Der Ver­käu­fer ei­nes ge­stoh­le­nen Kraft­fahr­zeugs, der dem Käu­fer we­gen § 935 I BGB nicht das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug ver­schaf­fen kann, ist dem Käu­fer ge­mäß Art. 45 I lit. b, Art. 74 CISG zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet. Von der Pflicht zum Scha­dens­er­satz ist der Ver­käu­fer nicht des­halb ge­mäß Art. 79 I CISG be­freit, weil er un­ter An­ga­be der Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer so­wohl bei der Po­li­zei auch auch bei der Zu­las­sungs­stel­le nach­ge­forscht hat, ob mit dem Fahr­zeug al­les in Ord­nung oder ob es als ge­stoh­len ge­mel­det ist. Denn die Er­fül­lung der ei­nem Ge­braucht­wa­gen­händ­ler ob­lie­gen­den stren­gen Nach­for­schungs­pflich­ten be­züg­lich der Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers ver­mö­gen ei­ne Haf­tungs­be­frei­ung nach Art. 79 I CISG nicht zu be­grün­den.

OLG Mün­chen, Ur­teil vom 05.03.2008 – 7 U 4969/06

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin nimmt den Be­klag­ten we­gen Nicht­er­fül­lung ei­nes Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trags auf Scha­dens­er­satz in Hö­he von 49.000 € in An­spruch. Bei­de Par­tei­en han­deln ge­werb­lich mit Kraft­fahr­zeu­gen und ste­hen seit meh­re­ren Jah­ren in Ge­schäfts­be­zie­hun­gen.

An­fang Au­gust 2004 er­hielt der Be­klag­te von dem ihm be­kann­ten Au­to­händ­ler H te­le­fo­nisch die In­for­ma­ti­on, dass V ei­nen VW Toua­reg R5 zum Kauf an­bie­te. Da der Be­klag­te am Er­werb die­ses Fahr­zeugs in­ter­es­siert war, kauf­te H den Pkw am 03.08.2004 in sei­nem Auf­trag. Noch am sel­ben Tag brach­te H das Fahr­zeug von F., wo es ab­ge­stellt ge­we­sen war, zu dem Be­klag­ten nach M. und hän­dig­te dem Be­klag­ten auch den Fahr­zeug­brief aus. Am Fol­ge­tag frag­te der Be­klag­te so­wohl bei der ört­li­chen Po­li­zei als auch bei der ört­li­chen Zu­las­sungs­stel­le un­ter An­ga­be der Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer nach, ob mit dem VW Toua­reg R5 al­les in Ord­nung sei. Nach­dem ihm dies be­stä­tigt wor­den war, ge­neh­mig­te der Be­klag­te den am 03.08.2004 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag und zahl­te den Kauf­preis von 37.000 € an H.

Am 08.09.2004 bot der Be­klag­te das Fahr­zeug der Klä­ge­rin, die ih­ren Sitz in Ita­li­en hat, für 41.500 € zum Kauf an. Am sel­ben Tag be­an­trag­te er bei der Zu­las­sungs­stel­le ein Aus­fuhr­kenn­zei­chen. In die­sem Zu­sam­men­hang wur­de er­neut über­prüft, ob der VW Toua­reg R5 als ge­stoh­len ge­mel­det wor­den war, und auch die­se Prü­fung ver­lief ne­ga­tiv. Die Klä­ge­rin über­führ­te das Fahr­zeug dar­auf­hin noch am 08.09.2004 nach Ita­li­en. An­läss­lich ei­nes Be­suchs der Klä­ge­rin bei dem Be­klag­ten in M. wur­de am 22.09.2004 ein auf den 29.10.2004 vor­da­tier­ter schrift­li­che Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug ge­schlos­sen.

Der VW Toua­reg R5 wur­de am 19.11.2004 in Ita­li­en von den dor­ti­gen Er­mitt­lungs­be­hör­den si­cher­ge­stellt, nach­dem sich her­aus­ge­stellt hat­te, dass ein un­be­kann­ter Tä­ter den Pkw zwi­schen dem 24.07. und dem 27.07.2004 ei­nem VW-Ver­trags­händ­ler ge­stoh­len hat­te. Die­ser hat das Fahr­zeug in­zwi­schen zu­rück­er­hal­ten.

Die Klä­ge­rin hat in ers­ter In­stanz vor­ge­tra­gen, sie ha­be den VW Toua­reg R5 am 18.11.2004 in Ita­li­en zum Preis von 49.000 € an den Kun­den K ver­äu­ßert. K sei, nach­dem das Fahr­zeug am 19.11.2004 bei ihm si­cher­ge­stellt wor­den sei, mit Schrei­ben vom 19.11. und vom 22.11.2004 vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten. Sie – die Klä­ge­rin – ha­be K des­halb sei­nen Scheck über 41.000 €, der noch nicht ein­ge­löst ge­we­sen sei, eben­so zu­rück­ge­ge­ben wie ein in Zah­lung ge­ge­be­nes Fahr­zeug, des­sen Wert man mit 8.000 € ver­an­schlagt ha­be. Die Klä­ge­rin meint, der Be­klag­te ha­be sei­ne kauf­ver­trag­li­chen Pflich­ten nicht er­füllt und müs­se ihr des­halb Scha­dens­er­satz in Hö­he des ihr ent­gan­ge­nen Ge­winns leis­ten und ihr Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 699,90 € er­set­zen.

