Zur Ver­wen­dung des Be­griffs „werk­statt­ge­prüft“ im Gebraucht­wagenhandel.

BGH, Ur­teil vom 25.05.1983 – VI­II ZR 55/82

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te mit schrift­li­chem Ver­trag vom 15.12.1976 von dem frü­he­ren Be­klag­ten zu 2 ei­nen ge­brauch­ten Pkw OSI-Ford, Bau­jahr 1967, zum Preis von 5.500 DM. Für den Be­klag­ten zu 2 trat die Be­klag­te zu 1, ei­ne ge­werb­li­che Kfz-Händ­le­rin, als Ver­mitt­le­rin auf. An sie zahl­te der Klä­ger für Frost­schutz und Zu­las­sung des Wa­gens zu­sätz­lich 105 DM.

An dem Fahr­zeug, das zur Zeit der Ver­trags­ver­hand­lun­gen auf dem Be­triebs­ge­län­de der Be­klag­ten zu 1 stand, war ein Schild mit der Auf­schrift „werk­statt­ge­prüft“ an­ge­bracht. Nach dem Ver­trag wur­de das Fahr­zeug „wie be­sich­tigt und un­ter Aus­schluss je­der Ge­währ­leis­tung“ ver­kauft. Nach den auf der Rück­sei­te des Ver­trags­for­mu­lars ab­ge­druck­ten Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten zu 1 ist das Fahr­zeug

„ver­kauft, wie es geht und steht und un­ter Aus­schluss je­der Ge­währ­leis­tung. An­sprü­che auf Wand­lung, Min­de­rung oder Scha­dens­er­satz sind, so­weit das ge­setz­lich zu­läs­sig ist, aus­ge­schlos­sen“.

Bei Über­ga­be des Wa­gens am 17.12.1976 un­ter­zeich­ne­te der Klä­ger ei­ne „Ab­nah­me-Er­klä­rung“, mit der er be­stä­tig­te, das Fahr­zeug „in ein­wand­frei­em Zu­stand, wie be­sich­tigt … ab­ge­nom­men zu ha­ben“, und „auf An­sprü­che we­gen be­kann­ter oder un­be­kann­ter frü­he­rer Schä­den an die­sem Wa­gen“ ver­zich­te­te.

Am 07.01.1977 stell­te der Klä­ger den Pkw wie­der auf dem Be­triebs­grund­stück der Be­klag­ten zu 1 ab, weil das End­stück des Aus­puffs ab­ge­fal­len war und Män­gel am Hei­zungs­ge­blä­se, an der Öl­ab­lass­schrau­be und an der Ab­dich­tung des Fahr­zeu­g­raums ge­gen Re­gen und Schnee auf­ge­tre­ten wa­ren.

