1. Der Käu­fer ei­nes Kraft­fahr­zeugs darf ins­be­son­de­re er­war­ten, dass das Fahr­zeug wäh­rend der Fahrt nicht auf­setzt, son­dern hin­rei­chen­de Bo­den­frei­heit hat.
  2. Ob ein Sach­man­gel ei­ne nur un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung dar­stellt, die den Käu­fer ge­mäß § 323 V 2 BGB nicht zum Rück­tritt be­rech­tigt, rich­tet sich im We­sent­li­chen da­nach, ob und in wel­chem Maß die Ver­wen­dung der Kauf­sa­che ge­stört und/oder ihr Wert ge­min­dert ist. Da­nach liegt kei­ne un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung vor, wenn ein Be­stat­tungs­fahr­zeug auf­grund zu ge­rin­ger Bo­den­frei­heit auf­setzt und des­halb we­der ver­kehrs­si­cher noch zu­las­sungs­fä­hig ist. Der Er­heb­lich­keit die­ses Man­gels steht nicht ent­ge­gen, dass er durch den Ein­bau ei­nes au­to­ma­ti­schen Ni­veaus­aus­gleichs oder von Stoß­dämp­fern be­ho­ben wer­den kann.

OLG Hamm, Ur­teil vom 21.01.2010 – 28 U 178/09

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­langt von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­tra­ges über ein Be­stat­tungs­fahr­zeug.

Im März 2007 stieß die Klä­ge­rin bei ih­rer Su­che nach ei­nem Händ­ler, der ihr ei­nen in ein Be­stat­tungs­fahr­zeug um­ge­bau­ten Neu­wa­gen ver­äu­ßern kön­ne, auf die Be­klag­te. Ob sich die Klä­ge­rin von An­fang an für den Um­bau des neu­en Ford Mon­deo, der erst­mals am 08.03.2007 vor­ge­stellt wor­den war, oder zu­nächst für ei­nen Mer­ce­des-Benz in­ter­es­sier­te, ist strei­tig.

Nach te­le­fo­ni­scher Kon­takt­auf­nah­me über­sand­te die Be­klag­te der Klä­ge­rin am 20.03.2007 ers­te In­for­ma­tio­nen. Am 24.03.2007 fan­den mehr­stün­di­ge Ver­trags­ver­hand­lun­gen der Ge­schäfts­füh­rer der Par­tei­en statt. Da zu die­sem Zeit­punkt das neu­es­te Mo­dell des Ford Mon­deo noch nicht ver­füg­bar und die­ses Mo­dell noch nie zu­vor in ei­nen Be­stat­tungs­wa­gen um­ge­baut wor­den war, ori­en­tier­ten sich die Par­tei­en be­züg­lich der Aus­stat­tung am Mer­ce­des der E-Klas­se so­wie an ei­nem Vor­ab­druck der Aus­stat­tungs­lis­te des neu­en Mon­deo, der die vor­läu­fi­gen tech­ni­schen Da­ten ent­hielt. Dar­in wur­den ver­schie­de­ne Aus­stat­tungs­va­ri­an­ten mit Text­mar­ker und Ku­gel­schrei­ber mar­kiert. Ob und wel­che Aus­stat­tungs­merk­ma­le da­bei ver­bind­lich ver­ein­bart wur­den, ist strei­tig.

Im An­schluss dar­an be­stell­te die Klä­ge­rin ei­nen Ford Mon­deo nebst Um­bau zum Be­stat­tungs­wa­gen. Ob der Klä­ge­rin zu die­sem Zeit­punkt be­kannt war, dass der Um­bau des Wa­gens in Spa­ni­en er­fol­gen soll­te, ist strei­tig. Der Kauf­preis be­lief sich auf 65.000 € net­to. Hand­schrift­lich ver­merkt wur­de in dem Kauf­ver­trag „Ba­sis­fahr­zeug mit Sty­lo oder Osi­ris­fens­ter nach tech­ni­scher Mach­bar­keit“.

Der Kauf­ver­trag wur­de von der Be­klag­ten un­ter dem 25.03.2007 be­stä­tigt.

Am 19.04.2007 schloss die Klä­ge­rin mit der M-GmbH ei­nen Lea­sing­ver­trag über den Be­stat­tungs­wa­gen. Grund­la­ge wa­ren die Lea­sing­be­din­gun­gen der M-GmbH. Dort ist die Ab­tre­tung der Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che der Lea­sing­ge­be­rin an die Lea­sing­neh­me­rin ver­ein­bart. Am 26.04.2007 trat die Lea­sing­ge­be­rin in die „Be­stel­lung“ der Klä­ge­rin ein.