Das Land­ge­richt hat die auf Zah­lung von 49.699,90 € nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge ab­ge­wie­sen. Es hat zwar an­ge­nom­men, dass der Be­klag­te der Klä­ge­rin nicht das Ei­gen­tum an dem VW Toua­reg R5 ver­schafft ha­be und des­halb grund­sätz­lich Scha­dens­er­satz leis­ten müs­se (Art. 45 I lit. b, Art. 74 ff. CISG). Von die­ser grund­sätz­li­chen Haf­tung sei der Be­klag­te je­doch ge­mäß Art. 79 I CISG be­freit, da die Vor­aus­set­zun­gen die­ser eng aus­zu­le­gen­den Vor­schrift er­füllt sei­en. Der Be­klag­te ha­be näm­lich be­wie­sen, dass die Ver­trags­ver­let­zung au­ßer­halb sei­nes Ver­ant­wor­tungs­be­reichs ge­le­gen ha­be und für ihn un­vor­her­seh­bar und un­ver­meid­bar ge­we­sen sei. Der Be­klag­te ha­be sich so­wohl beim An­kauf als auch beim Ver­kauf des VW Toua­reg R5 ver­ge­wis­sert, dass mit dem Fahr­zeug al­les in Ord­nung sei; er ha­be al­les ge­tan, um sei­ne Ver­trags­pflich­ten zu er­fül­len und sei­nen stren­gen Nach­for­schungs­pflich­ten zu ge­nü­gen. Dies recht­fer­ti­ge es, ei­nen Aus­nah­me­fall von der nach der CISG grund­sätz­lich gel­ten­den ver­schul­dens­un­ab­hän­gi­gen Ga­rantie­haf­tung des Ver­äu­ße­rers an­zu­neh­men.

Hier­ge­gen rich­tet sich die Be­ru­fung der Klä­ge­rin, die meint, das Land­ge­richt ha­be zu Un­recht ei­nen Hin­de­rungs­grund i. S. des Art. 79 I  CISG an­ge­nom­men. Das Rechts­mit­tel war zum Teil er­folg­reich.

Aus den Grün­den: II. … Der Klä­ge­rin steht ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz ge­gen den Be­klag­ten in Hö­he von 42.500 € aus Art. 45 I lit. b, Art. 74 CISG i. V. mit § 287 ZPO zu. Auf ei­nen dar­über hin­aus­ge­hen­den An­spruch kann sich die Klä­ge­rin nicht mit Er­folg be­ru­fen; in­so­weit war die Be­ru­fung zu­rück­zu­wei­sen und bleibt die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

1. Zu­tref­fend hat das Erst­ge­richt ge­se­hen, dass auf das vor­lie­gen­de Rechts­ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en die Vor­schrif­ten der CISG An­wen­dung fin­den. Die Haf­tung des Be­klag­ten rich­tet sich nach dem UN-Kauf­rechts­über­ein­kom­men, der CISG, da die­se ge­mäß Art. 1 CISG auf Kauf­ver­trä­ge über Wa­ren zwi­schen Par­tei­en an­zu­wen­den ist, die ih­re Nie­der­las­sung in ver­schie­de­nen Staa­ten ha­ben, wenn die­se, wie vor­lie­gend, Ver­trags­staa­ten sind.

2. Der Klä­ge­rin steht ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz in Hö­he von 42.500 € ge­mäß Art. 45 I lit. b, Art. 30, 74 CISG i. V. mit § 287 ZPO zu.

a) Der Käu­fer, hier die Klä­ge­rin, kann ge­mäß Art. 45 I lit. b CISG grund­sätz­lich Scha­dens­er­satz nach Art. 74 bis 77 CISG ver­lan­gen, wenn der Ver­käu­fer, hier der Be­klag­te, ei­ne sei­ner Pflich­ten aus dem Ver­trag oder dem Über­ein­kom­men nicht er­füllt. Vor­lie­gend hat der Be­klag­te der Klä­ge­rin un­strei­tig aus­weis­lich des auf den 29.10.2004 vor­da­tier­ten schrift­li­chen Kauf­ver­trags, der tat­säch­lich be­reits am 08.09. bzw. am 22.09.2004 ge­schlos­sen wor­den war, ei­nen ge­brauch­ten Pkw VW Toua­reg R5 mit der Fahr­ge­stell­num­mer … ver­kauft und über­ge­ben. Der Be­klag­te über­gab das Fahr­zeug in M. der Klä­ge­rin, die­se zahl­te den Kauf­preis und ver­brach­te den Pkw nach Ita­li­en. Wie sich nach dem Ver­kauf her­aus­stell­te, han­del­te es sich um ein ge­stoh­le­nes Kfz, das in Ita­li­en am 19.11.2004 durch dor­ti­ge Si­cher­heits­be­hör­den si­cher­ge­stellt und dem Ei­gen­tü­mer zu­rück­ge­ge­ben wur­de.

