Je­den­falls sei­nem Wort­laut nach be­grün­det § 476 BGB ei­ne Ver­mu­tung da­für, dass ein in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Über­ga­be auf­ge­tre­te­ner Sach­man­gel bei Ge­fahr­über­gang be­reits vor­han­den war, und zwar ent­we­der in der kon­kret sich zei­gen­den oder in an­de­rer Wei­se als so­ge­nann­ter Grund­man­gel. Die­ses Wort­ver­ständ­nis ent­spricht auch dem Zweck der Norm, der nur da­durch er­reicht wer­den kann, dass die Ver­mu­tung für das Vor­han­den­sein ei­nes be­lie­bi­gen, für den spä­te­ren Sach­man­gel ur­säch­li­chen Grund­man­gels, nicht not­wen­dig des spä­ter kon­kret auf­ge­tre­te­nen Sach­man­gels gilt.

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 08.10.2008 – 13 U 34/08

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt den Be­klag­ten auf Zah­lung aus der Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen ge­brauch­ten Pkw we­gen ei­nes wie­der­holt, erst­mals zwei Mo­na­te nach Über­ga­be auf­ge­tre­te­nen Ge­trie­be­scha­dens in An­spruch.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge nach teil­wei­ser Rück­nah­me in vol­lem Um­fang statt­ge­ge­ben. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, dass der Rück­tritt be­rech­tigt sei, weil das Fahr­zeug sich nach dem un­strei­ti­gen Sach­ver­halt nicht für den ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­ten Ge­brauch eig­ne und des­halb ei­nen Sach­man­gel auf­wei­se. Das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels schon zur Zeit des Ge­fahr­über­gangs wer­de nach § 476 BGB ver­mu­tet. Für das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels schon bei Ge­fahr­über­gang spre­che auch die re­la­tiv ge­rin­ge Lauf­leis­tung von nur 2.000 km bis zum ers­ten Auf­tre­ten des Ge­trie­be­scha­dens. Die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Das Land­ge­richt hat der Kla­ge zu Recht statt­ge­ge­ben. Der Klä­ger hat ge­gen den Be­klag­ten ei­nen An­spruch in der erst­in­stanz­lich aus­ge­ur­teil­ten Hö­he. Der Be­klag­te dringt mit sei­nem auf die Aus­le­gung des § 476 BGB durch das Land­ge­richt be­schränk­ten An­grif­fen nicht durch.

Der Klä­ger war ge­mäß §§ 434 I Nr. 2, 437 Nr. 2, 323 I, 346 I BGB nach der vom Be­klag­ten er­klär­ten Wei­ge­rung ei­ner Nach­bes­se­rung be­rech­tigt, vom Kauf­ver­trag über den Ge­braucht­wa­gen zu­rück­zu­tre­ten.

Der Ge­braucht­wa­gen weist ei­nen Man­gel i. S. des § 434 I Nr. 2 BGB auf. Da­nach ist die Sa­che bei Feh­len ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung – wie hier – frei von Sach­män­geln, wenn sie sich bei Ge­fahr­über­gang, das heißt ge­mäß § 446 Satz 1 BGB bei de­ren Über­ga­be, für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach Art der Sa­che er­war­ten kann. Die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung ist ob­jek­tiv aus der Art der Sa­che und aus den Ver­kehrs­krei­sen, de­nen der Käu­fer an­ge­hört, ab­zu­lei­ten. Ver­gleichs­maß­stab ist die üb­li­che Be­schaf­fen­heit bei Sa­chen glei­cher Art, das heißt bei Sa­chen auch an­de­rer Her­stel­ler (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 08.06.2005 – I-3 U 12/04, NJW 2005, 2235; Urt. v. 19.06.2006 – 1 U 38/06, NJW 2006, 2858) mit dem­sel­ben Qua­li­täts­stan­dard. Ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung ei­nes Fahr­zeugs ist in ers­ter Li­nie des­sen Fahr­fä­hig­keit und -be­reit­schaft. Das gilt auch für ein Ge­braucht­fahr­zeug zu­min­dest dann, wenn es ei­ne für sein Al­ter re­la­tiv ge­rin­ge Lauf­leis­tung auf­weist. Bei ei­ner Fahr­leis­tung von 69.000 km bei Über­ga­be kann er­war­tet wer­den, dass das Fahr­zeug noch ei­ni­ge zehn­tau­send wei­te­re Ki­lo­me­ter fahr­be­reit ist.

