1. An die An­nah­me ei­ner ernst­haf­ten und end­gül­ti­gen Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung i. S. des § 281 II Nr. 1 BGB sind stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len. Ei­ne Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung liegt nur vor, wenn der Schuld­ner un­miss­ver­ständ­lich und ge­wis­ser­ma­ßen als letz­tes Wort zum Aus­druck bringt, er wer­de sei­nen Ver­trags­pflich­ten un­ter kei­nen Um­stän­den nach­kom­men, und es des­halb aus­ge­schlos­sen er­scheint, dass er sich von ei­ner Frist­set­zung wird um­stim­men las­sen.
  2. Ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) ist ei­nem Kfz-Ver­käu­fer nicht schon des­halb un­mög­lich, weil die er­for­der­li­chen Re­pa­ra­tur­maß­nah­men nur in ei­ner vom Fahr­zeug­her­stel­ler au­to­ri­sier­ten Werk­statt vor­ge­nom­men wer­den dür­fen. Denn der Ver­käu­fer kann oh­ne Wei­te­res ei­ne au­to­ri­sier­te Werk­statt mit der Durch­füh­rung der Re­pa­ra­tur be­auf­tra­gen, so­dass et­wa Ga­ran­tie­an­sprü­che des Käu­fers er­hal­ten blei­ben.

OLG Cel­le, Ur­teil vom 26.07.2006 – 7 U 2/06

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin er­warb von der Be­klag­ten ei­nen Au­di A2 als Neu­fahr­zeug oh­ne Zu­las­sung. Die­ses Fahr­zeug hat­te die Be­klag­te im In­ter­net zum Kauf an­ge­bo­ten und da­bei un­ter an­de­rem auf ei­nen Trans­port­scha­den vor­ne rechts hin­ge­wie­sen.

Auf­grund ei­nes in ei­nem selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren ein­ge­hol­ten Gut­ach­tens steht fest, dass zur In­stand­set­zung die­ses Scha­dens Tei­le ver­wen­det wur­den, die äl­ter als das Fahr­zeug sind. Ein Er­satz al­ler die­ser Tei­le durch Neu­tei­le und die Er­neue­rung ei­nes be­schä­dig­ten Längs­trä­gers wür­den 6.600 € brut­to kos­ten.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge im We­sent­li­chen auf Zah­lung die­ses Be­tra­ges ge­rich­te­te Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es haupt­säch­lich dar­auf ab­ge­stellt, dass die Klä­ge­rin der Be­klag­ten kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt ha­be, ob­wohl dies er­for­der­lich ge­we­sen sei.

Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Das Land­ge­richt hat zu Recht ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch der Klä­ge­rin ge­mäß den §§ 437 Nr. 3, 280 I, III, 281, 440 BGB auf Er­satz der Re­pa­ra­tur­kos­ten ver­neint. Die sich aus den vor­ge­nann­ten Vor­schrif­ten er­ge­ben­de er­for­der­li­che Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung war nicht ent­behr­lich.

a) Ge­mäß § 281 II Nr. 1 BGB ist ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung ent­behr­lich, wenn der Ver­käu­fer die Leis­tung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert hat. Da­bei sind an die An­nah­me ei­ner Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len. Es muss deut­lich sein, dass sich der Schuld­ner über das auf die ver­trag­li­che Leis­tung ge­rich­te­te Er­fül­lungs­ver­lan­gen des Gläu­bi­gers klar ist und ge­wis­ser­ma­ßen als letz­tes Wort sei­ne Wei­ge­rung er­klärt, so­dass ei­ne Än­de­rung des Ent­schlus­ses aus­ge­schlos­sen ist (BGH, Urt. v. 18.09.1985 – VI­II ZR 249/84, NJW 1986, 661; Stau­din­ger/Ot­to, BGB, Neu­be­arb. 2004, § 281 Rn. B 107 m. w. Nachw.; MünchKomm-BGB/Ernst, 4. Aufl., § 281 Rn. 99). Dies kann vor­lie­gend nicht fest­ge­stellt wer­den.