Am 16.06.2007 er­warb die Be­klag­te ei­nen neu­en Ford Mon­deo. Un­ter dem 20.06.2007 be­stä­tig­te die Klä­ge­rin schrift­lich die Über­ga­be des Wa­gens, al­ler­dings oh­ne die­sen ge­se­hen zu ha­ben. Am Fol­ge­tag wur­de der Pkw zu­ge­las­sen, wo­bei die Ein­zel­hei­ten strei­tig sind. Den Fahr­zeug­brief er­hielt die Lea­sing­ge­be­rin. Die­se zahl­te am 22.06.2007 an die Be­klag­te 53.350,05 €. Die rest­li­chen 23.800 € ent­rich­te­te die Klä­ge­rin spä­ter di­rekt an die Be­klag­te.

Der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten über­führ­te das Fahr­zeug nach Spa­ni­en. Dort bau­te es ei­ne Sub­un­ter­neh­me­rin der Be­klag­ten in ei­nen Be­stat­tungs­wa­gen um. Am 09.01.2008 er­hielt das Fahr­zeug in Spa­ni­en die Ho­mo­lo­ga­ti­on. Der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten hol­te es aus Spa­ni­en ab und über­gab es am 12.01.2008 der Klä­ge­rin. Die Über­ga­be fand in ei­nem Au­to­haus in C. statt. Ob der Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin zu die­sem Zeit­punkt Män­gel rüg­te, ist strei­tig.

Mit Schrei­ben vom 19.01.2008 rüg­te die Klä­ge­rin, dass we­sent­li­che Be­stand­tei­le des Kauf­ver­trags nicht bzw. nicht in vol­lem Um­fang er­bracht wor­den sei­en. Au­ßer­dem wei­se das Fahr­zeug meh­re­re Män­gel auf. Un­ter an­de­rem lie­ge der Be­stat­tungs­wa­gen so tief, dass schon bei klei­nen Un­eben­hei­ten die Ge­fahr des Auf­set­zens be­ste­he. Die Klä­ge­rin for­der­te die Be­klag­te zur Be­sei­ti­gung die­ser Män­gel bin­nen vier Wo­chen auf. Mit An­walts­schrei­ben vom 28.01.2008 be­an­stan­de­te die Klä­ge­rin die Män­gel er­neut und for­der­te die Be­klag­te auf, bis zum 04.02.2008 schrift­lich zu be­stä­ti­gen, dass sie die­se be­sei­ti­ge. Für den Fall des frucht­lo­sen Frist­ab­laufs droh­te die Klä­ge­rin den Rück­tritt an.

Be­reits mit Schrei­ben vom 28.01.2008 hat­te die Be­klag­te die be­haup­te­ten Män­gel zu­rück­ge­wie­sen.

Die Klä­ge­rin trat am 04.02.2008 vom Kauf­ver­trag zu­rück und for­der­te die Be­klag­te ver­geb­lich auf, die Lea­sing­son­der­zah­lung so­wie die be­reits ge­leis­te­ten Lea­sing­ra­ten bis zum 07.02.2008 zu­rück­zu­zah­len. Am 12.02.2008 leg­te die Klä­ge­rin den Wa­gen still.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge nach Be­weis­auf­nah­me über­wie­gen statt­ge­ge­ben. Zur Be­grün­dung hat es im We­sent­li­chen aus­ge­führt, das Fahr­zeug sei schon des­halb man­gel­haft, weil ver­ein­bart wor­den sei, dass der Be­stat­tungs­wa­gen mit ei­nem 140-PS-Mo­tor aus­ge­stat­tet sei. Ein sol­cher sei lie­fer­bar ge­we­sen. Un­strei­tig ha­be der Pkw je­doch nur ei­nen 130-PS-Mo­tor. Es sei nicht fest­stell­bar, dass sich die Klä­ge­rin hier­mit nach­träg­lich ein­ver­stan­den er­klärt ha­be. Die Klä­ge­rin ha­be nach­ge­wie­sen, dass sie die­sen Man­gel bei der Über­ga­be ge­rügt ha­be. Die Ab­wei­chung der Mo­tor­leis­tung sei bei ei­nem Neu­fahr­zeug auch nicht als un­er­heb­lich zu er­ach­ten.