Mit am 03.01.1979 zu­ge­stell­ten Mahn­be­schei­den hat der Klä­ger un­ter Be­ru­fung auf die Er­klä­rung, der Wa­gen sei werk­statt­ge­prüft, von bei­den Be­klag­ten Rück­zah­lung der ge­leis­te­ten 5.500 DM, von der Be­klag­ten zu 1 dar­über hin­aus wei­te­re 105 DM ver­langt. Wi­der­kla­gend hat die Be­klag­te zu 1 als Stand­geld für die Zeit vom 15.02.1977 bis zum 30.11.1979 ei­nen Be­trag von 3.454,71 DM und fer­ner die Fest­stel­lung be­gehrt, dass der Klä­ger ver­pflich­tet sei, an sie ab dem 01.12.1979 ein Stand­geld von 3 DM täg­lich zu­züg­lich Mehr­wert­steu­er zu zah­len. Die Be­klag­ten ha­ben ins­be­son­de­re auf den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­wie­sen, ei­ne Zu­si­che­rung im Rechts­sin­ne be­strit­ten und Ver­jäh­rung der Kla­ge­an­sprü­che gel­tend ge­macht.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge im We­sent­li­chen statt­ge­ge­ben und die Wi­der­kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat das Ober­lan­des­ge­richt zu­rück­ge­wie­sen. Auf die Re­vi­si­on der Be­klag­ten zu 1 (künf­tig: Be­klag­te), die da­mit ihr Kla­ge­ab­wei­sungs­be­geh­ren und ih­re Wi­der­kla­ge­an­trä­ge wei­ter­ver­folg­te, wur­de das Be­ru­fungs­ur­teil auf­ge­ho­ben und die Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt sieht in der Er­klä­rung, der Wa­gen sei „werk­statt­ge­prüft“, die Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft, mit der der Ver­käu­fer die Ge­währ da­für über­nom­men ha­be, dass sich das Fahr­zeug und mit ihm al­le Tei­le in ei­nem voll be­triebs­si­che­ren und funk­ti­ons­fä­hi­gen Zu­stand be­fän­den. Die zu­ge­si­cher­te sorg­fäl­ti­ge Über­prü­fung ha­be sich zwar im We­sent­li­chen auf die Be­triebs- und Ver­kehrs­si­cher­heit so­wie die Fahr­taug­lich­keit des Pkw er­stre­cken müs­sen, doch hät­ten auch sol­che Män­gel – un­ab­hän­gig von ih­rem Zu­sam­men­hang mit der Ver­kehrs­si­cher­heit und Fahr­taug­lich­keit des Wa­gens – nicht un­be­ach­tet blei­ben dür­fen, die bei ei­ner Über­prü­fung klar er­kenn­bar ge­we­sen sei­en. Tat­säch­lich ha­be der Wa­gen Män­gel an der Öl­ab­lass­schrau­be und der Schall­dämp­feran­la­ge auf­ge­wie­sen, die bei ei­ner Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs auf ei­ner He­be­büh­ne, die ei­ne Werk­statt­über­prü­fung zu um­fas­sen ha­be, hät­ten fest­ge­stellt wer­den kön­nen; die wei­te­ren Män­gel der Un­dich­tig­keit der Fens­ter- und Tür­öff­nun­gen und des Heiz­ge­blä­ses sei­en bei dem Durch­füh­ren des Wa­gens durch ei­ne Wasch­stra­ße bzw. dem Ein­schal­ten des Ge­blä­ses er­kenn­bar ge­we­sen. Das Ein­ste­hen­müs­sen we­gen Feh­lens zu­ge­si­cher­ter Ei­gen­schaf­ten wer­de von dem ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluß nicht er­fasst. Die Ein­re­de der Ver­jäh­rung grei­fe nicht durch, weil die Be­klag­te ge­wusst ha­be, dass ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Werk­statt­prü­fung nicht statt­ge­fun­den ha­be. Die Be­klag­te sei dem Klä­ger als Ver­mitt­le­rin des Ver­tra­ges nach den Grund­sät­zen über die Haf­tung we­gen Ver­schul­dens bei Ver­trags­schluss zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet, weil sie mit der Ab­ga­be der Zu­si­che­rung, der Wa­gen sei werk­statt­ge­prüft, schuld­haft ih­re Sorg­falts- und Ob­huts­pflich­ten ver­letzt ha­be.

II. Die­se Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts hal­ten der recht­li­chen Nach­prü­fung nicht in al­len Punk­ten stand.

1. Zu­tref­fend ist das Be­ru­fungs­ge­richt al­ler­dings von den vom er­ken­nen­den Se­nat ent­wi­ckel­ten Grund­sät­zen aus­ge­gan­gen, wo­nach dem Käu­fer ne­ben dem Ver­käu­fer auch der für die­sen auf­tre­ten­de Ge­braucht­wa­gen­händ­ler für ei­ne Ver­let­zung der Ver­pflich­tun­gen bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen dann ein­zu­ste­hen hat, wenn ihm per­sön­lich als Sach­wal­ter des Ver­käu­fers, et­wa als des­sen Ver­mitt­lungs- und Ab­schluss­ver­tre­ter, vom Käu­fer be­son­de­res Ver­trau­en ent­ge­gen­ge­bracht wird oder er dem Ver­hand­lungs­ge­gen­stand be­son­ders na­he­steht, ins­be­son­de­re am Ver­trags­ab­schluss ein ei­ge­nes wirt­schaft­li­ches In­ter­es­se hat (Se­nat, Urt. v. 28.01.1981 – VI­II ZR 88/80, BGHZ 79, 281 [283, 286] = WM 1981, 322 m. w. Nachw.). Die hier­auf be­zo­ge­nen tatrich­ter­li­chen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts wer­den von der Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fen und sind aus Rechts­grün­den nicht zu be­an­stan­den.