aa) Der Be­klag­te war auf­grund des Kauf­ver­trags ge­mäß Art. 30 CISG ver­pflich­tet, der Klä­ge­rin Ei­gen­tum an der ver­kauf­ten Wa­re zu ver­schaf­fen.

bb) Die­ser Ver­trags­pflicht kam er je­doch nicht nach; er hat der Klä­ge­rin den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw nicht wirk­sam über­eig­net, da der Pkw ab­han­den­ge­kom­men war und ein gut­gläu­bi­ger Er­werb der Sa­che an § 935 I BGB schei­tert. Ge­mäß Art. 4 Satz 2 lit. b CISG i. V. mit Art. 43, 28 EGBGB fin­den be­züg­lich der ding­li­chen Wir­kung des Ver­trags, der Ei­gen­tums­über­tra­gung an der Sa­che, die Vor­schrif­ten des deut­schen Sa­chen­rechts An­wen­dung. Die lex rei si­tae ent­schei­det über die Über­tra­gung ding­li­cher Rech­te, ins­be­son­de­re über die Wirk­sam­keits­vor­aus­set­zun­gen ei­ner Über­eig­nung. Da­mit ist die Fra­ge, ob ein gut­gläu­bi­ger Er­werb des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw mög­lich ist, nach dem deut­schen Recht zu be­ur­tei­len (vgl. Fer­ra­ri, in: Schlech­triem/Schwen­zer, Kom­men­tar zum Ein­heit­li­chen UN-Kauf­recht – CISG, 4. Aufl., Art. 4 Rn. 29 f). Da­nach konn­te der Be­klag­te, der selbst – ob­wohl gut­gläu­big – kein Ei­gen­tum an der ge­stoh­le­nen Sa­che er­wor­ben hat­te, der Klä­ge­rin ge­mäß § 935 I BGB das Ei­gen­tum an dem ver­kauf­ten Pkw nicht ver­schaf­fen.

cc) Dies hat zur Fol­ge, dass der Klä­ge­rin ge­mäß Art. 45 I lit. b CISG grund­sätz­lich ein Scha­dens­er­satz­an­spruch, der auch den ent­gan­ge­nen Ge­winn um­fasst, nach Art. 74 CISG zu­steht. Da­bei be­ruht der Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­mäß Art. 45 I lit. b CISG auf dem Prin­zip, dass den Ver­käu­fer im Hin­blick auf die Er­fül­lung der ver­trag­lich über­nom­me­nen Pflich­ten kraft Ge­set­zes ei­ne ge­ne­rel­le Ga­rantie­haf­tung trifft. Die Haf­tung ist da­her von ei­nem Ver­schul­den oder von be­son­de­ren ver­trag­li­chen Ga­ran­tie­zu­sa­gen un­ab­hän­gig (Mül­ler-Chen, in: Schlech­triem/Schwen­zer, Kom­men­tar zum Ein­heit­li­chen UN-Kauf­recht – CISG, Art. 45 Rn. 23 m. w. Nachw.).

b) Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch der Klä­ge­rin ist – ent­ge­gen der An­sicht des Erst­ge­richts – nicht nach Art. 79 I CISG aus­ge­schlos­sen, da un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ge­samt­um­stän­de des vor­lie­gen­den Fal­les die Ver­trags­ver­let­zung nicht au­ßer­halb des Ver­ant­wor­tungs­be­reichs des Be­klag­ten lag, nicht un­vor­her­seh­bar und un­ab­wend­bar war.

Vor­an­zu­stel­len ist zu­nächst, dass die Ent­las­tungs­mög­lich­keit des Art. 79 CISG nicht zu ei­ner Ver­än­de­rung der ver­trag­li­chen Ri­si­ko­ver­tei­lung führt. Nach dem Ein­heitskauf­recht liegt der Grund für die Haf­tung des Ver­käu­fers dar­in, dass er sich ver­pflich­tet hat, dem Käu­fer ver­trags­ge­mäß Wa­re und Ei­gen­tum hier­an zu ver­schaf­fen. Nach Art. 79 CISG kommt ei­ne Ent­las­tung des Ver­käu­fers von den Fol­gen nicht ver­trags­ge­rech­ter Er­fül­lung nur in Be­tracht, wenn die­se sei­nem Ein­fluss­be­reich nicht mehr zu­ge­ord­net wer­den kann (vgl. BGH, Urt. v. 24.03.1999 – VI­II ZR 121/98, NJW 1999, 2440, 2441). Als Hin­de­rungs­grund i. S. des Art. 79 CISG kom­men des­halb nur ob­jek­ti­ve, au­ßer­halb der Per­son des Schuld­ners lie­gen­de Um­stän­de in Be­tracht, die der Er­fül­lung ent­ge­gen­ste­hen. Den Ge­gen­satz bil­den per­sön­li­che Um­stän­de die das Leis­tungs­ver­mö­gen des Schuld­ners be­ein­träch­ti­gen (vgl. Schwen­zer, in: Schlech­triem/Schwen­zer, Kom­men­tar zum Ein­heit­li­chen UN-Kauf­recht – CISG, Art. 79 Rn. 11). Der Ver­ant­wor­tungs­be­reich des Schuld­ners wird weit ge­zo­gen. Er um­fasst ins­be­son­de­re die für die Ver­trags­er­fül­lung not­wen­di­ge fi­nan­zi­el­le Leis­tungs­fä­hig­keit so­wie das Be­schaf­fungs-, das Be­vor­ra­tungs-, das Pro­duk­ti­ons- und Män­gel­frei­heits­ri­si­ko so­wie das be­trieb­li­che Per­so­nal- und Or­ga­ni­sa­ti­ons­ri­si­ko (vgl. Münch­Kom­men­tar-BGB/Hu­ber, 4. Aufl., Art.  79 Rn. 7). Vor die­sem Hin­ter­grund stellt das Un­ver­mö­gen des Be­klag­ten, der Käu­fe­rin Ei­gen­tum an dem ver­äu­ßer­ten Pkw zu ver­schaf­fen, ei­nen in der Per­son des Be­klag­ten lie­gen­den Um­stand dar, der nicht au­ßer­halb sei­nes Ver­ant­wor­tungs­be­reichs lag.

