1. Dem Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens ob­liegt es im Hin­blick auf § 932 II BGB, sich zu­min­dest die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) vor­le­gen zu las­sen, um die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers über­prü­fen zu kön­nen. Da­hin­ter steht die Er­wä­gung, dass es Arg­wohn er­we­cken und zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen An­lass ge­ben muss, wenn der Ver­äu­ße­rer ent­we­der den Fahr­zeug­brief nicht vor­le­gen kann oder wenn sich aus die­sem ein vom Ver­äu­ße­rer per­so­nen­ver­schie­de­ner Hal­ter er­gibt. Un­ter­lässt es der Er­wer­ber, sich den Fahr­zeug­brief vor­le­gen zu las­sen, ist be­reits des­halb der Vor­wurf der gro­ben Fahr­läs­sig­keit be­grün­det und ein gut­gläu­bi­ger Er­werb des Ei­gen­tums aus­ge­schlos­sen.
  2. An die Prü­fung aus­län­di­scher Fahr­zeug­pa­pie­re sind schon des­halb ge­stei­ger­te An­for­de­run­gen zu stel­len, weil sie recht­lich an­ders aus­ge­stal­tet sein kön­nen als in­län­di­sche Fahr­zeug­pa­pie­re. Der Er­wer­ber hat sich dar­über zu ver­ge­wis­sern, dass er nach dem In­halt der vor­ge­leg­ten aus­län­di­schen Fahr­zeug­pa­pie­re – un­be­las­te­tes – Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug er­wer­ben kann.
  3. Bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf be­steht im­mer dann An­lass zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen, wenn der Ver­äu­ße­rer des Fahr­zeugs nicht mit dem in den Fahr­zeug­pa­pie­ren ver­zeich­ne­ten Ei­gen­tü­mer oder Hal­ter iden­tisch ist. Erst recht be­darf es wei­te­rer Nach­for­schun­gen, wenn auch an­de­re Um­stän­de ge­gen die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers spre­chen, über das Fahr­zeug zu ver­fü­gen. Sol­che Um­stän­de sind ge­ge­ben, wenn der Ver­äu­ße­rer ei­nes re­la­tiv jun­gen Lu­xus­fahr­zeugs der Ober­klas­se – hier: ei­nes Por­sche Pan­ame­ra – dem Er­wer­ber nur ei­nen Fahr­zeug­schlüs­sel aus­hän­di­gen kann. Dies ist ein ge­wich­ti­ger Hin­weis auf ei­ne mög­li­che Un­ter­schla­gung des Fahr­zeugs; denn üb­li­cher­wei­se er­hält ein Mie­ter oder Lea­sing­neh­mer nicht sämt­li­che Fahr­zeug­schlüs­sel, son­dern der Ei­gen­tü­mer be­hält ei­nen Schlüs­sel zu­rück.
  4. Der Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens ist nicht in gu­tem Glau­ben an die Ver­fü­gungs­be­fug­nis des Ver­äu­ße­rers (§ 366 I HGB), wenn er wei­te­re Nach­for­schun­gen un­ter­lässt, ob­wohl der Ver­äu­ße­rer nicht der letz­te in den Fahr­zeug­pa­pie­ren ein­ge­tra­ge­ne Hal­ter des Fahr­zeugs ist und wei­te­re Um­stän­de den Er­wer­ber miss­trau­isch ma­chen müs­sen. In ei­nem sol­chen Fall kann der Er­wer­ber ge­hal­ten sein, sich bei dem letz­ten ein­ge­tra­ge­nen Hal­ter des Fahr­zeugs über die Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se und die Ver­fü­gungs­be­fug­nis des Ver­äu­ße­rers zu ver­ge­wis­sern.

LG Wies­ba­den, Ur­teil vom 07.06.2013 – 2 O 2/13

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te von der Be­klag­ten mit schrift­li­chem Ver­trag vom 11.10.2012 ei­nen ge­brauch­ten Por­sche Pan­ame­ra zum Preis von 68.750€. Die­ses Fahr­zeug, das aus Ita­li­en im­por­tiert wor­den war, wur­de dem Klä­ger am 19.10.2012 ge­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses mit ita­lie­ni­schen Fahr­zeug­pa­pie­ren (cer­ti­fi­ca­to di pro­prietà und car­ta di cir­co­la­zio­ne) und ei­nem Schlüs­sel über­ge­ben. Im Fahr­zeug­brief (cer­ti­fi­ca­to di pro­prietà) ist als pro­prie­ta­rio (Ei­gen­tü­mer) die Fir­ma F an­ge­ge­ben; die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung (car­ta di cir­co­la­zio­ne) weist als Hal­ter des Fahr­zeugs eben­falls die Fir­ma F aus.