Die ge­gen die­ses Ur­teil ge­rich­te­te Be­ru­fung der Be­klag­ten hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Der Klä­ge­rin steht ein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­mäß § 651 BGB i. V. mit §§ 433 I, 437 Nr. 2, 323 I, 346 I BGB ge­gen die Be­klag­te zu.

a) Die Klä­ge­rin ist ak­tiv­le­gi­ti­miert.

aa) In den zwi­schen den Par­tei­en am 24.03.2007 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag ist die Lea­sing­ge­be­rin mit Schrei­ben vom 26.04.2007 ein­ge­tre­ten. Die da­mit der Lea­sing­ge­be­rin aus dem Kauf­ver­trag zu­ste­hen­den Ge­währ­leis­tungs­rech­te hat die­se … an die Klä­ge­rin ab­ge­tre­ten …

b) Der Be­stat­tungs­wa­gen weist nach dem Er­geb­nis der zweit­in­stanz­li­chen Be­weis­auf­nah­me Sach­män­gel i. S. von § 434 I BGB auf.

aa) Der Käu­fer ei­nes Kraft­fahr­zeugs darf ins­be­son­de­re er­war­ten, dass es wäh­rend der Fahrt nicht auf­setzt, son­dern hin­rei­chen­de Bo­den­frei­heit hat (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB). Dem wird der der Klä­ge­rin ver­äu­ßer­te Be­stat­tungs­wa­gen nicht ge­recht. Dies steht nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me zur Über­zeu­gung des Se­nats fest. Der er­fah­re­ne Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. V, des­sen be­son­de­re Sach- und Fach­kun­de dem Se­nat seit Lan­gem be­kannt ist, hat nach­voll­zieh­bar und über­zeu­gend fest­ge­stellt, dass der Be­stat­tungs­wa­gen na­ment­lich un­ter die­sem Ge­sichts­punkt man­gel­haft ist.

(1) Nach den Aus­füh­run­gen des Gut­ach­ters liegt das Fahr­zeug zu tief. Es weist im Be­reich der Hin­ter­ach­se – be­reits oh­ne Zu­la­dung … – nur ei­ne Bo­den­frei­heit von 11 cm auf. Die­ser Frei­raum ist un­zu­rei­chend. Der Be­stat­tungs­wa­gen ist in die­sem Zu­stand nicht zu­las­sungs­fä­hig und nicht nutz­bar. Als Fol­ge der zu ge­rin­gen Bo­den­frei­heit hat der Wa­gen be­reits in der kur­zen Zeit, in der die Klä­ge­rin ihn nutz­te, mehr­fach kräf­tig auf­ge­setzt. Da­durch wur­de die Ka­ros­se­rie zu ei­nem „U“ durch­ge­bo­gen, wo­bei der Sach­ver­stän­di­ge ei­ne blei­ben­de Ver­for­mung des Wa­gens nicht aus­schlie­ßen konn­te. Als Fol­ge des Auf­set­zens und des da­mit ver­bun­de­nen Durch­bie­gens des Wa­gens ist über­dies die Wind­schutz­schei­be ge­ris­sen. Zu­dem sit­zen die seit­li­chen La­de­raum­tü­ren auf bei­den Sei­ten des Fahr­zeugs da­durch nicht mehr rich­tig in der Fas­sung.

Die­sen Fest­stel­lun­gen steht nicht ent­ge­gen, dass die Be­klag­te er­klärt hat, der Be­stat­tungs­wa­gen ha­be bei der Über­füh­rung aus Spa­ni­en nicht auf­ge­setzt. Der Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. V hat über­zeu­gend dar­ge­legt, dass für das Auf­lie­gen des Fahr­zeugs be­stimm­te Fak­to­ren – wie et­wa die Fahr­bahn­be­schaf­fen­heit, der Fahr­bahn­ver­lauf und die Ge­schwin­dig­keit – aus­schla­gend sind. Der Be­stat­tungs­wa­gen wur­de nach An­ga­ben der Be­klag­ten über die Au­to­bahn zu­rück­ge­fah­ren. Dort sind je­doch kei­ne Un­eben­hei­ten der Fahr­bahn in ei­nem Aus­maß zu er­war­ten, die zu ei­nem Auf­set­zen des Fahr­zeu­ges füh­ren muss­ten.