Da die Ent­las­tungs­mög­lich­keit des Art. 79 CISG nicht zu ei­ner Än­de­rung der ver­trag­li­chen Ri­si­ko­ver­tei­lung führt, kann sich der Be­klag­te auch nicht mit Er­folg dar­auf be­ru­fen, er ha­be mit dem mehr­ma­li­gen Nach­fra­gen bei Po­li­zei und Zu­las­sungs­stel­le al­les ge­tan, um sei­ne Ver­trags­pflich­ten ein­zu­hal­ten. Dies gilt auch im Hin­blick auf die Tat­sa­che, dass Ver­käu­fer und Hal­ter im Kfz-Brief über­ein­stimm­ten und ein ge­fälsch­ter Kfz-Brief vor­ge­legt wur­de.

Ent­ge­gen der An­sicht des Erst­ge­richts ver­mag die Er­fül­lung der ei­nem Ge­braucht­wa­gen­händ­ler ob­lie­gen­den stren­gen Nach­for­schungs­pflicht be­züg­lich der Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers ei­ne Haf­tungs­be­frei­ung nach Art. 79 I CISG nicht zu be­grün­den. In der vom Land­ge­richt zi­tier­ten Ent­schei­dung des BGH (BGH, Urt. v. 09.10.1991 – VI­II ZR 19/91, NJW 1992, 310) ging es um die – für den vor­lie­gen­den Fall nicht re­le­van­te – Fra­ge, ob ein sit­ten­wid­ri­ges und in­fol­ge­des­sen nich­ti­ges Heh­ler­ge­schäft vor­liegt, wenn der Er­wer­ber ei­nes ge­stoh­le­nen Pkw sei­nen stren­gen Nach­for­schungs­pflich­ten hin­sicht­lich der Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers nicht nach­kommt und da­mit grob fahr­läs­sig han­delt.

Hin­zu kommt, dass nach An­sicht des Se­nats auf­grund der Ge­samt­um­stän­de des Er­werbs des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw nicht zwei­fels­frei da­von aus­ge­gan­gen wer­den kann, dass für den Be­klag­ten der „Man­gel“ un­vor­her­seh­bar und un­ab­wend­bar war. Der Be­klag­te hat sich beim Er­werb des Fahr­zeugs des Au­to­händ­lers H be­dient; des­sen Kennt­nis und Han­deln sind ihm zu­zu­rech­nen. Nach­fol­gen­de Um­stän­de spre­chen da­für, dass Zwei­fel an der Her­kunft des Fahr­zeugs und der Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers hät­ten be­ste­hen kön­nen bzw. auf­sei­ten des Be­klag­ten auch be­stan­den: Es han­delt sich um ei­nen Fahr­zeug­typ, der nach den Er­fah­run­gen des Se­nats dieb­stahl­ge­fähr­det ist. Der Kauf­preis des Fahr­zeugs war im Hin­blick auf des­sen Al­ter und Fahr­leis­tung sehr güns­tig. Der Be­klag­te selbst sah nach sei­nen ei­ge­nen An­ga­ben An­lass, sich mehr­fach zu er­kun­di­gen, ob das Fahr­zeug als ge­stoh­len ge­mel­det war. Der für den Be­klag­ten han­deln­de H gab bei sei­ner Ver­neh­mung im staats­an­walt­schaft­li­chen Er­mitt­lungs­ver­fah­ren an, er ha­be das Fahr­zeug auf ei­nem Au­to­stell­platz in ei­nem ihm nicht mehr be­kann­ten Stadt­teil F. ge­se­hen, dort hät­ten vie­le hoch­wer­ti­ge Fahr­zeu­ge zum Ver­kauf ge­stan­den; der sich auf dem Ge­län­de in ei­nem Con­tai­ner auf­hal­ten­de „Ver­käu­fer“ ha­be er­klärt, er ver­kau­fe den Toua­reg nicht, das Fahr­zeug wür­de nur im Auf­trag ei­nes Kun­den hier ste­hen. Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ha­be Auf­kle­ber mit dem VAG-Zei­chen ge­habt, es sei für 38.900 € an­ge­bo­ten wor­den, auf dem Ver­kaufs­schild sei nur ei­ne Han­dy­num­mer an­ge­ge­ben ge­we­sen. Be­reits am Te­le­fon ha­be er den Kauf­preis um 1.900 € her­un­ter­han­deln kön­nen. Er ha­be das Fahr­zeug dann für 37.000 € von dem zwi­schen­zeit­lich er­schie­ne­nen Ver­käu­fer er­wor­ben. Der Vor­na­me des Ver­käu­fers stimm­te nicht mit dem im Fahr­zeug­brief an­ge­ge­be­nen Na­men über­ein. Hier­auf hin­ge­wie­sen, ha­be ihm der Ver­käu­fer ei­ne hand­schrift­li­che Voll­macht ge­zeigt und er­klärt, das Fahr­zeug ge­hö­re sei­nem Va­ter, für den er es ver­äu­ße­re.