Ge­mes­sen an den vor­ge­nann­ten Maß­stä­ben fehlt es dem vom Klä­ger er­wor­be­nen Fahr­zeug an der Eig­nung zur ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung. Nach­dem der Pkw in­fol­ge ei­nes erst­mals am 09.03.2007 und an­schlie­ßend am 13.06.2007 er­neut auf­ge­tre­te­nen Ge­trie­be­scha­dens un­strei­tig nicht mehr fahr­be­reit ist, ist er für den Fahr­be­trieb nicht mehr ge­eig­net, folg­lich mit ei­nem Sach­man­gel be­haf­tet. Es ist auch kein An­halts­punkt da­für er­sicht­lich, dass es sich bei dem ein­ge­tre­te­nen De­fekt um ei­ne bei Fahr­zeu­gen die­ses Typs und die­ses Al­ters mit ent­spre­chen­der Lauf­leis­tung üb­li­che Ver­schleiß­er­schei­nung han­delt. Dar­auf hat sich we­der der Be­klag­te be­ru­fen, noch er­ge­ben sich sonst An­halts­punk­te da­für. Ge­gen die An­nah­me al­ters- oder fahr­be­triebs­be­ding­ter Ver­schleiß­er­schei­nun­gen spricht zu­dem der Um­stand, dass der Be­klag­te das Ge­trie­be im An­schluss an den ers­ten Scha­den ge­ne­ral­über­holt oder – wie vom Klä­ger per­sön­lich in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat erst­mals vor­ge­bracht – so­gar aus­ge­tauscht hat. Selbst wenn al­so das Ge­trie­be zu­nächst Ver­schleiß­er­schei­nun­gen auf­ge­wie­sen ha­ben soll­te, hät­ten die­se durch die vom Be­klag­ten durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tur­maß­nah­men be­ho­ben wor­den sein müs­sen. Ab­ge­se­hen da­von be­trug die Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs im Zeit­punkt des ers­ten Scha­dens­fal­les ca. 71.000 km. Dass ein Ge­trie­be nach ei­ner der­art ge­rin­gen Lauf­leis­tung ver­schlis­sen sein soll, ist nicht an­zu­neh­men.

Letzt­lich er­ge­ben sich auch kei­ne hin­rei­chen­den An­halts­punk­te da­für, dass der wie­der­holt auf­ge­tre­te­ne Ge­trie­be­scha­den des­halb kei­nen zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­den Sach­man­gel dar­stellt, weil er auf un­sach­ge­mä­ße Be­nut­zung des Fahr­zeugs durch den Klä­ger zu­rück­zu­füh­ren wä­re. Zwar hat der Klä­ger das Fahr­zeug un­mit­tel­bar vor dem zwei­ten Scha­dens­fall bei ein­ge­schal­te­ter Kli­ma­an­la­ge mit Höchst­ge­schwin­dig­keit be­trie­ben, wo­bei – so der Be­klag­te – das Ge­trie­be für ei­nen sol­chen Fahr­be­trieb nicht aus­ge­legt ist. Mit die­sem Ein­wand ist al­ler­dings we­der der ers­te Ge­trie­be­scha­den An­fang März 2007 er­klärt noch ins­be­son­de­re das Vor­han­den­sein ei­nes Sach­man­gels i. S. des § 434 I Nr. 2 BGB aus­ge­räumt.

Die Tat­sa­che, dass der kon­kre­te Sach­man­gel – feh­len­de Fahr­be­reit­schaft auf­grund Ge­trie­be­scha­dens – bei Über­ga­be un­strei­tig noch nicht vor­lag, steht der Haf­tung des Be­klag­ten ge­mäß §§ 434 I Nr. 2, 437 Nr. 2, 440, 346 BGB nicht ent­ge­gen. Der Se­nat geht mit dem Klä­ger da­von aus, dass die in der Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs lie­gen­de Ur­sa­che für die Ge­trie­be­schä­den be­reits bei Ge­fahr­über­gang an­ge­legt, das Fahr­zeug mit­hin bei Über­ga­be an den Klä­ger be­reits mit ei­nem (Grund-)Sach­man­gel be­haf­tet war.