Ei­gen­tü­me­rin des Por­sche Pan­ame­ra war sei­ner­zeit – un­strei­tig – die Por­sche Fi­nan­ci­al Ser­vices Ita­lia S.p.A.

Die Be­klag­te hat­te das Fahr­zeug von H er­wor­ben, mit dem sie seit dem ers­ten Quar­tal 2012 in stän­di­ger Ge­schäfts­be­zie­hung steht und mit dem sie be­reits et­wa 25 Im­por­te oh­ne Pro­ble­me durch­ge­führt hat­te. Sie ließ den Pkw zum „Por­sche Zen­trum Wies­ba­den“ ver­brin­gen, wo kei­ne Be­son­der­hei­ten an dem Fahr­zeug fest­ge­stellt wur­den. Der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten er­kun­dig­te sich am 26.10.2012 au­ßer­dem bei der Po­li­zei, ob der Pkw zur Fahn­dung aus­ge­schrie­ben sei, was ver­neint wur­de. Schließ­lich wur­de zur Vor­be­rei­tung der Zu­las­sung des Fahr­zeugs in Deutsch­land ein DE­KRA-Gut­ach­ten ein­ge­holt, das eben­falls kei­ne Auf­fäl­lig­kei­ten er­ken­nen ließ.

Beim Ver­such, den Por­sche Pan­ame­ra in Neu­rup­pin zu­zu­las­sen, wur­de fest­ge­stellt, dass er seit dem 26.10.2012 in­ter­na­tio­nal zur Fahn­dung aus­ge­schrie­ben war. Die Staats­an­walt­schaft Neu­rup­pin be­schlag­nahm­te das Fahr­zeug zu Be­weis­zwe­cken (§ 94 StPO); die­se Be­schlag­nah­me wur­de durch Be­schluss des AG Neu­rup­pin vom 07.11.2012 be­stä­tigt. Ge­gen den Klä­ger wur­de sei­tens der Staats­an­walt­schaft Wies­ba­den ein Er­mitt­lungs­ver­fah­ren we­gen des Ver­dachts der Heh­le­rei ein­ge­lei­tet.

Der Klä­ger ließ die Be­klag­te mit An­walts­schrei­ben vom 21.11.2012 auf­for­dern, ei­ne Ge­neh­mi­gung der Por­sche Fi­nan­ci­al Ser­vices Ita­lia S.p.A. ih­rer Ver­fü­gung über das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug vor­zu­le­gen. Die Be­klag­te re­agier­te dar­auf nicht. Der Klä­ger ver­lang­te des­halb mit Schrei­ben vom 18.12.2012 un­ter Frist­set­zung – er­folg­los – Scha­dens­er­satz we­gen Nicht­er­fül­lung des Kauf­ver­trags.

Mit Schrei­ben vom 12.03.2013 teil­te die Staats­an­walt­schaft Wies­ba­den dem Klä­ger in dem ge­gen ihn we­gen des Ver­dachts der Heh­le­rei ge­führ­ten Er­mitt­lungs­ver­fah­ren mit, dass sich kei­ne An­halts­punk­te er­ge­ben hät­ten, die ge­gen ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb des Ei­gen­tums an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug durch den Klä­ger sprä­chen. Gleich­zei­tig wird in dem ent­spre­chen­den Schrei­ben dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der Pkw wei­ter­hin zur Fahn­dung aus­ge­schrie­ben sei; es wer­de da­her dar­um ge­be­ten, das Schrei­ben der Staats­an­walt­schaft im Fahr­zeug auf­zu­be­wah­ren.