Da es dem Be­klag­ten da­her nicht ge­lun­gen ist nach­zu­wei­sen, dass die Nicht­er­fül­lung ei­ner sei­ner Pflich­ten, hier der Pflicht, dem Er­wer­ber Ei­gen­tum an der ver­kauf­ten Wa­re zu ver­schaf­fen, auf ei­nem au­ßer­halb sei­nes Ein­fluss­be­reichs lie­gen­den Hin­de­rungs­grund be­ruht und dass von ihm nicht er­war­tet wer­den konn­te, den Hin­de­rungs­grund bei Ver­trags­ab­schluss in Be­tracht zu zie­hen oder den Hin­de­rungs­grund oder sei­ne Fol­gen zu ver­mei­den oder zu über­win­den, ist er von der Haf­tung nicht be­freit und ge­mäß Art. 74 CISG zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet.

c) Ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz schei­tert auch nicht dar­an, dass der Klä­ge­rin der Scha­den nicht in­fol­ge der Ver­trags­ver­let­zung, son­dern auf­grund an­de­rer Um­stän­de ent­stan­den ist.

Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch nach Art. 74 CISG setzt vor­aus, dass der Scha­den kau­sal auf der Ver­trags­ver­let­zung be­ruht. Hier­an könn­te es vor­lie­gend feh­len, wenn die Klä­ge­rin ih­rem Käu­fer K wirk­sam nach ita­lie­ni­schem Recht Ei­gen­tum am Fahr­zeug ver­schafft hat, dem Käu­fer ein Recht auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags nicht zu­stand und die Klä­ge­rin sich des­halb auf ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ver­bun­den mit Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses nicht hät­te ein­las­sen müs­sen.

Der Se­nat hat auf­grund des vor­ge­leg­ten Kauf­ver­trags vom 18.11.2004 kei­nen Zwei­fel am Ab­schluss ei­nes wirk­sa­men Kauf­ver­trags über den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw zwi­schen der Klä­ge­rin und K. Aus den wei­te­ren An­la­gen er­gibt sich zu­dem, dass der Käu­fer K der Klä­ge­rin ei­nen Scheck in Hö­he von 41.000 € aus­ge­hän­digt hat und ein Fahr­zeug der Mar­ke To­yo­ta über­gab, des­sen Wert die Ver­trags­par­tei­en mit 8.000 € ver­an­schlag­ten. Der Se­nat hat auch kei­ne Zwei­fel dar­an, dass der Käu­fer K nach Si­cher­stel­lung des Fahr­zeugs vom Kauf­ver­trag zu­rück­trat und die Klä­ge­rin hier­auf den noch nicht ein­ge­lös­ten Scheck so­wie das Fahr­zeug To­yo­ta zu­rück­gab (vgl. An­la­gen zum Schrift­satz der Klä­ger­ver­tre­te­rin vom 09.06.2006). Der Se­nat geht zu­dem da­von aus, dass der Käu­fer K, eben­so wie die Klä­ge­rin, bei Ab­schluss des Ver­trags gut­gläu­big war.

Das Rechts­ver­hält­nis zwi­schen der Klä­ge­rin und dem Käu­fer K ist nach ita­lie­ni­schem Recht zu be­ur­tei­len. Der Se­nat hat zu den oben dar­ge­stell­ten, um­strit­te­nen und ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Rechts­fra­gen ein rechts­wis­sen­schaft­li­ches Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten zum an­wend­ba­ren ita­lie­ni­schen Recht durch den Sach­ver­stän­di­gen Prof. Dr. S er­holt. Der Sach­ver­stän­di­ge hat ein prä­zi­ses, aus­führ­li­ches, auf al­le Fra­gen über­zeu­gend und nach­voll­zieh­bar ein­ge­hen­des Gut­ach­ten er­stellt, des­sen Er­geb­nis von den Par­tei­en nicht in­fra­ge ge­stellt wur­de. Da­nach hat der Käu­fer K wirk­sam Ei­gen­tum an dem ge­stoh­le­nen Pkw er­wor­ben. Die­sem gut­gläu­bi­gen Er­werb wur­de je­doch nach­träg­lich, aber rück­wir­kend die Grund­la­ge ent­zo­gen, als der Käu­fer nach Be­schlag­nah­me des Wa­gens von sei­nem Recht Ge­brauch mach­te, vom Kauf­ver­trag zu­rück­zu­tre­ten und Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses zu ver­lan­gen. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass der Käu­fer K die Kauf­sa­che selbst we­gen de­ren Be­schlag­nah­me nicht zu­rück­ge­ben konn­te.

