel­mehr um ei­ne ty­pi­sche Ver­schleiß­er­schei­nung, die her­stel­ler­über­grei­fend bei al­len gän­gi­gen Fahr­zeug­ty­pen – auch bei kor­rek­ter Achs­geo­me­trie – zu be­ob­ach­ten ist. Ihr kann durch kor­rek­tes Ein­stel­len und Über­wa­chen des Luft­drucks eben­so vor­ge­beugt wer­den wie, was auch die Her­stel­ler emp­feh­len, durch früh­zei­ti­ges sei­ten­glei­ches Wech­seln der Rä­der von vor­ne nach hin­ten.
  2. Ein Neu­wa­gen ist grund­sätz­lich nicht des­halb man­gel­haft, weil die Blue­tooth-Frei­sprech­ein­rich­tung, mit der das Fahr­zeug aus­ge­stat­tet ist, mit ei­nem gän­gi­gen Mo­bil­te­le­fon (hier: ei­nem Black­Ber­ry Bold 9900) nicht kom­pa­ti­bel ist. Et­was an­de­res kann nur gel­ten, wenn ver­trag­lich ver­ein­bart wur­de, dass der Käu­fer die Frei­sprech­ein­rich­tung ge­ra­de mit die­sem Mo­bil­te­le­fon nut­zen kann. Selbst dann liegt aber nur ein un­er­heb­li­cher, nicht zu ei­nem Rück­tritt be­rech­ti­gen­der Man­gel vor, wenn die Pro­ble­me durch ein Soft­ware­up­date oder je­den­falls da­durch be­sei­tigt wer­den kön­nen, dass der Käu­fer ein an­de­res, kom­pa­ti­bles Mo­bil­te­le­fon nutzt.

OLG Saar­brü­cken, Ur­teil vom 17.12.2014 – 2 U 193/13

Sach­ver­halt: Im Jahr 2008 er­warb der Klä­ger von der Be­klag­ten mit schrift­li­chem Kauf­ver­trag ei­nen neu­en Ford Ku­ga Ti­ta­ni­um mit Son­der­aus­stat­tung zum Preis von 36.691 €. Der Ver­trag war durch Ver­mitt­lung der V-GmbH & Co. KG zu­stan­de ge­kom­men.

Das Fahr­zeug wur­de dem Klä­ger im No­vem­ber 2008 über­ge­ben.

In der Fol­ge­zeigt rüg­te der Klä­ger ei­ne Viel­zahl von Män­geln. Un­ter an­de­rem be­an­stan­de­te er, dass das So­ny-Au­dio­sys­tem (Son­der­aus­stat­tung) nicht funk­tio­nie­re. Sein Fahr­zeug brach­te der Klä­ger je­weils zur Nach­bes­se­rung in die Werk­statt der V-GmbH & Co. KG. Wie oft und aus wel­chem Grund das Fahr­zeug sich in die­ser Werk­statt be­fand, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig.

Mit Schrei­ben vom 12.05.2010 und noch­mals mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 15.06.2010 er­klär­te der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Er hat gel­tend ge­macht, dass das Fahr­zeug zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung ver­schie­de­ne Män­gel auf­ge­wie­sen ha­be, näm­lich – was je­weils nä­her aus­ge­führt wird – ei­nen De­fekt der Au­dio­an­la­ge (seit De­zem­ber 2008), ei­nen De­fekt der Wisch­was­ser­an­la­ge (seit De­zem­ber 2008), ei­nen De­fekt des hin­te­ren rech­ten Rad­la­gers (seit Ok­to­ber 2009) und ei­nen De­fekt des Aus­puffs so­wie ei­nen De­fekt der An­triebs­wel­le (je­weils seit Fe­bru­ar 2010). Au­ßer­dem vi­brier­ten die in die Front­schei­be ein­ge­ar­bei­te­ten Heiz­dräh­te, was mit ei­ner Ver­zer­rung des Sicht­fel­des ein­her­ge­he (seit Win­ter 2008/2009).

Nach­dem – auch sei­tens der Ford-Wer­ke GmbH – das Pro­blem mit der Wisch­was­ser­an­la­ge als „kon­struk­ti­ons­be­dingt“ und nicht zu Be­an­stan­dun­gen im Sin­ne der Ford-Neu­wa­gen­ga­ran­tie be­rech­ti­gend er­klärt wor­den sei – mitt­ler­wei­le ge­be es in­so­weit ei­ne Rück­ruf­ak­ti­on –, ha­be er, der Klä­ger, auf ei­ge­ne Kos­ten Schei­ben­wasch­dü­sen von Mer­ce­des ein­bau­en las­sen, die feh­ler­frei funk­tio­nier­ten.

Da die V-GmbH & Co. KG die von ihm ge­rüg­ten star­ken Klopf- und Dröhn­ge­räu­sche nicht als Man­gel er­kannt, son­dern die Ge­räu­sche auf ei­ne nicht op­ti­ma­le Be­rei­fung zu­rück­ge­führt ha­be, ha­be er das Fahr­zeug bei der Fir­ma J in S. un­ter­su­chen las­sen. Dort sei ein De­fekt des hin­te­ren Rad­la­gers fest­ge­stellt wor­den. Auch die­sen Man­gel ha­be er auf ei­ge­ne Kos­ten be­he­ben las­sen; die Ge­räu­sche sei­en dar­auf­hin zu­nächst ver­schwun­den, dann je­doch An­fang 2011 wie­der auf­ge­tre­ten, und zwar auf­grund ei­nes „Sä­ge­zah­nef­fekts“.

Dar­über hin­aus sei es am 31.07.2010 beim Über­ho­len auf ei­ner drei­spu­ri­gen Land­stra­ße in ei­ner Kur­ve zu ei­nem Ab­fall der Dreh­zahl, ein­her­ge­hend mit ei­nem Auf­leuch­ten der ESP-Leuch­te, ge­kom­men mit der Fol­ge, dass er das Fahr­zeug nicht mehr ha­be len­ken kön­nen und es ha­be ab­ge­schleppt wer­den müs­sen. Ein Feh­ler ha­be nicht fest­ge­stellt wer­den kön­nen; es sei ge­mut­maßt wor­den, dass es am Len­kungs­win­kel­sen­sor lie­ge; bei ei­nem er­neu­ten Auf­tre­ten des Feh­lers sol­le er sich wie­der ab­schlep­pen las­sen.

Die Be­klag­te ist dem ent­ge­gen­ge­tre­ten und hat das Vor­lie­gen zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­der Män­gel be­strit­ten. Fer­ner hat sie dar­auf ver­wie­sen, dass das Fahr­zeug be­reits zwei­mal ver­un­fallt und des­halb im Wert ge­min­det sei. Im Üb­ri­gen sei­en Pro­ble­me der Au­dio­an­la­ge nur sol­che der Frei­sprech­ein­rich­tung und könn­ten durch ein dem Klä­ger an­ge­bo­te­nes, von ihm je­doch ab­ge­lehn­tes Soft­ware­up­date be­ho­ben wer­den.

Das Land­ge­richt hat die auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges ge­rich­te­te Kla­ge sach­ver­stän­dig be­ra­ten ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es im We­sent­li­chen aus­ge­führt, dass nur die be­haup­te­ten De­fek­te der Au­dio­an­la­ge, des ESP und der Front­schei­ben­hei­zung so­wie die stö­ren­den Ge­räu­sche im Fahr­be­trieb ei­nen Rück­tritt recht­fer­ti­gen­de – und we­gen § 476 BGB vom Klä­ger zu be­wei­sen­de – Män­gel dar­stell­ten. Die üb­ri­gen Män­gel sei­en be­reits vor der Er­klä­rung des Rück­tritts be­sei­tigt wor­den, so­dass der Klä­ger in­so­weit auf Scha­dens­er­satz­an­sprü­che zu ver­wei­sen sei.

