1. Schiebt ein Kfz-Händ­ler beim Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens an ei­nen Ver­brau­cher ei­nen Ver­brau­cher als Ver­käu­fer vor, um das Fahr­zeug un­ter Aus­schluss der Haf­tung für Män­gel zu ver­kau­fen, so rich­ten sich, weil ein Um­ge­hungs­ge­schäft i. S. des § 475 I 2 BGB vor­liegt, Män­gel­rech­te des Käu­fers ge­gen den Händ­ler und nicht ge­gen den als Ver­käu­fer vor­ge­scho­be­nen Ver­brau­cher (im An­schluss an BGH, Urt. v. 22.11.2006 – VI­II ZR 72/06, BGHZ 170, 67 = NJW 2007, 759 Rn. 15 ff.).
  2. Zwar ist zi­vil­recht­lich nichts da­ge­gen ein­zu­wen­den, dass der An­ge­stell­te ei­nes Kfz-Händ­lers ein in sei­nem Ei­gen­tum ste­hen­des Fahr­zeug un­ter In­an­spruch­nah­me be­trieb­li­cher Ein­rich­tun­gen und Hilfs­mit­tel pri­vat ver­kauft. Ist das Fahr­zeug in­des nicht Ei­gen­tum des An­ge­stell­ten, son­dern des Händ­lers, so ist dies ein ers­tes und ge­wich­ti­ges An­zei­chen da­für, dass der Händ­ler den An­ge­stell­ten nur vor­schiebt, um ein in Wirk­lich­keit vor­lie­gen­des Ei­gen­ge­schäft zu ver­schlei­ern, al­so ein Um­ge­hungs­ge­schäft i. S. des § 475 I 2 BGB vor­liegt.
  3. Auch bei ei­nem Um­ge­hungs­ge­schäft i. S. des § 475 I 2 BGB muss der Käu­fer dem Ver­käu­fer grund­sätz­lich er­folg­los ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung set­zen, be­vor er we­gen ei­nes Man­gels den Kauf­preis min­dern, vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten und/oder Scha­dens­er­satz ver­lan­gen darf.

OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 07.04.2008 – I-1 U 203/07

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt im We­sent­li­chen die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Ge­braucht­wa­gen.

Die Be­klag­te zu 2., ei­ne Ge­sell­schaft bür­ger­li­chen Rechts (BGB-Ge­sell­schaft), han­delt mit Kraft­fahr­zeu­gen. Der Be­klag­te zu 1 ist ei­ner ih­rer An­ge­stell­ten.

Un­ter Be­gleit­um­stän­den, die zwi­schen den Par­tei­en teil­wei­se strei­tig sind, er­warb der als Ver­brau­cher han­deln­de Klä­ger En­de 2005 ei­nen ge­brauch­ten BMW 730i für 7.900 €. Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag fin­det sich in der Kopf­zei­le – über der vor­ge­druck­ten Über­schrift „Kauf­ver­trag“ – die mut­maß­lich von Hand hin­zu­ge­setz­te Be­zeich­nung „PRI­VAT­VER­KAUF!“ Als Ver­käu­fer des Fahr­zeugs ist der Be­klag­te zu 1 auf­ge­führt; die Be­klag­te zu 2 wird in der Ver­trags­ur­kun­de nicht er­wähnt. In dem Kauf­ver­trag heißt es un­ter an­de­rem vor­ge­druckt:

„Die Ver­äu­ße­rung er­folgt un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Ge­währ­leis­tung für Be­schaf­fen­heit und Ver­wend­bar­keit. Der Er­werb er­folgt in ge­ge­be­nem Zu­stand.“

Die von dem Klä­ger als Käu­fer und von dem Be­klag­ten zu 1 als Ver­käu­fer un­ter­zeich­ne­te Ver­trags­ur­kun­de trat an die Stel­le ei­ner hand­schrift­lich ver­fass­ten Ver­ein­ba­rung, die der Klä­ger erst im Se­nats­ter­min vor­ge­legt hat. Aus die­sem Do­ku­ment geht her­vor, dass der Klä­ger ur­sprüng­lich sein Alt­fahr­zeug in Zah­lung ge­ben soll­te. Im Ge­gen­satz zu dem spä­ter un­ter­zeich­ne­ten For­mu­lar­kauf­ver­trag ent­hält die ur­sprüng­li­che Ver­ein­ba­rung kei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss.