2. Die Haf­tung des Ver­mitt­lers aus ent­täusch­tem Ver­hand­lungs­ver­trau­en geht al­ler­dings nicht wei­ter als die ge­währ­leis­tungs­recht­li­che Haf­tung des ver­tre­te­nen Ver­käu­fers (Se­nat, Urt. v. 28.01.1981 – VI­II ZR 88/80, BGHZ 79, 281 [287] = WM 1981, 322; Urt. v. 03.11.1982 – VI­II ZR 282/81, WM 1982, 1382 [1383]). Auch in­so­weit ist der Aus­gangs­punkt des an­ge­foch­te­nen Ur­teils zu­nächst frei von Rechts­irr­tum:

a) Ent­ge­gen den An­grif­fen der Re­vi­si­on ist die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, dass die Er­klä­rung, der Wa­gen sei „werk­statt­ge­prüft“, Ver­trags­in­halt ge­wor­den sei, nicht zu be­an­stan­den. Da­zu ist nicht er­for­der­lich, dass die­se Er­klä­rung in der Ver­trags­ur­kun­de selbst ent­hal­ten ist. Eben­so wie die An­ga­be der Lauf­leis­tung des Wa­gens auf ei­nem Ver­kaufs­schild In­halt des Kauf­ver­trags wer­den kann, so­fern die Ver­trags­part­ner die­sen Punkt nicht be­son­ders auf­grei­fen (Se­nat, Urt. v. 25.06.1975 – VI­II ZR 244/73, WM 1975, 895 [896]), trifft dies auch für die im vor­lie­gen­den Fall ab­ge­ge­be­ne Er­klä­rung zu. Im Üb­ri­gen hat der Klä­ger vor­ge­tra­gen, die­se Er­klä­rung sei ihm ge­gen­über auch vor und bei dem Kauf ab­ge­ge­ben wor­den, und die Be­klag­te hat dies nicht be­strit­ten.

b) Der Se­nat teilt auch die Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts, dass es sich bei der Er­klä­rung, der Pkw sei werk­statt­ge­prüft, um die kon­kre­te Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft han­delt. Ei­ne der­ar­ti­ge Zu­si­che­rung kann auch still­schwei­gend er­fol­gen. Im Ge­braucht­wa­gen­han­del sind da­bei zu­min­dest bei sol­chen Er­klä­run­gen des Ver­käu­fers kei­ne be­son­ders ho­hen An­for­de­run­gen zu stel­len, bei de­nen er mit sei­ner be­son­de­ren Sach- und Fach­kun­de („werk­statt­ge­prüft“) wirbt (vgl. z. B. Se­nat, Urt. v. 11.06.1979 – VI­II ZR 224/78, BGHZ 74, 383 [391]; Hi­d­de­mann, WM-Son­der­beil. 5/1982, 30). Ent­schei­dend ist, dass der Ver­trags­wil­le des Ver­käu­fers er­kenn­bar ist, die Ge­währ für das Vor­han­den­sein ei­ner be­stimm­ten Ei­gen­schaft zu über­neh­men und für die Fol­gen ei­nes Feh­lens die­ser Ei­gen­schaft ein­ste­hen zu wol­len (Se­nat, Urt. v. 21.06.1967 – VI­II ZR 26/65, BGHZ 48, 118 [122]; Urt. v. 05.07.1972 – VI­II ZR 74/71, BGHZ 59, 158 [160]). Ob ei­ne nur be­schrei­ben­de An­prei­sung oder aber ei­ne Zu­si­che­rung vor­liegt, ist da­bei nach Treu und Glau­ben und den Ver­ständ­nis­mög­lich­kei­ten des Käu­fers zu be­ur­tei­len (Se­nat, Urt. v. 12.05.1959 – VI­II ZR 92/58, LM BGB § 459 II Nr. 2; Urt. v. 21.06.1967 – VI­II ZR 26/65, BGHZ 48, 118 [122]; Urt. v. 05.07.1972 – VI­II ZR 74/71, BGHZ 59, 158 [160]). Auf­grund der Er­klä­rung, der Wa­gen sei werk­statt­ge­prüft, ver­lässt sich der Käu­fer auf die be­son­de­re, ihm selbst feh­len­de Sach­kun­de des Ver­käu­fers bzw. des­sen Ver­mitt­lers (vgl. da­zu z. B. Se­nat, Urt. v. 25.06.1975 – VI­II ZR 244/73, WM 1975, 895 [896]; Stau­din­ger/Hon­sell, BGB, 12. Aufl., § 459 Rn. 78). Nach der Le­bens­er­fah­rung wird näm­lich das Wort „werk­statt­ge­prüft“ vom Käu­fer als be­son­de­re Ge­währ da­für ver­stan­den, der Wa­gen sei von ei­nem Fach­mann in der Werk­statt un­ter­sucht und da­bei fest­ge­stell­te Män­gel sei­en be­ho­ben wor­den. Auch der Händ­ler ist sich des Um­stan­des be­wusst, dass er mit der Er­klä­rung, er ha­be das Fahr­zeug fach­män­nisch un­ter­sucht, in wer­be­wirk­sa­mer Wei­se be­son­de­res Ver­trau­en bei dem Käu­fer er­weckt (vgl. auch Se­nat, Urt. v. 11.06.1979 – VI­II ZR 224/78, BGHZ 74, 383 [388 f.]).