Zu­guns­ten des Klä­gers greift die ge­setz­li­che Ver­mu­tung des § 476 BGB ein. Da­nach wird dann, wenn sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ge­fahr­über­gang ein Sach­man­gel zeigt, ver­mu­tet, dass die Sa­che be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war, es sei denn, die­se Ver­mu­tung ist mit der Art der Sa­che oder des Man­gels un­ver­ein­bar. Nach ei­ner im Schrift­tum ver­tre­te­nen An­sicht be­zieht § 476 BGB sich auf das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels selbst, wenn sie an das Sich­zei­gen ei­nes Sach­man­gels in­ner­halb der Sechs­mo­nats­frist die Ver­mu­tung knüpft, dass „die Sa­che be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war“ und nicht et­wa le­dig­lich, dass der be­tref­fen­de Sach­man­gel be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­lag (MünchKomm-BGB/Lo­renz, 5. Aufl., § 476 Rn. 4). Für die­se wei­te­re Aus­le­gung des § 476 BGB spre­chen so­wohl der Wort­laut als auch der Zweck des Ge­set­zes. Mit der For­mu­lie­rung „zeigt sich ein Sach­man­gel“ stellt die Vor­schrift auf das Auf­tre­ten, das Er­kenn­bar­wer­den ei­nes Sach­man­gels ab. Wenn dar­an dann die ge­setz­li­che Ver­mu­tung ge­knüpft wird, „dass die Sa­che be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war“ (nicht hin­ge­gen „dass die­ser Man­gel be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­lag“), wird nach der For­mu­lie­rung und der Satz­stel­lung ge­ra­de nicht vor­aus­ge­setzt, dass Iden­ti­tät von dem kon­kret sich zei­gen­den Sach­man­gel ei­ner­seits und dem bei Ge­fahr­über­gang be­reits vor­han­de­nen Man­gel an­de­rer­seits be­steht. Viel­mehr wird auf­grund des Auf­tre­tens des kon­kre­ten Sach­man­gels in­ner­halb der Sechs-Mo­nats-Frist ge­setz­lich ver­mu­tet, dass die Sa­che be­reits bei Über­ga­be ei­ne ver­trags­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit auf­wies. Da­mit be­grün­det die Vor­schrift je­den­falls ih­rem Wort­laut nach ei­ne Ver­mu­tung da­für, dass ein in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Über­ga­be auf­ge­tre­te­ner Sach­man­gel bei Ge­fahr­über­gang be­reits vor­han­den war, und zwar ent­we­der in der kon­kret sich zei­gen­den oder in an­de­rer Wei­se als so­ge­nann­ter Grund­man­gel. Die­ses Wort­ver­ständ­nis ent­spricht auch dem Sinn und Zweck der Norm. Grund­la­ge der Vor­schrift mit spe­zi­fisch ver­brau­cher­schüt­zen­dem Cha­rak­ter sind die schlech­te­ren Be­weis­mög­lich­kei­ten des Ver­brau­chers und die je­den­falls in en­gem zeit­li­chen Zu­sam­men­hang mit der Über­ga­be un­gleich bes­se­ren Er­kennt­nis­mög­lich­kei­ten des Un­ter­neh­mers (BT-Drs. 1/6040, S. 245). Die­ser ge­setz­ge­be­ri­sche Zweck kann nur da­durch er­reicht wer­den, dass die ge­setz­li­che Ver­mu­tung des § 476 BGB für das Vor­han­den­sein ei­nes be­lie­bi­gen, für den spä­te­ren Sach­man­gel ur­säch­li­chen Grund­man­gels, nicht not­wen­dig des spä­ter kon­kret auf­ge­tre­te­nen Sach­man­gels bei Über­ga­be gilt. An­dern­falls hilft die Ver­mu­tung in Fäl­len, in de­nen der kon­kret die In­an­spruch­nah­me der Ge­währ­leis­tung aus­lö­sen­de De­fekt – wie hier die Ge­trie­be­schä­den – un­strei­tig erst nach Ge­fahr­über­gang auf­tritt, dem Ver­brau­cher we­nig, wenn ihm der Nach­weis auf­ge­bür­det wird, dass die Ur­sa­che für die­sen kon­kre­ten De­fekt in Ge­stalt ei­nes so­ge­nann­ten Grund­man­gels be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­lag. Zum ei­nen kann der Ver­brau­cher als tech­ni­scher Laie sich red­li­cher­wei­se le­dig­lich auf die pau­scha­le Be­haup­tung be­schrän­ken, ur­säch­lich für den nun­mehr er­kenn­bar ge­wor­de­nen De­fekt sei ein be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den ge­we­se­ner Grund­man­gel; ei­ne kon­kret in Be­tracht kom­men­de Ur­sa­che in Ge­stalt ei­nes Grund­man­gels für den nun­mehr auf­ge­tre­te­nen De­fekt da­für könn­te er nur nach vor­he­ri­ger Ein­ho­lung ei­nes Pri­vat­gut­ach­tens be­nen­nen. Fol­ge da­von wä­re – je nach Art des auf­ge­tre­te­nen De­fekts – ei­ne nicht nä­her ein­zu­gren­zen­de, auf um­fas­sen­de Ur­sa­chen­for­schung ge­rich­te­te Sach­ver­stän­di­gen­be­gut­ach­tung, de­ren Er­geb­nis er­fah­rungs­ge­mäß nicht im­mer ein­deu­tig ist. Den Ver­brau­cher trä­fen da­nach nicht nur – je­den­falls als Vor­schuss – die Kos­ten für die um­fas­sen­de Be­gut­ach­tung, son­dern auch die Fol­gen der Uner­weis­lich­keit ei­ner zwei­fels­frei­en Ur­sa­che, die zu­gleich als ver­trags­wid­rig zu qua­li­fi­zie­ren wä­re. Das dar­ge­stell­te Pro­ze­de­re ist mit der auf Stär­kung des Ver­brau­cher­schut­zes aus­ge­rich­te­ten In­ten­ti­on des Ge­setz­ge­bers nur schwer in Ein­klang zu brin­gen. Zu­dem wür­de ein en­ge­res Ver­ständ­nis des § 476 BGB als hier auf­ge­zeigt ge­gen­über der bis­he­ri­gen Rechts­la­ge in Fäl­len, wie dem zur Ent­schei­dung an­ste­hen­den, nicht die vom Ge­setz­ge­ber an­ge­streb­te Bes­ser­stel­lung für den Ver­brau­cher be­wir­ken. Aus­ge­hend da­von wird zu­guns­ten des Klä­gers die Man­gel­haf­tig­keit des Pkw im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs ver­mu­tet. Die­se Ver­mu­tung hat der Be­klag­te durch sein Be­strei­ten eben­so we­nig wie durch sei­nen Vor­trag zur un­sach­ge­mä­ßen Fahr­wei­se des Klä­gers wi­der­legt. Das ein­fa­che Be­strei­ten der Man­gel­haf­tig­keit des Pkw bei Über­ga­be ist zur Wi­der­le­gung der Ver­mu­tung ge­mäß § 476 BGB von vorn­her­ein un­ge­eig­net, weil an­dern­falls die Ver­mu­tung ins Lee­re gin­ge. Das Vor­brin­gen zum un­sach­ge­mä­ßen Ge­brauch des Fahr­zeugs durch den Klä­ger ver­mag die zu sei­nen Guns­ten strei­ten­de Ver­mu­tung nach den vor­ste­hen­den Über­le­gun­gen zur Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs eben­falls nicht zu er­schüt­tern oder zu wi­der­le­gen.

