1. Grund­sätz­lich darf der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens er­war­ten, dass das Fahr­zeug kei­nen Un­fall er­lit­ten hat, bei dem es zu mehr als „Ba­ga­tell­schä­den“ ge­kom­men ist. „Ba­ga­tell­schä­den“ sind grund­sätz­lich nur ganz ge­ring­fü­gi­ge, äu­ße­re (Lack-)Schä­den, nicht aber sons­ti­ge (Blech-)Schä­den, auch wenn sie kei­ne wei­ter­ge­hen­den Fol­gen hat­ten und der Re­pa­ra­tur­auf­wand nur ge­ring war. Ob das Fahr­zeug nach dem Un­fall fach­ge­recht re­pa­riert wor­den ist, ist nicht von Be­deu­tung. Al­lein die Tat­sa­che, dass das Fahr­zeug bei ei­nem Un­fall mehr als ei­nen „Ba­ga­tell­scha­den“ er­lit­ten hat, stellt ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB dar.
  2. Es ge­hört zur üb­li­chen und vom Käu­fer zu er­war­ten­den Be­schaf­fen­heit ei­nes Ge­braucht­wa­gens, dass die tat­säch­li­che Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs nicht er­heb­lich hö­her ist als der an­ge­zeig­te Ki­lo­me­ter­stand. Ei­ne Ab­wei­chung von mehr als 8.500 km, die be­zo­gen auf den Kauf­preis ei­ne Wert­min­de­rung des Fahr­zeugs von 1.200–1.350 € zur Fol­ge hat, ist er­heb­lich und stellt ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB dar.
  3. Der Käu­fer ei­nes als „scheck­heft­ge­pflegt“ an­ge­prie­se­nen Ge­braucht­wa­gens darf er­war­ten, dass das Fahr­zeug in ei­ner au­to­ri­sier­ten Fach­werk­statt den vom Fahr­zeug­her­stel­ler vor­ge­se­he­nen In­spek­tio­nen un­ter­zo­gen wor­den ist und die­se im Ser­vice­heft („Scheck­heft“) do­ku­men­tiert wor­den sind. Es ge­nügt al­ler­dings, wenn die In­spek­ti­ons­ter­mi­ne im We­sent­li­chen ein­ge­hal­ten wor­den sind; ei­ne lü­cken­lo­se Ket­te von In­spek­tio­nen ist für ein „scheck­heft­ge­pfleg­tes“ Fahr­zeug eben­so we­nig er­for­der­lich wie die Ab­we­sen­heit von tech­ni­schen Män­geln.

LG Bie­le­feld, Ur­teil vom 23.12.2014 – 6 O 353/13

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­tra­ges we­gen ei­nes Sach­man­gels des er­wor­be­nen Fahr­zeugs.

Der Be­klag­te bot im Fe­bru­ar 2013 auf der In­ter­net­platt­form „mobile.​de“ ei­nen im März 2003 erst­zu­ge­las­se­nen Por­sche 996 Car­re­ra 4, den er selbst im Por­sche-Zen­trum N. er­wor­ben hat­te, zum Kauf an. In dem ent­spre­chen­den In­se­rat wur­de das Fahr­zeug als „scheck­heft­ge­pflegt“ be­zeich­net.

Der War­tungs­plan für das Fahr­zeug sieht fol­gen­de War­tungs­in­ter­val­le vor:

  • „klei­ne War­tung“: bei 20.000 km, 60.000 km usw.,
  • „gro­ße War­tung“: bei 40.000 km, 80.000 km usw.,
  • Jah­res­war­tung: bei Fahr­zeu­gen mit Jah­res­fahr­leis­tun­gen un­ter 15.000 km,
  • Re­gel­war­tung: un­ab­hän­gig von der Fahr­leis­tung spä­tes­tens nach zwei Jah­ren mit Öl­fil­ter­wech­sel, es sei denn, die Ki­lo­me­ter­leis­tung für ei­ne Re­gel­war­tung ist schon vor­her er­reicht.

Aus­weis­lich des War­tungs­nach­wei­ses wur­den an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Por­sche fol­gen­de War­tungs­ar­bei­ten durch­ge­führt:

05.03.2004 (Ki­lo­me­ter­stand: 15.100): „Jah­res­war­tung“
07.03.2005 (Ki­lo­me­ter­stand: 29.909): „Gro­ße War­tung“
29.06.2010 (Ki­lo­me­ter­stand: 59.298): „Gro­ße War­tung mit Zünd­ker­zen­wech­sel“
28.12.2012 (Ki­lo­me­ter­stand: 62.383): „Klei­ne War­tung“

Der Klä­ger, der durch das In­se­rat bei „mobile.​de“ auf das Fahr­zeug auf­merk­sam ge­wor­den war, er­warb den Sport­wa­gen nach kur­zer Be­sich­ti­gung am 23.02.2013 für 33.996 €, wo­bei er zu dem Fahr­zeug un­ter an­de­rem ei­ne Sport­aus­puff­an­la­ge er­hielt. In dem von bei­den Par­tei­en un­ter­zeich­ne­ten schrift­li­chen Kauf­ver­trag ist ver­merkt: „Ge­samt­fahr­leis­tung lt. Vor­be­sit­zer: 62.000 km“.

In der Fol­ge­zeit ließ der Klä­ger die Sport­aus­puff­an­la­ge an­brin­gen und be­tank­te das Fahr­zeug – zu­min­dest ver­ein­zelt – mit Su­per-Kraft­stoff statt mit dem emp­foh­le­nen Su­per-Plus-Kraft­stoff. Kur­ze Zeit spä­ter ließ er das Fahr­zeug im Por­sche-Zen­trum E. über­prü­fen. Dort wur­den Ge­trie­be­pro­ble­me und ein de­fek­ter Ka­ta­ly­sa­tor fest­ge­stellt. Der Be­klag­te tausch­te dar­auf­hin so­wohl das Ge­trie­be als auch den Ka­ta­ly­sa­tor aus, wo­bei der Ge­trie­be­aus­tausch auf Ga­ran­tie­ba­sis er­folg­te und der Be­klag­te dem Klä­ger für den Aus­tausch des Ka­ta­ly­sa­tors un­ter dem 14.06.2013 ei­ne – bis­lang nicht be­gli­che­ne – Rech­nung über 2.142 € brut­to stell­te.