c) Den Um­fang der Zu­si­che­rung hat das Be­ru­fungs­ge­richt da­hin aus­ge­legt, das Fahr­zeug und al­le sei­ne Tei­le sei­en in ei­nem voll be­triebs­si­che­ren und funk­ti­ons­fä­hi­gen Zu­stand.

aa) Die­se Aus­le­gung des Be­ru­fungs­ge­richts ist im Re­vi­si­ons­rechts­zug voll nach­prüf­bar. Zwar ist das Vor­lie­gen ei­ner Ei­gen­schafts­zu­si­che­rung in ers­ter Li­nie ei­ne Fra­ge der tatrich­ter­li­chen Ver­trags­aus­le­gung im Ein­zel­fall. An­de­res gilt je­doch, wenn es sich – wie hier – um ty­pi­sche, re­gel­mä­ßig oder doch be­son­ders häu­fig bei sol­chen Ge­schäf­ten ab­ge­ge­be­ne Er­klä­run­gen han­delt (vgl. Se­nat, Urt. v. 05.07.1978 – VI­II ZR 172/77, WM 1978, 1172), bei de­nen die Rechts­ein­heit ei­ne gleich­mä­ßi­ge Aus­le­gung ver­langt. Die Be­zeich­nung ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs als „werk­statt­ge­prüft“ hat sich – wie im Üb­ri­gen auch das vom Be­ru­fungs­ge­richt ein­ge­hol­te Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten be­stä­tigt – im ge­werb­li­chen Kraft­fahr­zeug­han­del zu­neh­mend her­aus­ge­bil­det (vgl. be­reits Se­nat, Urt. v. 11.06.1979 – VI­II ZR 224/78, BGHZ 74, 383 [388]) und wird nicht nur im Be­zirk des Be­ru­fungs­ge­richts ver­wen­det.