Der Klä­ger macht gel­tend, der Por­sche Pan­ame­ra sei in Ita­li­en ab­han­den­ge­kom­men; die ihm, dem Klä­ger, über­ge­be­nen ita­lie­ni­schen Fahr­zeug­pa­pie­re sei­en ge­fälscht. Die Be­klag­te ha­be ihm je­den­falls kein las­ten­frei­es Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug ver­schafft, weil der Pkw noch im­mer in­ter­na­tio­nal zur Fahn­dung aus­ge­schrie­ben sei. Dar­über hin­aus müs­se er mit ei­ner Her­aus­ga­be­kla­ge der Por­sche Fi­nan­ci­al Ser­vices Ita­lia S.p.A. rech­nen. Schließ­lich ha­be die Be­klag­te ih­re kauf­ver­trag­li­chen Pflich­ten auch man­gels Über­ga­be der ori­gi­na­len Fahr­zeug­pa­pie­re nicht er­füllt.

Die Be­klag­te be­haup­tet, die Por­sche Fi­nan­ci­al Ser­vices Ita­lia S.p.A. ha­be das Fahr­zeug an X ver­mie­tet oder ver­least ge­habt. X ha­be den Pkw in­des nicht zu­rück­ge­ge­ben, son­dern un­ter­schla­gen und ver­kauft. Die Be­klag­te meint, sie ha­be gut­gläu­big das Ei­gen­tum an dem – ihr in Deutsch­land über­ge­be­nen – Fahr­zeug er­wor­ben. In­so­weit sei zu be­rück­sich­ti­gen, dass sie den Por­sche Pan­ame­ra von H im Rah­men ei­ner be­reits seit Län­ge­rem be­ste­hen­den und be­an­stan­dungs­frei ver­lau­fe­nen Ge­schäfts­be­zie­hung er­wor­ben ha­be. Mit Blick dar­auf ha­be sie trotz des Um­stands, dass H nicht in den ihr vor­ge­leg­ten ita­lie­ni­schen Fahr­zeug­pa­pie­ren ein­ge­tra­gen ge­we­sen sei, an­neh­men dür­fen, dass H be­rech­tigt sei, über das Fahr­zeug zu ver­fü­gen.

Der Por­sche Pan­ame­ra, des­sen Be­schlag­nah­me zwi­schen­zeit­lich auf­ge­ho­ben wur­de, ist im Be­sitz des Klä­gers.

Des­sen Kla­ge, mit der er die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses (68.750 € nebst Zin­sen), den Er­satz vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Rechts­an­walts­kos­ten (1.094,80 € nebst Zin­sen) und die Fest­stel­lung be­gehr­te, dass die Be­klag­te we­gen der Nicht­er­fül­lung des Kauf­ver­trags Scha­dens­er­satz leis­ten müs­se, hat­te ganz über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: Dem Klä­ger steht ein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags aus §§ 323 I, 326 V BGB, § 346 I BGB zu.

Die Par­tei­en ha­ben zu­nächst ei­nen wirk­sa­men Kauf­ver­trag über den ge­brauch­ten Por­sche Pan­ame­ra ge­schlos­sen. Zwar ist der dem Ge­richt über­las­se­ne Kauf­ver­trag le­dig­lich von der Be­klag­ten, nicht aber vom Klä­ger un­ter­zeich­net. Der Ver­trags­schluss an sich ist je­doch zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig, so­dass da­von aus­zu­ge­hen ist, dass ein gleich­lau­ten­des, vom Klä­ger un­ter­zeich­ne­tes Ex­em­plar vor­han­den ist oder die Par­tei­en je­den­falls ei­ne gleich­lau­ten­de münd­li­che Ei­ni­gung ge­trof­fen ha­ben.

Der Be­klag­ten ist die Ver­schaf­fung des Ei­gen­tums an den Klä­ger sub­jek­tiv un­mög­lich ge­we­sen, wes­halb sie ge­mäß § 275 I BGB von ih­rer Leis­tungs­pflicht (Über­eig­nung des Por­sche Pan­ame­ra) zu­nächst frei ge­wor­den ist. Der Ver­kauf ei­ner frem­den Sa­che oh­ne Zu­stim­mung des Ei­gen­tü­mers be­grün­det grund­sätz­lich ein recht­li­ches Leis­tungs­hin­der­nis und führt da­her zur Un­mög­lich­keit der Leis­tung (Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 72. Aufl. [2013], § 275 Rn. 25). Vor­lie­gend ist das Fahr­zeug auf Ver­an­las­sung der Ei­gen­tü­me­rin – Por­sche Fi­nan­ci­al Ser­vices Ita­lia S.p.A. – zur Fahn­dung aus­ge­schrie­ben wor­den. Ei­ne Ge­neh­mi­gung des Ver­kaufs lässt sich we­der hier­aus noch aus den sons­ti­gen Um­stän­den ab­lei­ten.