Im Ein­zel­nen er­gibt sich zu den ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Punk­ten Fol­gen­des:

aa) Die für die Fra­ge des gut­gläu­bi­gen Er­werbs maß­geb­li­chen Nor­men des ita­lie­ni­schen Rechts fin­den sich im drit­ten Buch des ita­lie­ni­schen Zi­vil­ge­setz­bu­ches (ZGB), Art. 815, 1153, 1147, 1156, 1162, 1376 und 1470. Der gut­gläu­bi­ge Ei­gen­tums­er­werb ist nach der Grund­re­gel des Art. 1153 I ZGB als Be­sitz­fol­ge auch an ab­han­den­ge­kom­me­nen Sa­chen mög­lich und sta­tu­iert ei­ne kla­re ge­setz­ge­be­ri­sche Ent­schei­dung zu­guns­ten des Ver­kehrs­schut­zes. Er­wor­ben wird ei­ne be­weg­li­che, nicht in ein öf­fent­li­ches Re­gis­ter ein­ge­tra­ge­ne Sa­che; in ih­rem ge­gen­ständ­li­chen An­wen­dungs­be­reich er­fasst die Vor­schrift auch re­gis­ter­pflich­ti­ge Ge­gen­stän­de wie et­wa Kraft­fahr­zeu­ge (Art. 815 ZGB). Vor­aus­set­zung ist ein wirk­sa­mer Kauf­ver­trag, die Über­ga­be der Sa­che durch Über­tra­gung des Be­sit­zes so­wie die Gut­gläu­big­keit des Er­wer­bers in Be­zug auf die Ei­gen­tü­mer­stel­lung des Ver­äu­ße­rers zum Zeit­punkt der Über­ga­be. Wie oben aus­ge­führt, sieht der Se­nat die­se Vor­aus­set­zun­gen vor­lie­gend als ge­ge­ben an. Ei­nem gut­gläu­bi­gen Er­werb des Pkw steht die feh­len­de Re­gis­ter­ein­tra­gung nach Art. 1156 I, 815 ZGB nicht ent­ge­gen.

Nach ita­lie­ni­schem Zu­las­sungs­recht müs­sen im Stra­ßen­ver­kehr ver­wen­de­te Fahr­zeu­ge mit ei­ner Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung (car­ta di cir­co­la­zio­ne) aus­ge­stat­tet und bei der Is­pet­tora­to Ge­ne­ra­le del­la Mo­to­riz­za­zio­ne Ci­vi­le e dei Traspor­ti in Con­ces­sio­ne (Amt für den zi­vi­len Kraft­ver­kehr) zu­ge­las­sen sein. Wei­ter­hin gibt es zu Pkw nach Art. 93 V co­di­ce del­la stra­da ei­ne Ei­gen­tums­be­schei­ni­gung, ein so­ge­nann­tes cer­ti­fi­ca­to di pro­prietà, die auf An­trag in­ner­halb von 60 Ta­gen nach Er­halt der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung vom Au­to­mo­bil­re­gis­ter (Pubb­li­co Re­gis­tro Au­to­mo­bi­lis­ti­co) aus­ge­stellt wird.

Trotz Gut­gläu­big­keit hät­te K nicht Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug er­wor­ben, wenn er bei dem Er­werb grob fahr­läs­sig ge­han­delt hät­te. Im vor­lie­gen­den Fall schei­tert der Ei­gen­tums­er­werb je­doch nicht dar­an, dass der Käu­fer K grob fahr­läs­sig han­del­te, als er bei Ver­trags­schluss nicht die Iden­ti­tät der Ver­käu­fers mit dem re­gis­trier­ten Ei­gen­tü­mer prüf­te oder sich beim Er­werb ei­nes vor­schrifts­wid­rig über­haupt nicht in Ita­li­en ein­ge­tra­ge­nen Fahr­zeugs nicht die Ei­gen­tums­be­schei­ni­gung vor­le­gen ließ. Nach herr­schen­der, auch von der Recht­spre­chung des Cor­te Su­pre­ma di Cas­sa­zio­ne ge­teil­ter An­sicht (vgl. sez. II ci­vi­le, Ent­schei­dung Nr. 9714 vom 06.10.1997) er­wirbt der Käu­fer ei­nes Pkw, der nicht in das Pubb­li­co Re­gis­tro Au­to­mo­bi­lis­ti­co ein­ge­tra­gen ist, gut­gläu­big Ei­gen­tum an dem Pkw nach Art. 1153 ZGB, wo­bei der gu­te Glau­be nicht we­gen des Feh­lens der Do­ku­men­te aus­ge­schlos­sen ist, die zur Be­nut­zung not­wen­dig sind. Grund ist die bloß de­kla­ra­to­ri­sche Na­tur der Ein­tra­gung im Au­to­mo­bil­re­gis­ter.