Der Klä­ger ha­be in­des – so das Land­ge­richt – das Vor­lie­gen der be­haup­te­ten Män­gel nicht nach­zu­wei­sen ver­mocht. Hin­sicht­lich der Dröhn- und Klopf­ge­räu­sche, die der Klä­ger zu­nächst auf ein de­fek­tes Rad­la­ger und nach des­sen Re­pa­ra­tur auf ei­nen falsch ein­ge­stell­ten Sturz mit der Fol­ge ei­nes Sä­ge­zah­nef­fek­tes zu­rück­ge­führt ha­be, ha­be der Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. H ei­nen Man­gel nicht – auch nicht in Form ei­ner feh­ler­haft ein­ge­stell­ten Spur – fest­stel­len kön­nen. Nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen sei die Ur­sa­che für die Sä­ge­zahn­bil­dung in den Rei­fen selbst be­grün­det („Ziel­kon­flikt“ zwi­schen Lauf- und Fahr­ei­gen­schaf­ten und Halt­bar­keit der Rei­fen), so­dass ent­spre­chend der Emp­feh­lung des Her­stel­lers durch ei­nen re­gel­mä­ßi­gen Wech­sel der Rei­fen dem Ef­fekt ent­ge­gen­ge­wirkt wer­den kön­ne. So­weit es die auf­ge­zeig­ten Pro­ble­me mit dem ESP an­be­lan­ge, ha­be der Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. H eben­falls kei­nen Man­gel fest­stel­len kön­nen. Glei­ches gel­te hin­sicht­lich der Front­schei­ben­hei­zung. Schließ­lich sei auch in An­se­hung der von bei­den Sach­ver­stän­di­gen ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen, na­ment­lich der Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen D, wo­nach die Blue­tooth-Ver­bin­dung grund­sätz­lich feh­ler­frei funk­tio­nie­re und im Ein­zel­fall – wie hier – auf­tre­ten­de und un­ter tech­ni­schen Ge­sichts­punk­ten nicht per se aus­schließ­ba­re Kom­pa­ti­bi­li­täts­pro­ble­me in ei­ner feh­len­den Ab­stim­mung mit der Soft­ware des Mo­bil­te­le­fons be­grün­det sei, ein zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­der Man­gel der Au­dio­an­la­ge bzw. der Frei­sprech­ein­rich­tung nicht nach­ge­wie­sen. Im Üb­ri­gen sei der in Re­de ste­hen­de Man­gel als un­er­heb­lich zu wer­ten.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … [D]er Klä­ger kann sich nicht mit Er­folg auf ein Rück­tritts­recht be­ru­fen.

I. Vor­aus­set­zun­gen für ein Rück­tritts­recht vom Kauf­ver­trag ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 323 BGB sind das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels i. S. von § 434 BGB zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs, wel­cher zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung noch vor­han­den sein muss, so­wie grund­sätz­lich ei­ne er­folg­lo­se Frist­set­zung des Käu­fers zur Nach­er­fül­lung (§ 323 I BGB), wenn die­se nicht aus­nahms­wei­se ge­mäß § 323 II BGB, § 275 BGB, § 326 V BGB oder § 440 Satz 2 BGB ent­behr­lich ist. Aus­ge­schlos­sen ist der Rück­tritt ge­mäß § 323 V 2 BGB, wenn die in der Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich ist, wenn der Man­gel al­so ge­ring­fü­gig ist.

1. Nach § 434 I 1 BGB ist ei­ne Sa­che man­gel­frei, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. So­weit die Be­schaf­fen­heit ei­ner Sa­che nicht ver­ein­bart ist, ist sie man­gel­frei, wenn sie sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net, sonst, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 BGB). Da­bei trägt der Käu­fer die Be­weis­last da­für, dass ein Sach­man­gel vor­liegt und sich die­ser Man­gel in­ner­halb der Sechs-Mo­nats-Frist ge­zeigt hat (§ 476 BGB); die Ver­mu­tung des § 476 BGB gilt nicht für das Vor­lie­gen des Man­gels als sol­chen, son­dern nur für die Fra­ge, ob der Man­gel zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs be­reits vor­lag, und kommt nur dann zur An­wen­dung, wenn es sich um ei­nen – wo­von vor­lie­gend aus­ge­gan­gen wer­den kann – Ver­brauchs­gü­ter­kauf han­delt (statt al­ler: Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 73. Aufl., § 434 Rn. 2 ff.; § 476 Rn. 2 ff. m. w. Nachw.). Kom­men meh­re­re Ur­sa­chen für den sich nach Ge­fahr­über­gang zei­gen­den Man­gel in Be­tracht, dar­un­ter auch sol­che, für die der Ver­käu­fer nicht ver­ant­wort­lich ist, gilt die Ver­mu­tung des § 476 BGB nicht da­für, dass der Man­gel auf ei­ne Ur­sa­che zu­rück­geht, die ih­rer­seits ei­ne Ver­trags­wid­rig­keit dar­stellt; da­für trägt viel­mehr der Käu­fer die Be­weis­last (BGH, Urt. v. 15.01.2014 – VI­II ZR 70/13, NJW 2014, 1086).

2. Im Be­ru­fungs­rechts­zug strei­ten die Par­tei­en (nur noch) dar­über, ob Män­gel des Fahr­zeugs we­gen ei­nes De­fekts der Au­dio­an­la­ge, der Front­schei­ben­hei­zung, der „Sä­ge­zahn­bil­dung“ so­wie des Auf­blin­kens der ESP-Leuch­te vor­lie­gen.

a) So­weit der Klä­ger sei­nen Rück­tritt auf ei­nen Man­gel des Fahr­zeugs, der sich dar­in zei­ge, dass in un­re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den, ins­be­son­de­re beim Durch­fah­ren von Kur­ven, das Fahr­zeug sich plötz­lich nicht mehr len­ken las­se, wo­bei gleich­zei­tig die ESP-Leuch­te auf­blin­ke, ge­stützt hat, hat der Klä­ger, wo­von das Land­ge­richt auf der Grund­la­ge der durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me im Er­geb­nis zu Recht aus­geht, ei­nen Man­gel nicht nach­ge­wie­sen. Der Klä­ger hat sei­ne Be­haup­tung kon­kret an ei­nem Vor­fall vom 31.07.2010 fest­ge­macht, wo­nach sich das Fahr­zeug wäh­rend ei­nes Über­hol­vor­gangs in ei­ner Links­kur­ve nicht mehr ha­be len­ken las­sen und gleich­zei­tig die ESP-Leuch­te auf­ge­b­linkt ha­be. Im Fol­gen­den hat er be­haup­tet, dass sich die­ses Phä­no­men spo­ra­disch, ins­be­son­de­re beim Durch­fah­ren von Kur­ven, zei­ge. Der von dem Land­ge­richt be­auf­trag­te Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. H konn­te in­des den vom Klä­ger ge­rüg­ten Man­gel nicht ve­ri­fi­zie­ren.

Er hat hier­zu aus­führ­lich und nach­voll­zieh­bar dar­ge­stellt, dass bei dem in Re­de ste­hen­den Fahr­zeug­typ so­wohl bei ab­ge­schal­te­tem als auch bei ein­ge­schal­te­tem und ak­ti­vem ESP-Sys­tem auf­grund des­sen Auf­ga­be und Funk­ti­ons­wei­se kein Ein­griff in die Len­kung er­fol­ge. Das ESP-Sys­tem ha­be die Auf­ga­be, ein seit­li­ches Aus­bre­chen bei Kur­ven­fahr­ten oder in kri­ti­schen Si­tua­tio­nen, zum Bei­spiel bei Aus­weich­ma­nö­vern („Elch­test“), zu ver­mei­den. Das Sys­tem grei­fe ge­zielt in das Brems­sys­tem und das Mo­tor- und Ge­trie­be­ma­nage­ment ein und hal­te das Fahr­zeug in der rich­ti­gen Spur, was nicht mit ei­nem Ein­griff in die Len­kung ver­bun­den sei, da kei­ne Ver­knüp­fung exis­tie­re.