Mit Te­le­fax sei­nes Rechts­an­walts vom 25.07.2013 er­klär­te der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te den Be­klag­ten zur Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung für 7.300 ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter ver­min­der­ten Kauf­prei­ses so­wie zum Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen auf.

Der Klä­ger hat ge­meint, er ha­be kei­nen „scheck­heft­ge­pfleg­ten“ Por­sche er­wor­ben, und be­haup­tet, der Be­klag­te ha­be ihm münd­lich die Un­fall­frei­heit des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs zu­ge­si­chert. Tat­säch­lich sei das Fahr­zeug voll­stän­dig neu la­ckiert und sei­en die bei­den hin­te­ren Rad­läu­fe un­fach­män­nisch in­stand ge­setzt wor­den. Be­reits nach kur­zer Zeit ha­be das Fahr­zeug lau­te Mo­tor­ge­räu­sche ge­macht; der Mo­tor sei un­rund ge­lau­fen, und un­ter­halb des Mo­tors sei­en un­ty­pi­sche Ge­räu­sche in Form ei­nes Sin­gens zu ver­neh­men ge­we­sen. Das Ge­trie­be und der Ka­ta­ly­sa­tor sei­en aus­ge­tauscht wor­den, um die­se Män­gel zu be­sei­ti­gen; bei­de Nach­bes­se­rungs­ver­su­che hät­ten das un­ru­hi­ge Mo­tor­ver­hal­ten aber nicht ab­ge­stellt, son­dern ver­schlim­mert. Au­ßer­dem sei durch Aus­le­sen des Bord­com­pu­ters bei ei­nem an­ge­zeig­ten Ki­lo­me­ter­stand von 68.615 ei­ne tat­säch­li­che Lauf­leis­tung von 77.208 km bei ei­ner Be­triebs­dau­er von 1.644 Stun­den fest­ge­stellt wor­den. Die Ab­wei­chung füh­re zu ei­nem Wert­ver­lust des Fahr­zeu­ges von 5.000 €.

Die im We­sent­li­chen auf Zah­lung von 33.751,13 € nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge hat­te über­wie­gend Er­folg: Das Land­ge­richt hat den Be­klag­ten ver­ur­teilt, an den Klä­ger 33.353 € nebst Zin­sen Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Pkw zu zah­len, und den An­nah­me­ver­zug des Be­klag­ten fest­ge­stellt.

Aus den Grün­den: I. Der Klä­ger hat ge­gen den Be­klag­ten zu­nächst ei­nen An­spruch auf Zah­lung von 32.513,01 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw ge­mäß §§ 346 I, II, 437 Nr. 2 Fall 1, 434, 323 I, II, 326 V BGB.

Zwi­schen den Par­tei­en ist ein Kauf­ver­trag über den Pkw Por­sche zu­stan­de ge­kom­men, von dem der Klä­ger wirk­sam zu­rück­ge­tre­ten ist. Der Klä­ger hat sei­nen Rück­tritt mit Schrei­ben vom 25.07.2013 ge­gen­über dem Be­klag­ten er­klärt, ihm stand auch ein ge­setz­li­ches Rück­tritts­recht ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 323, 326 V BGB zu.

1. Der Pkw Por­sche war im Zeit­punkt der Über­ga­be man­gel­haft i. S. des § 434 BGB.

a) Die Sach­man­gel­ei­gen­schaft er­gibt sich zu­nächst dar­aus, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw bei Über­ga­be (re­pa­rier­te) Lack- und Blech­schä­den auf­ge­wie­sen hat, die sich mit ei­nem oder meh­re­ren strei­fen­den Zu­sam­men­stö­ßen bzw. Parkremp­lern in Ein­klang brin­gen las­sen. Da­bei kann of­fen­blei­ben, ob der Be­klag­te dem Klä­ger im Rah­men der Kauf­ver­trags­ver­hand­lun­gen münd­lich zu­ge­si­chert hat, dass der Pkw un­fall­frei ist. Auf das Vor­han­den­sein ei­ner der­ar­ti­gen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB kommt es nicht an, da der streit­ge­gen­ständ­li­che Por­sche auf­grund der gut­ach­ter­lich fest­ge­stell­ten Vor­schä­den je­den­falls nicht die Be­schaf­fen­heit auf­ge­wie­sen hat, die bei Sa­chen glei­cher Art üb­lich ist und vom Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­tet wer­den kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB).

Es ist an­er­kannt, dass bei dem Kauf ei­nes ge­brauch­ten Wa­gens der nor­ma­le al­ters- und ge­brauchs­be­ding­te Ver­schleiß grund­sätz­lich als üb­lich hin­zu­neh­men ist und kei­nen Sach­man­gel dar­stellt. Wel­che Be­schaf­fen­heit noch üb­lich ist, hängt im Üb­ri­gen von den Um­stän­den des Ein­zel­fal­les, wie bei­spiels­wei­se dem Al­ter und der Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs, der An­zahl der Vor­be­sit­zer und der Art der Vor­be­nut­zung ab. Für das, was der Käu­fer er­war­ten kann, kann au­ßer­dem der Kauf­preis und der Pfle­ge­zu­stand des Fahr­zeugs von Be­deu­tung sein. Weist das Fahr­zeug Be­schä­di­gun­gen auf, kann es für die Un­ter­schei­dung, ob es sich um ei­nen üb­li­chen und da­her hin­zu­neh­men­den „Ba­ga­tell­scha­den“ oder um ei­nen nicht zu er­war­ten­den Fahr­zeug­man­gel han­delt, auf die Art des Scha­dens und die er­for­der­li­chen Re­pa­ra­tur­kos­ten an­kom­men.