aa) Der Se­nat ist mit dem Land­ge­richt der Auf­fas­sung, dass sich ei­ne sol­che end­gül­ti­ge Nach­er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung nicht aus dem Schrei­ben der Be­klag­ten vom 11.11.2004 er­gibt. Die Be­klag­te hat hier­in aus­ge­führt, dass sie zu ei­ner In­stand­set­zung be­reit sei, die ge­braucht ver­bau­ten Bau­tei­le je­doch nur nach ih­rer Not­wen­dig­keit und nicht we­gen ih­res De­sign aus­tau­schen wer­de. Hier­aus er­gibt sich nicht, dass die Be­klag­te un­ter kei­nen Um­stän­den zu ei­ner Nach­er­fül­lung be­reit ge­we­sen wä­re. Ge­gen­tei­li­ges ist der Fall. Die Be­klag­te durf­te sich dar­auf be­schrän­ken, ei­ne Re­pa­ra­tur in dem von ihr für er­for­der­lich ge­hal­te­nen Um­fang an­zu­bie­ten, da sie als Ver­käu­fe­rin den Um­fang der Män­gel­be­sei­ti­gung be­stimmt (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 301).

bb) Ei­ne end­gül­ti­ge Nach­er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung er­gibt sich auch nicht aus dem Schrei­ben des Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Be­klag­ten vom 23.11.2004. Die­ses Schrei­ben stellt ei­ne Re­ak­ti­on auf das Schrei­ben der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Klä­ge­rin vom sel­ben Tag dar, mit dem der Be­klag­ten ei­ne Frist zur Her­bei­füh­rung der Zah­lungs-, nicht der Nach­er­fül­lungs­be­reit­schaft ge­setzt wur­de.

cc) In dem von der Be­klag­ten ge­stell­ten Klag­ab­wei­sungs­an­trag ist eben­falls kei­ne ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Ver­wei­ge­rung der Nach­er­fül­lung zu se­hen.

(1) Die Be­klag­te wen­det sich mit ih­rem Ab­wei­sungs­an­trag nicht ge­gen ei­ne von der Klä­ge­rin ge­for­der­te Män­gel­be­sei­ti­gung, son­dern ge­gen die von ihr – der Klä­ge­rin – be­gehr­te Zah­lung von Re­pa­ra­tur­kos­ten. Vor­aus­set­zung für ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz ist je­doch ei­ne er­folg­lo­se oder ent­behr­li­che Frist zur Nach­er­fül­lung. Dies ist sei­tens der Klä­ge­rin nicht er­folgt. Vor die­sem Hin­ter­grund stellt sich der Klag­ab­wei­sungs­an­trag als pro­zes­su­al zwin­gen­de Maß­nah­me dar, die für die Be­klag­te oh­ne ma­te­ri­ell-recht­li­che Kon­se­quenz bleibt. Dies wä­re an­ders zu se­hen, wenn die Klä­ge­rin – was nicht der Fall ist – ei­nen An­spruch auf Nach­er­fül­lung gel­tend ge­macht hät­te.

(2) Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch lässt sich auf ei­ne Er­fül­lungsa­b­leh­nung nur stüt­zen, wenn die Wei­ge­rung vor dem Über­gang des Gläu­bi­gers zum Scha­dens­er­satz er­klärt wor­den ist bzw. die Um­stän­de, aus de­nen auf die Wei­ge­rung ge­schlos­sen wer­den soll, vor die­sem Zeit­punkt ent­stan­den sind. Al­ler­dings mag die Ein­be­zie­hung ei­nes spä­te­ren Ver­hal­tens des Schuld­ners (auch im Pro­zess) in die Aus­le­gung sei­ner frü­he­ren Er­klä­run­gen nicht aus­ge­schlos­sen sein (BGH, Urt. v. 18.09.1985 – VI­II ZR 249/84, NJW 1986, 661 [662] m. w. Nachw.). Vor­lie­gend lässt sich hier­aus je­doch nichts für die Klä­ge­rin her­lei­ten. Die Be­klag­te hat im­mer – zu­letzt in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat – ih­re Be­reit­schaft zur Män­gel­be­sei­ti­gung er­klärt.