Aus dem ge­gen­über dem Sach­ver­stän­di­gen an­läss­lich des Orts­ter­mins er­folg­ten kon­kre­ti­sie­ren­den Klä­ger­vor­trag, wo­nach „wie bei ei­ner Funk­ti­on des ABS-Sys­tems wäh­rend der Re­gel­pha­se … per­ma­nent (ha­be) nach­ge­lenkt wer­den müs­sen“, hat der Sach­ver­stän­di­ge so­dann ge­schluss­fol­gert, dass ei­ne so­ge­nann­te kri­ti­sche Fahr­si­tua­ti­on vor­ge­le­gen ha­ben müs­se, bei der das ESP-Sys­tem kor­ri­gie­rend ein­ge­grif­fen ha­be. Ein sol­cher re­gel­rech­ter Ein­griff wer­de nicht im Er­eig­nis­spei­cher hin­ter­legt. Ei­ne Stö­rung des ESP-Sys­tems kön­ne nicht an­ge­nom­men wer­den.

Ein Aus­le­sen der Er­geb­nis­spei­cher des ABS- und ESP-Sys­tems ha­be er­ge­ben, dass ein ein­ma­li­ges Er­eig­nis be­tref­fend den Lenk­win­kel­sen­sor we­gen zu ge­rin­ger Bat­te­rie­span­nung (Strom­kreis­feh­ler) ab­ge­spei­chert ge­we­sen sei. Zum Über­prü­fungs­zeit­punkt sei kein ak­tu­el­les Er­eig­nis ab­ge­spei­chert ge­we­sen. Auch ha­be die Über­prü­fung an­hand durch­ge­führ­ter Test­fahr­ten kei­ne Feh­ler ge­zeigt.

Un­ter Be­rück­sich­ti­gung des­sen ist ein Man­gel des Fahr­zeugs nicht er­wie­sen. Viel­mehr spricht auf der Grund­la­ge der von dem Sach­ver­stän­di­gen vor dem Hin­ter­grund der Schil­de­run­gen des Klä­gers ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen al­les da­für, dass auf­grund ei­ner kri­ti­schen Si­tua­ti­on das ESP-Sys­tem je­weils kor­ri­gie­rend ein­ge­grif­fen hat, was der Klä­ger, wie er ge­gen­über dem Sach­ver­stän­di­gen an­ge­ge­ben hat, als „per­ma­nen­tes Nach­len­ken“ (bei gleich­zei­ti­gem Ab­fall der Dreh­zahl) emp­fun­den hat. Von ei­nem Ein­griff des ESP-Sys­tems in die Len­kung und gar ei­nem Blo­ckie­ren der Len­kung kann un­ge­ach­tet der re­la­ti­vie­ren­den Dar­stel­lung des Klä­gers ge­gen­über dem Gut­ach­ter be­reits aus tech­ni­schen Grün­den (kei­ne Ver­knüp­fung der Len­kung mit dem ESP-Sys­tem) kei­ne Re­de sein.

Das ein­ma­lig im Er­eig­nis­spei­cher hin­ter­leg­te Er­eig­nis, das vom Sach­ver­stän­di­gen zwar zeit­lich kei­ner Ein­ord­nung zu­ge­führt, von die­sem aber auf ei­ne zu ge­rin­ge Bat­te­rie­span­nung zu­rück­ge­führt wer­den konn­te – nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen wird ein Ein­grei­fen des ESP-Sys­tems in ei­ner kri­ti­schen Fahr­si­tua­ti­on nicht ab­ge­legt –, be­grün­det erst recht kei­nen Man­gel des Fahr­zeugs, weil nach­ge­ra­de der von dem Klä­ger be­haup­te­te Ein­griff des ESP in die Len­kung tech­nisch aus­ge­schlos­sen ist. Auch das Vor­lie­gen ei­nes sons­ti­gen Man­gels ist nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen nicht er­wie­sen.

Ent­ge­gen der Sicht des Klä­gers lie­gen Ver­fah­rens­feh­ler des Land­ge­richts nicht vor. So­weit er rügt, dass das Land­ge­richt sei­nem für das Er­eig­nis vom 31.7.2010 an­ge­bo­te­nen Zeu­gen­be­weis nicht nach­ge­gan­gen sei, liegt ein Über­ge­hen von Be­weis­an­ge­bo­ten durch das Land­ge­richt nicht vor und ist auf die­ses Be­weis­an­ge­bot nicht zu er­ken­nen. Ob ei­ne kri­ti­sche Si­tua­ti­on, in der das ESP-Sys­tem kor­ri­gie­rend ein­greift, vor­ge­le­gen hat, kann nicht von der mut­maß­li­chen Ein­schät­zung von Bei­fah­rern oder Mit­fah­rern ab­ge­lei­tet wer­den. Viel­mehr er­folgt der Ein­griff auf der Grund­la­ge der dem Sys­tem über­mit­tel­ten Da­ten. Ein Ein­griff in die Len­kung wur­de von dem Klä­ger selbst in der Wei­se dar­ge­stellt, dass er per­ma­nent ha­be nach­len­ken müs­sen, wie dies bei ei­nem Ein­griff des ESP-Sys­tems, hin­sicht­lich des­sen Funk­ti­ons­wei­se im Er­geb­nis­spei­cher kei­ne Feh­ler hin­ter­legt wor­den sind, in ei­ner kri­ti­schen Fahr­si­tua­ti­on er­for­der­lich wird.

So­weit der Klä­ger dar­auf ver­weist, dass an­läss­lich des Aus­le­sens des Er­eig­nis­spei­chers am 31.7.2010 in ei­ner nicht au­to­ri­sier­ten Ford-Werk­statt als Feh­ler­quel­le „Lenk­win­kel­sen­sor“ an­ge­zeigt wor­den sei und hier­für Be­weis an­bie­tet durch Ver­neh­mung des Zeu­gen S, war und ist auch auf die­ses Be­weis­an­ge­bot nicht zu er­ken­nen. Wie der Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. H in sei­nem Gut­ach­ten aus­ge­führt hat, er­gab das Aus­le­sen der Spei­cher des ABS- und ESP-Sys­tems ein ein­ma­li­ges Er­eig­nis „C1278 – feh­ler­haf­te Si­gna­le 1 und 2; Len­k­ein­schlag­win­kel“ in Ver­bin­dung mit „B1318 – nied­ri­ge Bat­te­rie­span­nung“ so­wie am Steu­er­ge­rät der elek­tro­ni­schen Ser­vo­len­kung „C1956 – Lenk­win­kel-Sen­sor: Strom­kreis­feh­ler“, wo­bei der Sach­ver­stän­di­ge er­gän­zend aus­ge­führt hat, dass, weil das Fahr­zeug mit ei­nem so­ge­nann­ten BUS-Sys­tem aus­ge­stat­tet sei, ein Er­eig­nis auch in ver­schie­de­nen Spei­chern ab­ge­legt wer­de. Von da­her ist nicht er­sicht­lich, wel­ches an­de­re Er­eig­nis als das von dem Sach­ver­stän­di­gen do­ku­men­tier­te ein­ma­li­ge Er­eig­nis be­tref­fend den Lenk­win­kel­sen­sor, das auf ei­ne zu ge­rin­ge Bat­te­rie­span­nung zu­rück­zu­füh­ren ist (s. oben), ein­ge­tre­ten sein soll und ei­nen zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­den Man­gel zu be­grün­den ge­eig­net ist.

b) So­weit der Klä­ger ei­ne Man­gel­haf­tig­keit der Front­schei­ben­hei­zung der­ge­stalt rügt, dass die Heiz­dräh­te vi­brier­ten, was mit ei­ner Ver­zer­rung des Sicht­fel­des ein­her­ge­he, kann auf der Grund­la­ge des ein­ge­hol­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens … eben­falls nicht vom Vor­lie­gen ei­nes Man­gels aus­ge­gan­gen wer­den.