Nach der Recht­spre­chung des BGH kann der Käu­fer ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeu­ges in­so­weit grund­sätz­lich er­war­ten, dass das Fahr­zeug im Zeit­punkt der Über­ga­be noch kei­nen Un­fall er­lit­ten hat, bei dem es zu mehr als „Ba­ga­tell­schä­den“ ge­kom­men ist. Der­ar­ti­ge „Ba­ga­tell­schä­den“ sind grund­sätz­lich nur ganz ge­ring­fü­gi­ge, äu­ße­re (Lack-)Schä­den, nicht da­ge­gen sons­ti­ge (Blech-)Schä­den, auch wenn sie kei­ne wei­ter­ge­hen­den Fol­gen hat­ten und der Re­pa­ra­tur­auf­wand le­dig­lich ge­ring war. Ob das Fahr­zeug fach­ge­recht re­pa­riert wor­den ist, ist in­so­weit nicht von Be­deu­tung. Al­lein die Tat­sa­che, dass das Fahr­zeug ei­nen über ei­nen Ba­ga­tell­scha­den hin­aus­ge­hen­den Vor­scha­den er­lit­ten hat, stellt ei­nen Sach­man­gel dar (vgl. BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, ju­ris Rn. 19 f. m. w. Nachw.).

Das Ge­richt ist nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen da­von über­zeugt, dass am streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug mehr als nur Ba­ga­tell­schä­den vor­ge­le­gen ha­ben. Der Sach­ver­stän­di­ge hat in sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten aus­ge­führt, dass ei­ne Mes­sung der Lack­schicht­di­cken er­ge­ben ha­be, dass die Ab­de­ckung für das Ver­deck und die Mo­tor­hau­be, die Kof­fer­raum­klap­pe, die bei­den vor­de­ren Kot­flü­gel und Tü­ren so­wie die bei­den hin­te­ren Sei­ten­tei­le nachla­ckiert wor­den sei­en. Da­bei sei­en auf der rech­ten Sei­te Lack­schicht­di­cken zwi­schen 200 und 1400 µm und auf der lin­ken Sei­te sol­che zwi­schen 200 und 450 µm fest­ge­stellt wor­den. Auf­grund die­ser Lack­schicht­di­cken kommt der Sach­ver­stän­di­ge zu dem Er­geb­nis, dass am streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug Blech­tei­le in­stand ge­setzt und zu­sätz­lich die Mo­tor­hau­be, bei­de Kot­flü­gel, bei­de Tü­ren und die Sei­ten­tei­le nachla­ckiert wor­den sei­en. Wäh­rend die Lack­schicht­di­cken auf der lin­ken Sei­te le­dig­lich auf ei­ne Nachla­ckie­rung mit leich­ten In­stand­set­zungs­ar­bei­ten hin­deu­te­ten, sei am rech­ten vor­de­ren Kot­flü­gel und am rech­ten hin­te­ren Sei­ten­teil im Be­reich der Rad­läu­fe mehr in­stand ge­setzt und Blech­schä­den mit Spach­tel aus­ge­gli­chen wor­den.

In der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 02.12.2014 führ­te der Sach­ver­stän­di­ge wei­ter aus, dass vor al­lem die Be­rei­che an den rech­ten Rad­läu­fen auf­fäl­lig sei­en. Lack­schicht­di­cken von über 1.000 µm sei­en in der Re­gel nur da­mit zu er­klä­ren, dass zu­sätz­lich ein Spach­tel­auf­trag statt­ge­fun­den ha­be, um Beu­len zu be­sei­ti­gen. Aus­weis­lich Blatt 17 sei­nes Gut­ach­tens ha­be das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug am rech­ten vor­de­ren Rad­lauf Lack­schicht­di­cken von teil­wei­se 1.352 µm und am rech­ten hin­te­ren Rad­lauf sol­che von knapp über 1.000 µm auf­ge­wie­sen. Die ur­sprüng­li­chen Beu­len müss­ten dem­nach min­des­tens ei­ne Tie­fe von 1.000 µm auf­ge­wie­sen ha­ben. Al­ler­dings sei zu­sätz­lich zu be­den­ken, dass Fahr­zeu­ge klas­si­scher­wei­se zu­nächst aus­ge­beult und nur die ver­blei­ben­den Ver­beu­lun­gen ge­spach­telt wür­den, so­dass es eben­falls gut mög­lich sei, dass vor dem Spach­tel­auf­trag tie­fe­re Beu­len vor­han­den ge­we­sen sei­en. Ins­ge­samt sei­en die ge­spach­tel­ten Flä­chen aber sehr kon­zen­triert. Er ge­he da­von aus, dass die er­heb­li­chen Nachla­ckie­run­gen er­folgt sei­en, um ein ein­heit­li­ches Farb­bild wie­der­her­zu­stel­len. Die üb­li­chen Re­pa­ra­tur­kos­ten für die­je­ni­gen Ar­bei­ten, die tat­säch­lich an dem Fahr­zeug durch­ge­führt wor­den sind, schätzt der Sach­ver­stän­di­ge auf cir­ca 3.000 €. Ins­ge­samt kommt er zu dem Er­geb­nis, dass die un­ter­schied­li­chen Lack­schicht­di­cken sehr gut zu ei­nem Scha­dens­bild bei Streif­schä­den bzw. Parkremp­lern pas­se. Ei­nen gra­vie­ren­den Leit­plan­ken­kon­takt schließt er hin­ge­gen aus.

