1. Der Ver­käu­fer ei­nes ge­stoh­le­nen Ge­braucht­wa­gens, der den Käu­fer über die Her­kunft des Fahr­zeugs und über die Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se an dem­sel­ben arg­lis­tig täuscht, fügt ihm da­mit zu­gleich in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­sto­ßen­den Wei­se vor­sätz­lich ei­nen Scha­den zu.
  2. Auf sei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch (§ 826 BGB) muss sich der Käu­fer dann nicht an­spruchs­min­dernd an­rech­nen las­sen, dass ihm in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit i. S. des § 932 II BGB un­be­kannt ge­blie­ben ist, dass das Fahr­zeug nicht dem Ver­käu­fer ge­hört, wenn der Ver­käu­fer mit di­rek­tem Schä­di­gungs­vor­satz ge­han­delt und sich auf Kos­ten des Käu­fers ei­nen rechts­wid­ri­gen Ver­mö­gens­vor­teil ver­schafft hat.
  3. § 817 Satz 2 BGB fin­det auf Scha­dens­er­satz­an­sprü­che we­gen sit­ten­wid­ri­ger vor­sätz­li­cher Schä­di­gung (§ 826 BGB) kei­ne An­wen­dung.

BGH, Ur­teil vom 09.10.1991 – VI­II ZR 19/91

Die­se Ent­schei­dung ist zum „al­ten“ Schuld­recht und vor In­kraft­tre­ten der ZPO-Re­form 2002 er­gan­gen. Sie kann nicht oh­ne Wei­te­res auf das seit dem 01.01.2002 gel­ten­de Recht über­tra­gen wer­den (so ist z. B. an die Stel­le der Wan­de­lung der Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ge­tre­ten). Die ge­nann­ten Vor­schrif­ten exis­tie­ren heu­te mög­li­cher­wei­se nicht mehr oder ha­ben ei­nen an­de­ren In­halt.

Sach­ver­halt: Der Be­klag­te bot En­de Ja­nu­ar 1987 dem für die Klä­ge­rin han­deln­den E, dem Ehe­mann der Ge­schäfts­füh­re­rin der Klä­ge­rin, ei­nen Mer­ce­des-Benz 500 SL für 67.000 DM zum Kauf an. Das Fahr­zeug, des­sen Neu­preis bei 100.000 DM lag, war da­mals ein Jahr alt und 5.000 km ge­fah­ren. Es war im April 1986 aus den Aus­stel­lungs­räu­men ei­ner Mer­ce­des-Benz-Nie­der­las­sung ge­stoh­len wor­den. Dies war dem Be­klag­ten be­kannt.

E ließ das Fahr­zeug durch den bei der Klä­ge­rin an­ge­stell­ten Kraft­fahr­zeug­meis­ter M und durch ei­ne Mer­ce­des-Benz-Nie­der­las­sung über­prü­fen. Da­bei wur­den kei­ne Auf­fäl­lig­kei­ten fest­ge­stellt. Dar­auf­hin kauf­te er das Fahr­zeug na­mens der Klä­ge­rin zum Preis von 59.500 DM. Der vom Be­klag­ten ent­wor­fe­ne For­mu­lar­kauf­ver­trag be­zeich­net als Ver­käu­fer ei­nen Nor­bert W in K. und ist auf Ver­käu­fer­sei­te mit ei­nem ent­spre­chen­den Na­mens­zug un­ter­schrie­ben. Auf den­sel­ben Na­men lau­te­te die Hal­ter­ein­tra­gung in den – ge­fälsch­ten – Kraft­fahr­zeug­pa­pie­ren. Der Be­klag­te er­klär­te sei­nem Ver­hand­lungs­part­ner, er ha­be das Fahr­zeug von W, der es we­gen Spiel­schul­den ha­be ver­kau­fen müs­sen, er­wor­ben.

