1. So­fern kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de vor­lie­gen, ist nor­ma­ler al­ters- und ge­brauchs­be­ding­ter Ver­schleiß bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen kein Man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB, son­dern vom Käu­fer hin­zu­neh­men.
  2. Ei­nem Käu­fer kommt die in § 476 BGB schon dann zu­gu­te, wenn sich in­ner­halb der dort ge­nann­ten Frist die Aus­wir­kun­gen (Sym­pto­me) ei­nes Man­gels – hier: Auf­fäl­lig­kei­ten beim Schal­ten – zei­gen. Dass nicht die Sym­pto­me selbst der Man­gel i. S. des § 476 BGB sind, ist un­schäd­lich.

OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 23.06.2008 – I-1 U 264/07

Sach­ver­halt: Der Klä­ger, ein Ver­brau­cher, ver­langt von der be­klag­ten Kfz-Händ­le­rin die Rück­ab­wick­lung ei­nes Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trags. Mit ih­rer Wi­der­kla­ge nimmt die Be­klag­te den Klä­ger auf Er­stat­tung ih­rer Auf­wen­dun­gen (Werk­statt- und An­walts­kos­ten) in An­spruch.

Auf der Grund­la­ge ei­ner ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 15.04.2005 kauf­te der Klä­ger von der Be­klag­ten ei­nen ge­brauch­ten Ford Mon­deo V6 Ghia zum Preis von 5.950 €. Das mit ei­nem 4-Gang-Au­to­ma­tik­ge­trie­be aus­ge­rüs­te­te Fahr­zeug war im Au­gust 1998 erst­mals zum öf­fent­li­chen Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­sen wor­den und hat­te bei Ver­trags­schluss ei­ne Stre­cke von 63.446 km zu­rück­ge­legt.

Nach ei­ner wei­te­ren Fahr­stre­cke von ca. 10.500 km trat En­de Au­gust 2005 ein Pro­blem mit dem Ge­trie­be auf. Der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten soll auf die Re­kla­ma­ti­on des Klä­gers hin er­klärt ha­ben, da­mit ha­be man nichts zu tun, das sei nicht sei­ne An­ge­le­gen­heit. Der Klä­ger such­te dar­auf­hin ei­nen Ford-Ver­trags­händ­ler auf. Die­ser be­schei­nig­te mit Schrei­ben vom 02.11.2005 ei­nen „in­ner­li­chen Ge­trie­be­scha­den“, des­sen Be­he­bung 2.703,44 € kos­te.

Mit An­walts­schrei­ben vom 02.09.2005 setz­te der Klä­ger der Be­klag­ten ei­ne Frist zur Be­sei­ti­gung die­ses Ge­trie­be­scha­dens. An­schlie­ßend stell­te der Be­klag­ten auf de­ren Bit­te hin sein Fahr­zeug zur Prü­fung zur Ver­fü­gung. Die Be­klag­te führ­te es mit ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 74.621 in ei­ner an­de­ren Ford-Ver­trags­werk­statt vor. Die­se wies in ih­rer Rech­nung vom 16.09.2005 über 38,16 € brut­to dar­auf hin, dass „kei­ne Feh­ler­codes im Feh­ler­spei­cher ab­ge­legt" sei­en.

Un­ter Hin­weis dar­auf for­der­te die Be­klag­te den Klä­ger mit An­walts­schrei­ben vom 19.09.2005 auf, das Fahr­zeug wie­der ab­zu­ho­len.

In der Kla­ge­schrift vom 18.10.2005 er­klär­te der Klä­ger den man­gel­be­ding­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Er ver­langt im We­sent­li­chen die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses und die Er­stat­tung von Werk­statt­kos­ten. Die Be­klag­te lehnt ih­re Haf­tung mit der Be­grün­dung ab, das Fahr­zeug sei bei Über­ga­be man­gel­frei ge­we­sen. Soll­te das Ge­trie­be spä­ter nicht mehr funk­tio­niert ha­ben, han­de­le es sich um nor­ma­len Ver­schleiß. Wi­der­kla­gend ver­langt die Be­klag­te die Er­stat­tung der für die Feh­ler­dia­gno­se an­ge­fal­le­nen Kos­ten (38,16 €) so­wie die Frei­stel­lung von vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es im We­sent­li­chen aus­ge­führt, der Klä­ger ha­be kei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, weil er nicht zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt sei. Trotz § 476 BGB sei es sei­ne Auf­ga­be ge­we­sen, das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels zu be­wei­sen. Die­ser Be­weis sei dem Klä­ger je­doch nicht ge­lun­gen; denn der ge­richt­lich be­stell­te Sach­ver­stän­di­ge ha­be nicht aus­schlie­ßen kön­nen, dass es sich bei dem Feh­ler am Au­to­ma­tik­ge­trie­be um ei­nen „Ver­schleiß­man­gel“ han­de­le.