Das Ge­richt geht auf­grund die­ser Aus­füh­run­gen da­von aus, dass das Fahr­zeug im Zeit­punkt der Über­ga­be re­pa­rier­te Vor­schä­den auf­ge­wie­sen hat, die über die Ba­ga­tell­gren­ze im Sin­ne der Recht­spre­chung hin­aus­ge­hen. Dies be­ruht vor al­lem auf der Fest­stel­lung des Sach­ver­stän­di­gen, dass das Fahr­zeug nicht nur ober­fläch­li­che Lack­schä­den auf­ge­wie­sen hat, son­dern dar­über hin­aus Blech­schä­den, die mit Spach­tel­auf­trag in­stand ge­setzt wor­den sind. Auch wenn die­se Blech­schä­den nicht groß­flä­chig sind, son­dern le­dig­lich klei­ne­re Be­rei­che an den Rad­läu­fen er­fas­sen, muss ein Käu­fer die­se in An­be­tracht der Art und der Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs nicht er­war­ten. Der Klä­ger hat vor­lie­gend kei­nen Mit­tel­klas­se­wa­gen ge­kauft, son­dern ei­nen Por­sche Car­re­ra Ca­brio. Die­ses Fahr­zeug ist dem hö­he­ren Preis­seg­ment zu­zu­ord­nen und gilt als be­son­ders hoch­wer­tig. Dar­über hin­aus wird es – auf­grund sei­ner Ei­gen­schaft als Ca­brio – häu­fig als Sai­son­fahr­zeug bzw. „Schön­wet­ter­fahr­zeug“ be­nutzt, was ei­nem Käu­fer vor­lie­gend durch die im Ver­hält­nis zum Al­ter des Fahr­zeugs äu­ßerst ge­rin­ge Lauf­leis­tung be­stä­tigt wird. Ein durch­schnitt­li­cher Käu­fer er­war­tet bei ei­nem sol­chen Wa­gen, dass die­ser be­son­ders pfleg­lich be­han­delt wor­den ist. Dies gilt ins­be­son­de­re vor dem Hin­ter­grund, dass das Fahr­zeug aus­weis­lich der On­line-An­zei­ge erst zwei Vor­be­sit­zer ge­habt ha­ben soll. Kei­nes­falls rech­net ein Käu­fer da­mit, dass trotz der Hoch­wer­tig­keit des Fahr­zeugs und der ge­rin­gen Lauf­leis­tung be­reits Lack- und Spach­tel­ar­bei­ten im Wert von 3.000 € – dies ent­spricht cir­ca 9 % des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­prei­ses – an dem Fahr­zeug vor­ge­nom­men wor­den sind. Un­er­heb­lich ist da­bei, ob die Vor­schä­den durch „Parkremp­ler“ oder im flie­ßen­den Ver­kehr ent­stan­den sind.

In recht­li­cher Hin­sicht spielt es nach der Recht­spre­chung des BGH kei­ne Rol­le, dass sich die Schä­den nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen le­dig­lich auf die Au­ßen­tei­le des Fahr­zeugs be­zo­gen ha­ben und tra­gen­de Tei­le nicht be­schä­digt wor­den sind. Dass der Sach­ver­stän­di­ge selbst zu der Ein­schät­zung ge­langt ist, es lie­ge je­den­falls „kein gra­vie­ren­der Un­fall­scha­den“ vor, än­dert an der vor­be­zeich­ne­ten Auf­fas­sung des Ge­richts eben­falls nichts, da der Sach­ver­stän­di­ge le­dig­lich ei­ne tech­nisch-sach­ver­stän­di­ge Ein­schät­zung, nicht aber ein recht­li­che Be­wer­tung vor­neh­men kann.

b) Ein wei­te­rer Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB er­gibt sich schließ­lich aus der Lauf­leis­tungs­ab­wei­chung von 8.623 km im Ver­hält­nis zur an­ge­ge­be­nen Ge­samt­lauf­leis­tung. Auch in­so­weit kann of­fen­blei­ben, ob trotz der An­ga­be „Ge­samt­fahr­leis­tung lt. Vor­be­sit­zer“ ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB vor­liegt. Denn die vor­lie­gen­de Ab­wei­chung von der tat­säch­li­chen Lauf­leis­tung stellt ei­ne Ab­wei­chung von der Be­schaf­fen­heit dar, die Fahr­zeu­ge die­ser Art üb­li­cher­wei­se auf­wei­sen und vom Käu­fer er­war­tet wer­den kön­nen (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB).

Ein durch­schnitt­li­cher Käu­fer in der Si­tua­ti­on des Klä­gers darf auf­grund der ge­sam­ten streit­ge­gen­ständ­li­chen Um­stän­de er­war­ten, dass die tat­säch­li­che Lauf­leis­tung des Fahr­zeu­ges nicht we­sent­lich hö­her ist als der Ki­lo­me­ter­zäh­ler an­zeigt (OLG Bre­men, Urt. v. 08.10.2003 – 1 U 40/03, NJW 2003, 3713; OLG Hamm, Urt. v. 11.12.2012 – I-28 U 80/12, ju­ris Rn. 10, mit Ver­weis auf Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl., Rn. 2841).

Nach Ein­schät­zung des Ge­richts stellt ei­ne Ab­wei­chung von mehr als 8.500 km be­zo­gen auf den an­ge­ge­be­nen Ki­lo­me­ter­stand bei Über­ga­be des Fahr­zeugs von 62.000 km ei­ne er­heb­li­che Ab­wei­chung dar. Ein durch­schnitt­li­cher Käu­fer des ge­brauch­ten Por­sche muss nicht da­mit rech­nen, dass der an­ge­ge­be­ne Ki­lo­me­ter­stand um mehr als 12 % von der ei­gent­li­chen Lauf­leis­tung ab­weicht. Da­bei ver­kennt das Ge­richt nicht, dass der Sach­ver­stän­di­ge fest­ge­stellt hat, dass er bei ei­ner der­ar­ti­gen Ta­cho­ma­ni­pu­la­ti­on kei­nen er­kenn­ba­ren Nut­zen und auch kei­ne sons­ti­gen Aus­wir­kun­gen se­he. Denn er hat gleich­zei­tig aus­ge­führt, dass die­se streit­ge­gen­ständ­li­che Ab­wei­chung nach ei­ner of­fi­zi­el­len Hoch­rech­nung nach dem DAT-Sys­tem für Ki­lo­me­ter­kor­rek­tur ei­ne Wert­min­de­rung des Fahr­zeu­ges in Hö­he von 1.200–1.350 € be­zo­gen auf den Kauf­preis aus­ma­che. Dies ent­spricht cir­ca 3,5–4 % des Kauf­prei­ses.