Die Aus­sa­ge des vom Se­nat er­gän­zend ver­nom­me­nen Zeu­gen M steht den Fest­stel­lun­gen des Gut­ach­ters eben­falls nicht ent­ge­gen. Der Zeu­ge M hat zwar den Vor­trag der Be­klag­ten be­stä­tigt, dass der Wa­gen wäh­rend der Fahrt von dem Au­to­haus, in dem am 12.01.2008 die Über­ga­be statt­fand, zu ei­ner ex­ter­nen Wasch­an­la­ge und auch in der Wasch­an­la­ge nicht auf­ge­setzt hat. Der Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. V hat je­doch über­zeu­gend aus­ge­führt, dass auf­grund der Schil­de­rung des Zeu­gen zur Aus­stat­tung der Wasch­an­la­ge es dort nicht zu ei­nem Auf­set­zen ge­kom­men sein muss. Die Schie­nen, auf de­nen das Fahr­zeug durch die be­tref­fen­de Wasch­stra­ße ge­zo­gen wird, ha­ben nur ei­ne Hö­he von 7–8 cm. Dass der Wa­gen auf dem Weg zur Wasch­an­la­ge bei der Über­que­rung von Schie­nen bzw. beim Ein­bie­gen auf das et­was un­ter­halb des Stra­ßen­ni­veaus lie­gen­den Fir­men­ge­län­de des Au­to­hau­ses nicht auf­ge­setzt hat, hat der Sach­ver­stän­di­ge nach­voll­zieh­bar da­mit er­klärt, dass auch die Ge­schwin­dig­keit des Fahr­zeugs ei­ne Rol­le da­für spielt, ob es auf­setzt oder nicht. Bei den vor­ge­nann­ten Ge­le­gen­hei­ten muss es des­halb bei ent­spre­chend lang­sa­mer Ge­schwin­dig­keit nicht zwin­gend zu ei­nem Auf­set­zen des Be­stat­tungs­wa­gens ge­kom­men sein.

(2) Der Gut­ach­ter hat wei­ter­hin fest­ge­stellt, dass die Schließ­an­la­ge der Heck­klap­pe nicht ord­nungs­ge­mäß funk­tio­niert, da der Be­stat­tungs­wa­gen von in­nen völ­lig gas­dicht ist. Der da­durch je­weils beim Schlie­ßen der Heck­klap­pe ver­ur­sach­te Druck hat da­zu ge­führt, dass die Heck­schei­be hin­aus­ge­drückt wur­de und die klei­ne Sei­ten­schei­be hin­ten ge­wan­dert ist. Au­ßer­dem ist es in die­sem Be­reich we­gen des er­for­der­li­chen „Zu­schla­gens“ der Heck­klap­pe zu Lack­ab­plat­zun­gen ge­kom­men.

bb) Un­be­scha­det des­sen wies der Be­stat­tungs­wa­gen bei Über­ga­be auch nicht in vol­lem Um­fang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit auf (§ 434 I 1 BGB).

(1) Die Be­klag­te schul­de­te je­den­falls den Ein­bau ei­nes Na­vi­ga­ti­ons­ge­räts. Dies er­gibt sich – un­ab­hän­gig von der Fra­ge der Ein­be­zie­hung des In­halts der Aus­stat­tungs­lis­te in den Kauf­ver­trag – aus der Über­nah­me­be­stä­ti­gung vom 20.04.2007. Dort hat die Be­klag­te be­stä­tigt, dass der Ford Mon­deo mit ei­nem Na­vi­ga­ti­ons­sys­tem nach­ge­rüs­tet wer­de. Auf den im Kauf­ver­trag so­wohl hand­schrift­lich als auch for­mu­lar­mä­ßig ver­ein­bar­ten Vor­be­halt der tech­ni­schen Mach­bar­keit ver­mag sich die Be­klag­te in­so­fern nicht mit Er­folg zu be­ru­fen. Nach den über­zeu­gen­den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. V ist die Nach­rüs­tung ei­nes Na­vi­ga­ti­ons­sys­tems tech­nisch mög­lich.

(2) Ob dar­über hin­aus wei­te­re Aus­stat­tungs­merk­ma­le ver­bind­lich ver­ein­bart wa­ren, de­ren Feh­len wei­te­re Sach­män­gel be­grün­det, kann vor dem Hin­ter­grund der be­reits fest­ge­stell­ten Män­gel of­fen­blei­ben.

c) Das Rück­tritts­recht der Klä­ge­rin ist nicht we­gen Ver­let­zung ih­rer Rü­ge­ob­lie­gen­heit aus § 377 HGB er­lo­schen.