Der Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. H hat hier­zu an­schau­lich und nach­voll­zieh­bar dar­ge­legt, dass bei ein­ge­schal­te­ter Hei­zung und ste­hen­dem Fahr­zeug zwar ein Flim­mern wahr­ge­nom­men wer­den kön­ne, wenn bei­spiels­wei­se der Blick starr ge­ra­de­aus auf ei­nen be­stimm­ten Punkt fi­xiert wer­de. Dies sei al­ler­dings nicht Rea­li­tät im kon­kre­ten Fahr­be­trieb, weil die üb­li­che Blick­ver­weil­dau­er bei ei­nem sich be­we­gen­den Fahr­zeug nur ma­xi­mal 0,2 Se­kun­den be­tra­ge; bei stän­dig wech­seln­dem Blick fal­le das Flim­mern nicht auf. Die­ses Phä­no­men ist im Üb­ri­gen be­kannt (vgl. www.​ford-forum.​de/​archive/​index.​php/​t-53498.​html; …) und hat bis­lang nicht da­zu ge­führt, dass die von Ford mit Front­schei­ben­hei­zung in den Ver­trieb ge­lang­ten Fahr­zeu­ge kei­ne Be­triebs­zu­las­sung er­hal­ten hät­ten oder ei­ne sol­che des­we­gen ent­zo­gen wor­den wä­re. Von da­her liegt auch in­so­weit, wie vom Land­ge­richt auf der Grund­la­ge der durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me zu Recht er­kannt, ein zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­der Man­gel nicht vor.

c) Auch we­gen der so­ge­nann­ten Sä­ge­zahn­bil­dung kann sich der Klä­ger nicht mit Er­folg auf ei­nen zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­den Man­gel be­ru­fen.

Der Klä­ger hat zur Be­grün­dung des Man­gels gel­tend ge­macht (Schrift­satz vom 22.03.2011), dass der Sturz falsch ein­ge­stellt sei, wo­durch der so­ge­nann­te Sä­ge­zah­nef­fekt, näm­lich das ex­tre­me Ab­fah­ren der In­nen­sei­ten der hin­te­ren Rei­fen, ein­tre­te, der zu den lau­ten Fahr­ge­räu­schen füh­re. Hier­zu hat der Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. H auf der Grund­la­ge der von ihm durch­ge­führ­ten Un­ter­su­chun­gen und Mes­sun­gen fest­ge­stellt und dies auch münd­lich er­läu­tert, dass der Sturz (Win­kel der Rä­der zur Hoch­ach­se des Fahr­zeugs) ord­nungs­ge­mäß ein­ge­stellt sei und sich in den her­stel­ler­sei­tig an­ge­ge­be­nen To­le­ranz­be­rei­chen be­we­ge. So­weit die Spur­wer­te (Win­kel der Rä­der zur Längs­ach­se des Fahr­zeugs) der Hin­ter­ach­se – hin­ten links ge­ring­fü­gig, hin­ten rechts deut­lich – au­ßer­halb der To­le­ranz­be­rei­che lä­gen, wo­bei die Über­schrei­tung der To­le­ranz hin­ten rechts mit dem Un­fall­er­eig­nis, das zu ei­ner Er­neue­rung der rech­ten hin­te­ren Fel­ge so­wie ei­ner elek­tro­ni­schen Achs­ver­mes­sung ge­führt ha­be, zu ver­ein­ba­ren sei, sei, da die Sä­ge­zahn­bil­dung an den bei­den Hin­ter­rei­fen gleich­mä­ßig aus­ge­bil­det sei, die­se auf die Rei­fen selbst zu­rück­zu­füh­ren.

In die­sem Zu­sam­men­hang sei zu be­rück­sich­ti­gen, dass der Her­stel­ler bei der Kon­zep­ti­on ei­nes Rei­fens im­mer ei­nem Ziel­kon­flikt zwi­schen po­si­ti­ven und ne­ga­ti­ven Ei­gen­schaf­ten aus­ge­lie­fert sei, bei dem bei­spiels­wei­se dann, wenn ein Rei­fen ein be­son­ders gu­tes Näs­se­ver­hal­ten auf­wei­se, dies zwangs­läu­fig mit ei­nem ho­hen Ne­ga­tiv­pro­fil­an­teil (Pro­fil­ril­len an Rei­fen) ein­her­ge­he, was ei­ne mög­li­che Sä­ge­zahn­bil­dung er­hö­hen kön­ne. In­so­weit müs­se man tes­ten, ob es Fa­bri­ka­te oder ein Fa­bri­kat ge­be, bei dem die Sä­ge­zahn­bil­dung bei ei­nem Fahr­zeug der vor­lie­gen­den Art (Fron­an­trieb) nicht ein­tre­te; ver­mei­den las­se sich dies durch ei­nen re­gel­mä­ßi­gen Wech­sel der Rä­der von hin­ten nach vor­ne und um­ge­kehrt, wie in der Be­triebs­an­lei­tung (al­le 5.000 bis 10.000 km) emp­foh­len. Auch wenn die­se Emp­feh­lung nicht kon­kret zur Ver­mei­dung der Sä­ge­zahl­bil­dung aus­ge­spro­chen wor­den sei, sei sie je­doch er­folgt, um ei­nen gleich­mä­ßi­gen Ver­schleiß der Rei­fen her­bei­zu­füh­ren, wo­durch der Sä­ge­zahl­bil­dung ent­ge­gen­ge­wirkt wer­den kön­ne. Die­ser Emp­feh­lung sei au­gen­schein­lich nicht ge­folgt wor­den, weil die Sä­ge­zahn­bil­dung an den Vor­der­rei­fen nicht er­sicht­lich ge­we­sen sei. Der Sä­ge­zah­nef­fekt stel­le von da­her kei­nen Man­gel im üb­li­chen Sinn dar. Dem ist das Land­ge­richt zu Recht ge­folgt.

Die Ein­wen­dun­gen des Klä­gers ver­mö­gen ei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung nicht zu recht­fer­ti­gen. So­weit er gel­tend macht, dass er ver­schie­de­ne Rei­fen­mar­ken (wel­che?) so­wohl für die Som­mer- als auch für die Win­ter­rei­fen aus­pro­biert ha­be, die be­reits nach ei­ner Lauf­leis­tung von ca. 12.000 bis 15.000 km die Sä­ge­zahn­bil­dung auf­ge­wie­sen hät­ten, mag dem so sein. Dass er hier­bei die Her­stel­ler­emp­feh­lung be­ach­tet hat, die Rei­fen al­le 5.000 bis 10.000 km von vor­ne nach hin­ten bzw. um­ge­kehrt zu wech­seln, da­mit ein gleich­mä­ßi­ger Ver­schleiß her­bei­ge­führt wird, hat der Klä­ger in­des nicht vor­ge­tra­gen. Auf ei­ne In­au­gen­schein­nah­me der von ihm auf­ge­ho­be­nen aus­ge­tausch­ten Rei­fen kommt es des­halb nicht an.