Die Ab­wei­sung der Wi­der­kla­ge hat das Land­ge­richt da­mit be­grün­det, dass vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ne An­walts­kos­ten nur er­stat­tungs­fä­hig sei­en, wenn der Schuld­ner – hier der Klä­ger – schuld­haft ei­ne Pflicht ver­letzt ha­be. Für ein schuld­haf­tes Ver­hal­ten des Klä­gers be­stün­den je­doch kei­ne An­halts­punk­te; denn für ihn sei bei Kla­ge­er­he­bung nicht er­kenn­bar ge­we­sen, ob ein Man­gel des Fahr­zeugs oder le­dig­lich ge­brauchs­ty­pi­scher Ver­schleiß vor­ge­le­gen ha­be. Man­gels ei­ner Pflicht­ver­let­zung des Klä­gers kön­ne die Be­klag­te auch kei­ne Kos­ten­er­stat­tung in Hö­he von 32,90 € ver­lan­gen.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te Er­folg; die An­schluss­be­ru­fung blieb er­folg­los.

Aus den Grün­den: II. 1. Zur Be­ru­fung des Klä­gers

a) Ent­ge­gen der An­sicht des Land­ge­richts ist der Klä­ger zum Rück­tritt be­rech­tigt (§ 437 Nr. 2 BGB i. V. mit §§ 323 I, 440 BGB).

aa) Der Ford Mon­deo war im Zeit­punkt der Über­ga­be (15.04.2005) man­gel­haft. Es han­delt sich um ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB. Hier­nach ist die ge­kauf­te Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Die­se Kri­te­ri­en sind hier nicht er­füllt, ob­gleich der Klä­ger sein Fahr­zeug in der Zeit vom 14.04.2005 bis En­de Au­gust 2005 stö­rungs­frei hat nut­zen kön­nen und auch tat­säch­lich ge­nutzt hat, wie die zu­rück­ge­leg­te Stre­cke von rund 10.500 km zeigt. Die dann auf­tre­ten­den Schalt­auf­fäl­lig­kei­ten sind nicht der Man­gel, auf den es für die recht­li­che Be­wer­tung an­kommt. Denn im Zeit­punkt der Über­ga­be war die­se Stö­rung der Ge­brauchs­taug­lich­keit nicht vor­han­den. Die Man­gel­prü­fung hat­te sich dem­nach auf die Ur­sa­che für die erst spä­ter auf­ge­tre­te­nen Schalt­auf­fäl­lig­kei­ten zu kon­zen­trie­ren. Zu klä­ren war mit­hin die Fra­ge, ob die Ur­sa­che ih­rer­seits ei­nen Sach­man­gel dar­stellt und, wenn ja, ob die­ser Sach­man­gel be­reits bei Über­ga­be vor­han­den war oder nicht.

bb) Die Ur­sa­che für den „Ge­trie­be­scha­den“ in Form ei­nes auf­fäl­li­gen Schalt­ver­hal­tens ist ei­ne ver­trags­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit des Ge­trie­bes und da­mit ein Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB. Da­von ist der Se­nat nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen B in Ver­bin­dung mit der er­gän­zen­den Äu­ße­rung des … Sach­ver­stän­di­gen T über­zeugt. Das in ers­ter In­stanz ein­ge­hol­te Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen B ist al­ler­dings miss­ver­ständ­lich, so­weit es um die Fra­ge geht, ob die Ur­sa­che für die Schalt­auf­fäl­lig­keit, die auch der Sach­ver­stän­di­ge fest­ge­stellt hat, ei­ne Fol­ge von nor­ma­lem oder nicht nor­ma­lem Ver­schleiß ist. Das Land­ge­richt hat den Sach­ver­stän­di­gen da­hin­ge­hend ver­stan­den, dass ein „Ver­schleiß­man­gel“ nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kön­ne. Es hat al­so für mög­lich ge­hal­ten, dass nor­ma­ler Ver­schleiß die Ur­sa­che für den „Ge­trie­be­scha­den“ sei. Die­ses Ver­ständ­nis der gut­ach­ter­li­chen Aus­füh­run­gen war zwar na­he­lie­gend. Es be­ruht je­doch auf ei­nem Miss­ver­ständ­nis, wie die wei­te­re Auf­klä­rung des Se­nats ge­zeigt hat.