Als E das Fahr­zeug nach Ab­wick­lung des Kaufs bei der Kraft­fahr­zeug­zu­las­sungs­stel­le ab­mel­den ließ, wur­de die Fäl­schung der Kraft­fahr­zeug­pa­pie­re ent­deckt; das Fahr­zeug wur­de dar­auf­hin be­schlag­nahmt und an den Ver­si­che­rer des be­stoh­le­nen Ei­gen­tü­mers her­aus­ge­ge­ben.

Die auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­rich­te­te Kla­ge ist vor dem Land­ge­richt er­folg­los ge­blie­ben. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat ihr statt­ge­ge­ben. Die Re­vi­si­on des Be­klag­ten hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt sieht – von der Re­vi­si­on un­be­an­stan­det – den Be­klag­ten als den Ver­käu­fer des Fahr­zeugs an. Es hält den Kauf­ver­trag nicht ge­mäß § 138 I BGB we­gen Ver­sto­ßes ge­gen die gu­ten Sit­ten für un­wirk­sam, weil nicht be­wie­sen sei, dass der Zeu­ge E von dem Dieb­stahl des Fahr­zeugs ge­wusst oder sich die­ser Kennt­nis grob fahr­läs­sig ver­schlos­sen ha­be.

Das hält der re­vi­si­ons­recht­li­chen Nach­prü­fung nicht stand.

1. a) Ein Heh­ler­ge­schäft ist, wie das Be­ru­fungs­ge­richt nicht ver­kennt, ge­mäß § 138 I BGB sit­ten­wid­rig und in­fol­ge­des­sen nich­tig, wenn al­le Be­tei­lig­ten sit­ten­wid­rig han­deln, al­so die Tat­sa­chen, die die Sit­ten­wid­rig­keit be­grün­den, ken­nen oder sich ih­rer Kennt­nis zu­min­dest grob fahr­läs­sig ver­schlie­ßen (Se­nat, Urt. v. 06.12.1989 – VI­II ZR 310/88, WM 1990, 519 = NJW 1990, 567 [un­ter B I 1 a bb, in­so­weit in BGHZ 109, 314 nicht ab­ge­druckt]; Er­man/Brox, BGB, 8. Aufl., § 138 Rn. 41; Pa­landt/Hein­richs, BGB, 50. Aufl., § 138 Rn. 41).

b) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat das Ver­hal­ten des Zeu­gen E nicht als grob fahr­läs­sig ge­wer­tet und da­zu aus­ge­führt:

Der von dem Be­klag­ten ge­for­der­te und schließ­lich aus­ge­han­del­te Kauf­preis sei nicht so er­heb­lich vom Zeit­wert des Fahr­zeugs ab­ge­wi­chen, dass der Zeu­ge hät­te Ver­dacht schöp­fen müs­sen. Dass er sich nicht nach­drück­li­cher um ei­ne Rück­fra­ge bei dem im Kraft­fahr­zeug­brief ein­ge­tra­ge­nen Fahr­zeug­hal­ter be­müht ha­be, fal­le an­ge­sichts des po­si­ti­ven Un­ter­su­chungs­er­geb­nis­ses und des wei­te­ren Um­stands, dass der Be­klag­te auch im Be­sitz ei­nes in Fo­lie ein­ge­schweiß­ten Zweit­schlüs­sels für das Fahr­zeug ge­we­sen sei, nicht ent­schei­dend ins Ge­wicht.

c) Da­ge­gen wen­det sich die Re­vi­si­on mit Recht.

aa) Zwar ist die Ent­schei­dung, ob ein vor­werf­ba­res Ver­hal­ten als grob fahr­läs­sig zu be­wer­ten ist, nach stän­di­ger Recht­spre­chung dem Tatrich­ter vor­be­hal­ten, der im Ein­zel­fall un­ter Wür­di­gung al­ler Um­stän­de nach sei­nem pflicht­ge­mä­ßen Er­mes­sen dar­über zu be­fin­den hat. Das Re­vi­si­ons­ge­richt hat sei­ne Wer­tung aber dar­auf zu über­prü­fen, ob er ihr feh­ler­haft ge­won­ne­ne Fest­stel­lun­gen zu­grun­de ge­legt oder den Rechts­be­griff der gro­ben Fahr­läs­sig­keit ver­kannt hat (BGH, Urt. v. 05.12.1983 – II ZR 252/82, BGHZ 89, 153 [160]). Letz­te­res ist hier der Fall.