So­weit er wei­ter­hin auf ei­nen werk­sei­tig feh­ler­haft ein­ge­stell­ten „Sturz“ ver­weist, ist die­se Be­haup­tung durch das Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ein­deu­tig wi­der­legt. Der Fest­stel­lung des Sach­ver­stän­di­gen, wo­nach die Über­schrei­tung der To­le­ranz­gren­zen be­züg­lich der Spur­wer­te der Hin­ter­ach­se – un­ge­ach­tet der Fra­ge ei­ner Ur­säch­lich­keit des Un­fall­er­eig­nis­ses für die Über­schrei­tung der Wer­te auf der rech­ten Sei­te – be­reits des­halb nicht als kau­sal für den Sä­ge­zah­nef­fekt er­ach­tet wer­den kön­ne, weil die Sä­ge­zahn­bil­dung an den bei­den Hin­ter­rei­fen gleich­mä­ßig aus­ge­bil­det ist, hat der Klä­ger nichts Rechts­er­heb­li­ches ent­ge­gen­zu­set­zen ver­mocht.

Schluss­end­lich kann der Klä­ger auch nichts Güns­ti­ges aus dem Um­stand her­lei­ten, dass der Sach­ver­stän­di­ge die Fra­ge, ob die Soll­vor­ga­ben des Her­stel­lers für die Achs­ein­stel­lung op­ti­mal sei­en, nicht ha­be be­ant­wor­ten kön­nen und ei­ne wei­te­re Er­mitt­lung ge­mäß dem Hin­weis des Sach­ver­stän­di­gen, wo­nach Nä­he­rungs­wer­te durch In­au­gen­schein­nah­me von Ver­gleichs­fahr­zeu­gen er­mit­telt wer­den könn­ten, un­ter­blie­ben sei. Selbst wenn we­gen werk­sei­tig nicht op­ti­ma­ler Achs­ein­stel­lung und hier­auf be­ru­hen­der Sä­ge­zahn­bil­dung ein … Se­ri­en­feh­ler die­ses Fahr­zeug­typs vor­lie­gen soll­te, be­grün­det dies … kei­nen zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­den Man­gel des Fahr­zeugs.

Von ei­nem Man­gel könn­te in die­sem Fall nur dann aus­ge­gan­gen wer­den, wenn her­stel­ler­über­grei­fend, al­so ge­mes­sen am Ent­wick­lungs­stand der ge­sam­ten Au­to­mo­bil­in­dus­trie, fest­ge­stellt wer­den könn­te, dass der Zu­stand des Fahr­zeugs nicht dem Stand der Tech­nik ent­spricht (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl., Rn. 430 ff., 439 ff. m. w. Nachw.; BGH, Urt. v. 04.03.2009 – VI­II ZR 160/08, NJW 2009, 2056; OLG Hamm, Urt. v. 16.11.2009 – 2 U 141/09, ju­ris; s. auch ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 7. Aufl., § 434 Rn. 236). Ein dem je­wei­li­gen „Stand der Tech­nik“ zum Zeit­punkt der Her­stel­lung ent­spre­chen­des Fahr­zeug muss im Üb­ri­gen nicht für al­le tech­ni­schen Pro­ble­me ei­ne op­ti­ma­le Lö­sung vor­hal­ten, da es ge­ra­de bei tech­nisch kom­ple­xen Ge­gen­stän­den und Fra­ge­stel­lun­gen wie der vor­lie­gen­den für man­nig­fal­ti­ge Pro­blem­stel­lun­gen re­gel­mä­ßig ei­ne Band­brei­te von tech­nisch gut ver­tret­ba­ren Lö­sun­gen gibt. Weil der Her­stel­ler an­ge­sichts des­sen grund­sätz­lich frei über Kon­struk­ti­on, Aus­rüs­tung und Fa­bri­ka­ti­ons­vor­gang ent­schei­den kann, ist die Sa­che dann man­gel­frei, wenn sie dem tech­ni­schen Stan­dard ent­spricht, wo­bei der be­schrit­te­ne tech­ni­sche Lö­sungs­weg kon­struk­ti­ons­be­ding­te Be­son­der­hei­ten und Ei­gen­tüm­lich­kei­ten auf­wei­sen kann, so­weit sie die Ge­brauchs­taug­lich­keit nicht be­ein­träch­ti­gen (ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 7. Aufl., § 434 Rn. 236).

So liegt der Fall hier. Die so­ge­nann­te Sä­ge­zahn­bil­dung ist ein all­ge­mein be­kann­tes Phä­no­men und be­trifft, wie dies der Sach­ver­stän­di­ge aus­ge­führt hat und aus den all­ge­mein zu­gäng­li­chen Quel­len nach­voll­zieh­bar ist, al­le gän­gi­gen Au­to­mar­ken bzw. Fahr­zeug­ty­pen (z. B. …; www.​a4-a5-cabriofreunde.​de/​f12t5705-saegezahnbildung-heult-zwischen-70-u-100-km-h.​html).

Es han­delt sich, wie auch von dem Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. H dar­ge­legt, um ei­ne Ver­schleiß­er­schei­nung haupt­säch­lich an den Rei­fen der nicht an­ge­trie­be­nen Ach­se, dem durch kor­rek­te Ein­stel­lung und Über­wa­chung des Luft­drucks so­wie durch früh­zei­ti­ges (ca. 5.000 bis 8.000 km) sei­ten­glei­ches Wech­seln der Rä­der von vorn nach hin­ten vor­ge­beugt wer­den kann, wie dies in der Re­gel – und so auch hier – von den Fahr­zeug­her­stel­lern in den Be­die­nungs­an­lei­tun­gen emp­foh­len wird www.​adac.​de/​infotestrat/​reifen/​luftdruck/​saegezahn/​; www.​auto-service.​de/​werkstatt/​ratgeber/​15374-saegezahn-reifen-entsteht-tun.​html). Es han­delt sich dem­nach um ei­nen durch­aus ty­pi­schen Ver­schleiß­zu­stand für frontan­ge­trie­be­ne Fahr­zeu­ge und kei­ne „Aus­nah­me­er­schei­nung“, zu der es trotz kor­rek­ter Achs­geo­me­trie und kor­rek­tem Luft­druck kom­men kann. Auch die da­mit ein­her­ge­hen­den deut­li­chen Ab­roll­ge­räu­sche bil­den kei­nen Sach­man­gel, al­so kei­ne Ab­wei­chung von der ver­trag­lich ge­schul­de­ten Be­schaf­fen­heit, son­dern ei­ne „nor­ma­le“ Ei­gen­tüm­lich­keit bei ei­nem Fahr­zeug die­ser Art (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v 27.06.2005 – 1 U 28/05, SVR 2006, 261). Dass der tur­nus­mä­ßi­ge Wech­sel der Rei­fen für den Käu­fer un­ter Um­stän­den mit ge­wis­sen Un­an­nehm­lich­kei­ten ver­bun­den sein mag, be­rührt die Eig­nung des Fahr­zeugs für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eben­falls nicht. Hier­bei han­delt es sich um die prak­ti­schen Aus­wir­kun­gen des ge­gen­wär­ti­gen Stands der Tech­nik, die man als un­be­frie­di­gend emp­fin­den mag, aber durch­gän­gig bei al­len gän­gi­gen Au­to­mar­ken bzw. Fahr­zeug­ty­pen fin­det und nach dem Stand der Tech­nik nicht zu ver­mei­den sind (vgl. BGH, Urt. v. 04.03.2009 – VI­II ZR 160/08, NJW 2009, 2056).