Der BMW 730i wur­de dem Klä­ger am 22.12.2005 über­ge­ben. Schon An­fang Ja­nu­ar 2006 tra­ten Mo­tor­pro­ble­me auf. Der Klä­ger lei­te­te des­halb ein selbst­stän­di­ges Be­weis­ver­fah­ren ein und er­klär­te mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 14.02.2006 ge­gen­über dem Be­klag­ten zu 1 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, nach­dem der Ver­such, die­sen Ver­trag ein­ver­ständ­li­chen rück­ab­zu­wi­ckeln, ge­schei­tert war.

Nach­dem der Sach­ver­stän­di­ge in dem selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren sein Gut­ach­ten er­stat­tet hat­te, er­hob der Klä­ger Kla­ge, die er so­wohl ge­gen den Be­klag­ten zu 1 als auch ge­gen die Be­klag­te zu 2 rich­te­te. Mit glei­cher Post for­der­te die Rechts­an­wäl­tin des Klä­gers die Ge­sell­schaf­ter der Be­klag­ten zu 2 auf, dem Klä­ger bis zum 15.02.2007 den Kauf­preis für das Fahr­zeug zu­rück­zu­zah­len. Zur Be­grün­dung mach­te sie – wie auch in der Kla­ge­schrift – gel­tend, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Kauf­ver­trag ein un­zu­läs­si­ges Um­ge­hungs­ge­schäft i. S. des § 475 I 2 BGB sei.

Der Be­klag­te zu 1 lehn­te ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kfz-Kauf­ver­trags un­ter Be­ru­fung auf den ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ab. Die Be­klag­te zu 2 trat der Kla­ge mit der Be­grün­dung ent­ge­gen, sie ha­be mit dem Fahr­zeug­ver­kauf nichts zu tun.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge in vol­lem Um­fang ab­ge­wie­sen. Der – aus­drück­lich und un­über­seh­bar mit „Pri­vat­ver­kauf“ über­schrie­be­ne – Kauf­ver­trag sei ein Ge­schäft zwi­schen zwei Pri­vat­leu­ten und kein Ver­brauchs­gü­ter­kauf, so­dass der ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss wirk­sam sei. Es sei dem Be­klag­ten zu 1 auch nicht ver­wehrt, sich auf die­sen Haf­tungs­aus­schluss zu be­ru­fen; An­halts­punk­te für ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten des Be­klag­ten zu 1 lä­gen nicht vor. Die Be­klag­te zu 2 müs­se sich nicht so be­han­deln las­sen, als ha­be sie den BMW 730i in ih­rer Ei­gen­schaft als Un­ter­neh­me­rin an den Klä­ger ver­kauft. Es kön­ne näm­lich nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Be­klag­te zu 2 den den Be­klag­ten zu 1 als Ver­käu­fer nur vor­ge­scho­ben ha­be.

Die Be­ru­fung des Klä­gers, der da­mit sein erst­in­stanz­li­ches Kla­ge­ziel wei­ter­ver­folg­te, hat­te zum Teil Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Die zweit­be­klag­te BGB-Ge­sell­schaft ist zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses von un­strei­tig 7.900 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen BMW 730i ver­pflich­tet (§ 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323 I, II, 346 I BGB i. V. mit § 475 I BGB).

a. Die Be­klag­te zu 2 muss sich als Ver­käu­fe­rin des Fahr­zeugs be­han­deln las­sen. Das folgt aus § 475 I 2 BGB. Das Land­ge­richt hat die An­wend­bar­keit die­ser Vor­schrift zu Un­recht ver­neint.