c) Wei­ter­hin er­gibt sich die Man­gel­haf­tig­keit dar­aus, dass das Fahr­zeug ent­ge­gen der An­ga­ben in der On­line-An­zei­ge nicht scheck­heft­ge­pflegt ist (§ 434 I 1 BGB). Es weicht von die­ser (zu­min­dest kon­klu­dent) zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit ab.

Die An­ga­be „scheck­heft­ge­pflegt“ ist nach all­ge­mei­nen Grund­sät­zen un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls aus Sicht ei­nes ob­jek­ti­ven Drit­ten in der Si­tua­ti­on des Klä­gers aus­zu­le­gen (§§ 133, 157 BGB). Wer ein „scheck­heft­ge­pfleg­tes“ Fahr­zeug er­wirbt, kann da­nach er­war­ten, dass die her­stel­ler­seits vor­ge­schrie­be­nen In­spek­tio­nen von ei­ner hier­zu au­to­ri­sier­ten Fach­werk­statt durch­ge­führt und im Scheck­heft (Ser­vice­heft) do­ku­men­tiert wor­den sind. Da­bei ge­nügt es, wenn die In­spek­ti­ons­ter­mi­ne im We­sent­li­chen ein­ge­hal­ten wor­den sind; ei­ne lü­cken­lo­se Ket­te oder die Ab­we­sen­heit von tech­ni­schen Män­geln wird nicht ver­spro­chen (vgl. LG Wup­per­tal, Urt. v. 23.05.2005 – 17 O 394/04, ju­ris Rn. 39 m. w. Nachw.).

Die­sen An­for­de­run­gen ent­spricht das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nicht. Die nach dem War­tungs­plan er­for­der­li­chen Ser­vice­in­ter­val­le sind in den Jah­ren 2005 bis 2010 nicht ein­mal an­satz­wei­se ein­ge­hal­ten wor­den. Un­ab­hän­gig da­von, ob das Fahr­zeug in die­ser Zeit je­weils ei­ne jähr­li­che Ki­lo­me­ter­leis­tung von 15.000 km er­reicht hat oder nicht, steht fest, dass je­den­falls die er­for­der­li­che zwei­jäh­ri­ge Re­gel­war­tung mit Öl­fil­ter­wech­sel wie­der­holt nicht ein­ge­hal­ten wor­den ist. Aus­weis­lich des War­tungs­nach­wei­ses wur­den le­dig­lich in den ers­ten bei­den Jah­ren nach der Erst­zu­las­sung des Fahr­zeugs die emp­foh­le­nen Ser­vice­leis­tun­gen durch­ge­führt. Zwi­schen März 2005 und Ju­ni 2010 sind hin­ge­gen kei­ner­lei In­spek­tio­nen er­folgt, so­dass zu­min­dest zwei auf­ein­an­der­fol­gen­de (Min­dest-)War­tungs­ter­mi­ne aus­ge­blie­ben sind. Die­se In­spek­ti­ons­lü­cke von fünf Jah­ren muss ein Käu­fer, dem das Fahr­zeug als „scheck­heft­ge­pflegt“ an­ge­prie­sen wird, ins­be­son­de­re an­ge­sichts des da­ma­li­gen Al­ters des Fahr­zeugs, sei­ner Zu­ge­hö­rig­keit zur obe­ren Fahr­zeug- und Preis­klas­se und des her­stel­ler­seits vor­ge­se­he­nen eng­ma­schi­gen War­tungs­pla­nes nicht er­war­ten (§§ 133, 157 BGB).

2. Es muss da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass sämt­li­che Sach­män­gel be­reits bei Ge­fahr­über­gang i. S. des § 434 I BGB – im Zeit­punkt der Über­ga­be – vor­ge­le­gen ha­ben. Für die feh­len­de Scheck­heft­pfle­ge ist dies of­fen­sicht­lich, hin­sicht­lich der sons­ti­gen Män­gel greift die Ver­mu­tungs­re­gel des § 476 BGB.

Ge­mäß § 476 BGB wird bei ei­nem Ve­brauchs­gü­ter­kauf … ver­mu­tet, dass die Sa­che be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war, wenn sich ein Man­gel in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ge­fahr­über­gang zeigt. Ei­ne Aus­nah­me macht das Ge­setz nur in Fäl­len, in de­nen die­se Ver­mu­tung mit der Art der Sa­che oder des Man­gels un­ver­ein­bar ist.

a) Vor­lie­gend ist zu­nächst von ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf aus­zu­ge­hen. Der Be­klag­te ver­äu­ßer­te das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug als Un­ter­neh­mer i. S. des § 14 BGB, der Klä­ger in­des han­del­te man­gels aus­rei­chen­der ge­gen­tei­li­ger An­halts­punk­te als Ver­brau­cher i. S. des § 13 BGB.

Ge­mäß § 13 BGB ist je­de na­tür­li­che Per­son Ver­brau­cher, die ein Rechts­ge­schäft zu ei­nem Zwe­cke ab­schließt, der we­der ih­rer ge­werb­li­chen noch ih­rer selbst­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit zu­ge­rech­net wer­den kann. Ob ein Ge­schäft dem pri­va­ten oder dem un­ter­neh­me­ri­schen Be­reich zu­zu­ord­nen ist, rich­tet sich nicht nach dem in­ne­ren Wil­len des Han­deln­den, son­dern nach dem durch Aus­le­gung zu er­mit­teln­den In­halt des Rechts­ge­schäfts (vgl. Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 73. Aufl. [2014], § 13 Rn. 4 m. w. Nachw.).