Die höchst­rich­ter­li­che Recht­spre­chung zur Reich­wei­te der Ver­mu­tung des § 476 BGB ist nicht ein­deu­tig. Nach den aus­drück­li­chen Fest­stel­lun­gen des BGH in den bis­her zu § 476 BGB er­gan­ge­nen Ent­schei­dun­gen be­grün­det § 476 BGB ei­ne Ver­mu­tung in zeit­li­cher Hin­sicht, dass ein in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Ge­fahr­über­gang un­strei­ti­ger oder nach­ge­wie­se­ner Man­gel be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den war, nicht aber hin­sicht­lich der Sach­man­gel­haf­tig­keit selbst (BGH, Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 49/05, NJW 2006, 1195 [1196]; Urt. v. 29.03.2006 – VI­II ZR 173/05, NJW 2006, 2250 [2252]; Urt. v. 18.07.2007 – VI­II ZR 259/06, NJW 2007, 2621). Die Be­weis­last für die Man­gel­haf­tig­keit, und zwar auch bei Streit über die Ur­sa­che für ei­nen oh­ne Wei­te­res als Sach­man­gel zu qua­li­fi­zie­ren­den De­fekt der Kauf­sa­che, wür­de da­nach der Käu­fer tra­gen. So hat der BGH in sei­ner Ent­schei­dung vom 23.11.2005 aus­ge­führt, dass im Rah­men der §§ 437, 434 BGB die Un­auf­klär­bar­keit, wel­che von meh­re­ren mög­li­chen Ur­sa­chen ei­nen nach Über­ga­be auf­ge­tre­te­nen De­fekt aus­ge­löst ha­ben, nur dann für die Haf­tung des Ver­käu­fers un­schäd­lich sei, wenn al­len mög­li­chen Scha­den­sur­sa­chen ei­ne ver­trags­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs zu­grun­de lä­ge und je­weils da­von aus­zu­ge­hen wä­re, dass der be­tref­fen­de Man­gel be­reits bei Ge­fahr­über­gang be­stan­den hät­te (Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 [435]). Da­bei hat er klar­ge­stellt, dass sich aus § 476 BGB nichts an­de­res er­ge­be (Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 [436]).