bb) Die Aus­le­gung durch das Be­ru­fungs­ge­richt be­geg­net Be­den­ken und be­darf je­den­falls der Klar­stel­lung. Denn sie kann als ei­ne Über­deh­nung der an ei­ne „Werk­statt­prü­fung“ zu stel­len­den An­for­de­run­gen miss­ver­stan­den wer­den und auf­grund der Ver­wen­dung der Be­grif­fe der Ver­kehrs­si­cher­heit und Be­trieb­staug­lich­keit zu Ab­gren­zungs­schwie­rig­kei­ten füh­ren. Der Käu­fer ei­nes „werk­statt­ge­prüf­ten“ Wa­gens kann er­war­ten, dass das Fahr­zeug in ei­ner hier­für aus­ge­rüs­te­ten Werk­statt ei­ner sorg­fäl­ti­gen äu­ße­ren Be­sich­ti­gung – oh­ne Zer­le­gung der ein­zel­nen Fahr­zeug­tei­le wie et­wa Mo­tor, Ge­trie­be oder Len­kung – durch ei­nen Fach­mann un­ter Ein­satz der hier­bei üb­li­cher­wei­se be­nutz­ten tech­ni­schen Mit­tel (z. B. He­be­büh­ne, Brems­prüf­stand) un­ter­zo­gen wur­de und die bei ei­ner der­ar­ti­gen Un­ter­su­chung fest­stell­ba­ren Män­gel be­ho­ben wor­den sind; die Ab­stel­lung sol­cher Feh­ler al­ler­dings, die sich aus dem al­ters­be­ding­ten Ver­schleiß des Fahr­zeugs er­ge­ben oder ganz ge­ring­fü­gi­ger Art sind und im Ver­kehr bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf nicht be­ach­tet wer­den, kann bil­li­ger­wei­se nicht er­war­tet wer­den.

d) Zu Un­recht be­zwei­felt die Re­vi­si­on, dass die Werk­statt­über­prü­fung ei­ne „Ei­gen­schaft“ des Wa­gens ist. Die­ser Be­griff um­fasst je­des dem Kauf­ge­gen­stand auf ge­wis­se Dau­er an­haf­ten­de Merk­mal, das für den Wert, den ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­ten Ge­brauch oder aus sons­ti­gen Grün­den für den Käu­fer er­heb­lich ist. Die Tat­sa­che der Über­prü­fung des Fahr­zeugs durch ei­nen Fach­mann be­ein­flusst des­sen Wert­schät­zung und ist für den Käu­fer von In­ter­es­se (eben­so z. B. OLG Köln, Urt. v. 19.10.1971 – 15 U 67/71, NJW 1972, 162 [163]; Stau­din­ger/Hon­sell,, a. a. O., Rn. 57, 72; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 1979, Rn. 705), oh­ne dass das Al­ter des im ge­ge­be­nen Fall ver­kauf­ten Wa­gens et­was dar­an än­dert. Es be­darf kei­ner Ent­schei­dung, ob be­reits die Tat­sa­che der Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs in ei­ner Werk­statt an sich – oh­ne Rück­sicht auf die Aus­wir­kun­gen der Über­prü­fung auf die Sa­che – ei­nen Wert aus­macht und da­mit ei­ne Ei­gen­schaft des Wa­gens dar­stellt. Denn je­den­falls dann, wenn die Über­prü­fung ih­ren Nie­der­schlag in ei­nem be­stimm­ten Zu­stand des Pkw – näm­lich der Frei­heit von Män­geln, die bei ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Un­ter­su­chung fest­stell­bar sind – fin­det oder fin­den soll­te, kann der Ei­gen­schaftscha­rak­ter ernst­lich nicht be­zwei­felt wer­den.

e) Bei­zu­tre­ten ist dem Be­ru­fungs­ge­richt dar­in, dass die Haf­tung für das Feh­len der zu­ge­si­cher­ten Ei­gen­schaft we­der durch den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss in dem For­mu­lar­ver­trag und den Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten noch durch die von dem Klä­ger un­ter­zeich­ne­te „Ab­nah­me-Er­klä­rung“ wirk­sam ab­be­dun­gen wor­den ist. Der for­mu­lar­mä­ßi­ge Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss er­fasst, wie der Se­nat wie­der­holt aus­ge­führt hat, die Haf­tung des Ver­käu­fers für das Feh­len ei­ner zu­ge­si­cher­ten Ei­gen­schaft ge­ra­de nicht, so­weit er mit dem In­halt der Zu­si­che­rung nicht ver­ein­bar ist (Se­nat, Urt. v. 29.05.1968 – VI­II ZR 77/66, BGHZ 50, 200 [206 f.]; Urt. v. 05.07.1972 – VI­II ZR 74/71, WM 1972, 969 [970], in­so­weit in BGHZ 59, 158 nicht ab­ge­druckt; Urt. v. 17.03.1976 – VI­II ZR 208/74, WM 1976, 614 [615]; Se­nat, Urt. v. 05.07.1978 – VI­II ZR 172/77, WM 1978, 1172 [1173]; Urt. v. 26.01.1983 – VI­II ZR 227/81, WM 1983, 363 [364]).