bb) Die Recht­spre­chung ver­steht un­ter gro­ber Fahr­läs­sig­keit ein Han­deln, bei dem die er­for­der­li­che Sorg­falt nach den ge­sam­ten Um­stän­den in un­ge­wöhn­lich gro­ßem Ma­ße ver­letzt wor­den ist und bei dem das­je­ni­ge un­be­ach­tet ge­blie­ben ist, was im ge­ge­be­nen Fal­le je­dem hät­te ein­leuch­ten müs­sen (BGH, Urt. v. 11.05.1953 – IV ZR 170/52, BGHZ 10, 14 [16]; Urt. v. 05.12.1983 – II ZR 252/82 BGHZ 89, 153 [161]; Se­nat, Urt. v. 23.05.1966 – VI­II ZR 60/64, WM 1966, 678 [un­ter 3]; Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/85, WM 1987, 1282 = NJW-RR 1987, 1456 [un­ter II 3 b]). Beim Er­werb vom Nicht­be­rech­tig­ten ist dies re­gel­mä­ßig an­zu­neh­men, wenn der Er­wer­ber trotz Vor­lie­gens von Ver­dachts­grün­den, die Zwei­fel an der Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers we­cken müs­sen, sach­dien­li­che Nach­for­schun­gen nicht un­ter­nimmt (Se­nat, Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, WM 1975, 362 = NJW 1975, 735 [un­ter II c]; Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/85, WM 1987, 1282 = NJW-RR 1987, 1456 [un­ter II 3 b]). Wann ei­ne sol­che Nach­for­schungs­pflicht be­steht, ist ei­ne Fra­ge des Ein­zel­falls. Für den Ge­braucht­wa­gen­han­del hat der er­ken­nen­de Se­nat in­des­sen we­gen der dort nicht sel­ten vor­kom­men­den Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten in stän­di­ger Recht­spre­chung bei der Be­wer­tung der Um­stän­de, die für den Käu­fer ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs ei­ne Nach­for­schungs­pflicht hin­sicht­lich der Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers be­grün­den, ei­nen stren­gen Maß­stab an­ge­legt (vgl. Se­nat, Urt. v. 23.05.1966 – VI­II ZR 60/64, WM 1966, 678 [un­ter 3]; Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, WM 1975, 362 = NJW 1975, 735 [un­ter II c]; Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/85, WM 1987, 1282 = NJW-RR 1987, 1456 [un­ter II 3 b]; fer­ner Urt. v. 23.11.1966 – VI­II ZR 151/64, WM 1966, 1325).