Von da­her liegt auch in­so­weit ein zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­der Man­gel nicht vor.

d) Im Er­geb­nis kann sich der Klä­ger zur Be­grün­dung ei­nes Rück­tritts­rechts auch nicht auf ei­ne feh­ler­haf­te Frei­sprech­ein­rich­tung be­ru­fen …

Zwar wur­den auf der Grund­la­ge von dem Klä­ger aus­ge­brach­ter Män­gel­rü­gen be­tref­fend die Au­dio­an­la­ge von der Be­klag­ten bzw. der V-GmbH & Co. KG ver­schie­de­ne – nach An­zahl und In­halt von den Par­tei­en ab­wei­chend dar­ge­stell­te – (Nach­bes­se­rungs-)Ar­bei­ten durch­ge­führt, die je­den­falls – so die Be­klag­te – den Aus­tausch des Au­to­ra­di­os, das Auf­spie­len ei­ner neu­en Soft­ware für die Frei­sprech­ein­rich­tung, den Ein­bau ei­nes neu­en Steu­er­ge­rä­tes für die Frei­sprech­ein­rich­tung so­wie den Aus­tausch ei­nes Sprach­mo­duls be­tra­fen, oh­ne dass nach dem Sach­vor­trag des Klä­gers mit die­sen Maß­nah­men wirk­sam Ab­hil­fe ge­schaf­fen wor­den wä­re.

Das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels hat der Klä­ger in­des nicht nach­ge­wie­sen.

Nach den so­wohl von dem Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. H in sei­nem Gut­ach­ten vom 19.08.2011 … als auch den von dem Sach­ver­stän­di­gen D in sei­nem Gut­ach­ten vom 14.08.2013 ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen konn­ten mit den von den Sach­ver­stän­di­gen ver­wen­de­ten Mo­bil­te­le­fo­nen die von dem Klä­ger ge­rüg­ten Un­zu­träg­lich­kei­ten nicht be­stä­tigt wer­den. Die von dem Gut­ach­ter D mit­tels ei­nes Blue­tooth-Scan­ners durch­ge­führ­ten mess­tech­ni­schen Un­ter­su­chun­gen der Blue­tooth-Ka­nä­le er­ga­ben, wie der Sach­ver­stän­di­ge zu­dem in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 31.10.2013 aus­führ­lich er­läu­tert hat, kei­ne Feh­ler; eben­so we­nig wa­ren bei den von ihm ver­wen­de­ten Test­ge­rä­ten (No­kia 6230i, So­ny Erics­son C702, App­le iPho­ne 4, App­le iPho­ne 5) über meh­re­re Ta­ge Feh­ler im Blue­tooth-Ver­bin­dungs­auf­bau, der Kom­mu­ni­ka­ti­on in­ner­halb der Ver­bin­dung und/oder der Be­en­di­gung der Ver­bin­dung fest­ge­stellt wor­den. Ei­nen Feh­ler des CAN-Bus­ses (Da­ten­bus zwi­schen Au­dio­sys­tem und Fahr­zeu­ge­lek­tro­nik) konn­te der Sach­ver­stän­di­ge mit an Si­cher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit aus­schlie­ßen. Le­dig­lich bei Be­nut­zung des von dem Klä­ger ver­wen­de­ten Mo­bil­te­le­fons, ei­nem Black­Ber­ry Bold 9900, brach, so der Gut­ach­ter, die Ver­bin­dung ab und muss­te nach je­dem Ge­spräch die Ver­bin­dung mit dem Ge­rät durch Aus­schal­ten der Zün­dung ge­trennt und nach Ein­schal­ten der Zün­dung er­neu­ert wer­den; auch sei das Ra­dio im An­schluss an Ge­sprä­che re­gel­mä­ßig ab­ge­stürzt und ha­be auf kei­ner­lei Knopf­druck re­agiert. Die­se Fehl­funk­tio­nen führ­te der Sach­ver­stän­di­ge auf ei­ne Soft­ware-In­kom­pa­ti­bi­li­tät in Be­zug auf die Blue­tooth-Kopp­lung zwi­schen Au­dio­sys­tem und ver­wen­de­tem Mo­bil­te­le­fon zu­rück. Sons­ti­ge von dem Klä­ger ver­wen­de­te Mo­bil­te­le­fo­ne stan­den dem Gut­ach­ter zur Un­ter­su­chung nicht zur Ver­fü­gung.

Hier­nach steht fest, dass le­dig­lich das von dem Klä­ger ver­wen­de­te Mo­bil­te­le­fon Black­Ber­ry 9900 mit der Au­dio­an­la­ge nicht kom­pa­ti­bel war, was, auch wenn Blue­tooth ei­ne stan­dard­mä­ßi­ge Tech­no­lo­gie ist, vor­kom­men kann, weil, wie der Sach­ver­stän­di­ge dies im Rah­men der münd­li­chen Er­läu­te­rung dar­ge­legt hat, das Pro­to­koll des Han­dys nicht zu der Soft­ware des Au­to­ra­di­os passt. Fer­ner hat er aus­ge­führt, dass in dem Fall, in dem ei­ne Blue­tooth-Ver­bin­dung we­gen Feh­ler in der Pro­gram­mie­rung nicht funk­tio­nie­re, dies be­deu­ten wür­de, dass von dem ent­spre­chen­den Mo­dell mit die­ser Soft­ware­ver­si­on ent­we­der al­le oder kei­nes funk­tio­nier­te, was wie­der­um be­deu­te, dass dann, wenn es ent­spre­chend vie­le Rück­fra­gen ge­ben wür­de, der Ra­dio­her­stel­ler (und nicht der Han­dy­her­stel­ler we­gen der üb­li­cher­wei­se kur­zen Er­neue­rungs­zy­klen in die­sem Seg­ment) ein Soft­ware­up­date her­aus­ge­ben wür­de. Da kei­ne An­halts­punk­te da­für vor­lie­gen, dass ei­ne Blue­tooth-Ver­bin­dungs­mög­lich­keit zwi­schen ei­nem wie von dem Klä­ger be­nutz­ten Black­Ber­ry Bold 9900 und dem in Re­de ste­hen­den Au­to­ra­dio­sys­tem grund­sätz­lich aus­ge­schlos­sen ist, und dem Sach­ver­stän­di­gen ei­ne wei­te­re Un­ter­su­chung des Mo­bil­te­le­fons des Klä­gers nicht mög­lich war, weil ihm die PIN von dem Klä­ger nicht zur Ver­fü­gung ge­stellt wor­den war, ist zu­las­ten des be­weis­be­las­te­ten Klä­gers da­von aus­zu­ge­hen, dass es sich, was auch der Ein­schät­zung des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. H in sei­ner er­gän­zen­den Stel­lung­nah­me vom 24.09.2012 ent­spricht, um ei­nen Ein­zel­fall von In­kom­pa­ti­bi­li­tät han­delt.