Nach den ge­sam­ten Um­stän­den, un­ter de­nen der Kauf des BMW 730i an­ge­bahnt, ab­ge­schlos­sen und ab­ge­wi­ckelt wor­den ist, liegt ein Fall ei­nes un­zu­läs­si­gen Um­ge­hungs­ge­schäfts vor. Die Be­klag­te zu 2 hat ih­ren An­ge­stell­ten, den Be­klag­ten zu 1, als Ver­käu­fer le­dig­lich vor­ge­scho­ben und da­mit ein Händ­ler-Ei­gen­ge­schäft ver­schlei­ert.

Ge­wiss kann auch ein An­ge­stell­ter ei­nes Kfz-Be­triebs ei­nen Pkw un­ter In­an­spruch­nah­me be­trieb­li­cher Ein­rich­tun­gen und Hilfs­mit­tel pri­vat ver­kau­fen. Da­ge­gen ist zi­vil­recht­lich nichts ein­zu­wen­den, wenn das Fahr­zeug in sei­nem Ei­gen­tum steht. Ge­hört es in­des zum Be­triebs­ver­mö­gen sei­nes Ar­beit­ge­bers, so ist das ein ers­tes und ge­wich­ti­ges An­zei­chen für ei­ne Ver­schleie­rung ei­nes in Wirk­lich­keit vor­lie­gen­den Händ­ler­ge­schäfts.

In dem Fahr­zeug­brief, den der Se­nat sich hat vor­le­gen las­sen, ist der Be­klag­te zu 1 nicht ein­ge­tra­gen. Er hat auch kei­nen Kauf­ver­trag oder ei­ne sons­ti­ge Ur­kun­de vor­le­gen kön­nen, die auf ihn als Ei­gen­tü­mer oder als Ver­fü­gungs­be­rech­tig­ten hin­weist. Wann und auf wel­che Wei­se er den Wa­gen er­hal­ten hat, kann der Se­nat nicht nach­voll­zie­hen. Ge­gen­über dem Klä­ger soll der Be­klag­te zu 1 er­wähnt ha­ben, er ha­be den Wa­gen von ei­ner Er­ben­ge­mein­schaft be­kom­men und wür­de ihn „qua­si als Zwi­schen­händ­ler“ ver­äu­ßern. Un­ter­la­gen, die die­sen Zwi­schen­er­werb des Be­klag­ten zu 1 be­le­gen könn­ten, lie­gen nicht vor. Schon das lässt ver­mu­ten, dass der Wa­gen zu kei­nem Zeit­punkt zum Ver­mö­gen des Be­klag­ten zu 1 ge­hört hat, son­dern Be­stand­teil des Be­triebs­ver­mö­gens der Be­klag­ten zu 2 ge­we­sen ist. Be­stä­tigt wird die­se Ein­schät­zung durch die äu­ße­ren Um­stän­de, un­ter de­nen der Kauf­ver­trag zu­stan­de ge­kom­men ist und ab­ge­wi­ckelt wur­de.

Un­strei­tig war der BMW auf dem Be­triebs­ge­län­de ab­ge­stellt. Das al­lein be­sagt zwar nichts, denn auf Park­plät­zen von Au­to­häu­sern kön­nen selbst­ver­ständ­lich auch Fahr­zeu­ge von Be­triebs­an­ge­hö­ri­gen ab­ge­stellt sein. So la­gen die Din­ge hier je­doch nicht, wie der Klä­ger ge­gen­über dem Se­nat glaub­haft ver­si­chert hat. Er hat be­rich­tet: Der Wa­gen ha­be da­mals in der Ver­kaufs­hal­le ge­stan­den und sei mit ei­nem Preis­schild in den Far­ben Rot und Weiß be­stückt ge­we­sen. Das Gan­ze ha­be so aus­ge­se­hen, als wer­de ein Fahr­zeug von dem Au­to­haus, nicht von ei­nem An­ge­stell­ten, an­ge­bo­ten und ver­kauft.