Über die Ur­sa­che für den zwei­ma­li­gen Ge­trie­be­scha­den und de­ren Vor­han­den­sein be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger be­steht zwi­schen den Par­tei­en Streit. Der Klä­ger be­haup­tet un­ter Be­weis­an­tritt, der wie­der­holt auf­ge­tre­te­ne Ge­trie­be­scha­den sei auf ei­nen schon bei Ge­fahr­über­gang vor­lie­gen­den Grund­man­gel zu­rück­zu­füh­ren. Der Be­klag­te be­strei­tet dies und be­haup­tet eben­falls un­ter Be­weis­an­tritt, der Ge­trie­be­scha­den be­ru­he auf ei­ner un­sach­ge­mä­ßen Fahr­wei­se des Klä­gers. Bei Zu­grun­de­le­gung der Grund­sät­ze des BGH in sei­ner Ent­schei­dung vom 23.11.2005 ob­lä­ge dem Klä­ger die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass der Ge­trie­be­scha­den auf ei­ner be­reits bei Über­ga­be vor­han­de­nen ver­trags­wid­ri­gen Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs be­ruht, nur dann nicht, wenn sämt­li­che in Be­tracht kom­men­den Ur­sa­chen für die Ge­trie­be­schä­den, mit­hin so­wohl die vom Be­klag­ten ein­ge­wen­de­te Scha­den­sur­sa­che – Über­be­an­spru­chung des Kühl­sys­tems durch Fahr­be­trieb mit Höchst­ge­schwin­dig­keit bei lau­fen­der Kli­ma­an­la­ge – als auch an­de­re mög­li­cher­wei­se in Be­tracht kom­men­de Ur­sa­chen ei­ne ver­trags­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit dar­stell­te. Der Klä­ger hat den Grund­man­gel, die Ur­sa­che für die Ge­trie­be­schä­den nicht nä­her be­zeich­net. Der Be­klag­te hat als Ur­sa­che le­dig­lich die un­sach­ge­mä­ße Fahr­wei­se des Klä­gers vor­ge­bracht. Die vom Be­klag­ten vor­ge­brach­te Ur­sa­che wür­de – je­den­falls aus­ge­hend von den vom BGH in der vor­ge­nann­ten Ent­schei­dung auf­ge­stell­ten Grund­sät­zen – nicht oh­ne Wei­te­res ei­ne ver­trags­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit dar­stel­len, son­dern nur dann, wenn das Kühl­sys­tem nicht fahr­zeug­ge­recht aus­ge­legt war. Nach An­sicht des er­ken­nen­den Se­nats spricht zwar man­ches da­für, mit dem Land­ge­richt die vom Be­klag­ten als Scha­den­sur­sa­che ein­ge­wen­de­te man­geln­de Kom­pa­ti­bi­li­tät von Kli­ma­an­la­ge und Höchst­ge­schwin­dig­keit als ver­trags­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit und da­mit als Sach­man­gel i. S. des § 434 I Nr. 2 BGB an­zu­se­hen. Ein mit ei­ner Kli­ma­an­la­ge aus­ge­stat­te­tes Fahr­zeug ist wie je­des an­de­re zum nor­ma­len Fahr­be­trieb vor­ge­se­hen. Die­ser schließt auch Fahr­ten bei Höchst­ge­schwin­dig­keit und mit Be­trieb der Kli­ma­an­la­ge, ins­be­son­de­re bei ho­hen Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren, ein. Je­den­falls dann, wenn sich – wie vor­lie­gend – aus der Be­die­nungs­an­lei­tung kei­ne Hin­wei­se auf be­son­de­re Ein­schrän­kun­gen bei Be­trieb der Kli­ma­an­la­ge bzw. bei Höchst­ge­schwin­dig­keit er­ge­ben, kann der Käu­fer nach An­sicht des Se­nats er­war­ten, dass das Kühl­sys­tem des Fahr­zeugs so aus­ge­legt ist, dass ein Fahr­be­trieb bei Höchst­ge­schwin­dig­keit und ein­ge­schal­te­ter Kli­ma­an­la­ge sich nicht aus­schlie­ßen. Ob das al­ler­dings auch für ein Fahr­zeug äl­te­ren Bau­jahrs und der kon­kre­ten Bau­art gilt, wä­re mög­li­cher­wei­se durch ei­nen Sach­ver­stän­di­gen zu klä­ren.