Der Sach­ver­stän­di­ge B sieht die Ur­sa­che für die Schalt­auf­fäl­lig­kei­ten in ei­nem De­fekt des EPC-Ven­tils. Den Ein­fluss ei­nes wei­te­ren De­fekts konn­te er nicht aus­schlie­ßen. Das EPC-Ven­til in dem Au­to­ma­tik­ge­trie­be hat der Sach­ver­stän­di­ge als „Ver­schleiß­teil“ be­zeich­net. Ge­för­dert wer­de der Ver­schleiß durch ei­ne ge­ge­be­nen­falls be­ste­hen­de Ver­schmut­zung in dem Au­to­ma­tik­ge­trie­be-Öl. Ver­schleiß in­ner­halb des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes sei in al­ler Re­gel da­mit ver­bun­den, dass sich Brem­sen- und Kupp­lungs­ma­te­ri­al ab­schlei­fen, hat der Sach­ver­stän­di­ge B wei­ter aus­ge­führt. Die­ses Ma­te­ri­al ge­lan­ge in den Öl­kreis­lauf und be­ein­flus­se auch die Funk­ti­on der Bau­tei­le, die für die Steue­rung der Öl­flüs­se/-we­ge ver­ant­wort­lich sei­en. So­mit er­ge­be sich auch hier ei­ne ge­gen­sei­ti­ge Bau­teil­be­ein­flus­sung „mit dem rei­nen Ver­schleiß­ge­dan­ken im Vor­der­grund“.

Auch in sei­ner im Auf­trag des Se­nats ab­ge­ge­be­nen er­gän­zen­den Stel­lung­nah­me hat der Sach­ver­stän­di­ge B nicht da­nach dif­fe­ren­ziert, ob das EPC-Ven­til in­fol­ge von nor­ma­lem Ver­schleiß oder in­fol­ge ei­nes vor­zei­ti­gen bzw. über­mä­ßi­gen Ver­schlei­ßes aus­ge­fal­len ist. Mög­li­cher­wei­se hat ihm als Tech­ni­ker nur der nor­ma­le (na­tür­li­che) Ver­schleiß vor Au­gen ge­stan­den, wenn er den „Ver­schleiß­ge­dan­ken“ als Ur­sa­che für ei­nen De­fekt des EPC-Ven­tils in den Vor­der­grund ge­stellt hat.

Für die recht­li­che Be­wer­tung kommt es ent­schei­dend dar­auf an, ob der De­fekt des EPC-Ven­tils das Er­geb­nis von nor­ma­lem al­ters- und ge­brauchs­be­ding­tem Ver­schleiß ist oder nicht. Wie das Land­ge­richt zu­tref­fend be­merkt, ist bei ei­nem Ge­braucht­fahr­zeug, so­fern kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de vor­lie­gen, der nor­ma­le al­ters- und ge­brauchs­be­ding­te Ver­schleiß üb­lich und vom Käu­fer hin­zu­neh­men. Ein Man­gel im Sin­ne der ob­jek­ti­ven Kri­te­ri­en des § 434 I 2 Nr. 2 BGB liegt nicht vor (so jetzt auch BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53; Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434; st. Rspr. des Se­nats, z. B. Urt. v. 08.01.2007 – I-1 U 180/06, DAR 2007, 211 = ZGS 2007, 320).

Im Streit­fall lie­gen die Din­ge an­ders.

Der De­fekt des EPC-Ven­tils, der wahr­schein­lich Al­lein­ur­sa­che der Schalt­auf­fäl­lig­kei­ten ist, ist kein Fall von nor­ma­lem Ver­schleiß. Wenn es über­haupt ei­ne Form von Ver­schleiß ist, dann han­delt es sich um vor­zei­ti­gen Ver­schleiß.