Der Un­mög­lich­keit der Leis­tung steht auch nicht ent­ge­gen, dass ent­we­der die Be­klag­te oder der Klä­ger das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug gut­gläu­big er­wor­ben hat, so­dass die Be­klag­te ih­rer Ver­pflich­tung zur Ei­gen­tums­ver­schaf­fung hier­durch nach­ge­kom­men wä­re.

Be­züg­lich der Fra­ge des gut­gläu­bi­gen Er­werbs ist nach Art. 43 I EGBGB deut­sches Recht an­wend­bar, da der Er­werbs­vor­gang erst durch die Über­ga­be voll­endet wird. Dass be­reits al­lein durch den Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags zwi­schen der Be­klag­ten und dem ita­lie­ni­schen Ver­käu­fer H nach ita­lie­ni­schem Recht Ei­gen­tum an dem frem­den Fahr­zeug er­wor­ben wer­den konn­te, ist we­der vor­ge­tra­gen noch er­sicht­lich. Bei ei­nem grenz­über­schrei­ten­den Ver­sen­dungs­kauf er­folgt die für den Ei­gen­tums­über­gang nach deut­schem Recht er­for­der­li­che Be­sitz­ver­schaf­fung am Kauf­ge­gen­stand in al­ler Re­gel erst mit der Ab­lie­fe­rung am Be­stim­mungs­ort. Wird der Er­werbstat­be­stand bis zum Grenz­über­tritt nicht voll­endet, da es an ei­ner Über­ga­be fehlt, be­ur­teilt sich die Fra­ge des Ei­gen­tums­er­werbs nach § 43 I EGBGB nach dem dann für das Recht des La­ge­or­tes an­wend­ba­ren deut­schen Sa­chen­recht (OLG Mün­chen, Urt. v. 05.03.2008 – 7 U 4969/06, ju­ris Rn. 30).

Das Be­strei­ten des Klä­gers hin­sicht­lich der Fra­ge, ob ein Ver­sen­dungs­kauf vor­liegt, ist un­sub­stan­zi­iert. Die Be­klag­te hat durch Vor­la­ge der Lie­fer­be­schei­ni­gung (An­la­ge B 2) sub­stan­zi­iert dar­ge­legt, dass das Fahr­zeug durch ein Trans­port­un­ter­neh­men di­rekt an die Be­klag­te aus­ge­lie­fert wur­de. Mit­hin geht das Ge­richt da­von aus, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug in Deutsch­land an die Be­klag­te über­ge­ben wur­de.

We­der die Be­klag­te noch der Klä­ger ha­ben an dem Fahr­zeug ge­mäß § 932 I BGB gut­gläu­big Ei­gen­tum er­wor­ben, da sie je­weils nicht im gu­ten Glau­ben wa­ren (§ 932 II BGB). Auf die zwi­schen den Par­tei­en strei­ti­ge Fra­ge, ob das Fahr­zeug ab­han­den­ge­kom­men ist, kommt es dem­nach nicht ent­schei­dend an.

Bös­gläu­big i. S. von § 932 II BGB ist nicht nur der­je­ni­ge, der po­si­ti­ve Kennt­nis vom Fremd­ei­gen­tum be­sitzt – was im vor­lie­gen­den Fall nicht er­sicht­lich ist –, son­dern auch der Er­wer­ber, dem sich hät­te auf­drän­gen müs­sen, dass die Sa­che im Ei­gen­tum ei­nes Drit­ten ste­hen könn­te, und der mit­hin die er­for­der­li­che Sorg­falt in un­ge­wöhn­lich ho­hem Ma­ße ver­letzt hat (Pa­landt/Bas­sen­ge, BGB, 72. Aufl. [2013], § 932 Rn. 10).