In sei­ner Ent­schei­dung vom 18.07.2007 (BGH, Urt. v. 18.07.2007 – VI­II ZR 259/06, NJW 2007, 2621) hat der BGH dem­ge­mäß un­ter Be­zug­nah­me auf sei­ne vor­ge­nann­ten Ent­schei­dun­gen bei eben­falls un­ge­klär­ter Ur­sa­che für ei­nen nach Über­ga­be fest­ge­stell­ten De­fekt an der Zy­lin­der­kopf­dich­tung – Zy­lin­der­kopf­dich­tungs­de­fekt be­reits bei Über­ga­be oder erst nach Über­ga­be ent­stan­den durch Fahr- oder Be­die­nungs­feh­ler – trotz Un­auf­klär­bar­keit der Ur­sa­che da­für die Ver­mu­tung ge­mäß § 476 BGB ein­grei­fen las­sen. Da­zu hat er fest­ge­stellt, dass das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels – hier: de­fek­te Zy­lin­der­kopf­dich­tung – „po­si­tiv fest­ste­he, un­ab­hän­gig da­von, wel­che der drei Scha­dens­ver­läu­fe … be­reits vor der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger ein­ge­tre­ten wa­ren und des­halb die Män­gel­haf­tung des Be­klag­ten be­grün­den oder ob sie – durch ei­nen Fahr- oder Be­die­nungs­feh­ler des Klä­gers – erst nach Ge­fahr­über­gang ent­stan­den sind und des­we­gen der Be­klag­te für sie nicht haf­tet. Für die­se Fall­ge­stal­tung be­grün­det § 476 BGB ge­ra­de die in zeit­li­cher Hin­sicht wir­ken­de Ver­mu­tung, dass die zu­ta­ge ge­tre­te­nen Män­gel be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­ge­le­gen ha­ben“. Die­se Fest­stel­lun­gen könn­ten im Sin­ne ei­ner Ab­kehr von der frü­he­ren Recht­spre­chung zu § 476 BGB da­hin ge­wer­tet wer­den, dass bei Streit über die Ur­sa­che ei­nes als Sach­man­gel ein­zu­ord­nen­den De­fekts – wie vor­lie­gend – die Ver­mu­tung des § 476 BGB zu­guns­ten des Käu­fers wirkt, es mit­hin ei­nes po­si­ti­ven Be­wei­ses, dass die Ur­sa­che für den nach Über­ga­be auf­ge­tre­te­nen De­fekt in der (ver­trags­wid­ri­gen) Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs bei Über­ga­be lag, nicht (mehr) be­darf. Da­für spricht, dass der BGH in die­ser Ent­schei­dung für das Vor­han­den­sein des im Rah­men des § 476 BGB nach dem Ge­set­zes­wort­laut vor­aus­ge­setz­ten (un­strei­ti­gen bzw. nach­ge­wie­se­nen) Sach­man­gels auf den nach Über­ga­be er­kenn­bar ge­wor­de­nen De­fekt an der Zy­lin­der­kopf­dich­tung an­ge­knüpft und auf den Nach­weis der zwi­schen den Par­tei­en strei­ti­gen Ur­sa­che da­für durch den Käu­fer ver­zich­tet hat. Über­tra­gen auf den zur Ent­schei­dung an­ste­hen­den Fall be­darf es aus­ge­hend da­von des Nach­wei­ses ei­nes Grund­man­gels durch den Klä­ger nicht.