aa) Zwar lag ein Han­dels­kauf vor, so­dass es der Klä­ge­rin ge­mäß § 377 I HGB ob­lag, den Be­stat­tungs­wa­gen un­ver­züg­lich nach der Über­ga­be zu un­ter­su­chen und et­wai­ge da­bei ent­deck­te Män­gel un­ver­züg­lich zu rü­gen. Ih­rer Un­ter­su­chungs- und Rü­ge­ob­lie­gen­heit ist die Klä­ge­rin in­des ge­recht ge­wor­den. Nach dem Er­geb­nis der erst­in­stanz­li­chen Be­weis­auf­nah­me steht zur Über­zeu­gung des Se­nats fest, dass die Klä­ge­rin be­reits bei der Über­ga­be des Fahr­zeu­ges am 12.01.2008 rüg­te, dass der Be­stat­tungs­wa­gen zu tief lie­ge und die Heck­klap­pen­au­to­ma­tik so­wie das Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät fehl­ten.

Dies ha­ben die erst­in­stanz­lich ver­nom­me­nen Zeu­gen M, Q, N und O über­ein­stim­mend be­stä­tigt. Der Se­nat hat kei­nen An­lass, an der Rich­tig­keit ih­rer Be­kun­dun­gen zu zwei­feln. Sämt­li­che Zeu­gen ha­ben das Ge­sche­hen glaub­haft, näm­lich nach­voll­zieh­bar, in sich schlüs­sig und le­bens­nah ge­schil­dert. Dass die Zeu­gen nicht mehr al­le De­tails er­in­nern konn­ten, ist auf­grund der zeit­li­chen Dis­tanz nach­voll­zieh­bar … Die auf den Aus­sa­gen der vor­ste­hend ge­nann­ten Zeu­gen ge­grün­de­te Über­zeu­gung des Se­nats von ei­ner recht­zei­ti­gen Män­gel­rü­ge wird durch die Be­kun­dun­gen der Ehe­frau des Ge­schäfts­füh­rers der Be­klag­ten, der Zeu­gin I, nicht er­schüt­tert. Die Zeu­gin hat selbst ein­ge­räumt, nicht al­le Ein­zel­hei­ten des Über­ga­be­ge­sprächs mit­be­kom­men zu ha­ben.

bb) Die Män­gel­an­zei­ge der Klä­ge­rin er­streck­te sich auf al­le vom Se­nat fest­ge­stell­ten Män­gel. Der Käu­fer ge­nügt sei­ner Pflicht zur Män­gel­an­zei­ge, wenn er das Er­schei­nungs­bild des Man­gels hin­rei­chend ge­nau be­schreibt, so­dass ei­ne Über­prü­fung sei­ner An­ga­ben – auch im Hin­blick auf et­wai­ge Fahr- oder Be­die­nungs­feh­ler – mög­lich ist (vgl. BGH, Urt. v. 21.10.1987 – VI­II ZR 324/86, BGHR HGB § 377 I Män­gel­rü­ge 1; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl., Rn. 349). Da­nach hat die Klä­ge­rin mit der hin­rei­chend kon­kre­ten Be­an­stan­dung, dass das Fahr­zeug zu tief lie­ge, so­wie der Rü­ge des Feh­lens der au­to­ma­ti­schen Schließ­an­la­ge al­le dem Fahr­zeug in­so­fern an­haf­ten­den Feh­ler, auf wel­che die be­an­stan­de­ten äu­ße­ren Er­schei­nun­gen zu­rück­zu­füh­ren sind, so­wie die durch sie ver­ur­sach­ten Fol­ge­schä­den zum Ge­gen­stand die­ser Er­klä­rung ge­macht.

d) Die Klä­ge­rin hat der Be­klag­ten er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung be­stimmt (§ 323 I BGB). Die ihr mit Schrei­ben der Klä­ge­rin vom 19.01.2008 so­wie mit An­walts­schrei­ben vom 28.01.2008 ge­setz­ten Fris­ten zur Be­sei­ti­gung der ge­rüg­ten Män­gel hat die Be­klag­te ver­strei­chen las­sen.

e) Das Rück­tritts­recht der Klä­ge­rin ist nicht nach § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen, denn die vor­lie­gen­den Pflicht­ver­let­zun­gen sind nicht un­er­heb­lich.