3. Dem Ge­währ­leis­tungs­an­spruch des Klä­gers – eben­so wie dem ge­gen die Be­klag­te ge­rich­te­ten An­spruch we­gen Ver­schul­dens bei Ver­trags­schluss – steht die Ver­jäh­rungs­ein­re­de nicht ent­ge­gen, wenn die Be­klag­te ei­ne nicht vor­han­de­ne zu­ge­si­cher­te Ei­gen­schaft arg­lis­tig vor­ge­spie­gelt hat. An­dern­falls ist die für bei­de An­sprü­che ein­grei­fen­de kur­ze Ver­jäh­rungs­frist des § 477 I BGB ver­stri­chen, weil zwi­schen der Über­ga­be des Wa­gens an den Klä­ger im De­zem­ber 1976 und der Zu­stel­lung der Mahn­be­schei­de An­fang Ja­nu­ar 1979 weit mehr als ein hal­bes Jahr liegt. Die Kla­ge kann mit­hin nur be­grün­det sein, wenn die Be­klag­te von dem Feh­len der be­haup­te­ten Ei­gen­schaft Kennt­nis hat­te, weil sie ent­we­der die Män­gel des Wa­gens bei der Un­ter­su­chung fest­ge­stellt oder die er­for­der­li­chen Prü­fun­gen nicht durch­ge­führt hat und ihr be­wusst war, dass der Klä­ger bei Kennt­nis des wah­ren Sach­ver­halts den Ver­trag nicht oder je­den­falls nicht zu die­sen Be­din­gun­gen ab­ge­schlos­sen hät­te; hin­sicht­lich bei­der Vor­aus­set­zun­gen ge­nügt be­ding­ter Vor­satz (Se­nat, Urt. v. 28.06.1978 – VI­II ZR 112/77, WM 1978, 1175 f.; Hi­d­de­mann, WM-Son­der­beil. 5/1982, 30 [31]).

Das Be­ru­fungs­ge­richt schließt aus dem Um­stand, dass an dem Fahr­zeug kur­ze Zeit nach Über­ga­be un­strei­tig Män­gel auf­ge­tre­ten sind, die bei ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Un­ter­su­chung fest­stell­bar ge­we­sen wä­ren, auf das Be­wusst­sein der Be­klag­ten, es ha­be ei­ne sach­ge­mä­ße Werk­statt­prü­fung nicht statt­ge­fun­den. Das be­an­stan­det die Re­vi­si­on mit Recht:

a) Die Be­klag­te hat un­ter Be­weis­an­tritt be­haup­tet, sie ha­be die Wa­gen­un­ter­sei­te von ei­ner Fahr­zeug­gru­be aus un­ter­su­chen las­sen; we­der da­bei noch bei ei­ner Pro­be­fahrt sei­en Män­gel an der Aus­puff­an­la­ge und der Öl­ab­lass­schrau­be fest­ge­stellt wor­den. Die­sem Vor­brin­gen hät­te das Be­ru­fungs­ge­richt nach­ge­hen müs­sen. Denn erst nach ei­ner Be­weis­auf­nah­me kann be­ur­teilt wer­den, ob die Be­klag­te – wie das Be­ru­fungs­ge­richt an­nimmt – ge­wusst hat, dass ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Werk­statt­prü­fung nicht vor­ge­nom­men wur­de. Bei der wei­te­ren Auf­klä­rung wird das Be­ru­fungs­ge­richt auch die von ihm selbst an­ge­deu­te­te Mög­lich­keit, dass die Be­schä­di­gung der Öl­ab­lass­schrau­be bei ei­nem vor Aus­lie­fe­rung des Fahr­zeugs er­folg­ten Öl­wech­sel her­bei­ge­führt wor­den ist, in sei­ne Über­le­gun­gen ein­be­zie­hen müs­sen. Es fehlt bis­her an Fest­stel­lun­gen, wann die Werk­statt­prü­fung und wann der Öl­wech­sel vor­ge­nom­men wor­den sind. Lag der Öl­wech­sel zeit­lich nach der Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs und kann da­bei die Schrau­be be­schä­digt wor­den sein, so ist die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, der Feh­ler ha­be bei der Werk­statt­prü­fung fest­ge­stellt wer­den kön­nen und müs­sen, auch aus die­sem Grund nicht zwin­gend.