cc) Ei­ne Nach­for­schungs­pflicht lös­te be­reits der Um­stand aus, dass der Be­klag­te nicht als Hal­ter im Fahr­zeug­brief ein­ge­tra­gen war (Se­nat, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/85, WM 1987, 1282 = NJW-RR 1987, 1456 [un­ter II 4 a]). Das ist hier nicht des­we­gen an­ders, weil der Be­klag­te der Klä­ge­rin oder dem Zeu­gen E be­reits zu­vor mehr­fach ge­brauch­te Kraft­fahr­zeu­ge ver­kauft hat­te. Zwar ist es – an­ders als bei ei­ner Ver­äu­ße­rung durch ei­ne Pri­vat­per­son – nicht au­ßer­ge­wöhn­lich, wenn ein Kraft­fahr­zeug­händ­ler im Rah­men sei­nes Ge­schäfts­be­triebs ein ge­brauch­tes Fahr­zeug ver­kauft, oh­ne dass zu­vor der Kraft­fahr­zeug­brief auf ihn als Hal­ter um­ge­schrie­ben wor­den ist (Se­nat, Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, WM 1975, 362 = NJW 1975, 735 [un­ter II c]; Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/85, WM 1987, 1282 = NJW-RR 1987, 1456 [un­ter II 4 b]). Auch ein Händ­ler­ver­kauf ent­bin­det den Käu­fer aber dann nicht von der Nach­for­schungs­pflicht, wenn Um­stän­de hin­zu­tre­ten, die Zwei­fel an der Ord­nungs­mä­ßig­keit des Vor­er­werbs we­cken müs­sen (Se­nat, Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, WM 1975, 362 = NJW 1975, 735 [un­ter II c]; Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/85, WM 1987, 1282 = NJW-RR 1987, 1456 [un­ter II 4 b]). Das ist nach der Recht­spre­chung des Se­nats un­ter an­de­rem dann der Fall, wenn ein Fahr­zeug auf der Stra­ße ver­kauft wird (Se­nat, Urt. v. 05.02.1975 – VI­II ZR 151/73, WM 1975, 362 = NJW 1975, 735 [un­ter II c]). Die Tat­sa­che, dass der Be­klag­te als ne­ben­be­ruf­li­cher Ge­braucht­wa­gen­händ­ler kein Ge­schäfts­lo­kal un­ter­hält und Fahr­zeu­ge des­halb stets nur „auf der Stra­ße“ ver­kau­fen konn­te, gibt kei­ne Ver­an­las­sung, von die­sem Grund­satz ab­zu­rü­cken. Der Stra­ßen­ver­kauf ge­bie­tet des­we­gen be­son­de­re Vor­sicht, weil er er­fah­rungs­ge­mäß das Ri­si­ko der Ent­de­ckung ei­nes ge­stoh­le­nen Fahr­zeugs min­dert. Das ist für den Käu­fer er­kenn­bar auch dann nicht an­ders, wenn ein Händ­ler ein Ge­schäfts­lo­kal erst gar nicht un­ter­hält.

dd) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat Nach­for­schun­gen bei dem im Kraft­fahr­zeug­brief ein­ge­tra­ge­nen Hal­ter hier des­we­gen für ent­behr­lich ge­hal­ten, weil die von dem Zeu­gen E ver­an­lass­ten Un­ter­su­chun­gen des Fahr­zeugs kei­ne Ver­dachts­grün­de er­ge­ben hat­ten und der Be­klag­te auch den Zweit­schlüs­sel für das Fahr­zeug be­saß. Dem ver­mag der Se­nat nicht zu fol­gen. Die Über­prü­fun­gen des Fahr­zeugs konn­ten al­len­falls Ma­ni­pu­la­tio­nen der Fahr­ge­stell­num­mer oder Un­stim­mig­kei­ten zwi­schen Fahr­zeug­da­ten und Kraft­fahr­zeug­brief zu­ta­ge för­dern. Zur Ab­si­che­rung ge­gen die nicht min­der na­he­lie­gen­de Mög­lich­keit, dass die Kraft­fahr­zeug­pa­pie­re gleich­falls ge­stoh­len oder aber ge­fälscht sein könn­ten, wa­ren sie da­ge­gen of­fen­sicht­lich un­ge­eig­net.

Die Klä­ge­rin hät­te sich dem­nach mit den Fahr­zeug­über­prü­fun­gen und den drei er­folg­lo­sen Ver­su­chen des Zeu­gen E, den ein­ge­tra­ge­nen Fahr­zeug­hal­ter te­le­fo­nisch zu er­rei­chen, nicht be­gnü­gen dür­fen. Die sich auf­drän­gen­den Zwei­fel an der Be­rech­ti­gung des Be­klag­ten hät­ten sie viel­mehr ver­an­las­sen müs­sen, die Her­kunft des Fahr­zeugs durch Rück­fra­gen bei der Kraft­fahr­zeug­zu­las­sungs­stel­le oder beim Kraft­fahrt-Bun­des­amt zu klä­ren (vgl. Se­nat, Urt. v. 23.05.1966 – VI­II ZR 60/64, WM 1966, 678 [un­ter 3]; Urt. v. 23.11.1966 – VI­II ZR 151/64, WM 1966, 1325 [un­ter I 4]). Eben­so na­he­lie­gend und Er­folg ver­spre­chend wä­re ei­ne Rück­fra­ge bei der Po­li­zei ge­we­sen. Hät­te die Klä­ge­rin auch nur ei­ne die­ser Maß­nah­men er­grif­fen, so hät­te sie mit an Si­cher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit er­fah­ren, dass das Fahr­zeug ge­stoh­len war. Dass sie all die­se na­he­lie­gen­den Nach­for­schun­gen un­ter­las­sen hat, be­grün­det den Vor­wurf gro­ber Fahr­läs­sig­keit.