Ein Sach­man­gel stellt ei­ne un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung dar, die den Käu­fer ge­mäß § 323 V 2 BGB nicht zum Rück­tritt be­rech­tigt, wenn er – i. S. von § 459 I 2 BGB a.F. – den Wert oder die Taug­lich­keit der Kauf­sa­che nur un­er­heb­lich min­dert (BGH, Beschl. v. 08.05.2007 – VI­II ZR 19/05, NJW 2007, 2111). Da­mit sind die nach dem frü­he­ren Kauf­recht maß­ge­ben­den Kri­te­ri­en der Wert­min­de­rung und der Ge­brauchs­stö­rung bei der Kon­kre­ti­sie­rung des Merk­mals der Un­er­heb­lich­keit her­an­zu­zie­hen (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 21.01.2008 – I-1 U 152/07, ju­ris). Es kommt im We­sent­li­chen dar­auf an, ob und in wel­chem Ma­ße die Ver­wen­dung der Kauf­sa­che ge­stört und/oder ihr Wert ge­min­dert ist. Da­her ist bei tech­ni­schen Män­geln, auch wenn sie be­heb­bar sind, nicht al­lein auf die Kos­ten der Män­gel­be­sei­ti­gung ab­zu­stel­len; dies ist nur ei­ner von meh­re­ren maß­geb­li­chen Ge­sichts­punk­ten.

Zwar ver­ur­sacht der Ein­bau ei­nes au­to­ma­ti­schen Ni­veau­aus­gleichs nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen Kos­ten in Hö­he von nur et­wa 2.000 €; beim al­ter­na­tiv mög­li­chen Ein­bau von Stoß­dämp­fern wür­den Kos­ten in Hö­he von nur 1.000 € ent­ste­hen. Die Kos­ten des nach­träg­li­ches Ein­baus ei­nes Na­vi­ga­ti­ons­ge­räts hat der Sach­ver­stän­di­ge mit bis zu 2.500 € ver­an­schlagt. Durch die Re­pa­ra­tur der wei­te­ren Män­gel wür­den nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen ins­ge­samt – ein­schließ­lich der vor­ge­nann­ten Sum­men – Kos­ten von nicht über 5.000 € ent­ste­hen. Dar­auf kommt es im vor­lie­gen­den Fall in­des nicht al­lein an. Oh­ne­hin ist bei Neu­fahr­zeu­gen – je­den­falls im vor­lie­gen­den Preis­seg­ment – die Ba­ga­tell­gren­ze ten­den­zi­ell en­ger zu zie­hen als bei Ge­braucht­wa­gen.

Maß­geb­lich ist hier fol­gen­der Ge­sichts­punkt: Der Sach­ver­stän­di­ge hat aus­ge­führt, dass das Fahr­zeug nach dem Um­bau kei­ne Zu­las­sung er­hal­ten hat und – na­ment­lich we­gen des zu ge­rin­gen Frei­raums – auch kei­ne Zu­las­sung er­hal­ten wür­de. Als Fol­ge der vor­han­de­nen Män­gel war der Be­stat­tungs­wa­gen nicht ver­kehrs­si­cher und zu­las­sungs­fä­hig. Die Klä­ge­rin war da­durch in der Fahr­zeug­nut­zung nach­hal­tig be­ein­träch­tigt. Es war von An­fang an zur be­ab­sich­tig­ten Ver­wen­dung un­ge­eig­net. Die Ein­satz­fä­hig­keit des Fahr­zeugs in ih­rem Ge­wer­be­be­trieb war für die Klä­ge­rin je­doch von zen­tra­ler Be­deu­tung für die Kauf­ent­schei­dung.

f) Da die Klä­ge­rin so­mit wirk­sam den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt hat, ist die Be­klag­te ge­mäß § 346 I BGB ver­pflich­tet, den Kauf­preis zu­rück­zu­ge­wäh­ren. Sie hat da­her der Lea­sing­ge­be­rin 53.350,05 € zu er­stat­ten und der Klä­ge­rin den von die­ser selbst an die Be­klag­te ge­zahl­ten Teil des Kauf­prei­ses in Hö­he von 23.800 € zu­rück­zu­zah­len.

2. Den vom Land­ge­richt zu­tref­fend fest­ge­stell­ten An­nah­me­ver­zug (§§ 293, 295 BGB) greift die Be­ru­fung mit dem Vor­trag, die Klä­ge­rin ha­be ihr das ver­fah­rens­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug we­gen des Ris­ses in der Front­schei­be nicht im ord­nungs­ge­mä­ßen Zu­stand zu­rück­ge­ben kön­nen, ver­geb­lich an. Der Riss in der Wind­schutz­schei­be be­ruht – wie be­reits aus­ge­führt – auf ei­nem zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­den Man­gel. Er steht mit­hin dem Ein­tritt des An­nah­me­ver­zugs nicht ent­ge­gen …

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