Dass das Au­dio­sys­tem nur mit dem von dem Klä­ger be­nutz­ten Black­Ber­ry be­trie­ben wer­den soll­te, ist nicht Ver­trags­be­stand­teil ge­wor­den, so­dass auch nicht das Feh­len ei­ner ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit in Be­tracht kommt. Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung setzt über­ein­stim­men­de Wil­lens­er­klä­run­gen der Ver­trags­par­tei­en vor­aus (vgl. MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 6. Aufl., § 434 Rn. 16). Da­bei ist der Be­griff der Be­schaf­fen­heit mit dem tat­säch­li­chen Zu­stand der Sa­che gleich­zu­set­zen, wo­mit al­le der Sa­che an­haf­ten­den Ei­gen­schaf­ten er­fasst wer­den (vgl. OLG Karls­ru­he, Urt. v. 01.02.2008 – 1 U 97/07, NJW-RR 2008, 1735 [1736]; Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O, § 434 Rn. 10). Ver­ein­bart ist die Be­schaf­fen­heit, wenn der In­halt des Kauf­ver­trags die Pflicht des Ver­käu­fers be­stimmt, die ge­kauf­te Sa­che in dem Zu­stand zu über­eig­nen und zu über­ge­ben, wie ih­re Be­schaf­fen­heit im Ver­trag fest­ge­legt ist (OLG Köln, Urt. v. 20.02.2013 – 13 U 162/09, NJW-RR 2013, 1209; Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 434 Rn. 15). Hier­für ist ein be­son­de­rer Ein­stands­wil­le des Ver­käu­fers, wie er in § 459 II BGB a.F. für ei­ne Zu­si­che­rung vor­aus­ge­setzt war, nicht not­wen­dig (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 434 Rn. 15). Die für ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung er­for­der­li­che Wil­lens­über­ein­stim­mung kann auch kon­klu­dent in der Wei­se er­zielt wer­den, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer be­stimm­te An­for­de­run­gen an den Kauf­ge­gen­stand zur Kennt­nis bringt und die­ser zu­stimmt. Ei­ne ein­sei­tig ge­blie­be­ne Vor­stel­lung des Käu­fers ge­nügt da­für je­doch selbst dann noch nicht, wenn sie dem Ver­käu­fer be­kannt ist. Er­for­der­lich ist wei­ter, dass der Ver­käu­fer dar­auf in ir­gend­ei­ner Form zu­stim­mend re­agiert (BGH, Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, NJW 2009, 2807). Je­den­falls dann, wenn der Ver­käu­fer ein Fach­mann ist, kann es aus­rei­chend sein, dass er die von dem Käu­fer ge­äu­ßer­ten Vor­stel­lun­gen über das Vor­han­den­sein be­stimm­ter Ei­gen­schaf­ten und Um­stän­de wi­der­spruchs­los ste­hen lässt (vgl. Se­nat, Urt. v. 27.08.2014 – 2 U 150/13 m. w. Nachw.; OLG Köln, Urt. v. 20.02.2013 – 13 U 162/09, NJW-RR 2013, 1209; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 6. Aufl., § 434 Rn. 16).

Dass der Klä­ger vor oder bei Ab­schluss des schrift­li­chen Kauf­ver­tra­ges das Funk­tio­nie­ren der Au­dio­an­la­ge mit sei­nem Black­Ber­ry 9900 über­haupt the­ma­ti­siert oder gar die Mit­tei­lung von der Be­klag­ten er­hal­ten hat, dass das Au­dio­sys­tem mit dem von dem Klä­ger ver­wen­de­ten Black­Ber­ry ein­wand­frei funk­tio­niert und ver­wen­det wer­den kann, be­haup­tet der Klä­ger selbst nicht.

Dass er der Be­klag­ten mit­ge­teilt ha­ben will, dass er be­ruf­lich auf ei­ne funk­tio­nie­ren­de Au­dio­an­la­ge an­ge­wie­sen ist, mag sein. Ei­ne sol­che hat er nach den Fest­stel­lun­gen bei­der Sach­ver­stän­di­gen er­wor­ben.

Eben­falls kei­ne Rol­le spielt der Um­stand, dass der Klä­ger zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt, wie er vor­trägt, ein von Her­stel­ler emp­foh­le­nes Han­dy Samsung Wa­ve, das spä­ter of­fen­sicht­lich aus der Emp­feh­lungs­lis­te des Her­stel­lers ge­stri­chen wor­den ist, an­ge­schafft hat. Ob und ge­ge­be­nen­falls aus wel­chen Grün­den auch die­ses Han­dy nicht mit der Au­dio­an­la­ge funk­tio­niert ha­ben soll – ge­mäß den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. H war ge­mäß der Emp­feh­lungs­lis­te des Her­stel­lers [ei­ne be­stimm­te] Soft­ware­ver­si­on … vor­ge­ge­ben, das Mo­bil­te­le­fon des Klä­gers war hin­ge­gen mit ei­ner an­de­ren Soft­ware­ver­si­on … aus­ge­stat­tet –, konn­te, da dem Sach­ver­stän­di­gen D kei­ne wei­te­ren Mo­bil­te­le­fo­ne als das Black­Ber­ry zur Über­prü­fung zur Ver­fü­gung ge­stellt wor­den sind, nicht zwei­fels­frei ge­klärt wer­den. Auch dies geht zu­las­ten des be­weis­be­las­te­ten Klä­gers. Im Üb­ri­gen kommt es hier­auf aber auch nicht ent­schei­dend an, weil die­ses Mo­bil­te­le­fon erst nach dem Er­werb des Kraft­fahr­zeugs an­ge­schafft wor­den ist und so­mit der Kauf­ent­schei­dung nicht zu­grun­de lag.

Ei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung ist auch nicht des­halb an­ge­zeigt, weil, wie der Sach­ver­stän­di­ge D aus­ge­führt hat, üb­li­cher­wei­se da­von aus­ge­gan­gen wer­den kön­ne, dass ein auf dem Markt be­find­li­ches Han­dy – hier al­so das Black­Ber­ry Bold 9900 – mit dem Au­to­ra­dio kom­pa­ti­bel ist. Die Be­schaf­fen­heit, die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann, be­stimmt sich ob­jek­tiv nach ei­nem Durch­schnitts­käu­fer (BGH, Urt. v. 07.02.2007 – VI­II ZR 266/06, NJW 2007, 1351; Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, NJW 2009, 2807: „ob­jek­tiv be­rech­tig­te Käu­fe­rer­war­tung“; Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872). Es kommt nicht dar­auf an, wel­che Er­war­tun­gen er tat­säch­lich hat, son­dern wel­che er bei An­wen­dung der ver­kehrs­er­for­der­li­chen Sorg­falt hät­te, wie es auch die Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie („ver­nünf­ti­ger­wei­se“) zum Aus­druck bringt. Über­zo­ge­ne Er­war­tun­gen des ein­zel­nen Käu­fers kön­nen kei­ne Be­rück­sich­ti­gung fin­den, auch wenn sie für den Ver­käu­fer er­kenn­bar wa­ren (Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2014, § 434 Rn. 95 m. w. Nachw.). Un­ter Be­rück­sich­ti­gung des­sen wird man von ei­nem Durch­schnitts­käu­fer er­war­ten dür­fen, dass er die Kom­pa­ti­bi­li­tät sei­ner ei­ge­nen Hard- und Soft­ware mit den in dem Fahr­zeug ver­bau­ten Kom­po­nen­ten nicht als selbst­ver­ständ­lich vor­aus­setzt, son­dern sich Ge­wiss­heit ver­schafft und sich ge­ge­be­nen­falls die Kom­pa­ti­bi­li­tät zu­si­chern lässt oder zu­min­dest die Her­stel­ler­emp­feh­lun­gen ge­ben lässt, was der Klä­ger of­fen­sicht­lich nicht ge­tan hat.