In die­ser Ein­schät­zung sieht der Se­nat sich be­stärkt durch die er­gän­zen­den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen T … Wie den Par­tei­en in der münd­li­chen Ver­hand­lung des Se­nats mit­ge­teilt, hat der Sach­ver­stän­di­ge T auf Be­fra­gen des Se­nats Fol­gen­des er­klärt: In der Re­gel ge­be es beim Ford Mon­deo kei­ne Pro­ble­me mit dem Au­to­ma­tik­ge­trie­be. Die Ge­trie­be wür­den ins­ge­samt, aber auch in ih­ren Ein­zel­tei­len, prak­tisch ein Au­to­le­ben lang hal­ten, je­den­falls deut­lich mehr als 100.000 km. Wenn im kon­kre­ten Fall bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von rund 74.000 ei­ne Schalt­auf­fäl­lig­keit in­fol­ge ei­nes De­fek­tes an dem EPC-Ven­til, das üb­ri­gens kein ty­pi­sches Ver­schleiß­teil sei, auf­ge­tre­ten sei, dann müs­se es sich um et­was an­de­res als um nor­ma­len Ver­schleiß han­deln.

Die­se Ein­schät­zung über­zeugt den Se­nat. Sie deckt sich mit sei­nen Er­kennt­nis­sen aus ei­ner Viel­zahl von Ge­währ­leis­tungs­strei­tig­kei­ten im Zu­sam­men­hang mit Ge­trie­be­schä­den. Um ein ver­gleich­ba­res Fahr­zeug, ei­nen Re­nault La­gu­na, ging es bei­spiels­wei­se in der Sa­che 1 U 38/06 (Urt. v. 19.06.2006, NJW 2006, 2859). Der sei­ner­zeit an­ge­hör­te Sach­ver­stän­di­ge hat bei sei­ner An­hö­rung durch den Se­nat nä­he­re Aus­füh­run­gen zur Le­bens­er­war­tung von Au­to­ma­tik­ge­trie­ben in Fahr­zeu­gen der Bau­jah­re 1996/1997 ge­macht. Er hat dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die­se Au­to­ma­tik­ge­trie­be im Durch­schnitt min­des­tens 150.000 km hal­ten. Auf der Grund­la­ge die­ser Be­ur­tei­lung, die sich mit Gut­ach­ten in Strei­tig­kei­ten um Ge­trie­be­schä­den vor an­de­ren Ge­rich­ten deckt (vgl. LG Köln, Urt. v. 27.06.2006 – 2 O 52/05, DAR 2007, 34; OLG Stutt­gart, Urt. v. 15.08.2006 – 10 U 84/06, NJW-RR 2006, 1720), hat der Se­nat in der Ent­schei­dung vom 19.06.2006 (1 U 38/06) das Vor­han­den­sein ei­nes Sach­man­gels i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB be­jaht. Dies auch des­halb, weil nach den An­ga­ben des da­ma­li­gen Sach­ver­stän­di­gen na­tür­li­cher bzw. nor­ma­ler Ver­schleiß bei ei­ner Lauf­leis­tung von 85.000 km ge­wöhn­lich nicht auf­tre­te.

Das deckt sich mit den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen T in der vor­lie­gen­den Sa­che. Wäh­rend der Re­nault La­gu­na in der frü­he­ren Se­nats­sa­che be­reits 85.000 km ge­lau­fen war, ist der „Ge­trie­be­scha­den“ im kon­kre­ten Fall be­reits bei rund 74.000 km auf­ge­tre­ten. Das ist nicht nor­mal.

cc) Steht nach al­le­dem fest, dass die Ur­sa­che für die Schalt­auf­fäl­lig­kei­ten ei­ne ver­trags­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit ei­nes Ein­zel­teils des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes ist, so ist ge­mäß § 476 BGB zu ver­mu­ten, dass die­ser Man­gel be­reits im Zeit­punkt der Über­ga­be vor­han­den war. Dem Klä­ger, un­strei­tig ein Ver­brau­cher, kommt die Be­weis­ver­mu­tung nach die­ser Vor­schrift zu­gu­te. Die Schalt­auf­fäl­lig­kei­ten ha­ben sich in­ner­halb der Sechs­mo­nats­frist des § 476 BGB ge­zeigt. Das nicht sie selbst, son­dern ih­re Ur­sa­che der Man­gel i. S. des § 476 BGB ist, ist un­schäd­lich. Denn es reicht aus, dass die Aus­wir­kun­gen des Man­gels (Sym­pto­me) sich in­ner­halb der Sechs­mo­nats­frist zei­gen. So ist es hier.