(3) Der Ver­weis der Klä­ge­rin auf das Ur­teil des BGH (Urt. v. 08.12.1983 – VII ZR 139/82, NJW 1984, 1460) ist un­be­hel­flich. Die dor­ti­gen Aus­füh­run­gen be­zie­hen sich auf ei­nen an­ders ge­la­ger­ten Sach­ver­halt. Dort ging es um ei­ne Kla­ge auf Zah­lung rest­li­chen Werklohns – al­so auf Er­fül­lung und nicht auf Scha­dens­er­satz – und die Fra­ge, ob der be­klag­ten Par­tei noch ei­ne Frist zur Er­fül­lung des Werklohn­an­spruchs hät­te ge­setzt wer­den müs­sen.

b) Es lie­gen kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de i. S. von § 281 II Nr. 2 BGB vor, die die Frist­set­zung ent­behr­lich ge­macht hät­ten. Es be­steht we­der ein In­ter­es­sen­weg­fall noch ein so­ge­nann­ter Just-in-time-Ver­trag oder ei­ne sons­ti­ge ver­gleich­ba­re Si­tua­ti­on (vgl. hier­zu Pa­landt/Hein­richs, BGB, 65. Aufl., § 281 Rn. 15).

c) Die Nach­bes­se­rung ist der Be­klag­ten auch nicht un­mög­lich.

Der Hin­weis der Klä­ge­rin dar­auf, dass für die not­wen­di­ge Re­pa­ra­tur an den Längs­trä­gern nur die von Au­di au­to­ri­sier­ten Werk­stät­ten be­fugt sei­en, be­deu­tet kei­ne Un­mög­lich­keit für die Be­klag­te. Die­ser bleibt es – wie sie selbst aus­führt – un­be­nom­men, ei­ne der­art au­to­ri­sier­te Werk­statt mit der Durch­füh­rung der Re­pa­ra­tur zu be­auf­tra­gen. In die­sem Fall blie­ben Ga­ran­tie­an­sprü­che er­hal­ten. Die Be­klag­te hat sich auch nicht ge­wei­gert, die er­for­der­li­chen Ar­bei­ten bei ei­ner von Au­di au­to­ri­sier­ten Werk­statt vor­neh­men zu las­sen.

d) Der Klä­ge­rin ist die ihr zu­ste­hen­de Art der Nach­er­fül­lung nicht un­zu­mut­bar i. S. von § 440 Satz 1 BGB.

Dies wä­re un­ter Um­stän­den der Fall, wenn die Be­klag­te die Klä­ge­rin arg­lis­tig über den ge­nau­en Um­fang der er­folg­ten Re­pa­ra­tur ge­täuscht hät­te (vgl. hier­zu MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 4. Aufl., § 440 Rn. 8; Pa­landt/Putzo, BGB, 65. Aufl., § 440 Rn. 8). Dies ist je­doch nicht der Fall. Das Land­ge­richt hat ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung mit sach­ge­rech­ter Be­grün­dung ver­neint. Die Klä­ge­rin hat dies mit ih­rer Be­ru­fungs­be­grün­dung nicht an­ge­grif­fen. So­weit sie in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat den As­pekt ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung an­ge­spro­chen hat, ist das dies­be­züg­li­che Vor­brin­gen, das im Üb­ri­gen oh­ne hin­rei­chen­de Sub­stanz ge­blie­ben ist, ge­mäß §§ 520 III 2, 530, 531 II 1 ZPO nicht zu be­rück­sich­ti­gen.

2. Der Klä­ge­rin steht kein An­spruch auf Zah­lung von 218,66 € für – an­geb­li­che – Mon­ta­ge­kos­ten … zu.

a) Die Klä­ge­rin ist schon nicht ak­tiv­le­gi­ti­miert. Die Rech­nung … ist an „Fir­ma F“ ge­rich­tet, nicht an die Klä­ge­rin.

b) Die Klä­ge­rin hat zu­dem trotz des Be­strei­tens der Be­klag­ten nicht vor­ge­tra­gen, ob sie die Rech­nung be­zahlt hat. Selbst wenn die Be­klag­te grund­sätz­lich zur Frei­stel­lung ver­ur­teilt wer­den könn­te, kommt dies vor­lie­gend nicht in Be­tracht, da an­ge­sichts des Adres­sa­ten der oben ge­nann­ten Rech­nung nicht klar ist, wer von den Kos­ten frei­zu­stel­len ist.

3. Der Klä­ge­rin steht aus den zu II 1 ge­nann­ten Grün­den kein An­spruch auf Er­stat­tung der au­ßer­ge­richt­lich an­ge­fal­le­nen An­walts­kos­ten von 305,95 € zu …

PDF er­stel­len