Nach den ob­jek­ti­ven Um­stän­den liegt ein Ver­brau­cher­ge­schäft vor. Aus den An­ga­ben im Kauf­ver­trag er­gibt sich, dass der Klä­ger das Fahr­zeug als Pri­vat­per­son ge­kauft hat. Un­ter der Käu­fer­ei­gen­schaft wer­den der Na­me des Klä­gers und sei­ne per­sön­li­che An­schrift ge­nannt. Ein Hin­weis dar­auf, dass der Klä­ger für ein Un­ter­neh­men oder ein Ge­wer­be han­delt, ist nicht er­sicht­lich. Der Klä­ger hat auch per­sön­lich und nicht et­wa in Ver­tre­tung ei­nes Un­ter­neh­mens un­ter­schrie­ben. Die­se ob­jek­ti­ven An­ga­ben de­cken sich mit dem Vor­trag des Klä­gers, er ha­be das Fahr­zeug für sich als Pri­vat­mann ge­kauft hat, um sich im All­tag fort­zu­be­we­gen und sei­ne Fahr­ten zur Ar­beits­stät­te durch­zu­füh­ren.

Vor die­sem Hin­ter­grund ist das ein­fa­che Be­strei­ten des Be­klag­ten, der Klä­ger ha­be nicht als Ver­brau­cher ge­han­delt, un­be­acht­lich. Liegt nach den ob­jek­ti­ven Um­stän­den ei­ne Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft vor, hat der ver­kau­fen­de Un­ter­neh­mer aus­rei­chen­de Um­stän­de vor­zu­tra­gen und zu be­wei­sen, die auf ein Un­ter­neh­mer­ge­schäft schlie­ßen las­sen (vgl. Pa­landt/El­len­ber­ger, a. a. O., § 13 Rn. 4 m. w. Nachw.). Der Be­klag­te hat aber le­dig­lich gel­tend ge­macht, dass der Klä­ger als Steu­er­be­ra­ter bzw. Wirt­schaft­prü­fer ar­bei­te und das Fahr­zeug nach ei­ge­nen An­ga­ben zur Aus­übung sei­nes Be­rufs nutzt. Den Ein­wand des Klä­gers, er sei nicht selbst­stän­dig, son­dern le­dig­lich An­ge­stell­ter, hat er schlicht be­strit­ten. Dies reicht auf­grund der ein­deu­ti­gen An­ga­ben im Kauf­ver­trags­for­mu­lar und der dar­aus fol­gen­den Be­weis­last­ver­tei­lung nicht aus. Auch ei­nen Be­weis da­für, dass der Klä­ger ein Ge­wer­be be­treibt bzw. selbst­stän­dig ist, hat der Be­klag­te nicht an­ge­tre­ten.

b) Die feh­ler­haf­te Lauf­leis­tungs­an­ga­be und die re­pa­rier­ten Vor­schä­den ha­ben sich je­weils nach Über­ga­be des Pkw ge­zeigt, näm­lich im Rah­men ei­ner Über­prü­fung des Fahr­zeugs bei ei­nem drit­ten Händ­ler.

c) Die Ver­mu­tungs­wir­kung des § 476 BGB ist auch nicht aus­nahms­wei­se aus­ge­schlos­sen.

Die Ver­mu­tung, dass ein Sach­man­gel be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­ge­le­gen hat, ist nicht schon dann mit der Art des Man­gels un­ver­ein­bar, wenn der Man­gel ty­pi­scher­wei­se je­der­zeit auf­tre­ten kann und des­halb kei­nen hin­rei­chend si­che­ren Rück­schluss dar­auf zu­lässt, dass er schon bei Ge­fahr­über­gang vor­lag. Bei äu­ße­ren Be­schä­di­gun­gen kommt ei­ne Aus­nah­me von der Re­ge­lung des § 476 BGB nur in Be­tracht, wenn die­se auch dem fach­lich nicht ver­sier­ten Käu­fer oh­ne Wei­te­res hät­ten auf­fal­len müs­sen (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 73. Aufl. [2014], § 476 Rn. 11, mit Ver­weis auf BGH, Urt. v. 14.09.2005 – VI­II ZR 363/04, NJW 2005, 3490; Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 49/05, NJW 2006, 1195; Urt. v. 18.07.2007 – VI­II ZR 259/06, NJW 2007, 2621).

Vor­lie­gend wies das Fahr­zeug im Zeit­punkt der Be­gut­ach­tung äu­ßer­lich re­pa­rier­te Lack- und Blech­schä­den so­wie ei­ne Ab­wei­chung der an­ge­ge­be­nen von der tat­säch­li­chen Lauf­leis­tung auf. Bei­de Um­stän­de fal­len ei­nem fach­lich nicht ver­sier­ten Käu­fer nicht un­mit­tel­bar auf. Im Zeit­punkt der Über­ga­be hat­te das Fahr­zeug kei­ne of­fen­sicht­li­chen äu­ße­ren Be­schä­di­gun­gen.

3. Die Sach­män­gel wa­ren in An­leh­nung an die obi­gen Aus­füh­run­gen auch nicht un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB.

Nach ak­tu­el­ler Recht­spre­chung des BGH ist so­gar bei ei­nem be­heb­ba­ren Man­gel im Rah­men der er­for­der­li­chen In­ter­es­sen­ab­wä­gung nicht mehr von ei­ner Ge­ring­fü­gig­keit des Man­gels und da­mit von ei­ner Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung ge­mäß § 323 V 2 BGB aus­zu­ge­hen, wenn der Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand ei­nen Be­trag von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses über­steigt.