Nach stän­di­ger Recht­spre­chung muss sich der Er­wer­ber ei­nes Kraft­fahr­zeugs, der sich auf gut­gläu­bi­gen Er­werb des Ei­gen­tums be­ru­fen will, zu­min­dest die Fahr­zeug­pa­pie­re vor­le­gen las­sen, um die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers über­prü­fen zu kön­nen (BGH, Urt. v. 04.05.1977 – VI­II ZR 3/76, BGHZ 68, 323, 325; Urt. v. 13.04.1994 – II ZR 196/93, NJW 1994, 2022, 2023). Da­hin­ter steht die Er­wä­gung, dass es Arg­wohn er­we­cken und zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen An­lass ge­ben muss, wenn der Ver­äu­ße­rer ent­we­der den Fahr­zeug­brief nicht vor­le­gen kann oder wenn sich aus die­sem ein vom Ver­äu­ße­rer per­so­nen­ver­schie­de­ner Hal­ter er­gibt. Un­ter­lässt der Er­wer­ber dies, ist be­reits des­halb der Vor­wurf grob fahr­läs­si­ger Un­kennt­nis be­grün­det (st. Rspr. des BGH, vgl. Urt. v. 27.09.1961 – VI­II ZR 116/60, LM BGB § 932 Nr. 17; Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, NJW 1975, 735, 736; Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, NJW-RR 1987, 1456, 1457; Urt. v. 11.03.1991 – II ZR 88/90, ju­ris Rn. ##). Han­delt es sich – wie hier – um ein aus dem Aus­land stam­men­des Fahr­zeug, sind an die Vor­la­ge und Prü­fung schon des­halb ge­stei­ger­te An­for­de­run­gen zu stel­len, weil aus­län­di­sche Fahr­zeug­pa­pie­re recht­lich an­ders aus­ge­stal­tet sind. An den gu­ten Glau­ben des Er­wer­bers sind schon vor dem Hin­ter­grund der Ver­hin­de­rung des in­ter­na­tio­na­len Ver­schie­bens ge­stoh­le­ner oder un­ter­schla­ge­ner Kraft­fahr­zeu­ge ho­he An­for­de­run­gen zu stel­len. Der Käu­fer hat sich da­her dar­über zu ver­ge­wis­sern, dass er nach dem In­halt der vor­ge­leg­ten Pa­pie­re un­be­las­te­tes Ei­gen­tum an dem Kraft­fahr­zeug er­wer­ben kann (BGH, Urt. v. 11.03.1991 – II ZR 88/90, ju­ris Rn. 13; OLG Ko­blenz, Urt. v. 28.10.2010 – 6 U 473/10, ju­ris Rn. 31).

Schon dies ha­ben so­wohl die Be­klag­te als auch der Klä­ger ver­säumt. Zwar ha­ben ita­lie­ni­sche Fahr­zeug­pa­pie­re für das ver­kauf­te Fahr­zeug vor­ge­le­gen. Je­doch war in dem ita­lie­ni­schen cer­ti­fi­ca­to di pro­prietà als pro­prie­ta­rio ei­ne Fir­ma F ein­ge­tra­gen. Die glei­che Per­son ist in der car­ta di cir­co­la­zio­ne un­ter C.2.1. ein­ge­tra­gen. Ei­ne Ein­tra­gung des ita­lie­ni­schen Ver­käu­fers fin­det sich in kei­nem der Pa­pie­re. Un­ab­hän­gig von der zwi­schen den Par­tei­en strei­ti­gen Fra­ge, ob die Pa­pie­re ge­fälscht wa­ren, war dem­nach schon aus den Pa­pie­ren er­sicht­lich, dass nicht der ita­lie­ni­sche Ver­äu­ße­rer H Hal­ter oder Ei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs ge­we­sen ist.