Dem kann, an­ders als das Land­ge­richt meint, nicht ent­ge­gen­ge­setzt wer­den, der schrift­li­che Kauf­ver­trag sei aus­drück­lich und un­über­seh­bar als „PRI­VAT­VER­KAUF“ be­zeich­net wor­den. Die­se Be­zeich­nung ist viel­mehr, wo­von der Se­nat nach den ge­sam­ten Um­stän­den bei der ge­bo­te­nen Ge­samt­schau über­zeugt ist, Be­stand­teil der be­ab­sich­tig­ten Ver­schleie­rung. Mo­tiv da­für war, wie dem Se­nat aus zahl­rei­chen ver­gleich­ba­ren Fäl­len be­kannt ist, den äl­te­ren BMW 730i „un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Ge­währ­leis­tung“ zu ver­kau­fen. Als Un­ter­neh­me­rin hät­te die Be­klag­te zu 2 die­sen Haf­tungs­aus­schluss ge­gen­über dem Klä­ger als Ver­brau­cher nicht durch­set­zen kön­nen (§ 475 I 1 BGB). Dass der vor­for­mu­lier­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss in der Kauf­ver­trags­ur­kun­de (An­la­ge K 1) we­gen Nicht­be­ach­tung der Vor­ga­ben des § 309 Nr. 7 lit. a und b BGB un­wirk­sam ist, ha­ben die Be­tei­lig­ten al­lem An­schein nach nicht be­dacht. Dass man das Ziel ver­folgt hat, den BMW 730i un­ter Haf­tungs­aus­schluss an den Klä­ger zu ver­kau­fen, geht im Üb­ri­gen auch dar­aus her­vor, dass die zu­nächst oh­ne Frei­zei­ch­nungs­klau­sel ab­ge­schlos­se­ne und schrift­lich nie­der­ge­leg­te Ver­ein­ba­rung von dem For­mu­lar­ver­trag (An­la­ge K 1) ab­ge­löst wur­de.

Auch die Ge­scheh­nis­se nach dem Auf­tre­ten des Mo­tor­scha­dens An­fang Ja­nu­ar 2006 ma­chen deut­lich, dass die Be­klag­te zu 2 die ei­gent­li­che Ver­käu­fe­rin des Fahr­zeugs ge­we­sen ist. Nach­dem der Klä­ger mit dem Wa­gen auf ei­ner Rück­fahrt von K. auf­grund ei­nes Mo­tor­scha­dens lie­gen ge­blie­ben war, wur­de er von dem Be­klag­ten zu 1 ge­mein­sam mit ei­nem der In­ha­ber der Be­klag­ten zu 2 ab­ge­holt. Das hat die Be­klag­te zu 2 nicht, je­den­falls nicht be­acht­lich, be­strit­ten. Un­strei­tig ist auch, dass das Fahr­zeug zum Be­triebs­ge­län­de der Be­klag­ten zu 2 ge­bracht wur­de. Dem Klä­ger wur­de ei­ne Re­pa­ra­tur ge­gen ei­ne Ei­gen­be­tei­li­gung in Hö­he von 1.000 € an­ge­bo­ten. All das deu­tet auf ein In­ter­es­se der Be­klag­ten zu 2 in ih­rer Ei­gen­schaft als Kfz-Händ­le­rin an dem Fort­be­stand des Kauf­ver­trags hin. Dass man dem Be­klag­ten zu 1, ih­rem An­ge­stell­ten, le­dig­lich ha­be hel­fen wol­len, ein Pri­vat­ge­schäft auf­recht­zu­er­hal­ten, kann der Se­nat nach den Ge­samt­um­stän­den aus­schlie­ßen.

b) Un­ter den ge­ge­be­nen Um­stän­den ist al­lein die Be­klag­te zu 2 aus der Sach­män­gel­haf­tung ver­pflich­tet und dem­entspre­chend pas­siv­le­gi­ti­miert (vgl. BGH, Urt. v. 22.11.2006 – VI­II ZR 72/06, BGHZ 170, 67 = NJW 2007, 759 Rn. 15 ff.).