dd) Al­ler­dings ist die Be­weis­ver­mu­tung aus­ge­schlos­sen, wenn sie mit der Art der Sa­che oder der Art des Man­gels un­ver­ein­bar ist. Der Aus­schluss­tat­be­stand „Un­ver­ein­bar­keit mit der Art der Sa­che“ liegt un­zwei­fel­haft nicht vor. Er­wo­gen hat der Se­nat le­dig­lich, ob die Be­klag­te gel­tend ma­chen kann, die Ver­mu­tung sei mit der Art des Man­gels, hier: De­fekt des EPC-Ven­tils, un­ver­ein­bar. Der Se­nat ver­neint auch die­sen Aus­schluss­tat­be­stand. Dar­in sieht er sich in Über­ein­stim­mung mit der Recht­spre­chung des BGH (vgl. grund­le­gend Urt. v. 14.09.2005 – VI­II ZR 363/04, NJW 2005, 3490; fer­ner Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434). Auch das LG Köln hat sich in ei­nem ver­gleich­ba­ren Fall für Ver­ein­bar­keit aus­ge­spro­chen (vgl. Urt. v. 27.06.2006 – 2 O 52/05, DAR 2007, 34).

Der An­wen­dungs­be­reich des Aus­schluss­grunds „Art des Man­gels“ ist durch die Recht­spre­chung des BGH im In­ter­es­se ei­nes ef­fek­ti­ven Ver­brau­cher­schut­zes stark ein­ge­schränkt wor­den. Die­se Be­gren­zung ist nach An­sicht des Se­nats auch dar­auf zu­rück­zu­füh­ren, dass der BGH dem Ver­brau­cher den Be­weis da­für auf­er­legt, dass ein Man­gel über­haupt vor­han­den ist, er die Be­weis­ver­mu­tung des § 476 BGB al­so nur in zeit­li­cher Hin­sicht wir­ken lässt. Bei die­sem An­satz, den der Se­nat teilt, er­scheint es fol­ge­rich­tig, die bei­den Un­ver­ein­bar­keitstat­be­stän­de des § 476 Satz 2 BGB re­strik­tiv aus­zu­le­gen. Die vom BGH zu­guns­ten von Ver­käu­fern auf­ge­zeig­te Mög­lich­keit, ei­nen Fall der Un­ver­ein­bar­keit mit der Be­grün­dung dar­zu­le­gen, der Man­gel ha­be auch ei­nem fach­lich nicht ver­sier­ten Käu­fer auf­fal­len müs­sen, schei­det im Streit­fall er­sicht­lich aus. Der Klä­ger hat­te bei Ab­schluss des Ver­trags und Über­nah­me des Fahr­zeugs kei­ner­lei An­halts­punk­te da­für, dass mit dem Ge­trie­be et­was nicht in Ord­nung sein könn­te.

Da ein Fall der Un­ver­ein­bar­keit der Be­weis­ver­mu­tung mit­hin nicht vor­liegt, wä­re es Sa­che der Be­klag­ten ge­we­sen, dar­zu­le­gen und zu be­wei­sen, dass das EPC-Ven­til im Zeit­punkt der Über­ga­be man­gel­frei war. Die­ser Nach­weis ist nicht ge­lun­gen. Da­bei ver­kennt der Se­nat nicht, dass das Ge­trie­be nach der Über­ga­be mo­na­te­lang und über ei­ne Fahr­stre­cke von rund 10.500 km oh­ne Be­an­stan­dung funk­tio­niert hat. Al­lein da­mit ist nicht der Nach­weis der Man­gel­frei­heit bei Über­ga­be er­bracht. Nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kann, dass die Ur­sa­che, die zum De­fekt des EPC-Ven­tils ge­führt hat, schon bei Über­ga­be vor­han­den oder we­nigs­tens „an­ge­legt“ war.

b) Auf­grund der Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs im Zeit­punkt der Über­ga­be ste­hen dem Klä­ger die in § 437 BGB auf­ge­führ­ten Rech­te zu. Er hat sich für den Rück­tritt ent­schie­den. Das ist nicht zu be­an­stan­den. Aus­ge­schlos­sen wä­re der Rück­tritt al­ler­dings, wenn die in der Schlecht­leis­tung lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung nur un­er­heb­lich wä­re (§ 323 V 2 BGB). Für die­sen Aus­schluss­grund ist die Be­klag­te als Ver­käu­fe­rin dar­le­gungs- und be­weis­pflich­tig.