Wel­che Aus­sa­ge­kraft den Pa­pie­ren zu­kommt, wur­de von den Par­tei­en eben­falls nicht nä­her ge­prüft. Auf­grund der un­ter­schied­li­chen recht­li­chen Wir­kun­gen aus­län­di­scher Fahr­zeug­pa­pie­re ist dies je­den­falls beim Er­werb ei­nes Fahr­zeugs, in des­sen Fahr­zeug­pa­pie­ren nicht der Ver­äu­ße­rer ein­ge­tra­gen ist, er­for­der­lich. Es ent­spricht stän­di­ger Recht­spre­chung, dass ei­ne Dif­fe­renz zwi­schen Ein­tra­gung und Ver­kaufspar­tei im­mer An­lass zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen durch den Er­wer­ber sein muss (vgl. BGH, Urt. v. 11.03.1991 – II ZR 88/90, ju­ris Rn. 17 m. w. Nachw.). Dies gilt nach der vor­ge­nann­ten Recht­spre­chung erst recht, wenn wei­te­re Um­stän­de be­ste­hen, die ge­gen die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers spre­chen. Sol­che Um­stän­de lie­gen hier eben­falls vor. Zwar wur­de das streit­ge­gen­ständ­li­che Lu­xus­fahr­zeug nicht „auf der Stra­ße“ ver­äu­ßert. Un­strei­tig ist das Fahr­zeug je­doch nur mit ei­nem Schlüs­sel aus­ge­stat­tet ge­we­sen. Die­ser Um­stand ist ein wich­ti­ger Hin­weis dar­auf, dass das Fahr­zeug mög­li­cher­wei­se von ei­ner Per­son, der es zeit­wei­se über­las­sen wur­de, un­ter­schla­gen wor­den ist. Denn ty­pi­scher­wei­se wer­den im Rah­men von Miet­ver­hält­nis­sen über Fahr­zeu­ge nicht bei­de Schlüs­sel aus­ge­hän­digt, son­dern der Ei­gen­tü­mer be­hält ei­nen Schlüs­sel zu­rück. Ge­ra­de bei ei­nem noch re­la­tiv jun­gen Fahr­zeug – die Erst­zu­las­sung lag erst et­was mehr als ein Jahr (07/2011) zu­rück – stellt dies mit­hin ein An­halts­punkt für wei­te­re Nach­for­schun­gen dar.

Der mit­hin ge­bo­te­nen Nach­for­schungs­pflicht ist die Be­klag­te (und auch der Klä­ger) nicht aus­rei­chend nach­ge­kom­men. So­weit in den Fahr­zeug­pa­pie­ren die Fir­ma F an­ge­ge­ben ist, ha­ben bei­de Par­tei­en Nach­for­schun­gen un­ter­las­sen, ob die­se den Ver­käu­fer des Fahr­zeugs – H – zum Ver­kauf er­mäch­tigt hat. Der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten hat in­so­weit an­läss­lich der münd­li­chen Ver­hand­lung an­ge­ge­ben, die Fir­ma sei ihm nicht be­kannt.

Auch die wei­te­ren Nach­for­schun­gen – Nach­fra­ge bei der Po­li­zei so­wie die Vor­stel­lung in ei­ner Por­sche-Werk­statt so­wie bei der DE­KRA – wa­ren nicht ge­eig­net, die sich auf­drän­gen­den Zwei­fel zu be­sei­ti­gen. Denn ge­ra­de im Fal­le ei­ner Un­ter­schla­gung im Rah­men von Miet- oder an­de­ren Nut­zungs­ver­hält­nis­sen ist die so­for­ti­ge Aus­schrei­bung zur Fahn­dung sei­tens des Ei­gen­tü­mers nicht ty­pisch, da das Weg­schaf­fen der Fahr­zeu­ge dem Ei­gen­tü­mer erst nach ei­ni­ger Zeit auf­fällt.

Die wei­ter von der Be­klag­ten vor­ge­tra­ge­nen Um­stän­de – ins­be­son­de­re die pro­blem­lo­se Zu­sam­men­ar­beit mit dem Ver­käu­fer bei frü­he­ren Ge­schäf­ten – ge­nüg­ten eben­falls nicht, um wei­te­re Nach­for­schun­gen ent­behr­lich zu ma­chen. Zum ei­nen dau­er­te die Ge­schäfts­be­zie­hung noch nicht so lan­ge, dass von ei­ner län­ger­fris­ti­gen Ge­schäfts­be­zie­hung aus­ge­gan­gen wer­den konn­te, da sie nach dem Be­klag­ten­vor­trag erst seit dem ers­ten Quar­tal 2012 über­haupt be­stand. Zum an­de­ren ent­bin­det die Dau­er der Ge­schäfts­be­zie­hung die Be­klag­te nicht von den An­for­de­run­gen für den gut­gläu­bi­gen Ei­gen­tums­er­werb, ins­be­son­de­re al­so von not­wen­di­gen Nach­for­schungs­pflich­ten, denn leicht­sin­ni­ge Ver­hal­tens­wei­sen der Ver­trags­par­tei­en über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum hin­weg ver­mö­gen kein schutz­wür­di­ges Ver­trau­en zu be­grün­den.