2. Da die Klä­ge­rin sich die grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis des die Sit­ten­wid­rig­keit be­grün­den­den Um­stands, dass das Fahr­zeug ge­stoh­len war, ge­mäß § 166 I BGB zu­rech­nen las­sen muss (RG, Urt. v. 26.10.1920 – II 53/20, RGZ 100, 246 [249]; BGH, Urt. v. 23.10.1963 – V ZR 256/62, LM Nr. 8 zu § 166 BGB), ist der von den Par­tei­en ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag ge­mäß § 138 I BGB nich­tig. Da­mit ent­fällt ein Scha­dens­er­satz­an­spruch aus §§ 440 I, 325 BGB, auf den das Be­ru­fungs­ge­richt die Ver­ur­tei­lung des Be­klag­ten ge­stützt hat.

II. Das Be­ru­fungs­ur­teil er­weist sich in­des aus ei­nem an­de­ren Grun­de als rich­tig (§ 563 ZPO).

1. Al­ler­dings steht der Klä­ge­rin ein An­spruch aus § 812 I BGB auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses we­gen un­ge­recht­fer­tig­ter Be­rei­che­rung nicht zu. Ihm steht, da der Kauf­preis zur Er­fül­lung des sit­ten­wid­ri­gen Heh­ler­ge­schäfts ge­leis­tet wor­den ist, das Rück­for­de­rungs­ver­bot des § 817 Satz 2 BGB ent­ge­gen. Die­se Vor­schrift schließt die Rück­for­de­rung zwar grund­sätz­lich nur bei ei­nem be­wuss­ten Sit­ten­ver­stoß aus (BGH, Urt. v. 29.04.1968 – VII ZR 9/66, BGHZ 50, 90 [92]; Urt. v. 08.11.1979 – VII ZR 337/78, NJW 1980, 452 [un­ter II] für Ver­stö­ße ge­gen ge­setz­li­che Ver­bo­te; BGH, Urt. v. 02.12.1982 – III ZR 90/81, NJW 1983, 1420 [un­ter V 1 b]). Auch hier steht es in­des­sen vor­sätz­li­chem Han­deln gleich, wenn der Leis­ten­de sich der Ein­sicht in den Ge­set­zes­ver­stoß oder die Sit­ten­wid­rig­keit sei­nes Han­delns leicht­fer­tig ver­schließt (BGH, Urt. v. 02.12.1982 – III ZR 90/81, NJW 1983, 1420 [un­ter V 1 b]; Urt. v. 15.06.1989 – III ZR 9/88, NJW 1989, 3217 [un­ter 2 b]).

2. a) Der Be­klag­te schul­det der Klä­ge­rin aber Scha­dens­er­satz nach § 826 BGB, denn er hat ihr durch den Ver­kauf des ge­stoh­le­nen Fahr­zeugs un­ter Vor­spie­ge­lung fal­scher Tat­sa­chen in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­sto­ßen­den Wei­se vor­sätz­lich Scha­den zu­ge­fügt. Das kann der Se­nat auf­grund der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen selbst ab­schlie­ßend ent­schei­den (§ 565 III Nr. 1 ZPO). Hier­nach hat der Be­klag­te den Zeu­gen E über die Her­kunft des Fahr­zeugs und über die Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se an dem­sel­ben arg­lis­tig ge­täuscht. Ei­ne sol­che Täu­schung ver­pflich­tet stets zum Scha­dens­er­satz we­gen sit­ten­wid­ri­ger Schä­di­gung (BGH, Urt. v. 21.06.1974 – V ZR 15/73, NJW 1974, 1505 [un­ter I]; Se­nat, Urt. v. 25.01.1984 – VI­II ZR 227/82, ZIP 1984, 439 [un­ter IV 3] m. w. Nachw.; So­er­gel/Hönn, BGB, 11. Aufl., § 826 Rn. 109 f.; Stau­din­ger/Schä­fer, BGB, 12. Aufl., § 826 Rn. 8; MünchKomm-BGB/Mer­tens, 2. Aufl., § 826 Rn. 117).