bb) Dem Käu­fer K, der zwar gut­gläu­big Ei­gen­tum an dem ge­stoh­le­nen Pkw er­wor­ben hat­te, stand nach den Vor­schrif­ten des Art. 1479 ZGB i. V. mit Art. 1483 I ZGB ein Recht auf Auf­he­bung des Kauf­ver­trags zu. Da­nach kann bei voll­zo­ge­ner Evik­ti­on nach Art. 1483 I ZGB, die so­wohl dann ge­ge­ben ist, wenn ein rechts­kräf­ti­ger Her­aus­ga­be­ti­tel ei­nes Drit­ten be­steht, als auch wenn – wie hier – ei­ne Be­schlag­nah­mean­ord­nung der Po­li­zei vor­liegt, die Auf­he­bung des Ver­trags nach den Vor­schrif­ten der Art. 1453 bis 1469 ZGB ver­langt wer­den. Die Ver­trags­auf­he­bung wirkt dem­nach grund­sätz­lich ex tunc und stellt beim ding­lich wir­ken­den Kauf­ver­trag (Art. 1376 ZGB) die ur­sprüng­li­che Ei­gen­tums­la­ge wie­der her. Emp­fan­ge­ne Leis­tun­gen sind nach Be­rei­che­rungs­recht zu­rück­zu­ge­wäh­ren (Art. 1458 I, 1463 ZGB). Bei end­gül­ti­ger Be­schlag­nah­me der Kauf­sa­che durch die Po­li­zei, wie sie vor­lie­gend ge­ge­ben ist, tritt die so­ge­nann­te voll­zo­ge­ne Evik­ti­on ein. Da ein Recht auf Ver­trags­auf­he­bung sich ge­ra­de aus der Tat­sa­che er­gibt, dass die Be­sitz­stö­rung ein­ge­tre­ten ist, ist ei­ne Rück­ga­be der Kauf­sa­che nicht mehr mög­lich. Ein ent­spre­chen­des Recht des Ver­käu­fers ent­fällt.

Das Recht des Käu­fers nach Art. 1479 ZGB auf Ver­trags­auf­he­bung ist nicht da­durch aus­ge­schlos­sen, dass die Vor­aus­set­zun­gen des Art. 1153 ZGB vor­la­gen und der Käu­fer be­reits gut­gläu­big Ei­gen­tum an der Sa­che er­wor­ben hat. Das Ver­hält­nis von Art. 1479 ZGB zu Art. 1153 ZGB ist in der ita­lie­ni­schen Li­te­ra­tur und Recht­spre­chung um­strit­ten. Es wird teil­wei­se ver­tre­ten, dass das Recht zur Ver­trags­auf­he­bung nach Art. 1479 ZGB aus­ge­schlos­sen sei, wenn die Vor­aus­set­zun­gen des Art. 1153 ZGB er­füllt sei­en, da der Käu­fer schluss­end­lich das Ei­gen­tum er­langt ha­be, wenn auch nur über die Re­geln des gut­gläu­bi­gen Er­werbs nach Art. 1153 ZGB. So­mit sei kein Raum für ei­ne Ver­trags­auf­he­bung. Nach an­de­rer An­sicht, die auch in der Recht­spre­chung vor­herrscht, ist das Auf­he­bungs­recht nach Art. 1479 ZGB nicht ge­ne­rell we­gen ei­nes vor­her­ge­hen­den gut­gläu­bi­gen Ei­gen­tums­er­werbs nach Art. 1153 ZGB aus­ge­schlos­sen, da Art. 1153 ZGB als Schutz­vor­schrift zu­guns­ten des Käu­fers und des Ver­kehrs­schut­zes wirkt. Aus die­sem Grund wird dem Käu­fer das Recht zu­ge­spro­chen, auf die Wir­kun­gen sei­ner Gut­gläu­big­keit zu ver­zich­ten und die Ver­trags­auf­he­bung nach Art. 1479 ZGB zu ver­lan­gen. Durch die Auf­he­bung des Kauf­ver­trags fällt die Vor­aus­set­zung ei­nes gut­gläu­bi­gen Er­werbs rück­wir­kend wie­der weg. Nach der Ent­schei­dung des Cor­te Su­pre­ma di Cas­sa­zio­ne, sez. II ci­vi­le, vom 06.12.1988, Nr. 6626, stellt die gut­gläu­bi­ge Über­tra­gung von Ei­gen­tum an ge­stoh­le­nen Ge­gen­stän­den kei­ne Ver­trags­er­fül­lung dar, da ei­ne an­de­re als die ver­trag­lich ver­ein­bar­te Sa­che über­ge­ben wor­den ist. Ge­gen­stand des Ver­trags sei grund­sätz­lich ei­ne red­lich und nicht ei­ne durch un­er­laub­te Hand­lung er­lang­te Sa­che. Nur durch ei­ne An­er­ken­nung der Auf­heb­bar­keit des Ver­trags kön­ne die Wie­der­her­stel­lung recht­mä­ßi­ger Zu­stän­de ge­för­dert wer­den. Des­halb sei das Ver­hält­nis von Art. 1153 ZGB zu Art. 1479 ZGB wie folgt zu ver­ste­hen: Art. 1153 ZGB neh­me dem Käu­fer nicht das Recht, sich ge­gen­über dem Ver­käu­fer vom Ver­trag zu lö­sen, wenn er die Ver­trags­auf­he­bung als Rechts­fol­ge nach Kennt­nis­er­lan­gung von der Un­recht­mä­ßig­keit der Her­kunft der Sa­che vor­zieht. Der Käu­fer kann da­her auf ei­nen Rechts­er­werb nach Art. 1153 ZGB ver­zich­ten, in­dem er ihm durch Auf­he­bung des Kauf­ver­trags die Grund­la­ge ent­zieht.