aa) We­der in ers­ter noch in zwei­ter In­stanz hat die Be­klag­te Um­stän­de vor­ge­tra­gen, die auf ei­ne Un­er­heb­lich­keit schlie­ßen las­sen könn­ten. Der­ar­ti­ge Tat­sa­chen sind auch nicht er­sicht­lich. Der Sach­ver­stän­di­ge B hat bei ei­ner Pro­be­fahrt im Jahr 2007 fest­ge­stellt, dass das Schalt­ver­hal­ten des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes „ex­trem auf­fäl­lig“ sei. Ex­trem in die­sem Sin­ne be­deu­te, dass der Pkw ei­gent­lich da­mit gar nicht be­trie­ben wer­den kön­ne. Da­mit ver­bie­tet sich die An­nah­me ei­nes nur un­er­heb­li­chen Man­gels.

bb) Sons­ti­ge Grün­de, die dem Rück­tritt ent­ge­gen­ste­hen könn­ten, sind nicht dar­ge­tan. So macht die Be­klag­te nicht gel­tend, der Klä­ger ha­be ihr Recht zur zwei­ten An­die­nung, hier in Form der Nach­bes­se­rung, miss­ach­tet. Un­strei­tig hat der Klä­ger der Be­klag­ten – er­folg­los – ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ge­setzt, wenn­gleich ver­bun­den mit der Al­ter­na­ti­ve, ei­ne Re­pa­ra­tur­kos­ten­über­nah­me­er­klä­rung ab­zu­ge­ben. Letz­te­res macht die Frist­set­zung hin­sicht­lich der Män­gel­be­sei­ti­gung nicht un­be­acht­lich. Im Üb­ri­gen hat die Be­klag­te nicht zu­letzt durch ihr pro­zes­sua­les Ver­hal­ten deut­lich ge­macht, dass sie ei­ne Be­sei­ti­gung des Man­gels end­gül­tig ab­lehnt.

c) In­fol­ge des be­rech­tig­ten Rück­tritts vom Kauf hat die Be­klag­te den Kauf­preis in Hö­he von 5.950 € an den Klä­ger zu­rück­zu­zah­len (§§ 323 I, 346 I BGB). An­rech­nen lässt der Klä­ger sich ei­ne Nut­zungs­ver­gü­tung in Hö­he von 327,25 €. In­so­weit hat­te er in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Land­ge­richt vom 15.10.2007 Be­zug ge­nom­men auf den Schrift­satz der Be­klag­ten vom 15.11.2005, in dem die Be­klag­te … ei­nen Ab­zug we­gen Nut­zungs­ent­schä­di­gung hin­sicht­lich ei­ner Fahr­stre­cke von 11.175 km gel­tend ge­macht hat. Ob der Ab­zug von 327,25 € sach­lich ge­recht­fer­tigt ist, war vom Se­nat nicht zu über­prü­fen, weil die Be­klag­te ei­nen hö­he­ren Ab­zug nicht gel­tend ge­macht hat.

d) Un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt kann der Klä­ger die Kos­ten ge­mäß der Werk­statt­rech­nung … vom 01.09.2005 (304,82 €) auf die Be­klag­te ab­wäl­zen. Um not­wen­di­ge Ver­wen­dun­gen i. S. des § 347 II BGB han­delt es sich nicht. Kos­ten, die mit der Feh­ler­su­che ver­bun­den sind, sind kei­ne not­wen­di­gen Ver­wen­dun­gen im Sin­ne die­ser Vor­schrift. An­de­re als not­wen­di­ge Ver­wen­dun­gen sind nach Rück­tritts­recht nur zu er­set­zen, so­weit der Gläu­bi­ger durch die­se be­rei­chert wird. Die­se Vor­aus­set­zung ist mit Blick auf die Feh­ler­su­che … er­sicht­lich nicht er­füllt.

Ei­ne not­wen­di­ge Ver­wen­dung kann auch nicht hin­sicht­lich des Aus­tauschs des Sen­sors … an­ge­nom­men wer­den. Wie sich aus dem Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen B er­gibt, hat die­ser Sen­sor mit dem Au­to­ma­tik­ge­trie­be nichts zu tun. Es han­de­le sich um ei­nen Sen­sor für die Re­ge­lung der Ab­gas­rück­füh­rung (Druck­dif­fe­renz­sen­sor). Der Se­nat kann nicht er­ken­nen, dass es sich hier­bei um ei­ne not­wen­di­ge In­ves­ti­ti­on ge­han­delt hat. Zwei­fel ge­hen zu­las­ten des Klä­gers. Ei­ne Be­rei­che­rung der Be­klag­ten kann er gleich­falls nicht nach­wei­sen.