Der Klä­ger ist ge­gen­über der Be­klag­ten zu 2 zum Rück­tritt be­rech­tigt, weil das Fahr­zeug im Zeit­punkt der Über­ga­be man­gel­haft ge­we­sen ist. Das ist das Er­geb­nis des Gut­ach­tens, das der Klä­ger im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren ein­ge­holt hat. Der Sach­ver­stän­di­ge R hat in sei­nem Gut­ach­ten vom 06.12.2006 fest­ge­stellt, dass die Ur­sa­che für den hier vor­lie­gen­den Mo­tor­scha­den be­reits vor der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger (22.12.2005) vor­ge­le­gen ha­be. Auch die Be­klag­ten ge­hen von ei­nem Scha­den aus, der im Zeit­punkt der Über­ga­be be­reits vor­han­den war. Sie be­ru­fen sich nicht et­wa auf ei­nen Fahr- oder Be­die­nungs­feh­ler des Klä­gers. Gel­tend ge­macht wird auch nicht, dass der Mo­tor­scha­den die Fol­ge von nor­ma­lem Ver­schleiß ge­we­sen sei. Wä­re dies der Fall, müss­te die Be­klag­te zu 2 nicht haf­ten (st. Rspr. des Se­nats in Über­ein­stim­mung mit BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 19). Die Mög­lich­keit ei­nes Ver­schleiß­scha­dens hat der Sach­ver­stän­di­ge nicht dis­ku­tiert, je­den­falls nicht ernst­haft in Be­tracht ge­zo­gen. Viel­mehr hat er an­de­re Scha­den­sur­sa­chen auf­ge­zeigt, die sämt­lich au­ßer­halb der Ri­si­ko­sphä­re des Klä­gers lie­gen.

Der vom Klä­ger er­klär­te Rück­tritt vom Kauf ist nicht des­halb aus­ge­schlos­sen, weil der Man­gel nur un­er­heb­lich ist. Die Din­ge lie­gen im Ge­gen­teil viel­mehr so, dass an der Er­heb­lich­keit des Man­gels in Form ei­nes gra­vie­ren­den Mo­tor­scha­dens kein Zwei­fel be­steht.

Von den Be­klag­ten wird nicht, auch nicht hilfs­wei­se, gel­tend ge­macht, der Klä­ger ha­be zu­nächst un­ter Frist­set­zung Nach­er­fül­lung ver­lan­gen müs­sen. Da es sich bei der Ein­hal­tung des Nach­er­fül­lungs­vor­ran­ges – auch in ei­nem Um­ge­hungs­fall i. S. des § 475 I 2 BGB – um ei­ne Vor­aus­set­zung der Schlüs­sig­keit ei­nes so­ge­nann­ten Se­kun­där­an­spruchs wie dem Recht auf Rück­tritt han­delt, hat der Se­nat die­sen Ge­sichts­punkt von Amts we­gen ge­prüft. Die Kla­ge schei­tert nicht dar­an, dass der Klä­ger kei­nem der Be­klag­ten ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung – hier in der Va­ri­an­te der Nach­bes­se­rung – ge­setzt hat, be­vor er vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist. Denn die Frist­set­zung ist ent­behr­lich, weil die Be­klag­ten ei­ne kos­ten­lo­se Mo­tor­in­stand­set­zung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert ha­ben (§ 323 II Nr. 1 BGB). Im Üb­ri­gen lie­gen be­son­de­re Um­stän­de i. S. des § 323 II Nr. 3 BGB vor, die un­ter Ab­wä­gung der bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen den so­for­ti­gen Rück­tritt recht­fer­ti­gen. An­ge­sichts der Ver­schleie­rungs­tak­tik der Be­klag­ten zu 2 bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags und ih­rem jet­zi­gen Leug­nen jeg­li­cher Haf­tung ist es dem Klä­ger nicht zu­zu­mu­ten, sich auf ei­ne Nach­bes­se­rung durch die Be­klag­te zu 2 ein­zu­las­sen. Da­von ab­ge­se­hen hat er zu­min­dest dem Be­klag­ten zu 1 Ge­le­gen­heit ge­ge­ben, die Rück­ab­wick­lung des Kaufs durch ei­ne In­stand­set­zung des Mo­tors ab­zu­wen­den. Un­ter die­sen Um­stän­den kann die Be­klag­te zu 2 sich nicht mit Er­folg auf den Nach­er­fül­lungs­vor­rang be­ru­fen.