Ge­gen ei­ne Ab­kehr von der bis­he­ri­gen Recht­spre­chung könn­te in­des­sen spre­chen, dass der BGH noch in der Ent­schei­dung vom 18.07.2007 die Ab­gren­zung des zur Ent­schei­dung an­ste­hen­den Falls zu den vor­ge­nann­ten Ent­schei­dun­gen da­nach vor­nimmt, „ob das als sol­ches je­weils fest­ste­hen­de, für die nach der Fahr­zeug­über­ga­be an den Käu­fer zu­ta­ge ge­tre­te­ne Ab­wei­chung von der Soll­be­schaf­fen­heit ur­säch­li­che Ge­sche­hen sich vor oder nach dem Ge­fahr­über­gang zu­ge­tra­gen hat­te“. Da ei­ne un­sach­ge­mä­ße Be­nut­zung durch den Käu­fer re­gel­mä­ßig erst nach Ge­fahr­über­gang er­folgt sein kann, müss­te bei Zu­grun­de­le­gung die­ser Kri­te­ri­en der Käu­fer den Nach­weis füh­ren, dass das ur­säch­li­che Ge­sche­hen für den Ge­trie­be­scha­den vor dem Ge­fahr­über­gang lag.

Zu­dem ist – so­weit er­sicht­lich – höchst­rich­ter­lich bis­lang nicht ge­klärt, ob und ge­ge­be­nen­falls durch wel­chen Vor­trag die zu­guns­ten des Klä­gers spre­chen­de Ver­mu­tung durch den Be­klag­ten als Ver­käu­fer wi­der­legt wer­den kann. Das ein­fa­che Be­strei­ten der (Grund-)Man­gel­haf­tig­keit bzw. der Ur­säch­lich­keit ei­ner be­reits bei Über­ga­be vor­han­de­nen ver­trags­wid­ri­gen Be­schaf­fen­heit dürf­te da­für nicht rei­chen, weil dann die ge­setz­li­che Ver­mu­tung ins Lee­re gin­ge. Viel­mehr wird der Ver­käu­fer al­len­falls mit dem Vor­trag und dem Nach­weis ei­ner vor Über­ga­be fest­ge­stell­ten Man­gel­frei­heit oder kon­kre­ten an­de­ren Scha­den­sur­sa­che die ge­setz­li­che Ver­mu­tung wi­der­le­gen kön­nen. An bei­dem fehlt es vor­lie­gend. Der Be­klag­te hat nicht gel­tend ge­macht, das Fahr­zeug vor Über­ga­be ei­ner gründ­li­chen Über­prü­fung auf et­wai­ge Män­gel un­ter­sucht zu ha­ben. So­weit er als Ur­sa­che für den Ge­trie­be­scha­den die un­sach­ge­mä­ße Fahr­wei­se des Klä­gers be­zeich­net, ist sein Vor­trag schon nicht schlüs­sig. Al­len­falls in Be­zug auf den zwei­ten Ge­trie­be­scha­den En­de Mai 2007 könn­te we­gen ho­her Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren das Kühl­sys­tem ver­sagt ha­ben. Dass be­reits An­fang März 2007 die Küh­lung über­for­dern­de Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren ge­herrscht ha­ben, hat der Be­klag­te we­der gel­tend ge­macht, noch ist dies sonst er­sicht­lich. Für ei­ne Be­weis­er­he­bung über die zwi­schen den Par­tei­en strei­ti­ge Ur­sa­che für den wie­der­holt auf­ge­tre­te­nen Ge­trie­be­scha­den durch Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten, wie vom Be­klag­ten an­ge­bo­ten, ist da­nach kein Raum.

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