Ein gut­gläu­bi­ger Ei­gen­tums­er­werb der Be­klag­ten oder des Klä­gers ist auch nicht auf­grund § 366 HGB an­zu­neh­men. Zwar er­mög­licht die­se Vor­schrift ei­ne Aus­deh­nung der Gut­glau­bens­vor­schrif­ten auf ei­nen Er­werb vom Nicht­be­rech­tig­ten, so­weit der Er­wer­ber le­dig­lich auf die Ver­fü­gungs­be­fug­nis des Ver­äu­ße­rers ver­traut. Al­ler­dings ist der Er­wer­ber auch im Rah­men des § 366 HGB nicht von der Nach­for­schungs­pflicht bei Di­ver­genz zwi­schen dem Ver­äu­ße­rer und dem ein­ge­tra­ge­nen Hal­ter ent­bun­den, wenn wei­te­re Um­stän­de hin­zu­tre­ten, die Zwei­fel an der Ord­nungs­ge­mäß­heit des Vor­er­werbs we­cken müs­sen (BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, NJW-RR 1987, 1456, 1457). In die­sem Fall be­darf es ge­ge­be­nen­falls wei­te­rer Er­kun­di­gun­gen beim letz­ten ein­ge­tra­ge­nen Hal­ter (vgl. BGH, Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, NJW 1975, 735, 736 f.; Lettl, in: Eben­roth/Bou­jong/Joost/Strohn, HGB, 2. Aufl. [2009], § 366 Rn. 17). Vor­lie­gend ist wie­der­um zu be­rück­sich­ti­gen, dass das Fahr­zeug mit nur ei­nem Schlüs­sel aus Ita­li­en ge­lie­fert wur­de und es sich um ein Lu­xus­fahr­zeug der Ober­klas­se han­delt. Al­lein die­se Um­stän­de ge­nüg­ten, um den Be­klag­ten zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen zu ver­pflich­ten. Be­son­de­re Um­stän­de, die die Be­klag­te auf die Ord­nungs­ge­mäß­heit hät­ten ver­trau­en las­sen kön­nen, lie­gen dem­ge­mäß nicht vor.

Nicht ent­schei­dend ist in­so­weit, ob der Klä­ger das Fahr­zeug auf sei­nen Na­men zu­las­sen könn­te. Denn ei­ne sol­che Zu­las­sung des Fahr­zeugs könn­te kei­ne Än­de­rung der ding­li­chen Rechts­la­ge her­bei­füh­ren und än­der­te mit­hin nichts dar­an, dass die Be­klag­te dem Klä­ger nicht das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug ver­schaf­fen konn­te.

Da der Klä­ger in­zwi­schen nach der Frei­ga­be des Fahr­zeugs durch die Er­mitt­lungs­be­hör­den wie­der über das Fahr­zeug ver­fü­gen kann, ist er ge­mäß § 348 Satz 1 BGB Zug um Zug zur Rück­ga­be des Fahr­zeugs an die Be­klag­te ver­pflich­tet. Al­ler­dings hat die Be­klag­te kein Zu­rück­be­hal­tungs­recht gel­tend ge­macht, so­dass ei­ne Te­n­o­rie­rung in­so­weit zu un­ter­blei­ben hat­te. Die Ein­re­de nach § 348 Satz 2 BGB i. V. mit §§ 320, 322 BGB ist nicht von Amts we­gen zu be­rück­sich­ti­gen, son­dern setzt vor­aus, dass sich aus der Ge­samt­heit sei­nes Vor­brin­gens ein­deu­tig er­gibt, dass der Rück­ge­währ­schuld­ner sein Leis­tungs­ver­wei­ge­rungs­recht gel­tend ma­chen will (BGH, Urt. v. 16.10.2009 – V ZR 203/08, NJW 2010, 146 Rn. 20; Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 322 Rn. 2). Da­von mag grund­sätz­lich in Fäl­len der voll­stän­di­gen Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags aus­ge­gan­gen wer­den. Vor­lie­gend be­stand je­doch die Be­son­der­heit, dass das Fahr­zeug un­strei­tig ei­ner in Ita­li­en an­säs­si­gen Ge­sell­schaft ge­hör­te und wei­ter­hin ge­hört. In die­sem Fall ist nicht er­sicht­lich, dass die Be­klag­te ein In­ter­es­se hat, sich selbst durch den Be­sitz des Fahr­zeugs mög­li­chen Rück­ga­be­an­sprü­chen aus­zu­set­zen. In­so­weit kann auf ei­ne aus­drück­li­che Gel­tend­ma­chung der Ein­re­de nicht ver­zich­tet wer­den, die nicht vor­liegt.