c) Auf­grund des wirk­sa­men Rück­tritts hat die Be­klag­te zu 2 den Kauf­preis in Hö­he von 7.900 € an den Klä­ger zu­rück­zu­zah­len. Die­ser Be­trag ist nicht et­wa um ei­ne Nut­zungs­ver­gü­tung zu kür­zen, denn die Be­klag­ten ha­ben da­von ab­ge­se­hen, für die vom Klä­ger zu­rück­ge­leg­te Fahr­stre­cke ei­ne Nut­zungs­ver­gü­tung zu ver­lan­gen und die Ge­gen­for­de­rung zur Auf­rech­nung zu stel­len.

Was den gel­tend ge­mach­ten Zins­an­spruch an­geht, so gilt Fol­gen­des:

Der Klä­ger be­gehrt Zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins seit dem 01.03.2006. Auf die­sen Tag da­tiert er den An­nah­me­ver­zug des Be­klag­ten zu 1 und er­sicht­lich auch den Zah­lungs­ver­zug bei­der Be­klag­ten. Die Be­klag­te zu 2 hat er al­ler­dings erst mit An­walts­schrei­ben vom 08.02.2007 un­ter Frist­set­zung bis zum 15.02.2007 zur Zah­lung auf­ge­for­dert. Vor die­sem Zeit­punkt kann die Be­klag­te zu 2, um die es hier al­lein geht, nicht in Zah­lungs­ver­zug ge­ra­ten sein. Zu be­ach­ten ist al­ler­dings auch, dass der Klä­ger sei­ner­seits die Rück­ga­be des Fahr­zeugs schul­de­te, so­dass die Be­klag­te zu 2 ein ih­ren Zah­lungs­ver­zug aus­schlie­ßen­des Zu­rück­be­hal­tungs­recht hat­te. Zur Zah­lung des Be­trags von 7.900 € war sie nur Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Pkw ver­pflich­tet. An­ders lie­gen die Din­ge ab dem Zeit­punkt, zu dem die Be­klag­te zu 2 sich im Ver­zug mit der An­nah­me des Fahr­zeugs be­fun­den hat.

Die Be­klag­te zu 2 be­fin­det sich seit dem 15.02.2007 in An­nah­me­ver­zug (§ 293 BGB). Der Klä­ger hat den BMW 730i der Be­klag­ten zu 2 zwar nicht tat­säch­lich zur Rück­nah­me an­ge­bo­ten. Der Se­nat kann auch nicht fest­stel­len, dass die Be­klag­te zu 2 die Rück­nah­me ver­wei­gert hat, be­vor sie das Schrei­ben der An­wäl­tin des Klä­gers vom 08.02.2007 er­hal­ten hat. Erst­mals mit die­sem Schrei­ben wird die Rück­ga­be der Be­klag­ten zu 2 an­ge­bo­ten. Dem Be­klag­ten zu 1 wur­de ein sol­ches An­ge­bot be­reits mit Schrei­ben vom 14.02.2006 un­ter­brei­tet. Er hat dar­auf eben­so we­nig re­agiert wie spä­ter die Be­klag­te zu 2 auf das Schrei­ben vom 08.02.2007. Da bei­de Be­klag­ten sich auch in der Fol­ge­zeit ge­wei­gert ha­ben, das Fahr­zeug zu­rück­zu­neh­men, ist An­nah­me­ver­zug fest­zu­stel­len, und zwar für die Be­klag­te zu 2 mit Wir­kung ab dem 15.02.2007. Da­mit be­fand sie sich ab die­sem Tag auch im Ver­zug mit der Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, so­dass sie dem Klä­ger ei­ne Ver­zin­sung ge­mäß § 288 I BGB schul­det.