Ei­ne Ver­pflich­tung der Be­klag­ten, den Be­trag von 304,82 € ganz oder teil­wei­se un­ter dem Ge­sichts­punkt des Scha­dens- bzw. Auf­wen­dungs­er­sat­zes zu er­stat­ten, be­steht nicht. Durch den Rück­tritt ist der Klä­ger al­ler­dings mit der­ar­ti­gen An­sprü­chen nicht aus­ge­schlos­sen (§ 325 BGB). In­des trifft die Be­klag­te des­halb kei­ne Er­satz­pflicht, weil sie den Man­gel nicht zu ver­tre­ten hat. Auch wenn sie den er­for­der­li­chen Ent­las­tungs­be­weis nach § 280 I 2 BGB nicht aus­drück­lich an­ge­tre­ten hat, so ist doch auf­grund der un­strei­ti­gen Um­stän­de fest­zu­stel­len, dass ihr der Man­gel nicht an­ge­las­tet wer­den kann. Schließ­lich hat selbst … ei­ne Ford-Ver­trags­werk­statt kei­nen Man­gel am Ge­trie­be ent­deckt.

e) Als not­wen­di­ge Ver­wen­dung i. S. des § 347 II BGB an­zu­er­ken­nen sind da­ge­gen die Ar­bei­ten, wel­che die Fir­ma K mit Rech­nung vom 14.12.2006 in Hö­he von 826,85 € brut­to ab­ge­rech­net hat. Die in Rech­nung ge­stell­ten Ar­bei­ten – Lenk­ge­trie­be über­prüft und er­neu­ert – wa­ren nicht zu­letzt des­halb not­wen­dig, um dem Sach­ver­stän­di­gen B ei­ne Über­prü­fung des Fahr­zeugs zu er­mög­li­chen. Mit Schrei­ben vom 26.06.2006 hat­te der Sach­ver­stän­di­ge mit­ge­teilt, dass es zur Be­ant­wor­tung der Be­weis­fra­ge, ob ein Ge­trie­be­scha­den vor­lie­ge oder nicht, zwin­gend er­for­der­lich sei, das Fahr­zeug aus­gie­big Pro­be zu fah­ren. Dar­an sah sich der Sach­ver­stän­di­ge in­fol­ge des Aus­tre­tens von Hy­drau­lik­öl aus der Ser­vo­len­kung ge­hin­dert. Der Klä­ger hat so­dann im Ein­ver­neh­men mit al­len Be­tei­lig­ten die er­for­der­li­che Re­pa­ra­tur der Len­kung durch­füh­ren las­sen. Die da­für auf­ge­wand­ten Kos­ten sind durch die oben be­zeich­ne­te Rech­nung be­legt. Es han­delt sich um not­wen­di­ge Ver­wen­dun­gen, die der Klä­ger ge­mäß § 347 II BGB auf die Be­klag­te ab­wäl­zen kann.

f) Da­ge­gen hat der Klä­ger kei­nen An­spruch auf Er­stat­tung au­ßer­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten in Hö­he von 282,75 €. Da die Be­klag­te, wie aus­ge­führt, den Man­gel nicht zu ver­tre­ten hat, kommt als An­spruchs­grund­la­ge nur § 280 I, II BGB i. V. mit § 286 BGB in Be­tracht. Die For­de­rung, die Ge­gen­stand der vor­ge­richt­li­chen An­walts­tä­tig­keit ge­we­sen sein soll (6.254,82 €), war je­doch vor Kla­ge­er­he­bung schon nicht fäl­lig. Erst recht lag kein Ver­zug vor.

2. Zur An­schluss­be­ru­fung

Die An­schluss­be­ru­fung ist zu­läs­sig, aber nicht be­grün­det. Der von der Be­klag­ten in zwei­ter In­stanz al­lein noch ver­folg­te An­spruch auf Frei­stel­lung von vor­pro­zes­sua­len Kos­ten ih­res Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten in Hö­he von 507,50 € ist nicht be­grün­det. Nach dem un­ter I. 1. Ge­sag­ten fehlt es da­für an ei­ner An­spruchs­grund­la­ge …

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