Der An­spruch auf Zin­sen folgt aus § 286 I 1, § 288 I BGB. Die Be­klag­te wur­de durch Schrei­ben des Klä­gers vom 18.12.2012 zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses bis zum 28.12.2012 auf­ge­for­dert. Mit­hin be­fand sie sich seit dem 29.12.2012 in Ver­zug. Al­ler­dings ist nicht vor­ge­tra­gen, dass die Vor­aus­set­zun­gen des § 288 II BGB für ei­nen er­höh­ten Zins­satz vor­lie­gen. Mit­hin schul­det die Be­klag­te le­dig­lich ei­nen Zins­satz von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz.

Ein An­spruch auf Er­satz der An­walts­kos­ten be­steht zwar nicht ge­mäß § 280 I, II, 286 BGB als Be­stand­teil des Ver­zö­ge­rungs­scha­dens. Denn vor­lie­gend wur­de be­reits die ver­zugs­be­grün­den­de Mah­nung selbst durch den Rechts­an­walt er­stellt, so­dass der Scha­den nicht Fol­ge des Ver­zugs ge­we­sen sein kann. Al­ler­dings kann der Er­satz von vor­ge­richt­lich an­ge­fal­le­nen Rechts­an­walts­kos­ten auch als Be­stand­teil ei­nes Scha­dens­er­satz­an­spruchs ge­schul­det sein, wenn der Ge­schä­dig­te es aus Sicht ei­nes ver­nünf­tig den­ken­den Ge­schä­dig­ten als er­for­der­lich an­se­hen durf­te, ei­nen Rechts­an­walt ein­zu­schal­ten. Dies war vor­lie­gend der Fall. Zum ei­nen be­steht ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz ge­gen die Be­klag­te aus § 437 Nr. 3, §§ 311a II, 281 I 3, V BGB. Die Be­klag­te trifft ins­be­son­de­re ein Ver­schul­den, das sich im Fal­le des § 311a BGB auf die Kennt­nis vom Leis­tungs­hin­der­nis be­zieht (Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 311a Rn. 1). Die Be­klag­te hat­te zwar kei­ne po­si­ti­ve Kennt­nis da­von, dass das Fahr­zeug im Ei­gen­tum ei­nes Drit­ten steht. Auf­grund der Er­wä­gun­gen zu den Vor­aus­set­zun­gen des gu­ten Glau­bens ge­mäß § 932 I 1, II BGB ist al­ler­dings auch hin­sicht­lich der Kennt­nis vom Leis­tungs­hin­der­nis da­von aus­zu­ge­hen, dass in­so­weit Fahr­läs­sig­keit bei der Be­klag­ten vor­lag. Zum an­de­ren durf­te der Klä­ger an­ge­sichts der schwie­ri­gen recht­li­chen Be­ur­tei­lung der Ei­gen­tums­la­ge so­fort ei­nen Rechts­an­walt mit der Klä­rung be­auf­tra­gen, zu­mal ge­gen ihn durch die Staats­an­walt­schaft auf­grund des Be­sit­zes des Fahr­zeugs ein Er­mitt­lungs­ver­fah­ren we­gen Heh­le­rei ein­ge­lei­te­te wor­den war.

Der An­spruch auf Zin­sen folgt aus § 286 I 1, § 288 I BGB.

Auf die Fra­ge, in­wie­weit die Be­schlag­nah­me des Fahr­zeugs durch die Staats­an­walt­schaft Neu­rup­pin bzw. die Ge­fahr der zu­künf­ti­gen Be­schlag­nah­me auf­grund der in­ter­na­tio­na­len Aus­schrei­bung zur Sach­fahn­dung ei­nen Rechts­man­gel dar­stellt, kommt es dem­ge­mäß nicht mehr an.

Der Fest­stel­lungs­an­trag ist eben­falls zu­läs­sig und be­grün­det. Der An­trag ist zu­läs­sig (§ 256 I ZPO), da die Scha­dens­ent­wick­lung noch nicht ab­ge­schlos­sen ist. Ins­be­son­de­re steht noch nicht fest, in­wie­weit für die An­schaf­fung ei­nes Er­satz­fahr­zeugs Kos­ten an­fal­len. Er ist auch be­grün­det, da – wie dar­ge­legt – ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz ge­mäß § 437 Nr. 3, §§ 311a II, 281 I 3, V BGB be­steht. …

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