Vor­lie­gend be­lau­fen sich al­lein die ge­schätz­ten Re­pa­ra­tur­kos­ten für die Vor­schä­den auf knapp 9 % des Kauf­prei­ses. Im ak­tu­el­len Zu­stand weist das Fahr­zeug au­ßer­dem ei­nen Min­der­wert in Hö­he min­des­tens 2.700 € (= cir­ca 8 % des Kauf­prei­ses) auf, wenn man die re­pa­rier­ten Lack- bzw. Blech­schä­den und die Ab­wei­chun­gen bei der Lauf­leis­tung zu­sam­men­rech­net. Selbst wenn man die ein­zel­nen Sach­män­gel für sich ge­nom­men nicht als er­heb­lich an­se­hen woll­te, ist je­den­falls nach ei­ner Ge­samt­be­trach­tung die Er­heb­lich­keits­schwel­le i. S. des § 323 V 2 BGB über­schrit­ten.

4. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­klag­ten war ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung – je­den­falls für die dem Ur­teil zu­grun­de lie­gen­den Män­gel – nicht er­for­der­lich (§ 326 V BGB). Ei­ne Nach­er­fül­lung war dem Be­klag­ten ge­mäß § 275 BGB un­mög­lich. Denn durch die Nach­bes­se­rung (et­wa in Form von Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten o. Ä.) kann we­der die Ei­gen­schaft des Fahr­zeu­ges als „Un­fall­fahr­zeug“ noch die feh­ler­haft an­ge­ge­be­ne Ge­samt­lauf­leis­tung bzw. die Ei­gen­schaft als „scheck­heft­ge­pflegt“ kor­ri­giert wer­den. Ei­ne Nach­lie­fe­rung ist bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf re­gel­mä­ßig nicht mög­lich (st. Rspr. des BGH; vgl. et­wa BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 [71 ff.]). An­halts­punk­te, die aus­nahms­wei­se ei­ne an­de­re Sicht­wei­se recht­fer­ti­gen, sind we­der vor­ge­tra­gen wor­den noch sonst er­sicht­lich.

5. Auf­grund des wirk­sa­men Rück­tritts vom Kauf­ver­trag kann der Klä­ger ge­mäß §§ 346 I, 348 BGB Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 33.996 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeu­ges be­an­spru­chen.

Er hat aber ge­mäß § 346 II Nr. 1 BGB Wert­er­satz für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen zu leis­ten. Die­se be­stim­men sich nach den Grund­sät­zen über die li­nea­re Wert­min­de­rung bei Ge­braucht­fahr­zeu­gen

(\text{Ge­brauchs­vor­teil} = {\frac{\text{Brut­to­kauf­preis}\times\text{ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter}}{\text{mut­maß­li­che Rest­lauf­leis­tung}}}).

Das Ge­richt schätzt die vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw Por­sche Car­re­ra ge­mäß § 287 ZPO auf ma­xi­mal 250.000 km. Auf­grund der Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen S ist da­von aus­zu­ge­hen, dass der Klä­ger bis zur Un­ter­stel­lung des Fahr­zeugs im Sep­tem­ber 2013 ins­ge­samt 8.201 km ge­fah­ren ist. Denn im Zeit­punkt der Be­gut­ach­tung be­trug der Ta­chostand 70.201 km. Hier­aus er­gibt sich ei­ne Wert­min­de­rung in Hö­he von 1.482,99 € bei Zu­grun­de­le­gung der bei Kauf­ver­trags­schluss an­ge­ge­be­nen Lauf­leis­tung. Dies er­gibt den zu­er­kann­ten Be­trag in Hö­he von 32.513,01 €.

II. Der Klä­ger hat wei­ter­hin An­spruch auf Er­satz sei­ner ver­geb­li­chen Auf­wen­dun­gen in Hö­he von ins­ge­samt 839,99 € ge­gen den Be­klag­ten ge­mäß § 284 BGB.

Nach § 284 BGB sind an­stel­le des Scha­dens­er­satz­an­spruchs statt der Leis­tung auch ver­geb­li­che Auf­wen­dun­gen zu er­set­zen, die der Gläu­bi­ger im Ver­trau­en auf den Er­halt der Leis­tung ge­macht hat und bil­li­ger­wei­se ma­chen durf­te. Ein Auf­wen­dungs­er­satz­an­spruch schei­det le­dig­lich aus, wenn der mit den Auf­wen­dun­gen ver­folg­te Zweck auch oh­ne die Pflicht­ver­let­zung des Schuld­ners nicht er­reicht wor­den wä­re. Ver­geb­li­che Auf­wen­dun­gen sind frei­wil­li­ge Ver­mö­gens­op­fer, die der Gläu­bi­ger im Ver­trau­en auf den Er­halt der Leis­tung er­bracht hat, die sich aber we­gen der Nicht­leis­tung oder der nicht ver­trags­ge­rech­ten Leis­tung des Schuld­ners als nutz­los er­wei­sen. Auf­wen­dun­gen des Käu­fers auf ei­ne ge­kauf­te Sa­che, die sich spä­ter als man­gel­haft her­aus­stellt, sind in der Re­gel ver­geb­lich, wenn der Käu­fer die Kauf­sa­che we­gen ih­rer Man­gel­haf­tig­keit zu­rück­gibt und des­halb auch die Auf­wen­dun­gen nutz­los sind. Denn Ei­gen­tum, Be­sitz und Nut­zung ei­ner man­gel­frei­en Kauf­sa­che sind die Leis­tung, auf de­ren Er­halt der Käu­fer ver­traut und die er zum An­lass für Auf­wen­dun­gen auf die Kauf­sa­che nimmt (vgl. BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04).

Die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Scha­dens­er­satz­an­spruchs statt der Leis­tung ge­mäß §§ 280 I, III, 283 BGB lie­gen vor. Der Klä­ger konn­te we­gen der Un­fall­ei­gen­schaft des Fahr­zeugs und der Lauf­leis­tungs­ab­wei­chung Scha­dens­er­satz nach § 283 BGB ver­lan­gen. Ei­ne Frist­set­zung war in­so­weit nicht er­for­der­lich, weil die Nach­er­fül­lung hin­sicht­lich die­ser Män­gel ge­mäß § 275 BGB un­mög­lich war (s. oben).