b) Die auf Leicht­fer­tig­keit be­ru­hen­de Un­kennt­nis der Klä­ge­rin von der Her­kunft des Fahr­zeugs lässt we­der die Sit­ten­wid­rig­keit des Vor­ge­hens des Be­klag­ten noch des­sen Ur­säch­lich­keit für den ein­ge­tre­te­nen Scha­den ent­fal­len. Die Klä­ge­rin muss sich das leicht­fer­ti­ge Ver­hal­ten des Zeu­gen E auch nicht an­spruchs­min­dernd an­rech­nen las­sen. Wer wie der Be­klag­te ei­nen an­de­ren vor­sätz­lich und sit­ten­wid­rig ge­schä­digt hat, kann sich grund­sätz­lich nicht dar­auf be­ru­fen, je­ner ha­be sich da­ge­gen nicht aus­rei­chend ge­si­chert, ihm, dem Schä­di­ger, viel­mehr zu sehr ver­traut (BGH, Urt. v. 26.02.1980 – VI ZR 53/79, BGHZ 76, 216 [218]; So­er­gel/Hönn, a. a. O., § 826 Rn. 93). Die­ser Grund­satz gilt zwar nicht un­ein­ge­schränkt. Im Ein­zel­fall kann auch ge­gen­über ei­ner vor­sätz­li­chen Schä­di­gung ei­ne je­den­falls grob fahr­läs­si­ge Scha­dens­mit­ver­ur­sa­chung des Ge­schä­dig­ten ins Ge­wicht fal­len (BGH, Urt. v. 03.02.1970 – VI ZR 245/67, WM 1970, 633 [un­ter B 3 c]; Urt. v. 06.12.1983 – VI ZR 60/82, NJW 1984, 921 [un­ter II 2]; So­er­gel/Hönn, a. a. O., § 826 Rn. 93; MünchKomm-BGB/Mer­tens, a. a. O., § 826 Rn. 80; Stau­din­ger/Schä­fer, a. a. O., § 826 Rn. 19). Da­für ist aber dann kein Raum, wenn der Schä­di­ger wie hier mit di­rek­tem Schä­di­gungs­vor­satz ge­han­delt und sich auf Kos­ten des Ge­schä­dig­ten ei­nen rechts­wid­ri­gen Ver­mö­gens­vor­teil ver­schafft hat.

c) Der Gel­tend­ma­chung die­ses Scha­dens­er­satz­an­spruchs steht § 817 Satz 2 BGB nicht ent­ge­gen. Der Aus­nah­me­cha­rak­ter der Vor­schrift ver­bie­tet es, ihr ei­nen über das Be­rei­che­rungs­recht hin­aus­rei­chen­den all­ge­mei­nen Rechts­ge­dan­ken zu ent­neh­men und das Rück­for­de­rungs­ver­bot auf an­de­re als be­rei­che­rungs­recht­li­che An­sprü­che aus­zu­deh­nen (BGH, Urt. v. 14.06.1951 – IV ZR 37/50, NJW 1951, 643 [un­ter II 1]; Urt. v. 20.05.1964 – VI­II ZR 56/63, BGHZ 41, 341 [349]; Urt. v. 06.05.1965 – II ZR 217/62, BGHZ 44, 1 [6 f.]; MünchKomm-BGB/Lieb, 2. Aufl., § 817 Rn. 24 f.; Pa­landt/Tho­mas, BGB, 50. Aufl., § 817 Rn. 2).

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