Ge­mäß § 437 Nr. 3 BGB i. V. mit § 280 I BGB hat sie dem Klä­ger auch die gel­tend ge­mach­ten vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten zu er­set­zen. Ein­wen­dun­gen zur Hö­he der For­de­rung sind nicht er­ho­ben und auch nicht er­sicht­lich.

2. Un­be­grün­det ist die Kla­ge, so­weit sie ge­gen den Be­klag­ten zu 1 ge­rich­tet ist. Un­ter dem Ge­sichts­punkt der Sach­män­gel­haf­tung kann der Be­klag­te zu 1 nicht in An­spruch ge­nom­men wer­den (vgl. BGH, Urt. v. 22.11.2006 – VI­II ZR 72/06, BGHZ 170, 67 = NJW 2007, 759 Rn. 15 ff.). Auch un­ter dem Blick­win­kel des Ver­schul­dens bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen schei­det ei­ne Haf­tung des Be­klag­ten zu 1 aus. Als nur vor­ge­scho­be­ner Ver­käu­fer un­ter­liegt der Be­klag­te zu 1 nicht der Ei­gen­haf­tung ge­mäß § 311 III BGB. Der Se­nat kann nicht fest­stel­len, dass der Be­klag­te zu 1 in be­son­de­rem Ma­ße Ver­trau­en für sich in An­spruch ge­nom­men hat und da­durch die Ver­trags­ver­hand­lung oder den Ver­trags­schluss er­heb­lich be­ein­flusst hat. Aus der maß­geb­li­chen Sicht des Klä­gers han­del­te es sich bei dem Be­klag­ten zu 1 um ei­nen An­ge­stell­ten der Be­klag­ten zu 2, der sich als „Qua­si- Zwi­schen­händ­ler“ auf­ge­spielt hat. Wer sich als Ver­käu­fer ge­riert, kann dann, wenn ihn kei­ne Ver­käufer­haf­tung trifft, nicht oh­ne Wei­te­res ei­nem Drit­ten i. S. des § 311 III BGB gleich­ge­stellt wer­den. Der Be­klag­te zu 1 hat kein be­son­de­res per­sön­li­ches Ver­trau­en in An­spruch ge­nom­men. Der Klä­ger hat ihm ein sol­ches Ver­trau­en auch nicht ent­ge­gen­ge­bracht. Ob und in­wie­weit der Be­klag­te zu 1 ein ei­ge­nes wirt­schaft­li­ches In­ter­es­se am Ab­schluss des Kauf­ver­trags ge­habt hat, das ei­ne Ei­gen­haf­tung ge­mäß § 311 III BGB gleich­falls be­grün­den könn­te, ver­mag der Se­nat nicht zu be­ur­tei­len. Es wä­re Sa­che des Klä­gers ge­we­sen, da­zu nä­her vor­zu­tra­gen.

Oh­ne Er­folg macht der Klä­ger dar­über­hin­aus gel­tend, der Be­klag­te zu 1 sei ihm aus un­er­laub­ter Hand­lung, zu­min­dest aus § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB, zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet. Der Se­nat kann die Vor­aus­set­zun­gen des § 263 StGB nicht fest­stel­len. Nicht je­des ver­schlei­er­te Kfz-Ei­gen­ge­schäft be­deu­tet zu­gleich ei­nen Be­trug im Sin­ne die­ser Vor­schrift. Al­ler­dings be­steht schon der Ver­dacht, dass die Be­klag­ten im be­wuss­ten und ge­woll­ten Zu­sam­men­wir­ken ver­sucht ha­ben, den Klä­ger hin­ters Licht zu füh­ren. Die er­for­der­li­che Ge­wiss­heit hat der Se­nat in­des nicht. …

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