Der Klä­ger hat auch Auf­wen­dun­gen im Ver­trau­en dar­auf ge­tä­tigt, dass er das Fahr­zeug dau­er­haft be­hal­ten wür­de. Denn er hat durch die Fir­ma F für ei­nen Be­trag von 94 € brut­to ei­nen Kli­ma­an­la­gen­ser­vice und bei der Au­to­ma­nu­fak­tur E-GmbH Dia­gno­se- und Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten zu ei­nem Preis von 451,99 € durch­füh­ren las­sen. Au­ßer­dem hat er für den Aus­tausch des Ka­ta­ly­sa­tors und des Ge­trie­bes zwei Fahr­ten zum Be­klag­ten auf sich ge­nom­men. Un­be­strit­ten be­trägt die ein­fa­che Stre­cke vom Klä­ger zum Be­klag­ten 147 km. Für die bei­den gel­tend ge­mach­ten Fahr­ten zur Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs sind un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­ner Fahrt­kos­ten­pau­scha­le von 0,25 €/km Fahrt­kos­ten in Hö­he von 147 € pro Pkw (Hin- und Rück­fahrt) an­ge­fal­len. Da der Klä­ger un­be­strit­ten je­weils mit zwei Fahr­zeu­gen zu den Re­pa­ra­tur­ter­mi­nen fah­ren muss­te, er­gibt sich ein Fahrt­kos­ten­an­spruch in Hö­he von ins­ge­samt 294 €. Die­se Auf­wen­dun­gen durf­te der Klä­ger auch bil­li­ger­wei­se tä­ti­gen. Wä­re der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw von An­fang an man­gel­frei über­ge­ben wor­den, wa­ren sämt­li­che Auf­wen­dun­gen nicht an­ge­fal­len.

III. Die An­sprü­che des Klä­gers sind auch nicht teil­wei­se in Hö­he von 2.142 € ge­mäß § 389 BGB durch die Auf­rech­nung des Be­klag­ten er­lo­schen. Da­bei kann of­fen­blei­ben, ob der Be­klag­te über­haupt ei­nen An­spruch auf Zah­lung von 2.142 € brut­to we­gen des Aus­tauschs des Ka­ta­ly­sa­tors hat. Denn der Auf­rech­nung steht der Ein­wand der un­zu­läs­si­gen Rechts­aus­übung ge­mäß § 242 BGB (do­lo agit) ent­ge­gen.

Es ist an­er­kannt, dass nie­mand er­folg­reich ei­ne Leis­tung ein­kla­gen kann, die er so­gleich nach Er­halt zu­rück­ge­ben müss­te, weil dem Schuld­ner ein ent­spre­chen­der Ge­gen­an­spruch zu­steht. Der hin­ter die­sem Ein­wand ste­hen­de Rechts­ge­dan­ke lässt sich auch auf den vor­lie­gen­den Fall der Auf­rech­nung über­tra­gen: Denn der Klä­ger könn­te den auf­ge­rech­ne­ten Be­trag so­fort im Rah­men des Auf­wen­dungs­er­satz­an­spruchs ge­mäß § 284 BGB zu­rück­ver­lan­gen. Die Re­pa­ra­tur­kos­ten we­gen des Aus­tauschs des Ka­ta­ly­sa­tors stel­len eben­falls Auf­wen­dun­gen auf die Sa­che dar, die der Klä­ger bil­li­ger­wei­se ma­chen durf­te und die sich durch die Rück­ga­be des Pkw we­gen der be­schrie­be­nen Sach­män­gel als nutz­los er­wei­sen. Es wä­re wi­der­sin­nig, wenn das Ge­richt die An­sprü­che des Klä­gers in Hö­he der Auf­rech­nung als er­lo­schen an­se­hen wür­de, der Klä­ger aber nach Er­lass des Ur­teils un­mit­tel­bar Rück­zah­lung des Re­pa­ra­tur­be­tra­ges ver­lan­gen könn­te und da­durch ge­ge­be­nen­falls ein er­neu­ter Rechts­streit dro­hen wür­de.

IV. Der Klä­ger hat wei­ter­hin An­spruch auf Zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz auf den zu­er­kann­ten Be­trag seit dem 10.08.2013 ge­mäß §§ 280 I, II, 286, 288 BGB. Dem Be­klag­ten ist mit Schrei­ben vom 25.07.2013 ver­geb­lich ei­ne Frist zur Zah­lung bis zum 09.08.2013 ge­setzt wor­den, so­dass er sich ge­mäß § 286 II Nr. 1 BGB oh­ne ge­son­der­te Mah­nung seit dem 10.08.2013 in Zah­lungs­ver­zug be­fin­det. Ein frü­he­rer Ver­zugs­zeit­punkt schei­det hin­ge­gen aus, da in dem Ant­wort­schrei­ben des Be­klag­ten vom 08.08.2013 kei­ne end­gül­ti­ge und ernst­haf­te Zah­lungs­ver­wei­ge­rung i. S. des § 286 II Nr. 3 BGB ge­se­hen wer­den kann. Statt­des­sen hat der Be­klag­te hier die Rück­nah­me des Fahr­zeugs ge­gen Zah­lung ei­nen Be­tra­ges von 24.000–25.000 € an­ge­bo­ten.

V. Der Fest­stel­lungs­an­trag ist be­grün­det. Der Be­klag­te be­fin­det sich auf­grund des Schrei­bens vom 25.07.2013 in An­nah­me­ver­zug ge­mäß §§ 293, 295 BGB. Denn der Klä­ger hat dem Be­klag­ten in die­sem Schrei­ben ord­nungs­ge­mäß i. S. des § 295 BGB an­ge­bo­ten, den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw bei ihm ab­zu­ho­len …

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