Aber auch, wenn die In­kom­pa­ti­bi­li­tät ei­nes gän­gi­gen Mo­bil­te­le­fons mit der Au­dio­an­la­ge als Man­gel zu wer­ten sein soll­te, kann der Klä­ger dar­aus nichts für sich her­lei­ten. Zum ei­nen steht – was Vor­aus­set­zung für ei­nen Man­gel ist – nicht fest, dass das Au­dio­sys­tem grund­sätz­lich mit Mo­bil­te­le­fo­nen des Typs Black­Ber­ry Bold 9900 nicht kom­pa­ti­bel ist, weil, wie der Sach­ver­stän­di­ge er­läu­tert hat, ent­we­der al­le oder kei­nes der Mo­bil­te­le­fo­ne des näm­li­chen Mo­dells funk­tio­nie­ren bzw. nicht funk­tio­nie­ren. Da­für, dass sämt­li­che Black­Ber­ry Bold 9900, aus­ge­stat­tet mit ei­ner wie auch von dem Klä­ger ver­wen­de­ten Soft­ware, nicht mit dem in Re­de ste­hen­den Au­dio­sys­tem funk­tio­nie­ren, lie­gen kei­ne An­halts­punk­te vor. Auch war dem Sach­ver­stän­di­gen nicht die Mög­lich­keit er­öff­net, das Ge­rät des Klä­gers ei­ner wei­te­ren Un­ter­su­chung zu­zu­füh­ren (s. oben). In­so­weit liegt, weil an­geb­lich sämt­li­che von dem Klä­ger be­nutz­ten Han­dys nicht funk­tio­niert ha­ben, der Ver­dacht na­he, dass die von dem Klä­ger be­ruf­lich ge­nutz­ten Mo­bil­te­le­fo­ne mit ei­ner Soft­ware ver­se­hen sind, die ei­ne Kom­pa­ti­bi­li­tät mit dem ein­ge­bau­ten Au­dio­sys­tem un­mög­lich macht.

Zum an­de­ren han­delt es sich aber auch nach Auf­fas­sung des Se­nats um ei­nen un­er­heb­li­chen Man­gel. Zwar hat der Sach­ver­stän­di­ge D aus­ge­führt, dass es zur Her­bei­füh­rung der Kom­pa­ti­bi­li­tät der Blue­tooth-Ver­bin­dung mit dem Mo­bil­te­le­fon er­for­der­lich sei, ent­we­der die Soft­ware des Han­dys oder die Soft­ware des Ra­di­os an­zu­pas­sen, was um­fang­rei­che Ent­wick­lungs­ar­bei­ten be­din­ge, die ein ein­zel­ner Tech­ni­ker oder In­ge­nieur für ein ein­zel­nes Ra­dio nicht über­neh­men kön­ne; dies müs­se viel­mehr in der Ent­wick­lungs­ab­tei­lung des Han­dy­her­stel­lers oder des Ra­dio­her­stel­lers er­fol­gen, wo­für Kos­ten im sechs­stel­li­gen Be­reich an­fie­len. In­des kann im Rah­men der ge­bo­te­nen Ge­samt­be­trach­tung nicht auf die­se Kos­ten ab­ge­stellt wer­den.

Die Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob die Schlecht­leis­tung ei­nes Schuld­ners un­er­heb­lich i. S. von § 323 V 2 BGB ist, er­for­dert ei­ne Ab­wä­gung der In­ter­es­sen des Gläu­bi­gers an ei­ner Rück­ab­wick­lung des Ver­tra­ges und der In­ter­es­sen des Schuld­ners am Be­stand des Ver­tra­ges un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Um­stän­de des Ein­zel­falls. Da es für die Be­ur­tei­lung der Er­heb­lich­keit zu­min­dest auch auf die ob­jek­ti­ve Stö­rung die­ser Pflicht an­kommt, das heißt auf das Aus­maß der Man­gel­haf­tig­keit, ist bei der Ab­wä­gung ins­be­son­de­re zu be­rück­sich­ti­gen, ob und ge­ge­be­nen­falls mit wel­chem Kos­ten­auf­wand sich der Man­gel be­sei­ti­gen lässt. Ent­schei­dend ist da­für vor­lie­gend, dass nach den von bei­den Sach­ver­stän­di­gen durch­ge­führ­ten Un­ter­su­chun­gen mit markt­gän­gi­gen Mo­bil­te­le­fo­nen Pro­ble­me der von dem Klä­ger ge­schil­der­ten Art nicht auf­ge­tre­ten sind. Dies be­deu­tet, dass un­ge­ach­tet der Fra­ge, ob nicht be­reits durch ei­ne wie vom Her­stel­ler bzw. von der Be­klag­ten im März 2010 zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Soft­ware­ak­tua­li­sie­rung, die der Klä­ger nicht hat durch­füh­ren las­sen, mit ge­rin­gem Kos­ten­auf­wand ei­ne Kom­pa­ti­bi­li­tät hät­te er­reicht wer­den kön­nen, ei­ne Pro­blem­be­he­bung je­den­falls durch ei­nen Aus­tausch des Mo­bil­te­le­fons un­pro­ble­ma­tisch mög­lich ist. Da der Er­werb ei­nes neu­en – mit der Blue­tooth-Ver­bin­dung kom­pa­ti­blen – Mo­bil­te­le­fons nicht mehr als – wie vom Land­ge­richt zu Recht fest­ge­stellt – ca. 600 € ver­ur­sacht, was we­ni­ger als 2 % des Kauf­prei­ses aus­macht, ist die Er­heb­lich­keits­gren­ze nicht über­schrit­ten (vgl. BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, MDR 2014, 883).

Ob der Klä­ger ge­ge­be­nen­falls die Kos­ten für ein mit dem Au­dio­sys­tem/der Blue­tooth-Ver­bin­dung kom­pa­ti­bles Mo­bil­te­le­fon von der Be­klag­ten als Scha­dens­er­satz er­stat­tet ver­lan­gen kann, ist ei­ne an­de­re Fra­ge, die, da ein sol­cher Scha­dens­er­satz nicht gel­tend ge­macht wird, vor­lie­gend kei­ner Klä­rung zu­ge­führt wer­den muss.

II. So­weit der Klä­ger ei­ne Ver­let­zung von Auf­klä­rungs­pflich­ten rügt, kann er ein Rück­tritts­recht hier­auf nicht mit Er­folg stüt­zen.

Denn un­ge­ach­tet der Fra­ge, ob die Be­klag­te über mög­li­che Kom­pa­ti­bi­li­täts­pro­ble­me, die mit dem Ge­brauch der Au­dio­an­la­ge und Mo­bil­te­le­fo­nen un­ter Um­stän­den ein­her­ge­hen kön­nen, ge­ge­be­nen­falls über­haupt auf­zu­klä­ren ver­pflich­tet war, kann un­ter dem Ge­sichts­punkt des Ver­schul­dens bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen (§§ 280 I, 311 II BGB) we­gen Ver­let­zung ei­ner Hin­weis- oder Be­ra­tungs­pflicht ein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kaufs nicht her­ge­lei­tet wer­den. Denn es ist nicht er­sicht­lich, dass die Be­klag­te über­haupt um das Vor­lie­gen von Kom­pa­ti­bi­li­täts­pro­ble­men wuss­te bzw. wis­sen muss­te, al­so über ei­nen zu­re­chen­ba­ren Wis­sens­vor­sprung ver­füg­te. Nach dem nicht mit er­heb­li­chem Vor­brin­gen in­fra­ge ge­stell­ten Sach­vor­trag der Be­klag­ten, wo­nach an­läss­lich der von ihr durch­ge­führ­ten Un­ter­su­chun­gen mit ver­schie­de­nen Mo­bil­te­le­fo­nen die von dem Klä­ger ge­rüg­ten Feh­ler nicht auf­ge­tre­ten sei­en, so­wie die von den Gut­ach­tern vor­ge­nom­me­nen Tes­tun­gen mit Mo­bil­te­le­fo­nen ver­schie­de­ner An­bie­ter, die eben­falls zu kei­nem Feh­ler­er­geb­nis ge­führt ha­ben, ist oh­ne das Hin­zu­tre­ten wei­te­rer Um­stän­de nicht er­kenn­bar, dass ein ent­spre­chen­des „Pro­blem­be­wusst­sein“ vor­han­den war oder sein muss­te und dem­entspre­chend ei­ne Auf­klä­rungs­pflicht der Be­klag­ten be­stand …

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