b) Die auf das Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ge­stütz­te Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts, die Funk­ti­on des Heiz­ge­blä­ses ha­be bei ei­ner sorg­fäl­ti­gen Un­ter­su­chung in der Werk­statt durch Ein­schal­ten über­prüft wer­den müs­sen, ist zwar zu bil­li­gen. Vor ei­ner Auf­klä­rung, ob Ur­sa­che des Aus­falls – wie der Klä­ger un­ter Be­weis­an­tritt be­haup­tet – ein De­fekt der Kühl­rip­pen, der zur Er­set­zung des Ge­blä­ses nö­tig­te, oder – wo­für die Be­klag­te Be­weis an­ge­bo­ten hat – ein leicht be­heb­ba­rer Wa­ckel­kon­takt war, kann aber nicht ent­schie­den wer­den, ob es sich nicht um ei­ne nur ganz ge­ring­fü­gi­ge Ab­wei­chung von der Zu­si­che­rung han­del­te, die ein Wan­de­lungs­recht des Klä­gers und ei­nen ge­gen die Be­klag­te ge­rich­te­ten Scha­dens­er­satz­an­spruch nicht recht­fer­ti­gen könn­te (vgl. da­zu z. B. RGRK-BGB/Mez­ger, 12. Aufl., § 459 Rn. 25 m. w. Nachw.).

c) Auch die Un­dich­tig­kei­ten der Fahr­zeug­ka­ros­se­rie kön­nen auf­grund der bis­her ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen nicht Grund­la­ge des gel­tend ge­mach­ten An­spruchs sein. Der Klä­ger hat schrift­sätz­lich vor­ge­tra­gen, es sei Was­ser durch den Bo­den in den Fahr­gast­raum ein­ge­drun­gen. Der Sach­ver­stän­di­ge ist dem­ge­gen­über – oh­ne Grund­la­ge in den Ak­ten und oh­ne Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs – von ei­nem Was­ser­ein­tritt durch die Tür- und Fens­ter­öff­nun­gen aus­ge­gan­gen. Oh­ne nä­he­re Auf­klä­rung lässt sich nicht be­ur­tei­len, ob ins Au­ge fal­len­de Un­dich­tig­kei­ten des Fahr­zeug­bo­dens oder op­tisch mög­li­cher­wei­se auch bei ei­ner sach­ge­mä­ßen Werk­statt­prü­fung nicht leicht er­kenn­ba­re, al­ters­be­ding­te Ris­se in den Gum­mi­dich­tun­gen der Tü­ren und Fens­ter – die auch nach An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts erst An­lass für ein Durch­füh­ren des Wa­gens durch ei­ne Wasch­stra­ße hät­ten ge­ben kön­nen – die Ur­sa­che des Was­ser­ein­tritts wa­ren. Dies kann be­reits für den er­for­der­li­chen Um­fang der Über­prü­fung und mit­hin die Fra­ge des Feh­lens ei­ner zu­ge­si­cher­ten Ei­gen­schaft, muss aber zu­min­dest für die Fest­stel­lung ei­ner Arg­list der Be­klag­ten Be­deu­tung ha­ben.

III. Nach al­lem konn­te das an­ge­foch­te­ne Ur­teil kei­nen Be­stand ha­ben. Da es – auch hin­sicht­lich der Be­grün­det­heit der Wi­der­kla­ge, die von der Be­rech­ti­gung des Wan­de­lungs­be­geh­rens ab­hängt – wei­te­rer Sach­auf­klä­rung und Be­weis­er­he­bung be­darf, war der Rechts­streit an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 565 I ZPO).

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