Der Käu­fer K konn­te da­nach von der Klä­ge­rin die Auf­he­bung des Kauf­ver­trags ver­lan­gen mit der Fol­ge, dass die Klä­ge­rin zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ver­pflich­tet war. Dem Käu­fer ist der Kauf­preis auch dann zu­rück­zu­er­stat­ten, wenn er auf­grund der Evik­ti­on zur Her­aus­ga­be des Pkw nicht mehr in der La­ge ist.

d) Da­mit steht der Klä­ge­rin ein Scha­dens­er­satz­an­spruch nach Art. 45 I lit. b, Art. 74 CISG ge­gen den Be­klag­ten zu, der auch den ent­gan­ge­nen Ge­winn um­fasst, je­doch den Ver­lust nicht über­stei­gen darf, den die ver­trags­brü­chi­ge Par­tei bei Ver­trags­ab­schluss als mög­li­che Fol­ge der Ver­trags­ver­let­zung vor­aus­ge­se­hen hat oder hät­te vor­aus­se­hen müs­sen (Art. 74 Satz 2 CISG).

Zu­nächst hat der Se­nat kei­ne Be­den­ken, ei­nen Scha­den der Klä­ge­rin in Hö­he des von der Klä­ge­rin ge­leis­te­ten Kauf­prei­ses in Hö­he von 41.500 € zu be­ja­hen.

So­weit die Klä­ge­rin ei­nen wei­te­ren Scha­den als ent­gan­ge­nen Ge­winn in Hö­he von 7.500 € gel­tend macht, ist ihr grund­sätz­lich zu­zu­ge­ben, dass nach Art. 74 Satz 1 CISG der Scha­dens­er­satz­an­spruch auch den ent­gan­ge­nen Ge­winn, näm­lich je­de durch die Ver­trags­ver­let­zung ver­hin­der­te Ver­mö­gens­meh­rung (Schwen­zer, in: Schlech­triem/Schwen­zer, a. a. O., Art. 74 Rn. 22) um­fasst. Der Se­nat hat je­doch er­heb­li­che Zwei­fel, ob der von der Klä­ge­rin für den ent­gan­ge­nen Ge­winn her­an­ge­zo­ge­ne schrift­lich ver­ein­bar­te Kauf­preis in Hö­he von 49.000 € maß­geb­lich sein kann. Dies ins­be­son­de­re des­halb, weil nach dem ei­ge­nen Vor­trag der Klä­ge­rin für den über den ge­zahl­ten Be­trag von 41.000 € hin­aus­ge­hen­den Kauf­preis ein Pkw To­yo­ta in Zah­lung ge­ge­ben wor­den war. Zwar gin­gen die Par­tei­en aus­weis­lich des Kauf­ver­trags von ei­nem Wert des Fahr­zeugs in Hö­he von 8.000 € aus. Ei­nen Nach­weis da­hin ge­hend, dass das Fahr­zeug, des­sen Ei­gen­schaf­ten nicht nä­her be­stimmt sind, tat­säch­lich die­sen Wert hat­te, ver­moch­te die Klä­ge­rin nicht zu er­brin­gen. Da ge­naue An­ga­ben zum Pkw, die ei­ner Scha­dens­schät­zung nach § 287 ZPO zu­grun­de zu le­gen sind, feh­len, hat der Se­nat den der Klä­ge­rin ent­stan­de­nen Min­dest­scha­den zu schät­zen (vgl. BGH, Urt. v. 26.07.2005 – X ZR 134/04, NJW 2005, 3348 f.; Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 26. Aufl., § 287 Rn. 1, 7). Der Se­nat geht von ei­nem Wert des Pkw To­yo­ta von 1.500 € aus, dies hat zur Fol­ge, dass der der Klä­ge­rin ent­gan­ge­ne Ge­winn sich auf 1.000 € be­läuft.

Der Klä­ge­rin ste­hen auch die hin­sicht­lich des zu­er­kann­ten Scha­dens­er­satz­an­spruchs ent­stan­de­nen au­ßer­pro­zes­sua­len Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten in Hö­he von 653,10 € zu (vgl. Schwen­zer, in: Schlech­triem/Schwen­zer, a. a. O., Art. 74 Rn. 22).

Die Klä­ge­rin hat An­spruch auf Ver­zugs­zin­sen in gel­tend ge­mach­ter Hö­he ab Rechts­hän­gig­keit nach §§ 291, 288 I 2 BGB. …

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